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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Potztausend und Donnerwetter!

von Teekon

Das war der richtige Zeitpunkt. Der Knalleffekt. Das Feuerwerksbonbon. Jetzt oder nie.

„Verfluchte Vogelscheuche,“ brummte Sirius murrend und drückte sich umso fester gegen die Wand, als befürchte er, sich noch zu verraten in seinem eigentlich unsichtbaren Versteck. Halb unter ihm in die eigenen Knie gestützt, schnaubte James und nickte zustimmend, die Augen genau so fix auf einen Punkt irgendwo dort draußen starrend, ohne sich auch nur einmal davon abzuwenden. Gegenüber der beiden Jungs stemmte sich Peter mit seinem kurzen Rücken keuchend gegen die feuchten Steine und wischte sich über die Stirn, versuchte krampfhaft, nicht allzu laut nach Atem zu ringen. Mann, oh Mann, was ein Sprint!

Sagenhaft knapp war das gewesen, und auch wenn der Angstschweiß noch von jedem Wirbel tropfte, mussten sie trotzdem alle heiser lachen, wovon Pete endgültig auf seinen Hintern rutschte. Filch war immer noch wesentlich langsamer als sie, daran hatte sich nichts geändert, ganz im Gegenteil: Je größer sie geworden, je längere Beine sie bekommen hatten, umso schneller konnten sie vor ihm davon laufen. Aber der Nachteil an der Sache war eben der, dass sie sich nicht mehr so gut verstecken konnten. Für viele ihrer althergebrachten Unterschlupfwinkel waren sie eben einfach in ihrer Gesamtmasse zu viele, und auch unter den Tarnumhang konnten sie sich zu Viert mittlerweile nur noch mit Mühe und sehr viel Ruhe quetschen. In solchen Situationen wie dieser hier nun hatten sie dazu nicht die Gelassenheit, und schon gar nicht die Zeit.

Eine Entdeckung dieses Utensils jedoch konnten sie keinesfalls riskieren. Alleine der Gedanke daran, man könne den Mantel konfiszieren, war schon unerträglich, aber was das alles nach sich ziehen würde! Über Jahre könnte auf die Weise zurück bewiesen werden, welche Streiche, manche bloß klein und albern, manche jedoch auch riesig, fies und kostspielig obendrein, alle im Nachhinein doch auf ihr Konto gehen konnten. Alibis und Möglichkeiten waren dann vollkommen neu zu gewichten. Nein, dann lieber mal für eine Missetat ins Nachsitzen als so viel aufs Spiel zu setzen. Sogar Black hatte da Einsicht.

Und der argwöhnische Hausmeister hatte leider einen entscheidenden Vorteil ihnen gegenüber. Was seine Kenntnisse über Geheimgänge, Stolperfallen und Abkürzungen anbelangte, da konnte er mit ihnen längst nicht mehr mithalten, auch wenn er viele davon in seinen Jahren hier gefunden und ausgekundschaftet hatte. Da waren sie ihm immer noch weit voraus. Doch er kämpfte mit unfairen Mitteln. Er hatte einen Spion. Seine potthässliche Knieselmischung, Mrs. Norris, schon viel zu alt um eine gewöhnliche Katze zu sein, schlich auf ihren Samtpfoten durch die Flure und Korridore, und leider besaß sie die gleiche Boshaftigkeit und den selben Spaß an Bestrafung wie ihr Herr. Sie rannte sofort zu ihm, wenn sie auch nur den geringsten Verdacht auf üble Machenschaften hatte, und mittlerweile war Filch nicht mehr so dumm, wie eine schnaufende Dampflokomotive kurz vor der Kesselexplosion angestampft zu kommen.

Heute wäre ihnen das fast zum Verhängnis geworden, an diesem so friedlichen Vor-Halloween-Abend in der hinteren Eingangshalle von Hogwarts. Fliegende Kürbisse hatte Professor Flitwick dort angebracht, die in geisterhaft schlierenden Bahnen ihre Kreise zogen, hoch oben über den Köpfen, unerreichbar, aber gut zu sehen, mit wunderbar kunstvoll geschnitzten Fratzen, jede anders als die vorangegangene. Kleine Lichter leuchteten daran, flackernde Kerzen, und das Gemüse war so fein ausgehöhlt, dass orangener Glanz daraus hervor sickerte. Fabelhaft sahen die aus, wirklich toll, aber eigentlich langweilig, weil sich daran in keinem Jahr etwas änderte. Und deshalb waren die Rumtreiber zu dem Entschluss gekommen, dass hier dringender Handlungsbedarf bestand.

Gut war, dass Mrs. Norris nicht sprechen konnte. Also egal, was sie gesehen hatte, ihre Aktion war beendet und vollends vorbereitet worden, bevor Filch einen seiner hässlichen Füße durch die hinteren Türen der Großen Halle geschoben hatte, um sie auf frischer Tat zu ertappen. Fliegende Roben und hastende Beine, mehr dürfte er nicht erhascht haben, und auch wenn ihm vollkommen klar sein musste, wer da vor ihm davon gelaufen war: Beweisen konnte er es nicht. Solange er sie nicht doch noch erwischte. Dann allerdings wäre die so hervorragende Idee und die damit verbundene, schweißtreibende Arbeit für die Katz gewesen. Im wahrsten Sinne des Wortes. „Dann zieh' ich ihr das Fell ab und mach' 'nen Klorollen-Stülper draus!“ schwor Sirius gerade mit der Hand auf der Brust, und James kicherte so leise wie er nur konnte.

Das würde nicht nötig sein (auch wenn das echt verlockend klang, dieses Mistvieh). Ganz hinten, dicht an der soliden Mauer, die eine der vielen verborgenen Nischen zwischen den Ritterrüstungen auf den Korridoren der Klassenräume nach hinten begrenzte, griff Moony einfach in die Innentasche seiner Robe, aber statt seines immer so hilfreichen schwarzen Büchleins beförderte er etwas ganz Anderes zu Tage. Nur Peter bekam es mit, weil die beiden besten Freunde ihre Nasen halb nach draußen stecken mussten, überprüfen wollten, ob dieser lästige Straßenpenner nicht mal langsam die Kurve kratzen wollte.

Eine ganze Weile schon schlich er jetzt hierhin und dorthin, immer die Flure der näheren Umgebung entlang, und solange sie nicht absolut sicher waren, dass er sich von ihnen fort, statt auf sie zu bewegte, würden sie dieses Versteck nicht verlassen können. Und das war übel. Vermutlich kannte Filch gerade diese Bucht nicht, aber wenn doch? Es gab kein Entkommen von hier, außer die Flucht nach vorn.

