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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Ein nächtlicher Gast

von Teekon

Eine Nachtigall sang so hübsch und melodisch in den efeuberankten alten Bäumen draußen in dem kleinen Garten, dass sie am Fenster stehen bleiben und ihr zuhören musste. Lau war die Nacht, der Geruch des Waldes auf dieser Seite des Hauses wunderbar vermischt mit frisch gemähtem Heu und einer winzigen Prise Salz vom nicht allzu weit entfernten Meer her. Dünne Schleierwolken zogen über den sattblauen Himmel, und hin und wieder blitzte ein Stern auf dort oben am Firmament, irgendwo zwischen den runden Gipfeln der Hügel von Südwales. Schön war das, einfach wunderbar friedlich und so gar nicht zum Schlafen und doch wieder so verträumt, dass einem sofort die Augen zu fallen wollten.

An den Rahmen der oben offenen Klöntür gelehnt, seufzte die ältere Dame in ihrem weißen Blümchennachthemd, nippte ein letztes Mal an ihrer Tasse Milch und entschied sich, langsam nun doch zu Bett zu gehen. Die ganze Nachbarschaft schlief schon, ein paar Schafe blökten in dem kleinen Corral unterhalb der Scheune, während die letzten Lichter des Dorfes nach und nach verlöschten. Sommer in Godric's Hollow. Die schönste Zeit des Jahres eigentlich. Rea Potter lehnte sich hinaus, warf einen raschen Blick über den still und dunkel liegenden Rasen und wünschte dem singenden Vogel sanft und flüsternd: „Gute Nacht!“ Nach dem kleinen Häkchen greifend, löste sie den oberen Teil der Tür und zog ihn an die Mauer heran, verriegelte nur den Bolzen und schloss die weiche Dunkelheit damit endgültig aus.

Die frische, nicht kühle Brise des vorangeschrittenen Abends rieb sie sich noch von den Armen, wie sie barfuß zur Spüle hinüber schritt, um ihre Tasse abzustellen, während im Wohnzimmer, vor den Blicken nicht verborgen durch das durchbrochene Fachwerk, ihr Mann konzentriert über seinen Akten brütete. Lächeln musste sie davon, wie sie ihn beobachtete. Diese ganz speziellen, horizontalen Falten auf seiner Stirn, die kannte sie genau. Charlus ging voll und ganz auf in seiner Arbeit, wie immer, und ihm wäre es nie aufgefallen, aber James besaß genau den gleichen Gesichtsausdruck, wenn er über Quidditch-Büchern hing oder Briefe an seine Freunde schrieb.

Seufzend schüttelte die Dame den Kopf, kämmte sich mit den Händen nur ihren langen, graumellierten Bauernzopf auf die Brust und tapste über den unversiegelten Boden aus warm roten Backsteinen und über die Schwelle aus dunkel gebeiztem Holz hinüber in den Salon. Hier bestand der Boden aus glitzerndem Granit, in gut behauene Stücke geschlagen und wunderbar geschmiergelt, dass nirgends eine Ecke heraus stand. Teppiche, groß und rund, einer vor der Haustür und einer unter dem Tischchen am Kamin, brachten Weichheit und Farbe in den Raum. Gemütlich, so wie sie's beide immer gern gehabt hatten. Trotz ihres Reichtums wollten sie keine Villa in der Stadt und auch kein Herrenhaus in einer riesigen Parkanlage, weitab von Leben und anderen Menschen. So war es gut und immer noch viel zu groß für Drei.

Ein Hof gewesen, oder ein Teil davon vor ein paar hundert Jahren noch, schmiegte sich das Häuschen der Potters an einen steiler werdenden Hang am Ortsausgang von Godric's Hollow. Gebaut aus eben diesem Granit, das Dach von Schieferschindeln bedeckt und die Fenster und Türen aus wunderbar rötlich schimmerndem Holz gezimmert, passte es sich wunderbar in die Umgebung ein, verschmolz von Weitem fast mit dem Grün und dem Grau der Berge dahinter. Efeu und Geißblatt rankten an der Fassade empor, der Vorgarten, eingerahmt von halbhohen, hellgrün leuchtenden Hainbuchenhecken und zu durchschreiten auf einem gekiesten Pfad von dem Gatter zur Straße hinaus bis zur Tür, war überfüllt mit unzähligen duftenden Rosen.

