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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Eine eilige Eule

von Teekon

Vorsichtig, leise schob sich die reich verzierte Tür in den abgedunkelten Raum, und ein Spalt aus flackerndem, dunkel orangefarbenem Licht von Gaslaternen sickerte aus dem hohen Treppenhaus hinein. Kein Schatten zeigte sich darin, so als sei die Tür von ganz allein aufgegangen, und dennoch war die Klinke von innen herunter gedrückt worden, bevor sie nun langsam wieder in ihre Ausgangsposition zurückkehrte, als habe man sie sorgsam losgelassen. Tappende Geräusche, eins, zwei, drei, waren kaum zu hören, dann war es wieder still.

Es war finster hier drin, die schweren Brokatvorhänge vor den unterteilten Fenstern dicht zugezogen, und nur das gleichmäßige, hohe Ticken der silbernen Tischuhr auf der Schminkkommode war zu vernehmen, selten untermalt von ruhigen Atemgeräuschen oder dem gelegentlichen Grummeln von angedeutetem Schnarchen. Die barocken Möbel verschwammen in den weichen Schatten, die silbernen Leuchter auf dem Apothekerschränkchen gleich hinter der Tür verloren ihre distinktiven Konturen, so dunkel war es, und auch das Licht aus dem Flur machte es kaum heller.

Das Parkett fühlte sich kalt an unter nackten Füßen, und er fröstelte und nahm sich selbst in den Arm, klapperte mit den Zähnen. Hier wurde nun einmal nicht geheizt, wo es doch ein reines Schlafzimmer war und die Herrschaften es gern kühl und mit frischer Luft hatten. Oh, er hasste es, sie aufwecken zu müssen, aber würde er sie schlafen lassen und sie erst am Morgen davon erfahren, dass er eine offenbar so dringende Botschaft nicht gleich überbracht hatte, dann würde ihm das nicht gut bekommen. Und Stockschläge auf den Rücken waren nicht nett, nein. Ach je, was hatte er da bloß gedacht? Kreacher packte die Tür, zwischen der und dem Rahmen er noch stand, und zog sie so hastig zu sich heran, dass sie ihm gegen die Stirn schlug. Das tat weh. Gut so.

Die unförmige Gestalt auf der Matratze grunzte nur unzufrieden, wachte aber nicht auf von dem dumpfen Geräusch Holz gegen Knochen, und während der Hauself sich die schmerzende Schläfe rieb, rollte sich der Mensch dort oben nur herum und lag wieder still. Es musste sein. Seufzend fasste sich Kreacher ein Herz und huschte endgültig hinein in das Schlafzimmer seiner Herrschaft. Froh darüber, dass der dumme Vogel zu ihm und nicht sofort hier herauf geflogen war, obwohl das Pergament deutlich an Mr. und Mrs. Black adressiert war, hielt er die kleine Rolle in den zittrigen Fingerchen und trug sie regelrecht vor sich her wie einen Schatz. Das Schulsiegel war unverkennbar, und was das zu bedeuten hatte, das konnte sich auch ein einfacher Hausdiener problemlos vorstellen. Am liebsten hätte er sich selbst ein Ohr abgebissen. Eine Botschaft aus der Schule, um diese Zeit, das konnten nur schlechte Nachrichten sein. Oh je, bitte nicht Meister Regulus, bitte nicht krank sein oder so etwas!

Noch immer mit einer Hand am Türblatt, richtete Kreacher die lange Schnauze ein wenig auf, beugte sich gleichzeitig vor, als habe er spontan einen Buckel entwickelt, und die riesigen, kristallkugelgleichen Augen schienen in der Dunkelheit zu leuchten. „Meister?“ fragte er in die Stille hinein, doch nichts und niemand rührte sich. Die Herrschaften schliefen weiter, ungestört von seinem fisteligen kleinen Stimmchen. Er musste lauter sprechen oder näher heran treten, oder vielleicht sogar beides. Unruhig kaute der greise Hauself auf seinen dünnen Lippen herum, konnte sich nicht entscheiden, welche Taktik er zuerst versuchen sollte.

