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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Unter der Birke

von Teekon

Zufrieden, fast glücklich seufzend, stieß Lily Evans sich von ihrem Pult ab und stemmte sich aus der Bank. Merlins Bart und Gott sei Dank, es war ausgestanden! Keine weitere Prüfung könnte so fürchterlich werden wie diese hier, und vor der Praktischen heute Nachmittag ängstigte sie sich nicht so sehr wie vor der Theorie. Einen feinen Schweißfilm von ihrer Stirn wischend (meine Güte, sowas hatte sie in einer Klausur noch nie gehabt), holte sie tief Luft und eilte rasch ein, zwei Reihen weiter, wo Mafalda schon stand, und Emmeline wartete weiter vorne zusammen mit Meredith.

Nichts wie raus und an die frische Luft, aber dringend!
Während ein paar Jungs noch den gestrauchelten Professor Flitwick abstaubten, den die angeflogenen Pergamentrollen all dieser vielen Schülerinnen und Schüler glattweg von den Füßen gefegt hatten, stromerten die Mädchen schon laut redend und gelöst kichernd den letzten Gang hinauf, um wie alle anderen aus der Großen Halle hinaus zu kommen. Archie Prittchard grüßte mit den Augen und schaute aus, als müsse er jetzt erst einmal ganz dringend in einen Waschraum, und Lily musste darüber entsetzlich lachen.

Naja, NEWTs waren halt doch noch mal was Anderes. Egal, auch das würde irgendwie mal vorbeigehen. Jetzt einfach nur etwas Ruhe und auf den Boden zurückkommen draußen am See bei einer angenehmen Sommerbrise, und dann könnte sie auch ein wenig zu Mittag essen, ohne gleich Projektilkotzen zu müssen.

Als sie den Eingangsbereich erreichten und schon diese wunderbare, nach Gras und Blumen duftende Luft von draußen herein wehen spüren konnten, dass sie alle erst einmal die Augen schließen und die Köpfe überstrecken mussten, saß nur noch ein einziger Schüler, und auch der erhob sich langsam und bedächtig wie in Zeitlupe. Ach herrje, der arme Sev! Er war schon wieder komplett versunken in sein Aufgabenblatt, als könne er noch irgendwas an seinen Ergebnissen ändern, wenn er nur fest genug darauf starrte, aber so war er eben immer nach Klausuren. Da ließ man ihm am besten seine Ruhe. Zwanzig Minuten vielleicht, dann könnte man wieder mit ihm reden, und dann wollte sie sich beim Lunch zu ihm gesellen und sich sein Genöhle darüber anhören, was er wieder alles versaut und falsch gemacht hätte. Was dann hinterher sowieso wieder nicht stimmte. Lily rollte gespielt angeätzt mit den Augen und lächelte still vor sich hin.

Eigentlich hätte sie gern ein paar Worte mit jemand Anderem gewechselt, jetzt, wo diese Sache ausgestanden war, aber Remus war offenbar zu beschäftigt, denn er beugte sich weit zu Potter hinüber und murmelte irgendwas mit fest ineinander geschobenen Brauen, über das der Kerl mit dem wirren Haarschopf breit grinsen musste, und Black brach in sein beklopptes, bellendes Lachen aus, wie er dem Ältesten auf die Schulter klopfte. Jungsgeschichten, irgendein blöder Insider-Witz, und obwohl das irgendwie süß war und Lily davon schon wieder so fürchterlich lächeln musste, tat's auch ein winziges bisschen weh. Einige Dinge enthielt er ihr eben immer noch vor, egal wie nah sie sich standen und wie viel sie miteinander teilten, und deshalb nannte sie ihn einfach nicht ihren besten Freund. Auch wenn er ansonsten alle dafür notwendigen Kriterien erfüllte. Manche sogar zu sehr. Sie seufzte vorsichtig, damit es niemand mitbekam und zuckte wie zu sich selbst die Achseln. Naja, wie auch immer.

Nur wenige Grüppchen aus frisch Geprüften begaben sich die Treppen hinauf oder hinunter, um in ihre jeweiligen Gemeinschaftsräume und Schlafsäle zu gelangen. Das Wetter war einfach zu gut und die Stimmung bei den meisten auch zu gut, um sich im Innern des Schlosses zu verkriechen, wenn man statt dessen in der herrlichen Juni-Sonne sitzen und ausruhen konnte. Mit ihren Taschen unter dem Arm hüpften die vier Mädchen eine nach der anderen die Stufen des Haupteingangs hinunter und verließen sofort die gekiesten Wege, um schnurstracks und quer über die gut geschnittene Wiese zu laufen. Das allein tat schon sagenhaft gut, das Gras und die weiche Erde, wie sie schlendernd hinunter ans Ufer des Sees fanden. Die Riesenkrake spielte da draußen herum, man konnte es an den Kräuseln des Wassers erkennen. Sogar das alte Monster genoss diesen Tag! Was konnte da noch schiefgehen?

