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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Der Neue mal wieder

von Teekon

Die ganze Geschichte sprach sich wie ein Lauffeuer in den Gängen und Korridoren und Gemeinschaftsräumen von Hogwarts herum, noch bevor das Festessen vorüber war, und tagelang wurde darüber diskutiert, spekuliert und sogar herzhaft gelacht. Und das nicht, weil es lächerlich war, sondern einfach vollkommen offensichtlich über all die Jahre hinweg. Das Einzige, was an der Sache als absurd angesehen wurde, war die Tatsache, dass Lupin und Evans schon Stunden später wieder so taten, als wäre gar nichts gewesen.

Es nahm ihnen zwar keiner ab, immerhin waren die Gerüchte nicht gerade aus dem Nichts und urplötzlich aufgekommen, aber jede Frage in diese Richtung wurde so penetrant ignoriert, dass man ein Neglect-Phänomen vermute konnte. Trotzdem wurden sie beide rot, und das bedeutete dann wohl eher, dass sie sehr wohl mitbekamen, wie hinter ihren Rücken, aber auch mitten ins Gesicht darüber gesprochen wurde. Lily Evans hatte Remus Lupin geküsst! So richtig. Kein Schmatzer, kein Busselchen, einen richtig deftigen französischen Kuss mitten auf die Lippen. Und das vor ihrer aller Augen. Da konnte sie jetzt reden, wie sie wollte, aus dieser Falle gab es kein Entkommen mehr.

Und dennoch: Keine weiteren öffentlichen Bekenntnisse folgten. Schon am ersten Schultag waren sie wieder nichts weiter als die beiden Jahrgangsbesten, die mit ihren glatten Outstanding OWL-Zeugnissen nicht hausieren gingen, sondern fast schüchtern, als wäre es eher beschämend, mit dick gepackten Büchermappen zu ihrer Hauslehrerin stapften, um ihre NEWT-Klassen zu wählen. Auch wenn es ihr sonst niemand abnahm, hatte Lily zumindest ihren besten Freund davon überzeugen können, aus welchen Gründen sie ihn vor allen Leuten so überrumpelt hatte:

Ohne seine Hilfe wäre sie niemals so gut gewesen in Verteidigung. Und er ohne ihre Unterstützung niemals mit Bestnote aus Zaubertränke hinaus gelatscht. So war das Ganze zwar ausgesprochen peinlich, aber verständlich, und führte wenigstens untereinander nicht zu Entfremdung oder Reserviertheit.

Die einfachste Methode war tatsächlich, darüber hinweg zu gehen, jede Erwähnung zu überhören und nicht zu reagieren, und wie man es erwarten konnte, wurde es dadurch schnell langweilig. Mochte sein, dass es dem kollektiven Gedächtnis von Hogwarts nicht so rasch abhanden kommen würde, aber zumindest wuchs Gras darüber, und man beschäftigte sich bald schon mit anderen, wichtigeren und dringlicheren Aufgaben des alltäglichen Lebens. Aber so sehr Remus sich auch bemühte, seine Freunde aus der Sache heraus zu halten, so wusste er doch eines sehr genau: James würde es nicht vergessen. Nie. Egal, wie oft er es ihm erklärte, egal wie viele Male er ihm so glaubhaft wie möglich versicherte, dass dieser Kuss gar nichts, aber auch gar nichts mit seinen eigenen oder mit ihren Gefühlen zu tun hatte, und dass immer noch stimmte, was er am Valentinstag vor sieben Monaten zu ihm gesagt hatte: Da war nichts. Gar nichts.

Und weil es so sinnlos war, es zu versuchen, weil er diesen anklagenden und ungläubigen Blick voller kleiner Kindertränen nicht ertragen konnte, probierte er es gar nicht erst. Auch Potter würde sich schon darüber einkriegen, es vielleicht nie ganz aus dem Hirn streichen können, aber zumindest hinweg kommen und es in den Hintergrund schieben wie alle anderen auch, während Sirius gnädig lustige Witze riss, die so eindeutig von vollkommener Unschuld ausgingen, dass sie Remus ungemein beruhigten. Dankbar war er dem sonst so nervtötenden Black dafür. Wenigstens einer, der unbeeinflusst von irgendwelchen Emotionen im Bezug auf gerade dieses Mädchen, einen klaren Blick behielt. Jedenfalls wesentlich weniger verzerrt als James. Und auch nicht so grässlich nebelhaft wie Remus selbst.

