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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Die kalte Stunde vor dem Morgengrauen

von Teekon

Friedliche Dunkelheit. Die Stille einer kalten Nacht im Spätherbst lag über dem Dorf im langen, schmalen Tal von Hogwarts, und der See dampfte von aufsteigendem Wasser. Dünne Nebelschwaden zogen in fast unbewegter Luft über eine windstille Landschaft, sammelten sich zu weißer Suppe aus sichtbaren Tropfen in den Senken, sickerten aus den schroffen Felsklammen und deckten das taufeuchte Gras zu. Netze aus Spinnweben in den verwelkenden Sträuchern und Büschen glitzerten wie Diamanten, wie dicke, kostbare Perlen daran die niedergeschlagene Feuchtigkeit.

Die Wälder ringsherum standen schweigend da, genau so ruhig und starr, wo keine Brise auch nur sacht über die Hänge der steil aufragenden Berge wehte. Wie eine Mauer aus lebenden Bäumen ragten sie auf, das Unterholz und der von traurig braunem Blattwerk bedeckte Boden verborgen in ihren tiefen Schatten, nicht zu ergründen für Menschenaugen. Die Wiesen davor, zwischen dem Rand des Bruchs zu den Bahngleisen und den ersten Häusern des Dorfes, waren übersät mit den Überresten eines ausgiebigen Novemberregens. Verdorrt und nun nass ganze Büschel von ungeschnittenen Kolben, die Straßen und Pfade schlammig und mit glänzenden Steinen durchsetzt, die Pfützen wie ausgeworfene Spiegelsplitter darüber verteilt.

Die Fenster dunkel und verhangen, kein Licht mehr hinter den Gardinen, schliefen die Bewohner von Hogsmeade zufrieden und in aller Ruhe. Ihre Häuser, eines neben dem anderen, standen wie geformte Steine am Straßenrand, die Laternen erloschen, und dennoch die Welt in zartes Grau und sattes Dunkelblau getaucht, Töne und Abstufungen dieser Farben von silbrig schimmernd bis tiefschwarz verschluckend unter wolkenlosem Himmel. Nur der Mond zog langsam und bedächtig seine Bahn, von Gipfel zu Gipfel, von Ost nach West, bis er in der kalten Stunde des Morgengrauens dort vorne über den Rand der Welt rutschen und seine magische Kraft mit sich nehmen würde.

Jetzt aber, jetzt regierte er noch, nicht nur das Firmament, nicht nur den dunklen Samtteppich der Nacht voller blinkender Sterne da oben. Dem Planeten so nah war er groß und strahlend heute Nacht, unberührt von den Verschmutzungen der Großstädte im Süden, und deshalb klar und weiß wie frisch gefallener Schnee, seine Krater und Täler mit bloßem Auge sichtbar. Eine Aura trug er bei sich, genau so rund und voll und satt wie er selbst heute schien, sich nicht hinter der Erdkugel versteckend, und so schön er auch war, so mächtig war doch auch sein Zugriff. Vollmond. Der erste nach Samhein.

Doch Hogsmeade lag in himmlischem Frieden. Der heraufziehende Winter brachte kühle Luft und ersten, zaghaften Bodenfrost, aber noch waren die Wiesen frei und die Weiden offen. Rundherum um das hübsche Dorf, nur errichtet eigentlich zur Unterhaltung und Bewirtschaftung der Schule, erhoben sich niedrige Hecken und gepflegte Zäune auf sanften Hügeln, die mehr und mehr aufschwangen zu den Bergen, die das Tal begrenzten. Der Bach schnitt durch sie hindurch, am unteren Ufer des Sees wieder hervortretend und in langen, ausladenden Schleifen südlich an den Außenmauern entlang plätschernd. Recht tief, in einen Graben gezwängt jedoch, wurde er still und murmelte erst nur noch, bevor seine Stimme gänzlich versiegte, bis er irgendwo weit unterhalb wieder in die Freiheit durfte.

