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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Bahnsteig 9 3/4

von Teekon

„Snape! Hey, Snivellus!“ brüllte der Lockenkopf den Bahnsteig hinunter, die Hände vor dem Mund zum Trichter geformt und ein röhrendes Geräusch anschließend, das fatale Ähnlichkeit mit dem ersterbenden, blechernen Rauschen der Sprechanlage draußen in der großen Wartehalle von Kings Cross Station besaß. Fast gleichzeitig drückte sich Peter die Innenseite eines Daumens und den dazugehörigen Zeigefinger fest unter die breiten Löcher seiner Nase und prustete schon los, was ihm durchaus den Anblick eines aggressiven Warzenschweinchens verpasste.

James grinste bloß breit und schüttelte den Kopf, während der hochgewachsene, schlacksige und immer dünner zu werden scheinende Slytherin an Tempo zulegte, sobald er die Stimme von Sirius Black erkannte.

Auch wenn er es mit einem Mal enorm eilig hatte: Severus Snape konnte es einfach nicht lassen, sich im Vorwärtsschlurfen halbwegs herum zu drehen, um den so verhassten jungen Mann böse anzufunkeln. Dabei schlackerte der fettige Vorhang seines langen, schwarzen Haares in einem nicht vorhandenen Wind, und die prominenten Wirbel am Übergang vom Rücken zum Nacken stachen nur noch heftiger und deutlicher durch das ausgewaschene und verbeulte Muggel-T-Shirt, in das er sich noch hüllen musste. Fast wäre er über seine eigenen, riesigen Füße gestolpert, und erst der Aufprall einer rasch ausgestreckten Hand gegen die fette Specktaille von Dragomir Avery brachte ihn dazu, den Blick wieder nach vorne zu wenden.

Augenblicklich brachen die vier Jungs im Pulk vorne an einem der Pfeiler in schallendes Gelächter aus, als hätten sie gerade den besten Witz aller Zeiten gehört. „Whow, Sniffy, vorsichtig!“ gröhlte James Potter und schlug sich auf die Schenkel, derweil Remus sich auf die Lippe biss und sich nicht entscheiden konnte, ob er das Lachen oder die Gewissensbisse unterdrücken sollte. Ah, das war schon gemein. Aber trotzdem lustig. Domenikus Wilkes, der schräg vor Snape lief, machte es nicht besser, indem er dem Größten in der Gruppe der Slytherin'schen Sechstklässler da vorne mit einem Ellbogen in die Seite boxte und ihm einen angenervten Seitenblick zuwarf. „Ja, hör' auf Wilky, sonst denken die Leute noch, der Busen von Drag wäre der Einzige ...“ Den du je angefasst hättest, wollte Sirius kommentieren, aber er kriegte es erstens nicht mehr heraus, weil er sich verschluckte beim Glucksen, und zweitens begriff auch so wirklich jeder in der näheren Umgebung, was er hatte sagen wollen.

Ausgerechnet Pettigrew lachte am lautesten über diesen Schlag unter die Gürtellinie, obwohl gerade er selbst einen BH in geringer Größe durchaus hätte vertragen können, und obendrein konnte er wohl kaum von sich behaupten, irgendwie mehr Erfahrung mit Frauen zu besitzen als Snape. Ihm war es egal, und während Severus lautstark mit den Zähnen knirschte und eine seiner langfingrigen Hände zu einer sehnigen, weißen Faust ballte, kringelte er sich halb um sich selbst und hielt sich den stattlich wackelnden Bauch. Köstlich! Wie herrlich, dass die Ferien endlich wieder vorüber waren!

Nicht nur Averys Gesicht war puterrot angelaufen, sondern auch seine Kameraden, Söhne von Vätern, die nun in Azkaban langjährige Haftstrafen verbüßten und nach einer Rückkehr irgendwann mal nie wieder so sein mochten wie zuvor, bleckten die Hauer und zischten die Gryffindors an, aber hier, auf dem vollen Bahnsteig 9 ¾ waren sie machtlos. Später. Im Zug vielleicht. Oder in den nächsten Tagen, wenn das neue Schuljahr sich zu entfalten begann. In Gesellschaft so vieler Erwachsener, in aller Öffentlichkeit, konnten sich Avery, Mulciber und Rosier zumindest solche Eskapaden nicht mehr leisten, und ihre ständigen Anhängsel Wilkes und Snape mussten sich dem anpassen, oder sie würden gnadenlos untergehen. So blieb es bei drohenden Blicken, und Evan packte Severus' bebende Schulter und zog ihn durch die Menge, nicht ohne jemals seine stechenden Augen von den lachenden Jungen an dem Pfeiler der Dachkonstruktion zu nehmen.