Mit den Augen rollend, schloss er die Lider und schüttelte den ganzen Kopf, zog dabei die Schultern hoch und unterdrückte ein enormes Seufzen. Dass eine solche Kleinigkeit (klar, Kleinigkeit) so eine Lawine lostreten konnte rundherum, während die eigentlich Beteiligten so gar keine Schwierigkeiten damit hatten. OK, ja, sie hatte ihn geküsst. War eben sein erster Kuss, na und? Sowas passierte halt mal. Keine Ahnung, ob's auch ihr erster Kuss gewesen war oder nicht. Das war auch komplett egal. Weil es zwar nett und schön gewesen war, aber nicht so, wie Remus sich das vorgestellt hatte. Keine Sicherungen waren durchgebrannt und kein Übersprudeln in seiner Brust hatte ihn davon überzeugt, dass es so sein musste und ultimativ richtig war, und das wiederum verriet ihm, wie recht er immer gehabt hatte damit, sich eben nicht weiter vorzuwagen.

Die Premisse vom Abend des Gründungsballs galt immer noch zwischen ihm und ihr. Und somit war alles gesagt und alles wunderbar und eigentlich sogar noch besser als jemals zuvor. Weil es bedeutete, dass nichts, gar nichts zwischen ihnen stehen musste. Uneingeschränkte Freundschaft möglich. Naja. Abgesehen von dieser kleinen Angelegenheit mit dem Vollmond. Das kniff ihm für einen Moment heftig ins Gewissen, und Remus warf einen versteckten Blick unter seinem langen Pony zu ihr hinüber. Vielleicht aber, ja, vielleicht konnte er ihr auch das sagen. Und das würde dann heißen, sich näher als nah sein zu können. Noch enger, noch vertrauter als mit den Jungs. Weil eben alles zulässig war, ohne im Weg zu stehen. Wow.

Sie bemerkte den nun so lang gewordenen Blick, zwinkerte und lächelte ihm mit leuchtenden Augen zu, bevor sie sich wieder dem Gespräch mit Emmeline widmete, die jetzt immer neben ihr saß, wenn sie nicht gerade ihre gemeinsamen Wahlfächer bestritten, an denen sich nicht viel geändert hatte. Remus hatte Geschichte fallen gelassen, ja, weil er sich interessanter gestalteten Themen für seine NEWTs hatte widmen wollen, während Lily statt dessen auf Astronomie und Kräuterkunde verzichtet hatte. Reiner Bauchentschluss, hatte sie behauptet, und wo sie sich sowieso nicht entscheiden konnte, welche Karriere sie bevorzugen würde, mochte das wohl stimmen. Für die Architektur von magischen Gebäuden jedenfalls würde Remus das dümmlich-fade Geschwafel von Binns nie mehr ertragen müssen. Überflüssig. Und fast war er erleichtert darüber. Es gab nichts Schlimmeres, als ein eigentlich so interessantes Fach dermaßen vermiest zu bekommen. Sogar Großvater hatte das verstanden.

Aber nicht nur Lily hatte mitgekriegt, wie er lang überlegend zu ihr herüber geschaut hatte, ohne sie tatsächlich wahrzunehmen in seine Gedanken versunken. Ein leises, unterschwelliges Knurren kam von drei Uhr, so konstant und frequenzgleich, dass es wie das Brummen eines Generators klang. James. Sein Zähneknirschen verriet ihn schließlich, und unbewusst senkte Remus sofort die Augen auf sein leeres Pergament und trommelte hastig mit dem Federkiel herum. Ach Mann, konnte das denn nicht mal langsam aufhören? Und das, wo er ihm versprochen hatte, dass er noch vor Ende dieses Schuljahres mit ihr ausgehen würde!