„Meister?“ wiederholte er ein winziges Bisschen lauter, und dieses Mal schien die vordere Person zumindest ein wenig leiser zu atmen, als lausche man im Schlaf hinaus. „Meister, wacht auf, bitte!“ flehte Kreacher fast von seinem Standort halb in der Tür aus und faltete die Händchen ineinander, und als habe man irgendwo im Wald einen Scheinwerfer eingeschaltet, glühten diese dafür viel zu dunklen Augen in der Finsternis auf. Orion Black starrte aufgeweckt an den hohen Baldachin aus samtenem Grün über seinem und dem Kopf seiner Gattin, die neben ihm einfach weiter schlief.

Erleichtert seufzte der Diener, tapste auf seinen langen Füßen näher an das Bett heran und reichte nicht einmal mit den vor Aufregung aufgestellten Ohren an den Oberrand der Matratze heran. „Verzeiht mir, Meister, aber ich musste Euch wecken!“ jammerte Kreacher und machte schon wieder Anstalten, entweder seinen Schädel mehrfach gegen die harten Kanten des Nachtschränkchens zu hämmern oder sich die Spitzen seiner Schlapplauscher in den Mund zu stecken, um sie sich schmerzvoll abzukauen. Sich hastig herumrollend, begriff der Hausherr, dass er sich das nicht eingebildet hatte, und das Licht aus dem Flur und der huschende Schatten seines Dieners vertrieben endgültig Träume und Schlaftrunkenheit. „Kreacher!“ herrschte er ihn an, halb missgelaunt, halb beunruhigt und warf einen raschen Blick auf den gerade einmal hühnereigroßen Wecker auf dem Tischchen neben seinem Kopfende. Kurz nach halb fünf Uhr morgens!

„Was soll das? Warum weckst du mich so früh?“ verlangte er, sofort zu erfahren, die Stimme noch kratzig und heiser und so weit herabgesenkt, wie es eben ging, ohne dabei den geringsten Prozentsatz seines Ärgers verbergen zu müssen, stützte sich auf einen Ellbogen und beugte sich von dem Himmelbett herunter, damit er den Hauselfen besser ansehen konnte. Der stattliche Schnauzbart zuckte, und die grau-braunen Augen funkelten, wie Orion Black das jämmerliche Wesen von oben bis unten musterte und irgendwo zwischen nackter Schulter und kariertem Trockentuch das sorgfältig mit roter Kordel zusammengerollte Pergament entdeckte. „Eine eilige Eule, Meister, Verzeihung, ich musste Euch wecken!“ brabbelte Kreacher in einem fort und biss sich so heftig auf die Lippe vor innerer Zerrissenheit, dass es fast blutete.

Nun rutschten die dichten, geschwungenen Brauen des Sippenoberhauptes argwöhnisch ineinander. Eine Eule? Um diese Uhrzeit? Das konnte nur äußerst wichtig sein, aber was mochte mitten in der Nacht geschehen, dass eine solche Maßnahme notwendig machte? Während er noch grübelte, platzte der stotternde Hauself „aus Hogwarts, Sir“ heraus, und da dämmerte es ihm. Hätte man ihn nun gesehen, irgendwer außer Kreacher, der es niemals gesagt oder darüber gesprochen hätte, wenn es ihm nicht ein Familienmitglied befahl, wäre man erschrocken und erstaunt gewesen. Alle Farbe wich aus dem immer gesund gebräunten Gesicht des beinahe 50jährigen, und für einen winzigen Moment ermatteten die immer von innerem Feuer erhellten Augen, bevor sie umso heller zu leuchten schienen.

