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Im Silberlicht bis Nimmermehr - Von Trollfüßen und Ringellöckchen

von Teekon

Sobald die große, schwarze Tür mit dem abblätternden Lack ins Schloss gefallen war, zerbrach die gespannte Stille, und in dem langen Flur mit dem schwarz-weißen Mosaik auf dem Boden hoben laute, fröhliche Gespräche voller Wiedersehensfreude an. Die Unruhe, die davon in die düsteren, verdreckten Bilder an den Wänden kam, schien niemanden zu stören oder überhaupt nur zu interessieren. Solange man dafür sorgte, das größte Porträt hinter seinen schleifenden, mottenzerfressenen Vorhängen zu verbergen, war alles gut und alles zu ertragen. Und darum kümmerte sich der Hausherr mit Inbrunst, hatte die Finger fest, fast krallenartig in beide Stoffbahnen verhakt und winkte mit der freien Hand jeden einzelnen von ihnen heran.

„Los, los, bewegt euch! Runter in die Küche!“ spornte Sirius Black seinen Besuch hektisch an, und dabei hatte er ein unglaublich schönes Grinsen in seinem noch immer ausgemergelten und kränklich anmutenden Gesicht. Immerhin hatte sich doch Einiges verändert, die Haare geschnitten, der ganze Kerl sauber und in ordentliche, wenn auch etwas zu weite Kleider gesteckt, und sein ehemals filziger Bart war gerade gestutzt und fast liebevoll gekämmt. Sogar ein bisschen Farbe hatte er bekommen, was er seinem letzten Versteck außerhalb des Landes zu verdanken hatte. Ja, die alten Fluchtkanäle funktionierten immer noch! Man musste eben nur wissen, wo sie waren und wie man sie nutzte. Wie nur ein Black es konnte.

Egal, jetzt war er wieder hier, wenn auch wahrscheinlich nicht für lange, und obwohl das Haus düster, kalt und leer geworden war (fast noch extremer als zu Zeiten, als es noch bewohnt gewesen war), konnte er es heute Abend einfach nicht verfluchen. Das war so wunderbar, so schön, wie sie alle, einer nach dem anderen ihren Weg durch den schmalen Korridor in die hinteren Bereiche der Stadtvilla am Grimmauld Place fanden. Den lilfarbenen Zylinder zückend, grüßte Dedalus Diggle mit einem quietschenden „Sirius!“ und verbeugte sich fast, konnte aber nicht verweilen, weil er von hinten weiter geschoben wurde. Zu voll einfach, zu kalt der fiese Spätnovember-Abend da draußen, um nicht schnurstracks in die aufgeheizte Küche latschen zu wollen, wo Tee und Gebäck warteten und es sicherlich im Laufe des voraussichtlich langen Abends noch etwas Gutes zu essen geben würde.

Mit einem sagenhaften Augenaufschlag und einem fast provozierenden Schwung ihres langen, blonden Haares blinkte sie ihn regelrecht an, wie sie an ihm vorbei flanierte, und mit einer winzigen Laola-Welle ihrer Finger flötete die hübsche Dame: „Hi, Dummkopf!“ Ihm fielen fast die Augen aus den Höhlen, und Sirius zog das Kinn zurück und pfiff so lautstark durch die Zähne, dass er fast doch noch das Porträt aufgeweckt hätte. „Miss Vance!“ konnte er kaum fassen, was dieses zwar nie stille, aber doch immer wenig auf ihr Äußeres bedachte Mädchen aus sich gemacht hatte. Da konnte einem ja ganz anders werden! Schön zu wissen, dass man solche Gefühle nicht verlernen konnte. Nicht einmal in Azkaban. Der Schatten, der ihm über die Braue huschte, blieb nicht lange. Es war zu herrlich heute.

„Yo yo, Sirius!“ hörte er nur irgendwo schräg rechts über sich, bevor ihm jemand ans Kinn griff und ihn herumdrehte, damit er Emmeline nicht mehr auf die Rückseite stierte. „Augen geradeaus, Soldat!“ verlangte Remus kopfschüttelnd, musste auf der untersten Stufe der repräsentativen Treppe verharren, so voll war der Flur immer noch. An dem Nadelöhr des rundbogigen Durchgangs zur Küche staute sich der Ansturm von Besuchern ein wenig, weshalb gerade das Rondell zwischen dem Geländer und dem schäbigen Trollfuß in der hinteren Ecke ziemlich überfüllt war mit plappernden, lachenden Hexen und Zauberern. Sirius grinste und zwinkerte ihm zu, seinem Freund, der von oben herunter gekommen war, um sich ebenfalls dazu zu gesellen. Tat gut, ihn so nahe bei sich zu haben.