Alle schienen irgendwie ungefähr diese Richtung eingeschlagen zu haben, den Gesprächsfetzen und dem Lachen nach zu urteilen, das sie überall umgab, wo wenige der Schüler aus den unteren Klassen oder aus der Sechsten herum liefen. Die steckten noch im Unterricht da oben in muffigen Räumen und genervt von hypernervösen Lehrern, die bei dem kleinsten Ansteigen des Lärmpegels einen Riesenaufstand probten. Immerhin war Examenstag, da musste es still sein in Hogwarts! Still, still, still! Oh, die Wärme und das schöne, hellgelbe Licht der Sonne waren wunderschön!

Mafalda stöhnte regelrecht auf, pfefferte ihre prallvolle Tasche einfach ins Gras und ließ sich direkt daneben plumpsen, während Emmeline sich reckte und schrecklich gähnte. Ein Nickerchen wäre wirklich nicht schlecht gewesen, so miserabel, wie Lily in der letzten Nacht geschlafen hatte, aber einerseits war sie dafür noch zu aufgewühlt und andererseits redeten ihre Freundinnen bereits zu eifrig. Die gackerten ja wie Hühner! Lachend entschied sich die Jahrgangsbeste dafür, dass sie sich jetzt auch setzen und sich an dem herrlichen Vormittag erfreuen wollte. Es war gut gelaufen, wirklich super für ihre Verhältnisse in diesem Fach, und sie wusste ganz genau, wem sie das zu verdanken hatte. Diesem Trottel da oben, der nicht in der Lage war, das sanfte Violett seines Gebräus aus der Zaubertränke-Praxis als Purpurton zu erkennen.

So in ihre Beobachtung vertieft, dass sie die verstohlenen Blicke und das Ellbogenstubsen ihrer Freundinnen unter einander nicht einmal bemerkte, lächelte Lily geistesabwesend vor sich hin. Schon wieder mit der Nase in einem Buch, die silbernen Augen hastig von rechts nach links über die Seiten huschend, kauerte Remus im Gras, seine Schultasche neben sich auf dem Rasen, und er schien angestrengt seine idiotischen Zimmergenossen zu ignorieren. Diese Jungs ... Lily musste grinsen darüber, wie intensiv Black seine miese Laune hinter einer übermäßig coolen Fassade zu verstecken versuchte, und erst beim Anblick von Potters belämmerter Frisur rollte sie mit den Augen. Der Kerl, ehrlich! Als würde er es mit Absicht noch schlimmer machen, dass ihm die Haare so zu Berge standen und sich in wilden Wirbeln verzwirbelten wie Garnfäden am Spinnrad. Und was sollte dieser Quatsch mit dem ... Oh Mann, hatte der etwa einen Schnatz geklaut? Typisch. Er war doch Jäger, was wollte er überhaupt damit?

Dumme Frage, schollt sie sich fast selbst und schüttelte den Kopf. Angeben natürlich, was denn sonst? Sie hatte es genau gesehen: Aus dem Augenwinkel warf er verborgene kleine Blicke hier herüber, nur zu erkennen am Aufblitzen der Hornhäute, wenn die Sonne darauf fiel. Ausgerechnet ihr wollte er damit imponieren? Der merkte aber auch wirklich gar nichts. Quidditch war doch bloß Sport. Das konnte man nett finden und ab und an mal ganz gern anschauen, aber deswegen bepieselte man sich doch nicht gleich. Und sie schon gar nicht, das sollte er eigentlich mittlerweile mitbekommen haben. Der lernte es nicht. Hallo? Erde an Potter! Sie wollte nichts von ihm, wieso ging das nicht in seinen Schädel rein? Zufällig mochte sie nette Männer. Die Betonung lag ebenso auf 'nette' wie auf 'Männer', denn keins von beidem war James C. Potter, Quidditch-Kapitän von Gryffindor. Lily kicherte und hielt sich eine Hand vor den Mund, was vermutlich blöd war, denn er wertete das wahrscheinlich als eine Art Zugeständnis. Ach, egal.