Das Rascheln von Pergament aus Moonys Ecke ließ nun nicht nur Peter fest die Stirn runzeln. Auch James hörte es, während sein bester Freund noch murmelnd irgendwelche Verwünschungen aussprach (allerdings ohne Zauberstab) und angestrengt das winzige Stückchen der Kreuzung einsah, das direkt vor ihnen und damit mitten im Weg zum Heil lag. Dort hinüber und dann in den schmalen Wendelgang, der sich im Inneren der Türme nach oben schraubte, dort quasi in Sicherheit, auch wenn Filch ihn kannte und ihnen dorthin folgen konnte. Die Windungen waren so eng, dass der Blick schon nach gut drei Yards völlig verbaut war, und das steile Auf der Treppen würde ihm den Rest geben. Nur bis dorthin!

Im Augenwinkel bemerkte James, wie angestrengt Pettigrew die Brauen ineinander schob und mit offenem Mund in die dunkelste Ecke ihres kleinen Unterschlupfs stierte. Ein bisschen bleich sah er aus, obwohl seine Wangen noch immer glühten von dem eiligen Lauf, den sie da hatten hinlegen müssen, und das fesselte seine Aufmerksamkeit mehr als die würgenden Bewegungen von Sirius' übereinander gelegten Händen. Was war denn da los? Immer noch in die Knie gestützt, schwang Potter mit dem ganzen Oberkörper herum, dass er auf einer Fußaußenkante stehen musste, um Peter besser anschauen zu können.

Keine fünf Sekunden brauchte er, um zu begreifen, und sich noch weiter herum drehend, schielte er über seine eigene Schulter hinweg, bevor auch zwischen seinem Haaransatz und den Augen lange Furchen aus horizontalen Falten der Überraschung erschienen. Remus hatte da was in den Händen. Es war stockdunkel da hinten, keine Lampe angebracht in der wirklich nur sehr flachen Nische, und trotzdem konnte er recht gut erkennen, was er da zwischen den Fingern ausbreitete. Ein großer, merkwürdig geklappter Bogen aus weichem Zeichenpergament, überdimensional und definitiv nicht in handelsüblichem Format, und mit dem gezückten Zauberstab in der Hand beugte er sich darüber und murmelte etwas. Erst schien sich überhaupt nichts zu tun, bis Moony erneut leise flüsterte, dieses Mal kürzer und verständlicher: „Lumos minime.“

In dem winzigen Schein seines Zauberstabs, so klein und lichtschwach, dass Sirius vorne am Eingang schon nichts mehr davon mitbekam, schien er sich noch tiefer in das Papier zu drücken, und nur noch sein braunroter Haarschopf schaute oben heraus. Überaus merkwürdig. Sich fürchterlich verrenkend, versuchte James krampfhaft, irgendwie mehr zu erhaschen, heraus zu finden, was zum Teufel er denn da hatte, aber Moony schien nicht besonders gewillt, sein Geheimnis gerade jetzt zu teilen. Die Brauen hinter der Oberkante des Pergaments schnellten nach oben, er berührte die Oberfläche mit dem Zauberstab und sagte so klar und deutlich und dennoch so rasch, dass man es kaum verstand, „Missetat begangen!“, bevor er hastig aufsprang. Das allerdings kriegte Sirius schon mit, und er fuhr herum, die Augen ganz groß vor Schreck. Was wurde denn das jetzt?

„Zeit, zu verschwinden!“ forderte Remus heiser und packte den immer noch am Boden gegen die Wand gedrückten Peter am Stoff seiner Robe, um ihn auf die Füße zu ziehen, oder das wenigstens vorzuhaben. Zu schwer. Pettigrew musste selbst mithelfen, und erstaunlicherweise tat er das. So eindringlich klang Lupin dabei, so bestimmt, dass er ohne zu Murren und ohne blöde Fragen einfach nur eilig nickte und sich an den rauen Steinen empor stemmte. Das nun wieder ordentlich gefaltete Riesenpergament in der Innentasche seines Überwurfs, gleich neben dem Zauberstab, verstauend, machte Remus auch in Richtung der anderen beiden eine anspornende Geste. „Na, los! Raus hier!“ scheuchte er.

Aber Potter und Black standen nur stocksteif da und starrten ihn blöd an. Der konnte das doch nicht ernst meinen. Sie konnten doch nicht einfach da raus, während Filch und sein schäbiges Knieselvieh da herumschlichen, nur darauf wartend, dass sie aus ihrem Versteck kämen! Er konnte überall in der näheren Umgebung sein, die Gänge hier so verschachtelt und miteinander verbunden, dass er hinter jeder Ecke auftauchen mochte. Und da wollte Moony sie hinaus scheuchen und so viel riskieren? Es passte nicht zu ihm. Perplex, nicht in der Lage, eine solche Seltsamkeit zu verarbeiten, blinzelte Tatze mit den langen, geschwungenen Wimpern seiner Black'schen Augen, während James offenbar jeglichen Lidreflex ausgestellt hatte. Herrje, wenn die so rumtrödelten, verpassten sie diese vielleicht einmalige Chance!

Ein bisschen genervt, gleichzeitig mit einem geschwungenen Lächeln im Mundwinkel, rollte Remus mit den Pupillen und griff nach den Nächsstehenden. Peters Oberarm und James' Schulterblatt mit flachen Händen erwischend, schüttelte er abwehrend den Kopf und schob die mit Kraft vorwärts. „Bewegt euch!“ verlangte er noch einmal, aber Potter stemmte sich so dagegen, dass er beinahe seitlich umgekippt wäre und sich halb die Knöchel verstauchte, wie er über die eigenen Schuhe stolperte, und nur ein beherzter Griff von Sirius bewahrte ihn davor. Dabei wurde Black allerdings schon ein gutes Stück aus der Nische in den Korridor geschoben, und erschrocken, fast panisch unterdrückte er ein Quietschen und schubste James in einem uneleganten Satz halbwegs wieder zurück.

„Bist du verrückt?“ presste Sirius heiser hervor, während Potter nun beinahe in Remus' Armen landete und sich ganz ehrlich wie ein Volleyball vorkam. Das gefiel ihm nicht sonderlich, aber er war zu durcheinander und das Herzklopfen noch immer zu stark, als dass er wütend hätte werden können. Sich nur irgendwie fangend, rollte er mit den Schultern, um die verrutschte Robe wieder in einigermaßen angenehmen Sitz zu bringen und dann den groß gewachsenen Lupin von unten her mit fragenden Augen durch die schmutzigen Gläser seiner Brille anzuschauen. Gute Frage! Hatte der 'nen Knall?