Ihnen beiden einen ganz ähnlichen Seitenblick zuwerfend, angefüllt mit gut verborgenem Erinnerungsschauer, lächelte Minerva McGonagall subtil, und die jungen Männer nickten ihr grüßend zu. „Meine Herren,“ sagte sie nur, bevor sie sich ebenfalls ein wenig ducken musste, um mit dem spitzen Hut nicht die vielen verstaubten und von Spinnweben verhangenen Kupfertöpfe an der niedrigen Decke mit sich zu reißen, während sie die paar Stufen in die Wirtschaftsräume hinunter nahm.

Zwischen all den vielen Menschen, die sie alle noch immer kannten von damals, bewegten sich Dumbledore und Doge vorwärts, tief in ein freundschaftliches Gespräch verwickelt, das noch so gar nichts mit den neusten Ereignissen oder dem Grund für diese Massenversammlung zu tun hatte. Leise sprachen sie, kicherten dabei hin und wieder wie zwei alte Waschweiber unten am Fluss, und Elphias winkte rasch mit einem gespielt schnippischen „ach!“ ab. Schulfreunde, wie sie beide, musste Sirius denken und einen viel zu auffälligen und langen Blick zu Remus hinauf werfen, der bereits die Arme vor der Brust verschränkte von der sich hinziehenden Wartezeit auf der Stufe.

Er versuchte, ihn sich mit komplett weiß-grauem Haar vorzustellen, wie er dann wohl aussehen würde, einen gepflegten, kurzen Vollbart tragend und eine filigrane Goldrandbrille auf der Nase, ja, wie sein Großvater Edward schaute er aus in seinem Geist. Und dabei immer noch dieses Leuchten in den silbergrauen Augen. Nein. Sirius musste sich das Brustbein reiben, als stecke irgendwo ein unangenehmes Druckgefühl dahinter, so als habe er Sodbrennen. Mehr als ungut das. Keine Ahnung, wo das jetzt herkam.

„Sirius!“ rief eine weitere Gestalt, ein breit gebauter Kerl mit einem fürchterlich kantigen Kiefer und struppigen Haaren, den er genau so schnell wieder erkannte wie er ihn, und Sturgis griff seine freie Hand und drückte sie fest mit seinen beiden eigenen. „Podmore!“ freute er sich enorm, den Kameraden aus Hogwarts-Zeiten wiederzusehen, mit dessen Bruder er des öfteren zusammen Nachsitzen durchgestanden hatte, und an dessen Seite er viele Kämpfe für den Orden ausgetragen hatte. Auch an jenem einen Tag, und für Sekunden wieder verdunkelte sich Blacks Stirn. Als sie Caradoc verloren hatten. So viele, immer wieder, aber bestimmte Namen, ganz besondere Momente, schmerzten dennoch stärker als andere. Merkwürdig, ausgerechnet dieser.

Mit festem Schlag klopfte Sturgis ihm auf die breite, aber dünn gewordene Schulter, schien diese Veränderung überhaupt nicht zu bemerken, wie er ihn von oben bis unten musterte. Ja, das war Sirius Black! „Schön, dich zu sehen!“ musste er einfach nickend loswerden, die Lippen geschürzt, und sie grinsten einander breit an, bevor Podmore etwas einzufallen schien. Nach Luft holend, hob er einen Finger und trat einen Schritt beiseite, um hinter sich zu greifen und einen zweiten Mann an seinem Ellbogen näher zu ziehen. „Darf ich dir ein neues Mitglied vorstellen, einen Freund von mir aus dem Ministerium?“ bat er mit hochgezogenen Brauen, und das Wort 'Ministerium' verleitete Sirius zu einem angeätzten Hochziehen der Oberlippe, das seine Zähne entblößte. „Wenn's sein muss ...“ scherzte er, wusste doch genau, dass ein Freund von Sturgis kein schlechter Kerl sein konnte, egal, ob er für 'die da oben' arbeitete oder nicht.