Hier, am Ende des Dorfes, gurgelte nur hin und wieder das glitzernd ruhige Wasser an vergilbten Grassoden vorbei, und die friedliche Nachtruhe wurde nur durch das leise Klingen der Glöckchen unterbrochen. Der kleine Corral hinter dem Hog's Head, ein halb schlammiger, halb von weit herunter gefressenem Rasen bedeckter Auslauf eigentlich nur, duckte sich unter das vorspringende Dach des Stalls, und die Türen standen offen. Nicht kalt genug, um die Tiere schon einzusperren, nicht gut für sie. Solange es noch ging, sollten sie die Möglichkeit haben, ihre Nacht unter dem Sternenzelt zu verbringen.

Ein Schaf blökte leise, wie sich der größte Ziegenbock daran vorbei schob mit stolz erhobenem Haupt, den Gamsbart steif vom Kinn abstehend, und es machte ein paar unbeholfene Schritte über den dunklen Matsch hinweg, um ihm auszuweichen. Vier waren es, vier Auen und sechs Ziegen, die der Wirt sich hier hielt, nicht um sie zu essen, sondern aus reiner Freude. Hübsche Tiere eigentlich, besonders die Schafe, und dennoch ein immer wiederkehrender Quell allgemeiner Belustigung. Dem konnte man sich nicht entziehen. Es ging einfach nicht. Schon gar nicht in einer solchen Nacht.

Keine der Schnucken bemerkte die Veränderung in der Luft, wohlbehütet wie sie waren, und clever wie sich die Meute verhielt. Gegen den Wind, ja, denn auch wenn Mensch es nicht spürte, auch wenn Blatt am Baum nicht raschelte, er war immer da, der feine Luftzug, der einer guten Nase zutrug, was ringsherum geschah. Vorsichtig, langsam jetzt, sonst würde man alles verderben. Die grau tingierte Schnauze schob sich zuerst heraus aus dem Dickicht des angrenzenden Waldes, und ein leises, sorgsames Schnuppern blähte die Nüstern, ehe das listige Aufblitzen von mitisgrünen, mit Silber durchwebten Augen verriet, das alles wunderbar vonstatten ging.

Augenblicklich erschien der plumpere, kürzere Schädel eines riesigen schwarzen Hundes daneben, die Zunge ungeduldig heraus hängend und ein leichtes Hecheln der Aufregung kaum zu unterdrücken. Und dennoch blieb er still dabei, präsentierte die Lefzen und legte die Ohren an. Ein Seitenblick zu dem massigen Wolf mit dem hohen Rist, gekrönt von einem abstehenden Kamm aus Haar, genügte, und die beiden Verwandten schenkten einander ein Grinsen, das jedem Menschen gesagt hätte: Das hier sind keine Tiere.

Wörtliche Kommunikation war überflüssig in einem so eingespielten Team. Der Hirsch im Schatten, sich ob seiner Größe im Hintergrund haltend, scharrte sacht mit den Hufen im aufgewühlten Waldboden, und die winzige Ratte stob von seinem Geweih herunter und hüpfte auf den breiten Rücken des Wolfes. Ein merkwürdiger Anblick, doch so vertraut für diese Vier hier, dass das Raubtier nicht einmal in Überraschung zusammen zuckte. Mit einer rollenden Bewegung der Wirbelsäule forderte er den Nager auf, sich einen sicheren Platz zu suchen. Dann los!

Gemeinsam traten Hund und Wolf aus dem Unterholz hervor, ihrer Art entsprechend geduckt, die ganze Körperhaltung angepasst auf die bevorstehende Jagd, und sie schlichen durch die Nacht. Die Vorhut bildend, durchquerten sie ein Feld aus verblühten und welk herabhängenden Sonnenblumen, sorgsam darauf bedacht, so wenig Geräusch wie möglich zu verursachen, und erst am äußersten Rand des kleinen Gartens hielten sie wieder inne. Ein letzter Blick, ein Zwinkern, das Zeichen zum Handeln.