Oh je, und der arme Peter! Dem machten die Prüfungen offensichtlich extrem zu schaffen. Er reagierte auf seine ganze Umwelt komplett überreizt und fast hysterisch, wie er sich da halb auf dem Boden herumrollte vor Spaß, und man konnte nur Mitleid mit ihm haben. Nicht gerade der beste Weg, um die Spannung abzubauen und sich zu zwingen, an etwas Anderes zu denken als die fünf Klausuren und Examina, die noch vor ihm lagen. Der liebe, dicke Pummel, man mochte ihm am liebsten die Fusselhaare kraulen und ihm einen Schokopudding bringen, damit er sich mit was Vernünftigem beruhigen konnte. So machte er sich nur – mal wieder – absolut lächerlich und konnte über alle Maßen froh sein, dass fiese kleine Racheengelchen wie Potter, Lupin und Black seine besten Freunde waren, die ihn vor jedem Unbill und Spott der anderen Schülerinnen und Schüler schon präventiv schützten.

Lily konnte nicht anders, als wieder den Kopf zu schütteln und sich zu Falda umzudrehen, die ihr einen Keks reichte, und die Sonne berührte so sanft und schön ihr Gesicht, dass Miss Evans schnurrend die Augen schließen musste. Wunderbar! Das tat herrlich gut! Sich zurücklehnend, stemmte sie sich auf einen ausgestreckten Arm und genoss dieses fantastische Gefühl in vollen Zügen. Man mochte kaum glauben, dass das Schuljahr schon beinahe wieder um war und es bald nach Hause gehen würde. Ma hatte geschrieben, Petunia hätte einen Freund, und ihre kleine Hexenschwester konnte sich immer noch nicht entscheiden, ob sie das witzig oder niedlich finden sollte, und sie war schon sehr gespannt darauf, diese Typen zu Gesicht zu bekommen. Andererseits bedeutete Sommer auch immer ein klein wenig Abgeschiedenheit für ein Mädchen aus einem Muggelhaushalt. Naja, das konnte auch gut tun.

Sie wäre vielleicht so eingeschlafen, wenn nicht diese Unruhe in die angenehme Entspannung auf der großen Wiese gekommen wäre. Noch bevor sie die Lider öffnete, runzelte Lily die Stirn und drängte ihre Gedanken an Zuhause zurück, horchte hinaus und stellte als Erstes fest, dass die Mädels um sie herum still geworden waren. Nicht mal mehr Meredith, die gefräßigste Ravenclaw aller Zeiten, kaute noch krümelnd an ihrem Keks herum. Und dann hörte sie lautes, schadenfrohes Lachen und ein paar wütende Rufe, und mit Schwung drehte sie sich herum und öffnete die Augen. Oh nein ...

Was sie da sehen musste, gefiel ihr nicht einfach nur so überhaupt nicht, es trieb ihr eiskalten Zorn in den Bauch, und sie konnte nicht fassen, dass sie vorhin noch fast ein winziges Bisschen an Zuneigung für diesen dämlichen Arsch empfunden hatte, weil er sich so albern und irgendwie knuffig um ihre Aufmerksamkeit bemüht hatte. Keine Ahnung, was das jetzt wieder sollte. Potter und Black, wer sonst? In ihrer üblichen Obermacker-Manier hatten sie sich ein Opfer ausgesucht da oben auf dem Rasen, nicht allzu weit entfernt von der hohen Birke, unter der die Jungs ihr kleines Lager aufgeschlagen hatten, und mittlerweile scharrte sich schon eine ganze Traube an neugierigen und gaffenden Schülerinnen und Schülern um sie.

Und was machte Remus? Präfekt Lupin? Der hockte bloß da, den Rücken so fest gegen den Baumstamm, als müsse er sich daran abstützen, um sich nicht das Rückgrat zu brechen, und so angestrengt in sein Buch starrend, dass er es sich gleich ganz hätte in den Hals stecken können. Oh, das war so typisch! Wenn seine Freunde Mist bauten, hatte er ein sagenhaftes Talent zur Scheuklappen-Entwicklung! Na, sie jedenfalls hatte keinerlei Probleme damit, diesen beiden Vollidioten übers Maul zu fahren!

