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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Das Wappen im Gesicht

von Teekon

Aleksandr Dolohov war tot. Er war nicht zurückgesprungen, er war nicht mit seinem Vater mitgegangen, als Antonin ihn gewarnt hatte. Aleksandr war tot. Zerquetscht von herabfallenden Trümmerteilen, die aus der Decke gebrochen und die Stufen hinunter gerollt waren. Gefunden hatten sie ihn auf dem kurzen Absatz, der die vielen Treppenfluchten nach unten eröffnete. Seine Augen wären offen gewesen, hatten sie gesagt, das helle Blau immer noch leuchtend, aber leer, und ein winziges Rinnsal von Blut im Mundwinkel. Das war alles. Aleksandr war tot.

Die Stille im Krankenflügel war nicht so komplett, wie sie hätte sein sollen, wenn man solche Nachrichten bekam. Vögel sangen draußen in den Bäumen, denn die Fenster waren nur angelehnt, und ein angenehmer Wind wehte um die Zinnen des Schlosses von Hogwarts. Kinder und Jugendliche spielten unten auf der großen Wiese zwischen dem Quidditch-Stadion und dem steilen Hang an den Nordwänden, und ihr fröhliches Lachen drang zu ihnen herauf, so als wäre gar nichts geschehen. Aber das war es.

Jemand lebte nicht mehr. Und das, weil sie einen Zauberspruch angewandt hatten. Sie hatten das nicht gewollt, hatten niemanden ernsthaft verletzen wollen, und es war weder Spaß noch Leichtsinn gewesen, das wussten sie alle. Aber dennoch. Aleksandr war tot. Er würde niemals wieder herumlaufen und reden. Keine 23 Jahre alt war er geworden. Und das lastete schwer auf ihren jungen Schultern.

Dumbledore hatte gesagt, sie dürften sich keine Schuld geben. Sie hatten eine Warnung ausgesprochen, wie sie deutlicher nicht hatte sein können, und Dolohov der Ältere selbst hatte Aleksandr zurückziehen wollen. Aber er hatte sich gewehrt und geweigert. Ja, mochte schon sein. Er hätte weggehen können. Und hätten sie es nicht getan, was dann? Dann hätten Vater und Sohn ihren unsichtbaren Schild aufgehoben und wären zu ihnen herauf gekommen, und was mit Sirius geschehen war, bewies ihnen und jedem anderen, was passiert wäre. Nicht nur ihre eigenen Leben waren in Gefahr gewesen, sondern auch die von vielen anderen Schülerinnen und Schülern. Die Wahl war nicht besonders groß gewesen. Und trotz der schwierigen Situation hatten sie sich für die sicherste mögliche Methode entschieden und damit die Schule und ihre Klassenkameraden vor sieben gefährlichen Schwarzmagiern gerettet. Doch das half nicht sehr viel, denn Aleksandr war tot.

Den Tagespropheten vom Morgen danach noch in den Händen haltend, hockte Sirius mit unter seinem Körper gefalteten Beinen auf dem Bett hinter den blauen Paravents, hielt sich mit dem linken Zeigefinger an seinem großen Zeh fest und starrte gedankenverloren auf die Bilder und den langen, seitenfüllenden Artikel auf dem Titelblatt. Merkwürdig war das. Vor ein paar Sommern hatte er sich das gewünscht, so eine Reportage mit einem ganz ähnlichen Titel. „Heldenhafte Schuljungs!“ hatte dort stehen sollen, und ihm war ein Schauer aus Stolz den Rücken hinunter getropft davon. Ein komisches Gefühl, jetzt diese Überschrift zu lesen und sich dabei so niedergedrückt und miserabel zu fühlen. Und das lag nicht an seiner Verletzung, die plagte ihn nun schon nicht mehr.

Vier Tage. Vier Tage waren vergangen seit ihrem großartigen Kampf da unten in den Katakomben, und ganze vier Tage hatte Sirius Black hier oben im Krankenflügel geschlafen, während seine Freunde schon am Morgen darauf wieder in ihre eigenen Quartiere hatten zurückkehren können. Keiner von ihnen hatte ernsthafte Verwundungen davon getragen. Von dem Stechzauber, der James getroffen hatte, war nichts mehr zu sehen, und die Haare von Moony, die (wie die anderen ihm erzählt hatten) mächtig zu Berge gestanden hatten, lagen nun wieder platt und kieferlang auf seinem blöden Schädel. Ein kurzes Grinsen huschte über jedes Gesicht, wie sie daran zurückdachten.

