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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Überübermorgen ist auch noch ein Tag

von Teekon

Achtung! Es existiert ein Kapitel 124a! Das ist leider aus Altersfreigabegründen "woanders" abgelegt! Link gibt's im Thread oder hier im Vorwort.!



Die Sonne hatte nicht genug Kraft, die regennasse Fahrbahn in der kleinen Gasse da unten zu trocknen, aber sie war trotzdem herrlich schön und angenehm. Durch dünnsten Hochnebelschleier als klare, helle Scheibe sichtbar, tauchte sie Londons East End in ein merkwürdig silbergoldenes Licht, und die dicken Tropfen an den blechernen Fensterbänken glitzerten in schillernden Regenbogenfarben.

Ein Schwarm Spatzen zwitscherte im Flug, überquerte das gegenüberliegende Dach und verschwand hinter der geschlossenen Häuserreihe, und trotzdem starrte er ihnen immer noch hinterher, als hätte er den Röntgenblick und könne zuschauen, wie sie sich dort unten vor der Bäckerei niederließen und die ausgeschütteten Krumen aufpickten, die der Lehrling ihnen spendierte.

Der abgebissene Federkiel in seiner Rechten, gerade mal einen Zoll noch lang, trommelte leise und sacht in schnellem Rhythmus gegen den Stapel zugeschnittener und leerer Pergamentstreifen neben dem noch offenen Tintenfass. Die Notiz, eigentlich mehr ein längerer Bericht, war bereits fast vollendet, und dennoch hatte er für seine Verhältnisse Ewigkeiten dafür gebraucht. Immer wieder hatte er innegehalten und aus dem Fenster geschaut, wo ab und zu Menschen die Gasse hinunter liefen um zur U-Bahn-Station und von dort aus zur Arbeit zu gelangen. Eine Katze war um die Ecken geschlichen und schließlich in einem Häusereingang verschwunden. Und die Wolken, die bildeten so hübsch anzuschauende Formen und Muster am weiten Himmel über der Stadt, die musste man einfach beobachten.

Aber die meiste Zeit, die hatte er damit verbracht, nicht nach draußen wie sonst, sondern nach drinnen zu sehen. Denn da vorne in seinem wackligen Bett, den süßen Kopf mit den wirr abstehenden, hauptsächlich pinken aber von brünetten Strähnchen durchzogenen Haaren auf seinem ausgeleierten Kissen, zugedeckt bis an die Schultern, lag sie und schlief und träumte. So wunderschön. Das Lächeln auf ihren vollen, heute irgendwie noch kräftiger roten Lippen (ob seine auch so aussahen?), strahlte so göttlich, und da waren winzige, verzückte Fältchen an ihren Augenrändern. Alles wegen ihm? Alles wegen ihm. Ein ganz, ganz seltsames Gefühl, das.

Sirius hatte mal behauptet, Frauen sähen danach einfach ganz besonders großartig aus, das müsse so sein, aber mal ganz ehrlich: Remus hatte das Mädchen damals gesehen, direkt nach „Tatze – die Erste“, und sie hatte kein bisschen anders ausgeschaut als sonst auch. Abgesehen von dem verklärten Blick vielleicht, aber das zählte nicht, es hatte den Abend Wein gegeben. Vielleicht hatte es aber auch bloß daran gelegen, dass Sirius eben mies war, oder so. Er musste fast darüber lachen und sich eine Hand vor den Mund halten. Ach, komm, Mann, ehrlich! Konnte genau so gut sein, dass er mies gewesen war. Fragen würde er sie das bestimmt nicht, das war mehr als peinlich und sowieso. Nein.

Und trotzdem. Sie hatte noch nie so leuchtende Wangen gehabt. Die ganze Körperhaltung war so entspannt und gelassen, keinerlei Anzeichen von Zurückgezogenheit oder Reue, einfach nur träumerisch leicht und wunderbar süß. Davon ging einem das Herz auf, richtig auf, zwei große Tore wie oben in Hogwarts, und ganz viel Licht und Luft und Sonnenschein konnte in die muffigen, dunklen Ecken voller Spinnweben fallen. Und gleichzeitig hatte er eine steile Falte des Bedauerns zwischen den Brauen. Oh, es durfte nicht sein, es war nicht OK, egal wie gut es sich angefühlt hatte (und das tat es immer noch)! Viel zu jung, er brauchte sie doch nur anzuschauen!