Hastig, ungestüm, stemmte sich Orion Black auf, warf die Decke halb von sich, dass das ganze Bett knarzte und schwankte, und seine Gattin gab ein genervtes Schnarchen von sich, wachte jedoch noch nicht auf. Aus dem Ausschnitt seines maßgeschneiderten Seidenpyjamas zog er den langen, geschnitzten Zauberstab aus schwarzer Mooreiche, den er immer bei sich trug, berührte den gläsernen Rundschirm der Gaslaterne auf seinem Nachttisch und streckte bereits die andere Hand in Richtung des Hauselfen aus. „Gib mir das Pergament!“ forderte der Meister des Dieners, was dieser ohne zu zögern sofort ausführte und nun endlich die Hände frei hatte, um sich nervös und fest mit den spitzen Nägelchen das Gesicht zu zerkratzen.

„Lass das, Kreacher!“ schollt O.A.B den mickrigen, dürren Kerl da auf seinem Bettvorleger, worauf der Elf nur erleichtert seufzte und dem Befehl augenblicklich nachkam und mit den großen, schwarzen Augen rollte, in denen sich die Lampe nun widerspiegelte. Das Licht war es, das Walpurga Black endgültig aufweckte, und unzufrieden brummend, drehte sie sich im Bett herum. Mit dem Gesicht zum Fenster, dem Rücken zu ihrem Mann gewandt, hatte sie geschlafen, so wie immer, aber die glitzernden Stickereien in den schweren Portieren vor den Fenstern reflektierten funkelnd das schummrige Leuchten, und so konnte sie nicht ruhen. „Was ist los? Was soll das?“ knurrte sie, nur mit dem breiten Kreuz ihres Ehegatten konfrontiert.

Er reagierte nicht. Gewaltsam riss er die Kordel ab und brach das Siegel, fast zu zittrig die Finger, um das Pergament zu entrollen, aber er konnte die feine, geschwungene Schrift nicht richtig lesen. Schweißperlchen bildeten sich auf der Stirn unter den schwarzen Locken, die er an beide Söhne vererbt hatte, und ungeduldig, fast ruhelos, öffnete er die Schublade seines Nachtschranks. Das Holz klapperte davon, so sehr bebten ihm die Hände, und er langte hinein und wühlte darin herum, bis er den silbernen Kneifer in die Finger bekam und ihn sich so fest auf die Nasenwurzel drückte, dass ihm Tränen in die Augen schossen. Nur nicht dran denken, was sein konnte, nur nicht darüber nachdenken, bevor es nicht gelesen war, schwarz auf weiß.

„Mr. Black!“ fauchte Walpurga ihn an und zupfte am Seitenteil seines Pjyamas, doch er holte regelrecht aus und deutete an, nach ihrer Hand schlagen zu wollen. Nicht jetzt! Seine Augen huschten über das Pergament, von links nach rechts, doch sie konnte es nicht sehen, weil er mit seinem Körper komplett verdeckte, was er tat. Nur das leise Rascheln der entrollten Seite verriet ihr, dass es sich um einen Brief handeln musste. „Was ist denn?“ wiederholte sie sich, langsam die Geduld ganz verlierend, stemmte sich ebenfalls hoch und versuchte, über die hohe Schulter des großgewachsenen Zauberers hinweg zu schauen, den sie geheiratet hatte. Es ging nicht, sie konnte es nicht lesen, und Kreacher stand nur da, und seine kugelförmigen Augen waren voller Wasser, glitzerten und glänzten wie poliertes Glas.

Winselnd, von einem Füßchen auf das andere tretend, konnte der Hauself kaum an sich halten. Er wollte wissen, was in der Nachricht stand, musste es einfach wissen, konnte den Gedanken nicht ertragen, dass seinem geliebten Meister Regulus (dem einzigen in diesem Haus, der nett zu ihm war – Kreacher trat sich selbst fest vor das eine Schienbein) etwas geschehen sein mochte. Alle Befürchtungen bestätigt sah er schon, wie ein Tropfen aus kaltem Schweiß von der Schläfe seines Herrn perlte und Orion Black der Atem stockte. Auch Kreacher unterbrach sofort jegliche Zufuhr von Luft, genauso wie jede Bewegung seines ausgemergelten kleinen Körpers. Nein, nein. „Sirius,“ murmelte das Sippenoberhaupt heiser und tonlos, die Augen streng auf dieses eine Wort auf dem Pergament fixiert, das in seinen Händen so stark ausschlug im Rhythmus seines Pulses, dass es schnappende Geräusche verursachte.