Flinker als flink sprang die Ratte über den Kopf der Bestie nach vorn, rutschte auf ihrem Hintern über die Schnauze, was ihn fast hätte niesen lassen und den Hund daneben zu einem heiseren Kichern veranlasste. Entschuldigend piepste der Nager, zuckte regelrecht die Schultern und hangelte sich mit Hilfe seines langen Schwanzes auf die Streben des Gatterzauns. Es war nicht schwer, er hatte es bei Tageslicht ausprobiert. Und während er mit seinen kleinen Fingerchen und Zehen über das Holz tapste, teilten sich die anderen beiden auf, der Hirsch nun dicht hinter ihnen in den hoch aufgeschossenen Blumen verborgen.

Der eine von links, der andere von rechts, bewegten sie sich auf Samtpfoten durch den Schlamm um den niedrigen Zaun herum, immer vorsichtig die Tiere darin im Blick, um sich ja nicht vorzeitig zu verraten. Die Herzen klopften so ungeduldig und aufgeregt wie die der Jungen, in denen sie sonst steckten, dabei, und sie konnten es kaum abwarten. Nicht mehr lange jetzt. Wurmschwanz würde schon dafür sorgen, dass sein Teil der Aufgabe erfüllt würde, und dann husch husch und nichts wie weg zurück auf Krones lange Enden, bevor das Theater richtig anfing!

Ein Quietschen, das Ohr des Wolfes stellte sich auf und rutschte automatisch in entsprechende Richtung, um besser hören und genauer lokalisieren zu können, und dann klapperte und klackte es, und das Gatter, das die Ziegen und Schafe vor der Nacht da draußen bewahrte, schwang der Schwerkraft entgegen nach innen auf. Perfekt! Im ersten Moment schienen nicht einmal die wachen Tiere zu begreifen, was da ein so komisches Knacken verursachte, wie das Tor mit dem langen Querbalken gegen die Latten des Zaunes fiel, und ihrer Natur folgend, hoben sie nur mit leisem, fast fragendem Mäh die Köpfe.

Nanu. Das war aber ungewöhnlich. Das Gatter offen, kein Herr weit und breit. Der Ziegenbock, der Stolz der ganzen Herde, traute sich als erster vor, stolzierte mit verhaltenem Tritt auf das Wunder zu und schnupperte vorsichtig am Holz. Die Ratte war längst fort, die den Riegel angehoben und aus dem Sockel gezogen hatte. Höchst seltsam, ganz außerordentlich merkwürdig. Die quer gestellten Pupillen des Tieres weiteten sich noch etwas mehr, als wolle es sich die weite, freie Welt da draußen betrachten. Ach nee, lieber hier bleiben, in angestammten Gefilden. Das war sicherer.

Damit hatten sie gerechnet. Und darauf hatten sie sogar gehofft. Denn es machte ihren Job so viel spaßiger und witziger, und sie hätten frohlockend in die Hände geklatscht, wenn diese Hände nicht gerade riesige Pfoten gewesen wären. Ein unglaublicher Lärm hob an hinter dem langen, zweiflügligen Haus, in dem die Kneipe untergebracht war, und der Instinkt eines jeden Schafes schrie nur eins, sobald das langgezogene Heulen und das scharfe, bissige Bellen einsetzten: Wölfe!

Panik brach aus. In blankem Entsetzen und Todesangst blökten und meckerten Schafe und Ziegen, die Augen aufgerissen, und sie rannten kopflos davon, dankbar über das mit einem Mal so passend geöffnete Tor, das ihnen nun, wo vom Stall und vom Hof her der Feind zu kommen schien, so verheißungsvoll offen stand. Im gleichen Moment sprangen in den Fenstern der nächststehenden Gebäude die Lichter an, und Vorhänge wurden zurückgezogen. Eine Tür donnerte lautstark auf, und während die ganze Herde davon stob, ihre Verfolger dicht auf den Fersen, erschien Aberforth, der Wirt, in bunt karierten Pantoffeln und einem langen, weiß-blau gestreiften Nachthemd auf den Stufen seines Hauses.

