Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Mamma mia!

von Teekon

Endlich löste sich der dicke, verschließende Film aus dichtem Staub in den Bronchien, und hustend, spuckend, spotzend konnten sich die Jugendlichen wieder aufrappeln, während noch das Echo dieses Schreis aus Schmerz und Hass in den zerborstenen Katakomben widerhallte. Sich die Ohren zuhaltend, gelang es Peter, der am weitesten weg gesessen hatte, sich wieder aufzurichten, indem er sich auf die Knie stemmte und von Sirius' Kopf runter kroch, den er mit ganzem Körpereinsatz vor Trümmerteilen geschützt hatte. Jetzt hatte nur Black keine Schicht aus hell bräunlichem Mörtel im Gesicht, auf den Schultern und auf dem Rücken, sondern nur auf den Beinen, aber im Moment war ihm sowieso alles egal. Wenn das nur endlich aufhören würde zu brennen.

Sich rücklings auf den Hintern fallen lassend, hielt sich James immer noch den nun völlig verdreckten Ärmel seiner Festrobe vor Mund und Nase, während Lily heftigst niesen musste und Remus zusammengekauert auf dem Boden zwischen zersprengten Steinen und zu Kieseln vermahlenen Stützfelsen hockte und den Kopf zwischen den Knien verbarg. Seine Haare konnte man kaum noch von der Haut unterscheiden, das sich niederlassende Pulver von der gleichen Farbe darüber verteilt, und erst als er sich bewegte, rutschte mehr und mehr davon herunter. Das kitzelte so sehr, dass er sich hastig mit der flachen, ebenfalls vollkommen bedeckten Hand über den Schädel rubbelte, bis er sich sicher war, nichts mehr davon in die Augen bekommen zu können, und dann erst schaute er auf.

Der Gang vor ihnen war absolut und total blockiert. Stein an Stein, fugenlos, versperrten die Trümmer den Weg zu dem früheren Torbogen, der zu den Treppen hinunter auf den Grund der Klamm geführt hatte. Und dahinter hörte man nur noch das Grummeln und Pochen von nachrutschendem Schutt, wie sich die letzten Lücken ausfüllten. Aber die Decke davor in ihre Richtung hielt stand. Erdbrocken waren sichtbar, Wurzeln, baumelnde Enden von Regenwürmern und stellenweise ganze Büschel von heruntergerissenem Gras, doch der Schnitt war außerhalb der Mauern von Hogwarts geschehen, und das Schloss bewahrte seine Stabilität. Alles gut. Alles wunderbar.

Der Plan hatte funktioniert. Die Todesser waren nun dort unten und hatten nur noch einen Ausweg: Zurück in den Verbotenen Wald, gut zwanzig Minuten Fußweg, in gestrecktem Lauf vielleicht zehn, aber das war kaum möglich, so steil wie Ab- und erst recht Aufstieg sein würden. Eine Möglichkeit, sie aufzuhalten! Aber nicht mehr sie hier, nein. Nicht noch einmal Dolohov. Remus spürte eine stechende Gänsehaut vor innerer Abwehr, obwohl er durchgeschwitzt und hitzig war und die Luft glühte.

„Verdammt nochmal!“ fluchte James und verschluckte sich bei der letzten Silbe an einem von Speichel zusammengehaltenen Klumpen aus Staub, brach sofort wieder in Husten aus und stützte sich mit einer Hand hinter sich im Dreck ab, während er die andere vor den Mund hob. „Klasse Idee, Lily,“ krächzte Remus zustimmend und zeigte ihr den ausgestreckten Daumen, bevor auch er wieder den Handrücken gegen die Lippen pressen musste. Nur langsam senkte sich dieser Nebel aus feinstem Gesteinspuder, und Lily lächelte nur verlegen, konnte aber selbst auch noch nicht sprechen. Sie hatte keine Robe gehabt, die sie als Filter hätte verwenden können, und am liebsten hätte sie sich selbst mal kräftig zwischen die Schulterblätter geschlagen.

Aber wieso Potter mit einem Mal hysterisch lachte, das konnte sich keiner von ihnen vorstellen. Mit hochgezogener Braue warf Remus ihm einen langen, besorgten Blick zu. Ob er vielleicht doch von einem Rictumsempra oder einem Risus sardonicus getroffen worden war, der seine Wirkung erst jetzt entfaltete? Lily direkt hinter ihm zog regelrecht die Nasenspitze nach oben und schüttelte achselzuckend den Kopf, weil sie es sich ebenfalls nicht erklären konnte, bis James mit dem Zeigefinger zitternd auf eine kleine Stelle an der Westwand in Remus' Rücken deutete. Da war ein Loch. Steine aus der fallenden Decke hatten einen Teil der Wand herausgerissen, und wie Dominos war ein Ziegel nach dem anderen mit herausgeplumpst, so dass nun ein langer, nach unten schmaler werdender Riss zu erkennen war.

Dahinter war es hell, keine Erde, kein Fels, sondern das weite, offene Gewölbe der großen Küchen von Hogwarts zeigte sich dahinter, und es roch verführerisch nach frisch aufgebackenem Brot für das Frühstück in ein paar Stunden. An langen Tischen ackerten sich die Hauselfen ab, bis auf einen. „Hm?“ machte das kleine Wesen ganz verwirrt und steckte den Kopf mit dem schnauzenartigen Gesicht zu ihnen in den halb verschütteten Gang. „Nanu?“ Offenbar konnte er diese Szene überhaupt nicht in sein Weltbild einfügen, und durcheinander an seinen langen Ohren ziehend, schüttelte er nur immerfort den Kopf. „Sowas!“ Und Lily und Remus mussten ebenfalls lauthals lachen, husten, lachen und wieder husten.