Ein gequetschtes Geräusch durch die Kehle schiebend und die Lippen schürzend, biss Remus sich auf die Zunge. Keine Zeit jetzt dafür. Während die hier den kleinen Aufstand probten, konnte der Hausmeister längst die Richtung wechseln oder sonst irgendwas anstellen. Sie mussten diese Möglichkeit nutzen. Die Hände zu einer flehentlichen Geste erhebend, deutete Moony nur hinter ihre Rücken. „Vertraut mir einfach, OK?“ bat er, den Mund ganz verzogen. Für wenige Augenblicke zögerten sie, doch sobald ein Blick zwischen Potter und Black getauscht war ('machen wir's!'), der eindeutig zustimmend ausfiel, seufzte Sirius und wandte sich wieder dem Ausgang zu. Die feinen Schweißperlchen auf seiner Stirn dabei hätte man fast als niedlich bezeichnen können. Remus grinste und folgte, und als der Größte von ihnen, ragte sein Kopf über allen anderen um die Ecke, wie sie dort wie die Bremer Stadtmusikanten einer auf dem anderen hockten.

Peter ganz unten schnaufte halb missmutig, halb angsterfüllt, und ihm schlotterten so sehr die Knie, dass er froh war, von James auf den Boden gedrückt zu werden. Da fiel es nicht so auf. Und die Perspektive, die war er eigentlich sehr gut gewohnt. Naja, zur Not konnte wenigstens er sich in eine Ratte verwandeln und entwischen. Aber das wäre absolut widerlich gewesen, und deshalb ließ er es sein. Mitgehangen, mitgefangen. Die Jungs würden das Gleiche für ihn tun. Derweil Potter und Black wie zwei entgegen gesetzt arbeitende Leuchttürme mit wachen Augen links und rechts die Gänge absuchten, schien Remus allerdings überhaupt keinen Wert auf vorsichtige Observation zu legen.

Erneut gab er von hinten einen gewaltigen Schubs, der darin endete, dass sie alle übereinander purzelten und in einem sehr scheußlichen und unästhetischen Haufen mit verhedderten Gliedmaßen polternd im Flur landeten. Abgesehen von Moony, der mit in die Hüften gestemmten Händen dastand und auf sie herunter schaute.

Jetzt hatte Sirius allerdings schon langsam diese dreieckige Falte über der Nasenwurzel, wie er Peters dicken Hintern energisch von sich herunter schob und sich halbwegs aufraffte. James klopfte sich schon die Robe ab und stöhnte theatralisch, weil er Blacks Ellbogen genau auf den Hinterkopf gekriegt hatte und nun gewaltig Sternchen sah. Keine Zeit zum Streiten jetzt. Sie konnten ihn auch oben im Gemeinschaftsraum noch königlich zur Sau machen, nur erstmal weg hier, bevor solcher Lärm noch Filch auf den Plan rief. Sich stumm, aber murrend und brummend aufraffend, machten die drei Unwissenden Anstalten, in Richtung Wendeltreppe davon hasten zu wollen. Aber Remus schüttelte hastig den Kopf. „Nicht da lang!“

Das war der kürzeste Weg! Wieso wollte er den langen, den offenen, den gefährlicheren Pfad nach oben wählen, wenn sie hier so leicht und einfach aus dem Blickfeld verschwinden und innerhalb weniger Minuten vor der Fetten Dame stehen konnten? Das wollte nicht in ihre Schädel hinein, aber sein Blick war so eindringlich, so sicher, dass sie ihm trotzdem folgten. Widerwillig nur, langsam und auf Zehenspitzen, und dabei so zögerlich, als würden sie jeden Moment einfach auf den Hacken herumdrehen und in die andere Richtung laufen, weg von seinem seltsam verqueren Rat heute Abend.

Aber da hörten sie es: Schlurfende Schritte, deren hohler Tritt widerhallte, wie es nur in den engen Gängen möglich war, die sich an den Außenwänden des Schlosses befanden. Kein Lehrer ging so, niemand, der Patrouille schob, abgesehen von Filch! Sofort begriffen sie mit hochrot werdenden Ohren und einem Schub Hitze in jeden Kopf, dass Moony recht gehabt hatte. Keine Ahnung wie, aber er hatte es regelrecht durch die Wand gesehen: Der Hausmeister bewegte sich leise murmelnd, regelrecht melodisch flötend, irgendwo links von ihnen in den labyrinthartig eingebauten Korridoren und konnte jederzeit aus irgendeinem dieser Löcher hinaus kommen. Da gab es nur eins: Die dreisteste Tour, rechts den Flur hinunter und ins große, offene Treppenhaus, und dort in der Mitte der Fluchten nach oben!

Niemand zögerte mehr. Mit einem letzten, ungläubigen Blick auf Remus war James der Letzte, während Peter und Sirius schon hastig lossprinteten, ein Silencio auf jedem Paar Schuhe.

Unbehelligt, schnell und einfach gelangten sie in die hohen Türme, die sich sieben Stockwerke über ihnen erhoben, und das leise Rumpeln irgendwo dort oben war beinahe beruhigend. Keine Spur von Filch, und während Sirius mit starken Armen den dicklichen Peter anschob, damit er rascher vorwärts kam, und der Pummel schnaufte und keuchte wie ein rostiges Dampfschiff bei dem Versuch, die Titanic zu heben, musste Potter einfach innehalten. Selbst schon nach Atem ringend, hielt er sich an Remus' Schulter fest und schaute ihn mit glitzernden Hornhäuten von schräg unten an.

„Woher hast du das gewusst?“ fragte er, seine Brust heftig hebend und senkend, aber Moony ließ sich nicht in die Karten gucken. Noch nicht. Zwinkernd nur klopfte er ihm auf den unteren Rücken und forderte den Jüngsten damit zum Weitereilen auf. „Oben,“ vertagte er. „Nicht hier.“ Das schelmische Leuchten in seinen Augen reichte aus, um einen interessanten Abend zu versprechen, und James nickte zustimmend und folgte den Zimmergenossen auf die erste Treppenflucht. Rasch jetzt, und leise, genau darauf achtend, dass man von unten ihre Hände und die langen Ärmel der Roben nicht sehen konnte, zogen sie sich mehr auf allen Vieren Stufe für Stufe nach oben bis in den letzten Stock unter der gläsernen Kuppel zwischen den spitzen Türmchen von Ravenclaw und Gryffindor. Zwischen den Geländerstreben hindurch überprüfte der zuerst oben angekommene Sirius, ob auch wirklich niemand auf den Gängen zu sehen war, bevor sie in weiterhin geduckter Haltung über die letzten Yards auf die Fette Dame zu eilten.