Noch ehe die Slytherins zwischen all den wartenden, redenden und sich freudig begrüßenden Schülerinnen und Schülern verschwanden, schüttelte Sirius den Kopf und richtete sich wieder vollständig auf. Das hatte gut getan! „Ah!“ seufzte er laut und rieb sich die Hände, noch immer auf den Fleck starrend, wo soeben noch Snape entlang gestolpert war. „Hat mir gefehlt, der dumme Affe!“ Nickend und seiner Blickrichtung ebenso folgend, presste James die Lippen aufeinander und stopfte sich die Finger in die Revers seines Sackos. „Oh ja!“ konnte er nur anfügen und ganz verklärt dreinschauen wie ein Autoliebhaber auf der Detroit Motor Show. Einander zu feixend, grinsten Peter und Remus. Klar. Jetzt und für alle Ewigkeiten war Snape eben nicht mehr der große Konkurrent und somit ein stetiges Ärgernis für Potter, denn im vergangenen Juni hatte sich das historische Drama wiederholt: Die Freundschaft von Salazar und Godric war erneut entzwei gerissen worden. Und das sogar aus ähnlichen Gründen wie vor 1000 Jahren. Ob Snivellus stolz drauf war? Na, so wie er aussah sicherlich nicht.

Es war genau wie in jedem Jahr und dennoch auch wieder ganz anders. Aber auch das gehörte zu den ewigen Konstanten eines Septembers für Zaubererkinder. Wenn der erste Herbstmonat begann, fanden sie sich hier ein, auf dem Bahnsteig zwischen denen der Muggel, unsichtbar für diese und nicht zu betreten, es sei denn sie befanden sich in Begleitung ihrer magisch begabten Kinder und brachten sie hierher, um sich genau so zu verabschieden wie die Eltern der rein- und halbblütigen 11- bis 17jährigen Hexen und Zauberer. Der unglaubliche Geräuschpegel von trappelnden Füßen, geschobenem, gezogenem und über den Boden schrammendem Gepäck sowie unzähliger Stimmen und Stimmchen, die lachten, plappernden und manchmal sogar kreischten vor Wiedersehensfreude, hallte von der gläsernen Kuppel wider und vervielfältigte sich damit nur noch.

Der scharlachrote Hogwarts Express stand hoch poliert und glänzend wie flüssiges Feuer auf seinem Gleis, ähnelte einem schlafenden Drachen, der sich erst erheben und in wilder Jagd davon brausen würde, wenn jeder und jede einzelne von ihnen sich hinein begeben und die Türen zugeschlagen hatte, genau dann, wenn die Uhren elf Mal schlugen. Es hatte noch Zeit. Bloß keine Eile, denn so sehr sie sich alle doch freuten, nach Schottland zurück zu kehren, wie sie sich auch die langen, dunklen Flure des Schlosses und die behagliche Wärme und Geborgenheit ihrer Schlafsäle herbei sehnten (ganz zu schweigen vom fabelhaften Festessen – Peter leckte sich schlabbernd über die Lippen), so intensiv wollten und mussten sie regelrecht diesen Moment hier genießen. Einprägen musste man sich den 1. September, immer wieder, um dieses Gefühl niemals zu vergessen.

Und trotzdem war dieses Mal alles ein wenig neu und die Spannung, die Erwartung noch ein bisschen größer, als sie es gewohnt waren. Oberklassenschüler. Sechstes Jahr. NEWT-Kurse. Damit war man was, man gehörte zu den Senioren in Hogwarts (was Remus schon dank seines Alters beinahe zu einer Art Lord Kanzler machte, wie Sirius trocken hatte bemerken müssen und wofür er eine Kopfnuss kassiert hatte), und das verlieh ihnen ein unwahrscheinliches Gewicht innerhalb der Hierarchien. Naja. Für diesen Trupp hätte das eigentlich nicht gerade etwas Besonderes sein dürfen, denn die Rumtreiber waren ein Sonderfall. Über die Hausgrenzen hinweg bekannt und berüchtigt, von Filch mit außergewöhnlich hohem Argwohn bedacht (was einer Steigerung entsprach, die niemand für möglich gehalten hätte) und gleichzeitig einer Reputation, was ihr Können anbelangte, mit der so schnell keine andere Clique mithalten konnte. Nicht einmal diverse Einzelpersonen. So viel Talent auf einem Haufen, konzentriert und geballt, das war wie TNT. Durchschlagend, aber mindestens genau so gefährlich.

Helden waren sie! Verewigt auf der Tafel derjenigen, die „besondere Auszeichnungen für Verdienste um das Wohl der Schule“ erhalten hatten, und noch immer tuschelten die Jüngeren hinter vorgehaltenen Händen mit großen, ehrfürchtigen Augen aufgeregt, wenn sie an ihnen vorbei stolzierten. Und anders konnte man diese Gangart auch nicht mehr bezeichnen. Sekundenbruchteile jeweils vielleicht bohrte sich ihnen dann so ein merkwürdiges Gefühl in Brust und Bauch, zwickte irgendwo im Hinterkopf ins Hirn, ob es nicht vielleicht überhebliche Arroganz war, was diese Bewunderung auslöste, aber die vergaß man schnell, wenn auch die älteren Schüler einem respektvoll zunickten. War schon toll, fühlte sich klasse an, so geschätzt und nahezu berühmt zu sein.