„Leute!“ Es war Peter, der die drei Verursacher dieses Chaos aus ihrem Lachkrampf riss, und das Krächzen und Spotzen verklang nach und nach zu einem Kichern. „Leute, Sirius!“ erinnerte sie Pettigrews ängstliche Stimme, und da endlich begriffen sie. James warf sich so hastig herum, dass er lang ausgestreckt auf dem Boden landete, sich augenblicklich wieder auf die Füße drückte und auf allen Vieren vorwärts stolperte, sobald er seinen besten Freund da zusammengesunken an der Wand wieder erkennen konnte. Seine Augen waren zu und flackerten auch nicht mehr. „Oh nein, bitte nicht!“ flüsterte Remus mit schmerzverzerrtem Gesicht, kroch über spitze Kiesel und kollerndes Geröll hinweg auf seine drei Zimmergenossen zu.

James war zuerst da, aber während Peter nur daneben knien und vor lauter Furcht kaum einen Finger rühren konnte, griff er beherzt zu und schob eine eilige, aber sanfte Hand unter Blacks leblos schlackernden Hals, um seinen Kopf höher zu ziehen. „Sirius, mach' keinen Scheiß!“ flehte er dabei und legte zwei Finger fest gleich neben seinen Kehlkopf. Puls. Schwach, aber vorhanden. Sich auf die Lippe beißend und die Oberschenkel reibend, stierte Peter zwischen seinen Händen und seinem Gesicht hin und her, versuchte, in Potters Zügen zu lesen, wie es um ihn stand. Remus erreichte die Drei, scheute sich genauso wenig, Sirius anzufassen, obwohl seine rechte Seite fast komplett schmauchte, und winzige Fähnchen aus Rauch stiegen in dem windstillen und zuglosen Gang senkrecht nach oben auf. Eine Hand auf seinem Bauch, die andere bei sich, beugte Lupin sich weit über Black und beobachtete für ein paar endlose Momente seinen Brustkorb. Die Bewegung war oberflächlich, zaghaft, aber sie war da. „Er atmet,“ flüsterte er, als könne jedes lautere Wort eben genau das stoppen.

Augenblicklich, als habe er damit einen Zauber gebrochen, sprang Peter regelrecht auf die Füße, hauchte nur sein „ich hol' Dumbledore!“ und rannte wie ein Verrückter mit schlackernden Armen davon, ohne Rücksicht auf Verluste, egal, ob man ihn sehen konnte oder nicht, wenn er aus der Nische mit der Büste heraus rannte. Das war jetzt nicht mehr wichtig, war egal, interessierte nicht mehr, und das laute Scheppern und Klirren von zerspringendem Ton da draußen auf dem Flur verriet ihnen, wie gleichgültig Peter nun tatsächlich alles war. Sirius brannte innerlich weiter, er brauchte Hilfe, jetzt, sofort.

Winzige, gepresste, verzweifelte Geräusche von sich gebend, wusste James nicht, was er mit sich anfangen sollte, wiegte Blacks Kopf in seinen Händen und bewegte sich rastlos von einer Seite zur anderen dabei, und Remus verstummte vollkommen. Beide Hände nun flach auf der Brust des jungen Mannes ausgestreckt, überwachte er wie ein medizinisches Gerät in einem Muggelkrankenhaus seine Atmung und den schwach zu spürenden Herzschlag unter dem glühend heißen Rippenbogen, während sich nasse Flecke aus dicken Schweißtropfen auf Sirius' weißem Hemd ausbreiteten. Obwohl sie mitlitt, obwohl sie genau so vor Kummer und Angst fast verging, konnte Lily sich nicht dazu bringen, ebenfalls dazu zu stoßen. Als dringe sie in einen sehr privaten Augenblick ein, so kam sie sich vor. Diese Jungs hier, das war ein Club für sich, und egal, was sie heute mit ihnen durchgestanden hatte, sie gehörte doch nicht richtig dazu. Oder zumindest kam sie sich so vor in diesem Moment zwischen Leben und Tod.

Sich endlich entscheidend, hob James den Kopf in seinen Händen ein wenig höher und rutschte auf den Schienbeinen an die Wand heran, so dass er sich Sirius' Schädel in den Schoß auf die zusammengeführten Oberschenkel legen konnte, und dann begann er vorsichtig, aber deutlich, ihm die langen, dunklen Locken aus der klatschnassen Stirn zu streicheln. „Bitte nicht, bitte nicht, bitte nicht,“ flüsterte er dabei wie ein Mantra und ruckelte dazu mit dem Oberkörper vor und zurück wie ein Betender an der Klagemauer von Jerusalem. Die Blässe um Lupins Nase nahm zu von Sekunde zu Sekunde, wie er nur da kniete und selbst kaum noch Luft zu holen schien, den Blick starr auf das ausdruckslose, fiebrig glühende Gesicht von Sirius Black gerichtet.

Wie Kirchenglocken so hell und so schön, wie Kinderlachen so erleichternd und herzerwärmend, klangen die vielen trappelnden Schritte dort draußen auf den Marmortreppen und dem Steinboden des langen Korridors, der zu den Verließen herunter führte, und „hier herein!“ brüllte Peters gar nicht mehr so fistelige Stimme, bevor die große, in samtenes Violett mit goldener Sternenstickerei gekleidete Gestalt von Albus Dumbledore durch die illusionäre Wand brach und sich bückend auf sie zu stürzte. Hätten sie hingeschaut, so wie Lily es tat, hätten sie blankes Entsetzen in den hellen blauen Augen entdeckt. Völlig ungeniert, als wäre er einer von ihnen, bloß ein Junge, ließ der Schulleiter sich neben Sirius in den Dreck fallen, und seine Knie verursachten ein dröhnendes Geräusch auf dem Boden aus zersprengtem Fels.