In Sicherheit schon im abgedunkelten Gemeinschaftsraum, und dennoch blieben sie nicht stehen. Weder Sirius noch Peter mussten diesen kurzen Wortwechsel zwischen dem Ältesten und dem Brillenträger mitgekriegt haben, um genau so Antworten erhalten zu wollen. Und eins jedenfalls war vollkommen klar: Was immer Moony da wieder fabriziert hatte, er würde ihnen die Geheimnisse sicher nicht auf diesem Terrain präsentieren. Das hier war zwar Gryffindor'scher Heimatgrund, aber manche Dinge behielt man eben auch unter Hauskameraden für sich. Also nichts wie im Slalom durch die vielen herumstehenden Sessel geflitzt und in den schmalen Aufgang zu ihrem Schlafsaal, die engen Stufen hinauf und durch die schwere Eichentür. Erst, als das Schloss klackend einrastete, fühlten sie sich sicher genug, um einer nach dem anderen in nervöses, aber zufriedenes Gekicher auszubrechen.

Erleichtert aufjaulend, ließ Black sich hintenrüber zwischen den unteren Pfosten des Gestells hindurch auf sein Bett fallen und breitete einen Arm über die schwitzige Stirn, und augenblicklich wurde aus Gibbeln lauteres Lachen. Remus lehnte in voller Länge an der Tür, die Klinke noch in der Hand, als wolle er sicher gehen, dass niemand sie plötzlich herunter drückte und in den Raum stürmte, und dabei hatte er den Hals überstreckt und schielte über seine imposante Nase hinweg auf jeden seiner Freunde herab, während Peter halb zusammengebrochen auf dem Boden hockte und mit vor Anstrengung glühendem Gesicht beide Arme auf die Matratze vor sich gelegt hatte. James stützte sich, ganz der durchtrainierte Quidditch-Kapitän, in die Knie, den Kopf erhoben, um sie ebenfalls alle beobachten zu können, und dabei rollte ihm ein Tropfen außen über die Gläser. Oh Mann! Was für eine Aktion – wieder mal!

Das wäre aber auch zu schade gewesen, wenn Filch ihnen diesen Streich versaut hätte! OK, OK, mochte sein, dass die meisten von ihnen sich haarscharf auf die Volljährigkeit zu bewegten, abgesehen von Remus, der schon volle Verantwortung für seinen Blödsinn zu tragen hatte (und seitdem erst recht ein unglaubliches Geschick darin besaß, eben nicht erwischt zu werden). Aber trotzdem: Jeder, der morgen unter einer dieser fliegenden Kürbislaternen stehen blieb oder auch nur Millisekunden zu lange darunter verharrte, würde mit Sicherheit tagelang keinen Sitznachbarn mehr haben! Die Ladung Stinkbomben hatte sowieso dringend mal weg gemusst, bevor deren Haltbarkeit noch ablief und sie dann hier oben hochgingen. Nein, das wäre wirklich nicht schön gewesen. So waren sie viel besser angelegt!

Sich beruhigend, seufzte Potter schon wieder glücklich, schüttelte den Kopf und plumpste auf die äußerste Kante seines Bettes, bevor er sich fest auf den Oberschenkel schlug, dass es klatschte. „So, Moony-Maus!“ gab er ihm den ekligsten Spitznamen, den er sich vorstellen konnte, provozierte damit ein röhrendes Geräusch der Ablehnung von Seiten des Ältesten und zwei quieksende Gröhler der anderen beiden Jungs. „Und jetzt raus damit!“ Eine winkende Hand ausgestreckt, unterdrückte James das Lachen, so gut er konnte, um auf jeden Fall fürchterlich ernst und fordernd zu wirken, aber erstens klappte das nicht wirklich und zweitens war es nicht notwendig. Es war der richtige Zeitpunkt gewesen. Und Remus wollte es jetzt machen.

Peter rutschte einfach auf seinem Hintern herum und lehnte sich rücklings gegen den Pfosten, an dem er saß, winkelte die Knie an und legte seine abgeknickten Hände darauf ab, nicht ohne sich noch einmal die patschnassen Fusselhaare aus der Stirn zu wischen. Er wollte sich echt grad nicht sehen, und die Robe ausziehen am besten auch nicht. Da konnte man ja nur überall Schweißflecken auf dem Hemd haben. Pfui! Sich leicht schüttelnd, kämpfte er mit einer Gänsehaut, die sich umso unangenehmer anfühlte, weil er so aufgeheizt war. Die Arme hinter dem Kopf verschränkend, fletzte Sirius sich breitbeinig auf seine eigene Matratze, hob mithilfe der Bauchmuskeln das Kinn und quetschte in dieser Position ein „aber hopp hopp!“ aus der Kehle.

Er wollte das richtig zelebrieren. So lange hatte er daran gearbeitet, so viele Mühen hatte es gekostet, viel frustranere Arbeit manchmal als die Recherche und die Heimlichkeiten für den Animagus-Zauber. Die Sprüche zusammen zu suchen, das Stöbern in schlecht zu entziffernden und staubigen Büchern, immer insgeheim und verstohlen unter irgendwelchen erlogenen Deckmäntelchen, das war schon nicht ganz angenehm gewesen. Und überhaupt, das Zeichnen, Ewigkeiten und oft korrigiert, und das direkt unter ihren Augen und gleichzeitig ganz allein. Da konnte man schon stolz drauf sein. Und dann klatschte man das nicht einfach so hin. Keine Ahnung, wieso, aber ein diebisches, unsagbar schönes Leuchten stahl sich in sein Herz und strahlte aus den Augen heraus, wie Remus zu grinsen begann und in seine Innentasche griff.

Wie in irgendeiner beknackten Werbesendung im Muggelfernsehen beförderte er den dicken Packen ineinander gefaltenen Pergaments hervor und spreizte den einen Arm so weit ab, dass auch jeder von ihnen sehen konnte, was er da hatte. „Yay!“ gähnte Sirius gespielt enthusiastisch und erntete dafür einen vernichtenden Blick von Moony, den er geflissentlich ignorierte. „Papyrus gibt’s schon 'ne ganze Weile,“ fügte Black an und streckte ihm die Zunge raus, was nur dazu führte, dass Remus sich mehr den interessierteren Parteien zuwandte. „Was Sie hier sehen, meine Herren,“ fing er mit hoch nasaler Stimme an und präsentierte die vollkommen leere Oberfläche, „ist der Schlüssel zum Erfolg eines jeden anständigen Tunichtguts!“

Sirius grunzte unbefriedigt, während Peter mit großen Augen und offenem Mund aussah, als habe er drei fette Os im Gesicht, und James runzelte die Stirn und beugte sich im Sitzen nach vorne. Mit auf den Schenkeln abgestützten Ellbogen drehte er beide Hände um die Gelenke. „Was kann das Ding, was wir nicht schon sowieso hinkriegen?“ erinnerte er daran, dass die vier Rumtreiber die letzten fünf Jahre hervorragend überstanden hatten ohne dieses immer noch nicht erklärte Hilfsmittel, und dass sie nicht gerade wenig Mist gebaut hatten in dieser ganzen Zeit. Remus ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil. Verzückt beinahe quietschte er und duckte den Kopf zwischen die eigenen Schultern, wie er mit geschürzten Lippen den einen mahnenden Finger hob.