Sirius selbst ging es eigentlich hervorragend, rein körperlich betrachtet, auch wenn sich sein linker Arm und die Schulter seltsam taub anfühlten, er konnte beides bis runter in die Fingerspitzen ohne Schwierigkeiten oder Einschränkungen benutzen. Einen Verband trug er noch über der Brust, konnte nicht sagen, ob man darunter irgendein Zeichen von dem schrecklichen Fluch erkennen konnte, den man ihm zugefügt hatte, und er hoffte inständig, möglichst bald den Krankenflügel wieder verlassen zu können. Auch wenn das bedeuten würde, dass er in der nächsten Woche wie alle anderen auch seine OWL-Prüfungen würde absitzen müssen. So war das eben. Und selbstverständlich hatte Moony, außer dem Zeitungsausschnitt, ihm einen ganzen Stapel Bücher zum Lernen angeschleppt.

Die Wälzer, vor allem Wahrsagen, Verwandlung und Zauberkunst waren dabei, ruhten nun in einem hohen Haufen auf dem kleinen Nachttischchen, das zu seinem Siechenlager gehörte, während seine Freunde um ihn herum auf den Kanten des Bettes verteilt Platz genommen hatten. Peter stand am Fußende und lehnte sich schwer auf das Gestell, den Blick gerade genau so gesenkt wie alle anderen auch. Nur Lily, gleich hier vorn auf seinem Kopfkissen, lächelte ihn aufmunternd an und hatte ihre Hände auf den bloßen Knien liegen, den grauen Faltenrock sorgfältig über den Schenkeln ausgebreitet. Und dann schnaubte James mit einem Mal und schüttelte den Kopf, wie er mit den Rücken seiner Finger die Bettdecke schlug. „Wir kriegen eine Auszeichnung für besondere Verdienste für die Schule, kannst du dir das vorstellen?“ fragte er grinsend und schaute Sirius wieder richtig an.

Aus seinen Gedanken gerissen, machte Black ein fragendes Geräusch und starrte von einem zum anderen, weil sie jetzt alle halb grienten, halb lachten und sich auf die Lippen bissen. Die schlimmsten Tunichtgute und Streichespieler, drei von ihnen illegale Animagi, der vierte ein Werwolf, und dazwischen das nette, schlaue Mädchen, und sie alle würden diesen Orden angesteckt kriegen! Einfach nur lächerlich! Und obwohl sie die Tragweite doch nur zur Hälfte verstehen konnte, kicherte Lily mindestens genau so schlimm wie sie alle und hielt sich eine Hand vor den Mund. Jetzt musste auch Sirius grinsen, bevor er den Kopf wieder senkte und erneut den Artikel anstarrte, auch wenn er nicht gleich wieder zu lesen begann.

Unruhige Nächte hatte er verbracht, das wusste er noch, obwohl sie in seinem Geist mehr und mehr verblassten. Die ersten beiden waren die Unangenehmsten gewesen, ständig unterbrochen von brennendem, stechendem Schmerz in der Schulter, der sich von dort aus wie in einem Flashback über den ganzen Oberkörper ausgebreitet hatte, bis Madame Pomfrey zu ihm geeilt war, um ihm mehr von irgendeinem Trank einzuflössen. Er wusste, was ihn da erwischt hatte aus Dolohovs Zauberstab. Ein Fulguratus, 'ne ernste Sache, und er mochte nicht darüber nachdenken, was geschehen wäre, wenn Dumbledore nicht rechtzeitig in den Gang gefunden hätte. Es war doch jetzt egal, es war gut gegangen. Und trotzdem diese Bilder im Kopf. Von einem breiten Schatten, gleich hier neben ihm am Bett, fast genau dort, wo James nun hockte, doch nicht auf der Kante, sondern auf einem Stuhl. Nur Streiflichter, aber er war sich sicher, dass jemand dort gewesen war. Mit gerunzelter Stirn saß er da im Schneidersitz und zog etwas fester an seinem großen Zeh. Nein, er konnte es nicht klarer sehen.

Sich abzulenken versuchend, unterdrückte Sirius ein feines Seufzen, schlug die abgeknickte erste Seite des Tagespropheten höher und vertiefte sich in die abgedruckten Fotos. Keines dieser Gesichter würde er jemals vergessen. Kein einziges. Da waren sie alle in Reih und Glied, mit magischen, schimmernd leuchtenden Ketten gebunden, Avery und Mulciber, Rosier und Nott. Vier Männer mit grimmigen, dreckigen Gesichtern, bedeckt mit dem selben Staub, in den auch die Jugendlichen gehüllt gewesen waren, als man sie aus dem zerstörten Gangsystem heraus gezogen hatte. Ein kleineres Bild am Rand der Seite ließ Sirius kurz zusammen zucken, das freundlich lächelnde Abschlussfoto von Aleksandr Dolohov. Er sah nicht aus wie der Kerl, der dort unten mit vor Wut verzerrtem Gesicht in seine Richtung gesprungen war und ihm einen Mordeo auf den Hals hatte werfen wollen. Und dennoch war es derselbe Mann. Verändert von Hetze und Hass und Indoktrination.