Seine Hände da auf dem Tisch waren ganz rau und abgegriffen von zu viel körperlicher Arbeit (ja, manchmal schleppte er eben auch Gemüsekisten in Covent Garden, auch das gab Geld), und die abgenutzten Cordhosen mit den altmodisch-lächerlichen Trägern, die sich über seine Brust und die Schultern spannten, waren nur die äußerlichen Zeichen dafür, wie viele Jahre zwischen ihnen lagen. Dafür musste er nicht in den Spiegel sehen und die vielen, grauen Flecken zwischen all dem ehemaligen Hellbraun finden. Sogar im Bart hatte er das schon, hier und da. Merlin, nicht mal ihr Vater hatte Geheimratsecken! Oh Mann, Ted würde ihn umbringen, wenn er wüsste ... Er konnte es einfach nicht bereuen, es ging nicht.

Und wieder ertappte er sich dabei, wie er sie bloß anstarrte und selig seufzte. Man konnte regelrecht von hier aus erkennen, wie samtig zart ihre Haut sich anfühlte. Wie bei einem Pfirsich, überall flauschig flaumiges Haar, so fein und dünn, dass es nur Fingerspitzen ertasten konnten. Am liebsten wäre er einfach wieder zu ihr unter die Decke gekrabbelt und hätte sie in die Arme geschlossen, so wie er aufgewacht war, die Nase in ihrem Nacken und diesen herrlich vollen Duft von Beerenobst in der Sonne in den Lungen, die Wärme ihres kantenlosen Körpers an Brust und Bauch und einfach nur ...

Er musste das hier fertig kriegen. Dumbledore würde auf ihren Bericht warten. Schließlich wusste niemand bisher, was in der vergangenen Nacht tatsächlich im Ministerium geschehen war, und auch wenn Everard sicherlich nach Hogwarts geeilt war, sehen können hatte er nichts. Wer auch immer in der Früh zur Wachablösung erschienen war, würde nichts weiter vorgefunden haben als den zweiten Tarnumhang von Mad-Eye unter der breiten Bank in dem Seitenarm des langen Korridors. Falls es überhaupt möglich gewesen war, bis dorthin vorzudringen, nach dem, was sie da abgezogen hatten. Immerhin lag ein arabischer Fluch auf dem Eingang zur Mysteriumsabteilung, der erst einmal geknackt werden wollte. Genau deshalb hatte Remus auch in seinem Brief erwähnt, dass vielleicht Bill sich daran versuchen sollte. Als Experte aus Ägypten halt. Mit dem Gegenfluch fein säuberlich von ihm hier aufgeschrieben und vorgetragen. Remus Lupin lächelte und tunkte die Feder wieder in die Tinte.

Dumbledore exakt zu erklären, wieso er so spät noch an Ort und Stelle gewesen war, würde nicht nötig sein. Und auch, warum er nicht gleich und sofort Bericht erstattet hatte, musste er nicht erwähnen. Der Schulleiter und Gründer des Phönix-Ordens würde nicht fragen. Vielleicht wusste er längst mehr, als ihnen bewusst war. So war er eben. Und er mischte sich nicht ein. Die letzte Zeile schwungvoll mit seinem Namen beendend, betrachtete Remus sein Werk noch einmal, legte den Kiel beiseite und pustete über die noch feuchte schwarze Farbe, damit sie schneller trocknete. So schnell wie möglich sollte das nun weg. Man würde sich Sorgen machen, wo sie beide abgeblieben waren, und musste Tonks nicht eigentlich arbeiten oder sowas?

Früh war es noch, ja, die Sonne nicht lange aufgegangen, und blass und matt hing sie dort zwischen den Häusern über den vielen Giebeln und Dachfirsten von London. Eigentlich hätte er ein bisschen Frühstück durchaus vertragen können, auch wenn er nicht wirklich hungrig war. Appetit, ja, aber kein unangenehmes Magengrummeln. Als könne er nie wieder irgendein Bedürfnis haben. Wahnsinn. War das immer so? Für jeden? Mit jedem? Oder bloß für ihn und mit diesem Mädchen? Ihm war nicht mal kalt, und dabei konnte sich an den Temperaturen nicht viel geändert haben. Es zog noch immer durch alle Ritzen seiner Ein-Zimmer-Wohnung, und sogar die letzten Tropfen des Regens sickerten noch durch die Dielen an der Decke, um hin und wieder mit einem lauten Plitsch in einen der fast vollen Blechtöpfe auf dem kahlen Boden zu plumpsen.

