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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Keine Kompromisse

von Teekon

Eine ganze Weile schien Serena noch da zu stehen, bevor sie sich von dem Paravent abstieß und auf ihn zu kam. Es war wirklich kein passender Moment, um ihn zu besuchen, das merkte sie gleich, und trotzdem konnte sie nicht länger warten. Ihre letzte Unterrichtsstunde gerade erst beendet, hatte sie den ganzen Tag nichts Anderes im Kopf gehabt, als herzukommen und an seinem Bett zu sitzen, wie sie es die vergangenen Nachmittage auch schon getan hatte. Mit dem Unterschied, dass er nun wach und ansprechbar war. Oder zumindest sowas Ähnliches.

Aufrecht saß er da in seinem Bett, die Beine über die Kante geschoben, dass die nackten Zehen so gerade den Boden berührten, und beide Hände ruhten auf den Oberschenkeln, als halte er Hof auf seinem Thron. Sie mochte das nicht, wie er dabei aussah, so hart und steinern sein sonst so lustiges Gesicht, und ein unbestimmtes Gefühl sagte dem Mädchen, dass sie gerade Zeuge einer sehr hässlichen Trennung unter Brüdern geworden war. Keine Ahnung, worüber sich die beiden gestritten hatten, aber es war nicht gut ausgegangen und nicht aus dem Weg geräumt worden. Und Sirius machte einen so gleichgültigen Eindruck, das verpasste einem ein seltsam mulmiges Ziehen in der Magengegend.

Wie sie in sein Blickfeld trat jedoch, schmolz diese eisige Kälte dahin, die er ausgestrahlt hatte, wie Schnee in der Sonne, und die Farbe kehrte in seine Wangen zurück. Das Leuchten seiner Augen war kein kühles Glimmen mehr, sondern wieder ein warmes Strahlen, und er rutschte leicht rückwärts und zog die Beine unter seinen Körper, wie er einen Arm ausstreckte nach ihr. „Hey!“ grüßte Sirius nur zufrieden und froh darüber, sein Mädchen zu sehen, das sich mit einem erleichterten Lächeln zu ihm herunter beugte, um ihn auf die Stirn zu küssen. Doch während sie noch ihr süßes „hallo, du“ flüsterte, zog er sie weiter herunter und drückte seine Lippen ganz auf ihre. Nicht mehr diese Kindereien, das war doch nun nicht mehr nötig, oder? Und Madame Pomfrey konnte sie nicht sehen, sie waren gut hinter den blauen Vorhängen verborgen.

Ein ganz kleines bisschen perplex, ließ Serena es zu, dass er sie in seinen Arm drehte und sie auf die Matratze herunter zog, dass sie sich vor ihn setze und er sein Kinn von hinten auf ihre Schulter legen konnte. Das war jetzt genau das Richtige. Für sie beide. Das Mädchen seufzte und schloss die Augen, wie sie sich an ihren Freund lehnte und seine Hand fest gegen ihr Brustbein gepresst hielt. Er war wieder wach! Und ganz der Alte. Schnurrend drückte Sirius sie an sich und berührte ganz leicht nur mit der Nasenspitze ihren Kieferwinkel. Oh ja, das tat gut, nach so einer Szene nicht allein zu sein. Sie hatte ja keine Ahnung, wie sehr das half. Am liebsten wollte er bloß einfach so sitzen bleiben und sich nicht mehr rühren müssen, die Lider zu und nur diesen süßen Duft nach Rosenseife und weicher Haut einatmen, bis die Sonne nie wieder aufging.

Den freien rechten Arm umständlich verdrehend und um seinen Hals schlingend, wollte auch Serena die Möglichkeit haben, ihn ein wenig näher heranziehen zu können bei Bedarf, und ob sie wollte oder nicht, sprach sie den Gedanken laut aus. „Ich bin so froh, dass es dir besser geht!“ Fast lachend prustete Sirius leise und stimmte mittels eines brummenden Geräusches zu. „Und ich erst!“ grinste er, schob das Kinn weiter nach vorne, damit er sie von der Seite her anzwinkern konnte. Die junge Gryffindor aus dem vierten Jahr kicherte fassungslos und schlug ihm mit schlaffen Fingern gegen die Stirn, aber er schloss nur fest die Augen und rümpfte die Nase. Wenn ihn die Jungs so gesehen hätten, sie hätten ihn damit jahrelang aufgezogen. Wahrscheinlich bis ans Ende seines Lebens.