Noch zwei weitere Gebäude gehörten dazu, das eine eher versteckt, ein kleiner Schuppen für Gartengeräte und die Hühner, geduckt unter die Wacholder-Sträucher nach Norden hin, das andere eine große Scheune. Bauern aus dem Dorf stellten dort ihre Traktoren und Gespanne unter, wo die Potters den Platz nicht brauchten, ja nicht mal ein Auto besaßen, das man dort hätte parken können. Und der Heuboden war immer noch das Lager für Ballen und Viehfutter, dass es wunderbar duftete dort oben. James liebte es, dort zu übernachten, tat es immer dann, wenn seine Freunde zu Besuch waren. Sogar wenn es regnete, war es wunderschön dort, und man musste sich auch über Gewitter keine Gedanken machen. Der First war hoch, sicher, höher als viele der Häuser ringsherum, doch Wipfel von Bäumen und der wie ein knubbliger Zeigefinger aufragende Felsen direkt dahinter, schützten die Scheune vor Blitzschlag.

Aber zur Zeit war er allein, ihr einziger, so spät doch noch geborener Sohn, so viel jünger als die Kinder ihrer wenigen übrig gebliebenen Verwandten. Dorea sprach nicht oft darüber, behielt es für sich, aus welcher Familie sie stammte, auch wenn sie dank ihrer respektablen Heirat mit Charlus jederzeit ihre Eltern hätte besuchen können. Sie wollte nicht. Gut, sie war die Letztgeborene gewesen daheim, aber dennoch war das Jüngste Kind ihres Bruders schon stolze 21 Jahre älter als James und längst Großvater. Eine merkwürdige Verschiebung der Generationen, doch es hatte wohl so sollen sein. Und ein immenser Vorteil erwuchs ihr (und ihm) daraus: So hatte Neffe Cygnus es niemals wagen können, ihm eine seiner Töchter zur Frau aufschwatzen zu wollen. Darüber musste Rea fürchterlich kichern und sich die Hand vor den Mund halten.

Charlus merkte davon nicht einmal was, so intensiv stierte er auf irgendwelche Anklagepunkte gegen seinen neusten Klienten, konzentrierte sich auf die Verteidigungsstrategie, die er mit ihm besprochen hatte. Woher James seine kaltblütige Gewissenlosigkeit nahm, das begriff sie einfach nicht. Von ihm jedenfalls nicht. Und von ihr ... Naja, vielleicht brach da eben doch das Black'sche Blut wieder durch. Auch das brachte sie zum Lachen, und mit ihrem glockenhellen Gegibbel übertönte sie das leise Geräusch.

Nur noch schnell ihrem verrückten alten Mann einen Kuss aufdrücken für die Nacht, dann wollte sie nach oben verschwinden, an James' geschlossener Zimmertür vorbeischleichen und unter die Bettdecke schlüpfen. Morgen würde wieder ein herrlicher, wundervoller Tag werden mit Blümchen auf den saftigen Wiesen und rauschenden Bächen und einem netten Schwätzchen unten auf dem Muggelmarkt! Anstalten machend, das Wohnzimmer zu durchqueren, summte Rea Potter leise vor sich hin und strich sich dabei immer noch durch die Haare.

Dieses Mal aber hörte sie es. Ein schwaches Klopfen, Pochen, so als schlage ein vom Wind zerzauster Zweig gegen die Fensterläden, wie es im Herbst oft war. Aber das konnte nicht sein, denn die Brise war so schwach, dass nicht einmal die Blätter an den Ranken draußen geraschelt hatten. Erstaunt blieb die Hausherrin wie angewurzelt stehen und stutzte mit gespitzten Lippen. Und da war es wieder, ein wenig hastiger jetzt, eindringlicher, und endlich hob auch Charlus den Kopf und zog eine seiner mittlerweile weißgrauen Brauen steil nach oben. Da klopfte jemand an der Tür. Um diese Zeit? Wer konnte denn das noch sein? Gut, es brannte Licht hinter den zugezogenen Vorhängen, und ihre Freunde und Nachbarn kannten ihre (und besonders seine) Angewohnheit, spät zu Bett zu gehen. Dennoch war es ungewöhnlich.