Nicht Regulus. Sirius. Und trotzdem konnte Kreacher sich nicht beruhigen. So hatte er seinen Meister noch nie gesehen. Er war aufgewühlt, nicht bloß aufgebracht. Außer sich, nicht vor Zorn, vor etwas ganz Anderem, und das verwirrte den Hauselfen so sehr, dass er nicht einmal beiseite sprang, als Orion seine Beine aus dem Bett schwang und sich aufrecht auf die Matratze setzte, so dass er richtiggehend in den dürren Hintern getreten wurde und einen ungeschickten Satz nach vorn vollführte, der ihn fast in den Nachttisch katapultiert hätte. Kreacher kreischte kaum, so erschrocken war er, mit Stummheit geschlagen. „Was hat der Nichtsnutz wieder angestellt?“ seufzte Walpurga und ließ sich wieder in ihr Kissen sinken, so als habe sie keinerlei Auge und Ohr für die Gemütsverfassung ihres Mannes.

Den gezückten Zauberstab noch zwischen zwei Fingern, das Pergament in der anderen, beugte sich der Hausherr vor und packte Kreacher am Überwurf seines Trockentuchs über der einen Schulter, hob ihn fast von den Füßen und berührte beinahe seine Schnauze, so nah kam er ihm. „Kreacher, hol' sofort meinen Mantel!“ befahl er halb flüsternd, halb knurrend, und der Diener nickte hastig. „Sehr wohl, Sir!“ Und dann schnippste er mit den langen Fingerchen und verpuffte aus den Händen seines Meisters, um sich den Weg hinunter durch das hohe Treppenhaus zu sparen und damit die Order schneller ausführen zu können. Orion Arcturus Black machte nicht den Eindruck, als habe er in diesem Moment besonders viel Geduld.

Jetzt endlich schien er die Güte zu besitzen, auf ihre Fragen zu antworten, und am liebsten hätte Walpurga schon deshalb so getan, als bekäme sie das gar nicht mit. Auf etwas zu warten, was sie haben wollte, gehörte nicht unbedingt zu ihren großen Stärken, aber das war wohl das Black'sche Blut, denn immerhin waren die Eheleute Cousin und Cousine ersten Grades. Aber dieses lapidare „er wurde verletzt“ war nicht gerade eine sehr ausführliche Erklärung, und entnervt rollte die Hexe mit den Augen, schrie sogar entsetzt auf, als Orion sich so kräftig vom Bett stieß, dass eine Welle durch die ganze Matratze sie beinahe auf ihrer Seite ebenfalls auf den Boden befördert hätte. Mit beiden Armen ausgestreckt, musste sie sich festhalten und hatte nicht übel Lust, ihn erst einmal passend zu schimpfen, doch weiter als bis zu einem tiefen, abgehackten Atemzug mit offenem Mund kam sie nicht.

Mit zwei langen Schritten war der Hausherr bei seinem Kleiderschrank aus geschwungen verarbeitetem Kirschholz und riss die Türen fest auf, dass sie ihm fast aus den Angeln sprangen und das ganze Möbelstück protestierend wackelte. „Auf einem Ball?“ runzelte Walpurga die gelblich-blasse Stirn, wie sie über seine Worte nachdachte. Sirius? Verletzt? Beim Tanzen, oder was? Schnippisch lachte sie auf, wie sie sich das vorstellte, doch Orion schaute sich nicht einmal um, fuhrwerkte nur hastig in seinen Kleidern herum und beförderte äußerst unsanft den teuren Reiseanzug heraus, den er achtlos auf einen Stuhl neben sich warf, bevor er sich im Nacken an den Kragen seines Pyjama-Oberteils griff, ohne den Zauberstab fortzulegen.