Sich in seiner Umarmung herumdrehend, rutschte sich das Mädchen etwas zurecht, wollte ihn besser ansehen können und legte eine ganze Hand auf Sirius' Wange, tastete regelrecht sein Gesicht ab, als wolle sie sichergehen, dass er es wirklich war, ganz und vollkommen. So bekümmert schauten ihre hübschen braunen Augen dabei aus, er konnte es kaum aushalten und musste nach ihren Fingern greifen. Beruhigend küsste er jeden einzelnen davon auf den Nagel und murmelte ein weiteres kleines „hey“. Was war denn noch? Es war doch alles OK, es ging ihm gut, er war über'n Berg und würde spätestens morgen wieder auf den Beinen sein und rumlaufen und im Unterricht sitzen und Blödsinn anstellen. Das war doch kein Grund, gleich eine vorgezogene Midlife Crisis zu bekommen.

Aber Serena konnte nicht aufhören, ihn von oben bis unten forschend zu betrachten, von den dunklen Locken auf seinem Kopf über die großen Ohren mit der runden Helix, die geschwungenen, dichten Augenbrauen und die gerade Nase bis ans Kinn. Ihren Blick suchend, ihn aber nicht einfangen könnend, schaute Sirius ihr dabei zu, hatte absolut nichts dagegen einzuwenden, dass sie ihre Hand von seiner Wange an seinem Hals hinunter und im Nacken in den Kragen seines Pyjama-Hemdes gleiten ließ.

Naja, OK, so gesund war er dann vielleicht auch noch nicht, aber er konnte nun wirklich nicht sagen, dass ihn das störte, ganz im Gegenteil. Verstohlen um das Mädchen und den Paravent herum schielend, versuchte er, Madame Pomfrey auszumachen. Nicht dass sie noch plötzlich herein stürmte und sie hier erwischte, das könnte höchst haarige Folgen haben. Aber gerade deshalb mochte er das ja. Schönes Prickeln, viel angenehmer als das erstarrte Gefühl noch vorhin, als Regulus ... Regulus? War der hier gewesen? Keine Ahnung.

Am besten sagte er mal gar nichts, unterbrach sie nicht und ließ sie einfach machen, wie die 15jährige den offenen obersten Knopf ausnutzte, um über den kräftigen Kappenmuskel zu fahren, und Sirius spürte dieses kleine, feine Pulspochen in den Leisten. Davon musste er ganz schön heftig schlucken, rührte sich aber nicht, ließ es einfach geschehen, dass sie die Schulter unter ihren zierlichen Fingern fest drückte und rieb, und er langsam aber sicher in Schweiß ausbrach. Die Kehle wurde ihm ganz trocken, und er musste kurz die Augen schließen, während sie die winzigen Fingerbeerchen geschickt unter den nicht mehr ganz so stramm sitzenden Verband an seiner linken Brusthälfte schob.

Und er zuckte zusammen. Autsch! Das stach immer noch, das kribbelte unangenehm elektrisch, und er krümmte sich leicht nach vorne und fasste an die selbe Stelle, die lange Mullbinde und die Hand seiner Freundin noch dazwischen. Aber Serena schien nicht richtig zu bemerken, dass ihm das weh getan hatte, und wie beklommen ihre trüb gewordenen Augen immer noch glitzerten, wurde ihm eins klar: Es war von Anfang an genau darum gegangen, um diese Wunde dort, nicht um Zärtlichkeiten oder überschwängliche Wiedersehensfreude. Das Prickeln im Bauch erstarb und wurde durch enttäuschte Befangenheit ersetzt. Gerne hätte er jetzt vorsichtig ihre Handgelenke umfasst und sie von dort weggezogen, aber Serena ließ ihn nicht. Sich vorbeugend, hob sie den immer lockerer werdenden Verband von seiner Brust ab und hörte nicht auf, die merkwürdig wallartigen Wundränder zu streicheln.

