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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Fulguratus

von Teekon

Und dann waren sie da. Sieben erwachsene Männer, völlig ahnungslos offensichtlich, kämpften sich einer nach dem anderen um die engen Ecken die Stufen hinauf und auf den Absatz unterhalb der vier Schüler und der Schülerin. In der Dunkelheit, durchgeschwitzt von dem langen, anstrengenden Aufstieg über ungezählte Treppenfluchten, keuchten sie und hielten sich an den Wänden fest, fluchten und murrten, abgesehen von den beiden vor Kopf laufenden Zauberern.

Blond, der Ältere fast weiß mittlerweile, seine Wangen von einem flaumigen Vollbart bedeckt, richtete er sich bereits auf, und die hellen, blauen Augen glühten stechend in der Finsternis zu ihnen hinauf. Wie ein Spiegelbild, ein lebendig gewordenes Foto aus seiner Jugend, trat der zweite Mann an seine Seite. Antonin und Aleksandr Dolohov. Vater und Sohn.

„Na, wen haben wir denn da?“ flüsterte der Bärtige listig und rieb sich das Kinn, während seine unwesentlich größere Version bereits in die Innentasche seiner Robe griff und sich die Lippen leckte. Das freudige Grinsen, das ihm über das Gesicht huschte und dort klebenblieb, verursachte rutschende Eiskristalle auf jedem Rücken. Glattrasiert im Gegensatz zu seinem Vater, wirkte Aleksandr dunkler, das Kinn weniger prominent, aber deshalb noch lange nicht fliehend. Sie beide hatten ausdrucksstarke Profile, Charakterköpfe mit schnellem, durchtriebenem Verstand hinter der hohen Stirn. Und einem fanatischen Feuer in den Augen. „Wie schön! Ein Empfangskommitee!“ kicherte der junge Mann boshaft, und die ihnen folgenden Zauberer blieben augenblicklich wie angewurzelt stehen.

Hastig, viel weniger entspannt und beherrscht als die Dolohovs, verhielten sich ihre Begleiter, sobald sie die Schatten von fünf Personen auf dem oberen Treppenabsatz erkannten, und sie bauten sich ungeheuerlich tapfer hinter den zuerst Erschienen auf, bis sie besser sehen und erkennen konnten, wer denn eigentlich dort oben wartete. Kinder! Das waren bloß Kinder! Schüler, die diesen Gang offenbar kannten und sich vielleicht zum heimlichen Feuerwhiskey-Trinken hier herunter verzogen hatten! Einer der Männer richtete sich auf und lachte, wie er den Kopf schüttelte, und das Geräusch prallte in mannigfach verstärkter Intensität von den feuchten Wänden ab. „Niedlich!“ klopfte er sich auf die Schenkel und schaute zu ihnen hoch. Die hässliche, verdrehte Fratze von Jeronimus Mulciber, die aussah, als hätte man ihm als Kind mit einem Stahlkappenstiefel ins Gesicht getreten und die Sohle mehrfach hin und her gedreht dabei.

Keiner der Jugendlichen dort oben reagierte. Sie standen nur da, völlig frei und ohne jede Deckung, die gezückten Zauberstäbe drohend erhoben, und erwiderten ohne mit der Wimper zu zucken jeden Blick. „Geht doch lieber wieder rauf und spielt mit euren Koboldsteinen, Kinderchen, das hier ist nichts für eure Augen,“ schlug ein kleiner, breitgebauter Mann mit drahtigem Haar vor, der sich geschickt im Hintergrund hielt, und sie erkannten ihn problemlos an eben diesem Aussehen genau so wie an seinem Verhalten. Ganz wie sein schäbiger Sohn, der Angestellte bei Gringotts, Velten. Das hier war Landricus Nott, ein Schulfreund von Tom Riddle höchstselbst.

„Nein, Land,“ schüttelte Dolohov der Ältere langsam und bedächtig den Kopf, seine Stimme fast träumerisch, wie er nicht einen Moment die stechenden Augen von den fünf Schülern in ihren Festroben nahm. „Die sind nicht zufällig hier,“ bemerkte er sofort und bewies damit einmal mehr seine scharfe Beobachtungsgabe und seine taktische Intelligenz. Dieser Mann hier war der gefährlichste in dieser Truppe, das musste man ihnen nicht extra erklären, indem man ihm ein Schild um den Hals hängte. „Nicht wahr?“ Fast gierig leckte sich Aleksandr wieder über die Lippen, seinem Vater mit dem sanften Senken des Kinns nur zustimmend.

Heiser krächzend lachte jemand hinter ihm, und ein dünnes Männchen mit bleichem, starrem Gesicht und weit verzogenem Mundwinkel reckte sich zu wenig imposanter Größe. „Mutig!“ spöttelte er und deutete mit seinem eigenen Zauberstab in ihre Richtung, doch noch immer bewegte sich keiner der Jugendlichen. Wie Gargoyles warteten sie, schützten nur den Weg, auf dem sie standen. Sollten diese Männer hier und jetzt umkehren, würden sie nicht aufgehalten werden. Die Frechheit, die Unverschämtheit dieses unausgesprochenen Gnadengebots, trieb jedem einzelnen der Todesser eine kalte, brennende Wut in den Bauch. Nott scharrte mit den Hufen im Staub und knurrte unzufrieden. „Sicherlich Gryffindors, nicht?“ grinste eine weitere Person, unverkennbar Alnoth Rosier, der Vater von Evan. Offenbar hatte Voldemort sich dazu entschieden, Männer zu schicken, die auf Unterstützung innerhalb der Mauern von Hogwarts hoffen konnten.