Podmore lachte amüsiert, etwas, das er schon immer recht selten gemacht hatte, aber es war höchst erfrischend und für Sirius völlig verständlich. Ihm ging es da ganz genau so. Diese Atmosphäre, diese prickelnde Aufregung am Wiedersehen aller Überlebenden des Ordens aus dem ersten Krieg, die war einfach nur ansteckend und wunderbar. „Keine Angst, er ist einer von Moodys Jungs!“ versuchte Sturgis zu beruhigen, was komplett nach hinten los ging mit Erwähnung von Mad-Eye. Fast panisch, aber dabei gleichzeitig lachend, rauschten Sirius' Brauen steil nach oben, dass seine Augen ganz groß wurden. „Wie ermutigend!“ kommentierte er und brachte Sturgis damit erst recht zum Brüllen. Das machte es ganz schön schwierig, die Vorhänge zu zuhalten. Er konnte richtig spüren, wie von innen daran gezogen zu werden schien. Aber das war es wert.

Vor trat ein hochgewachsener, farbiger Mann mit glatt rasiertem Schädel, den er unter einem traditionellen westafrikanischen Käppchen verbarg, und von seinem Ohr baumelte ein riesiger, goldener Ohrring. Fast hätte Sirius jetzt selbst gelacht, denn er kannte dieses Gesicht aus Tagespropheten, die er gemopst hatte, und von früher vom Sehen, und sein Gegenüber schien nicht weniger amüsiert über dieses Zusammentreffen zu sein. Schief lächelnd, die fast schwarzen Augen warm und freundlich leuchtend, reichte der Auror dem flüchtigen Häftling die Hand. „Ich muss sagen, diese Begegnung ist ausgesprochen merkwürdig,“ waren die ersten Worte an ihn mit seiner tiefen, vollen Stimme, einem sehr angenehmen Klang, und Sirius konnte nur breit grinsen. „Geht mir genauso, Mr. Shacklebolt!“ legte er den Kopf schief und konnte kaum fassen, dass er hier, in seinem eigenen Hausflur, dem Mann gegenüber stand, der die Jagd auf ihn leitete. Praktisch, wenn Kingsley Shacklebolt, der Auror, im Orden des Phönix war!

Er war nicht allein gekommen, der Angestellte der Abteilung für Magische Strafverfolgung, und nur noch Arthur Weasley hinter sich lassend, schlenderte das junge Mädchen langsam und vorsichtig durch den langen, schmalen Flur mit großen, braunen Augen vor Staunen. Das hier war echt strange, das konnte sie nicht anders nennen. Grimmauld Place Nr. 12, das Stammhaus der Familie Black, und sie betrat es zum ersten Mal in ihrem Leben. Klar, Ma hatte ja auch nicht mehr hergedurft, nachdem sie direkt vom Abschlussball weg durchgebrannt war. Am liebsten hätte Dora Tonks gegrinst bei dem Gedanken. Ihre verrückten Eltern! Pop ein muggelstämmiges Faultier aus Hufflepuff und Ma eine stolze, aufbrausende Black. Und hier also hatte sie die großen Feiertage verbracht, die gute Andromeda, mit ihrer seltsamen Sippe eingepfercht.

Aufmerksam betrachtete das Mädchen die von einer dicken Staubschicht bedeckten Möbel, die angelaufenen Silberleuchter aus stilisierten Schlangen, und das modrig schimmlige Holz der Treppenverkleidungen und des Geländers, das sich irgendwo links von ihr nach oben schraubte. Fliesen waren gesprungen im Boden, und Farbe blätterte vom Deckenstuck ab, aber immerhin hatte hier auch seit gut zehn Jahren niemand mehr gelebt, seit Tantchen Walpurga ins Gras gebissen hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass hier überhaupt jemals wieder irgendjemand würde wohnen wollen. Und was zum Teufel war das da hinten? Ein großes, klobiges Teil, zylindrisch und mit ein paar komischen Ausbeulungen am Ende, und oben raus guckten tatsächlich die Griffe von Schirmen und Spazierstöcken. War das etwa ...? Nein, das konnte doch nicht echt ein Trollfuß sein?