„Was ist mit ihm geschehen?“ wandte sich Dumbledore an die beiden Schüler, auf deren Augenhöhe er sich befand, und er griff ebenfalls schon nach Sirius' Arm. Noch bevor sie ihm antworten konnten, wusste er es durch diese Berührung bereits. Ein sternförmiges Brandloch in der linken Schulter seines Festumhangs war nur der letzte Hinweis. James wischte sich mit dem dreckigen Ärmel durchs Gesicht und schluchzte, endlich wieder mit der Erlaubnis, ein Kind zu sein, wo jetzt Erwachsene anwesend waren, und die feuchten Augen hebend, japste Remus nach Luft. „Ein Fulguratus hat ihn gestreift,“ erklärte er, während Dumbledore seine Aufmerksamkeit schon wieder vollkommen Sirius widmete und seinen schönen, einfach gearbeiteten Zauberstab aus weißem, blassgelbem Holz zückte. Remus runzelte nur kurz die Stirn.

Nicht lange suchen müssen hatte Peter. Sie waren ihm bereits entgegen gekommen, als er die letzten Stufen der breiten Treppen in die Eingangshalle erklommen hatte, alle Musik verstummt, ersetzt durch furchtsames Flüstern und angsterfülltes Raunen. Wie in Alarmbereitschaft waren die gedämpften Laternen wieder zu strahlendem Leuchten erhellt gewesen, hatten ihn fast geblendet nach der langen Düsternis in den Katakomben der Stiege. Die Tore zur Großen Halle weit aufgestoßen, waren die Lehrer heraus gerannt, umgeben von mindestens fünf Auroren mit kampfbereiten Zauberstäben die Ministerin gleich hinterher, und sobald sie den von oben bis unten mit Mörtelstaub bedeckten, schwitzenden und keuchenden Jungen entdeckt hatten, waren sie alle auf ihn zugestürzt. Und seine kurze Erläuterung hatte völlig ausgereicht, denn die Erschütterung des dreifachen Bombarda maxima gegen die Grundfesten des Schlosses direkt unter ihren tanzenden Füßen hatte einfach jeder spüren müssen. Wie bei einem Erdbeben war der Boden der Großen Halle erschauert.
„Todesser, Sir! Auf der Stiege, Sir! Sirius ist verletzt!“ Und sie waren ihm ohne weitere Fragen sofort gefolgt.

Jetzt drängten sich die vielen Gesichter dort am Eingang zum Geheimgang, machte Professor Flitwick einen Schritt so groß wie für ihn möglich über die Scherben von Salazar Slytherins spitzem Kinn hinweg, wo nur sehr wenige Personen gleichzeitig in dem kurzen Stück zwischen dem Loch in der Wand und dem offenen Rahmen zum Wachsaal stehen konnten, vor dem Lily Evans sich nun selbst im Arm hielt und mit einer Hand vor dem Mund leise weinte, den Zauberstab noch immer in der anderen, als traue sie sich nicht, ihn fortzulegen. „Einen Fulguratus?“ empörte sich eine entsetzte, gefestigte Frauenstimme, deren Besitzerin sich mit Ellbogen durch die Menge kämpfte. „Auf einen 16jährigen?“ Angewidert schüttelte sie sich in ihrer schönen, dunkelroten Ausgehuniform mit der weißen Schürze und dem kunstvoll gefalteten Häubchen auf dem ergrauenden Dutt. Poppy Pomfrey, die Heilerin der Schule, schnaubte voller zornigem Ekel, wie sie vortrat und das Malheur in vollem Ausmaß vor sich liegen hatte.

James Potter liefen die Tränen wie an einer Perlschnur durch das schmutzige Gesicht, brannten lange Spuren aus verlaufenem Dreck bis runter ans Kinn, wo sich die Tropfen sammelten und dem Verletzten in die dunklen Locken fielen, während Professor Dumbledore sich Beschwörungen in den Bart murmelte. Der Zauberstab huschte in undurchschaubarem Muster über die Glieder des Sirius Black, mal hierhin, mal dorthin, wobei er weiter flüsterte, und die Hand an Blacks Stirn zuckte fast zurück, wie er rasch abkühlte. Erschrocken, aber gleichzeitig schon furchtbar befreit, hob James hoffnungsvoll die Augen und starrte seinen Schulleiter an, auch wenn der diesen Blick noch nicht erwiderte.

„Machen Sie mal Platz für mich, Mr. Lupin!“ bat Poppy zwar scheuchend, aber dennoch liebevoll, und vertrieb Remus von seinem Posten zu Blacks Beinen, um von Dumbledore die Versorgung des verletzten Schülers zu übernehmen. Schon viel ruhiger, tiefer, gleichmäßiger atmete Sirius jetzt, bekam wieder Farbe und hörte auf zu schwitzen. Aus dem Nichts zauberte Madame Pomfrey eine Wolldecke herbei, heruntergeholt aus ihrer Krankenstation, und wickelte den Jungen vorsichtig, aber sorgfältig darin ein, während Remus hinter ihr aufstand und einen Arm um die weinende Lily legte. Das Mädchen knickte in seine Richtung ein und lehnte ihre Stirn gegen seine Schulter, wie ihr langsam nun bewusst wurde, was da alles in der letzten Stunde geschehen war, wie knapp sie nur davon gekommen waren und wie unwahrscheinlich ein so glimpflicher Ausgang eigentlich von Anfang an gewesen war. Egal jetzt. Sirius war OK. Sie alle waren OK.