„Eine äußerst berechtigte Frage, Mr. Potter!“ Immer noch machte Moony keinerlei Anstalten, dieses Papier zu entfalten. So wie es war, hielt er es in der Hand, wollte offenbar einen Anhaltspunkt nach dem anderen heraus hauen, bevor er sich dazu richtig äußerte. Der Dreckskerl. James musste trotzdem die Finger vor den Mund nehmen, als würde er sich einen nicht vorhandenen Vollbart reiben, damit das Grinsen nicht so auffiel. „Wie Ihnen sicherlich aufgefallen ist,“ wandte Remus sich wieder an alle, sogar, wenn auch höchst abweisend (oh Mann, was eine Show) mit einem Blick über die Schulter an den zweifelnden Black, „sind wir mittlerweile alle groß geworden.“ Sein Kinn deutete rasch und mitleidig in die linke untere Ecke seines Gesichtsfeldes, wo Pettigrew auf dem Boden hockte. „Zumindest die meisten von uns.“

Das brachte Sirius nun wieder zum Lachen und weckte seine Neugier, und er stemmte sich auf einen Arm und entlastete damit seinen Waschbrettbauch. Verlegen nestelnd, quiekste Peter und zuckte die Achseln, als wäre es mehr als nur ein blöder Witz gewesen und er müsse sich für seine geringe Größe entschuldigen. „Das bedeutet,“ fuhr Remus fort, „wir brauchen andere Möglichkeiten von Flucht und Tarnung.“ Wie ein Stapel Pergament dabei helfen konnte, wusste allerdings keiner von ihnen so recht. Aufmerksam jedoch hörte besonders Potter zu. Typisch für ihn. So frech und albern und bescheuert er sich (besonders in Lilys Gegenwart) gerne benahm, so viel Grips und Besonnenheit und Praktikabilität steckte doch eigentlich hinter der hohen Stirn und den wirren Haaren.

„Des weiteren hat dieses Kleinod hier Vorzüge in Sachen Aufspüren und Auskundschaften!“ pries Moony sein Werk an wie ein Hausierer, und Peter klatschte in die Hände, weil er ihn an seinen Vater erinnerte, sofern Pettigrew selbst noch zurückdenken konnte, wie Paddy seine Kessel verkauft hatte. „Man stelle sich nur einmal vor!“ Tatsächlich sah Lupin so aus, als müsse er sich ein Beispiel einfallen lassen, anhand dessen er die Funktion und den Nutzen seiner Erfindung am besten darstellen konnte, und dabei schaute eine winzige Spitze seiner Zunge zwischen den Lippen hervor, und er rollte die Augen so weit nach oben, dass man fast nur noch das Weiße erkennen konnte. Wie bekloppt das aussah! Wie doof dieser Kerl war! Sirius warf ein Kissen in seine Richtung, verfehlte ihn aber, und Remus tat, als hätte er es nicht einmal bemerkt.

Mit einer Hand die leere Luft kraulend, schmatzte Moony nur vor sich hin und spannte sie ein bisschen mehr auf die Folter, ehe er endlich loslegte. „Der Gründungsball! Und Mr. Potter hier wäre nicht zufällig aus völlig pubertären Gründen,“ er starrte ihn über den Rand einer Lesebrille an, die der von der McGonagall sehr ähnlich, aber nicht vorhanden war, „husch husch nach draußen gelaufen,“ James knurrte beleidigt und Peter lachte, während Sirius sich rücklings fallen ließ und eine Faust gen Decke richtete. „Hört hört, ein wahres Wort!“ proklamierte er dabei, aber Potter hatte jetzt nicht den Nerv, ihn dafür angemessen zu bestrafen. Er wollte jetzt endlich wissen, was es mit diesem Ding da auf sich hatte.

So als hätte Sirius gar nichts gesagt, redete Moony einfach weiter. „Er wäre niemals auf die fiese Verschwörung gestoßen, die uns am Ende eine Auszeichnung und – möge er in Frieden ruhen – Mr. Dolohov einen Grabstein bescherte.“ Wie ein Pfaff schloss er dabei für einen Moment die Augen und faltete die Hände mitsamt dem Pergament dazwischen, und während Sirius „Amen, Bruder, Amen“ murmelte und James diese Abgebrühtheit nicht fassen konnte, reckte Peter einen Arm. „Und das Schwert von Gryffindor hätte jetzt Lord Vor-dem-Ort!“ Dreiste Bengels! Aber zum Schreien komisch und so wahr! James gab seine Zurückhaltung auf und schüttelte sich in stillem Lachkrampf.

„Und das Teil da, was Du da hast, soll uns bei sowas helfen?“ fragte ausgerechnet Sirius, der eigentlich einen Spruch über einen Stapel Klopapier auf Lager gehabt hatte, aber anscheinend hatte die Erwähnung dieser scheußlichen Begebenheit nun doch den Kampfgeist geweckt. Jedenfalls rieb er sich für einen kurzen Moment die linke Schulter, auf die er bis jetzt sein ganzes Gewicht gestützt hatte, und dann raffte er sich auf, um statt dessen gegen den Bettpfosten zu lehnen. Ihn sofort wieder lieb habend, schnippste Remus in seine Richtung mit dem Finger. „Exakt! Dieses Baby hier,“ er streichelte fast liebevoll die oberste Seite und brachte damit alle zu herrlich kindischem Gekicher, „ist der Schlüssel zu immer freien Gängen und allzeit perfekter Überwachung unliebsamer Gestalten!“ Und endlich, endlich gab er dem ganzen Paket einen Schlag, der es auseinander fallen ließ, und Stück für Stück entfaltete sich – ein großes, leeres Pergament.