Ihre hervorragenden Leistungen in den OWL-Prüfungen verpassten jedem von ihnen, auch und im Besonderen Peter Pettigrew, der sich tapferer und erheblich besser geschlagen hatte als von so manchem prophezeit, einen zusätzlichen Stoß an Selbstvertrauen und Zuversicht in ihre eigenen Fähigkeiten, und auch wenn sie niemandem klar machen konnten, was sie eigentlich tatsächlich schon trotz ihrer jungen Jahre geleistet hatten, so reichte es doch Black, Potter und Lupin, selbst davon zu wissen. Immer noch gab es so viel zu lernen und zu erforschen, so viele Tränke und Sprüche und Verwandlungen auszuprobieren und in ihre abstrusen und halsbrecherischen Pläne zu integrieren, dass ihnen die Ideen für Schand- und Missetaten sicherlich nicht so bald ausgehen würden. Und schließlich war da ja noch die Überraschung, die Remus ihnen allen versprochen hatte, nicht wahr?

Ganz unschuldig wie immer stand er da und seufzte theatralisch, die Hände in den schmalen Hüften seiner Jeans, wo er sich seines guten alten Schrankkoffers mit den golden glänzenden Lettern seiner Initialen darauf längst entledigt hatte. Einen bunten Stapel an Gepäck hatten die vier Jungen zwischen sich aufgebaut, die vielen Kistchen von Pettigrew dekorativ auf der schweren Mahagoni-Truhe von Potter und dem nun demonstrativ mit lauter albernen Stickern übersäten Koffer von Black verteilt, so dass sie glatt den Eindruck erweckten, um einen Naturaltar herum einen Ritualkreis gebildet zu haben, während sie darauf warteten, dass die lange, sich zäh vorwärts bewegenden Schlange an der nächstgelegenen Tür in das Innere des Zuges vordrang.

Ja, auch äußerlich hatte Sirius rasch dafür gesorgt, sich voll und ganz von und gegen seinen Clan abzugrenzen. Er hatte sich die Haare schneiden lassen in Godric's Hollow, und das nicht von James' Mutter, sondern von einem echten Friseur, so dass die Locken nun wesentlich befreiter und beschwingter sprangen. Kurz und gar nicht richtig zauberisch sah das aus, wie sie sich korkenzieherartig eindrehten und ihm eine wahre Gryffindor'sche Löwenmähne verpassten. Das sprießende Flaumhaar auf der Oberlippe und in Form von lächerlich dünnen Koteletten trug das Übrige dazu bei, ihn insgesamt dunkler, aber auch gesünder erscheinen zu lassen.

Braungebrannt, weil er nicht den ganzen Sommer im Dachgeschoss einer Londoner Stadtvilla, sondern auf weiten Wiesen verbracht hatte, leuchteten seine grau-braunen Augen nur umso strahlender. Hätte man ihn irgendwo auf der Straße gesehen in seinen Schlaghosen, von denen er mittlerweile ein halbes Dutzend besaß, dem weißen Hemd mit dem ausgestellten Kragen und dem Dreiviertelarm-Pullover mit V-Ausschnitt aus leichter Baumwollstrickerei, man hätte ihn glatt für einen ganz normalen Jungen halten können. Hätte da nicht der Zauberstab aus Buchenholz hinten aus der Hosentasche geschaut.

Onkel Alphard hatte sich um seine Neuausstattung gekümmert. Besonders Bekleidung, von der er erstens nicht allzu viel mitgenommen hatte bei seiner überstürzten Flucht und von der er auch zweitens nicht wirklich viel gern besessen hatte, war notwendig gewesen. Vor allem, da Sirius noch weiter kräftig wuchs. Remus war zwar ein Riesenkerl von der Länge her, aber Black verbreiterte sich nach wie vor zusehends. Man konnte wirklich beobachten, wie seine Schultern auseinander gingen und dabei die Nähte seiner Hemden mehr und mehr strapazierten. Bei James dagegen fielen die letzten Wachstumsschübe nicht so auf, denn Potter war von jeher eher dünn und schlank gewesen. Ein fast schon klischeehaft langweiliger Brillenträger-Streber, so sah er aus, während Remus auf dem überfüllten Bahnsteig eher den Eindruck eines verwirrten Jugendgruppenleiters machte, der sich krampfhaft durch sein Bärtchen von den kaum jüngeren Schützlingen abgrenzen musste, um sein jugendliches Aussehen zu relativieren. Und Peter, naja, der wuchs auch noch. Allerdings mehr in die Breite.

Mit den Brauen und einer erhobenen Handfläche grüßte Lupin den fröhlich „hallo!“ rufenden Dirk Cresswell, der sich, mit seinen Muggeleltern im Schlepptau, durch die Menge zwängte zu seinen Kollegen aus Ravenclaw, und er hielt für einen Moment inne. „Hey, Remus! Welche Fächer hast du gewählt?“ wollte er wissen, ob sie weiterhin viele Stunden gemeinsam bestreiten würden, und als Mitglied des erlauchten Kreises der Jahrgangsbesten durfte man da einiges von ihm erwarten. Einen Schritt nach vorn machend, bewegte sich Moony ein wenig aus dem Kreis heraus, um sich besser mit Dirk unterhalten zu können, und James war in diesem Augenblick sagenhaft froh darüber. Sirius bemerkte nichts, denn nach schräg hinten war nun seine Sicht auf die Brust seines Zimmergenossen beschränkt.