„Was geht hier vor?“ schrie er heraus, hielt sich mit einer Hand die Zipfelmütze mit der ausgefransten Quaste fest, die ihm vor lauter Schreck in die Augen gerutscht war. Das graue, so kräftig krause Haar wölbte sich darunter hervor, und vor lauter Aufregung stolperte er die niedrigen hölzernen Stufen hinunter und auf den gekiesten Hof. Seine Tiere! Die Schafe! Die Ziegen! Sie rannten weg! Mitten in der Nacht, bei Vollmond, in unmittelbarer Nähe zum Verbotenen Wald! „Merlin!“ konnte er nur ausrufen, machte es nur noch schlimmer, indem er mit dem winzigen Kerzenhalter in heftiger Erregung hin und her schwankte.

Trotz des Vollmondes war es viel zu dunkel, um irgendetwas zu erkennen, und auch wenn das markerschütternde Heulen, das Wehklagen der Geister aus der Hütte, nun endlich verstummt war, so hatte doch dieses Geräusch, zusammen mit dem Bellen eines riesigen Hundes, die ganze Nachbarschaft geweckt. Nicht nur Zauberer und Hexen, die nun neugierig an den Fenstern und in den Haustüren erschienen, sondern vor allem ihre eigenen Vierbeiner, und der ohrenbetäubende Lärm von kläffenden Kötern erschütterte das Dorf und trieb die Schafe nur weiter fort. „Nein! Hiergeblieben!“ brüllte der Wirt, und er war sich kaum sicher, ob er seine Viecher meinte, oder mehr den Taugenichts, der es gewagt hatte, das Gatter zu öffnen.

Die Puschen wurden ihm zum Verhängnis. Sich den Bart ansengend mit der unruhigen Kerze, eierte Aberforth quer über den Hof, schnaufte schon nach den ersten Yards den steilen Hügel hinauf, der sich hinter seinem Haus erhob und das Dorf auf dieser Seite abschloss. Matsch und aufgewühlter Boden, und er erwischte mit dem schlackernden Pantoffel einen hervorstehenden Stein im unbefestigten Weg, machte einen uneleganten Hüpfer darüber hinweg und schlug der Länge nach hin, dass es nur so spritzte. Wenigstens löschte das die glimmende Spitze seines Bartes, aber seine Tiere zurückhalten, oder zumindest einen kurzen Blick auf die Übeltäter werfen, konnte er so nicht.

Und während die Nachbarn heraus stürzten, um dem armen alten Zausel auf die Füße zu helfen, rannten der Wolf, der Hund und der Hirsch hinter den Schafen her, die immer noch in heller Aufruhr mit klingenden, singenden Glöckchen um die dicken Hälse, auf ihren kurzen Beinchen über die Wiesen wabbelten, sich in alle Himmelsrichtungen zerstreuten und schließlich aus dem Blickfeld fielen. Ganz Hogsmeade glühte nun in einer Schlange aus aneinander gereihten Fenstern voller Licht, und sogar im Postamt huhten und rumorten die vielen hundert Eulen unzufrieden und mürrisch über einen solchen Radau zu so später Stunde.

Sie liefen einfach weiter, ohne anzuhalten, die Ratte schon vor Lachen zusammen gerollt im bequemsten Teil des Geweihs, hielt sich dort mit dem Schwanz fest und kraulte sich selbst das fusslig behaarte Bäuchlein. Nur fort jetzt, bevor der Mond hinter den Bergen versank, nur schnell zurück in ihr kleines, geheimes und wunderbares Versteck, wo niemand sie suchen oder vermuten würde, und wo keiner sich hintraute. Madame Rosmerta mit ihrer Kodderschnauze blökte fast genau so wie die Schafe, wie sie da mit hoch erhobenem Besen aus ihrem Haus stürzte, sich den Rock festhielt und die Straße hinauf stampfte, um sich dem Tumult anzuschließen, und das gab ihnen freie Bahn und eröffnete eine Abkürzung.