Stille. Absolute Stille. Und Remus schaute nur völlig unbewegt von einem zum anderen, ließ nur die Augen hin und her laufen dazu, und dabei schaute er aus, als würde er gleich platzen vor Spaß und Spannung. „Öh,“ machte James irgendwann und deutete auf die tragbare Tapete da in Moonys Hand. „Das ist ... wirklich toll!“ meinte er und rieb sich wieder das Kinn, und Sirius brachte es auf den Punkt: „Sowas nennt man illusionäre Verkennung, Remus, da ist nichts!“ Als hätte er es erwartet, knickte Lupin in die eine Richtung ein und schaute Black wie von unten her an, ein kleines, brummelndes Geräusch des Genervten dabei. „Bist du ein Zauberer oder Psychiater?“ Augenblicklich richtete Sirius sich noch mehr auf, so als wäre das ein entsetzliches Schimpfwort (was wahrscheinlich daran lag, dass er keine Ahnung hatte, was ein Psychiater war), und stemmte die Faust in die Seite, aber noch bevor er nach Luft schnappen konnte, unterbrach ihn James mit einem lauten „shht!“

Ein dankbares Lächeln fiel für ihn ab, doch das war auch schon alles. Er musste trotzdem genau so leiden wie die anderen. Und während Peters Stirn aussah wie die eines Sharpai-Hundes und er sich sinnierend an den Schnürsenkeln herum spielte, berührte Remus fast zärtlich mit dem Zauberstab die ihnen zugewandte Fläche des Pergaments und murmelte einen Spruch vor sich hin. So sehr sie ihre Ohren auch spitzten, sie verstanden kein Wort, und darüber nachzudenken blieb keine Zeit, denn vor ihren Augen sickerte Tinte aus den grobkörnigen Poren des Papiers, verschwamm und lief in vorgeformten Kanälen und Linien zusammen, bildete Buchstaben um Buchstaben und Zahl um Zahl. James fuhr so hastig auf, dass er sich den Kopf am Bettgestell stieß, und Peter sabberte beinahe auf seine Robe, während Sirius nur die Füße fest auf den Boden knallen und „Teufel auch!“ ausrufen konnte.

Noch bevor sich vollends herauskristallisiert hatte, was Remus da offenbar mit Conspecta-Inconspecta-Tinte sorgfältig und detailgenau aufgemalt hatte, begriff es jeder von ihnen. Immer wieder hatten sie gemeinsam an Einzelteilen davon gearbeitet, hatten – besonders Sirius, der ein hervorragendes räumliches Vorstellungsvermögen hatte – aus dem Gedächtnis heraus die Gänge, Korridore, Fluchten, Ebenen, Gebäudeteile gezeichnet und zusammen getragen. Und jetzt präsentierte er ihnen doch glatt eine komplette Zusammenstellung! Eine Karte von Hogwarts mit allen Geheimgängen und Nischen und Fallen und Abkürzungen! Und es sah toll aus! Einfach nur herrlich, wie sich die Wände da aus bezeichnender Schrift aneinander reihten und sich trafen, runde Türmchen und quadratische Klassenzimmer, Schlafsäle und Waschräume und die Küche, Filchs Büro, die Besenkammern, einfach alles! „Potztausend!“ fluchte Peter und schlug sich mit der Faust in die flache Hand, dass es klatschte.

Sich, so weit er konnte, vorbeugend, die Ellbogen nun fest über den Knien in die Schenkel gerammt, kniff James die Lider zusammen, um besser sehen zu können. Hatte er irgendwas auf der Brille? Oder was im Auge? Oder warum schwommen da überall kleine, wabernde Punkte auf seinen Hornhäuten herum? Moment. Das waren keine Punkte. Und er hatte auch keine ausgefallene Wimper im Blick. Sirius war schneller. Näher dran und damit besser erkennen könnend, was denn da so klitzekleine Bewegungen verursachte, schob er sich fest die Haare aus dem Gesicht und stierte mit riesenweiten Augen die immens große, mehrfach klappbare Karte an, und während Remus mit breitem Grinsen an sich und dem ausgebreiteten Pergament vor seinem Körper herunter schaute, murmelte er unzusammenhängendes Zeug:

„Kleine Menschen ... ganz viele ... Und da ist Filch, sucht immer noch ...“ Tatsächlich. Zwei Füßchen, in Tinte gezeichnet, vier daneben, Katzenpfoten, schlichen um die verschachtelten Gänge im Erdgeschoss, hierhin und dorthin, mit Namen versehen, die bei ihren Personen schwebten wie ein Schatten. Und da vorne, da taperte Albus P.W.B. Dumbledore auf und ab in seinem Büro, und Minerva McGonagall zog patrouillierend durch das Schloss, während all die vielen Füße und Zehen von schlafenden Schülerinnen und Schülern in den Schlafsälen der vier Häuser verteilt blieben. „Merlins Bart, Remus!“ rief James aus, sobald er überhaupt seine Sprache wiedergefunden hatte, und auf Knien heranrutschend, suchte Peter bereits die Karte ab und quietschte, als er fand, was er hatte sehen wollen.

Mit den kleinen Wurstfingern deutend, traute er sich nicht, das Bild zu berühren, bekam schon wieder ganz rote Bäckchen vor Aufregung. „Schaut doch mal! Das sind wir!“ kicherte er in höchsten Frequenzgefilden wie ein Ferkelchen und begann, total nervtötend auf und ab zu hüpfen. Seine Kniescheiben verursachten donnernde Geräusche davon, und Sirius musste ausholen und ihn fest schlagen, damit er nicht die darunter träumenden Siebtklässler weckte. „Lass das!“ herrschte er ihn an, konnte ihn aber nur insofern beruhigen, als dass er zumindest das Gehopse einstellte. Er konnte sich dabei zusehen auf der Karte, wie er vom Bett aufstand (das natürlich nicht einzeln eingezeichnet war) und mit schnellen, langen Schritten seiner dünnen Beine den Raum durchquerte, um besser sehen zu können, und James Potter rupfte sich entgeistert die Brille von der Nase. „Moony!“ hauchte er, konnte kaum richtig sprechen. „Wie hast du das fertig gebracht?“

„Oh, nein nein nein!“ rief Remus aus und schüttelte heftigst den Kopf, konnte nicht auch mit Gesten abwehren, weil er die vollkommen aufgeschlagene Karte festhalten musste. „Nicht ich habe das gemacht! Wir alle!“ behauptete er, aber während James verständnislos zu ihm hinauf glotzte und keinen blassen Dunst hatte, wann er jemals irgendwas an diesem Kunststück hier mitgearbeitet haben sollte, lachte Sirius nur abwesend. „Sogar bis runter zum Honigtopf!“ kreischte er vergnügt, wie er jeden einzelnen Aspekt in sich aufsaugte, die gesamte Umgebung des Schlosses auf dem Pergament entdeckte, maßstabsgetreu und voller winziger Einzelheiten. Hagrid schlief offenbar in seiner Hütte. Professor Flitwick hockte unbeweglich in seinem Büro. Euphemius Bradshagh eilte die Stufen von der Eulerei herunter. Ein paar Hauselfen wuselten flink durch den Gemeinschaftsraum von Hufflepuff. Fantastisch!