Mit dem Ellbogen, jedoch sehr dezent und vorsichtig, knuffte Potter den neben ihm stehenden Peter in die Seite, um dessen Aufmerksamkeit zu gewinnen, und sobald der Pummel den Kopf hob und ihn fragend, aber stumm, mit einem Stirnrunzeln anschaute, gab er ihm einen Wink mit dem Kinn. Sofort verstand Pettigrew, und er schluckte fest und warf James einen nervösen, fast gehetzten Seitenblick zu, bei dem er sorgenvoll die Lippen verzog. Durch die solide Barriere zwischen den Gleisen 9 und 10 schritt eine kleine Familie hindurch, sorgfältig herausgeputzt und begleitet von einem bemitleidenswerten, greisen Hauselfen, der den Gepäckkuli schob. Die Blacks. Geschrumpft. Einer weniger, als man es von ihnen erwartete, und dennoch wagte es niemand, die weiterhin eindrucksvollen Gestalten auffällig zu beäugen.

Jeder wusste es vermutlich mittlerweile, dafür hatte man keine Anzeige im Tagespropheten aufgeben müssen (auch wenn Sirius das selbstverständlich in Erwägung gezogen hatte), dass der Älteste, der Stammhalter, das Haus seiner Eltern verlassen hatte und nun woanders lebte. Wo genau, das war nicht so allgemein bekannt, und nur, weil er mit seinem besten Freund hierher gekommen war, bedeutete das noch lange nichts. Es war dem guten Alphard Black, Sirius' Patenonkel und Bruder seiner Mutter sicherlich nicht bekommen, welche Gerüchte im Umlauf waren über seine Hand in diesem Spiel, aber wenn man es recht betrachtete, schien das dem alten Herrn auch herzlich egal zu sein. Ein echter Black ließ sich nicht einmal von der Verachtung der eigenen Familie beeindrucken.

„Ich wette, der Wandteppich raucht immer noch,“ hatte Sirius gemeint und dabei breit gegrinst, und obwohl er gestrahlt hatte vor Stolz auf seinen Onkel und vor Triumph, so hatten seine Augen nicht mitgelacht. Aber darauf sprach ihn niemand an. Sirius Black gehörte nicht gerade zu den Menschen, die ihre Gefühle auf dem Hemdsärmel zur Schau trugen. Es sei denn, es handelte sich um Wut. Diese Emotion kochte in so flüssiger Form wie glühende Magma in seinem Herzen, dass er sie stets und immer nur schwer unterdrücken konnte. Außer bei seinen Freunden. Die konnten ihn jederzeit mit Leichtigkeit beruhigen. Trotzdem musste er jetzt nicht an diese schreckliche Nacht erinnert werden, darüber brauchte James nicht nachzudenken. Und er würde zwangsläufig, wenn er sich jetzt umdrehte.

Regulus schritt voran, wie immer zu diesem Anlass in einen maßgeschneiderten Anzug gekleidet, schwarze Nadelstreife dieses Mal, und das grüne Einstecktuch in seinem Kragen verriet schon vor Überstreifen der Schuluniform, welchem Haus er sich zugehörig fühlte. Die langen Locken verdeckten das Gesicht, auch wenn die ineinander geschobenen Brauen nur schwer zu verbergen waren. Auf Anstrengung mit seinem Gepäck könnte er es schieben, aber Potter wusste es besser. Auch für ihn war das nicht gerade eine angenehme Situation, jeden Moment über seinen verstoßenen Bruder stolpern oder in ihn hinein laufen zu können. Mochte angehen, dass er sich nicht so sagenhaft kühl beherrschen konnte wie Sirius, dass er nicht so aufrecht und ungebrochen wirken konnte wie er, aber er bemühte sich nach Kräften, und das gar nicht mal schlecht, musste James mit einem niedergekämpften Seufzen aus Traurigkeit und Kummer feststellen.

Mrs. Black schien sogar noch enormer darauf bedacht, sich ja keine Blöße zu geben. Ihr irgendwie immer gelbliches Gesicht mit der für eine Frau scheußlich unpassenden Hakennase und dem mittlerweile ziemlich ausgeprägten Knubbel einer haarigen Warze am hervorstehenden Kinn, hatte sie auf dem dürren Hals weit hinauf gestreckt, und mehr denn je hatte sie den permanent unveränderten Ausdruck der Übelkeit. Als müsse sie sich jeden Moment schwallartig erbrechen, lugte die recht groß gewachsene Frau über alle Umstehenden hinweg und achtete sorgfältig darauf, niemanden zu berühren, nicht einmal den eigenen Ehemann. Selbst wenn sie in diese Richtung geschaut und ihren ältesten Sohn erblickt hätte, ihre dunklen Augen, die wie Kohlen glimmten, hätten vermutlich durch ihn hindurch gesehen wie durch Klarsichtfolie. Gruselig.