Mehr Fotos, in der Mitte eines von ihnen, oder zumindest von seinen Freunden und der Jahrgangsbesten, wie sie unsicher, fast schüchtern lächelnd in die Kamera stierten und dabei auf dem Bild herum rutschten, als wäre es ihnen mehr als peinlich. Sirius hatte noch tief und fest geschlafen, als der Fotograph vom Tagespropheten hier gewesen war, und deshalb zierte ein vollkommen beknacktes Porträt von ihm aus Potters Privatsammlung die Seite, und er grinste darauf unglaublich dämlich. Mit den Augen rollend, murrte Sirius und warf Potter einen Blick unter seinen schwarzen Locken her zu. Na, vielen Dank, echt. James grinste nur verlegen. Es war eben kein Besseres verfügbar gewesen.

Selbst hier, im hellen Sonnenschein eines frühen Juni-Tages, mit all den Kinderstimmen und Vögeln da draußen und dem Duft von blühendem Flieder und frischem Sommerwind, stockte ihm der Atem bei diesem Anblick. Es waren die letzten beiden Bilder, genau in der Mitte der ersten Seite, die magisch veränderten, grimmig dreinschauenden Gesichter von zwei Zauberern, deren Stimmen in seinem Kopf widerhallten. Die eine hoch, zischelnd, kühl, Orestes Selwin, nicht mehr länger ein Angestellter dieser Zeitung (und mit keinem Wort wurde erwähnt, dass er es je gewesen sei), der andere, tiefer, voller, weich und bedrohlich, Antonin Dolohov. Darunter stand in dicken, schwarzen Lettern warnend: „Auf der Flucht! Diese beiden Zauberer sind bewaffnet und gefährlich! Nähern Sie sich ihnen nicht! Verständigen Sie bei Sichtung sofort das Aurorenbüro!“

Davon gekommen. Abgehauen. Sie hatten sich den Weg freigekämpft, vorbei an hervorragenden Lehrern wie Flitwick und McGonagall, vorbei an mehreren Auroren, weit genug weg und in den Wald hinein, um sich davon apparieren zu können. Von da an war es unmöglich, ihnen zu folgen. Und niemand wusste nun, wo sie steckten. Längst außer Landes, natürlich, bei ihrem Herrn und Meister, der sie hergeschickt hatte, darauf mochte Sirius seinen dicken Black'schen Hintern verwetten. Und er mochte diese Vorstellung nicht. Absolut nicht. Schluckend, dass ihm der Adamsapfel bis unter das Zungenbein sprang und einen Moment dort verharrte, schüttelte er erneut den Kopf, bevor er seufzte.

Selbstverständlich stand in dem Artikel kein Wort über die Verbindung zu Lord Voldemort. Am liebsten hätte er abschätzig gegrunzt. Ein eigener schwarzmagischer Zirkel wären sie gewesen, Dolohov vermutlich ihr Anführer, und die Väter von vier Schülern der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei, die man hatte festnehmen können, hätten ihm den Weg hinein gezeigt. Nichts zu lesen von einem Geheimgang oder irgendwelchen Katakomben. Allerdings wurde groß und lang breit getreten, in welcher Verfassung man die Herren gefunden hatte, was Sirius wiederum sehr versöhnlich stimmte und ihm genau so schadenfrohes Lachen abrang, wie zuvor seinen Freunden.

Mulciber war immer noch von zwei übrig gebliebenen Flederwichten die Stufen hinunter und wieder hinauf gescheucht worden, und auf dem Bild sah er noch grässlicher aus als ohnehin schon kaum vermeidbar war. Total zerkratzt und zerbissen von ihren spitzen kleinen Zähnchen und Fittichen, und dementsprechend machte er einen höchst erniedrigten Eindruck. Nott und Rosier hatten sie in ihren vorgebeugten Positionen im Griff des Petrificus totalis vorgefunden, und dass sowas aussah, als wolle man gerade einen Busch als Toilette missbrauchen, konnte sich jeder lebhaft vorstellen. Köstlich.

Velten, den Bankangestellten von Gringotts, hatte man im Übrigen zu den Machenschaften seines Vaters befragt, und er hatte in einem exklusiven Interview dreist behauptet, er und seine werte Mutter hätten keine blasse Ahnung gehabt, womit der alte Herr sich da beschäftigt habe. Nee, klar. Wahrscheinlich trug Velten selbst bereits einen Totenkopf auf dem linken Unterarm. Da mochte man ausspucken.

Und Avery, den hatte sich die McGonagall geholt. Einen Stupor in den Hintern hätte sie ihm verpasst, erzählte man überall herum, und offenbar stammte diese Information von diversen Ravenclaws, die sie direkt aus Flitwicks Mund noch am Morgen danach in ihrem Gemeinschaftsraum erhalten hatten. Ein geniales Bild! Durfte man allerdings auch anderen Neuigkeiten Glauben schenken, war für Avery die Begegnung mit seinem ehemaligen Hauslehrer, Professor Slughorn, wesentlich unangenehmer gewesen. Sluggy stinkig, das sah man nicht oft, aber es war auch nicht gerade eine besonders hübsche Sehenswürdigkeit. In etwa vergleichbar mit einem geplatzten Müllcontainer oder Schafsgedärmen.