Immer noch mit bestimmter Miene ließ Moony sein Kinn abwärts deuten, um heraus zu stellen, was er meinte. „Jeder hat etwas dazu beigetragen! Ob's Zeichnungen oder Rechnungen waren,“ er schaute Black an, der das immer noch nicht mitbekam, „Recherchen in dunklen Ecken,“ Peter lächelte stolz, noch bevor Remus' Blicke ihn trafen, „oder Verwandlungszauber und Kombinationstheorie!“ Und da fiel es James wieder ein. Observito-sicubi-et-cumque, Merlin, war das lange her! Seinem Vater aus dem Kreuz geleiert hatte er diesen „Im-Auge-behalte“-Zauber, und jetzt verstand er auch, warum Remus diesen überaus komplizierten Spruch in permanente Form hatte umwandeln wollen, und wieso zum Geier er das in Verbindung hatte bringen wollen mit seinem eigenen, persönlich patentierten Movete imaginis! Ihm fiel die Kinnlade herunter, und er konnte keinen Ton mehr sagen.

Egal jetzt, ob das laut war oder nicht, Sirius klatschte lautstark in die Hände und ließ sich auf die unter dem Körper gefaltenen Beine sinken. „Das ist brillant!“ verkündete er voller Lob und konnte immer noch kaum fassen, wie ausgezeichnet genau diese Karte war, und wie hervorragend klar und deutlich die kleinen Personen darauf, voll gekennzeichnet mit ihren Namen, zu erkennen waren. Mit einem Faible für Naturwissenschaften ausgestattet, fuchtelte er heftig mit ausgestrecktem Finger herum und zeigte auf irgendeinen sich bewegenden Punkt. „Wie groß ist die Verzögerung?“ wollte er wissen, was Peter nicht verstand und sofort wieder die Brauen ineinander schob. Wie aus der Pistole geschossen, als hätte er diese Frage erwartet, strahlte Remus: „40ms!“ „Donnerwetter!“ schürzte Sirius die Lippen und nickte anerkennend. Also keinerlei Unterschied zwischen der Realität und der Abbildung. Unglaublich.

Zwar immer noch nicht ganz sicher, wovon die da gerade geredet hatten, aber selbst nicht ohne Bedarf an Informationen, stemmte Pettigrew sich etwas auf. „Und das stimmt auch echt alles so, wie man's da sieht?“ konnte er sich das nicht richtig vorstellen, dabei konnte er jeden seiner Schritte, vor und zurück, vor und zurück, nur zum Testen, deutlich erkennen. Eine Hand vom Oberrand der Zeichnung lösend, legte Remus sich die zum Schwur erhobenen Finger auf die Brust. „Die Karte lügt nie!“ behauptete er, das skeptische Grübeln auf James' Gesicht durchaus gleich bemerkend. „Das kann sie gar nicht,“ ließ er seine Brauen hüpfen, und auch wenn Potter ein Dutzend Mal merkwürdig ungläubige Geräusche von sich gab.

Dieses zuversichtliche, breite Grinsen von Moony, das an sich hätte schon überzeugend sein dürfen, denn Remus Lupin gab keine Statements ab, die nicht Hand und Fuß hatten. Und dennoch hatte James nichts dagegen, den Mechanismus, die Methodik dahinter genauestens erklärt zu bekommen. Die Geste des Umkippens und Herausträufelns aus einem winzigen Fläschchen verdeutlichte, wie er es gemacht hatte. „Vero veritas,“ murmelte Remus deutlich, aber leise. „Ein paar Tröpfchen Veritaserum ins Pergament, gut durchgezogen, und schon ...“ Weiter brauchte er das nicht auszuführen. Er hatte schon den Grundstoff dazu gezwungen, stets nur die Wahrheit zu zulassen. Endlich auch aufgeweckt, wo James schon zufrieden und beeindruckt nickte, hob Sirius stutzend den Kopf.

„Woher bei allen 13 Gamots-Druiden hast du Veritaserum?“ konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass man das entweder an irgendeiner Ecke kaufen oder andererseits, dass Remus es selbst zusammen gebrodelt haben könnte. Nein, Zaubertränke, das war nicht seine Stärke, nicht mal mit einem Outstanding in den OWLs. Verlegen lächelnd duckte Moony sich ein bisschen, warf einen gehetzten, sehr kurzen Blick über die Karte hinweg auf James, und damit war die Antwort eigentlich bereits überflüssig. „Lily hat's für mich gebraut,“ flüsterte er, legte großen Wert darauf, nicht zu hauchen, und trotzdem klappte das nicht so richtig. Die Situation rasch entschärfend, grinste Sirius. „Dann ist's ja 'ne Quintetts-Leistung!“ befand er, und dadurch keinesfalls in seinem eigenen Stolz geschmälert, streckte Peter ihm gegenüber die Zunge raus und verschränkte wichtig die Arme vor der Brust.

Natürlich starrte er. Der Name allein konnte nicht spurlos an ihm vorüber gehen. Schon gar nicht in Kombination mit Remus' Stimme. Und da waren auch winzigkleine Tränchen, die er jedoch sofort wegblinzelte. „Hat sie eine Ahnung, wozu ...?“ sagte James, brauchte nicht zuende zu führen, und den Blick konnte Moony kaum ertragen. Mann, bitte, konnte er das nicht endlich vergessen? So wie alle anderen auch? Die Lider schließend, schüttelte er hastig den Kopf. Es war nicht nötig gewesen, sie einzuweihen. Ohne Fragen zu stellen, hatte sie ihm diesen Freundschaftsdienst erwiesen. Und gerade deshalb würde er's ihr doch erzählen. Später. Nach den Jungs.

Erst einmal war Krone damit zufrieden, nickte und senkte diese durchbohrenden Augen, in denen diese Mischung aus Angst, Bitte und Anklage schwamm.

„Und dann hast du's auch noch Passwort-geschützt?“ fuhr Sirius fort und traute sich endlich, das Pergament einfach mal anzufassen. Nichts geschah, alles blieb beim Alten. Die Bilder bewegten sich oder ruhten, je nach Verfassung der Person, und die feinen Erhebungen der dick aufgetragenen Tinte fühlten sich weich und eben an unter seinen Fingern. Einfach nur grandios. Dankbar für den Themenwechsel, schürzte Remus die Lippen und nickte, jetzt beide Hände wieder an Falzstellen in der Oberkante verhakt. „Sehr richtig.“ Und mit einem Schwung zog er das ganze Werk nach oben und faltete es hastig und in enormem Tempo, bis nur noch ein überschaubarer Mittelteil übrig blieb, berührte das Papier mit der Spitze seines Zauberstabs und verwandte den bereits gehörten Spruch, der das Bild der Conspecta-Inconspecta-Tinte wieder im Pergament zerfließen ließ. „Missetat begangen!“ Ihr eigener kleiner Schlachtruf, den sie nach jedem geglückten Streich einander zuraunten oder abklatschten.