Wie Kinder rasselten sie ineinander an der Ecke des 3 Besen, warteten ab, keuchend, nach Atem ringend, bis die Wirtin in der Dunkelheit verschwunden war, um einer nach dem anderen, unter größter Vorsicht, den Hauptweg von Hogsmeade zu überqueren. Der Wolf voran, mit einem einzigen Satz seines sehnigen Körpers, sprang in die Büsche und raschelte durch das Dickicht davon, um Platz zu schaffen für den Nächsten. Tatze folgte nach einem kurzen Kontrollblick, dass auch niemand mehr in diesem Teil des Dorfes unterwegs war, und schon war er bei ihm und duckte sich in die Nacht. Zuletzt Krone, Wurmschwanz auf seinen Ästen balancierend, galoppierte gestreckt davon, und auf der anderen Seite wieder vereint, brachten sie die letzte Etappe hinter sich.

Die Tür war nur angelehnt, wie sie immer zurück gelassen wurde, der Vorplatz mit all seinem überwuchernden Unkraut leer. Selbst Vögel und Eichhörnchen trauten sich nicht so nah heran an die Heulende Hütte, doch der schwarze Hund stopfte ein Pfote zwischen Rahmen und Blatt und stemmte den Eingang auf, um mit seiner schlanken, wendigen Gestalt gleich im Flur zu verschwinden. Die Hufe des Hirsches dröhnten richtig auf den Dielen der schäbigen Ruine, während die flauschigen Pranken des Wolfes nur ein winziges, klickendes Ticken verursachten. Nicht mehr lange jetzt, er konnte es schon fühlen, stolperte fast über die eigenen langen Läufe und winselte unfreiwillig, doch es ging in all dem Lärm der Heimkehr unter.

Sie liefen durch bis in den großen, zerstörten Raum mit dem eisernen Schrank darin, ohne großartig zu warten oder zu feiern, das konnten sie viel besser, wenn sie alle wieder zu lachen und zu gröhlen und zu sprechen in der Lage waren, und auch wenn der Hund eine Art heiseres Kichern von sich gab und die Ratte quietschte und quiekste, so war der Hirsch zu einer derartigen Äußerung nicht fähig, und der Wolf verspürte längst die aufziehende Qual seines Endes.

Ein Lager hatten sie in der einen Ecke, die nicht voller Löcher in den Brettern war, wo der Wind nicht so zog und die sanfte Wärme eines nun verloschenen Feuerchens sich noch hielt. Alle Vorhänge, Gardinen, zerrissenen Decken und Teppiche waren hier zusammen gelegt, polsterten den Boden aus und bildeten einen halbwegs trockenen und isolierenden Untergrund, und wie gewohnt, wie es am praktischsten war, ließ Krone sich zuerst nieder.

Auffordernd, mit der Schnauze schiebend, schubste der Hund den zitternden, jaulenden Wolf voran, dass er sich an und gegen den vom Laufen aufgeheizten Körper des Hirsches lehne, und mehr durch diese Geste als durch eigenen Antrieb, brachen ihm die Gelenke ein und er kam dem nach. Zwischen sich nahmen sie ihn, wärmten ihn, schirmten ihn ab, besonders auch vor sich selbst und einander, während die riesige Kreatur in Krämpfen schon die Augen schloss.