Sich mit einem Knurren auf die Beine stemmend, entschied Lily, dass sie ihre Pflichten als Präfekt in diesem Falle mit besonderem Gusto ausführen wollte. Mann, gerade noch waren sie die wirklich coolsten, tapfersten und besten Jungs der Welt gewesen da unten in diesem kalten Loch, in dem sie gegen die Todesser gekämpft hatten, und sie hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als ein Teil davon zu sein, von dieser unglaublich himmlischen Freundschaft. Und jetzt? Jetzt benahmen sie sich wieder keinen Deut besser als Avery, Rosier und Mulciber, und am liebsten hätte sie ihre Plakette von der Auszeichnung geholt und sie einem von ihnen an den Kopf geworfen, egal wem. Und Remus saß immer noch bloß da und sagte keinen Ton!

Die steile Falte, stetig in die Länge wachsend, die zwischen seinen Brauen aufragte, die sah sie nicht. Den ganzen Tag schon hatte Remus damit gerechnet, dass es zu einer solchen Szene kommen würde, eigentlich schon die ganze Woche. Sirius' Wut auf Snape war einfach unermesslich, viel größer als sie es je zuvor gewesen war in all den Jahren sorgsam gepflegter Feindschaft. Nicht mal damals in ihrem ersten Jahr war es so schlimm gewesen, als sich die Slytherins nicht mehr nach oben und die Gryffindors nicht mehr nach unten getraut hatten, weil diese beiden Knirpse die Fehde so angestachelt hatten. Nur jetzt waren sie keine Kinder mehr, keine 11jährigen, die einfach nur eine Abneigung von enormer Größe gegeneinander hegten. Da hatten sich Gefühle entwickelt und aufgestaut, die wesentlich tiefer gingen und hässlichen Schaden anrichten konnten. Und in seiner so blinden Eifersucht gegenüber Severus Snape konnte auch James nicht mehr differenzieren, was gerechtfertigt war und was nicht.

OK, OK, na gut, er würde sich das noch eine Weile ansehen – oder sowas Ähnliches, da konnte er echt kaum hinschauen – hatte James gerade 'Ratzeputz' gesagt?!? - und dann würde er aufstehen und irgendwas machen. Irgendwas. Auch wenn das wieder zu Streit führen würde, den er so kurz vor Vollmond gar nicht ab konnte, abgesehen davon, dass er das sowieso nicht mochte. Aber nicht zwei Tage vorher, nicht wenn das bedeuten konnte, allein gehen zu müssen, ohne die Jungs zu sein, weil sie sauer auf ihn waren, weil sie ihn für 'ne langweilige Streberpfeife hielten. Die Stimmung, in der Black in den letzten Tagen gewesen war, könnte das durchaus heraufbeschwören. Oh, das zog an seinen Armen wie zwei Bulldozer! Die eine Richtung trug ein Schild namens „Präfekt“ und die andere eins mit „Freund“, und die passten nicht zusammen! Nicht, wenn die Jungs sich so benahmen. Remus schluckte fest und versuchte einfach, sich das Buch noch fester gegen die Nase zu drücken, weil ihm die Hände so sehr zitterten vor Entzweigerissensein.

„Lass ihn in Ruhe!“ keifte die sonst so süße Stimme von Lily Evans, und Lupin schloss erleichtert die Augen. Merlin sei Dank, sie war in der Nähe und konnte es ihm abnehmen! Snape musste irgendwo einen echt guten Schutzengel haben, die dumme Sau. Oh. Tschuldigung, so hatte er das nicht gemeint. Mit den Augäpfeln rollend, schollt er sich selbst wie in einem Gebet, als hätte irgendwer außer ihm hören können, was er da gedacht hatte. Aber war doch wahr ... Ohne seine sonst so starken Freunde aus Slytherin, mit denen er sich jetzt genau so wenig blicken lassen konnte wie sonst irgendwer, war Snape eben komplett aufgeschmissen, wenn mehr als einer von ihnen sich gegen ihn wandte. Und auch ohne hinzusehen und den leuchtenden Blick von James' Augen erkennen zu müssen, war Remus eins sehr scheußlich klar: Potter genoss das. Snape war Freiwild.

Über das Johlen und Klatschen der anderen Schüler hinweg, konnte Remus nur bedingt hören, welche Worte zwischen seinem Kumpel und dem Mädchen gewechselt wurden. Irgendeinen seiner blöden Sprüche ließ James da wieder los, und – hatte er echt gerade die Frechheit besessen, sie um ein Date zu bitten?! Nach dem, was er da ihrem besten Freund antat? Sich mit einer schwitzigen Hand durchs Gesicht wischend, konnte Lupin kaum fassen, wie unglaublich dummdreist man sein musste, um sowas zu bringen. Ach, verdammt, wieso konnte er nicht wieder so mit ihr umgehen wie im Krankenflügel? Vier Tage lang war James der reinste Charmebolzen gewesen, nett und höflich und sogar richtig witzig, nicht bloß fies und zynisch, aber sobald Sirius mit seiner Scheißlaune dazu gekommen war ... Remus wollte am liebsten wütend werden und damit total gleichgültig gegenüber dieser Angst, den Vollmond alleine zu verbringen, damit er sich zu Lily gesellen konnte, aber er brachte es nicht fertig.