Wie sollte das funktionieren, wenn James sich noch bescheuerter verhielt als vor den Ferien? Da saß kein Snape mehr neben ihr, nu uh, nie mehr! Die Bahn war komplett frei! Aber was machte Krönchen? Eine spitze Bemerkung nach der anderen, und nicht nur zu ihm, sondern vor allem und besonders liederlich in ihrer Gegenwart! Dass das bei Lily nicht wirklich gut ankam, war ja nicht verwunderlich. Ihr Verhältnis zu ihm gestaltete sich dadurch beinahe so schwierig wie in der ersten Klasse. Prächtig. Da musste sich Potter echt nicht wundern.

Halb zufrieden, halb weiterhin angegrätzt, grunzte James und wandte sich ebenfalls wieder nach vorne, behielt seinen Zimmergenossen und Bettnachbarn jedoch weiterhin aus dem Augenwinkel streng im Blickfeld, während die Kreide in klackerndem Schwung über die Tafel fuhr. Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Die untere NEWT-Klasse. Und der neue Lehrer verkündete gerade schriftlich seinen Namen. Professor Bradshagh.

Nach der Twynham und ihren merkwürdigen Unterrichtsstunden war selbstverständlich jede Schülerin und jeder Schüler mehr als gespannt gewesen auf ihren Ersatzmann, und wo es doch mittlerweile liebgewonnene Tradition geworden war, in jedem September einen neuen Lehrer in diesem Fach begrüßen zu dürfen, schnellten bereits die ersten Hände in die Luft, um die altbekannten und fast schon langweiligen Fragen zu seiner Person und seinem Unterrichtsstil zu stellen. Und trotzdem schien Euphemius Bradshagh keinerlei Bedürfnis zu haben, prompt darauf einzugehen. Statt dessen betrachtete er noch einen langen Moment die Buchstaben seines Namens dort auf dem grünen Schiefer, als müsse er sichergehen, nichts falsch geschrieben zu haben, bevor er leise seufzte und sich herumdrehte.

Die langgliedrigen Finger mit gepflegten Nägeln vor dem Unterleib ineinander verschränkend, stand er nur da, wippte jugendlich beschwingt auf seinen Fersen vor und zurück und ließ die Blicke über die vielen Köpfe der jungen Leute vor sich gleiten. Helle blaue Augen hatte er, nicht so durchdringend wie die von Dumbledore oder so stechend wie McGonagalls Stahlgrau, sondern blitzend, blinkernd, wie Sterne auf unberührter Wasseroberfläche, und auch das glatt rasierte Gesicht eines Enddreißigers strahlte diese freundliche Ruhe aus. Älter als seine Vorgängerin war er in jedem Falle, und dennoch erschien er einem gleich wesentlich jünger als sie. Professor Bradshagh war kein strenger Mensch, das jedenfalls war schon klar, bevor er auch nur einmal den Mund aufgemacht hatte.

Das kurz geschnittene, naturblonde Haar fiel in einem unordentlichen Seitenscheitel und gut abgrenzbaren Strähnen in die Schläfe der einen Seite, während links die helle Haut zum Vorschein kam. Braune Roben trug er, statt der sonst oft in Schwarz gewählten Bekleidung der übrigen Lehrerschaft, und vermutlich tat er das, um nicht blass zu wirken. Das war er auch nicht. Sommersprossen zierten die gerade Nase, die auf ein angenehmes, kein bisschen übertriebenes Lächeln zulief. Die Twynham mochte tausendfach behauptet haben, doch eigentlich bloß eine von ihnen zu sein, und dabei hatte sie jedes Mal kläglich versagt. Dieser Kerl hier, der brauchte das nicht zu erwähnen. Ein Schüler in Professoren-Tracht. Ein junger Mann, kaum entfernt von ihnen, und dennoch mit Wissen und Können, das er ihnen anstandslos beibringen durfte, ohne dabei wie ein arroganter Sack rüberzukommen.