„Aber selbstverständlich,“ schaltete sich der dürre Kerl wieder ein und zeigte für einen Moment bösartig die Zähne. „Siehst du denn nicht den halb verhungerten, vieräugigen Sohn von Potter?“ pickte er sich den am nächsten stehenden Jungen heraus, den er zu erkennen glaubte, doch an James prallte ein so einfältiges und albernes Hänselwort ab wie eine Haselnuss an einem Panzer. Vierauge! Fiel dem denn nichts Besseres ein, um ihn zu provozieren? Er rührte sich nicht, spürte nur den Blick von Lily Evans im Nacken, und der richtete ihn erst recht auf.

Sich zwischen den anderen Todessern hervor schiebend, tat der Siebte einen Schritt ins Licht. „Viel besser als das, Selwin,“ nannte er den dünnen Mann beim Familiennamen und grinste schmierig, wie er auf den Jugendlichen auf der selben Stufe deutete, dem das Hemd lässig aus der Hose hing. „Wir haben sogar hohen Besuch! Ist doch so, Mr. Black?“ Spannten sich da die Kiefermuskeln des Jungen an? Nein, er nickte ihm bloß bestätigend zu, und dabei lächelte er, ganz leicht, süffisant, dreist. Natürlich kannte Sidonius Avery den Ältesten von O.A.B. Oft genug hatte er ihn gesehen im Haus am Grimmauld Place. „Die Ähnlichkeit ist verblüffend, nicht wahr?“ schaute Avery in die Runde seiner Begleiter, und spöttisches Grinsen breitete sich über all ihrer Gesichter aus. Sirius blieb ruhig.

„Schon komisch, oder?“ fuhr Rosier für ihn fort, rieb sich das Kinn, als müsse er wirklich darüber nachdenken, und Sidonius begriff, worauf er hinaus wollte, und aus seinem Grienen wurde ein höhnendes Lachen. „Ja, irgendwie schon! Der kleine Bruder verrät uns, wie wir reinkommen, und der große Bruder versucht, uns aufzuhalten!“ Sie lachten mit ihm, Rosier, Nott, Selwin, Mulciber. Nur die Dolohovs blieben still, die Mundwinkel nur leicht gehoben, schief und überlegen, dennoch auf der Hut, und die hellen Augen von Antonin musterten forschend jedes Kindergesicht dort oben. Und dieses Mal zuckte der junge Mr. Black. Aber Antonin triumphierte nie voreilig.

Sirius richtete sich auf, verließ die starre Haltung, in der er gewacht hatte, und augenblicklich schnellte der lange Arm des größten Jungen neben und über ihm vor und spannte sich quer über seine Brust, ohne dass er ein einziges Wort sagte. Das beißende Lachen verklang rasch, wie sich die Männer in unterlegener Position hastig duckten und ihre Zauberstäbe drohend höher hoben, aber der erwartete Schlag fiel nicht. Und dann lächelte Black. Zuckte die Achseln und schürzte die Lippen. „Ich mach' ihm keinen Vorwurf,“ behauptete er, diesen feigen Verrat einfach so wegzustecken, und dann erklärte er, wieso, und daraufhin war es an seinen Begleitern, leise zu lachen: „Wenn so'n fetter Arsch wie der von Drag sich auf einen setzen will, dann ist das schon 'ne ernstzunehmende Drohung. Unter Folter einzubrechen, ist keine Schande.“ Sidonius Averys Gesicht lief purpurn an.

„Das reicht jetzt,“ zischte er und drehte eifrig den Zauberstab zwischen den Fingern, in eine gebeugte Angriffsposition übergehend, und die Männer dort unten spannten sich an, erwarteten nun jeden Moment den ersten Fluch, doch an der Wand, direkt gegenüber von James und Lily, hielten sich die Dolohovs bedeckt und beobachteten sorgsam die Szenerie. Das hier waren vielleicht bloß Kinder. Nach außen hin. Aber der in der Mitte, der war nicht nur bereits körperlich erwachsen. Sie erkannten den Taktiker, den Kopf dieser Aktion, denn er zollte ihnen genauso viel Aufmerksamkeit wie sie ihm, behielt sie immer im Auge, ohne den Überblick zu verlieren. Auf den musste man achten. Den musste man zuerst ausschalten. Und als wolle er das bestätigen, gab er den um ihn herum stehenden Schülern eine klare, herrlich zynische Anweisung: „Verschont sie, wenn ihr könnt.“ Und dabei grinste er auf eine sehr merkwürdig bekannte, listige Weise.