Lily brüllte jetzt, und die Leute drumherum lachten und klatschten Applaus, was wohl bedeutete, dass die Situation eher schlimmer als besser wurde. Die Lider schließend, renkte Lupin sich die Halswirbelsäule ein und seufzte mehr als unzufrieden, schluckte fest und klappte sein Buch zu. Es war genug. Sie hatten ihren Spaß gehabt. „Verwandlung für Fortgeschrittene“ beiseite legend, stemmte sich Remus aus dem Schneidersitz und wandte sich vom Ufer des weiten, ruhigen Gewässers ab, um den stetig ansteigenden Hang hinauf zu schauen, und da oben zwischen den Zweigen der Birke schaukelte Severus Snape mit herunter gelassenen Hosen kopfüber in der Luft.

Oh Mann. Es war noch übler, als er gedacht hatte. Nicht mal er hatte so schäbige Unterwäsche. Das aufkommen wollende Grinsen hastig unterdrückend, legte er statt dessen lieber eine höchst besorgte Miene auf und schickte sich an, den Hügel hinauf zu steigen, um sich endlich einschalten zu können.

In einem unansehnlichen und erbärmlich peinlichen Haufen landete Severus wieder auf dem Boden, Lily mit gezücktem und kampfbereitem Zauberstab keine zwei Yards von James entfernt stehend, während Sirius sich in den Knien abstützte und fast hysterisch lachte, und Peter hielt sich halb kugelnd den Bauch. Den Umstehenden ging es nicht anders, sie amüsierten sich königlich über den armen Kerl da im Gras, der sich mit beiden Händen hastig, angestrengt und fast panisch die Hosen hochzog, um seine Blöße zu bedecken. Sein Kopf war hochrot angelaufen, und er fletschte die Zähne wie ein verrückt gewordener Pavian, in die Ecke gedrängt, den eigenen Zauberstab zwischen Achsel und Brustkorb geklemmt, um ihn ja nicht zu verlieren. Wieso machte denn niemand was außer Lily? Die konnten doch nicht alle Angst haben vor James und Sirius! Und sowas konnte man doch nicht ernsthaft komisch finden.

Demütigend war das, das mussten selbst manchmal so unfassbar rüpelhafte Stumpfhirne wie seine Zimmergenossen begreifen. Zum Sprechen ansetzend, kämpfte Remus sich durch die unteren Reihen, und jeder, der ihn bemerkte, verstummte schon, beinahe ein wenig enttäuscht.

Und dann sagte es Snape. Einfach so. Ganz plötzlich irgendwie. So aus heiterem Himmel wie Regen auf Hawaii oder Schneestürme in Alaska, oder so unerwartet wie eine Bananenschale auf dem Boden. Steißbeinbruch. Schädelknacks. Herzinfarkt. Unglaublich und viel schmerzhafter als aus Jeronimus Mulcibers Mund, das spürten sie alle, die es gehört hatten. „Schlammblut.“ Dieses Wort, für das selbst Slughorn 50 Punkte abzog. „Schlammblut“. Eine Beleidigung, wie sie bösartiger und gemeiner kaum sein konnte, wie sie eine Gesinnung verriet, die verachtenswert und ekelerregend war bis ins Mark. Remus stoppte mitten in einem Schritt und vergaß sogar zu atmen, und ein erschrockenes Raunen ging durch die Gaffer auf der großen Wiese. Severus Snape hatte Lily Evans, das einzige Mädchen, den einzigen Menschen überhaupt außerhalb von Slytherin, der ein freundliches Wort mit ihm wechselte, „Schlammblut“ genannt.

James schrie ihn an, wie man es nicht anders erwarten konnte, verteidigte das Mädchen mit der gleichen brutalen Inbrust wie dort unten im Geheimgang auf den Stufen, drohte ihm, aber sie blockte ihn ab und ließ eine ganze Tirade los, die Remus nicht richtig mitbekam mit diesem Klingeln in den Ohren. Er konnte nicht fassen, was Severus da gesagt hatte. So viele Erinnerungen schossen ihm in den Sinn, wie er den keuchenden, vor Zorn und Hass fast glühenden Jungen da auf dem Boden nur anstarrte durch all die Beine und Körper zwischen ihnen hindurch.