Offenbar hatte er sie genug gemustert. Erneut seufzend, dass sich seine Schultern davon hoben, überspielte er nicht einmal die leichte Nervosität, die ihn in seiner allerersten Stunde als Lehrer begleitete. Jedem gefiel das. Es machte es leichter, sich ihm zu nähern, wenn er selbst die Unzulänglichkeiten seiner Person zugab. Vorsichtig in die Hände klatschend, verzog Professor Bradshagh die Lippen und wölbte die Brauen gen Himmel. „Guten Morgen!“ wünschte ein fröhlicher Tenor, eine ganz alltägliche Stimme, die weder rau und tief, noch hoch und quietschig klang, sondern genau so wie die eines netten Eisverkäufers oder irgendeines Typen, den man im Fahrenden Ritter nach dem Wetter in London gefragt hatte.

Das Ausbleiben einer Antwort irritierte den jungen Mann für einen kurzen Augenblick, in dem er den Mund zusammen quetschte und mit ein wenig unangenehm berührten Augen hin und her stierte, bevor er sich gleich wieder fing und sich lautstark räusperte. Leicht aus der Fassung zu bringen war er also auch nicht. Die Schüler vor ihm wechselten beeindruckt die Sitzpositionen, was zu knarzenden Stühlen führte und die Spannung im Raum ein wenig herausnahm. Bradshagh bemerkte das gleich, und er brach nicht einmal in Schweiß aus, wie er sich entspannte und einen Schritt zur Seite trat. Die eine Hand hob sich, um an die Tafel zu deuten, wovon sich der Stoff seiner modisch geschnittenen Robe in einem halbrunden Bogen von seinem kleinen Finger bis zur Achsel spannte. „Mein Name ist Euphemius Bradshagh, und ich bin Ihr neuer Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste,“ stellte er sich vor. Bingo. Darauf hatten sie gewartet. Kein ungefragtes Dutzen. Perfekt. Augenblicklich hatte er volle Aufmerksamkeit, und die fragenden Hände streckten sich höher.

Auch der junge Lehrer bemerkte diese Veränderung und nahm sie mit einem erleichterten Lächeln hin. Er schien keine Ahnung zu haben, was er gemacht hatte, das die sechste Klasse so zufrieden und offen hatte werden lassen, aber er verschwendete auch keinen Gedanken daran, sondern nutzte die Chance und hob abwehrende Handflächen. „Ich werde alle Ihre Fragen gerne beantworten,“ besänftigte er im Voraus, was das angestrengte Recken der Arme herunter schraubte, und Sirius in seiner Ecke feixte schon davon, wie Peter direkt vor ihm schnaufte. Wenn man so kurze Patscherchen hatte, musste man schon ganz schön schwitzen, um gesehen zu werden.

„Aber lassen Sie mich erst einfach ein paar Worte sagen, vielleicht klärt sich dann bereits alles,“ schlug Bradshagh vor und ließ halbwegs das Ende des Satzes in der Melodie anheben, als wolle er selbst um die Erlaubnis bitten. Noch weiter herunter rutschten die Arme. Wenn der jetzt erst schwafeln wollte, tat man besser daran, eine Meldepause einzulegen, um nicht schon in der ersten Stunde des Tages sämtliche Energiereserven zu verbrauchen. Das Mittagessen war immerhin noch eine Weile hin, und dazwischen lag Verwandlung, was enorme Kräfte verlangen würde. Die McGonagall würde schon dafür sorgen, dass sie diese Fächerwahl rasch bereuten und sofort begriffen, was sie sich da aufgehalst hatten. Nun gut. Sollte er halt mal loswerden, was er ihnen zu sagen hatte.

Es gab ihm zwar niemand eine direkte Antwort, aber Professor Bradshagh war jung genug, um sich an die Körpersprache von Teenagern zu erinnern. So wie das aussah, durfte er, und so legte er die flachen Hände wieder aufeinander und nickte. „Gut,“ flüsterte er sich selbst zu, als müsse er sich Mut machen, und dann trat er näher an sein Pult heran und deutete nur an, sich auf die Tischplatte hocken zu wollen, ließ es jedoch erst einmal bleiben. „Ihnen ist sicherlich bewusst, dass ich bisher nicht unterrichtet habe,“ eröffnete er ihnen gleich die Tatsachen und schaute dabei aufmerksam von einem zum anderen, schenkte jedem einen Blick, ohne Unterschiede zu machen. Nicht einen Moment blieben seine Augen hängen an verschiedenfarbigen Wappen auf den Roben oder an Brillengläsern, dicken Bäuchen oder auffälligen Pickeln, nicht an Narben im Gesicht und auch nicht an unmöglichen Frisuren.