Einspruch erheben wollte sie ganz gern gegen die so miserable Behandlung ihrer beider kostbarer Besitztümer, aber die Verlockung war zu groß, einfach da fortzufahren, wo sie bereits begonnen hatte. Immerhin handelte es sich um ihr liebstes Thema für entsprechende Tiraden. „Ist er ausgerutscht, der Tölpel?“ kicherte sie mit blitzenden Augen, während die grüne Seide halb auf links klatschend neben ihr auf dem plattgelegenen Kopfkissen ihres Mannes landete. Ganz und gar nicht angetan von diesem Witz schaute er aus, die Kiefer fest auf einander gepresst in unterdrückter Wut. „Die Schule wurde angegriffen!“ blaffte er sie ungebührlich an und machte einfach weiter damit, sich rasch umzuziehen.

Hatte sie das richtig verstanden? Im ersten Augenblick war Walpurga Black so geplättet von dieser Erwiderung, dass sie nur stutzend den Kopf auf dem dürren Hals zurückzog und aufrecht im Bett sitzend grübeln musste. Das machte doch keinen Sinn. Hogwarts? Wozu sollte jemand sowas tun? Den Kopf schüttelnd stierte sie ihn mit hochgezogener Lippe an. „Warum würde jemand eine Schule angreifen?“ sollte er ihr das bitte vernünftig erläutern, aber Kreacher hatte das schon ganz richtig begriffen: Orion war nun nicht in der Stimmung, sich irgendwie geduldig zu zeigen, und er murrte nur unwillig, während er seine kräftigen Arme in die Ärmel eines grau-schwarz gestreiften Hemdes stopfte, ohne Rücksicht auf Stoff oder Knöpfe. Keine Zeit dafür jetzt. Und wenn er vielleicht auch nicht würde helfen können, er musste nach Schottland, jetzt, sofort.

Der Hauself klopfte vorsichtig, aber bestimmt an die Tür, über die Treppen zurückgekehrt, wollte nicht einfach in den Raum hinein apparieren, wenn der Meister sich gerade umzog, aber den störte nun überhaupt nichts. „Komm herein!“ forderte er ihn ohne Bitte auf, streifte sich die Hosen über und ließ sich rücklings auf den Stuhl fallen, während er die Haken und Ösen verband, um sich Socken und Schuhe überstülpen zu können. Nicht auf eine zweite Aufforderung wartend, huschte Kreacher in den Raum, den langen Sommermantel seines Herrn hoch über seinem unproportional großen Kopf tragend. An den Spazierstock und einen breiten Fahrzylinder hatte er ebenfalls gedacht, doch seine übliche Ansage, wie prompt er den Auftrag erledigt hatte, blieb aus. Das Zauberwesen war mindestens genau so erschüttert wie sein Herr.

Orion sagte nichts, gebot ihm weder, die Kleidungsstücke beiseite zu legen, noch beachtete er ihn mehr als notwendig, knotete die letzte Schleife und stand erneut auf, um in die bestickte Weste zu schlüpfen. Fahrig, unordentlich, fast nachlässig, verschloss er die Knöpfe in falscher Reihenfolge, die Taschenuhr baumelte viel zu weit aus ihrem Körbchen an seinem linken Bauch, und das Einstecktuch im weiten Kragen wirkte ausgebeult und saß zu hoch. So konnte er keinesfalls gehen, er sah unmöglich aus! Empört den Mund auf und zu machend, fuchtelte Walpurga mit den Händen herum, konnte kaum in Worte fassen, wie peinlich und unansehnlich seine Erscheinung gerade war, doch Mr. Black schien das nicht zu bemerken. Sein Ausstattung vervollständigend, zog er sich das Jacket über und eilte schon auf den Hauselfen zu, die Hände ausgestreckt, und seine Gattin kreischte entsetzt auf.

Mit den großen, schwarzen Augen unter dem Berg aus Kleidung hervor lugend, räusperte sich Kreacher auffällig genug, dass Orion abstoppte und ärgerlich knurrend mit den Zähnen knirschte. Er hatte keine Zeit! „Wenn Ihr erlaubt, Meister?“ quietschte der Hauself und deutete mit der langen Schnauze auf den ganz und gar nicht korrekten Sitz seines Anzugs und der entsprechenden Accessoires, und endlich schien das Sippenoberhaupt zu begreifen. So gerade noch mal gut gegangen. Walpurga rollte mit den Augen und seufzte erleichtert, als Orion dem Diener zunickte und der mit einem Fingerschnippen dafür sorgte, dass sein Herr nicht mehr aussah, als habe er in diesen Kleidern nicht nur geschlafen, sondern sei auch direkt aus dem Bett nach Hogwarts geflogen.