Eine unglaubliche Genugtuung, sich diese vier blöden Ärsche in Azkaban vorzustellen! Querstreifen hatten noch nie vielen Leuten gut getan, aber diesen hier standen sie bestimmt ganz hervorragend. Allerdings übertrugen sie sich offenbar wie durch einen Proteus auf ihre Söhne, die nun einmal das Pech hatten, das Schuljahr diesen Sommer nicht vorzeitig beenden zu können, um sich vor neugierigen Blicken und tuschelnden Gesprächen zu bewahren, wenn man sich über sie und ihre Schweine von Vätern das Maul zerriss auf den Fluren, in der Großen Halle und in sämtlichen Gemeinschaftsräumen, einschließlich dem von Slytherin. Dragomir Avery, Valdrin Mulciber und Evan Rosier waren zur Zeit nicht gerade beliebt und hielten sich am besten im Hintergrund, bis die OWLs vorüber waren. Nicht einmal Wilkes und Snape gaben sich noch mit ihnen ab, wie Lily mit mächtiger Befriedigung und einem hohen Maß an Erleichterung verkündete.

So war das also. Eine Auszeichnung für sie alle, vier Todesser im Gefängnis, zwei auf der Flucht, keine Verbindung zu Lord Voldemort und viel zu viele offene Fragen und dazu die hasserfüllten Blicke von drei jungen Slytherins, die von nun an sehr schlechte Karten hatten. Egal. Ihnen war nichts geschehen, sie waren gesund, die OWLs standen vor der Tür, und es gab nur noch eine Sache, die Sirius Black schwer im Magen lag und keine Ruhe geben wollte.

Als habe man ihn irgendwo darüber nachdenken gehört, klopfte jemand an die hohen, spitzwinkligen Eingangstore zum Krankenflügel, und die herbei eilende Madame Pomfrey öffnete eine Tür nur einen winzigen Spalt für einen schmächtigen Jungen mit langen, dunklen Locken, und Moony, der zu Blacks Linker auf seiner Seite des Bettes hockte, seufzte laut. „Ich denke, wir hau'n dann mal ab,“ schlug er vor, klopfte Sirius ermutigend auf die Schulter und schob das eine Bein von der Matratze, um aufstehen zu können.

Zustimmend nickte Peter, stieß sich vom Gestell ab und stopfte sich die Hände in die Hosentaschen. Das war wirklich der passende Moment. Die Brüder sollten jetzt allein gelassen werden, das wäre die einzig richtige Lösung. „Wir seh'n dich später, Tatze,“ nickte er ihm zu, genierte sich nicht wegen des Spitznamens, und Lily schien ihn einfach zu schlucken, wo sie ihn nun mehrfach gehört hatte. Warum sollte man sich darüber auch Gedanken machen? Pudelhaare, bellendes Lachen, bissige Kommentare. Black eben. Tatze. Sich weit vorbeugend, schlang James einen Arm um seinen Hals und drückte den besten Freund fest und kameradschaftlich an sich, bevor er ihm aufmunternd zu lächelte. „Mach's gut, Mann!“ wünschte er ihm und stand ebenfalls auf, und Lily verpasste ihm einen sehr vorsichtigen, aber schmatzenden Kuss auf die Schläfe. „Bis später, Sirius!“ winkte auch sie, und irgendwie hatte Black das unbestimmte Gefühl, dass hier was ganz Großes im Entstehen war, während er sich verlegen die Stelle rieb, die das Mädchen mit den Lippen erwischt hatte.

Zu Viert zogen sie davon, merkwürdig eng bei einander, und Sirius bekam eine unwahrscheinlich ziehende Sehnsucht, aufzuspringen und sich dazu zu gesellen, weil er dorthin gehörte, weil etwas fehlte ohne ihn, und weil er sich leer fühlte, wenn er allein hier zurück blieb. Peter machte mit Absicht schleifenförmige Schritte, um bei jedem zweiten mit der Hüfte an Remus' Beine zu stoßen, und der Lange hatte die rechte Hand hinten in seine eigene Flanke knapp über dem Schlitz für die Gesäßtasche gestemmt, so als wolle er das neben ihm gehende Mädchen eigentlich gern umarmen, traute sich aber nicht. Lilys Arme hingen ganz offen zu beiden Seiten herab, weder abwehrend noch auffordernd, und James ganz außen spiegelte die selbe Bewegung, die Remus auf ihrer Linken vollführte. Sirius musste breit grinsen.