Seine Akten beiseite legend, erhob sich Charlus aus seinem Ohrensessel. „Lass nur, ich geh!“ bot er seiner Frau an, die immerhin nur sehr leicht bekleidet war, und ein wenig hüpfte die ältere Dame in den Schatten seines Rückens, damit sie von draußen nicht gleich zu sehen war in diesem Aufzug. Das musste ja nun wirklich nicht jeder sehen, Rea Potter im Nachthemd. Bereits abgeschlossen gehabt hatte der Anwalt, der in der Abteilung für Magische Strafverfolgung arbeitete, und er zückte den Zauberstab, um die geheimen Passwörter zum Öffnen zu Murmeln. Die Schlösser schnappten auf, ein Riegel wurde zurück gezogen, und Charlus drückte die Klinke herunter.

Gegen die angenehme Dunkelheit da draußen im Vorgarten konnte man zunächst gar nichts sehen, besonders nicht, wenn man neben einer hell erleuchteten Bibliothekslampe gesessen und gelesen hatte. Doch rasch gewöhnten sich die Augen hinter der rundlichen Brille an die Verhältnisse, und heraus kristallisierte sich eine bibbernde, zitternde Gestalt auf der Türschwelle. Es war nicht kalt, im Gegenteil, es war sehr warm für die späte Stunde, und dennoch hielt sich der junge Mann dort draußen selbst im Arm und trat nervös und schlotternd von einem Fuß auf den anderen. Die dunklen Locken schauten ganz zerzaust aus, das sonst so strahlende Gesicht war ganz eingefallen und wächsern, und die Augen glühten in geröteter Mattheit. Sirius Black.

„H ... ha ... hallo, Mr. Potter,“ stammelte er durcheinander, sich dabei immer wieder ängstlich vergewissernd, dass er alleine war im Vorgarten, und verwirrt wie Charlus war, zog er überrascht den Kopf zurück und starrte den 16jährigen an. „Sirius, was ...“ fing er an, rotierte eine Hand um das Gelenk, während die Linke die Tür weiterhin offen hielt. „Was machst du hier so spät?“ Noch ehe der Junge antworten konnte, rauschte Rea an ihrem Mann vorbei und schubste ihn regelrecht aus dem Weg, sobald sie den Namen des unerwarteten Gastes gehört hatte. Nur den Mund auf und zu klappend, schien Sirius sowieso nicht in der Lage, eine verständliche und sinnvolle Antwort zu geben.

Wieso ließ er ihn da draußen in der Nacht rumstehen? Sah er denn nicht, dass der arme Bub ganz furchtbar fror und dringend aufgepäppelt werden musste? „Sirius, Junge, los, komm herein!“ forderte sie ihn auf und griff ihm an einen Ellbogen und die dazugehörige Hand, um ihn über die Haustürschwelle hinein zu führen, und der junge Mr. Black nickte nur hastig, ohne dazu ein Wort sagen zu können. Während Rea ihn Schritt für Schritt durch das Wohnzimmer geleitete, blieb Charlus nichts Anderes zu tun, als rasch den nun sichtbaren, schweren Schrankkoffer mit einem Locomotor ins Haus zu befördern, bevor er die Tür schließen konnte.

Warm war es vor dem Kamin, in dem ein winziges Anstandsfeuerchen knisterte, und Mrs. Potter brachte ihn bis zu ihrem sonst angestammten Sessel mit der Rückenlehne zur Küche. „Setz' dich erstmal,“ flüsterte sie ihm zu und drückte ihn herunter, und Sirius nickte wieder nur so schnell und mit glasigem Blick. Jetzt von seiner Aufgabe befreit, wollte Charlus wissen, was dieser merkwürdige Auftritt zu bedeuten hatte. Verängstigt sah er aus, so gar nicht, wie man es gewohnt war von einem Jugendlichen, der ohne mit der Wimper zu zucken und brüllend vor Lachen von 50 Fuß hohen Eisenbahnbrücken in eiskalte Flüsse sprang. „Ist irgendwas passiert?“ erkundigte sich James' Vater mit besorgt ineinander geschobenen Brauen.