Die Verbindung aus Luft und Berührung schmerzte zu sehr. Mit einem gequetschten Foltergeräusch zog er sich hastig zurück, verzerrte Mund und Brauen und griff nach ihrem Unterarm. Begreifend, erschrocken aus ihren Gedanken geholt, hielt Serena sich keuchend eine Hand vor den Mund. „Oh, entschuldige!“ flüsterte sie mit diesem Ausdruck aus Kummer im Gesicht, und das reichte ihm aus, um sich ihr wieder zu nähern und Trost an ihrer Schulter zu suchen wie ein kleines Kind, das gerade noch geschlagen worden war, aber nur von seiner Mutter beruhigt werden konnte.

Beide schlanken Arme um Kopf und Hals ihres Freundes schlingend, vergrub sie Sirius regelrecht an ihrer Brust, und er ließ sich das gerne gefallen und legte ihr beide Hände auf die Taille. Vielleicht hätte er gar nichts davon mitbekommen, wenn sie nicht ausgerechnet in dem Moment mit der Nase seinen Scheitel gestreichelt hätte, in dem ihr ein dicker Tropfen Salzwasser darüber rollte und feucht und kühl seine Haut berührt hätte. Stutzend öffnete Sirius die Augen und hielt inne, richtete sich ein wenig auf in dieser innigen Liebkosung, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Fast grau geworden war sie, wischte sich hastig über die Wangen, um die Tränen zu verbergen, aber es war schon zu spät. „Nicht doch weinen!“ flüsterte Sirius ganz heiser und schaute nun selbst sehr bekümmert aus.

„Es ist doch alles gut,“ erinnerte er sie, breitete kurz die Arme aus, um sich zu präsentieren, bevor er wieder ihre Seiten berührte. „Ich bin in Ordnung, es ist nichts Schlimmes passiert.“ Und dabei leuchtete der blendend weiße Verband unter seinem von ihr komplett verschobenen Kragen auf und strafte ihn Lügen. Zum Protest ansetzend, öffnete Serena den Mund, holte abgehackt Luft und ließ es bleiben, kopfschüttelnd, dass ihr kastanien-brünettes Haar flog. Er wusste genau, dass er das nur sagte, um sie zu besänftigen, damit sie aufhörte zu weinen, und das brauchte sie ihm nicht zu erklären. Und überhaupt war es doch ganz egal, er hatte ja recht. Es war gut gegangen. Wenn auch nur sehr knapp. „Jag' mir nie wieder so einen Schrecken ein!“ forderte sie nur, gespielt böse auf ihn, und schlug ihn vorsichtig auf die rechte, unverletzte Schulter, bevor es dieses Mal an ihr war, sich an seiner Brust anzukuscheln.

Grinsend über das ganze Gesicht, rieb er ihr sanft mit einer Hand den Rücken, die andere spielte mit einer stufig geschnittenen Strähne, und er seufzte. „Also, das kann ich dir nicht versprechen!“ trieb er es gleich mal wieder zu weit und bekam dafür sofort einen festen Klaps auf die Flanke. „Das ist nicht witzig, Sirius, ich hab' Todesängste ausgestanden,“ beschwerte sie sich über diese eklatante Sorglosigkeit und Dreistigkeit. Mut war eine Sache, aber leichtsinnige Unbekümmertheit eine ganz andere. Mit dem Tod spielte man nicht. Da konnte man früher oder später nur verlieren. Entschuldigend küsste er vorsichtig ihre Stirn und wiegte sie ein bisschen, nicht gewillt, weiter darauf einzugehen. So schnell würde es ja nicht wieder zu einer solchen Situation kommen, jedenfalls konnte er sich das nicht vorstellen.