Der Letzte im Bunde war O.A.B., so wie in jedem September, und wo er sonst die größte Konstante in dieses immer irgendwie merkwürdige Grüppchen gebracht hatte, ließ er James nun den Kiefer herunter klappen. So gerade eben noch konnte sich der 16jährige davon abhalten, erschrocken zu pfeifen oder zu fluchen, damit Sirius nicht aufmerksam wurde, und sich heftig räuspernd, bedeckte er mit der Faust den Mund. Mann. O.A.B sah blass aus. Nicht mehr so wohlgenährt und stattlich, wie man es gewohnt war. Oh nein nein, er war nicht mager oder dürr, und krank wirkte er auch nicht gerade. Ach, wahrscheinlich bemerkte es sonst kaum jemand. Es war nur so: Je älter Sirius wurde, desto ähnlicher sah er seinem Vater, Jahr für Jahr, und wo der Sohn nun aufblühte, der Vater aber diesen winzigen, schwach nur erkennbaren Knick in der bisher so geraden Wirbelsäule bekam, fiel es umso mehr auf. Hätte es sich um einen anderen Mann gehandelt, dann hätte James es „gramgebeugt“ nennen mögen. Allerdings war er sich nicht sicher, ob Orion Black auch nur annähernd wusste, wie man das überhaupt schrieb.

Gut, dass die breite Mitte des Bahnsteigs noch immer rappelvoll war. Gut, dass sich Keile aus wandernden Schülern gegen Grüppchen aus zurückbleibenden Eltern heraus bildeten. Und gut, dass Regulus ohne viel Federlesens Abschied nahm und sich ein paar Slytherins aus seinem Jahrgang anschloss, mit denen er rasch im Gewühl verschwand. O.A.B und Gattin warteten keinen winzigen Augenblick, egal wie betrübt und innerlich zerrissen der Hauself an seinen langen Ohren zog und mit großen, wässrigen Kulleraugen hinter seinem jungen Meister her glotzte. Sie ließen ihn nicht zurück. Genau so schnell wie sie erschienen waren, ebenso rasch machten die Blacks sich wieder davon, und erleichtert darüber seufzte James Potter und rollte mit den Pupillen. Gefahr gebannt. Erst bei der Ankunft in Hogwarts bestand wieder die Möglichkeit, auf Regulus Black zu stoßen, und selbst das war ziemlich unwahrscheinlich.

Nichts davon hatte Sirius mitbekommen, längst eingeschaltet in das lachende Gespräch von Dirk und Remus, die sich lauthals Gedanken machten über ihren neuen Lehrer in Arithmantik. Wo doch Professor Gauss im nächsten Frühjahr Vaterfreuden entgegensah und Miss Twynham offenbar mittlerweile geehelicht hatte (jedenfalls behauptete das eine gackernde Mafalda Gainsworth, deren Vater im Standesamt arbeitete), war Dumbledore nichts Anderes übrig geblieben, als sich nach einer neuen Lehrkraft umzusehen. Allerdings gab es bisher nichts Konkretes auf diesem Sektor, und da blieb sehr viel Platz für wilde Spekulationen. Ebenso wie für den Posten des Professors für Verteidigung gegen die Dunklen Künste.

„Ach, wenn sich keiner findet,“ meinte Cresswell und winkte abschätzig ab, als wäre das die einfachste Sache von der Welt und jedermanns Lieblingsidee, „dann machst es halt du!“ deutete er wie nebenbei auf Remus und grinste über beide Ohren, bis Lupin heftigst errötend den Blick senkte und sich die flachen Hände in die Hosentaschen stopfte. Ganz verlegen wurde er, knickte die Schultern ein und zuckte die Achseln, auch wenn das Lächeln in seinem Gesicht Bände sprach. Und wie er das genoss! Kannte Dirk selbst nur zu gut. „Nicht doch,“ murmelte Remus und biss sich auf die Lippe, aber Black klopfte ihm so fest auf den Rücken, dass es klatschte, als wäre ein ganzer Schwarm Tauben aufgeflogen. „Wie viele Ausrufezeichen hat er dahinter?“ lachte der junge Ravenclaw, mit dem Kinn in seine Richtung zuckend, und Sirius grinste breit und hielt drei Finger hoch.

Obwohl gewohnt, selbst hervorragende Noten einzufahren und sich dabei gut zu fühlen, pfiff Dirk anerkennend durch die Zähne. Na klar war das keine Überraschung, nicht in diesem Fach. Und mochte Lupin noch so peinlich berührt ausschauen, er hatte es nunmal schlicht und ergreifend verdient. Saugut, der Bursche! Schade drum, dass er so krank war, dass er immer noch regelmäßig einmal im Monat nach St. Mungos musste. Cresswell hätte eine Menge drum gegeben, da mal Mäuschen zu spielen. Aber dann wieder ... So wichtig war das nicht. Es würde schon OK sein, er sah doch heute wieder ganz gut aus in seinen klassisch geschnittenen Jeans und dem einfachen Slim Fit Shirt mit feinen Bündchen und Flockdruck. Dabei könnte er sich wirklich mal wieder die Haare schneiden. Was das betraf, musste es für Lupin immer dringend Winter werden, dann kürzte er den Wust aus Hellbraun auf erträgliches Maß herab.