Im ersten Moment hatte man das Gefühl, Sirius hätte ihn überhaupt nicht wahrgenommen. Dann jedoch hob er mit einem fragenden Geräusch den Kopf und leckte sich eilig über die Lippen. Richtig ansehen konnte er den Herrn des Hauses dabei allerdings nicht. „Ich bin ...“ fing er an und stotterte wieder schrecklich, „bin von Zuhause ...“ Eigentlich brauchte er es nicht mehr zuende zu sprechen, um sich verständlich zu machen, aber genau so schwer, wie ihm der Anfang eines Redeflusses fiel, so unaufhaltsam war er, wenn einmal in Gang gebracht. „Weggelaufen.“ Und er keuchte, als könne er selbst nicht fassen, was er damit gesagt hatte, kniff die Lider zusammen und schüttelte sich heftig.

Vorwurfsvoll starrte Rea ihren Mann von unten her an, wie sie sich über einen Stuhl in der Ecke beugte und eine Wolldecke aufhob, die sie sorgfältig aufschlug. Musste er ihn denn jetzt mit Fragen quälen? „Weggelaufen?“ rief Charlus auch sofort aus, derweil sie noch dabei war, diese besondere Faltung hinzubekommen, die sie sonst für James oder für ihn selbst vorbereitete, wenn er krank war. „Aber du bist doch erst 16!“ erinnerte Mr. Potter unnötigerweise und warf gestikulierend beide Hände von sich. Ein Minderjähriger außer Haus um diese Uhrzeit, und wenn er das richtig verstanden hatte, nicht nur gegen den Willen seiner Eltern, sondern auch mit der festen Absicht –
Sirius brüllte es fast hinaus, und nur das Beben seiner Stimme verhinderte die Lautstärke, die er dafür hatte nutzen wollen: „Ich geh' da nie wieder hin!“

Mit geballter Faust, die Knöchel daran ganz weiß, hieb er auf die Sessellehne ein und presste so hart die Kiefer aufeinander, dass steinharte Klümpchen an den Knochenwinkeln entstanden. Fest entschlossen und absolut bestimmt, weigerte sich Sirius Black, diese Option auch nur in Betracht zu ziehen. „Aber du kannst doch nicht ...“ begann Charlus, rüde unterbrochen von seiner nun wirklich aufgebrachten Frau. „Sei still und lass den Jungen zufrieden!“ mahnte Rea mit erhobenem Zeigefinger, breitete die Decke hinter Sirius' Rücken über seinen Schultern aus und packte ihn liebevoll wie eine zerbrechliche Puppe in den Wollstoff ein. „Siehst du nicht, dass er friert und vollkommen verstört ist?“

Natürlich hatte er das gesehen. Trotzdem ging das so nicht, sie konnte nicht einfach einen 16jährigen Ausreißer aufnehmen, schon gar nicht, wenn dessen Eltern O.A.B nebst Gattin waren. Aber dann wieder ... Sie war Familie, oder etwa nicht? Stumm geschlagen von ihrer sprichwörtlichen Mütterlichkeit, verharrte Charlus auf dem Teppich vor der Tür zum Esszimmer und schaute ihr dabei zu, wie sie dem Jungen die Wange tätschelte. „So ist's besser, ja? Ich mach' dir erstmal einen Kakao,“ befand sie, auch ohne auf Sirius' Antwort zu warten, der allerdings tatsächlich eifrig nickte, obwohl er sich kaum so vorkam, als würde er das Getränk wirklich genießen können. Es war egal, sie bot es ihm an, sie wollte etwas für ihn tun. Es wäre mehr als unhöflich gewesen, das abzulehnen, und außerdem tat es einfach gut.

Während Rea in der Küche zu rumoren begann, entschied sich Charlus, zumindest ein wenig Aufklärungsarbeit zu leisten, und er kam näher heran und hockte sich vor dem Jungen hin. „Was ist passiert?“ fragte er leise und vorsichtig, forschte in dem so unnatürlich bleichen und ja, verweinten Gesicht nach irgendwelchen Spuren. Die rechte Wange war gerötet, nicht viel, aber deutlich sichtbar. Niemand brauchte ihm zu erklären, woher so etwas stammte, und jetzt musste Mr. Potter selbst fest schlucken. Widerlich. Herumdrucksend, nach Worten ringend, verrenkte Sirius sich den Hals, bis er es endlich heraus kriegte: „Ich hatte,“ er schloss kurz die Augen, „einen schlimmen Streit mit meinem Bruder.“ Sein Kehlkopf verursachte ein schnappendes Geräusch dabei. „Und dann auch mit meiner Mutter, und dann kam mein Vater dazu, und ...“ Er schüttelte den Kopf, wie sich sein Kinn in lauter winzige Grübchen legte und er sich an die Brauen fassen musste, weil ihm wieder die Tränen kommen wollten.

