Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - In Klausur

von Teekon

Eine absolut grauenvolle Woche! Einfach nur schrecklich, wie anstrengend und nervenaufreibend und einfach bloß total grässlich. Wer hatte diesen Plan aufgestellt? Der war fürchterlich und brutal und überhaupt. Als wären die beiden OWL-Wochen nicht schon entsetzlich genug, nein, man musste auch noch eine so merkwürdige Reihenfolge in die Prüfungsfächer bringen, dass man sich geflissentlich hätte übergeben können, rein aus Panik heraus. Welcher Trottel konnte nur auf so eine Idee kommen? War das diese bescheuerte Theorie von wegen „das Schlimmste zuerst, dann hat man's hinter sich“? Blarghs, Remus Lupin sah das ganz anders. Eine nette Abfolge von leicht-schwer-leicht-schwer wäre ihm wesentlich lieber gewesen als dieser Horrormarathon!

Die Stirn in beide Hände stützend, beugte er sich vor und schüttelte stöhnend den Kopf, die Ellbogen so fest in die Sehne des vierköpfigen Oberschenkelmuskels knapp über den Knien gestemmt, dass sie dort Dellen hinterlassen konnten. „Na na, was soll denn das, Moony?“ fragte James halb belustigt, halb tröstend und klopfte ihm liebevoll auf das Schulterblatt, dass ein dumpfes Geräusch über seinen gefüllten Lungen entstand. „Gerade du machst dir ins Hemd,“ konnte Black es nicht fassen und prustete angenervt, während er sich gemütlich zurücklehnte und lautstark gähnte, um seine vollkommene Gelassenheit zu präsentieren. Mann, das war Verteidigung gegen die Dunklen Künste! Und da saß ein Kerl, der vor wenigen Tagen mehr Dunkle Künste abgewehrt hatte als die meisten von diesen Schwachheimern hier rundherum in ihrem ganzen Leben zu lesen bekommen würden. Obendrein der Beste der vergangenen 50 Jahre in diesem Fach! Und was tat er? Rumnöhlen! Zum Auswachsen!

Peter, der durfte das! Ausgiebig schlackerte er mit dem auf dem Knie abgelegten Fuß, dabei kerzengerade an die Wand gedrückt und beide Arme schlaff herunter hängen lassend. Er war nie besonders gut gewesen in der Theorie, das Praktische lag ihm mehr, auch wenn ihm das die meisten Leute ebenso wenig zutrauten. Aber in Zauberkunst am Montag war er zum Beispiel ganz hervorragend gewesen, Professor Flitwick, der zugeschaut hatte, war höchst erfreut gewesen über seine Leistungen. Aber naja, im Moment konnten diese Jungs und ihr weibliches Schmuckstück auch kaum irgendwas falsch machen in den Augen von Lehrern, Schülern und Öffentlichkeit. Trotzdem.

„Merlin, ich bin so froh, dass die bessere Note zählt,“ wischte Pettigrew sich über die schwitzige Stirn, während sie da gemeinsam auf der langen Bank in der Eingangshalle hockten und auf Einlass in den Prüfungssaal warteten wie die Hühner auf der Stange. So lief das nämlich: Eigentlich wurde Schriftliches gegen Praktisches 50:50 gewertet, aber hatte jemand ein Expectations exceeded in dem einen Teil und ein Acceptable in dem anderen, dann schlug die Waage zugunsten der höheren Bewertung aus, und das konnte nur gut sein. Besonders Peter erhoffte sich dadurch eine größere Anzahl bestandener Fächer, denn für ihn waren Noten komplett egal. Im Vergleich zu seinen Freunden war er längst nicht so talentiert, und das wusste er, aber es war ihm vollkommen egal, weil es bei den Jungs eben nicht wichtig war. Und abgesehen von Sirius gab auch keiner mit besseren Leistungen an, und bei Black zählte das nicht, weil der auch geprotzt hätte, wenn sein Streifen Zahnpasta gerader auf der Bürste lag als der von jemand anderem.

Am meisten gegraut hatte es Remus natürlich vor Zaubertränke, und selbstverständlich war das ausgerechnet nach einem der lernintensivsten Fächer gleich am Dienstag drangekommen. Irgendwas von Konzentration und meditativen Mantras hatte Lily gefaselt im Gemeinschaftsraum den Abend zuvor, als er mit ihr noch mal die Zutaten für bestimmte Spezialmischungen durchgegangen war. James hatte Quidditch trainieren wollen, aber dann merkwürdigerweise bis spät in die Nacht auf dem Sofa neben ihnen gehockt und in ein Buch gestiert, ohne jemals eine Seite umzuschlagen. Irgendwann, nachdem Remus ihn schon komplett angeätzt am liebsten an die Decke gehext hatte, war er mit seinem Geist überein gekommen, den Zimmergenossen als Dekorationsgegenstand wahrzunehmen, und das hatte ganz gut funktioniert. Trotzdem war das alles Quatsch. Konzentration!