Sie gingen an Regulus vorbei, der ihnen mit schüchtern gesenkten Augen entgegen kam, doch während er sie ängstlich und misstrauisch beäugte, würdigten sie ihn nicht eines Blickes, sondern hielten schnurstracks auf die Tür zu, verabschiedeten sich von Madame Pomfrey und winkten ihm noch einmal zu, bevor einer nach dem anderen durch den Spalt auf den Korridor hinaus schlüpfte und verschwand. Das letzte, was Sirius von ihnen sah, war Moonys knubblige und prominente Nase, wie er sich an der Tür festhielt und höflich und vertraut mit Poppy besprach, heute Abend noch einmal wiederkommen zu wollen. Ihm konnte sie das nicht abschlagen, die Jungs (oh, Verzeihung, das Mädchen auch) wussten das ganz genau. Sie würde es erlauben.

Sirius seufzte niedergeschlagen und presste die Kiefer aufeinander. Ein ganz mieses Gefühl breitete sich da in seiner Brust aus. Auf dieses Gespräch hatte er überhaupt keine Lust. Alleine schon die Art, wie gebeugt und gebückt sein kleiner Bruder da auf ihn zu schlich, die Wangen ganz blass und die Augen matt, wollte er sich entweder tot stellen oder ganz dringend in einen Waschraum verschwinden.

Zwiespältig war es. Enttäuschung über sich selbst, dass er einem Slytherin vertraut hatte, Scham, dass er ein so wichtiges Geheimnis einfach verraten hatte. Aber dann auch die Wut auf ihn, Ernüchterung, die Desillusionierung seiner brüderlichen Gefühle für ihn. Blut ist dicker als Wasser? Pah. Nicht im Hause Black. Und dabei hätte er das wissen müssen. Der Zorn überwog, nur mit einem Schuss Trauer versehen, wie er die Familienbande nicht mehr spüren konnte und jede Erinnerung daran auslöschte. Seine Fäuste ballten sich, aber Sirius legte die Zeitung nicht weg, sondern tat so, als wäre er tief darin vergraben.

Der jüngere Black schlich fast lautlos um die geöffneten Paravents herum, die den Blick auf den schwer Verwundeten in den letzten Tagen verwehrt hatten, sollte jemand Anderes in den Krankenflügel gelangen, und mit den Händen tief in den Hosentaschen blieb er gut zwei Yards von seinem Bruder entfernt wie angewurzelt stehen. Nur ganz leicht wippte sein Oberkörper vor und zurück, unruhig, nervös, das konnte Sirius aus dem Augenwinkel erhaschen, aber er kaute sich verlegen auf der Lippe herum und achtete peinlichst genau darauf, ihm nur die eine Seite zu präsentieren. Eine ganze Weile stand er wohl da, druckste herum und konnte sich nicht dazu durchringen, etwas zu sagen, während Sirius vollkommen auf taub stellte und mit innerlich immer höher kochender Emotion starr und unbewegt auf immer wieder die gleiche Zeile auf dem Titelblatt des Tagespropheten glotzte. „Mr. Orion Black, der Vater des verletzten Jungen, verweigerte jegliche Auskunft über den Zustand seines Sohnes.“

Schließlich öffnete Regulus zittrige Lippen und quetschte ein seltsam tonloses „hallo, Sir“ dazwischen hervor, von dem nur jede zweite Silbe verständlich war. Dass er diesen vertrauten Kosenamen verwendete, verpasste seinem älteren Bruder eine Art klitzekleinen Stromschlag, eine winzige Erinnerung an den mörderischen Blitz des Fulguratus, der ihm durch die Glieder gefahren war, und irgendwo in seinem Inneren zersprang das Porzellangehäuse einer elektrischen Sicherung mit einem berstenden Pling. Keine Antwort. Nur sowas wie ein Seufzen durch die Nase, wie Sirius die Seite umschlug, um in einem weiterführenden Artikel über die Familie Dolohov, ihr Anwesen und ihr Vermögen zu stöbern. Regulus zwang sich dazu, nicht wieder in Schweigen zu verfallen.

„Wie,“ fing er an und stotterte, „wie geht es dir?“ Obwohl er das gar nicht gewollt hatte, richtete Sirius sich im Bett sitzend auf und ließ beide Hände lautstark auf die raschelnde Zeitung fallen, dass es nur so knallte. Die Mähne dabei zurück werfend, schnaubte er und blinzelte mit den Lidern wie jemand, der in zu helles Licht geschaut hatte. In seinem gestreiften Pyjama gab er vielleicht nicht gerade eine erschreckende Figur ab, aber Regulus zuckte dennoch einen halben Schritt zurück. „Wie's mir geht? Du fragst mich, wie's mir geht, ja?“ erkundigte sich der Ältere verächtlich und schüttelte den Kopf. Regulus sagte kein Wort, beugte nur den Nacken noch mehr als ohnehin schon und versteckte sich hinter seinen langen Haaren.