Barfuß war er doch. Die beiden nackten, großen Zehen griffen ineinander, wie er die Sohlen unter der Platte gegeneinander stemmte, die Knie rechts und links gegen die Tischbeine gelehnt, und unter den schäbigen Hosenträgern schaute nur ein verwaschenes Unterhemd hervor. Keine Lust gehabt, sich wirklich was über zu ziehen. Wozu denn auch? Er wollte nicht raus. Schon gar nicht, so lange sie hier in seine Kissen gekuschelt schlummerte. Und dann wieder ... Wie würde das sein, wenn sie aufwachte? Was würde sie tun, was würde sie sagen? Was würde er tun? Wie ging man miteinander um nach so einer Nacht? Genau so zärtlich natürlich, und verspielt und vertraut. Wenn man durfte, ja. Aber eigentlich war das nicht drin. Er müsste ihr klar machen, dass er mehr zu geben bereit, aber nicht in der Lage war, dass sie das nicht verlangen konnte, und was dann? Sie würde ihn hassen, ganz bestimmt, einfach hassen. Erst mit ihr ins Bett und dann abservieren. Wirklich gentlemanlike, ganz fabelhaft. Aber hatte er denn eine Wahl?

Während er das noch dachte, die Stirn in unzählige, hässlich lange Falten gelegt und die silbergrauen Augen trübe und traurig, zog das Mädchen im Bett leise murrend ein Bein unter der Decke höher. Das war dann wohl der Moment, hm? Wie sie ihre schlanken Ärmchen ausstreckte und lautstark gähnte, die makellos weißen Achseln präsentierte und sich zufrieden schnurrend auf den Rücken rollte, wachte sie mehr und mehr auf, fand zurück in die Realität und die Gegenwart. Kein bisschen überrascht, entdeckte sie die Holzlatten über ihrem Kopf, rutschte einfach tiefer zwischen die Kissen und schloss für einen Moment erneut die Lider. Ob er wollte oder nicht, er musste lächeln und jeden Gedanken an dieses bevorstehende Gespräch komplett ausblenden.

Vielleicht sollte er seinen Bericht nun endlich loswerden, entschied Remus, faltete sorgsam das Pergament zusammen in eine Raute, damit er keinen Umschlag brauchte. Weder Absender noch Adressat benötigte diese Spezialsendung, und während Dora schon wieder gähnte, stemmte er sich aus dem Stuhl und stopfte sich die freie Hand in die Hosentasche. Sie musste ihn einfach bemerken dort mitten im Raum, so sehr beeinflusste er die Lichtverhältnisse durch seine Größe alleine schon, und dennoch tat sie so, als gehöre er als Standardinventar zu jedem Morgen ihres Lebens. Sich auf die Seite rollend und auf den linken Ellbogen stützend, die Schläfe in die Hand gelegt und die Finger der Rechten auf dem dünn gescheuerten Laken ausbreitend, betrachtete sie ihn, gab kein Zeichen davon, was in ihrem Kopf vorging.

Das sah schon ganz schön verboten aus, dieser Aufzug, musste sie feststellen und hätte am liebsten gekichert. So war Remus eben. Er mochte diese antiquierte, traditionelle Bekleidung, halb zauberisch beeinflusst, halb von seinem tief im viktorianischen England verwurzelten Großvater anerzogen. Sirius hatte es ihr erzählt. Ein Muggel, so wie die Eltern ihres Vaters auch, und dazu ein gebildeter Mann, der gern Jazzplatten hörte und im Pub von seinem Jungen erzählte. Sie konnte sich das richtig vorstellen. Gramps tat das auch immer so. Nur dass seine Kneipe vermutlich versiffter und seine Freunde wesentlich zahnloser waren als die von Edward Lupin.

Kein Hemd hatte er an, und sie begriff auch gleich, wieso, als sie das leicht blau-weiß gestreifte Stück halb hinter sich am Bettknauf hängend fand. Wenn er es hätte haben wollen, hätte er sich über sie beugen müssen, entweder von ihrem Rücken aus, wovon die durchgelegene Matratze mit Sicherheit so tief eingesunken wäre, dass sie ihm in die Arme gerollt wäre, oder von der anderen Seite, wo er das Fenster so blockiert hätte, dass sie der plötzliche Wechsel von hell nach dunkel geweckt hätte. Und vielleicht wollte er das einfach nicht. Mehrere Gründe hatte das, sicherlich. Einer offensichtlicher als der andere. Tonks seufzte leise und legte den Kopf ein bisschen schief. War doch alles egal.