Der dunkle Schatten über Professor Dumbledore ballte die langen Finger zu sehnigen Fäusten, die bebten vor Zorn und Sorge, und die heisere, zitternde Stimme von Minerva McGonagall verlangte zu wissen: „Wer war das?“ Black war ihr Schüler, ihr Schützling, ein junger Mann aus ihrem Haus. Ihn derartig anzugreifen, so feige und übertrieben zu verletzten, war gleichbedeutend damit, sie persönlich anzugehen. Wie sehr sie eigentlich für ihre Jungs und ihre Mädchen einstand, begriffen die fünf Jugendlichen erst jetzt, und eine Welle von stolzgeschwellter Sympathie für die strenge, aber gerechte Lehrerin schwappte über sie hinweg und zauberte auf jedes Gesicht ein kurzes, aber warmes Lächeln. „Dolohov,“ antwortete Remus für sie alle, sanft und trotzdem kräftig Lilys Oberarm reibend.

Endlich schien auch der Schulleiter wieder aufzuwachen, und sich auf ein Knie erhebend, stützte er sich dort ab, wie er zu seiner Stellvertreterin aufschaute. „Minerva, nehmen Sie die Professores Flitwick und Slughorn und diese Damen und Herren Auroren hier und begeben Sie sich zum Ausgang dieses unterirdischen Weges,“ bat er die McGonagall höflich, aber eindringlich, und sie nickte bereits mit gezogenem Zauberstab, den sie, flexibel wie er war, so fest zwischen beiden Händen bog, dass er zu zerspringen drohte. „Er verläuft in gerader Linie von hier aus in den Verbotenen Wald hinter Hagrids Hütte.“ Nur einen sehr flüchtigen, vorsichtigen Blick warfen sich Remus und James aus den Augenwinkeln zu. Hatte er also doch davon gewusst. Die ganze Zeit über.

Mit grimmiger Miene reckte der klein gewachsene Professor Flitwick die Brust, deutete mit seinem eigenen Zauberstab den Korridor hinunter und murmelte „Linea acurata“, und schon sprang ein metallisch surrendes, gelbes Glühen aus der Spitze heraus, raste an ihnen allen vorbei und markierte über Meilen hinaus den belegten Verlauf, um draußen den Ausgang finden zu können. Irgendwo dort würden in wenigen Minuten bis zu sieben staubige, hustende Männer unter das sternenhelle Himmelszelt stolpern. Und dort würde man sie gebührend empfangen. „Folgen Sie mir!“ forderte Professor McGonagall die Auroren auf, die zum Schutz der Ministerin im Schloss gewesen waren, und ein rasches Kopfnicken von Milicent Bagnold erteilte ihnen die Erlaubnis, sich zu entfernen. Die Eskorte, jetzt zum Zugriffskommando umfunktioniert, rauschte davon, dicht hinter den drei Hauslehrern mit der größten zauberischen Erfahrung.

Nur noch zwei Auroren blieben zurück, flankierten die Ministerin umso sorgfältiger, die nun ein wenig weiter in den Gang hineintreten konnte und das auch tat. „Habe ich das gerade richtig verstanden?“ erkundigte sie sich mit der selben Strenge in der Stimme, wie man sie von Professor McGonagall gewohnt war, wenn auch mit wesentlich weniger Wärme und Einfühlung gepaart. „Antonin Dolohov ist das gewesen?“ Abschätzig regelrecht deutete sie auf den am Boden liegenden Jungen, dem Madame Pomfrey mittlerweile sanft das Kinn herunter drückte, um ihm aus einem winzigen Flacon eine bläulich schimmernde Flüssigkeit einzuflößen.

James bekam es nicht mehr mit, es war ihm egal. Er hielt nur immer noch Blacks Kopf in seinen Händen und streichelte ihm die Schläfe, wisperte ihm zu, obwohl er nicht mal wusste, ob Sirius ihn hören konnte. Remus allerdings, der sich zumindest halbwegs angesprochen fühlte, bekam sehr hässliche, horizontale Denkfalten auf die Stirn.

Natürlich kannte sie den Namen. Jeder kannte ihn, den zugewanderten Zauberer mit dem weißblonden Vollbart und den stechenden, blauen Augen, überaus reich wie er war, und wie er sich gern in den Vordergrund drängte. Seine Reputation war noch nie die Beste gewesen, entstammte er doch einem Zauberergeschlecht, das mit den Rasputins eng verwandt war, und deren Schwarzmagiertum war so unübersehbar wie das Baiserkleid von Alecto Carrow an diesem Abend. Und dennoch war es schockierend, eine solche Skrupellosigkeit offenbart zu bekommen von einem Mann, mit dem man jahrelang Geschäfte geführt, den man auf Bällen und zu feierlichen Anlässen getroffen hatte. Ein 16jähriger Junge! Ein kaltblütiger Mordversuch war das gewesen!