Jemand rief nach Sirius aus der Küche, und nun fürchterlich verwirrt, weil ihr Geist immer noch dabei war, den Schirmständer als das zu identifizieren, was er nun einmal gewesen war, sie aber den Kopf heben und nachschauen wollte, wer denn nun auf diesen Ruf reagieren würde, biss Dora sich durcheinander auf den Nagel ihres linken Daumens und bekam dabei eine Wollfluse ihres Untermantels in den Mund, an dem sie fast erstickte. Hustend und spotzend, bis Arthur ihr freundlicherweise sanft und tröstend auf den Rücken klopfte, verpasste Tonks, was sie hatte sehen wollen. Ihren Cousin halt, das einzige Familienmitglied ihrer Mutter, das nicht vollkommen verrückt war.

Na gut, ja, OK, diese Gewissheit hatten sie noch nicht wieder sehr lange, aber gerade deshalb! Sie konnte sich an ihn erinnern, den bellend lachenden Jungen mit den sprühenden Augen, auf dessen Knie sie gesessen und 'Hoppe Reiter' gespielt hatte, und gern gemocht hatte sie ihn damals. Es wäre einfach schön, ihn zu sehen, ihm zu zeigen, dass sie es auch zu was gebracht hatte und er auf wenigstens ein paar Leute in seiner Sippe doch stolz sein durfte. Egal, er würde in der Küche sein nachher, und dann konnte sie ihm immer noch mitten ins Gesicht hüpfen und „Überraschung!“ schreien.

„Kannst du mal?“ hatte Sirius gebeten, dass Remus von ihm die Bewachung seiner hysterischen Mutter in ihrem Porträt übernahm, bevor er sich bei Sturgis und Kingsley entschuldigt und an ihnen vorbei den Durchgang hinunter gedrückt hatte. Mit geschürzten Lippen nickend, trat Lupin die letzte Stufe hinunter, bedachte den verdächtig schleifenden Vorhang mit einem non-verbalen Fibula-Fluch, worauf eine silberne Spange um die beiden Hälften der Gardine erschien, und schaltete sich statt seines Freundes in das Gespräch der beiden Ministeriumsangestellten ein. Beide Daumen in die Gesäßtaschen seiner durchgesessenen Hosen gestopft, grinste er bei Podmores Beschreibung von Davey und dessen unangenehmer Begegnung mit der Peitschenden Weide.

Es war wirklich und wahrhaftig ein Trollfuß! Oder zumindest sah es aus wie einer, der schuppigen Haut nach zu urteilen oder den drei rissigen Hornstücken auf der unteren Vorderseite. Aber das konnte doch nur ein Scherz sein, sowas stellte sich doch niemand in den Hausflur, und Ma hatte es niemals erwähnt. Vielleicht war das noch nicht hier gewesen, als sie das letzte Mal einen Fuß in diese heiligen Hallen gesetzt hatte? Ein kleines Accessoire von Tante Walpurga möglicherweise? Furchtbar hässlich, extrem geschmacklos und einfach nur widerwärtig. Trotzdem irgendwie witzig.

Den Blick starr auf dieses sagenhaft eklige Möbelstück (wenn man das denn so nennen wollte) gerichtet, nur aus dem Augenwinkel wahrnehmend, dass Arthur ihr weiterhin folgte, trottete Tonks vorwärts und hätte nicht mal ihr Tempo verlangsamt, wenn der Durchgang zu den Wirtschaftsräumen nicht so vollgestopft gewesen wäre mit laut redenden Menschen. Erst als die Spitzen von fleckig gewordenen braunen Oxford Schuhen direkt vor ihr auftauchten, schaltete die Jungaurorin und wollte ihren Lauf stoppen, doch in dem Moment – wie konnte es anders sein – verhakte sie sich mit dem einen Schnürstiefel in der Kante zwischen dem erhöhten Absatz und der flachen Vordersohle des anderen und stolperte quietschend vorwärts.

Vor ihrem geistigen Auge sah sie sich schon up close mit der gesplitterten Deckplatte innerhalb des Mosaiks da irgendwo unter ihr, und weil sie es nie schaffte, rechtzeitig die Hände auszustrecken, versuchte Tonks es gar nicht erst, schloss nur fest die Lider und ließ es einfach auf sich zukommen, im wahrsten Sinne des Wortes. Nur kam sie nie da unten an. Viel zu früh endete ihr freier Fall, und der Aufprall war keineswegs hart und unangenehm. Im Gegenteil. „Whow!“ sagte die Wand, gegen die sie gesegelt war, und die Stirn runzelnd und ein fragendes Geräusch machend, entschied die junge Frau, dass man sich das mal näher ansehen sollte. Für gewöhnlich hatten Wände nämlich keinen Herzschlag, nicht mal in einem magischen Haushalt.