Den Zauberstab eiligst in der Innentasche seiner Anzugjacke versenkend, vergaß O.A.B, sich eine Robe überzustreifen, langte nur nach dem Ausgehmantel und stülpte sich den Zylinder auf die langen, dunklen Locken, die dank Kreacher ebenfalls nicht mehr gekämmt werden mussten. Sogar der breite Schnauzer mit den hochstehenden Zipfelenden wirkte wieder gepflegt und sorgfältig gestriegelt, und nur die unnatürliche Blässe zeugte noch von der unruhigen Stimmung des Hausherrn. Der Siegelring seines Hauses blitzte in onyxfarbenem Quadrat an seinem linken Ringfinger, wie er auch den Gehstock aus Kreachers kleinen Händen klaubte. Auf Walpurga warten würde er nicht. Das war sowieso sinnlos.

Erneut seufzend, wühlte sie nur in ihrem Nachtschränkchen herum und kramte eine Schlafbrille aus schwarzem Stoff hervor, die sie sich sorgfältig auf die Augen legte, während er sich zur Abreise bereit machte. „Wenn Ihre Angelegenheiten erledigt sind, Mr. Black,“ verkündete sie, als wäre sie im Geschäft und schließe einen nicht gerade zufrieden stellenden Vertrag ab, „können Sie mich ja in Kenntnis setzen. Gute Nacht.“ Und damit rutschte sie sich zurecht und ließ sich auf ihrem Kissen nieder, faltete mit einem genervten Ausatmer die Hände unter der Wange und rollte sich auf die rechte Seite zurück, so dass man nur noch ihren Rücken in ihrem Spitzennachthemd sehen konnte. Wie Orion stumm mit den Zähnen knirschte, die Lippe hochzog und ein bebendes Zittern unterdrückte, das bekam sie nicht mehr mit.

„Kreacher, gib mir die Hand!“ verlangte der Hausherr mit einem Mal, ohne das Zimmer zu verlassen, und ganz irritiert starrte der Elf ihn von dort unten an, deutete mit zierlichen Fingerchen auf die eigene Brust. „Ich, Sir?“ fragte er durcheinander und schüttelte schon den Kopf. Er bekam keine tatsächliche Antwort, und Orion Black wartete auch hier nicht mehr ab, bückte sich nur und griff eben selbst nach dem Händchen seines Dieners. „Apparier' mich nach Hogwarts!“ Es war ihm egal, ob das erlaubt war oder nicht. Es interessierte ihn nicht, wie viele Auroren dort herumschwirren mochten in diesem Augenblick.

Er hatte keine Zeit zu verlieren, und egal wie die Situation auch war, ein Black rannte – nein, rannte – niemals den Weg von den hohen Toren mit den geflügelten Ebern den ganzen Weg hinauf und durch das Schloss, um zu seinem eigenen Sohn zu gelangen, wenn dieser schwer verletzt in einem Krankenbett lag! Abgesehen davon, dass niemals jemand aus dem Hause des Phineas Nigellus überhaupt jemals schneller gehen würde. Sollte es nur jemand wagen, sich ihm in den Weg zu stellen. Er hatte Wut abzureagieren, und viel zu lange schon war das nicht mehr mit einem Zauberstab geschehen.

Ohne Protest verbeugte sich Kreacher, zum Zeichen dafür, dass er gehorchen würde, und dann schnippste er mit den Fingern, und Hausherr und Diener verschwanden. Alles, was sie zurückließen, war eine angestrengt zu schlafen versuchende Hexe und eine noch immer entzündete Gaslaterne auf dem Nachttisch neben dem Bett von Orion Arcturus Black.


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