„Shhht,“ machte Charlus und legte ihm beruhigend eine Hand in die Halsbeuge, drückte sacht und streichelte mit dem Daumen vorsichtig seinen Hals. Er brauchte nicht mehr weiter zu reden, wenn es zu viel für ihn war. Den Rest konnte sich der Vater seines besten Freundes auch so denken. Jedenfalls die anfänglich wichtigen Aspekte. Nein, heute Nacht jedenfalls konnte er dort nicht wieder hingehen. Es musste erst Ruhe dort einkehren, jeder musste sich abkühlen und klar darüber werden, was geschehen war und warum und ob das wieder hinzubiegen war. Nur eins noch wollte Charlus wissen, musste er wissen: „Ist jemand verletzt worden?“ Sacht nur deutete er auf den geschwollenen Jochbogen des Jugendlichen, aber obwohl Sirius ihn verstand, schüttelte er mit einem verneinenden, quietschigen Geräusch hastig den Kopf. „Ich glaube nicht.“

Rea kehrte aus der Küche zurück, einen ihrer großen Becher besten, dampfenden Kakaos in der Hand, und sie hockte sich neben ihrem Mann hin und reichte Sirius das warme Getränk über die Armlehne hinweg. „Hier nimm, das wird dir gut tun,“ forderte sie ihn sanft auf, und auch wenn er wirklich weder Durst noch Appetit hatte, nahm der Junge die Tasse entgegen und wärmte sich die Finger daran. „Danke, Mrs. Potter,“ murmelte er, bevor er einen kurzen, dann einen langen Schluck nahm. Oh ja, das war fabelhaft, genau das Richtige jetzt! Und sie ließen ihn ein paar Minuten lang einfach nur trinken und sich in die Decke kuscheln, damit er zur Ruhe kommen konnte.
Lächelnd schaute Mrs. Potter ihm dabei zu, streichelte ihm dabei durch die Wolle die Schulter, bevor sie sich an Charlus wandte und ihm mit dem Kinn ein Zeichen gab.

Verstehend richtete er sich auf, rupfte sich nervös die Brille von den Ohren und begann hektisch, die Gläser zu putzen. Blinzelnd nur konnte er sie ansehen ob seiner hohen Sehschwäche, während Rea ihn am Ärmel packte und unauffällig beiseite zog. „Charlus, er muss bleiben,“ verlangte sie mit diesem typischen, kompromisslosen Funkeln in den Augen, wie sie da einen ganzen Kopf kleiner stand und ihn von dieser eigentlich unterlegenen Position her starr anschaute. Nur ein winziges Zucken des Unbehagens huschte über seine Miene, sofort widerlegt durch ihr „zumindest heute Nacht“.

Sie hatte ja recht. Das sah er ja ganz genau so. Und es war das Beste, nicht zu streiten, schon gar nicht vor dem armen Jungen. Der hatte genug von solchen Szenen heute erlebt. Zustimmend nickte Charlus also. „Gut. Aber morgen werde ich mich mit seinem Vater in Verbindung setzen,“ hob er einen Zeigefinger und bestand darauf mindestens genau so beharrlich wie sie. Augenblicklich kroch ein zärtliches Lächeln in ihr Gesicht, und sie wischte ihrem Mann mit dem Daumen über die Lippen. „Einverstanden!“ Wie zum Abschluss eines Deals klopfte sie ihm sanft auf die Flanke, löste sich von ihm und eilte wieder hinüber zu Sirius, der seinen Kakao wesentlich schneller geleert hatte, als er es selbst für möglich gehalten hatte.

Mit immer noch sehr glasigen, halb verzweifelt ängstlichen und halb hoffnungsvollen Augen, schaute er zu James' Mutter auf, die Hände im Schoß um die Tasse herum geschlungen. „Du möchtest heute sicher nicht alleine schlafen, richtig?“ konnte sie sich lebhaft vorstellen, verwarf den Gedanken an das Gästezimmer schon vor seinem raschem Nicken und nahm ihm vorsichtig die Tasche aus der Hand. „Dann stellen wir dir ein Feldbett zu James, ja?“ schlug sie vor, woraufhin Charlus bereits die steile Treppe hinauf schritt, um eines zu holen, während Rea den Jungen an beiden Händen nahm und hochzog. Den Schrankkoffer hinterher schweben lassend, führte sie ihn den eigentlich doch bekannten und gewohnten Weg hinauf ins Obergeschoss des Potter'schen Häuschens.