Sich schniefend über die Nase wischend, einen kleinen Buckel machend, stapfte Remus ohne Strümpfe und Schuhe zu dem Loch in der Wand hinüber, das einen Kamin darstellen sollte, und in den kleinen Blumenkübel greifend, beförderte er ein sparsames Häuflein Flohpulver hervor. Sie brauchte ihn nicht verstehen, um die gemurmelten Worte zu kennen, mittels derer er den Ordenskanal öffnete, und sobald die Verpuffung einsetzte und grüne Flammen aus der Feuerstelle schlugen, gab er dem Brief in seiner Hand einen eleganten Drall. Wie eine Fangzähnige Frisbee segelte der Bericht an Dumbledore in die Glut, schien selbst Feuer zu fangen und rauschte mit einem Knall davon, rauf und den Schornstein hinauf und fort. Augenblicklich erstarb das flackernde Tosen, und der Raum wurde wieder dunkler, das Licht angenehmer.

So. Das wäre erledigt. Die zweite Hand nun ebenfalls in der Tasche seiner ausgebeulten Hosen versenkend, drehte er sich langsam und vorsichtig herum, hatte überhaupt nicht mitbekommen, wie das Mädchen in seinem Rücken sich aufgesetzt hatte. Fröstelig war es schon ein wenig, so ohne die Decke, und weil es das Erreichbarste war, hatte Tonks sich einfach das benutzte Hemd vom Bettpfosten gegriffen und es sich übergestreift. Merkwürdig hübsch sah sie darin aus, das musste er einfach zugeben. Viel zu groß, die Schultern hingen ihr fast in den Ellbeugen, und selbst wenn sie den obersten Knopf geschlossen hätte, wäre die Rinne über ihrem Brustbein noch immer sichtbar gewesen. So aber umarmte sie sich ein wenig selbst und rieb sich den weichen, abgenutzten Stoff liebevoll erinnernd über die kleinen, dunklen Härchen an ihren Unterarmen. Quieksend zuckte sie die Achseln und strahlte ihn an.

Er konnte nicht anders. Er musste dieses Leuchten erwidern. Die Lippen zusammenpressend, bekam er diesen Schwung in die Mundwinkel, drückte sich damit Blut in die Wangen, aber vielleicht war das auch ein Schuss Verlegenheit. Ein bisschen hatte er ja recht, leugnete Tonks es nicht einmal sich selbst gegenüber. Das war jetzt schon sehr plötzlich gekommen, auch wenn sie es eigentlich früher oder später erwartet hatte, wenn sie ehrlich war. Immerhin hatte sie es darauf angelegt, von Anfang an mehr als nur nicht abgeneigt, und sie musste ein bisschen grinsen. Das Blumenmädchen an den Schössen seines Cuts, das nicht von seiner Seite weichen wollte. Und jetzt saß sie hier in seinem Bett mit nichts weiter an als seinem Hemd.

Sacht nur eine Hand nach ihm ausstreckend, schloss sie für einen verlängerten Reflex die Lider. „Remus,“ sagte sie nur ohne jegliche Betonung, keine Aufforderung, kein Befehl und keine verlangte Leistung, einfach nur eine kleine Bitte. Er mochte das, wenn sie seinen Namen sagte. Keine Ahnung, wieso. Wegen gestern? Geflüstert, gewispert, gekeucht? Die Hitze im Rückgrat, die wieder jeden Wirbel zum Schmelzen brachte, bestätigte ihn zumindest zu einem Teil. Ja, auch deshalb. Aber schon vorher. Weil es nie spöttisch war. Selbst, wenn sie Witze machte, auch über ihn. Und weil es bedeutete, dass sie ihn meinte, und nur ihn.