„Deswegen würde ich Sie bitten, es mir nachzusehen, sollte ich,“ er machte eine Pause und zuckte fast entschuldigend die Achseln, so gar nicht überheblich, „mal nicht den richtigen Ton treffen.“ Er zwinkerte und biss sich verlegen auf die Lippe, und endlich setzte er sich doch auf das Pult, lehnte sich darauf und stützte sich mit einem Ellbogen auf dem eigenen Oberschenkel ab. „Ich bin für jeden Tipp dankbar.“ Dieser junge Mann dort hinten in der fünften Reihe am Gang, der beobachtete ihn sehr interessiert und gespannt, das konnte er von hier aus erkennen. Die Brauen waren ineinander geschoben, als betrachte er ein neues Experiment, und genau so sah er ihn vermutlich auch. Euphemius Bradshagh musste lächeln und senkte den Blick unter diesen so wachen, aber auch sympatischen Augen.

Niemandem außer Remus fiel auf, dass sich die Blicke für einen Moment gekreuzt hatten, und er musste gestehen, ihm war das sehr recht. So nett gemeint das Lob war, mit dem er oft und besonders in diesem Fach überschüttet wurde, so war es doch auch mal sehr entspannend und beruhigend, nicht sofort wieder herausgefordert zu werden. Nun, er wollte sich noch keine Meinung bilden, aber da hatte sich Mr. Bradshagh schon mal einen dicken Pluspunkt verdient. Jetzt fehlte nur noch interessanter Unterricht, das war das Allerwichtigste für Remus, da konnte er einiges an Seltsamkeiten verschmerzen. Wenn auch niemand jemals an Professor Al-Harani heranreichen würde, so wäre es doch nett, einen kompetenten und obendrein noch eindrucksvollen Lehrer zu haben. Dafür war dieser Herr hier vermutlich doch etwas zu jung.

Die Hände faltend, richtete Bradshagh sich ein wenig mehr auf, um auch über die Köpfe der vorderen Reihen bis ganz nach hinten schauen zu können und somit jeden seiner neuen Schützlinge zu erreichen. „Allerdings kann ich Ihnen schon jetzt eines versichern,“ schränkte er sich endlich ein und gab seinem Stil eine Richtung, die anerkennendes Raunen und allgemeines Kopfnicken hervorrief: „Ich bin für eine praktische Herangehensweise an dieses Fach!“ So hatten sie es gern! Zauberstäbe raus! Kein Gelaber, keine Erzählungen von tollen Taten und keine Theorie, sie wollten was tun, sie wollten Kampfzauber, so wie die Rumtreiber, so wie die Helden des Gründungsballs!

Der junge Lehrer mit dem so spürbaren Einfühlungsvermögen und einer bestechenden Beobachtungsgabe erkannte sofort, wie hervorragend er einen Nerv getroffen hatte, und mehr und mehr hellte sich sein jugendliches Gesicht auf. Man konnte regelrecht zusehen, wie sie ihm Selbstvertrauen einimpften. „Ich denke, die Ereignisse des vergangenen Schuljahres,“ und endlich gab er auch zu verstehen, dass er durchaus jeden Kopf in diesem Raum einem Namen zuordnen konnte, wie er in die Ecke an der Wand in der vorletzten Reihe nickte, „haben deutlich gezeigt, wie wichtig Verteidigung in unseren Zeiten ist.“ Augenblicklich knarzten wieder Stühle, und während die Slytherins in den vorderen Bänken missmutig, teilweise zähneknirschend die Gesichter verzogen, richteten sich dort hinten die Jungs mit den rot-goldenen Krawatten umso mehr auf. Sirius Black kreuzte die Arme und streckte die Brust so weit heraus, dass er ein enormes Hohlkreuz bekam, und das süffisant-arrogante Grinsen von James Potter blinkte wie ein Diamant, während Peter verlegen die Zunge herausstreckte, Lily Evans verklärt lächelnd an die Decke starrte und Remus ein besonders schiefes Schüchternheitslächeln an den Tag legte.