Auch die letzten Kanten knickend, schien Moony die Karte wieder verstauen zu wollen, und beinahe wären sie alle darauf reingefallen. Enttäuscht regelrecht schaute Peter zu ihm auf, ganz traurig darüber, nicht noch ein bisschen gucken oder sich zumindest davon verabschieden zu dürfen, während James sich schon rücklings auf den Hintern fallen ließ und seine Knie umarmte. Sirius grinste breit und gab ihm ein Zeichen mit dem Kinn. Da kam noch irgendwas. Remus war zu fröhlich und zu aufgeregt, seine langfingrigen Hände mit den eng zusammenstehenden mittleren Gliedern zitterten ein bisschen. „Das ist noch nicht das Beste!“ bestätigte er sie, und als wolle er ihn entschädigen, war es James, dem er das Pergament zuwarf. „Mach's auf!“

Ganz irritiert war Potter überhaupt nur so gerade in der Lage gewesen, schnell genug zu reagieren, um die Karte aufzufangen, und jetzt schaute er ihn an und schüttelte den Kopf. „Ich weiß das Passwort nicht,“ erinnerte er ihn daran, dass er ihnen den Zauber nicht genannt hatte, der die Tinte wieder zum Vorschein brachte, aber Remus machte keinerlei Anstalten, es ihm zu sagen. Statt dessen kroch nur dieses schelmisch-schiefe Grinsen in seine Züge, wie er mit wedelnder Hand darauf zeigte. „Na, mach schon, probier' es aus!“ Na toll, Ratespielchen. Halb frustriert, halb aber auch gewillt, dem Freund seinen Spaß zu lassen (immerhin hatte er das hier für sie alle zusammengestellt, und es war wirklich eine Meisterleistung, da hatte er sich das schon verdient), zückte James den eigenen Zauberstab und überlegte fieberhaft, womit man denn zum Beispiel unsichtbare Worte ans Licht bringen konnte. Klar. „Appareo,“ befahl er dem gefalteten Pergament, und wie zu Erwarten geschah gar nichts.

„Whow!“ entfuhr es James, als eben doch etwas passierte. Feine, geschwungene Buchstaben, zusammenhängendes Schriftbild, so vertraut und wohl bekannt von hundert und tausend Hausaufgaben, die er für ihn erstellt hatte. Moonys Handschrift. „Vergiss es, Potter! Zu leicht! Streng dich gefälligst etwas mehr an, du einfallsloses Faultier!“ Augenblicklich brach Sirius in heilloses Gelächter aus, der er sich auf Potters Schulter gestützt hatte, um dabei sein zu können, wenn er versagte, und Peter quietschte und warf sich auf den Rücken wie ein toter Käfer. Wie hatte er das denn gemacht? Wie kam seine Schrift da hin? Und wie seine Wortwahl? Und woher wusste die Karte, dass James mit ihr gesprochen hatte? Komplett vergessen das verdammte Veritaserum und seine Köchin, hob Krone entgeistert den Kopf und stierte Remus so voller Neugier an, dass der ebenfalls ein bisschen lachen mußte.

„Gib's mir! Gib's mir!“ bettelte Sirius, und weil er so perplex war, hatte James kaum festen Griff. Er konnte ihm die Karte einfach aus der Hand nehmen und sein Glück selbst versuchen. Einen etwas komplizierteren Prodere-Zauber probierte Black, aber während James immer noch nach Antworten Ausschau hielt, konnte er sich schon wieder auf dem Boden kringeln. „Haare schneiden, Tatze! Und besser aufpassen, das war sagenhaft schwach!“ Aufrecht daneben stehend, die Hände in den lang herunterhängenden Ärmeln seiner Robe verborgen, schüttelte sich Moony in einem begeisterten Lachkrampf. So hatte er das bisher auch noch nicht erlebt, immer allein gewesen mit seinem Werk, und es war einfach unglaublich schön, wie wunderbar das funktionierte. Er hatte einen guten Splitter erwischt, hatte sich den richtigen ausgesucht! Jetzt das selbe für die Jungs und mit den Jungs, und dann war es geschafft!

Es fiel James wie Schuppen von den Augen, wie er das las. Das war kein einfacher Animatus oder irgendeine Form von Beleidigungsfluch, nein. Das war Remus, ganz und gar, durch und durch. Ein Teil von ihm, ein echtes Stück seiner selbst. Und das konnte nur eines bedeuten: „Du hast einen Geistspan darauf gelegt?“ quetschte Potter heiser aus der Kehle. Das Nicken war so bestimmt und kam so schnell, dass er augenblicklich auflachen musste. Oh Mann! Der Sprechende Hut! Das hier war ihr eigener Sprechender Hut! Vier Gründer, vier Rumtreiber, ein Hut, eine Karte, Hogwarts für immer! Er brauchte es gar nicht auszusprechen, wie wenig er es erwarten konnte, das Gleiche zu tun, auch sich darin verewigt zu sehen, vereint mit seinen besten Freunden, ehe Remus schon den Finger hob und über Peter hinweg stiefelte zu seinem Nachtschränkchen.

Ganz durcheinander, panisch fast vor Aufregung, folgte James ihm nicht nur mit Blicken, sondern stemmte sich auf, und während Black und Pettigrew noch amüsiert mit dem Pergament kommunizierten, das ihnen nun neckische kleine Tipps gab, um auf das Passwort kommen zu können, riss Remus die oberste Schublade auf. Irgendwo zwischen seinen Socken hatte er es vergraben, das Tee-Ei, das er zu diesem Zweck präpariert hatte, und es an der kleinen, klirrenden Kette heraus ziehend, ließ er sich auf dem Bett nieder und wartete auf Potter. Der Jüngste beugte sich halb über ihn, wo er stehen geblieben war, und sobald das rote Pentagramm auf der Innenseite des kleinen Metallbehälters zum Vorschein kam, hatte er schon den Zauberstab in der Hand.

„Du zuerst?“ wollte Remus wissen, so leise, dass die anderen Zwei es gar nicht hören konnten, sowieso viel zu beschäftigt dort unten, und James nickte hastig und biss sich auf die Lippe. „Dann los!“ Und während die Karte noch ein kleines Rätsel aufgab und Peter und Sirius wie Kinder über einem Puzzle hockten, suchte James Potter den Raum nach einem großen Batzen seiner selbst ab, um ihn ein für allemal zu binden und auf ewig in einem niemals lügenden Pergament weiter zu leben. Komme was wolle.


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