Eigentlich hätte das reichen sollen. Doch es ging nicht. Einmal angefangen, konnte Sirius nicht mehr aufhören. „Spektakulär geht’s mir!“ lachte er fast irr und breitete die Arme aus, bis der Verband an seiner linken Brusthälfte es verhinderte. „War doch bloß 'ne Kleinigkeit, an der ich fast verreckt wäre! Also warum fragst du?“ Mit jedem Wort, das er sprach, wurde er lauter, und mittlerweile streckte schon Madame Pomfrey ihren Kopf durch die Glastür zu ihrem Büro und runzelte die Stirn. Black benahm sich schon wieder unmöglich. Das bedeutete wohl, dass es steil bergauf ging. Da kam ihn sein kleiner Bruder besuchen, und er führte sich auf wie die Prinzessin auf der Erbse, während er vorhin vor seinen Freunden den dicken Otto markiert hatte. Typisch. Die Heilerin schüttelte den Kopf und verzog sich ins Medikamentenlager. Dafür hatte sie jetzt keinen Nerv.

Immer noch sagte Regulus keinen einzigen Ton, duckte sich nur tiefer und tiefer zwischen die eigenen Schultern, und die Kapuze mit dem grünen Innenfutter rutschte hinterher. Sirius dagegen schnaufte jetzt mit jedem Atemzug und starrte ihn herausfordernd an, nur noch mehr angestachelt von seiner beschämten Verstummung. „Weißt du, ich fand das schon immer toll, vom eigenen Bruder verraten zu werden, das ist genial, das sollte man jedem empfehlen!“ spuckte er endlich heraus, was er dachte, und worauf Regulus gewartet hatte. Ja, er hatte recht! Sie hatten es von ihm gewusst, wie sie ins Schloss gelangen konnten! Weil er so blöd gewesen war, es Mulciber zu erzählen, der es gleich weiter getratscht hatte an den fetten Avery, und die hatten es ihren Vätern gesagt. Aber das hatte er doch nicht gewollt! Und schon gar nicht, dass Sirius dabei verletzt, fast getötet werden würde! Er war doch sein Bruder.

Beide Hände aus den Hosentaschen ziehend und verteidigend von sich werfend, schob der Jüngere den Kopf auf seinem vorgebeugten Hals nach vorne und machte den Mund auf. „Es tut mir leid!“ bekundete er mit besonderer Betonung des letzten Wortes. „Ehrlich, ich wollte das nicht!“ Sirius lachte bellend auf, doch nicht fröhlich und ausgelassen, sondern abgehackt und tief verletzt, wie er das Kinn zurückwarf und abwinkte. „Ha! Nein, natürlich nicht!“ bemerkte er sarkastisch. „Das rutscht einem halt mal so raus, dass es da einen Geheimgang gibt, der vom Verbotenen Wald aus, gleich hinter Hagrids Hütte mitten reinführt ins Schloss, nicht wahr? Kann ja mal passieren!“ Röte schoss in Regulus' Gesicht, während sein Bruder ihm diesen Vorwurf machte, berechtigt wie er war und schrecklich, wie die Konsequenzen sich für den Kleineren auswirkten und schon ausgewirkt hatten.

Es gab nichts, was er darauf sagen konnte. Er war nicht so schlagfertig wie der Große, nicht so laut und wortgewandt, er brauchte Zeit, um sich solche Dinge zurecht zu legen. Den ganzen Tag über, seit er wusste, daß Sirius aufgewacht war, hatte er das versucht, aber er war zu keinem Ergebnis gekommen. Wie denn auch? Beinahe hätte er den einzigen Menschen verloren, der ihm zur Seite stand, der ihn wirklich unterstützte, auch ohne Gegenleistungen und ohne den geringsten Zweifel an ihm. Mit einem Mal wurde ihm klar, dass genau das eintreten würde. Sirius war nicht tot, er lebte, es ging ihm gut und er würde gesund werden. Und trotzdem war er nicht mehr da. Er glitt ihm durch die Finger, er war schon fort. Das Glimmen in seinen Augen war ungeschminkte, reine Wut und blanke Enttäuschung. Regulus senkte rasch den Blick, damit er seine Tränen nicht sehen konnte. Kein Boden mehr unter den Füßen. Er sackte zusammen und sank auf die Bettkante.

„Ich wollte das nicht,“ quakte er nur noch kehlig und sehr leise. Sirius konnte ihn kaum hören. Die Zeitung endgültig von sich werfend, drehte sich der Ältere zu ihm herum, damit er fortfahren konnte in seiner zornigen Tirade, und wild gestikulierend blaffte er ihn an, Stück für Stück die Verbindung zwischen ihnen zerreißend. Oder zumindest fühlte sich das für den 14jährigen so an. „Ich hab' dir davon erzählt, damit du keinen Ärger bekommst, Regulus! Damit wir uns sehen können, ohne dass du danach wieder ständig eins auf die Fresse kriegst!“ erinnerte er ihn an die Abmachung, die sie diesbezüglich getroffen hatten, und der Junge nickte winselnd, die Haare sorgfältig vor dem Gesicht zugezogen.