Im Zug damals, wie er schon davon eifersüchtig geworden war, dass Lily sich nur mit einem anderen Kind nett unterhielt. Die Enttäuschung darüber, dass sie in ein anderes Haus gewählt worden war. Kräuterkunde zusammen mit den beiden an einem Tisch, die wirklich amüsanten Witze, das verstohlene Lächeln des Severus Snape, nur weil Lily ihm mit der Rückhand an die Brust geklopft hatte. Ein Typ mit einer wirklich fürchterlichen Bommelmütze neben ihr im Schnee, der nicht mal böse sein konnte, weil sie herzlich lachte. „Schlammblut“. Einfach so. Während sie ihm helfen wollte. Man konnte was zerbrechen sehen in ihrem Gesicht, auch ohne sie gut zu kennen. Die Schimpfworte, die Beleidigungen und die schiere Wahrheit, die sie da James entgegen spuckte, das war die Kompensation, die einzige Möglichkeiten, diesen Schmerz jetzt los zu werden. Und sie drehte sich herum und stürmte davon, boxte regelrecht die im Weg Stehenden beiseite.

Einen Arm nach ihr ausstreckend, flüsterte Remus noch immer betroffen ihren Namen, und sie schien ihn tatsächlich wahrzunehmen und wandte sich im Gehen in seine Richtung. Sie war nicht auf ihn wütend, das konnte er gleich sehen, und das hörte man auch in ihrer Stimme, wie Lily sich heftigst eine rote Strähne aus dem Gesicht strich, die mandelförmig schauderschönen grünen Augen voller Wasser. „Und du hast gesagt, er wär' eigentlich ganz nett!“ fauchte sie ihn an, mit dem Kinn auf den dümmlich dastehenden Potter deutend, der ihr noch hinterher rief, bevor sie Lupin einen Blick zuwarf, der definitiv 'das ist deine Schuld, dass ich so ein Arschloch mochte!' anklagen wollte. Fast hätte er darüber lachen müssen, wenn er nicht diese tiefe Wunde in ihrer Seele hätte sehen können.

'Oh Snape', dachte er bloß, entschuldigend in ihre Richtung die offenen Hände präsentierend, 'dafür hast du dir mehr verdient als 'nen Levicorpus!' Aber wirklich sagte er ein greinendes: „Das ist er!“ Lily gab ein schnippisches Geräusch von sich und winkte fest ab, schon mit dem Rücken zu ihm. „Meistens jedenfalls,“ murmelte Remus und seufzte, bevor er sich die letzten Yards den Hang hinauf arbeitete. Sie würde jetzt allein sein wollen. Dafür kannte er sie gut genug. Später. Dann würde sie reden wollen, und er würde dann Zeit für sie haben.

Severus hing längst wieder in der Luft, baumelte da wie ein Stück aufgehängtes Schlachtvieh und zappelte mit den Armen, um an seinen heruntergefallenen Zauberstab heran zu kommen, während die ganze Meute gröhlend „Auszieh'n! Auszieh'n!“ verlangte. Das reichte jetzt wirklich. Hatte er nicht schon genug Schaden angerichtet mit diesem kindischen Blödsinn? Es gefiel Remus nicht, dass er das hier tun musste, aber eine große Auswahl hatte er nicht. In der Verfassung, in der James nun war, wütend über alle Maßen für diese unflätige Beleidigung des Mädchens, das er gern hatte, sauer auf die erneute heftige Abfuhr, die er wegen ihm kassiert hatte, konnte alles Mögliche passieren, und Sirius war mal wieder von ungefähr so großer Hilfe wie ein Fahrrad für einen Beinlosen. Er brüllte nur bellend vor Lachen und berieselte sich halb davon, und Peter konnte sowieso nichts Anderes tun als das witzig zu finden. War's aber nicht.