Wider Erwarten war es dann gar nicht so schlecht gewesen. Jedenfalls war nichts explodiert und Tisch und Kessel waren ebenfalls heil geblieben, und das Zeug, das er da in sein Testflacon hatte abfüllen können, hatte zumindest eine große Ähnlichkeit mit der verlangten Farbe gehabt, obwohl Remus immer noch steif und fest behauptete, dass Violett eben nicht das selbe sei wie Lila, ganz egal ob „ein hellerer oder dunklerer Ton auf der Purpurlinie“ vorgegeben war oder nicht. Lily mit ihrem magentafarbenen Gebräu hatte ihn noch auf dem Weg nach draußen einen „kleinkarierten Erbsenzähler“ geschimpft, worauf er schnippisch geschnaubt hatte, als hätte er auf eben einem solchen Gemüse genächtigt.

Der vergangene Mittwoch war nur für die Finger schlecht gewesen, denn es hatte sich um Kräuterkunde gehandelt, wo man sich nachmittags um die Pflege entsprechender Pflänzchen hatte kümmern müssen, und das war nun wirklich nicht übel gewesen. Die schriftliche Prüfung hatte sich auf das Erkennen von Gewächsen anhand von Bildern und auf recht kurze Fragen zum Thema Beschneidetechniken, Saat-, Pflanz- und Pflückzeiten beschränkt und hier und da ein paar eklige kleine Fallen enthalten, aber die konnte man leicht umschiffen, weil es sich um reine Erinnerungsarbeit handelte, und das stellte nicht einmal für Peter ein allzu großes Problem dar, auch wenn Sirius fürchterlich gemosert hatte. Er hatte eben keinen grünen Daumen, einfach kein Händchen für dieses dusslige Grünzeug, und heute Morgen hatte er immer noch eine Schnappschote am Kleinfinger seiner linken Hand. „Sexy Accessoire,“ hatte James dazu gesagt und übertrieben lasziv die Brauen hüpfen lassen. Dafür hätte ihn am liebsten jeder in den See geworfen. Widerlich.

Heute also Verteidigung gegen die Dunklen Künste, eine große Stärke von ihnen allen, aber niemand war darin so unschlagbar wie Remus, und deswegen nervte es extrem, dass er sich so fürchterlich anstellte. Im Sinne von „Merlin, ich habe bloß 110%, ich schäm' mich so, ich trau' mich nicht nach Hause“! Zum Augenrollen. Wenn James nur daran dachte, wie er da auf der Treppe gestanden hatte in all dem Rauch und den stroboskopartigen Blitzen von Kampfzaubern, souverän und ruhig jeden davon passend erwidernd, dann konnte er glatt wieder diesen Rausch des Lebens spüren, und er musste die Lider schließen. Nichtmal Prüfungsangst konnte Lupin hier und heute von einem 'Outstanding with three exclamation marks' abhalten. Gänsehaut pur.

Dennoch war Moony heute sehr blass, angeschlagen und fast ein bisschen dürr, aber das lag nicht an den noch immer bevorstehenden Examina. Eigentlich hätten Lily Evans und er diejenigen sein müssen, die hier locker flockig tratschen und lachen sollten, aber das tat keiner von ihnen, denn das Mädchen stand unruhig und von einem Bein auf das andere hüpfend zwischen ihren Freundinnen Gainsworth, Vance und Diggle mit dem blauen Innenfutter ihrer Robe. Hin und wieder knabberte sie sogar an den Fingernägeln und bekam dabei fatale Ähnlichkeit mit dem langsam zu hyperventilieren beginnenden Peter. Black sah aus, als hätte er nicht übel Lust, ihm wortlos und ohne den Blick umzuschwenken, einfach eine Papiertüte zu reichen. Naja, OK, das hier war Verteidigung, und so wie Remus regelmäßig in Zaubertränke versagte (außer in den letzten Wochen, und James wusste genau, woran das lag und seufzte theatralisch), so hatte sie enorme Schwierigkeiten in diesem Fach (abgesehen von ... das konnte er sich sparen). Und was Remus betraf: Am Samstag war eben Vollmond.