„Dass du auch unbedingt den Helden spielen musstest ...“ schmollte Serena mit geschlossenen Augen, schmiegte sich noch enger an ihn und schnurrte dann zufrieden, ihn einfach nur wieder zu haben. Das amüsierte Kichern von ihm übertrug sich als kleine Wellen von seinem Brustkorb auf sie, aber auch so hätte sie es sich lebhaft vorstellen können. So war er halt, ihr Sirius. „Wir waren so cool!“ meinte er kopfschüttelnd, mit den Gedanken ganz weit weg bei Funkensprühen und verbranntem Stoff und dem donnernden Lärm von zersprengtem Gestein, und obwohl er sie dabei im Arm hielt, starrte er mit glitzernden Augen auf den Buchenstab auf seinem Nachtschrank. Oh nein, sowas hatte sie befürchtet!

Mit den Augen rollend, stemmte Serena sich aus seiner Umarmung und schaute ihn von unten her an. „Cool ist wohl nicht das richtige Wort, oder?“ meinte sie, nun ein merkwürdig verletztes Glimmern in den Regenbogenhäuten, als habe er damit irgendwas Gemeines gesagt. Schief lächelnd, zog er fragend den Kopf zurück. „Wohl eher komplett lebensmüde.“ Serena verschränkte die Arme vor der Brust und schob fest die Brauen ineinander. „Och, hey!“ wehrte Sirius ab, konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen und breitete die Hände aus, dass sie doch wieder zu ihm kommen möge. Sie blieb wo sie war, und das gefiel ihm so gar nicht. Warum machte sie denn darum jetzt so einen Aufstand? Es war geschehen, passiert, vorbei. Daran ließ sich nichts mehr ändern, und selbst wenn es so gewesen wäre, er hätte es niemals getan.

„Komm schon, Kleines,“ legte er den Kopf schief und schaute sie bittend aus seinen braunen Hundeaugen an. „Das war so ein irres Gefühl.“ Er hob die Satzmelodie nicht dabei, wurde weder pathetisch, noch ließ es besonders heraus stechen und dennoch war da wieder dieses Feuer, das tief drin in ihm brannte und nur durch die Fenster zu seiner Seele nach draußen gelangte. Serena musste es wegschlucken, dieses krampfartige Ziehen genau dort, wo sich ihre Rippenbögen trafen. Er redete von dem Kampf, den er ausgefochten hatte, von Lebensgefahr und dem Rausch aus Adrenalin dabei, nicht von ihr und der Nähe, die sie mit ihm nur Minuten vorher noch erlebt hatte. Auch wenn er das nicht merkte, damit stellte er das eine über das andere, und das tat weh.

Ein feines Zucken huschte durch ihre Augenlider, bevor sie sich fing und schnippisch auflachte. „Du nennst das ein irres Gefühl, wenn du fast gegrillt wirst?“ Jetzt war sie wirklich wütend. Das war nicht mehr gespielt und es war kein Geplänkel mehr, und Sirius senkte die Arme und versuchte, ein deeskalierendes Gesicht aufzusetzen, so wie Remus das immer tat, wenn sich irgendwo Zwist und Streit anbahnten. Allerdings konnte er das nicht so richtig. „Serena, so hab' ich das doch gar nicht gemeint, und das weißt du,“ erklärte er ruhig und sachlich, doch es half nichts. Da waren wieder Tränen jetzt in ihren Augen, und ihre Kaumuskulatur spannte sich fest an. „Du würdest das wieder tun, hab' ich recht?“ wollte sie eine ehrliche Antwort, das konnte er sofort erkennen. Er würde sie ihr geben, das war er ihr schuldig und das verdiente sie auch, selbst wenn das bedeutete, sie nicht beschwichtigen zu können.

Ohne zu zögern, nickte Sirius bestimmt. „Ja! Ja, das würde ich, ich halte das für meine Pflicht,“ fügte er sogleich an, damit sie das nicht in den falschen Hals bekam. Hey, er machte das nicht aus Ruhmsucht oder sowas. Naja, vielleicht ein bisschen, aber vor allem doch, weil es hier um ihrer aller Zukunft ging. Auch um seine und ihre, eine gemeinsame, wenn sie das wollte. Er jedenfalls wollte gerne. Diese Erkenntnis verpasste ihm einen ganz schönen Flush, den er als Schub von pochendem Blut im Gesicht spüren konnte. Nur für ein paar Sekunden sah er dieses Bild vor sich, auf den Stufen von Grimmauld Place Nr. 12, Sirius Black mit Serena am Arm. Wow.