Professor Bradshagh zwinkerte ihnen wie heimlich zu, bevor er sich räusperte und rasch wieder der gesamten Klasse zuwandte, noch bevor jemand die Möglichkeit hatte, ihm diesen kleinen Seitenwink übel zu nehmen. Erneut in die Hände klatschend, erlangte er ihre Aufmerksamkeit zurück, stemmte sich von seinem Pult voller Tatendrang und lachte verlegen. „Genau diese Begebenheit gibt mir zwar den unangenehmen Eindruck, Ihnen gar nichts mehr beibringen zu können,“ entschuldigte er seine Unzulänglichkeit, und man konnte einen Schuss Röte in seine blässlichen, aber nicht fahlen Wangen wandern sehen, „aber ich möchte es dennoch versuchen.“ Sehr schön, bloß nicht aufgeben. Es gab immer was zu lernen. Lupin sah aus, als wolle er sich die Finger reiben und Neues aufsaugen wie ein Schwamm.

„Also, wollen wir?“ schaute Bradshagh so enthusiastisch in die Runde, dass der Kopf auf seinem Hals hastig von einer Seite zur anderen pendelte, um auch ja jeden einzelnen Schüler anschauen zu können. Als wolle er unbedingt die Zustimmung von allen, so bittend und bettelnd blitzten seine blauen Augen, und Alecto Carrow kicherte tatsächlich, bevor sie in das selbe, heftige Nicken der anderen mit einfiel. Keiner von ihnen würde sich dagegen sträuben, die Taschen und Bücher in die Ecken schmeißen zu dürfen, um sich gegenseitig ohne Bestrafung zu verhexen. So verrückt konnte man gar nicht sein. Der einzige von ihnen, der ein wenig pikiert und ganz und gar nicht begeistert ausschaute, war Severus Snape in der hintersten Ecke, wo er sich neben Domenikus Wilkes in die Bank gedrückt hatte und den langen Vorhang seiner Haare als Deckung benutzte.

Begeistert stieß der neue Lehrer sich von seinem Schreibpult ab, so als wolle er eine klare Erklärung einreichen, was er von Federkielen und Pergament hielt, und der Tisch wackelte so bedrohlich, man bekam Angst, er würde wirklich zusammenbrechen. „Lassen Sie mich Ihnen einen kleinen Vorgeschmack geben!“ streckte er beide Zeigefinger in die Höhe, grabschte sich die Kreide von der Ablage der Tafel und schrieb sorgfältig, aber in ungeheurem Tempo ein paar kurze Stichwörter und Begrifflichkeiten darauf, die offenbar eine Art Curriculum darstellen sollten, das er sich zwar von Anfang an zurecht gelegt, aber nicht preiszugeben gewagt hatte, bis er sich der Unterstützung seiner pubertierenden Schülerinnen und Schüler gewiss sein konnte. Sah so aus, als fühle er sich nun sicher genug.

Mit einer steil nach oben gezogenen Braue richtete sich Remus Lupin in seinem Stuhl auf, studierte mit Argusaugen jeden einzelnen Aspekt, den Bradshagh ihnen eröffnete, schien bereits den Nutzen für sich und seine Pläne abzuwägen und zu integrieren, was daran interessant und beachtenswert erschien, und er hätte den Seitenblick von James sicherlich genossen, wenn er ihn nur bemerkt hätte. Das hitzige Glühen war wieder da, das atemlose Staunen darüber und das erwartungsvolle Herzklopfen. Oh, Moonys Ideen! Das roch nach Abenteuer, da konnte man nicht mehr böse sein wegen Küssen auf einem Bahnsteig, da wollte man nur noch Vollmond und raus in den Wald und ... Sirius stieß ihm fest mit dem Ellbogen in die Rippen und grinste. Er dachte genau das selbe.