Und auch darüber hatte er sich fürchterlich aufgeregt. Wer denn so ein blödes, hirnverbranntes Ar.... (also, das hatte er wirklich gesagt) sein könne, die OWL-Wochen ausgerechnet in diese Mondphase zu werfen, wo sie doch alle ganz genau wussten, dass er in diesem Jahr mitschrieb, hatte er gequietscht, und egal, wie sie ihn zu beruhigen versuchten, es klappte nicht. Wahrscheinlich war die Idee von Black nicht gerade hilfreich gewesen, der in Erwägung gezogen hatte, dieses Mal nicht mit in den Wald zu gehen und die Zeit statt dessen zum Büffeln für Astronomie zu nutzen (denn da wollte er unbedingt ein Outstanding mit Ausrufezeichen). Moony hatte was von Abtrünnigkeit und Treuebruch gekeift, worauf Sirius zur Zeit nicht besonders gut zu sprechen war, und James hatte sein für alle Quidditch-Kapitäne zur Pflichtlektüre gehörendes Deeskalationstraining anwenden können und müssen.

Mittlerweile hatten sie sich beide wieder beruhigt, Sirius ob dieses hässlichen, aber doch bloß in nervöser Panik ausgesprochenen Vorwurfs und Remus ob des verloren gehenden Nachtschlafs zwischen Samstag und Sonntag. Die schwierigsten Prüfungen würden zu dem Zeitpunkt bereits vorbei sein mit Verwandlung am Vorabend des Wochenendes, und er könne immerhin noch einen ganzen Tag dazu nutzen, im Bett die Vokabeln für Alte Runen noch einmal durchzugehen, während die Jungs den Montag frei hatten. Und außerdem konnte er am Dienstag ausschlafen, denn er hatte Muggelkunde abgewählt und damit erst am Nachmittag wieder zu erscheinen vor den Ministeriumsprüfern. Also bloß keine Hektik, alles war gut. Naja, fast.

Die Stimmung von Sirius war immer noch übelst reizbar und launisch, auch wenn er hier ganz gelöst und selbstbewusst tat und sich zurücklehnte, die Körpersprache offen und grenzenlose Zuversicht in seine Fähigkeiten ausstrahlend. Gerade mal seit drei Tagen war er aus dem Krankenflügel entlassen, und das Wochenende vor den großen Klausuren hatte er mehr oder minder oben im Turmzimmer verschanzt verbracht. Durchaus verständlich nach allem, was ihm seit dem Gründungsball widerfahren war, und trotzdem war es nicht gerade einfach, mit ihm auszukommen, wenn er sich so aufführte und benahm. Er konnte nichts dafür. Sirius Black und Gefühle, das war sowieso jedes Mal ein Aufeinanderprallen von Warm- und Kaltfront und verursachte entsprechende Turbulenzen, aber wenn es sich um so heftige Emotionen handelte, die er schwer beherrschen konnte, dann ließ sich da nicht viel machen. Die kleinste Kleinigkeit riss diese Fassade aus übertriebener Gelassenheit ein und ließ ihn förmlich explodieren. Nicht gut. Gar nicht gut.

Gerade als James das dachte, ihn vorsichtig aus dem Augenwinkel beobachtend, geschah das wieder: Seine dunklen Augen bekamen eine Art Flash aus Aufleuchten, und die Muskulatur am Kieferwinkel zuckte asthmatisch, während sich gleichzeitig die Kopfwender zu harten Strängen ausstülpten, und in den ganzen Körper kam eine unverkennbare Steifheit. Alarmiert davon hob James eine Braue und folgte rasch seinem Blick, die eigene Hand auf Moonys Schulterblatt jetzt eher auffordernd als beschwichtigend tätschelnd. Sofort stutzte Remus, hörte auf mit seinem Gewinsel und schaute auf. Oh nein, das war mies. Da stand Snape, ganz allein, ein wenig abseits von seinen üblichen Freunden, die ja nunmal Aussätzige geworden waren dank ihrer eigenen Väter, und weil Severus nicht unbedingt viel mit den anderen Jungen und Mädchen seines Jahrgangs zu tun hatte, bildete er einen weithin sichtbaren Leuchtturm mitten im Aufgang aus den Verließen.