Aber Serena gab ein lautes, gellendes „pah!“ von sich und winkte ab. „Du bist 16 Jahre alt, Sirius, ist dir das aufgefallen?“ erinnerte sie ihn daran, dass ihm nicht mal ein richtiger Bart wachsen wollte, und der stattliche Kerl mit dem Schnauzer vor der Haustür in seinem Geist verpuffte wie ein Rauchzeichen. Das war jetzt langsam nicht mehr nett, und das mochte er gar nicht. Nichtsnutzig, OK. Grässlich, mochte sein. Aber ein Kind? Nein, das nicht. „Na und?“ hielt er sich zurück, wollte sie nicht anschreien oder irgendwie verletzen oder ihr einen Grund für mehr Tränen geben. Davon hatte sie in den letzten vier Tagen wirklich genug gehabt. Und vielleicht war sie eben einfach noch ein bisschen zu aufgewühlt. Es wäre nicht fair gewesen, auf seinem Recht zu pochen.

„Na und?“ wiederholte sie ein wenig heftiger und riss die Augen auf, als könne sie nicht fassen, was er da gesagt hatte, und Sirius kam sich vor, als verliefen seine Bemühungen im Sande. Genau so gut hätte er da aussprechen können, was er wirklich gedacht hatte, davon hätte sie sich kaum mehr aufregen können. Er rollte innerlich mit den Augen und seufzte leise, die Achseln so hoch ziehend, dass seine Hände gegen seine Schenkel klatschten. „Ja, na und?“ käute er erneut wieder, und es klang nun schon beinahe lächerlich. „Soll ich deswegen schlotternd auf meinem Hintern sitzen und mit dem Kopf im Sand warten, bis alles gut wird?“ Was verlangte sie denn da von ihm? Das konnte Sirius nicht, das war einfach nicht richtig, und das konnte man nicht anders sehen. Sie erwartete das nicht, das war völlig unmöglich. Schon abwehrend den Kopf schüttelnd, verbot er sich den puren Gedanken daran, Serena Dearborn aus dem Hause Gryffindor könne eine solche Einstellung haben.

„Ja!“ rief sie aus und warf beide Hände von sich. „Genau das sollst du!“ „Nein.“ Er brauchte darüber nicht einmal nachzudenken, es kam einfach von alleine heraus. „Nein.“ Die dunklen Locken sprangen richtig, wie er das Kinn so rasch hin und her wandte wie die Schneideblätter eines Mixers. „Wir werden wieder kämpfen, wenn man uns dazu zwingt, egal was das bedeutet,“ stellte er ein für allemal klar, und nun war es an Sirius, die Arme vor der Brust zu verschränken. Sie konnte das einfach nicht ernst meinen. Man konnte sich doch nicht einfach verkriechen und den Sturm aussitzen. Mit fest zusammengepressten Lippen starrte sie ihn an, Tränen aus Sorge und leiser Wut in den Augen, dass er ihr tatsächlich androhte, ihr solche Stunden, solche Tage voller Angst noch mal zu zumuten.

Die Brauen noch schwerer ineinander schiebend, bis nur noch eine einzelne steile Falte dazwischen passte, schlug Serena mit einer flachen Hand auf das Kopfkissen neben sich. „Das sind alles nur deine bescheuerten Freunde!“ fiel ihr keine andere Erklärung mehr ein, und damit sagte sie genau das Falsche. Langsam, fast gefährlich richtete Sirius sich auf und bekam diesen Schwung in der Wirbelsäule, den man ihm als Kind beigebracht hatte. Die Brust raus, schlank und kräftig wirken in einer einzigen, geschmeidigen Bewegung. „Meine Freunde, Serena,“ begann er, von oben auf sie herabschauend, „sind die besten Jungs, die es nur irgendwo auf der Welt gibt!“ Schnaubend murrte sie. „Lily Evans ist kein Junge,“ musste er offensichtlich erinnert werden, aber zu ihrer Überraschung winkte er patzig ab, und statt eine Beziehung zu dem rothaarigen Mädchen aus seinem Jahrgang abzustreiten, sagte er etwas sehr Merkwürdiges, das Serena nicht verstand. „Lily Evans ist einer von uns.“