Den Kopf schüttelnd, prustete Dirk. „Und ich nehme nicht an, dass er uns den Gefallen getan hat, sich wenigstens in irgendeinem Fach gehörig auf die Fresse zu packen?“ wandte er sich für eine ehrliche Antwort gleich an Sirius, wo Remus nur immer tiefer in sich selbst versank. „Ha!“ machte Black und winkte heftig ab, wobei er beinahe einen von Peters Köfferchen in die Lücke zwischen Bahnsteig und Zug befördert hätte. So gerade eben noch konnte sein bester Freund danach greifen und ihn missmutig und tadelnd anbrummen. Sirius schien das nicht einmal mit zu kriegen. „Zehn Outstandings!“ verkündete er nur laut genug, damit es auch wirklich jeder in der Umgebung hören konnte, und noch ehe er zuende gesprochen hatte, setzte hastiges Tuscheln auf den Stufen ein, und die Nachricht trug sich vorwärts durch den engen Gang im Wagon.

Merlins Bart, war Remus das unangenehm! Ja, natürlich war er stolz auf seine Leistung! Aber das musste doch nicht jeder wissen! Was das wieder nach sich ziehen würde, er konnte es schon in seinem Kopf flüstern hören. Die Ravenclaws würden beleidigt über Schiebung reden, und die Slytherins wären so eifersüchtig, dass sie ihn vor Wut nur noch mit Verachtung strafen würden (obwohl das auch seine Vorteile hatte), während die Hufflepuffs freudig und gratulierend über ihn herfallen mochten. Oh tolle Aussichten, vielen Dank, Sirius! Er rollte mit den Augen und presste die Lippen aufeinander, während Dirk immer noch den Kopf schüttelte. „Na, Lily trau' ich das Gleiche zu!“ bemerkte er ganz recht, und Black nickte so fest, dass er beinahe mit dem Kinn das eigene Brustbein berührte. Da musste man mit einem ähnlichen Ergebnis rechnen. Vielleicht würde es das erträglicher machen, wenn er nicht der Einzige war. Am liebsten hätte Remus sich wieder aufgerichtet, aber so lächelte er nur zufrieden und freute sich auf das Zusammentreffen mit ihr im Präfekten-Abteil.

Wie Dirk freudig die Brauen und dann den ganzen Kopf hob, erkannte er nur aus dem Augenwinkel. Eine Hand des Ravenclaw schnellte hoch, und er winkte irgendwo hinter ihn, so wie man es am 1. September am King's Cross eigentlich alle paar Sekunden veranstaltete. „Wenn man vom Teufel spricht!“ jedoch ausrufend, erklärte sich das strahlende Lächeln genau so sehr wie die mit einem Mal leuchtenderen Wangen. Fast gleichzeitig schwangen Black und Lupin herum, derweil Cresswell schon „hey, Lily!“ brüllte und heftiger zu winken begann. Remus brauchte sich nicht zu James herum zu drehen, um das hoffnungsvolle Schimmern in seinen rehbraunen Augen hinter den runden Brillengläsern zu sehen. Es musste einfach da sein. Ob sie immer noch sauer war? Oder ob sie sich abgeregt hatte? Vielleicht fiel ja sogar ein „hallo“ für ihn ab oder so ein kleiner Händedruck wie an dem Morgen nach dem Gründungsball am Bett des bewusstlos schlafenden Sirius? Wäre das nicht fabelhaft? Pusteblume.

Sie hatte keinerlei Augen für James. Auch nicht für Dirk, egal wie sehr er sich da halb den Arm aus dem Gelenk kugelte, um ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen. Das Mädchen mit den sagenhaft langen, wunderschön glitzernden Haaren aus flüssigem Kupfer wischte sich eine Strähne aus den Augen, wie sie endgültig aus der soliden Wand heraus trat, die den Bahnsteig 9 ¾ von der Wartehalle draußen trennte. Ihre Eltern hatte sie offenbar bereits dort verabschiedet, so als hätte sie diesen Moment hier erwartet und sie auf keinen Fall dabei haben wollen. Verständlich. Ihr ganzes Gesicht, nicht nur die grasgrünen Sternenaugen, hellte sich auf wie von einem plötzlich aufflammenden Scheinwerfer erleuchtet, sobald sie den schlanken, groß gewachsenen jungen Mann dort an der offenen Slam Door des Zuges entdeckte, wie er mit eingeknickten Schultern, leicht vornüber gebeugt und mit den Händen in den Hosentaschen dastand.