„Lupin, nicht wahr?“ fragte die weiche, gefährliche Stimme von Antonin Dolohov, und sofort kehrte wieder entspanntere Ruhe um ihn herum ein, als habe er hypnotische Wirkung auf seine Todesser-Kameraden. Der junge Mann dort oben antwortete nicht, aber das war auch gar nicht nötig. Mulciber kannte ihn, war in Slytherin gewesen, als John auf die Schule für Hexerei und Zauberei gekommen war, Sohn von Muggeln, und sich hastig die Lippen leckend, schien er nicht sicher zu sein, womit er ihn am besten treffen konnte. Mit Johns Abstammung oder ... „Krank ist er, der arme Kleine, sagen sie. Was hat er denn bloß? Ob er dran stirbt und seinem dreckigen Vater das Herzchen damit bricht?“ Die Dunkelheit verbarg die Röte, die Sirius, James und Peter in den Kopf stieg vor Schreck und vor Angst, und einen furchtsamen Blick in Lilys Richtung werfend, hoffte Pettigrew, dass Mulciber nicht weiter sprechen würde.

Nur Remus selbst blieb gelassen, und dieses ganz spezielle, sanfte, zärtliche Lächeln des über Mitleid erhabenen Unsterblichen blühte auf seinem Gesicht, wie er den Kopf schief legte und nicht einmal etwas dazu sagte. Die hatten keine Ahnung. Sonst wüssten sie, dass er daran nicht sterben konnte. Und niemals, nie hätte John sich beleidigt gefühlt. Es gab einen Grund, wieso Remus solche Sprüche und jegliche Neckerei mit Bravur überstand. Einen hervorragenden Lehrmeister hatte er gehabt. Und sein entspannter Habitus trieb Mulciber nur noch mehr zur Weißglut. Er fand Erlösung. Denn das Mädchen unter den Schülern knirschte zornig mit den Zähnen, doch die Wut verschwand, sobald sie sich ihr zu wandten.

„Dann erzählen Sie uns doch mal von Valds Unfall, Mr. Mulciber,“ schlug sie vor, wo man doch schon mal bei Familie war, und dann hob sie gespielt erschrocken die Hand vor den Mund wie ein liebes kleines Ding mit Ringellöckchen im Rüschenkleid, das etwas Verbotenes gesagt hatte. „Oder hat er diesen Gesichtsgulasch etwa von Ihnen geerbt?“ Die Jungs konnten nicht mehr an sich halten, so sehr sie's auch versuchten. Black ging bellend vor Lachen in die Knie und musste sich dort abstützen, und Potter prustete so laut, dass es sich anhörte, als befände sich eine ganze Herde Ochsenfrösche irgendwo in diesen Katakomben. Lily sauer! Wundervoll! Jeronimus Mulciber heulte regelrecht auf vor verletztem Stolz und wollte ihr schon entgegen springen, erkannte auch sie, das rothaarige Mädchen mit den grünen Augen, die Jahrgangsbeste, von der Valdrin so oft erzählt hatte. „Du widerliches kleines Schlammblut!“ schrie er sie an, und augenblicklich blieb James das Lachen im Hals stecken.

Sein Gesicht rot vor Zorn, ballte er die Fäuste und zog den Zauberstab so hart von unten nach oben mit der Spitze voran, dass er ihn sicher durch Mulcibers Mundboden gestoßen hätte, wäre er nahe genug gewesen, doch mit einem beherzten Griff an seinen Kragen zog Lily ihn zurück, nicht einmal hektisch werdend dabei. „Nicht doch, James,“ sagte sie ruhig und fast leise. „Lieber ein Schlammblut als ein Schlappschwanz.“ Und dabei lächelte sie immer noch mit süßlich klimpernden Wimpern. Was machte ihr das schon? Das war keine Beleidigung. Das war etwas, worauf man stolz sein konnte. Besonders, wenn man so viel erreicht hatte wie sie. Wo war denn die so großartig deutlichere Begabung des Reinblüters bei irgendeinem ihrer dümmlichen Söhne? Valdrin, Dragomir, Evan, Velten, alles Idioten, mittelmäßige Zauberer, wenn überhaupt. Während sie die ganze Baggage mit einem einzigen non-verbalen Spruch außer Gefecht setzen konnte. Zufrieden verschränkte sie die Arme vor der Brust und präsentierte selbstbewusst ihren Zauberstab.

„Meine Herrschaften,“ seufzte Remus und nahm einen tiefen Atemzug, „Sie haben die Lady gehört: Hier ist kein Durchgang,“ wollte er das hier nun endlich entweder beenden oder zur Sache kommen. Genug geredet, genug Drohungen ausgespuckt, provoziert und herausgefordert. Klartext. Zauberstäbe. Hier und jetzt. Oder Rückzug der Todesser. Was ihnen lieber war. „Yup!“ schaltete sich auch Sirius ein, während James und Peter wie Lily vor ihnen die Arme vor der Brust zusammen falteten und zustimmend nickten. „Schnapp dir deine schwule Truppe, Toni, und dann Abmarsch!“ scheuchte er regelrecht mit einer Hand in Dolohovs Richtung, von dem er nur ein fast bewunderndes Lächeln erntete. Sehr viel Schneid, der junge Mr. Black. Fast wie in alten Zeiten. Wie damals mit Orion. Kaum zu glauben, wie still er geworden war, wie wenig er noch den Zauberstab nutzte, mit dem er einst so gut hatte umgehen können. Aber Jungs hatte er. Wie diesen hier.