Rasch die Hände ausgestreckt hatte er, um den Sturz der jungen Dame mit den schokoladenbraunen langen Haaren abzufangen, die etwas geistesabwesend hinter Shacklebolt her getigert war, und es war ihm glücklicherweise ganz gut gelungen. Noch während sie sich wieder aufrichtete, blitzte ein Schimmer von erschrockenem Rot durch die glänzenden Strähnen auf ihrem Kopf, und Remus Lupin brauchte niemanden mehr, der ihm das Mädchen vorstellte. Sein bestes, schiefes Lächeln huschte ihm ins Gesicht, wie er den Kopf ein bisschen kippte und sich leicht herunter beugte, um sie besser ansehen zu können. „Alles OK?“ erkundigte er sich, amüsiert, aber nicht schadenfroh, und die junge Frau grinste verlegen, bevor sie aufschaute.

Tonks spürte dieses Aufleuchten ihrer Haare fürchterlich heftig, begleitet von einem Flush aus aufsteigender Hitze, die ihr mit Sicherheit enorme Röte in die Wangen trieb, und das nicht nur vor Peinlichkeit. Sie kannte dieses Gesicht. Älter sah er aus, natürlich, heller irgendwie durch die silberfarbenen Schläfen und die einzelnen Strähnchen in den ehemals rötlich braunen Haaren, die er heute wesentlich kürzer trug als damals. Dadurch konnte man die ziemlich großen Ohren besser sehen, und sie schauten aus, als wären sie bloß angeklebt, wie sie als Inselchen zwischen Frisur und krausem Bart auftauchten. Nicht mehr nur ein kleines, französisches Schnäuzerchen bedeckte die Oberlippe, sondern Kinn und Wangen waren ebenfalls mit roten Stoppeln übersät. Stand ihm gut, gar nicht schlecht, aber trotzdem konnte Tonks nicht ein einziges Wort sagen.

Die grauen Augen glänzten im Schein der Funzeln hinter ihr, wie er sie mindestens genau so forschend musterte, aber davon wurde ihr erst recht ganz schrecklich warm. Oh nein, bitte nicht, er durfte sich daran nicht erinnern, er musste das vergessen haben, bitte bitte! Am liebsten hätte sie die Lider geschlossen und laut gebetet darum, aber dann wieder verpasste ihr der Gedanke daran, dass er vielleicht keine Ahnung mehr hatte, wer sie war, einen ganz unangenehmen Klumpen irgendwo im Bauch, und sie konnte sich nicht mehr entscheiden, ob sie das wirklich wollte. Auf die Beantwortung seiner Frage wartend, zog er beide Brauen hoch und erhellte damit sein ganzes Gesicht noch mehr. „Hm?“ machte er, weil sie immer noch keinen Ton sagte, und Tonks schüttelte rasch den Kopf und nickte dann sofort. Na, was denn nun?

„Errr,“ gab sie bloß von sich, regelrecht in sich selbst geduckt und noch immer seine großen, kräftigen Hände an beiden Ellbogen, kaum einen Zoll von ihm entfernt stehend. Prächtige Aktion, dachte sie zu sich selbst und wollte mit den Augen rollen. Mal ganz abgesehen davon, dass es sowieso mal wieder absolut typisch war, sich auf dem ersten Treffen einer Geheimorganisation gegen Dunkle Magier halb auf die Fresse zu legen und damit quasi an die Wand zu pinseln „hey, hier bin ich, euer persönlicher Depp!“, musste es ausgerechnet dieser Mann sein, in den sie da mitten hinein rannte. Dass er hier sein würde, hatte sie nicht wissen können, selbstverständlich nicht, denn sie kannte kein einziges Mitglied des Ordens bisher, außer logischerweise Dumbledore und Shacklebolt und ihrem Cousin, den sie ewig nicht gesehen hatte, weil er in Azkaban gehockt hatte.

Oh Gott, das war so peinlich, das schloss so nahtlos an damals an! Wieso störte sie das denn so? War doch furchtbar egal, war's ihr doch sonst auch! Über sich selbst jetzt verwirrt, grübelte Tonks und vergaß darüber beinahe schon wieder, dass da noch eine Antwort ausstand.