Remus nickte ihr bestätigend zu, während Professor Dumbledore mit ganz anderen Dingen beschäftigt war. Menschen gingen vor Politik. Besonders seine Schüler. „Na na, James!“ beruhigte er beinahe belustigt und reichte dem Jungen ein bunt bedrucktes Taschentuch, das so gar nicht zu seinem festlichen Umhang passen wollte, aber er nahm es dankbar und verlegen lächelnd an und wischte sich damit großzügig die Tränen ab, bevor er sich schneuzte. Ach herrje, da stand Lily Evans, und er heulte hier rum wie ein 4jähriger Rotzbengel! Egal, sie weinte auch. Und lächelte so schön, wie er für einen unbeabsichtigten Moment ihren Blick fing, ehe er sich an Madame Pomfrey wandte. „Er wird doch wieder gesund, Ma'am, ja?“ schluchzte der Quidditch-Kapitän von Gryffindor und musste erneut die Nase putzen.

So hastig, fast patzig winkte die Heilerin ab, als sei das die dümmste Frage aller Zeiten gewesen. „Ach, Mr. Potter!“ herrschte sie ihn ungeduldig an. „Machen Sie sich nicht lächerlich! Es mag Mr. Black hier nicht gefallen, aber er entstammt einer zähen Wurzel!“ klopfte sie dem am Boden Liegenden, der immer noch das Bewusstsein nicht wiedererlangt hatte (und das nach ihrem Trank auch heute nicht mehr tun würde), mit den Fingerknöcheln gegen die nicht verletzte Schulter. Während James noch überglücklich quietschte und ihr am liebsten um den Hals gefallen wäre, Remus Lily etwas fester an sich drückte und ohne Zurückhaltung auf den Scheitel küsste, das Mädchen mit geschlossenen Augen „Gott sei Dank“ flüsterte, schnappte Milicent Bagnold entgeistert nach Luft, und die beiden Auroren scharrten unruhig mit den bestiefelten Füßen. „Das ist ein Black?!“ rief sie entsetzt aus, den Finger wieder in Richtung des Jugendlichen ausgestreckt.

Erboste Blicke kassierte sie dafür von den Schülern und der Schülerin, aber noch bevor einer von ihnen den Mund aufmachen konnte, hatte Professor Dumbledore sich auf die Füße gestemmt und zu voller Größe aufgerichtet, so dass Peter, der die ganze Zeit von einem Bein auf das andere hüpfend hinter ihm hatte verharren müssen, endlich auch dazu stürzen konnte. „Ganz recht, Frau Minister. Es handelt sich hier um Sirius Black, den besten Schüler in Astronomie, den wir zu bieten haben und ein außerordentlich tapferer junger Mann, der nun dringend in den Krankenflügel gebracht werden muss.“ Er sagte es nicht, sprach es nicht aus, aber seine funkelnden Augen bei diesen mehr als lobenden Worten, wie er die Qualitäten ihres Freundes herausstellte, nicht seine Abstammung, verrieten, wie wenig ihn ihre Sorge um aus der Situation entstehende politische Verwicklungen und vielleicht geschäftlich-finanzielle Probleme kümmerte. Schon gar nicht jetzt. „Wenn Sie also entschuldigen würden ...“ Und der Professor klatschte laut in die Hände, das alle zusammenzuckten.

Während sich jeder noch die Finger aus den Ohren klaubte und irritiert um sich schaute, zog Albus Dumbledore ein leeres Stück Pergament aus seiner Innentasche, berührte es sacht mit der Spitze seines Zauberstabs, und man konnte zusehen, wie sich das Papier in seiner geschwungenen Handschrift füllte, von selbst zusammenrollte und mit einer feinen, gedrillten Kordel aus rotem Garn versiegelte.

Derweil zauberte Madame Pomfrey eine Trage herbei und bat die umstehenden Jungen, ihr mit der Umbettung ihres Freundes zu helfen, was die drei Gryffindors mit raschem Nicken erledigten. Die Ministerin antwortete dem Schulleiter nicht, grübelnd, nach außen hin gefasst, doch die innere Erregung über diese unglückliche Fügung mehr als deutlich zu erkennen, war man nicht vollkommen blind.

Erst das Erscheinen des von Dumbledore herbeigerufenen Steinkäuzchens löste sie aus ihren Gedanken, und die winzige Eule mit schwarz-weiß gemustertem Federkleid landete mit einem grüßenden Schrei auf dem angewinkelten Arm des Professors. „Sehr gut, Aeolus!“ freute sich der Schulleiter über die Schnelligkeit, mit der das Tier hergefunden hatte, und er reichte ihm das zusammengerollte und mit dem Siegel der Schule versehene Pergament, das Aeolus sofort in seinen kleinen, gelben Schnabel nahm. „Bring das so rasch du kannst nach London! Die Blacks müssen in Kenntnis gesetzt werden,“ wies er den Vogel an, der mit einem weiteren gellenden Kuwitt seine Schwingen ausbreitete, abhob und durch die für seine hellen Augen nicht vorhandene Wand davon flog.

„Albus,“ richtete sich Milicent Bagnold auf und raffte ihren langen Rock, so dass sich die beiden Auroren an ihren Seiten schon ebenfalls vorbereitend durchstreckten. „Ich kehre sofort nach London zurück und lasse das Anwesen der Dolohovs stürmen und ihre Konten bei Gringotts sperren,“ verkündete sie die Entscheidung, zu der sie gekommen war. Zufrieden damit, wohl vor allem, dass sie ging, nickte Professor Dumbledore ihr zu. „Das wäre auch mein Vorschlag,“ bestätigte er und schien ihr damit nur noch mehr Zuversicht zu geben.