Doch das Lächeln in Dolohovs Gesicht erstarb wie ein schockgefrorenes Kaninchen und wurde ersetzt durch eine verzerrte Fratze aus heißem Hass. „Und vergiss deinen Bastard da nicht,“ deutete Sirius mit wie frisch manikürten Fingern auf Aleksandr. Noch bevor irgendjemand eine Warnung schreien oder auch nur atmen konnte, wusste Remus: Das war das Stichwort. Aufjaulend wie ein geschlagenes Tier, kauerte sich Dolohov der Jüngere halb hin und machte einen Satz die Stufen hinauf, feuerte gleichzeitig und noch halb in der Luft einen non-verbalen Spruch ab, und ein Streif aus rotem Licht schlug aus seinem Zauberstab, genau in Blacks Richtung.

Der Junge hatte keine Zeit, sich zu ducken oder aus der Schusslinie zu laufen, und trotzdem richtete er sich bloß grinsend auf, denn der Fluch prallte senkrecht an einer unsichtbaren Mauer ab und raste so schnell wieder zurück, dass Aleksandr Dolohov nicht ausweichen konnte. Von seinem eigenen Mordeo getroffen, prallte er mit dem Rücken gegen die schlecht behauenen Steine und blieb bewegungslos liegen (und das war vielleicht auch besser so, wie sich die großen Bisswunden in seine Beine schlugen).

Der Schild hielt. Einerseits erleichtert darüber, andererseits entsetzt, mit welcher Brutalität Dolohov schon beim ersten Spruch zugeschlagen hatte, pfefferte James zuerst einen Stupor auf den Erstbesten, den er erwischen konnte und bewies den Todessern damit, dass in die andere Richtung jeder Zauber durchgelassen wurde. Augenblicklich sprangen sie regelrecht übereinander, stolperten über die Füße von anderen, wie jeder versuchte, sich als Erster hinter der Ecke in Sicherheit zu bringen, und selbst Antonin kümmerte sich nicht um seinen Sohn. Aber vermutlich lag das nur daran, dass er eins mit Sicherheit wusste: Diese Kinder würden keinen am Boden liegenden Gegner angreifen.

Drei oder vier gute Treffer konnte das Scutum invisibile abhalten, das wussten sie, und zumindest hatte es schon einmal gereicht, um Aleksandr fürs Erste außer Gefecht zu setzen und Mulciber die Strafe für diese unflätige Beleidigung einer wunderschönen Frau mitten ins Gesicht zu pfeffern. Er schrie und wand sich auf dem Boden, während mindestens ein Dutzend prächtiger Flederwichte ihm eifrig die sowieso schon potthässliche Visage zerkratzten. Auch der war eine Weile beschäftigt. „Prima, James!“ hob Remus den Daumen in seine Richtung. Ein einfacher, aber sehr wirkungsvoller Fluch, fast ein Kinderspielzeug.

Und dann flogen sie, die Funken, gelb und rot, in Schüben und Schauern, und die getroffenen Steine splitterten, bis das Schild zusammenbrach, das sich auf der einen Seite befunden hatte, und sobald der erste Fluch sein Ziel auf dem oberen Treppenabsatz erreichte, war es Zeit für taktischen Rückzug, um eine neue Barriere aufbauen zu können. Sich zischend vor Schmerz den linken Arm haltend, fluchte James, den es erwischt hatte, aber es war nicht so tragisch. Nur irgendeine Art von relativ harmlosem Pungere, das würde vorbei gehen, und er hatte noch immer volle Kontrolle über seinen Zauberstab. Und überhaupt. Dieses dankbare Lächeln von Lily für die galante Retourkutsche für den grässlichen Mulciber, die machte doch alles wieder wett.

Nur rasch um die Ecke eilten die fünf Jugendlichen, noch auf dem selben Absatz, während Remus und Peter schon auf dem Boden kniend den nächsten mannshohen Schild errichteten, der ihre wesentlich bessere Deckung darstellte als die Mauern und Steine. Dichter Rauch begann bereits, das schmale Treppenhaus zu erfüllen, zog jedoch noch problemlos nach oben ab und brachte niemanden zum Husten. „Das ist keine Hogwarts'sche Vorrichtung!“ hörten sie Avery seinen Kameraden zubrüllen, der sich als Erster vorgewagt hatte, um den noch vorhandenen zweiten Schild auf Blacks Seite zu untersuchen, und das elektrische Britzeln, an dem er sich die Finger verbrannte, ließ sie da oben, dicht an die Wand gepresst, grinsen.