Mit Stummheit geschlagen, so verwirrt war sie von diesem Satz, starrte das Mädchen ihren Freund nur an, der jetzt fast wieder so herrisch und unumstößlich ausschaute wie vorhin noch, als sie ihn mit seinem Bruder hatte streiten sehen und hören, und sie mochte das überhaupt nicht. Sie meinte das doch nicht böse, sie wollte ihm doch nichts Schlimmes, es ging doch um ihn und um seine Gesundheit, sein Leben. Nichts wegnehmen wollte sie ihm damit. Ihn nur schützen, sich selbst genau so. Sirius zu verlieren war keine Option. Wenn er gestorben wäre ... Und er hätte sterben können, begriff er das denn nicht, oder verdrängte er diese Erkenntnis nur?

Seine Chance nutzend, holte Sirius zum Rundumschlag aus, um ein für allemal klar zu stellen, worum es eigentlich ging. „Meine Freunde sind für mich da, wenn ich sie brauche und wenn ich sie nicht brauche, und genau so stehe ich für sie ein,“ erläuterte er mit vorgeschobenem Unterkiefer. „Und wenn das bedeutet, dass ich kämpfen und mich in Gefahr bringen muss, dann würde ich es auch ohne guten Grund tun, nur leider haben wir einen ganzen Haufen verflucht guter Gründe!“ Töricht vielleicht, aber galant, bewundernswert und imponierend und deshalb liebte sie ihn so, aber das war lächerlich, was er da behauptete. „Nenn' mir nur einen, Sirius, der das da rechtfertigt!“ Fest mit ausgestrecktem Finger drückte sie auf die kraterförmige Wunde in seiner linken Schulter, und Sirius brach halbwegs darunter zusammen. Das war gemein. Mehr als gemein, das hatte sehr weh getan. Und es war seiner Laune nicht zuträglich, auch wenn es sehr eindrucksvoll ihren Standpunkt erklärte.

„Lord Voldemort!“ war alles, was dazu reichen musste, alles, was nötig war, um irgendwem, der ein bisschen was über diese Sache wusste oder auch nur entfernt gehört hatte, die Dringlichkeit der Angelegenheit vor Augen zu führen. Ein Schwarzmagier der übelsten Sorte, jemand, der Männer um sich scharrte, die skrupellos in eine Schule eindrangen und dort Jugendliche mit brutaler Gewalt und ohne Rücksicht auf Leib und Leben angriffen, nur um irgendeine nutzlose Antiquität zu erhalten! Was erst würde so jemand tun, wenn er sich bessere, höhere Ziele ausgesucht hatte? Die Macht zum Beispiel. Muggel. Totale Kontrolle. Machte sie sich darüber überhaupt Gedanken oder war ihr das ganz egal?

Stöhnend mit den Augen rollend, gestikulierte Serena wild herum. „Oh bitte, Sirius, der Kerl ist hunderte von Meilen weit weg, und ...“ Er unterbrach sie. Nein, sie begriff es nicht. „Und hat einen so langen Arm, dass mich seine Ideen von Albanien aus fast getötet hättet!“ schlug er sie mit ihren eigenen Waffen und riss sich das Oberteil seines Pyjamas so weit von der linken Schulter herunter, dass ein Knopf in hohem Bogen davon sprang, um ihr die Auswirkungen erneut zu zeigen. Serena verstummte wieder und machte dabei den Mund auf und zu wie ein Fisch auf dem Trockenen. „Ja, ich bin erst 16! Und trotzdem kann ich Opfer werden, so wie jeder andere von uns. Dann muss ich mich auch verteidigen. Und das tue ich lieber schon, bevor es zu spät ist.“