„Mir geht’s gut, kein Problem,“ grinste sie verlegen und zuckte die Achseln, und er nickte zufrieden lächelnd und ließ sie los, stopfte sich die Daumen wieder in die Gesäßtaschen. Und trotzdem bewegte sich keiner von ihnen. Tantchen war still dank ihrer Silberklammer, und Sturgis und Kingsley brabbelten immer noch mit Arthur im Durchgang. Mit dem Kinn nur deutete er auf das sich jetzt langsam wieder zu Braun verfärbende Haar, die Augen heller leuchtend, als das spärliche Licht es eigentlich hätte erlauben dürfen. „Sie sind doch Sirius' kleine Cousine, richtig?“ konnte er sich lebhaft daran erinnern, dass Andromedas Tochter ein Metamorphmagus war, und als wäre das etwas, wofür man sich schämen müsste, platzte die junge Dame fast, so unglaublich rot wurden ihre Wangen, und sie konnte ihn nicht mehr anschauen.

'Sie'? Hatte er gerade 'Sie' gesagt? Oh Mann, das klang doch total bescheuert! Davon kam sie sich richtig alt vor und überhaupt. Gleichzeitig hatte er das Wort 'klein' benutzt, und Tonks befand sich prompt wieder in einer Art Gewissenskonflikt. Was sollte das denn heißen? Sie war nicht 'klein', sie war nicht mehr das Mädchen mit den blonden Ringellöckchen (zu denen ihre Mutter sie gezwungen hatte, jawohl, das wollte sie betont haben), sie war ... Sie war ... Ach, verflucht! Nickend verleugnete sie nach außen hin jeden dieser wirren Gedanken und wischte sich vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht. „Ja. Ja, die bin ich,“ bestätigte sie und wollte gerade ihren Namen dazu sagen, damit da bloß keine noch schlimmeren Momente aufkommen mochten, in denen sie ihm den Mund verbieten müsste, als wie aus dem Nichts ein heftiger Schlag gegen ihre Schulter geführt wurde.

Die Außenwelt so ausgeschaltet gewesen, hatte keiner von ihnen bemerkt, wie Sirius sich wieder durch die Menge an rumstehenden Personen zu ihnen nach draußen gedrängt hatte, und ausholend hatte er fest, fast schmerzhaft, mit beiden Händen gegen ihre und seine Schulter geklopft. „Hey, wenn das nicht meine süße Tonks ist!“ kreischte er förmlich und machte Anstalten, sie zu sich herum zu drehen und an sich zu drücken, so fröhlich ob dieses unerwarteten Wiedersehens nach so langer Zeit, dass er gar nicht bemerkte, wie steif und abweisend das Mädchen diese Geste erwiderte. Sich von ihr lösend, strahlte er sie mit breitem Grinsen an, die Augen noch immer so blendend wie eh und je, auch wenn er dürr und nach wie vor etwas schwach wirkte.

„Mann, Mann, Mann, bist du groß geworden!“ lobte Sirius, konnte sich gar nicht satt sehen an ihren hübschen braunen Funkelaugen und dem weichen, herzförmigen Gesicht, wusste ganz genau, dass hinter der bezaubernden Fassade Black'sches flüssiges Feuer brodelte. Das machte sie gleich noch mal so schön, die Tochter seiner Lieblingscousine, und er musste ganz verklärt den Kopf schütteln und seufzen. „Und du hast so nett abgenommen, Sirius!“ streckte Tonks ihm die Zunge raus und biss sich schadenfroh auf die Lippen, hatte damit köstlichst bewiesen, aus welchem Stall sie stammte, und bellend vor Lachen klopfte ihr Vetter ihr erneut auf den Oberarm. „Ah, wunderbar!“ freute er sich, schaute von dem Mädchen auf und grinste seinen Freund an, der still und leise lächelnd – wie immer – daneben stand.

Den zweiten Arm ausstreckend, um ihn wieder einzubinden, drehte Sirius die junge Frau wieder um. „Meinen Kumpel Remus kennst du doch noch, nicht wahr? Remus Lupin?“ hakte er nach und hatte nicht übel Lust, eine passende Retourkutsche für diesen fiesen Witz über seinen körperlichen Zustand loszuwerden. Das boshafte Glühen übertrug sich von seinen Regenbogenhäuten auf das Grinsen, auf das Remus überhaupt nicht einging, sondern ihr nur bestätigend zunickte. Das war er. Ganz so, wie es ihre Augen schon längst verrieten. „Ja ...“ murmelte Tonks nur verlegen, knabberte sich auf der Lippe herum und senkte den Blick, bevor sich ihre Wangen wieder mit so viel Blut füllen konnten, dass man die einzelnen Äderchen darin erkennen konnte.