Gar nicht großartig überlegend, befreite er sich wie aus Wackelpudding und stemmte sich mit einem Ruck vorwärts, leise durch die Nase schnaubend, und die Hände noch immer tief in den Taschen, trappste er quer durch sein schmuddliges Zimmerchen mit den abblätternden Tapeten und den zerschrammten Möbeln, bis er direkt neben dem Bett auf Höhe ihrer Hüften stehen blieb. Von dort oben schaute er auf sie herab und lächelte vorsichtig, so schief und scheu, wie man es von ihm gewohnt war, als wäre da gar nicht so viel mehr zwischen ihnen gewesen. Sie war ihm nicht böse deswegen. Das konnte sie schon verstehen. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie es auch einfach hinnehmen musste.

An ein paar Rillen seiner alten Cordhosen ziehend, forderte sie ihn wortlos auf, sich zu setzen, zu knien oder irgendwie zu ihr herunter zu kommen, und Remus beulte mit den Fäusten die Taschen aus, um einen bequemeren Sitz hin zu kriegen, bevor er sich langsam und sacht nur hinhockte. Immer noch sagte er kein Wort, schaute sie nur forschend an, halb bekümmert, halb verzaubert. Wenigstens jetzt sollte er's ihr sagen, fand er. Nur für den Fall, dass sie nicht zufrieden war, damit sie nicht dachte, er wär' eben einfach so ungeschickt oder hätte eben kein Händchen dafür, das wollte er schon klar stellen. Wenn das überhaupt wichtig war. Nur wie das auch heraus bringen?

Nicht die geringste Spur davon, ob sie vielleicht ein Gespräch wollte, oder ob sie nur weiter vorhatte, ihn anzuschauen, so wie er sie auch einfach nur betrachtete. Es war so leicht gewesen, so simpel, wie sie da hinein gerutscht waren, und jegliche Schüchternheit und Zurückhaltung komplett ausgelöscht gewesen. Jetzt war beides zurück, umso schlimmer, denn nun war sie damit angesteckt. Oder nicht? Ihm ans Kinn greifend, gab Tonks ein kleines Geräusch von sich, aufmunternd und süß, und den Mund erst aufmachend und anschließend einatmend, setzte Remus zum Sprechen an. Alles, was aus der trockenen Kehle drang war: „Danke.“

Ganz verwirrt, aber immer noch lächelnd, rutschte Dora in seine Richtung herum und zog die Beine unter der Decke an. Was meinte er denn damit? Nicht verstehend, schüttelte sie sacht den Kopf und wartete ab, und immer mehr Röte schoss ihm unter die Augen, so dass die feinen, gräulichen Ringe darunter ein bisschen stärker betont wurden. Sie nicht mehr direkt ansehen könnend, senkte er den Blick und begann, herum zu drucksen. „Das war,“ brachte er so heiser heraus, als wäre gestern Vollmond gewesen, „einfach schön,“ und es ging in einem gepressten Krächzen unter, weil es ihm so furchtbar peinlich war, ihr das zu sagen.

Oh Mann. Also, das hatte sie wirklich noch nie gehört. War das alte Schule, oder war das bloß Remus? Es war vielleicht ein bisschen komisch und definitiv ungewöhnlich, aber sie mochte das trotzdem. Bloß knuffig und gar nicht so recht passend zu dieser Sache, für die er sie da lobte. „Aber deshalb musst du doch nicht ...“ kicherte sie ein wenig amüsiert und streichelte ihm mit einem Finger nur den stoppligen, unrasierten Kiefer. Remus zog die Schultern hoch und versteckte den Kopf halb dazwischen, stammelte nur noch mehr und drückte sein Ohr gegen den eigenen Kappenmuskel, dass er ihre Hand fast zwischen Kinn und Schlüsselbein einfing. „Es war mein ...“ unterbrach er sich selbst, wisperte jetzt beinahe wieder so wie in der Nacht. Nein, das kriegte er ehrlich nicht raus. Da wäre er lieber wieder 15 gewesen und 'Ich bin ein Werwolf!' schreiend zur Mittagszeit durch Hogwarts gerannt!

Es umschreiben statt dessen? Ob das leichter war? „Ich hab' noch nie vorher ...“ Nein, auf gar keinen Fall. Das ging genau so wenig. Aber sie hatte ihn verstanden. Während er noch darüber nachgrübelte, ob es irgendeine Methode gab, bei der er sich nicht komplett lächerlich machte, zog Tonks eine ungläubige Braue hastig nach oben, und ein Flash aus Ketchup durchzuckte die Haare in Sekundenbruchteilen. Das war ein Scherz! Gleich würde er blöd grinsen und 'verarscht!' gröhlen, er musste ganz einfach! Er tat's nicht. Dafür beförderte er ungelenk die Hände aus den Hosentaschen und fing an, sich in Übersprungshandlung die Nagelhaut herunter zu schieben.