Ihre Arme hochreißend und so weit oben vor der Brust verschränkend, dass sie beinahe ihr Kinn darauf abstützen konnte, japste Serena nach Luft, und krampfartiges Zucken ging durch die Muskeln an ihrem Kieferwinkel, wie sie die wieder aufkommen wollenden Tränen hastig herunter schluckte, um nicht albern und ängstlich zu wirken. „Ich werde nicht dabei zusehen, wie du dich umbringen läßt!“ weigerte sie sich und schüttelte hastig den Kopf, dass man ihr Gesicht gar nicht mehr richtig erkennen konnte.
Augenblicklich kroch eine schlagartige Härte in die Augen und Züge ihres Gegenübers, wie er heftiger reagierte als erwartet.

Die Lider fest zusammengekniffen, konnte man nur noch einen winzigen Streifen glitzernder Hornhaut ausmachen. Sirius beugte sich vor und knirschte mit den Zähnen. „Soll das so 'ne Art 'entweder oder' werden?“ wollte er wissen, worauf das hier hinaus lief. Jeder, der ihn kannte, wusste genau, sich auf solche Dinge, Spiele und Wetten wie eine solche niemals einzulassen. Denn Sirius Black konnte keine Kompromisse eingehen, hatte das nie gekonnt. Selbst wenn es um Pudding gegen Pastete gegangen wäre, hätte er auf seinem Wunsch beharrt, egal wie abwegig und unsinnig, es ging nicht anders. Nur so war er voran gekommen in einer Familie, in der jederzeit jeder gegen jeden intrigieren konnte. Und er ließ sich niemals zwingen. „Heißt das, ich muss hübsch brav bei Fuß gehen oder du haust ab?“ präzisierte er seine Vermutung, aber Serena antwortete nicht. Weil sie genau das meinte?

Kalt. Da war es wieder. Fürchterliche Kälte, durchdrungen von frostigem Brennen, so wie sich Finger anfühlten, wenn man im Winter die Barbara-Zweige durch den Schnee trug, ohne Handschuhe, bewegungslos und blau angelaufen, nicht mehr einfach bloß schön und klar und kalt wie ein Eiszapfen. Wie ein großer, hässlicher Riss, der mit einem Mal mitten in seine Brust geschlagen worden war. Denn Serena nickte bestimmt. Und dieses gleichgültige Gefühl griff dieses Mal so rasch und umfassend nach seinem Herzen, dass er die Tränen in ihren Augen nicht sah und das gepresste Schluchzen in ihrer Stimme nicht mehr hörte. „Ich mach' das nicht noch mal durch, Sirius,“ schüttelte sie langsam den Kopf und biss sich auf die Lippe.

Sirius richtete sich vollends auf, bis dieser so stattliche Schwung aus dem Rückgrat gänzlich verschwunden war. Niemand durfte ihn einsperren. Keiner. Egal, welche Gründe man dafür haben mochte. Seine Eltern durften das nicht, die Konventionen durften das nicht, kein Ständedünkel und keine Etikette. Und auch nicht das Mädchen, das er liebte. Nichtmal das drang jetzt noch zu ihm vor, nicht mal dieser Gedanke berührte ihn in irgendeiner Weise. Das war heute einfach zu viel. Aleksandr Dolohov war tot. Regulus, sein einziger, sein kleiner Bruder, ein mieser Verräter. Orion, sein Vater, nur noch ein degenerierter Schläger. Und sie, sie wollte ihn an die Kette legen. Nur ein Licht konnte er da sehen. Die Jungs. Alle „Vier“.