„James, hör' auf!“ forderte Lupin, wie er sich seinen Weg durch die gaffenden Schülerinnen und Schüler bahnte. Und natürlich kam das bei Potter eher als nette Empfehlung denn als Befehl an, und er schüttelte kräftig den vor Wut glühenden Kopf. „Nichts da, du hast gehört, was er zu ihr gesagt hat!“ erinnerte er ihn und knirschte davon mit den Zähnen, dass es klang wie Fingernägel auf einer Schiefertafel, aber Remus war jetzt ebenfalls nicht mehr in Stimmung für diesen Blödsinn oder für Deeskalation auf Krone-Art. „Lass ihn runter, das bringt doch nichts!“ verlangte er erneut und sorgte geschickt dafür, zwischen James und die übrigen Jugendlichen zu geraten, die nun bereits zu großen Teilen abdrehten und begriffen, dass es hier nichts mehr zu sehen geben würde. Er wollte ihnen nicht das Gesicht präsentieren oder ihnen zeigen, wie er James tatsächlich Einhalt gebieten wollte.

Immer noch abwehrend, mit einem verneinenden Geräusch den Kopf so rasch und bestimmt hin und her schwenkend, dass er fast das Gleichgewicht verlor, stierte Potter den sich wehrenden Snape da oben an. „Nein, Remus! Er bleibt, wo er ist und wird dafür bezahlen!“ knurrte er voller boshafter Rachegelüste, und Lupin wusste, es war jetzt an der Zeit. „James, lass – ihn – runter!“ legte der Präfekt eine ungewöhnliche Härte und Entschlossenheit in seine Worte, ließ beide Hände an seine Revers hochschnellen, als wolle er die Brust rausstrecken und dadurch eindrucksvoller erscheinen. Aber das war nicht der Grund. Verborgen vor all diesen Blicken der Schülerinnen und Schüler in seinem Rücken, tappte Remus Lupins Zeigefinger fest und bedeutungsschwanger gegen die silberne Plakette an seiner Brust. „Bitte,“ fügte er durch die Zähne gepresst an, und James begriff.

'Zwing mich nicht dazu, zur McGonagall zu gehen,' sagte diese Bewegung, gepaart mit diesem leidenden, flehentlichen Gesichtsausdruck, und Potter gab innerlich auf. Er wollte ihm keinen Ärger machen. Er sollte nicht wie ein blöder Trottel dastehen, der sein Haus nicht im Griff hatte, auch und erst recht nicht, wenn es sich bei dem Übeltäter um einen seiner besten Freunde handelte. Das wäre nicht fair. Snape hatte diese Scheiße gebaut, nicht Remus, und man konnte ihn auch später dafür noch bestrafen. Wenn er das nicht sowieso selbst schon getan hatte. Lily hatte nicht gerade begeistert ausgesehen von dieser netten Titulierung ihres Kindergartenfreunds. Ob er sich da mal nicht übernommen hatte, der gute Snivellus.

Das ganze Gesicht wurde weicher, und James musste nicht einmal überlegend mit den Kiefern mahlen. „O,.“ sagte er nur und ließ Snape dieses Mal sogar etwas sanfter auf den Boden herunter kommen als vorher. Augenblicklich, sobald seine Knie das Gras berührten, krabbelte der Slytherin auf allen Vieren zu seinem Zauberstab herüber, um sich wieder zu bewaffnen, und nur das ausgestreckte Holz und das „nu uh!“ von Sirius hielten ihn davon ab, noch mehr Mist zu bauen.

In seiner Rolle als Präfekt hatte Remus auch einen gewissen Einfluss auf Mitglieder von anderen Häusern, einfacheren Zugang zu den Hauslehrern, mal abgesehen davon, dass es ausgerechnet Sluggys Lieblingsschülerin war, die Snape da so kränkend angegriffen hatte. Mit matt gewordenen Augen deutete er nur mit dem Kinn auf den am Boden Kriechenden, keinerlei Verlangen danach empfindend, nett zu ihm zu sein, wie er es sonst zumindest versuchte. „Du gehst jetzt besser,“ empfahl er ihm und erwiderte starr Snapes Blick, bis der endlich den Augenkontakt brach und sich davon machte, rennend, eilig, begleitet von Johlen und Pfiffen der letzten Gaffer. „Das gilt auch für euch, hier gibt's nichts zu sehen!“ blaffte Lupin so aggressiv, dass selbst die Sechstklässler zusammen zuckten, und rasch löste sich die verstummte Versammlung auf.

Zurück blieben die vier Jungs aus dem obersten Turmzimmer, und noch immer kichernd, wischte Peter sich die Lachtränen aus den Augen. Offenbar war an ihm vollkommen vorbei gegangen, dass diese Situation seit geraumen Minuten nicht mehr witzig gewesen war. Sogar Sirius schaute ein wenig betreten aus, sofern das in seiner derzeitig vorherrschenden Emotionslage möglich war, und er drehte fast verlegen den Zauberstab in den Händen. Das war von ihm schon beinahe eine Entschuldigung, die Remus zum Schmunzeln verleitete. Gleich kroch auch in Blacks Gesicht ein erleichtertes Grinsen. Moony war nicht wirklich sauer! Schwein gehabt!