Stöhnen und Jammern drang zu ihnen herauf, wie Dolohov seinen Sohn auf den Rücken rollte und ihm ins Gesicht schlug, um ihn aufzuwecken, während das panische Geschrei von Mulciber nicht abebben wollte. Noch immer hackten die Flederwichte auf ihn ein, und keiner der anderen Todesser war so dumm, sich an den Viechern zu vergreifen. Damit musste er selbst fertig werden, es einfach durchstehen. Weiter jetzt. Sie hatten keine Ahnung, wie viele Treppenfluchten noch vor ihnen lagen, wie weit es noch war bis ins Innere des Schlosses, und sie mussten diese Kinder loswerden.

Rosier und Nott schritten voran, krochen die Stufen hinauf und lauschten dabei, ob sie irgendwas von den Schülern hören konnten, eilige Schritte, wenn sie höher hinaus liefen, doch da war gar nichts. Totenstille herrschte in den Schatten, wo keine Fackel sich in der nächsten steilen Flucht befand. Einander einen Blick zu werfend, nickten sie beide und wagten sich weiter vor, bis ihnen Peter und James je einen Petrificus totalis mitten auf die Stirn setzten. Wie steife Bretter, die Finger um die Zauberstäbe gekrallt, die Augen geweitet im Schock, kippten beide Männer hinten über und purzelten wie unförmige Statuen die Stufen hinter sich wieder hinunter, rollten auf der einen Seite über den nun brüllenden Aleksandr hinweg und kegelten auf der anderen ihren Kameraden Avery über den Haufen.

Der Einzige dort unten, der nun auf den Beinen stand, war Orestes Selwin vom Tagespropheten, Voldemorts Medienexperte sozusagen, der obendrein offenbar den Tarantagella-Zauber beherrschte. Die Chance nutzend, dass sich eines der Kinder gerade nicht innerhalb ihres schützenden Schildes befand, schleuderte er seinen Zauberstab regelrecht nach vorn, und augenblicklich begann Peter Pettigrew auf dem Treppenabsatz, hysterisch zu tanzen, ob er wollte oder nicht, und in Panik schrie der dickliche Junge auf. Selwin grinste fast so boshaft wie Dolohov, der sich nun aufrichtete, wo sein Sohn schwer atmend und schwitzend seine Beine hielt, als habe er immer noch die klaffenden, selbst zugefügten Wunden in den Unterschenkeln. Die waren jetzt fort. Und irgendjemand würde büßen.

Ein beherzter Griff von Remus an den fest gespannten Kummerbund, und er zog Peter so gerade eben noch zurück um die Ecke, wo seine Füße einfach weiter wie verrückt um sich schlugen, und Pete brach in überreizte Tränen aus. Die Wand zerbarst und splitterte in der oberen Ecke, genau dort, wo der 16jährige soeben noch gestanden hatte. Merlin, dieser Fluch wäre tödlich gewesen! Die spielten nicht, die Todesser. Das war mehr als Ernst. Und sie würden nicht nur über Leichen gehen, wenn sie mussten, sie hatten es auf jeden Fall vor. Keiner von ihnen sollte diese Frechheit überleben, sie aufhalten zu wollen, wenn sie im Auftrag von Lord Voldemort unterwegs waren.

Wie sich diese Erkenntnis in ihre jungen Herzen fraß und an ihr Bewusstsein drang, lehnte Lily sich mit dem ganzen Oberkörper auf Remus' Rücken und schaute ihn wissend von der Seite her an, der er am weitesten unten gegen die Zwischenwand gedrückt hockte, und er drehte nur leicht den Kopf, um den Blick nickend erwidern zu können. Genau darauf lief es hinaus. Und nur zwei Treppenfluchten zwischen ihnen und dem langen, leeren Korridor ohne jegliche Deckung. Lupin schluckte fest, aber Lily klopfte ihm hart auf den Oberarm mit der geschlossenen Faust. 'Wir schaffen das!' sagte ihm das, und Remus grinste und zwinkerte. Na gut, vielleicht hatte sie recht. Und während Sirius an der Innenwand vorwärts preschte und Sidonius Avery für die Verspottung seines Bruders mindestens genauso sehr eins drauf gab wie für den Vergleich mit seinem Vater, zog James den tanzenden und hüpfenden Peter die Stufen hoch in Sicherheit, bevor er mit einem lauten „Finite!“ diesem Unfug ein Ende bereitete. Pettigrew seufzte dankend.

„Da waren's nur noch Drei!“ rief Sirius zu den beiden Zimmergenossen da oben hinauf und zeigte ihnen den Daumen hoch, mit dem Zauberstab um die Ecke deutend, und deshalb sah er ihn nur aus dem Augenwinkel. Wie eine Schlange auf dem Boden war Dolohov der Ältere vorwärts gekrochen, so weit wie es notwendig war, um den dunklen Aufgang einsehen zu können. Blacks dunkle Pupillen weiteten sich, und in diesem Moment hätte er schwören können, dass er verflucht wenige Bilder vor seinem inneren Auge vorbei ziehen sehen konnte, auch wenn er das hinterher niemals zugegeben hätte. Der grelle, weiße Blitz kam nicht ganz gerade, bewegte sich wie in Serpentinen durch die Luft, und das verschaffte ihm den winzigen Moment, den er brauchte, um den Fulguratus nicht mitten in die Brust zu kriegen. Und trotzdem brannte ein entsetzliches Höllenfeuer in seiner Schulter und fühlte sich an, als bohre es sich tiefer und tiefer und breite sich aus wie ein Tintenfleck auf Pergament.