Fast bekümmert nun, aber vor allem aufgewühlt, betrachtete die Ministerin noch ein letztes Mal diese Schar junger Leute dort am Boden, denen ihre Anwesenheit vollkommen hintenrum vorbei ging, wie sie sich nur um ihren Freund sorgten, ihn zudeckten und darauf achteten, dass er sich nirgends stieß und auch wirklich nicht fror. „Eine großartige Leistung,“ lobte sie, aber lächelte nicht. „Sie können versichert sein, dass diese tapfere Tat im Ministerium nicht vergessen werden wird.“ Seufzend hob sie noch einmal den Kopf und grüßte sie nur noch mit dem Kinn. „Gute Nacht, Albus. Der Abend war wunderbar. Ich bin erschüttert darüber, dass er so enden musste.“ Und dann rauschte sie davon, ihre beiden Auroren im Schlepptau, und augenblicklich seufzte Professor Dumbledore erleichtert. Endlich allein.

Noch während die Schritte auf den Marmorstufen verhallten, drehte der Schulleiter sich wieder herum und konnte nicht umhin, zufrieden, sanft und stolz zu lächeln. Da sollte sich doch einer diesen Haufen anschauen. Gryffindors. Dumm in ihrer Eile, nicht auf Unterstützung zu warten, sich nicht einmal welche zu holen. Aber so vom Glück gesegnet mit Talent und schierer Schicksalsgunst!

Mr. Black, der nun friedlich auf seiner Trage zu schlafen schien, würde schon bald wieder auf den Beinen sein und dann sicherlich fürchterlich angeben mit seiner Kriegsverletzung. Und Mr. Pettigrew tätschelte ihm die erkaltete Hand, die noch vor Kurzem so geglüht hatte, dabei selbst noch immer heftigst atmend von dem Spurt, den er für ihn hingelegt hatte. Mr. Lupin war noch damit beschäftigt, die Decke unten an den Knien einzuschlagen, damit kein kühles Lüftchen aus den Korridoren oben an den durchgeschwitzten Freund dringen konnte. Und Miss Evans streichelte regelrecht die flaumig bedeckte Wange mit der einen Hand, während ihre Linke zärtlich und tröstend den Rücken von Mr. Potter hielt.

„Remus,“ sagte er nur leise, ohne den geringsten Vorwurf darin, bis der Älteste zu ihm aufschaute. Madame Pomfrey klopfte sich derweil den Dreck von der Uniform und zückte ihren Zauberstab, um die Trage mit dem Verletzten darauf mittels Locomotor anzuheben und zu bewegen, und James ließ ihn nicht einen Moment los. Lupins Kopf schwoll regelrecht an, so rot wurde er mit einem Mal unter diesem Blick des Schulleiters. „Hatten wir nicht vereinbart, dass ein 17jähriger nicht an Kampfhandlungen teilnimmt?“ erinnerte er ihn zwinkernd an eine glühend geführte Diskussion im Keller seines Elternhauses in Godric's Hollow, aber Remus zuckte nur grinsend die Schultern. „Nun, Professor, keiner von uns ist 17, oder?“ Nach Luft schnappend, schüttelte Madame Pomfrey den Kopf und konnte kaum fassen, dass diese Antwort ausgerechnet von ihm gekommen war, doch Peter, James und Lily kicherten alle vor sich hin.

Das entbehrte nicht einer gewissen Logik und stimmte einwandfrei. Mr. Lupin war mittlerweile 18, und seine Freunde hatten alle das 17. Lebensjahr noch nicht vollendet. Gerissen, wie immer. Kein weiteres Wort darüber verlierend, breitete Dumbledore einen Arm aus, dass sie endlich alle diesen staubigen Gang verließen, und winkte die ganze Truppe an sich vorbei in den Korridor zum Klassenraum für Zaubertränke und zu Slughorns Büro. Für einen Moment hätte Remus, an den Füßen der Trage einher schlurfend und endlich eine unglaubliche Erschöpfung spürend, schwören können, dass hastig eine Leiter aus Köpfen um die Ecke verschwand in Richtung des Slytherin'schen Gemeinschaftsraums, aber es war ihm ganz egal. Er wollte nur noch liegen und ausruhen.

Ihm taten jetzt die Knochen weh, jeder einzelne, so als hätte er sie nie zuvor gefühlt, und jetzt auf einmal traten sie alle an sein Bewusstsein heran, um sich darüber zu beschweren. An sich herunter schauend, bemerkte er nicht nur all den Staub und Schmutz, die Risse und Brandlöcher in seinen guten Festtagsroben, sondern auch den noch immer in der zittrigen Hand wie festgeklebten Zauberstab. Er wollte ihn auch nicht einstecken, obwohl er heiß geworden war in seinen Fingern, und fast glaubte er, ein feines Strähnchen aus Rauch von der Spitze aufsteigen zu sehen. Wow. Was hatte er da bloß gemacht? Dreizehn Zauber pro Sekunde! Remus grinste und schüttelte den Kopf. Als wenn er das hätte zählen können ... Oder als wäre das überhaupt möglich. Aber wham!

Leergefegt war das ganze Schloss. Noch während sie dort unten versammelt gewesen waren, hatten die verbliebenen Lehrerinnen und Lehrer unter der Führung von Professor Sprout und Professor Pellyn sämtliche Schülerinnen und Schüler aus der Großen Halle und dem Foyer fortgetrieben und von ihren Präfekten und Vertrauensschülern in ihre Häuser geleiten lassen. Niemand war mehr auf den Beinen. Eine unwirkliche Stille lag über den verlassenen Fluren, wie sie weiter und weiter in die hinteren Bereiche von Hogwarts vordrangen. Zu gern hätte Remus einen Blick aus einem Nordfenster werfen können, das den Waldrand einsah. Ob dort draußen nun wieder die Funken flogen? Feuerwerk aus Kampfzaubern, blitzendes Licht und Knalleffekte, wenn zu fliehen versuchende Todesser und Auroren und die besten Lehrer der großartigsten Schule für Hexerei und Zauberei aufeinander trafen! Die Erschöpfung war wieder fort, das Kribbeln, das Prickeln aus Angst und Lust und das wunderbar lebendige Rauschen von Blut in den Schläfen wieder zurück. Auf purem Adrenalin laufend. Nein, er konnte nicht schlafen.