„Es war ein Geheimnis zwischen uns! Ich hab' dir vertraut!“ Wie unter Stockschlägen krümmte Regulus sich zusammen, wie Sirius heiser diesen Satz heraus presste und sich selbst fast daran verschluckte. Er sprach in unvollendeter Vergangenheit. Aus. Vorbei. Und nie wieder. Weil er sich so heftig schüttelte, die Lider genau wie die Kiefer aufeinander gepresst, bekam der Ältere nicht mit, wie ein einzelner Tropfen schwer auf das Laken fiel, und der junge Slytherin riss sich zusammen, so gut er eben konnte. Es gab einfach nichts zu sagen. Er hatte sich nichts dabei gedacht, er hatte nicht überlegt, bevor er es ausgesprochen hatte, ja, das war so. Wie hatte er ahnen können, dass er eine solche Lawine damit lostreten könnte, nur wegen eines Momentes der Unvorsicht, weil er sich ein einziges Mal angenommen und beachtet gefühlt hatte, wie er mit Mulciber vor dem Kamin geredet hatte.

Schwer atmend beobachtete Sirius ihn nun erneut, schien zu grübeln und sich nicht entscheiden zu können, was er noch Schreckliches sagen wollte. Ihm direkt auf den präsentierten Scheitel starrend, knirschte er so laut mit den Zähnen, dass es wie ein verrückter Metallstuhl auf steinernem Boden klang. „Ich kapier's nicht, Regulus,“ zischte er flüsternd. „Warum hast du das verraten? Was hab ich dir getan? War ich nicht für dich da, was hab ich falsch gemacht?“ Dieser Unterton von verwunderter Bruderliebe gab dem Jüngeren den Rest, und er beugte sich so weit nach vorne, dass seine Stirn die Matratze berührte, damit er den Tränen freien Lauf lassen konnte, ohne dass der Große es sah. Er bereute es doch! Bitterlich, schlimmer als Sirius sich das je vorstellen konnte. Wenn er das nicht überlebt hätte, wie hätte Regulus damit zurechtkommen sollen? Machte er sich darüber gar keine Gedanken? Vielleicht verdiente er es einfach nicht, dass ihm sein großer Bruder verzieh. Nicht dieses Mal. Vielleicht verdiente er überhaupt nichts und bekam deswegen auch nie etwas.

„Ich hab' doch nur ... Ich wollte doch nur ...“ versuchte er zu erklären, wie es dazu gekommen war, wieso er nur ein einziges Mal hatte dazugehören wollen, wie er auch nur einmal etwas Besonderes hatte sein wollen, aber das haltlose Schluchzen in seiner Brust unterbrach ihn jedes Mal, und es konnte nicht herauskommen. Für Sirius hörte sich das eher nach einem Krampf an, irgendeine billige und dumme Ausrede zu erfinden, hier und jetzt mal eben schnell, und er knurrte unzufrieden und würgte ihn schließlich ganz ab. „Spar's dir!“ Und Regulus verstummte.

Sinnlos. Wie immer. Er würde ihm sowieso nicht zu hören, und selbst wenn dieser unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, würde er ihm nicht glauben und ihn nicht verstehen. Wie könnte er auch? Sirius, der Starke. Sirius, der Gesegnete, dem alles zu fiel, der Freunde hatte, echte, großartige Freunde, der Selbstvertrauen hatte und niemals Hilfe brauchte, der alleine zurecht kam. Der ihn verlassen würde. Der Talentierte. Der Ältere. Der Stammhalter. Hübscher, kräftiger, intelligenter. Der konnte das nicht begreifen, was es bedeutete, immer nur der Zweite zu sein. Überhaupt mal der Zweite zu sein. Denn Sirius Black war Sirius Orion Black, und das sagte alles. Die linke Wange stach wieder so heftig, dass Regulus zischte vor Schmerz und daran greifen musste.

Und da sah es Sirius, und er runzelte augenblicklich die Stirn, der ganze Zorn verraucht und verflogen, wie er die Hand ausstreckte und ihm an den Kiefer griff. „Was hast du da?“ fragte er leise, Verdacht schöpfend, hob den ganzen Kopf seines jüngeren Bruders an und drehte ihn zur Seite, noch ehe Regulus sich dagegen wehren konnte. In dem von Tränenspuren und Schamesröte pulsierenden Gesicht prankte eine seltsame Markierung mitten auf dem Jochbogen des 14jährigen Jungen. Unnatürlich sah das aus, gehörte dort nicht hin, zu geometrisch und zu tief, als dass es eine einfache Verletzung sein konnte. Viereckig, quadratisch zeichneten sich die Konturen ab, und darin konnte man einen seitlich stehenden Schild erkennen, graviert mit aufrecht abgebildeten Greyhounds, zwei Sternen und einem Schwert. Das Wappen der Blacks. Und Sirius verstand.