„Sirius!“ kreischte Lily und hechtete vorwärts, um den zusammensackenden Körper zu packen und mit erstaunlicher Kraft für so ein zierliches Persönchen in ihre Richtung, entgegen der Gravitation, die Stufen hinauf zu zerren, während Remus für Deckung sorgte und sich in den Weg warf. Protego hielt sie alle in Sicherheit, bis er allein dort stand und ihren Rückzug verteidigen konnte, und die klappernden Lederschuhe von James auf der steinernen Treppe, wie er panisch, hektisch, eilig zu ihnen herunterrannte, um Lily mit dem halb bewusstlosen Sirius zu helfen.

Seine Lider flatterten unkontrolliert, und wenn er sie doch weit genug zu öffnen in der Lage war, rollte nur das Weiß in seinen Augen herum, und dabei gab Black sabbernde, gurgelnde Geräusche von sich, wie er mit der letzten verbliebenen Kraft seiner Füße zu treten versuchte. Der linke Arm hing schon vollkommen schlaff herunter und war heiß, so heiß, daß der Stoff zu schmauchen begann, aber Lily schob ihn trotzdem von dieser Seite, während James von der anderen an dem zuckenden Rechten zog und ihn lauthals fluchend auf den nächsten Absatz beförderte. „Diese Dreckssau!“ brüllte er Remus zu, der mit erhobenem Zauberstab drohend um die Ecke in den helleren Gang stierte und nicht reagierte. Sekunden später verstand James wieso.

Ein roter Funkenschauer prasselte auf Lupin hernieder, doch er wehrte ihn mit nur wenig Mühe ab und sprang rückwärts auf die Stufen hinter sich, mit dem Rücken fest an der Wand, schleuderte noch irgendeinen offensiven Kampfzauber aus seinem Repertoire großflächig um die Ecke und machte fast gleichzeitig eine wedelnde Bewegung in Potters Richtung. „Zieht euch zurück! Los, zieht euch zurück!“ schrie er ihn an, aber James konnte nicht. Er brachte es nicht fertig, sich zu bewegen und ließ den schwerer werdenden Sirius in Peters Arme gleiten, der ihn nun übernahm und gemeinsam mit Lily weiterschleppte, die Remus' Befehl zu befolgen gedachte. Er hatte recht: Sie mussten Sirius hier weg bringen! Und sie brauchten Hilfe! Dringend!

„James! Geh!“ brüllte Lupin, und mit sich kämpfend hielt Potter sich an der Zwischenwand fest, an deren Ende er nun stand. Gequetschte Geräusche aus der Kehle pressend, zwang er sich dazu, entschied sich aber erst, als Lily flehend „James, hilf uns!“ bat. Sie konnten ihn nicht halten, wenn er so zuckte, um sich schlug und keinerlei Kontrolle über seine Glieder hatte. Schweren Herzens packte er mit an, drückte Sirius so fest die Arme zusammen, dass es ihm weh tun musste, und mit einem „sorry, Mann“ hievte er ihn hoch und half, ihn die letzte, lange Treppenflucht hinauf zu tragen. Bis er ganz schlaff wurde und sich nicht mehr wehrte, und dann brauchten sie ihn nicht mehr, und James schaltete blitzschnell.

Augenblicklich ließ er Sirius los und stürmte wieder hinunter, beide Hände an den Wänden, um nicht zu fallen, links und rechts, und das Mahagoni-Holz seines Zauberstabes klapperte gegen den Stein. „James!“ rief ihm Lily hinterher, und er wusste ganz genau, wenn sie gekonnt hätte, sie wäre mitgegangen. „Ich kann ihn nicht allein gegen Drei kämpfen lassen!“ schrie er zurück und schüttelte den Kopf, aber er brauchte ihre Antwort nicht zu hören, um zu wissen, dass sie nichts weiter wollte, als auch dabei zu sein. Doch jemand musste sich um Black kümmern, und Peter schaffte es nicht allein.

Die kurzen fünf Stufen hinunter und scharf um die 180°-Kurve herum sprang James regelrecht, musste auf seine Füße achten, um nicht auszurutschen, und erst dort oben auf dem Treppenabsatz hob er den Blick und blieb sofort schlitternd stehen. Feuerwerk. Seine Augen weiteten sich von all den blauen, hellgrünen, roten, violetten Knisterregen und Funkenkerzen, geschmolzenem Stahl aus magischer Energie und beißendem Schwefelrauch, der da durch den schmalen Korridor mit der steilen Treppe flog und waberte. Remus war keine vier Stufen von ihm entfernt, schleuderte so schnell einen Fluch nach dem anderen aus dem rechten Arm, dass er die Hand kaum noch erkennen konnte in der Düsternis, und jedes Mal bekam er dennoch Antwort von dort unten. Und James konnte es sehen: Das waren nicht drei Zauberer, die ihm da so zusetzten, sondern nur einer. Antonin Dolohov stand allein, die beiden gekrümmten Gestalten in seinem Schatten rührten sich nicht, auch wenn der eine hin und wieder zu zucken schien.