Drei Personen gab es zur Zeit, die Sirius Black nicht zu Gesicht bekommen durfte, wenn er sich einigermaßen unter Kontrolle behalten wollte, und wo er den anderen Zweien relativ leicht aus dem Weg gehen konnte, war das bei Snape hier schwer bis gar nicht zu bewerkstelligen. Immerhin waren sie im gleichen Jahrgang, und da sie normalerweise viele Fächer gemeinsam mit den Slytherins absolvierten, hätten sie ihn sowieso regelmäßig gesehen. Während der Prüfungen zu den OWLs nun allerdings hatte man ihn quasi ununterbrochen vor der Nase. Und er befand sich obendrein in der sehr scheußlichen (und ihm gänzlich unbewussten) Lage, in Sirius' Augen der Urheber dieses ganzen Schlamassels zu sein. Man könnte das zwar als ziemlich weit hergeholt betrachten, wie James vorsichtig bemerkt hatte, als das Thema zur Sprache gekommen war, aber darauf hatte Black bissiger reagiert als Tatze beim Anblick von Madame Rosmertas Kater.

OK, OK, er selbst mochte Snape auch nicht gerade – um nicht zu sagen, er verabscheute diese dämliche Visage mit der Adlernase und den fettigen Haaren und der gelblichen Hautfarbe – aber deswegen musste er ja nicht gleich für das Elend der Welt verantwortlich sein, oder? Gut, es machte irre Spaß, ihm eins Auszuwischen und verpasste einem eine gewisse Form der Befriedigung (so als bestrafe man sich selbst, weil man sich in Evans' Gegenwart so bescheuert verhielt, ohne die Konsequenzen am eigenen Leib zu spüren), weil er auch noch immer so wunderbar darauf einging, aber ... Hilfe, das war doch bloß Snape! Natürlich konnte man's an ihm auslassen, das war so viel einfacher, als die Schuld bei sich selbst zu suchen! James rollte mit den Augen und sagte gar nichts, hielt sich nur bereit, falls Sirius es zu weit treiben sollte. So direkt vor einer Prüfung wäre das nicht gerade sehr ratsam gewesen.

Mit den Zähnen knirschend, stierte Sirius zu dem schlacksigen 16jährigen hinüber, und seine Augen wurden zu winzigen Schlitzen, wie er die Fäuste ballte. Wenn dieser blöde Arsch nicht gewesen wäre, hätte all das nicht passieren müssen, nicht passieren können. Wer war's denn gewesen, der Regulus an die übrigen Slytherins verpetzt hatte, huh? Wer hatte ihnen denn gesteckt, den tollen Jungs Avery, Mulciber und Rosier, dass der junge Mr. Black sich mit seinem Bruder in einer dunklen Ecke in den Verließen getroffen hatte nach diesem einen Abend da im Dezember? Er mochte gar nicht über die dummen Sprüche nachdenken, die da gekommen sein mochten, jede Idee dazu trieb ihm Tränen aus Wut in die Augen, und seine Fingerknöchel knackten bedrohlich unter der Robe verborgen.

Erst daraufhin hatte Regulus ihm eine Eule geschickt (eine Eule! Innerhalb der Schule! Von einem Haus ins andere!) und ihn gebeten, einen geheimeren Treffpunkt finden zu mögen, und wäre das nicht passiert, hätte er ihm gar nichts erzählen müssen von dem angenehm warmen, gemütlichen Wachraum vor der Stiege! Dann hätte Reg niemals in Versuchung geraten können, und überhaupt hätte er niemals einen Grund gehabt, sich profilieren zu müssen, damit man aufhörte, ihn zu hänseln und zu demütigen und .... Sirius konnte diesen harten Klumpen aus stärker werdendem Zorn hinter seinem Brustbein spüren und unterdrückte ihn mit aller Macht. Nicht hier, nicht in der Eingangshalle, wo all die Lehrerinnen und Lehrer und die Prüfer aus London hier herum liefen. Später. Ja, später.

Alles was geschehen war, hätte nicht passieren müssen. Der Fulguratus nicht, die leeren Augen von Dolohov nicht, und auch nicht die Sache mit ... Seine Stimmung schwenkte so abrupt von hasserfüllter Rage in sehnsuchtsvollen Kummer um, dass Sirius innerlich zusammenklappte. Nein, nicht daran denken, nicht an sie! Wieso zum Geier hatte ihm dieser bescheuerte Potter nie gesagt, dass sich das so grässlich anfühlte und einen so vollkommen aus der Bahn warf? Ihn böse von der Seite anfunkelnd, schnaubte Sirius und rollte die Schultergelenke, als müsse er seine Kleider ordnen. Er mochte das nicht, dieses Gefühl. Es war störend und höchst unangenehm, raubte einem sämtliche Konzentration und Aufnahmefähigkeit, und es war niederdrückend und einfach bloß zum Heulen. Mann!