Froh, die so gute Freundin und enorme Unterstützung des vergangenen Schuljahres wiederzusehen, das Mädchen, ohne dessen Hilfe er niemals zehn Bestnoten erhalten hätte, strahlte Remus Lupin so herzlich, dass seine Augen von seinen Wangen zu winzigkleinen Schlitzen zusammen gedrückt wurden. Fast zwinkernd hob er den Kopf und grüßte mit dieser simplen Geste, präsentierte alle Zähne und konnte so nicht einmal ihren Namen rufen, während Sirius nur „Oi, Evans!“ zu ihr hinüber gröhlte. Aber auch das, was sie sonst fast zur Weißglut getrieben hätte (auch wenn Black mittlerweile der großkotzige, aber irgendwie doch ganz süße Typ von oben war), überhörte Lily Evans komplett.

Ihrem Gepäcktrolley einen festen Schubs gebend und die Stange loslassend, wovon sofort die Bremse griff und das schwere, schwankende Gefährt zum Stehen kam, hielt Lily den Atem an und verfiel augenblicklich in eine Art hüpfenden Lauf, der sie mit wehendem Haar in wenigen Schritten quer über die sich langsam leerende Plattform trug. Nur eine Assoziation konnte man dazu haben, und es fehlte bloß noch die Zeitlupe und das wogende Kleefeld dazu, um diesen Eindruck perfekt zu machen. Noch bevor irgendwer begriff, was das nun werden sollte, noch während James auf ihre Bluse starrte und es kaum fassen konnte, trat Sirius instinktiv mindestens zwei Tritte beiseite. Und daran tat er gut.

„Remus!“ rief die junge Frau, was endgültig Alarm auszulösen schien bei ihm. Keine Ahnung wieso, aber langsam und vorsichtig fast, zog Moony seine Hände aus den Hosentaschen, machte Anstalten, sie in Abwehr zu erheben, doch er war schon zu spät. Es war völlig klar, was das werden sollte, viel zu groß das Tempo, als dass sie noch würde abstoppen können. Und das wollte sie auch gar nicht. Leise quieksend erreichte sie ihr Ziel, sprang ihn regelrecht an, fiel ihm um den Hals und schlang ihre zierlichen Arme so fest um seinen Nacken, dass nur die in allerletzter Sekunde ausgestellten Beine das Gewicht und den Schwung abfangen konnten. „Heilige Guacamole!“ flüsterte Sirius heiser irgendwo neben ihm, während sie das eine Bein in einem rechten Winkel hochwarf, als wolle sie Charleston tanzen, um ihnen allen, Umstehenden wie Umarmtem, den Rest zu geben.

Schlimm genug, sie noch viel näher im Arm halten zu müssen als beim Tanzen (denn er musste die Geste erwidern, wenn er nicht selbst mitsamt dem Mädchen hinten rüber fallen wollte), diesen gertenschlanken, wohlgeformten Körper so eng an sich gepresst zu spüren, das Herz von dem Sprint, den sie da hingelegt hatte, pochend an der eigenen Brust. Augenblicklich stockte ihm der Atem, und gleichzeitig rauschte eine Welle aus glühender Hitze von den Zehenspitzen an aufwärts bis ins Rückgrat und rasant höher, so als habe man ihm ein Tablett mit brennendem Sambuca in den Schritt gekippt. Schweißperlen schossen ihm auf die Stirn, wie Tau auf morgendlichen Grasblättern erschien, nur das Ganze in wesentlich kürzerer Zeit. Wie peinlich, das! Was sollte denn das? Und überhaupt, und ...

Das Hinunterschlucken der plötzlichen Trockenheit in Kehle und Rachen und das darauf folgende, glucksende Einatmen durch den offenen Mund wirkte nur wie eine Einladung. Geradezu an ihm heruntergleitend wie Ahornsirup an einem gestürzten Pudding, drückte sie sich nur noch intensiver an ihn, ignorierte vollkommen die ungeheure Wärme, die mit einem Mal von ihm abstrahlte, sobald sie die Augen schloss und ihre herrlich hellroten Lippen unvermittelt und ohne Vorwarnung gegen seine presste. Nicht nur Remus versagte endgültig der Atem.

Nur für Bruchteile eines Herzschlags riss er die Lider weit auf, bevor er sie ganz dringend wieder verschließen musste, einmal, um die drum herum stehenden und starrenden Leute nicht sehen zu müssen, auf der anderen Seite aber auch, weil er sich so besser unter Kontrolle zu halten in der Lage sah. Sämtliche dreckigen Unterhosen des großen Merlin, sie schmeckte wie Blaubeersoße und Vanille und Rosenblätter in einem, noch viel besser, als er sich das jemals ausgemalt hatte, die Lippen dabei so weich und zart wie reinste Seide, und nur für einen Impuls seines Gehirns dachte Remus ein leises „verdammt“. Wieso nicht damals schon? Allein. Ohne Zuschauer und ohne den daraus resultierenden Zwang, es nicht länger dauern zu lassen als vielleicht zehn kleine Tick-tacks auf seiner Armbanduhr.