Wie sie endlich den dunklen Krankenflügel im ersten Stock erreichten, gut geführt von Madame Pomfrey, die ihnen keine Gelegenheit zu weiterer Aufregung bot, ebbte der schnelle Puls bereits wieder ab. Die angenehme Weite des unbeleuchteten Saals voller leerer Betten legte sich wie Watte um ihre Körper und um das Gemüt, und die dicht geschlossenen Vorhänge vor den hohen Fenstern mit den spitzen Bögen ließen kein Sternenlicht zu ihnen herein scheinen. Dumbledore gebot ihnen, zu warten, während Madame Pomfrey einen abgetrennten Bereich für Mr. Black schuf, in dem er friedlich schlafen konnte, und der Schulleiter entzündete eine einzelne, gelblich strahlende Funzel, in deren Licht seine Augen funkelten. „Nun aber zu euch allen,“ zwinkerte er ihnen zu und wandte sich zuerst an den mittlerweile zitternden Peter.

„Ist einer von euch verletzt?“ erkundigte er sich, musterte jeden Einzelnen sorgsam und eindringlich. Lügen wäre vollkommen sinnlos gewesen. Er hätte sie sowieso durchschaut, und die Zeit für Heldentum war nun vorbei. Als Erste schüttelte Lily hastig den Kopf und hielt sich mit der linken Hand an ihrem ausgestreckten rechten Ellbogen fest, der Zauberstab noch immer in der Schreibhand, obwohl sie zu frieren begann in ihrem schulterfreien Kleid. Und auch Remus verneinte sofort. „Es geht mir gut,“ murmelte er nur, während Peter endlich aufgab und sich auf das nächststehende Bett sacken ließ, um die Stirn in die Hände zu legen. „Bloß 'n bisschen viel gewesen,“ winkte er hastig ab, sobald sie sich alle auf ihn stürzen wollten, und Madame Pomfrey rauschte an ihm vorbei in ihr kleines Büro. „Ein Schlaftrunk wird helfen, Mr. Pettigrew!“ versicherte sie und tätschelte ihm die fussligen Haare.

Als hätte er sich gerade erst daran erinnert, schob James seinen Ärmel hoch und präsentierte die wie von mehrfachen Schlägen gerötete Innenfläche seines Unterarms, wo ihn der Pungere-Zauber von Selwin erwischt hatte. „Ist nichts Schlimmes,“ grinste er und untertrieb damit ausnahmsweise mal nicht. „Das wird nicht mal 'nen Andenken.“ Wurde es auch nicht, nicht einmal bis zum nächsten Morgen, denn auf ihrem Weg zurück zur Versorgung von Sirius dort hinter dem zugezogenen Paravent, berührte Madame Pomfrey nur sacht mit dem Zauberstab das Wundmal und murmelte etwas, und schon war es fort. Erleichtert aufstöhnend, bewegte James sämtliche Finger durch und schüttelte den ganzen Arm aus dem Gelenk aus. „Viel besser!“

Sie konnten die gute Seele nicht sehen, wo sie nun vollständig hinter dem hellblauen Vorhang verschwunden war, doch ihre Stimme war deutlich zu vernehmen. „Es ist mir egal, ob Sie sich jetzt wie neu geboren fühlen, Mr. Potter!“ rief sie herüber, und die jungen Leute unterdrückten ein Kichern, um gespielt furchtsame Gesichter aufzusetzen, die Professor Dumbledore ein amüsiertes Lächeln abrangen. „Sie bleiben trotzdem hier heute Nacht!“ Offenbar schlug sie ein Kissen auf, so wie das klang. „Und das gilt auch für den Rest von Ihnen!“ Jetzt konnten sie nicht mehr. Gibbelnd vor Spaß daran, aber auch irgendwie vor Erleichterung, mussten sie sich die Hände vor die Münder halten. Nur Peter hatte sich schon zurückgelehnt und auf dem Bett lang gemacht, wenn man das bei ihm so nennen konnte. Oh ja, nur hier und auf der Stelle schlafen! Das wäre herrlich!

Mit einem heimlichen Finger in ihre Richtung deutend, versteckte sich der Schulleiter hinter einer vorgehaltenen Hand und raunte der Schülerin und den Schülern leise zu: „Ich denke, da hat Poppy recht!“ Und damit legte er sich einen Finger auf die Lippen und schlich ohne ein Abschiedswort hinaus. Zeit für Reden, für Erklärungen und Erzählungen war später, und auch für Lob und Schellte. Diese Kinder waren vielleicht schon Krieger, aber trotzdem immer noch Kinder. Sie mussten ausruhen. Nicht nur ihre geschundenen Körper. Die Seelen. Die brauchten Träume und gesunden Schlaf, um diese Nacht und ihre Geschehnisse zu verarbeiten. Nur die erste Erfahrung, so nah vorbeigeschrammt an Schlimmerem, in einer langen Reihe von Schlägen. Albus spürte das. Sie sahen die traurigen Sorgenfalten nicht, die sich in seinem mit einem Mal so alt und grau gewordenen Gesicht ausbreiteten, denn er war schon draußen auf dem Flur.