Und warum starrte der jetzt da so rüber? Die Stirn runzelnd, zog sich Sirius aus seinen sowieso nicht gewollten Gedanken und schaute sich das an. James hatte den Mund offen stehen und dabei die Oberlippe so weit hochgezogen, dass er seine Zähne entblößte, und dabei schüttelte er langsam und entsetzt den Kopf. Und Remus und Peter waren nicht minder angefressen. Rasch das Kinn drehend, musste Sirius das überprüfen, und da entdeckte er den Anfang allen Übels, Snape, diesen Müllhaufen, der süffisant grinsend zu ihnen herüber winkte. „Dreist,“ murmelte Moony mit ineinander gefalteten Händen, und Pettigrew nickte, aber James hatte ein ehrlicheres Wort dafür: „Schleimbeutel!“ Und Black musste befreit und zufrieden grinsen und fühlte sich mit einem Mal königlich. Ach, die Jungs! Am liebsten hätte er sie jetzt alle mal durchgeknuddelt.

Aber das ging nicht, denn in diesem Moment öffnete Professor Flitwick die Tore zur Großen Halle, trat hinaus und rief gegen den Lärm der aufstehenden und herumschlurfenden Schülerinnen und Schüler des fünften und des siebten Jahrgangs, die zu ihren Prüfungen erschienen waren an: „Eintreten, meine Herrschaften!“ Remus stöhnte laut und bohrte sich die Innenseiten seiner Handgelenke ein letztes Mal frustriert in die Augenhöhlen, bevor er sich aufstemmte und fast so weit vornübergebeugt zwischen Pete und James einher trottete, während Sirius leise seufzte und sein selbstbewusstestes Lächeln aufsetzte. Na, dann mal los!

Verteidigung gegen die Dunklen Künste war ein Pflichtfach für die unteren Stufen, und auch in den NEWTs war es sehr beliebt, obwohl es nicht gerade häufig gefragt war in Bewerbungen um irgendwelche Stellen nach Abschluss von Hogwarts. Auroren brauchten es selbstverständlich, Heiler ebenso, und gern gesehen wurde es bei Zauberstabmachern (was sowieso eine selten eingeschlagene Karriere war) und Experimenteuren, Vergissmichs und Unaussprechlichen, also in so ziemlich jedem wirklich interessanten Arbeitsbereich des Ministeriums. Allerdings nahmen all diese Zweigstellen nur ausgesprochen selten und sehr wenige Auszubildende auf, und darum lohnte es sich eigentlich eher für den Eigengebrauch in schlechten Zeiten. Die meisten jungen Leute hier hatten Eltern, die den großen Grindelwald'schen Krieg erlebt hatten, wenn auch oft nur als Kinder, und da wurde auf diese Ausbildung noch großen Wert gelegt. Charlus Potter hätte James, auch wenn er sein einziges Kind war, vermutlich gesteinigt, wenn er es nicht sowieso heiß und innig geliebt hätte.

Vitus Fancourt rollte schnaufend an ihnen vorbei, der dicke Ravenclaw aus dem Slug-Club, und er grüßte Sirius und James überschwänglich mit seinem keuchenden, roten Gesicht, während er Peter und Remus geflissentlich übersah. Angewidert die Hasenzähne bleckend, starrte Pettigrew ihm hinterher, wo Moony nur sanft und schief lächelte, und Black schüttelte den Kopf und hatte keinerlei Schwierigkeiten damit, laut genug für umstehende Ohren „Gehsteigpanzer“ zu kommentieren. Augenblicklich brach James in durch die Nase schnaubendes Prusten aus und wäre fast in einer uneleganten Rolle vorwärts auf die Schnauze gefallen. Wo Black manchmal diese Ausdrücke hernahm ... Sobald er allerdings den tadelnden Blick von Lily entdeckte, richtete er sich kreidebleich auf und unterdrückte das Lachen. „Sirius, sowas kannst du aber nicht sagen!“ schollt er ihn, aber es klang so gar nicht ernst gemeint, und Blacks Grinsen versaute das endgültig.