Gleich links die erste Tür, das war der Zugang zum riesigen Schlafzimmer ihres Sohnes, und Sirius wunderte sich kein Bisschen darüber, dass ein regelmäßiges, absolut ungestörtes Atemgeräusch aus dem feinen Spalt zwischen Rahmen und Zarge nach draußen drang, sobald die Klinke herunter gedrückt wurde. James bekam nie irgendwas mit. Der schlief wie ein Stein, als hätte ihm jemand einen extremen Muffliato um die Ohren gehauen, und endlich schlich sich so etwas wie Erleichterung in das Herz des jungen Mr. Black. Sogar ein bisschen schmunzeln konnte er.

Angekommen. Die richtige Entscheidung getroffen, zu den Potters gegangen. Hier würde man sich um ihn kümmern und auf ihn aufpassen, ihn nicht wegschicken, sondern ihn genau so liebevoll und wunderbar betreuen wie diesen schnarchenden, träumenden Stussel da in seinem Bett.

Charlus stellte die Feldliege unter dem Fenster auf, so dass Sirius unter den sacht im Luftzug des offenen Fensters wehenden Vorhang hindurch an den Himmel schauen konnte. Sterne blinkten dort nun fast unbehelligt von vorüber wanderndem Hochnebel. James würde ganz schön staunen, wenn er morgen früh aufwachen und seinen besten Freund hier vorfinden würde. So leise wie möglich verhielten sie sich, bis alles vorbereitet war, und endlich schlüpfte Mr. Potter, mit einer Hand grüßend, aus dem Zimmer hinaus. Noch ein Mal seine Wange kosend, lächelte Krones Mutter so herrlich süß wie Sahnebaisser, und Sirius konnte kaum fassen, wie fantastisch das nach einem so entsetzlichen Tag war. Ganz verlegen senkte er den Blick und unterdrückte erneut aufschießende Tränen.
„Gute Nacht, Sirius, ruh' dich aus!“ verlangte Mrs. Potter, deutete mit dem Kinn auf das Feldbett und winkte, wie sie rückwärts hinaus auf den Flur trat und die Tür sacht und leise zuzog.

James schlief immer noch ohne das geringste Anzeichen von Störung. Seine Brille lag zusammengefaltet auf dem Nachtschränkchen, gleich neben einer kleinen, mit Seide bespannten Holzschachtel, und nur zu gut konnte Sirius sich vorstellen, was er darin aufbewahrte: Den Schnatz, den er aus Hogwarts hatte mitgehen lassen. Jetzt grinste der 16jährige schon wieder, auch wenn sein Inneres nicht dazu passte. Es war so unglaublich, hier zu sein!

Einen Blick auf James' Gesicht zu werfen war unmöglich, denn nur der wirre, schwarze Haarschopf guckte oben aus dem Wust an Decken und Kissen heraus. Ein Wunder, dass er nicht längst erstickt war. Den Kopf schüttelnd und leise lachend, noch ein bisschen bitter, aber mit Ansätzen von Heilung, schlurfte Sirius zu seinem eigenen Nachtlager hinüber und fing an, sich aus den Kleidern zu pellen. Ein Schulpullunder, ein einfaches weißes Hemd mit spitzem Pilotenkragen, Muggelschlaghosen, polierte Oxford Schuhe. Was für eine Zusammenstellung!

Es war warm genug, und er hatte keine Lust mehr, noch in seinem vollkommen chaotisch zusammen gepackten Kram nach einem Pyjama zu wühlen, also schlüpfte Sirius einfach im Unterhemd unter die Decke und kuschelte sich in die weiche Matratze. Schon viel entspannter, ruhiger, kreuzte er die Arme hinter dem Schädel und starrte hinaus auf den sternenübersäten Nachthimmel. Er kannte sie alle beim Namen, ganz genau. Da oben, das war das Herz des Löwen. Und irgendwie glänzte es heute merkwürdig blass.

Die Lider schließend, spürte er kaum, wie er schnell und ohne hässliche Gedanken vor Erschöpfung und Erleichterung hinüber glitt in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Hier. Im Haus der Potters. Sirius Black. Endlich frei!


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