Das war tatsächlich ernst gemeint, Merlins Unterhosen! Oh, das tat ihr so leid! Nicht weil er schon – pfft – wusste sonstwer wie alt war (wen interessierte das?), sondern weil sie ganz ehrlich angenommen hatte, diese jungenhafte Verklemmtheit wäre bloß vorgespielt, nur so ein (verflucht wirksames) Ding von ihm, das er gern durchzog bei solchen Gelegenheiten. Ach, herrje, und sie hatte genau so darauf reagiert, wie man es in einer derartigen Situation dann erwarten durfte. Ungestüm und temperamentvoll. Wie sie eben nunmal war. Und hatte den armen Kerl damit womöglich völlig überrumpelt und ihm ein für allemal eine Heidenangst vor Frauen eingeimpft. „Oh, wenn ich das gewusst hätte!“ schlug sie die Hände vor dem Gesicht zusammen und schaute ihn leidig und entschuldigend an.

Remus verstand das vollkommen anders. Verdammt. Er war mies gewesen. Und sie hatte sich die ganze Zeit gewundert darüber, und jetzt war's ihr klar, wieso. Weil er gar keine Ahnung davon hatte und weil er einfach, also weil ... Nur noch mehr schrumpfte er auf dem Boden zusammen und wollte sich schon hinsetzen und hinter der Bettkante verkriechen, da schnellten ihre Hände vor und griffen nach seinen ineinander verkrampften Fingern, um ihn wieder hoch zu ziehen und besser anschauen zu können. Sich vorbeugend, drückte sie ihm einen langen, vorsichtigen Kuss mitten auf die Stirn. „Dann wäre ich doch viel sanfter gewesen,“ beendete sie den begonnenen Satz, aber alles, was Remus tun konnte, war zweiflerisch zu quieksen. Noch sanfter? Ging das denn?

Offenbar. Durch diese kleine Geste wieder auf den Geschmack gekommen, setzte Dora dazu an, mehr und mehr dieser winzigen, saugenden Beweise auf seinem Gesicht zu verteilen, zwischen den Augen, auf der Nasenspitze, auf beide Lider, bis sie schließlich den einen Mundwinkel erwischte. Das gar nicht so recht wollend (obwohl das nicht das richtige Wort war – er wollte schon, und wie, aber er sollte nicht), flackerte Remus bloß mit den Wimpern und gab ein halb protestierendes, halb zustimmendes Geräusch von sich. Sie durften das wirklich nicht, egal wie schön das gewesen war, wie gut und wie richtig es sich angefühlt hatte, es war nicht in Ordnung. Die Hände vorsichtig, nicht zu hastig und nicht zu fest um ihre Oberarme legend, versuchte er, sie von sich zu lösen, doch gelang es gerade mal, sie zu einem kurzen Innehalten zu bewegen. Keinen Fingerbreit brachte das zwischen sie.

„Tonks, wir müssen ...“ quetschte er mehr heraus, als dass er sprach, und weiter kam er schon nicht. „Nu uh!“ drohte sie mit erhobenem Finger und ließ damit erstaunte und verständnislose Runzeln zwischen seinen Schläfen erscheinen. Aber er hatte doch gar nicht 'Nymphadora' gesagt! „Dora,“ verbesserte sie mahnend und schaute ihm dabei so tief in die silbernen Augen, dass er nun erst recht total durcheinander war. Was denn nun? Und überhaupt! Was sollte denn das, wieso mit einem Mal? War es vielleicht besser, er ging darauf nicht ein? Sinnlos. Mit den Pupillen rollend, gab er nach. „Ja, OK, Dora.“ Zufrieden damit schnaubte sie schnippisch und lächelte schon wieder so sagenhaft entzückend. Damit hatte sie doch sowieso gewonnen.

Er konnte das nicht so stehen lassen. Augenscheinlich dachte sie nicht daran, was denn hier eigentlich gespielt wurde und mit wem sie da zusammen saß, und so weh ihm das auch tat, er musste sie erinnern. „Dora, wir müssen darüber reden,“ konnte er endlich hervor bringen, auch wenn sie davon nur umso belustiger schien. Die Barriere, die er hatte aufbauen wollen, vollkommen ignorierend, beugte sie sich bereits wieder vor und berührte mit leicht geöffneten Lippen die klitzekleine, stoppelfreie Stelle gleich vor seinem Ohr. „Worüber müssen wir reden?“ flüsterte sie, dass sich alle Härchen daran aufstellten, und mit einer saftigen Gänsehaut kämpfend, schloss Remus leise keuchend die Augen. Sehr hilfreich.