„Von der Hochzeit damals, weißt du noch?“ betonte Sirius so laut und so deutlich, schob dabei das Kinn nach vorne und zog eine Augenbraue hoch, und er genoss es, wie unangenehm ihr diese Zurschaustellung war. So gern hätte er noch mehr gesagt über rosa Rüschenkleidchen und Lackschuhe und ihren Lieblingsplatz während der Trauung, aber er wurde unterbrochen. Nicht Tonks war es, der das zu bunt wurde, sondern Remus hob beschwichtigend eine Hand und dämpfte ihn damit ab. „Ich glaube, Miss Tonks hat ein ausgezeichnetes Gedächtnis,“ meinte er, schenkte ihr einen verlängerten Lidschluss und wandte sich dann mit stierendem Blick seinem Freund zu. Auch ohne Worte verstand Sirius hervorragend, was das bedeuten sollte: „Das reicht jetzt, du bringst sie in Verlegenheit, du Klotz!“

OK, OK, schon gut! Das war wirklich nicht fair, sie war ja erst fünf Jahre alt gewesen. Und trotzdem war's irre ulkig. Ganz besonders diese Reaktion hier jetzt, wie sie sich selbst an der Lippe lutschte und mit ihren dunkel lackierten Fingernägeln an der anderen Hand herumspielte, die aus den Ärmeln eines schwarzen Denimmantels herausschaute. Entschuldigend in Moonys Richtung mit den Augen rollend, kicherte Sirius leise und zuckte die Achseln, bevor er ihr, dieses Mal sanft, die Schulter tätschelte. „Du musst mir alles über Familie Tonks erzählen, ja?“ bat er sie nun ohne seine beißende Schadenfreude, einfach nur fröhlich und voller Erwartung, schaute sie wie von unten her an und wartete auf irgendeine Form der Bestätigung. Der Blick, den sie erwiderte, war fast wie ein weibliches, jüngeres Spiegelbild, von dem einem beim Zusehen ein ganz pricklig warmer Schauer den Rücken hinunter und wieder hinauf laufen konnte, und Remus unterdrückte ein zufriedenes Seufzen.

Einverstanden damit deutete Sirius auf die Tür hinter dem Vorhang, ließ die Brauen hüpfen und eilte wieder zurück in die Küche, um den perfekten Gastgeber zu spielen, und dieses Mal folgten ihm Arthur, Sturgis und Kingsley, um sich zur Eröffnung des Abends an den Tisch zu setzen. Erst als seine wippenden Locken hinter dem Vorhang vor der rundbogigen Tür verschwunden waren, räusperte sich Remus und stopfte, mit einem Mal selbst irgendwie verlegen, die Hände in die Hosentaschen, dass ihm die alten, ausgeleierten Bündchen beinahe nachgaben. Die Ellbogen durchdrückend, zog er kurz die Schultern hoch und presste die Lippen schnaufend auf einander. Nur mit dem Kinn zeigte er hinter ihrem Vetter hinterher. „Er ist halt immer noch 'n Riesenidiot. Daran hat Azkaban nichts geändert,“ bat er stellvertretend für ihn um Verzeihung. Dora Tonks lächelte ganz warm und dankbar und wischte sich erneut eine lange, nun fast pflaumenfarbene Strähne aus der Stirn, nicht ohne ganz bedächtig mit den Augen zu rollen. Die aber blieben so braun wie sie waren.

Das war sehr lieb von ihm, dass er so damit umging und es ihr nicht noch schwerer machte. Im Gegenteil, irgendwie war es so leichter zu verpacken. Ja, klar, sie war halt ein Kind gewesen, aber trotzdem. Da konnte er doch sonst was denken! Natürlich würde sie sich heute nicht mehr so verhalten, aber die Gründe von damals mochten doch immer noch da sein, das könnte er glauben, könnte er nicht? Schon wieder wurde ihr bei dem Gedanken ganz warm, aber als sie hochschaute und diese Silberscheinwerfer da oben entdeckte, wie sie noch immer ganz schrecklich interessiert ihre Züge musterten, als hätte er noch nie etwas so Bemerkenswertes zu Gesicht bekommen, wurde ihr eins ganz klar: Es war noch ganz genau so! Oh Gott, wie furchtbar.