Ihm rutschte alle Farbe aus dem Kopf, die Augen weiteten sich vor Entsetzen und erneut aufkeimendem Zorn, der dieses Mal nicht für den Kleinen bestimmt war. „Er hat dich geschlagen?“ murmelte er fassungslos, schüttelte sich von Kopf bis Fuß, während nur wieder die Tränen über Regulus' Wangen liefen, und der Jüngere schloss die Lider und versuchte, nicht mehr daran zu denken. Eine schallende Ohrfeige, so laut und so fest, dass er fast davon umgeworfen worden war. Der Siegelring hatte ihm regelrecht ein Brandzeichen ins Gesicht geprügelt. „Merlins Bart, Reg, das kannst du dir nicht gefallen lassen!“ wurde Sirius lauter, sobald er das wenigstens ein bisschen verdaut hatte.

Verbal aggressiv, beleidigend, demütigend, das waren ihre Eltern immer gewesen, besonders Walpurga, während Orion eher kalt, abweisend und lieblos mit ihnen umging. Aber geschlagen ... Nie. Niemals! Unwürdig und peinlich war das für einen Black, körperliche Gewalt anzuwenden! Und auch wenn Sirius das nicht gern zugab: Aber auch er unterlag und handelte nach diesem alten Ehrenkodex.

Die Reaktion fiel anders aus als erwartet. Selbst offensiv werdend, getriggert von eben dieser Erinnerung daran, wie überlegen Sirius durch sein Auftreten und seine Rebellion war, schlug Regulus fest die Hand von sich fort, die ihm gerade noch sanft den Kiefer gestreichelt hatte, und seine dunklen Augen mit den grauen Streifen darin blitzten auf wie Sonnenstrahlen auf bewegtem Bach. „Hör auf damit!“ schrie er ihn an, hatte keine Lust mehr, sich zu entschuldigen und auf dem Boden herum zu kriechen, wollte diese blöden Ratschläge nicht mehr hören. Hatten die ihm irgendwas gebracht? Hatten sie? Außer Ärger und nur noch schlimmerer Behandlung? Nein. Hatten sie nicht. „Tu' nicht immer so, als läg' dir was an mir!“ wischte sich der Jüngere fest mit dem Ärmel seiner Slytherin-Robe über das schmerzende, brennende Gesicht, konnte nicht aufhören zu weinen.

Kalt. Ganz kalt wurde Sirius innerlich. 'Tu nicht so als ob'. War es das, was Regulus von ihm dachte? „Du bist auch nicht besser als Vater,“ wisperte der Kleine und schaute ihn nicht mehr an. Und die Kälte griff über auf das Herz. Hätte Sirius darüber nachgedacht, hätte er vielleicht sogar grimmig gelacht. Merkwürdig, oder? Da sagte der einzige Mensch aus seiner engsten Familie, der ihm etwas bedeutete, etwas so Furchtbares zu ihm, etwas, das ihn mehr verletzte als jeder Vertrauensbruch, und wie antwortete er darauf? Indem er diesen Vorwurf bestätigte. Kalt. Völlig ohne Gefühl. Nichts mehr an sich heran lassend. Kein Schluchzen, kein Winseln, keine Tränen, keine flehenden Kinderaugen, keine Wärme. Abgespalten von der Seele. Wie Orion. Weit weg und ganz oben.

Die dunklen Augen ermatteten nicht, sondern glühten jetzt mit dem selben Feuer, wie Regulus es so gewohnt war. Aber das Gesicht, die sonst lachenden Züge, waren ganz hart und ausdruckslos, nur noch Verachtung darin zu erkennen. „Gut,“ sagte Sirius mit durchgedrückter Wirbelsäule, ihn über seinen Nasenrücken hinweg ansehend. „Wie du meinst.“

Keiner von ihnen hatte das Mädchen kommen hören oder gesehen. Erst als sie an der äußersten Stange des hellblauen Paravents stand und sich dort festhielt, sich leise räuspernd und damit um Aufmerksamkeit bittend, bemerkten sie Serena. „Stör' ich?“ fragte sie kleinlaut und verlegen, wie sie das verheulte Gesicht des kleineren Bruders entdeckte, doch es war Regulus, der hastig den Kopf schüttelte und noch immer diese eiskalte Statuenmiene seines Bruders betrachtete. „Nein. Ich wollte sowieso gerade gehen.“ Er stemmte sich auf und richtete sich mit rollenden Schultern die Robe, stolz jetzt irgendwie, abweisend, wie ein Fremder. „Ausgezeichnet,“ war alles, was Sirius dazu sagte, spürte nicht einmal, dass er klang wie ein großgewachsener, breitschultriger Mann mit vorzüglich geschnittenem Schnauzbart.

Ohne ein weiteres Wort, einen kurzen, herablassenden Blick für das Mädchen übrig, stolzierte Regulus Arcturus Black davon und schaute nicht zurück. Und Sirius war es egal. Ganz einfach nur gleichgültig. Interessantes Gefühl. Das machte es leichter, nicht wahr? Diese Kälte machte es weniger schwierig, mit Verlust, mit Einsamkeit, mit Sehnsucht fertig zu werden. Aber Sirius bemerkte nichts.


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