Als beide Füße der Lily Evans wieder auf dem Boden aufkamen, immer noch die verschränkten Arme des jungen Mannes auf ihrem unteren Rücken gekreuzt, schien sie mindestens genau so überrascht und verlegen wie er. Die Wangen glühten in einem so dunklen Rotton, dass sie ihre Haare bei Weitem übertrafen, auch wenn sie dabei nicht wie golden glitzernde Sonnenreflexionen schimmerten, aber mit einem stumm dargestellten „oops“, wischte Lily sich vorsichtig über die immer noch vom Blut klopfenden Lippen. Dabei griente sie schüchtern und machte einen winzigen Schritt rückwärts, die Hände vor ihren Bauch ziehend und in einander verdrehend. Kleinlaut kichernd, zuckte sie die Achseln, während er einfach nur dastand und mit großen Augen auf sie herunter starrte. „Uhm,“ machte sie stammelnd, spielte geistesabwesend mit einer Haarsträhne und brachte noch etwas mehr Distanz zwischen ihre Körper.

„Wir ... seh'n uns im Präfekten-Abteil!“ quietschte sie, eilte trippelnd zu ihrem Kofferkuli zurück und schob so fest, dass sie beinahe über das Ziel hinaus geschossen wäre. Immer noch kichernd, flitzte sie an der Statue eines 18jährigen vorbei und verschwand im Gewühl, so schnell sie nur konnte, verfolgt von staunenden Blicken bis zu ihrem Abteil.
Ihm dröhnte der Schädel. Das war ... Das war einfach ...

Geküsst. Sie hatte ihn geküsst! Mitten auf den Mund, einfach so! Er hatte sich weder wehren, noch überhaupt richtig erwidern können, so überrumpelt war Remus gewesen, und jetzt stand er da wie angewurzelt und nahm die Welt um sich herum gar nicht mehr wahr. Nur dümmlich kichernd, eine Röte im Gesicht, wie sie einem frisch gekochten Hummer starke Konkurrenz machte, schielten seine Augen hierhin und dorthin, ohne auch nur einen Punkt, und sei es einer in der Luft, richtig fixieren zu können. Wahnsinn. Jede winzige Stelle, die sie berührt hatte, selbst durch den festen Denim der Jeans hindurch, glühte und pochte und ... Oh.

Keine Schulmappe in der Hand. Unwillkürlich stopfte er sich beide Hände zu Fäusten geballt in die Hosentaschen und stemmte sie quer hinein, um sich mehr Platz und einen wenigstens minimalen Sichtschutz zu verschaffen, während Peter zusammenbrach und heulend vor Lachen auf der Pyramide aus Koffern Platz nehmen musste.

Keine Ahnung, was daran hätte witzig sein können. Aber Remus kicherte trotzdem immer weiter, registrierte nicht das halb erschrockene, halb lobende Pfeifen von Dirk Cresswell oder das anerkennende Nicken von Sirius mit geschürzten Lippen gleich neben sich. Und dass er James nicht sah, das war vermutlich auch besser so. Potters Kopf glich einer zu lange in brüllender Sonnenhitze gelagerten Wassermelone. Aufgequollen und gedunsen, das sonst so schmale, längliche Gesicht merkwürdig rundlich verzerrt, wie ein Hamster, der die Backentaschen voll hatte, und dabei waren die Augäpfel so weit aus den Höhlen geploppt, dass sie beinahe gegen die Gläser der Brille platschten. Die immer unwirschen Haare standen ihm tatsächlich zu Berge. Die zusammengepressten Kiefer zitterten, bebten regelrecht, und er drückte den ganzen Schädel so tief hinunter auf die Schultern, dass sein Hals zusehends zusammengestaucht wurde und irgendwann völlig zu verschwinden drohte. Jeden Augenblick würde er mit einem lauten Knall explodieren.

Aber es passiert nichts dergleichen. Statt dessen quiekste Sirius Black, schüttelte jetzt den Kopf und seufzte, wie er Remus sanft, aber auffordernd auf die Schulter klopfte. Es war leider Zeit, er musste ihn aus seinen Träumen und Peter aus seinem Lachkrampf und James aus seiner Leichenstarre reißen. Der Bahnsteig war zusehends leerer geworden, und trotz des eben abgelaufenen Schauspiels eilten nun auch die letzten Schülerinnen und Schüler ins Innere des Hogwarts Express. Nur Eltern, Geschwister und der ein oder andere Hauself blieben zurück. Zeit, ebenfalls an Bord zu gehen. Und außerdem ... Black grinste breit und konnte nicht fassen, wie sagenhaft genial dieses Bild aussah. Ein frisch geküsster Moony und ein vor Eifersucht platzender Potter! Köstlich!

„So, meine Herren,“ eröffnete er, rieb das Schulterblatt kräftiger. „Es war sehr schön, es hat uns sehr gefreut, aber auch wenn die Turmuhr gerade zum zwölften Mal geschlagen hat,“ sein Seitenblick auf Remus beförderte Pettigrew erneut in eine kreischende Tirade aus hemmungslosem Lachen, und Sirius konnte selbst kaum an sich halten. Beherrschung, Beherrschung. „Wir sollten nun hinein gehen. Komm, Big Ben!“ Und während Moony nur dämlich kichernd nickte (und die Anspielung offenbar kein bisschen verstand) und James noch einen Tick durchdringender rot anlief, kippte Peter vom Koffer und kugelte vor Lachen auf dem Boden herum.


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