Auch wenn der neue Professor sich erst einmal den oberen Punkten zuwandte und sich wieder herumdrehte, die Klasse mit einem mahnenden Zeigefinger bedachte und halb geduckt auf sie zu trat, als wolle er ein gruseliges Märchen erzählen, waren es die späteren Stoffe seines geplanten Unterrichts, die Remus dazu brachten, sich das Kinn zu kraulen, so wie sein Großvater sich den Bart raufte, wenn er nachgrübelte. Der Schnäuzer wackelte dabei hin und her, und die silbergrauen Augen glommen wie frisch angefachte Kohlen. Fast peinlich, wie unruhig James davon wurde gleich neben ihm, und schließlich hielt er es nicht mehr aus, bekam gar nicht mehr mit, wie Bradshagh seine Frage zum ersten Thema stellte: „Wer kann mir sagen, auf welche Art und Weise ein feindlicher Zauberer wohl am schnellsten entkommen könnte?“

Die Hände sprangen förmlich in die Höhe, aber Potter beugte sich nur vor, um Remus ins Gesicht schauen zu können, und während Lupin zufrieden nickte und ein listiges Brummen von sich gab, das diebische Befriedigung signalisierte, quietschte der drangenommene Peter sein „Apparieren!“ und erntete dafür ein Fingerschnippsen von Bradshagh. „Sehr richtig! Was kann ich dagegen tun?“ Sich die Lachtränen aus dem Gesicht wischend, stubste Sirius seinen besten Freund fest in den Rücken, dass er fast sein Tintenfass umstieß, aber James beschwerte sich nicht einmal. Das sah so bekloppt aus, wie Potter krampfhaft versuchte, Moonys Aufmerksamkeit zu erheischen, da konnte man nur fast platzen vor unterdrücktem Lachen. „Mann, Krone, das hat was von Puddifoots Terrier!“ kicherte er und schüttelte amüsiert den Kopf.

Er hatte das zwar nicht so richtig verstanden, rein inhaltlich betrachtet, was Black da gefaselt hatte, aber seine Stimme hinter ihm weckte James zumindest aus der stummen Starre, und er packte den Ärmel der Robe links neben ihm auf dem Pult. Kräftig daran ziehend, schaffte er es endlich, Remus zu einem Statement hinzureißen. „Sag schon, Moony!“ wisperte Potter ihm zu, während er noch die Brauen hüpfen ließ und spitzbübisch grinste, ein winziges, grimmiges Kichern unterschwellig aus der Kehle drückend. Sein Finger löste sich vom Kinn, und er deutete auf einen der aufgeführten Punkte, ehe er James einen vielsagenden Seitenblick zuwarf. „Wahrheitsfindung!“ hob er diesen geplanten Stoff hervor, und augenblicklich formten sich Potters Lippen zu einem „oh“.

Höchst interessant! Sehr praktisch! Und ganz neu! Das konnte er sehr gut gebrauchen, hervorragend gebrauchen, oh ja, das kam sehr gelegen. Jetzt musste nur noch das Tempo stimmen, um so schnell wie möglich an eben dieses Thema zu stoßen. Ein Grund mehr, sich mächtig ins Zeug zu legen, und schon lehnte Remus sich zurück und hob seine so wohlbekannte flache Hand, um sich zu melden und das Ganze hier zu beschleunigen, bevor sich Rosier noch das Hirn zermarterte oder Carrow zu rauchen begann. Ja, nicht übel. In Kompetenz und Fachwissen schien der Neue mithalten zu können mit der ebenfalls erst dazu gestoßenen Arithmantik-Lehrerin. Und als kleinen Extrabonus hatte er offenbar einen Vorzug gegenüber der gestrengen Professor Sinistra: Der Unterhaltungswert seiner Stunden versprach, die McGonagall hinter sich lassen zu können. Auch wenn niemand jemals heranreichen könnte an Saladin Ibn Ahmad Al-Harani. Er wollte ihm zumindest eine Chance geben, sich zu beweisen. Remus grinste zufrieden. Twynham ade. Endgültig.


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