Kopfschüttelnd grinste Lupin jetzt. „Ihr seid so bescheuert, ist euch das eigentlich klar?“ beschwerte er sich, unglaublich froh darüber, wie glimpflich das abgelaufen war, und augenblicklich mussten die anderen Jungen leise kichern. Da stimmte schon, das ließ sich schlecht leugnen. Sich auf der Lippe herum kauend, starrte Sirius auf die eigenen Schuhe, und Pete rollte peinlich berührt mit den Augen, während Remus mit ineinander geschobenen, ein bisschen sorgenvollen Brauen einen Schritt auf Potter zu machte und ihm ans Kinn griff, um den Kopf herum zu drehen. „Weißt du,“ begann er derweil, nur halb bei der Sache, wie er den zerfetzten Riss auf James' Wange begutachtete, den irgendein non-verbaler, schwarzmagischer Fluch von Snape dort hinterlassen hatte, unterbrach sich selbst und berührte mit dem eigenen Zauberstab die hässliche Wunde. „Mederi,“ murmelte er, und in einem hellen Gleißen verschloß sich der tiefe Schnitt. Wunderbar! Erleichtert seufzte James, aber nur solange, bis Moony fortfuhr.

„Lily hat da schon recht,“ bemerkte er, den Zauberstab drohend wie einen Rohrstock vor seiner Nase schwenkend, eine Braue steil nach oben gezogen und die Lippen anschließend fest auf einander pressend. „Womit?“ fragte Black grinsend. „Arrogant, kein bisschen witzig oder das mit dem Schultyrann?“ Pettigrew fing schon wieder an, einen unaufhaltsamen Lachkrampf zu entwickeln, und dieses Mal fiel es Lupin schwer, nicht mit einzustimmen. Oh ja, verdammt, auch damit hatte sie absolut recht! Aber darum ging es nicht. Nur kurz hämisch grienend, zwinkerte Remus, bevor er sich wieder an James wandte. „Ich würde auch nicht mit dir ausgehen wollen!“ Schon gar nicht, wenn er sich so ätzend aufführte, aber das brauchte er nicht anzuführen. Die Jungs schossen sich sowieso eher auf die Zweideutigkeit ein, das war ihm schon klar, ehe der Satz zuende gesprochen war. Hauptsache, James begriff es ein für allemal.

Ganz pikiert, gespielt beleidigt, stemmte Potter die Hände in die Hüften und gab ein mädchenhaftes „och!“ von sich, aber dann verfiel er sofort in eine unterwürfige Pose, duckte sich zwischen die eigenen Schultern und ließ die Arme schlaff hängen. Er hatte es schon wieder gemacht. Krone I. von Absurdistan in ganzer Pracht und auf Hochtouren! Und dabei war sie so süß gewesen in den letzten Tagen! Er hatte sie sogar anfassen dürfen! Verflucht und verdammt noch mal!
Sirius allerdings konnte diese Pointe nicht auslassen.

Den Zauberstab einsteckend, grinste er breit und schlang einen Arm um Lupins Schulter, um ihn fest zu drücken. „Aber mit mir würdest du doch ausgehen, Moony, oder?“ wollte er wissen, woraufhin Peter halb an seinem eigenen Lachen erstickte. Nicht schlecht, das musste Remus ihm lassen. Doch er rechnete mit Sicherheit nicht mit einer Gegenoffensive. Das ganze Gesicht aufhellen lassend, schnappte der Älteste begeistert nach Luft. „Oh aber sofort doch, liebster Sirius, ich würde jederzeit mit dir ausgehen!“ quietschte er regelrecht und brachte damit auch James dazu, seine Enttäuschung für einen Moment zu vergessen.

Blacks Augen wurden riesengroß, wie er Anstalten machte, hastig seinen Arm zurück zu ziehen, doch Moony war schneller. „Komm' her, Tatzilein, gib' Onkel Remus einen dicken Kuss!“ zog er ihn in seine Richtung, und Sirius kreischte und hüpfte davon wie ein in Panik geratener Ochsenfrosch bei einer Begegnung mit einem Storch, und dabei lachte er selbst schon genau so laut und ausgelassen wie seine drei Freunde.

Dreckskerle. Alle miteinander. Aber so unersetzlich klasse!


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