„Oh doch, das kann ich!“ fühlte Black sich offenbar nicht nur entsprechend provoziert, sondern regelrecht ermutigt, und während sie gemeinsam in die Große Halle flanierten, wo die Tische wie in den vergangenen Tagen in exakten Reihen und Spalten aufgestellt waren, deutete er wahllos auf irgendeine Person in dem Saal, erkannte den jungen Slytherin Isidor Jigger und sagte lapidar „Fischkopf!“, als benenne er immer noch Pflanzen im Kräuterkunde-Examen. Damit war es endgültig aus, und so sehr James auch in Gegenwart und Hörweite dieses wundervollen Mädchens ein ernsthafter, reifer junger Mann mit Anspruch und Geschmack sein wollte, so sehr versagte er darin komplett. OK, Sirius' Laune mochte echt zum Kotzen sein, aber dann waren seine Sprüche immer besonders passend!

In die Hände klatschend, verlangte Professor McGonagall als stellvertretende Schulleiterin nach ihrer Aufmerksamkeit, und das Geschiebe und Gemurmel ebbte langsam ab. „Bitte verteilen Sie sich entsprechend der Zuteilungen auf die Tische!“ rief sie über den immer noch recht hohen Lärmpegel hinweg, und sofort setzte ein allgemeine Bewegung ein. Wie sie in den bereits vergangenen Tagen bemerkt hatten, befanden sich ihre Pulte immer an der selben Stelle, und so kannte nun jeder seinen Platz.

Einander noch rasch die Daumen drückend, die Oberarme klopfend oder – in Peters Fall – durch die fussligen Haare raufend, verabschiedeten sich die vier Rumtreiber voneinander und stiefelten einer nach dem anderen die Reihen hinunter zu ihren angestammten Tischen. Das ließ James am weitesten vorne zurück, während Peter zwei und Sirius vier Reihen hinter ihm in die Bänke sanken. Den längsten Weg hatte Remus, der versetzt am inneren Rand der Halle saß, Lily Evans noch eine Reihe hinter und drei von ihm entfernt.

War vielleicht ganz gut so, entschied Potter, wenn er sie nicht sehen konnte, während er seine Antworten formulierte, und seufzend kreuzte er die Unterarme auf der Tischplatte. Von ihm aus konnte es losgehen. Umso schneller waren sie wieder hier raus. Das Schieben von Stühlen über den Steinboden verstummte nach und nach, wie sich endlich jeder Prüfling niedergelassen hatte, und die McGonagall wartete geduldig, die Fingerspitzen aufeinander gelegt, bevor sie sich direkt an der Spitze des Trosses aufbaute, und Professor Flitwick nahm seinen Posten an der Tafel und dem riesigen Stundenglas ein. Also würde er heute ihre Aufsicht übernehmen. Die Stirn runzelnd war James ernsthaft versucht, sich in Moonys Richtung umzudrehen, traute sich aber nicht so richtig. Auch so konnte er sich die steil hochgezogene Braue lebhaft vorstellen. Wieso beaufsichtigte ein Lehrer für Zauberkunst die OWL- und NEWT-Klausuren in Verteidigung gegen die Dunklen Künste? Wäre das nicht Aufgabe der Twynham? Merkwürdig. Aber keine Zeit jetzt, darüber nachzudenken. Später, wenn es dann noch wichtig genug erschien.

„Sie kennen die Regeln!“ erinnerte die stellvertretende Schulleiterin, wie sie ihre stechend grauen Augen über die Köpfe gleiten ließ. „Jeder Betrugsversuch wird mit Entzug der Papiere geahndet, die Prüfung somit als 'nicht bestanden' gewertet! Also, behalten Sie Ihre Augen auf Ihrem Pergament und Ihre Finger an der Feder!“ donnerte ihre Stimme so beißend und streng durch die Große Halle, als hätte sie jeden unter Generalverdacht und die Hälfte von ihnen schon mindestens einmal beim Abschreiben erwischt. Die Drohung von ihr allein reichte aus, und wenn sie nur gesagt hätte, man müsse dann ohne Essen ins Bett. Schlucken, das lautstarke Schließen von Kehldeckeln, schallte richtig durch den Klausurraum, aber niemand sagte etwas, und keiner bewegte sich.

„Sie haben drei Stunden. Viel Glück!“ Im gleichen Moment, in dem Flitwick mit einem enormen Kraftaufwand seines kleinen Körpers die Sanduhr umwälzte und das schreiend orangefarbene Pulver zu rieseln begann, drehten sämtliche Schüler ihre Aufgabenblätter herum, und das unregelmäßige Schlagen von Horn an Glas zeugte von eingetunkten Federkielen.