Knurrend, halb zornig, halb genussvoll schlug er richtiggehend mit einer abwehrenden Hand hinter sich in Richtung des Mannes dort, der sich nicht zurückhalten konnte. „Nein, Aljoscha!“ brüllte er seinen Sohn an. „Der gehört mir.“

Das Grauen, das nach James griff, konnte er kaum beschreiben. Er redete von einem Jugendlichen da, nicht von irgendeinem Auror, dem er in die Quere gekommen war, sondern von einem Schüler! Dieses fanatische Feuer in Dolohovs Augen, das er vorhin noch so gut hatte verbergen können, leuchtete jetzt wie eine Lampe aus der Hölle, so stark, dass er beinahe Löcher in den Rauch bohrte, der sich zwischen den Kontrahenten ausgebreitet hatte. Und James konnte nicht eingreifen, ohne große Gefahr zu laufen, Remus zu treffen, während die Geschwindigkeit der umherfliegenden Flüche und Zauber nur noch zunahm. Das konnte niemand länger aushalten! Das war unmöglich, selbst für einen so talentierten Kerl wie Remus. Dolohov machte das hier schon viel länger als er, und seine Angriffe zielten nicht auf Abwehr und Entwaffnung, sondern auf Verstümmelung und Tod. Eine Stufe direkt unter Remus' Füßen zerbarst, und nur ein beherzter Sprung noch höher hinaus rettete ihn vor dem Fall.

Er konnte nicht mehr. Er schwitzte so sehr, dass ihm das Hemd am Körper klebte und seine Bewegungen einschränkte, und er brauchte die Freiheit in Schulter, Ellbogen und Handgelenk, um sich angemessen verteidigen zu können. Wenn er nur wüsste, ob die anderen oben angekommen waren. Wenn sie es schaffen konnten, hinaus und in den Ballsaal zu laufen, Hilfe zu holen, Dumbledore, McGonagall, Flitwick, die Auroren, irgendwen! Dann könnte er so lange durchhalten. Oder ihnen zumindest Zeit verschaffen. Jetzt noch nicht. Irgendwas flüsterte ihm ins Ohr. Jetzt noch nicht. Und aus der Stimme des eigenen Gewissens wurde der sanfte, weiche Bass von Saladin Al-Harani, als lese er ihm aus dem kleinen Büchlein vor auf Arabisch. Und dann begriff er, dass ihn sein Hirn daran erinnerte, dass ein Zauberstab eben nur der Kanal war, das Gefäß aber, das war er selbst.

Was zum Teufel tat der da?! James wollte schreien, aber es ging nicht, es blieb ihm im Halse stecken. Kerzengerade stand Remus mitten in Dolohovs Schauer aus explodierenden Kampfzaubern, schloss die Augen und streckte den Nacken durch, als wolle er sich nach hinten fallen lassen und einen Engel in den Schnee malen, nur das hier weder Schnee vorhanden, noch dies der richtige Moment dafür war. Und dann plötzlich klatschte er so laut in die Hände, einmal, zweimal, dass es widerhallte in den Katakomben wie im Inneren einer Bass Drum, und James klappte den Körper nach vorne und hielt sich die Ohren zu. Das war ein magisches Geräusch! Viel zu durchdringend, viel zu klar in all diesem Lärm! „Wagef!“ murmelte Remus deutlich und ohne das geringste Zittern in der Stimme, und das Nächste, was James sah und spürte, war ein rücklings auf ihn drauf geworfener Lupin. Oh Merlin, oh nein, Dolohov musste ihn getroffen haben, er musste ... Remus lachte.

Er lachte furchtbar und rollte sich von James herunter, dem keuchend Luft entwich, und schon dabei drehte er sich auf die Füße und packte hustend Potters Hosenbund, an dem er ihn hochzog, bevor er gegen seinen Hintern drückte und ihn zum Vorwärtskrabbeln anhielt. „Los, beweg' dich!“ krächzte er, musste erneut husten, um den Schwefelqualm aus den Lungen zu kriegen, den er, genau wie die Luft um sich herum, regelrecht zusammengesogen hatte zu einer Mauer aus Molekülen. Und dann hatte er sie dort hinunter geschickt, den ganzen Rauch und die Kraft eines auf engstem Raum entfesselten Winds, mit dem einfachen arabischen Wort für „Stopp!“ Einhalt geboten. Irgendwo dort unten, spotzend, spuckend und stöhnend vor Schmerz, rappelten sich die drei Todesser nur langsam wieder auf. Gelobt sei Salah ah-Din! „Das dürfte uns ein wenig Zeit verschaffen!“

Während James' Geist noch ratterte und fast so sehr rauchte wie Doholovs Robe, stolperte er den Weg zurück, den er soeben gekommen war, zurück zu Peter und Lily und Sirius, einen enormen Druck auf den Ohren und ein stetiges, leises Fiepen wahrnehmend. Keine Ahnung, was Remus da gemacht hatte. Aber das war saugut gewesen!