„Was da passiert ist,“ musste er sich so kurz wie möglich halten, weil sich sein Körper (dieser miese Verräter) schon wieder von ganz allein und fast so problemlos wie in einem Kampf, auf viel mehr als bloß Küsse auf den Kieferwinkel einstellte. Ihr Kehlkopf hüpfte von unterdrücktem Lachen. „Was ist denn passiert?“ flüsterte sie ganz unschuldig und legte ihre schlanken Händchen flach auf seine beiden obersten Rippen, wo sie sofort zaghaft nur zu massieren begannen. Alle 13 Druiden, musste er denn das wirklich noch deutlicher ausdrücken? Die Zähne aufeinander pressend, dass es quietschte, zog Remus die eigenen Hände auf ihre Taille zurück, doch auch davon bekam er kaum mehr Kontrolle über sie. „Wir haben ... Wir hatten ...“ Oh, sie wusste ganz genau, was er meinte, verdammt! Er konnte nicht wütend auf sie sein, er konnte es einfach nicht. Das Kribbeln an seinem Hals raubte dazu jegliche noch so winzige Möglichkeit.

Es half alles nichts. Gleichgültig, wie wunderbar sich das anfühlte. Egal, ob er nie wieder ohne diese Berührungen leben könnte, er musste einfach seiner Pflicht nachkommen. Er war der Ältere, der Erwachsene in diesem ... in diesem Paar, und er hatte die Verantwortung dafür. Offenbar begriff sie nicht oder wollte nicht begreifen, und wenn es sein musste, dann würde er sie eben gewaltsam (mit Worten natürlich, nicht physisch) von sich loseisen. Und wenn es ihm das Herz heraus riss. Das Kinn zur Seite kippend, zog er sich von ihr zurück, schloss die Lider und verharrte genau so, bis sie endlich die Distanz wahrte und ihn so intensiv anschaute, dass er es auf der Haut spüren konnte. Sie hörte ihm zu. „Dora, ich bin ein ...“ Dieses Mal lag es nicht daran, dass er es ihr nicht explizit hätte sagen können. Der sanfte Zeigefinger, der sich auf seine Lippen stahl, schnitt ihm das Wort ab.

„Shhh!“ machte Tonks eindringlich und schüttelte den Kopf, und schon aufbegehren wollend, schob er die Brauen ineinander und hob zum Reden an, doch sie unterband auch das. „Nein.“ Bestimmt, aber liebevoll, ohne Zorn und ohne Enttäuschung. „Ich weiß das alles,“ erinnerte sie ihn daran, wie offen mit seinem Problem im Orden umgegangen wurde. Schon am ersten Abend vor fast genau einem Jahr hatte sie es erfahren, und nicht einen Moment lang hatte ihn das für sie zu einem anderen, schlechteren Menschen gemacht. Nur imponieren konnte so viel ertragene Qual einem Mädchen wie ihr, einer Aurorin, erst recht, wenn er so herrlich frei und ungezwungen lachte wie mit Sirius auf dem Bett nach diesem schlimmen Streit im Sommer, oder wenn er so einmalig liebevoll den Kindern Ratschläge gab. Er erhielt sich seine Menschlichkeit in einem Maße, die selbst ohne den Wolfsbann die Bestie beeinflusste.

Das war kein Spiel für sie, wie er es zuerst gedacht hatte. Da war glühende Ernsthaftigkeit in ihren so tiefbraunen Augen, und obwohl sie lächelte, war dieses ganze Amusement aus ihrem herzförmigen Gesicht mit der Stubsnase verschwunden. „Aber du musst ...“ Sie konnte das nicht außer Acht lassen! Wenn sie es wusste, wieso ließ sie dann zu, dass er sich Hals über Kopf in sie verliebte? Wieso ermutigte sie ihn auch noch? Das war so gemein, so fies, das tat ihm doch weh, wenn er sie nicht auch behalten durfte! Diese Zornesfalte auf seinem Nasenrücken, begleitet durch ein kurzes Ballen der Fäuste, wie ein Kind an der Supermarkt-Kasse, unzufrieden darüber, keinen Kaugummi bekommen zu haben, verschwand genau so schnell, wie sie erschienen war.