Auf seinem eigenen Papier die Angaben seines Namens überprüfend, konnte James sich noch nicht richtig seinem Examen zuwenden. Nervös machte ihn das nicht, er war es so von sich gewohnt, brauchte immer einen Moment, bis er sich in diese Situation einfinden konnte, und deshalb störte er sich nicht daran. War ein ganz schönes Ende, knapp 70 Fragen zum Ausformulieren, kein Pappenstiel, aber das hatte er nicht anders erwartet. Und wie es aussah waren viele recht rasch und stichwortartig zu beantwortende Aufgaben dabei, also kein Grund zu Eile oder Hektik.

Außerdem fühlte er sich in diesem Fach hervorragend vorbereitet, und nur Verwandlung machte ihm weniger Sorgen. Da machte ihm so schnell keiner was vor, und den Blick hebend, wo die McGonagall nun nur eine Reihe links von ihm stand, strahlte er sie regelrecht an. 'Ne Wucht, die Frau! Und er wusste irgendwie ganz genau, wem sie da hinten zu zwinkerte, auch ohne sich umdrehen zu müssen. Natürlich. Ihren beiden Jahrgangsbesten.

Grinsend wollte James sich gerade endlich seinem eigenen Pergament widmen, als die Hauslehrerin von Gryffindor sich besonders an die innere Bankreihe zu wenden schien, und von ihren Lippen, langsam und deutlich bewegt, konnte man problemlos die Botschaft an Remus Lupin ablesen: „Frage Zehn!“ Mit immer noch gerunzelter Stirn sank auch Potters Blick herunter auf das Blatt in seinen Händen, und er konnte sich sofort vorstellen, wie Moony da hinten jetzt dreinschauen würde. Die Augen rollend, bis man nur noch das Weiße darin erkennen konnte, gespielt genervt, und dann würde er stumm lachen und sich bei der Professorin mit einem langen Lidschluss bedanken. James schüttelte den Kopf und tunkte ebenfalls seine Feder in die Tinte. „Nennen Sie fünf Merkmale des Werwolfs!“ .... Köstlich! Und ein winziges Bisschen ausgleichende Gerechtigkeit für den miesen Zeitpunkt der Prüfungen.

Die Zeit schritt unaufhörlich, aber nicht zu schnell voran. Das Tempo war gut, die Fragen erstaunlich einfach und rasch zu beantworten, und Remus mochte das besonders gern, weil er sich dann haarklein und detailliert darüber auslassen konnte. Er fand sogar die Muße und den Nerv dazu, schlechte Formulierungen anzukreiden und eben auf beide möglichen Deutungen einzugehen. Naja, ein bisschen arrogant war das ja schon, musste er zugeben, während er sich mit dem Federkiel am Ohr kratzte und mit geschürzter Lippe über einem Absatz über den tatsächlichen Sinn und Zweck von Knoblauch gegen Vampire brütete. Konnte er das echt so schreiben? Oder war das irgendwie anmaßend? Am besten dachte er später noch mal darüber nach und kümmerte sich jetzt erstmal um die Aufzählung von mindestens vier direkten Abwehrzaubern. Laaaangweilig! Also wenn Snape so weiter machte, bräuchte er bald nicht nur eine Brille, sondern ein Teleskop, um überhaupt noch irgendwas lesen zu können.

Remus grinste. Der Slytherin hing so dicht über seinem Papier, dass er es fast berührte, und schon vom Zuschauen kriegte man Schmerzen in sämtlichen Wirbelgelenken. Und Sirius gar nicht so weit von ihm entfernt, wippte fröhlich mit den Beinen und hatte einen eklatanten Schwung in seinem Schreibstil, der davon zeugte, dass auch ihm dieses Examen ausgezeichnet schmeckte. Die Blicke entspannend schweifen lassend, machte Moony sich rasch schlau, wie viel Sand noch durch das Glas zu rieseln hatte, um es mit der Anzahl Aufgaben zu vergleichen, die er noch zu erledigen hatte, entschied, dass er sich eine kurze Pause gönnen konnte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, die Arme über Kreuz. Viel Platz war da nicht mehr auf seinem Pergament, musste er sich schon selbst eingestehen. Noch gut 20 Fragen zu erledigen. Nein, das würde da nicht drauf passen.

Die Brauen fest ineinander schiebend, hob der Gryffindor, der vom Alter her hier und heute eigentlich seine NEWTs hätte absitzen müssen, die flache Hand, ganz so, wie er es auch immer im Unterricht tat, und augenblicklich erhob sich Professor Flitwick von seinem eigenen, an seine Größe angepassten Pult dort vorne auf dem Podest und eilte mit klappernden Schritten die Reihen hinunter. Sofort setzte in seinem Rücken ein reges Köpfeheben ein, und quer über offene Lücken hinweg begann man, heftig miteinander zu gestikulieren, die Chance zum Austausch nutzend. James da oben duckte sich kameradschaftlich, damit Gilbert Dearborn und Dennis Meadowes die Möglichkeit hatten, schnell ein paar Takte über den Lethifold zu sprechen. Davon musste Remus fast noch mehr grinsen, riss sich aber zusammen und widmete sich dem extra wegen ihm herbei eilenden Lehrer.