„Wie du meinst,“ sagte er bloß abgehoben, genau so, wie er es zu dem heulenden Jungen vorhin gesagt hatte, bevor der davon gelaufen war. Wie zu einer Rede ansetzend, holte er tief Luft und schaute von oben auf sie herab, im Sitzen gut einen Kopf über ihr. „Dann ist es wohl besser, du suchst dir den harmonisierenden Waschlappen zu dem Pantoffel,“ bediente Black sich einer Sprache, wie sie sonst für Leute wie Severus Snape abfiel, und noch bevor er fertig war damit, begriff Serena, was er damit sagen wollte. „Ich passe da nicht drunter.“

So herablassend und verletzend brachte er das raus, das Mädchen hatte nicht einmal Lust, sich zu verteidigen oder zu erklären, was sie wirklich hatte sagen und erreichen wollen. Sie machte sich Sorgen um ihn und deshalb beendete er diese Beziehung? Dieses so schöne, so wunderbare und glückliche Liebesverhältnis? Einfach so? Mal eben schnell aus dem Handgelenk? Und das nach all dem, was zwischen ihnen gewesen war, vor vier Tagen erst? Sie konnte es nicht fassen. Das war doch nicht er, das war doch nicht der selbe junge Mann. Die Augen ganz weit, klappte ihr der Kiefer herunter, und sie zog sich mehr und mehr zurück. „Du ...“ stammelte das Mädchen und verstand nicht, wie er mit einem mal so leicht über die Tränen hinweg schauen konnte, die ihn vorhin noch so verunsichert hatten. „Du machst mit mir Schluss?“

Als müsse er darüber nachdenken, ob er lieber Vollkornbrot oder Toast wolle, schürzte Sirius die Lippen, legte sich einen Finger ans Kinn und schielte mit fragendem Geräusch an die Decke, bevor er „ja.“ bestätigte. „Ich kann nicht mit einem Mädchen zusammen sein, das meine Freunde bescheuert findet.“ So hatte sie das doch gar nicht gemeint! Sie mochte die Jungs, sehr sogar! Auch Lupin, den seltsamen Streber! Selbst Peter, diesen hässlichen Dummkopf, und sogar Potter, diesen arroganten Schnösel! Und wenn Lily Evans eben „einer von den Jungs“ war, dann konnte sie damit auch leben! Und trotzdem senkte sie den Blick und sagte nur leise: „OK.“ Es ging eben einfach nicht. So wie er sie ansah, wie er sich gebärdete, wie er sprach, so war es nutzlos, um ihn kämpfen zu wollen. Mit jeder Silbe würde sie es nur schlimmer machen. Sirius Black hatte sich entschieden. Und daran gab es nichts zu rütteln. Zumindest nicht jetzt.

Ohne ein weiteres Wort rutschte Serena in ihrem kurzen Faltenröckchen nach vorne an die Kante des Bettes, achtete sorgfältig darauf, ihn auf keinen Fall zu berühren, und stemmte sich auf die Füße. „Dann geh' ich jetzt,“ kam ein völlig tonloses Glucksen aus ihrer Kehle, und er nickte ihr zu, als hätten sie ein Geschäft abgeschlossen, sagte jedoch nichts. Aus der jungen Frau wurde in den wenigen nächsten Schritten bloß wieder die kleine Schwester von Gilbert und Caradoc, oder zumindest bildete Sirius sich das ein. Die paar Male, die sie über ihre Schulter zu ihm zurückschaute, hatte sie große, runde braune Augen, die so voller Wasser standen wie ein Überlaufbecken. Sah interessant aus, irgendwie. Aber so richtig spüren konnte er das nicht. Das kam erst, nachdem sie durch die Tür und raus auf den Flur getreten war, wo ihre Schritte in hastigen Lauf brachen und rasch im Korridor verhallten.

Als Madame Pomfrey zu ihm kam, um ihm das Abendessen zu bringen, lag ihr einziger Patient zusammengerollt auf der linken Seite, das Gesicht von ihr abgewandt und die Decke bis fast über den Kopf gezogen, als wolle er wieder schlafen oder habe wieder so heftige Schmerzen, dass er sie nur durch Druck besänftigen konnte. Aber er verweigerte jegliche Medizin, und essen wollte er auch nichts. Merkwürdig, der gute Mr. Black. Sehr merkwürdig. Sie hätte schwören können, dass seine Stimme tränenerstickt war.


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Sie ist eindeutig der Wolf im Schafspelz, also überhaupt nicht so 'pink', wie sie aussieht.
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