Immer noch schüttelte Dora heftigst den Kopf. „Ich muss gar nichts,“ versicherte sie und schaltete jegliche Form seines Protestes sofort aus, indem sie seinen Kiefer umfasste und ihn bereits wieder zärtlich küsste. Auch wenn er sich sträubte, erwiderte er, ohne zu zögern. „Nicht heute,“ bat sie, sobald sie ihn wieder ansehen konnte, und jetzt wollte er schon nicht einmal mehr den Mund aufmachen. Sie wusste alles, was er sagen wollte, kannte diese Einwände, hatte selbst Ewigkeiten darüber gegrübelt und sie von einer Waagschale in die andere geworfen, hatte jedes Argument mehrfach umgewälzt, es hierhin und dorthin gerollt, um es in anderem Licht zu betrachten. Immer wieder, seit er wieder in ihr Leben getreten war, dieses Mal wirklich erreichbar, und erst recht, seit er unabsichtlich bekundet hatte, dass es ihm ganz genau so ging wie ihr. Aber am Ende war sie immer wieder nur zu ein und demselben Ergebnis gekommen:

„Es ist mir egal.“ Wie ihre Finger auf seinen Schultern unter die Hosenträger glitten und zu schieben begannen, das spürte er zwar, konnte jedoch nichts dagegen tun. Nur mit beiden Händen vorsichtig ihre Seiten reibend, starrte er sie an wie das achte Weltwunder und konnte nicht begreifen, was sie da gerade gesagt hatte. Egal. Das Mädchen hatte keine Ahnung, wovon sie da redete. Nicht einmal den Kopf zu schütteln, brachte er fertig. „Es interessiert mich nicht, ob du ein Werwolf bist,“ er zuckte zusammen bei diesem Wort, schockiert davon, wie sie das nicht nur einfach so in den Mund nahm in seiner Gegenwart, sondern es auch noch so klar, so deutlich auf ihn bezog und dabei immer noch so glimmend leuchtende Augen auf ihn richtete. „Und diesen Unsinn über dein Alter, den will ich gar nicht hören,“ winkte Dora so fest ab, als schlage sie nach einer lästigen Fliege.

'Ich bin fast so alt wie dein Vater!' wollte er ausrufen, konnte nicht. Es war überflüssig, sie wusste das, sie wusste es alles, und trotzdem sagte sie bloß dieses seltsame Wort: Egal. Die Hosenträger schnackten von seinen Armen und kamen mit einem dumpfen Geräusch auf den feuchten Dielen unter ihm auf, die Hosen gleich ein wenig rutschend, aber das Mädchen streichelte nur mit den Fingerspitzen über die Innenseiten seiner Ellen und Gelenke bis in die Hohlhand. Wieder dieses winzige, süße Lächeln auf den Lippen, legte sie den Kopf schief und wartete, bis er den Blick hob. „Meine Liebe kostet nichts.“

Heulen hätte er können. Einfach bloß heulen in einer Mischung aus Scham und Verlustangst und Dankbarkeit und Glückseligkeit ob dessen, was sie damit ausgedrückt hatte. Aber er quietschte nur hochfrequent und ließ sich mit einem lauten Klong auf die Knie fallen, um auf schnellstem Wege näher an sie heran zu kommen, um sie mit der selben Intensität dieser seiner Gefühle und ungeteilter Leidenschaft zu küssen. Das war die einzig vernünftige Antwort darauf und das Beste, was er nun tun konnte. Sie hatte recht. Nicht heute. Morgen vielleicht. Oder übermorgen. Nächste Woche oder so, das hatte Zeit. Es lief ja nicht weg.

Die Bettdecke umschlagend, griff Tonks in seine Finger und zog ihn aus dem Knien heraus in eine aufrechtere Haltung, brach den Kuss nur für einen kurzen Augenblick. „Komm,“ lud sie ihn genau so ruhig ein wie zu Beginn dieser Unterhaltung, und während er sich, ohne auch nur einmal noch zu zaudern, an der Bettkante hochzog und sich auf die Matratze setzte, strich sie sich mit beiden Händen das offene Hemd von den Schultern.

Wenigstens heute gab es keinen Vollmond.


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