Es dauerte nicht lange, und Madame Pomfrey hatte sie alle umgezogen und sauber ins Bett gesteckt wie einen Haufen Krabbler, die zum ersten Mal in ihrem Kindergarten übernachten durften. „Gute Nacht!“ wünschte sie nun schon zum wiederholten Male völlig angenervt, löschte das Leselicht in ihrem Büro und verdunkelte damit endgültig den stillen, friedlichen Krankenflügel. Wo Sirius hinter dem Paravent schlief, war alles ruhig, und Peter ganz vorn schnarchte bereits ein wenig, total geplättet von dem etwas zu stark geratenen Schlaftrunk, den ihm die Schulheilerin verpasst hatte, doch in der Mitte, da lagen sie noch wach.

Auf dem Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, seufzte Remus zufrieden und blinzelte an die hohe Decke, die er von hier aus gar nicht sehen konnte, und neben ihm quietschte die Matratze, als Lily sich herumdrehte, um ihn besser ansehen zu können. Oh Mann, der so toll angeklatschte Seitenscheitel war absolut ruiniert. Fast hätte sie schon wieder laut gekichert, denn die hellbraunen Haare, vom Staub der heruntergekommenen Trümmer bereinigt, standen noch immer himmelschreiend zu Berge von dem direkt neben ihm eingeschlagenen Fulguratus. Sogar das Bärtchen hob sich leicht ab. Irre schaute das aus! Komplett bekloppt!

Keine Ahnung hatte sie, wo diese beknackte Idee jetzt herkam. Irgendwo aus der gleichen Ecke ihres Verstandes, der auch diese Wahnsinnstat ausgespuckt hatte, derer sie sich da unten in dem Gang schuldig gemacht hatten. Was für ein Abend! Ans Tanzen musste sie zurückdenken, die Aufwärmphase nur für einen echten Kampf auf Leben und Tod. Und trotzdem passte der Titel ihres letzten Cha Cha hervorragend. Ein Prusten unterdrückend, hielt Lily sich kurz die Hand vor den Mund, und dann sagte sie in Remus' Richtung: „Mamma mia!“ Und sofort brach Lupin in heiseres, aber haltloses Lachen aus, in das Lily einfach einfallen musste.

Brummend rollte James sich von der rechten Seite auf den Rücken und noch ein Stück weiter, damit er zu diesen beiden Idioten herüber sehen konnte, die sich gegenseitig Einsätze gaben und weiter sangen, gerade so leise, dass die Pomfrey sie nicht hören konnte in ihrem eigenen Zimmer. Oh Mann, musste das denn jetzt echt sein? Er hatte es gerade total vergessen gehabt, wie ätzend und Scheiße dieser Abend angefangen hatte! Und jetzt mussten sie ihn unbedingt noch an das scheußliche Stechen in der Brust erinnern, das tausend mal mehr weh getan hatte als der Pungere? Missmutig grunzend zog er die Decke fester um sich und entschied, dass er dem ein Ende setzen musste. „Ihr seid so bescheuert!“ raunte er zu ihnen herüber, doch die Reaktion fiel ganz anders aus als erwartet.

Kichernd, mädchenhaft und ungezwungen lachend, ranterte Lily Evans regelrecht herum, damit sie schneller mit dem Gesicht in Potters Richtung landen konnte, griff bereits nach dem unteren Zipfel ihres enormen Kopfkissens und pfefferte es – gar nicht mehr wie ein Mädchen – gekonnt ihm mitten in die Fresse, und Remus, noch immer auf dem Rücken, biss sich fest auf die Hand, um nicht loszubrüllen. „Selber bescheuert, Potter!“ gluckste Lily und streckte ihm die Zunge mit einem prustenden Geräusch heraus. Gar nicht patzig oder beleidigt, sondern echt und ehrlich belustigt und kameradschaftlich.

Ein ganz warmes Kitzeln breitete sich davon in seinem Bauch aus, er konnte gar nichts dagegen machen. Und ehe er sich's versah, hatte James das Kissen mit mindestens genau so viel Elan und Treffsicherheit wieder an seinen Ursprungsort zurück gedonnert und damit eine Art lachendes Kreischen ihrerseits ausgelöst. „Na, dann bist du ja in bester Gesellschaft, Evans!“ befand er und spiegelte die Geste der rausgestreckten Zunge grinsend wider.

Ihr hübsches, ungeschminktes Gesicht fest in die Matratze drückend, damit sie Madame Pomfrey nicht wieder aufschreckte, schüttelte sich das ganze Mädchen vor Lachen und bekam so kein bisschen mit, wie Remus seinem jüngsten Freund über ihren Rücken hinweg den erhobenen Daumen präsentierte und hastig nickend die Brauen hob. Genau so! Wunderbar! Mit den Lippen nur formte er ein stummes „perfekt!“, und James liebte dieses kribbelige Hüpfen seines Magens. Ach, vielleicht war der Abend doch nicht so bescheiden gewesen letzten Endes.

Zufrieden seufzend, rollte er sich ganz auf die linke Seite und beschloss, genau so wieder aufzuwachen morgen früh. Mit einem gesunden Sirius dort hinten und einer schlafenden Lily Evans direkt vor seinen Augen. Er senkte die Lider und glitt innerhalb kürzester Zeit hinüber in ein Land der Träume, in dem es einfach und möglich war, sich gegenüber dieser süßen Dame nicht wie ein kompletter Volltrottel aufzuführen.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ich wünsche Joanne Rowling, dass sie es schafft, nach den sieben Potter-Bänden eine andere Art von Literatur zu schreiben und dass die jugendlichen Leser mit der Lektüre mitwachsen werden.
Rufus Beck