Ob es leichter war in diese Richtung? Weniger schmerzhaft, besser zu ertragen? Sie wussten es nicht, konnten es nicht festmachen, denn noch immer stahl er sich dafür davon, verschanzte sich oben im Schlafraum, um zum Wolf zu werden. Nur dieses Bild kannten sie, und dennoch konnten sie es jedes Mal kaum aushalten. Tatze heulte nun selbst, auch wenn er nicht wollte, wie er das Beben des Brustkorbs unter sich spürte. Nicht mehr zusammen geschoben zum Körper eines Kindes musste die lange Wirbelsäule des Monsters werden, wo er nun selbst so groß geworden war. Das schien die ganze Prozedur zu verkürzen, wie die Pfoten sofort begannen, die einzelnen Zehen abzuspreizen, anzuziehen und wieder auseinander zu biegen.

Die Krallen zogen sich zurück unter die Haut, wie das Fell ebenso sich nach innen wandte, und das winselnde Quietschen des Wolfes überschlug sich bereits in Rückkehr zum heiseren, menschlichen Bariton des Remus Lupin. Wie ein Mann nur so unversehrt und heil aus dieser Wandlung herauskommen konnte, das würde ihnen immer ein Rätsel bleiben. Die Finger sprossen aus den Tatzen, das nächste Aufbiegen offenbarte langgliedrige Hände, über die sofort der Schweiß des Leidens floss, und verborgen zwischen seinen Freunden bäumte er sich ein letztes Mal auf. Und dann lag er still. Keuchte. Atmete. Vorbei.

Keiner von ihnen rührte sich, solange er es nicht tat. Es war wie ein Ritual, wie eingespielte Tradition, aber vielleicht auch unabdingbare Notwendigkeit, wie Remus zuerst zaghaft die Lider öffnete und eine Hand nah vor das Gesicht hob, um sie zu drehen, zu wenden, zu sehen und zu begreifen, dass er es wieder einmal überstanden hatte, dass er wieder zum Menschen geworden war. Ungläubig fast, so als wäre das nicht selbstverständlich, knurrte er leise, doch nicht mehr grollend und drohend, sondern matt und friedlich und ganz so wie ein junger Mann. Alles gut. Zu müde, um sofort aufzustehen und zurück zum Schloss zu wanken, zu geschwächt von der Verwandlung, um sich überhaupt nur ein Hemdchen zu besorgen.

Mit einem Lächeln, zufrieden, trotz der klatschnassen Stirn und den wirr klebenden Haaren, rutschte er sich zwischen ihnen zurecht und legte eine dieser sanften, weichen Handflächen auf die kräftige Flanke des Hirsches. Wurmschwanz fiepte halb beruhigend, halb besorgt, krabbelte über Krones Rist auf ihn zu und berührte zärtlich mit winzigen Krallen seine große Nase. Remus prustete, die Augen längst wieder geschlossen, und das reichte. Nach Aufmerksamkeit jaulend, legte Tatze ihm den gutmütigen Kopf auf den Arm, ließ sich tätscheln und hechelte dankbar, bevor auch er seine Lider schloss. Noch Zeit. Ein kleines Nickerchen vor der Rückkehr und einem weiteren, halb verpennten Schultag nach Vollmond, das war noch drin.

Egal wie kalt es war, egal wie ausgelaugt und totmüde er sich fühlte, Remus „Moony“ Lupin liebte diesen Moment zwischen Schlafen und Wachen. So sollte es immer sein, immer. Für alle Zeit. Eine weitere Nacht in Gestalt des Wolfes vorüber, ein weiterer Monat nicht allein, und eine neue Missetat erfolgreich begangen. Mit diesen Gedanken im Kopf und diesem Gefühl im Herzen konnte man getrost schlafen. Auch im Angesicht eines heraufziehenden Sturms.


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Die Entschlüsselung der Namen ist gut und schön, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass dem zuviel Bedeutung beigemessen wird. Überspitzt gesagt, könnte Malfoy auch Müller-Lüdenscheid heißen, er würde aber dieselbe finstere Figur bleiben.
Klaus Fritz