„Was gibt es, Mr. Lupin?“ erkundigte sich der Hauslehrer von Ravenclaw keuchend, konnte sich nicht vorstellen, dass der Jahrgangsbeste ein Problem mit irgendeiner der Aufgaben haben könnte, und prompt wurde ihm bewiesen, dass er sich nicht getäuscht hatte. Seinen Antwortbogen leicht anhebend, präsentierte der junge Mann ein absolut vollgeschriebenes Stück Papier und sah ein bisschen bedröppelt aus. „Ich bräuchte mehr Pergament, Sir,“ murmelte er so leise es ging, um erstens niemanden zu stören und zweitens nicht so widerlich streberisch auszusehen, aber die direkt vor, neben und hinter ihm Sitzenden kicherten auch so oder rollten genervt mit den Augen. Lupin! Dieser Tafelglotzer!

Etwas irritiert schüttelte Flitwick den Kopf und wischte sich die Haare aus der Stirn, bevor er sich die kleine runde Brille höher gegen das Nasenbein schob und verlegen herum zu drucksen begann. „Nun, ähm ... Nun, Mr. Lupin, wir haben keins mehr,“ erklärte er und räusperte sich. Eine sehr unangenehme Situation, aber dann fuchtelte er halb frustriert, halb ungeduldig mit den Händchen herum und schien sich still und leise mal wieder zu fragen, ob der Sprechende Hut noch alle Tassen im Schrank hatte. „Nehmen Sie die Rückseite!“ erlaubte er diese kleine Abwandlung des Protokolls, und Remus zuckte die Achseln. „OK,“ meinte er nur, tunkte seinen Federkiel wieder in das kleine Fässchen mit azurblauer Examenstinte und grübelte bereits weiter, oder zumindest sah er so aus. Zufrieden damit, das Problem gelöst zu haben, nickte Flitwick sich selbst zu und machte auf dem Hacken kehrt, um wieder nach vorne zurück zu kehren.

Im selben Maße, in dem die vorderen Reihen nun verstummten und sich hastig ihren Pergamenten zuwandten, kam die selbe Unruhe in alles, was Flitwick in seinem Rücken ließ, und selbst Remus konnte der Versuchung nicht widerstehen. Allerdings ging es ihm weniger um die Papiere seiner Banknachbarn (da saßen Stebbins und Clagg, da hätte er das Blatt ja gleich zerreißen können), sondern um seinen Verteidigungs-Protegée am anderen Ende der Halle. Und offenbar hatte Lily Evans die selbe Idee gehabt, denn auch sie drehte, weit über den Tisch gebeugt, den Kopf in seine Richtung und lächelte so gelöst und strahlend, dass er nicht mehr zu fragen brauchte. Sie kam zurecht! Mit ihrem Hassfach! Beide Daumen hastig nach oben reckend und dabei die Zunge rausstreckend, nickte Remus, als wolle er ein akutes Schütteltrauma, und das sah so bescheuert aus, dass Lily in einen heillosen Kicherkrampf ausbrach und sich über die Tischplatte schmiss.

Gerade jetzt erreichte Flitwick das eigene Pult auf dem Lehrerpodest, und quietschend fragte er von dort oben: „Gibt es ein Problem, Miss Evans?“ Mit einem ohrenbetäubenden Knall brach James Potter die Spitze seines Federkiels ab, was erst zu erschrockenem Aufkeuchen rundherum und dann zu albernem Gelächter führte, während gleichzeitig Lily gepresst und immer noch halb kichernd mit hastig geschütteltem Kopf „nein, Sir!“ herausbrachte.

War wohl besser, sich jetzt wirklich lieber wieder an das Protokoll zu halten, und während James da vorne fluchend die Tinte von seinem Ärmel entfernte und der Professor ihm einen Ersatzkiel zufliegen ließ, schüttelte Remus lächelnd den Kopf und widmete sich den letzten zwanzig Fragen dieses Examens. Nur noch knapp eine Stunde, dann wäre auch diese Klausur in Verteidigung gegen die Dunklen Künste vorbei.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 4. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich je etwas anderes als Buchautorin werden wollte.
Joanne K. Rowling