Wie viel älter als sie war Sirius? 13 Jahre? Das musste hinkommen. OK, Sirius war schon immer ein bisschen zurückgeblieben gewesen in seiner geistigen Entwicklung und Reife, aber irgendwas sagte ihr, dass Remus mit Sicherheit nicht jünger war als ihr Vetter. Also mindestens 13 Jahre. Das war schon 'ne ganz schöne Stange. Stange? 'Nymphadora!' schollt sie sich selbst und knirschte mit den Zähnen. Mal wieder typisch. Mann, das war doch komplett egal. War doch bloß so'n bisschen Kribbeln, wie man es schon als Kind bisweilen erleben konnte, das war doch nicht gefährlich in der Richtung. Oder doch? Stange. Innerlich ein röhrendes Geräusch machend und mit den Augen rollend, gab sie's auf. Von wegen wie damals. Nur eins wirklich so wie früher: Er roch sagenhaft gut nach frisch geschlagenem, harzigem Holz und Kiefernnadeln im Sommer. Am liebsten hätte sie einen tiefen Atemzug genommen, irgendwo da oben an seiner Halsbeuge, wo das brustbeinnahe, knubblige Ende seines Schlüsselbeins aus dem oben offenen Hemd heraus lugte. Nein. Nicht wie damals.

Schon wieder die Achseln zuckend, drehte er die Arme in seinen Schultergelenken, so dass die Innenseiten nach vorn schauten, um dann mit dem Kinn den schmalen Durchgang hinunter zu deuten. „Also, wollen wir dann?“ erinnerte er daran, dass sie beide die einzigen noch im Flur befindlichen Leute waren, und dass man drinnen mit der Sitzung anfangen wollte, in der sie und Kingsley in den Orden eingeführt werden sollten. Mit ihren Gedanken noch ganz woanders, hatte er keine Ahnung, wie sie diesen Satz tatsächlich aufnahm. Bis in die hintersten Winkel ihrer Lunge tief Luft holend, schmunzelte das Mädchen mit einem Mal, und er konnte sich keinen Reim darauf machen, zog den Kopf auf dem Hals zurück und bekam einen ganz amüsiert verwirrten Gesichtsausdruck.

'Oh ja, mit dir würde ich alles,' dachte Tonks und konnte sich nicht entscheiden, ob sie die Augen schließen sollte oder nicht. Die entsprechenden Bilder leuchteten auch ohne den Lidschluss deutlich vor ihren Hornhäuten, als könne sie wirklich schon dabei zuschauen, statt es nur zu träumen. 'Alles, was du willst.' Sich frech auf die Lippe beißend, senkte sie doch wenigstens den Blick, damit man das dieses Mal schwungvolle Rollen der Augen nicht sehen konnte, und dann erst seufzte sie und nickte zustimmend. Komisch, die Kleine. Keinen Schimmer, wo die herumschwirrte hinter der süßen Stirn da. Remus schüttelte sich kurz und wischte den Gedanken weg, bevor er einen Arm ausstreckte und ihr damit anbot, dass sie doch vorausgehen möge. Aber Tonks erwiderte nur die selbe Geste. „Nein, nein, Ladies first!“ wehrte er das ab, aber wortlos, nur gepresst quietschend, scheuchte sie ihn mit beiden Händen, und er mochte das so gerne, dass er ihr nachgab und aus der Ecke vor dem Porträt von Tatzes Mutter heraustrat.

So ganz allerdings konnte er das nicht, kratzte sich am Nasenflügel und hielt sich halb schräg, damit sie eher nebeneinander als hinternander gingen, weil das für sein Verständnis einfach komplett unhöflich war, vor der Dame den Raum zu betreten, wenn es sich nicht gerade um eventuelles Kampfgebiet handelte. Tonks war damit zufrieden, summte leise vor sich hin und musterte den ganzen Mann von oben bis unten. Erwachsen werden hatte schon seine Vorteile. Er bräuchte mal neue Hosen. Die junge Frau grinste mindestens so bösartig wie ihr Cousin, und ein klitzekleiner neuer Schwung stahl sich in ihren Gang.


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