Die fünf Stufen hinauf auf den letzten Absatz krochen die beiden jungen Männer, und ohne sich abzusprechen, hockten sie sich auf die untersten Treppentritte, um erneut ein Scutum invisibile zu errichten, als letzte Barriere gegen die anstürmenden Todesser, sobald die sich dort unten weit genug die Knochen sortiert hatten, um ihnen folgen zu können. Und dann drehten sie sich hastig herum und rannten auf allen Vieren die steilen 25 Stufen hinauf zu dem erhellten Torbogen des Geheimganges unter der Großen Halle. „Wir dürfen sie auf keinen Fall durchkommen lassen!“ keuchte Remus dabei, und James nickte hastig. „Da oben sind Schüler, Kinder, sie könnten Geiseln nehmen und verlangen, was sie wollen!“ fasste er seine Gedanken in Worte und traf damit genau die Befürchtung auf den Kopf, die Lupin gemeint hatte. „Wir müssen uns was einfallen lassen!“ Keine Frage. Nur was?

Das obere Ende der Treppe kam so abrupt und überraschend für die beiden Jungen, dass sie fast darüber hinausgeschossen wären und den Boden mit dem Kinn aufgepflügt hätten, und darüber mussten sie selbst in dieser Todesgefahr fürchterlich lachen. „Oh, Gott sei Dank!“ seufzte Lily irgendwo dort hinten am Eingang zum Wachraum, bis wohin sie und Peter es geschafft hatten, Sirius zu ziehen, doch jetzt war damit Schluss. Er konnte sich nicht mehr genug rühren, war steif wie ein Brett und qualmte immer noch an der Schulter, und nur schwach mit den Augen rollend, konnte er Potter und Lupin anschauen und ihnen gequält lächelnd zu zwinkern. Er hatte Schmerzen, das sahen sie genau, aber ein wenig musste er noch durchhalten. Das hier war noch nicht vorbei.

Sich auf die Knie rutschen lassend und dabei die guten Hosen endgültig versauend, kamen Remus und James zum Stehen, so nah, dass Potter fast über Black geflogen wäre. „Mann, Sirius, du siehst Scheiße aus!“ kicherte James, obwohl er dabei alles andere als belustigt, sondern eher himmelschreiend besorgt war, und hielt ihm sanft einen Handrücken an die Stirn. Er glühte. Als brenne er von innen weiter. Sich auf die Lippe beißend, versuchte er, ihn den Schock nicht sehen zu lassen, erst recht nicht, als er hinter sich Lily flüstern hörte, die Remus beiseite zog und ihm ins Ohr flüsterte. „Es geht ihm immer schlechter!“ Lupin schnaufte und schaute hektisch über seine Schulter zurück, wo nun wieder die trappelnde Schritte von schweren Stiefeln in der Tiefe zu vernehmen waren. Zwei nur noch, einen hatte er offenbar endgültig außer Gefecht gesetzt. Nur, so sehr er auch hoffte, es handele sich um Antonin Dolohov, so sehr war ihm auch klar, dass er solches Glück wohl kaum haben konnte.

„Sie müssen aufgehalten werden!“ ballte er die Fäuste und starrte Lily fest in die blitzegrünen Augen, ob ihr nicht was einfallen konnte. Und augenblicklich gab sie ein feines „hm“ von sich und tippte sich ans Kinn. „Eine Idee hätte ich,“ grübelte sie laut, und während Peter noch immer voller Kummer Sirius' Locken streichelte und James ihm beruhigend zuflüsterte, hatte Remus nicht übel Lust, sie zu packen und durchzuschütteln. „Dann spuck's schon aus!“ herrschte er mit wild fuchtelnden Händen, aber alles, was aus Lily rauszubekommen war, war ein angestrengter, fast menetekelnder Blick schnurstracks an die Decke des Gangs.

Und dann begriff er. Sich so hastig herumdrehend, dass ihm das Knie der Smokinghose aufriss, folgte er ihren Augen, griff nach ihrem bloßen Arm und schaute ihr wieder in die Augen, eine Braue steil hochziehend. „Denkst du das selbe wie ich?“ fragte er sie, brauchte auf Bestätigung nicht lange zu warten. Lily nickte hastig. Sie hatte recht. Es war die einzige Möglichkeit. In die geschlossenen Mauern von Hogwarts vermochte niemand einzudringen, der nicht riesige magische Kraft mit sich führte, und so gut wie Dolohov auch war, dafür fehlte ihm die Macht. Die Mauern schließen. Die Decke. Schließen.

Ohne Warnung packte Remus den Kragen von James und riss ihn regelrecht von Sirius weg, aber Potter konnte nicht protestieren. „James!“ rief er ihm nur zu und deutete auf die feine Linie, die den inneren vom äußeren Teil des Ganges abtrennte. „Pete, bleib' bei Tatze!“ befahl Potter hastig, worauf Pettigrew heftig nickte, und schon stemmte er sich auf die Füße und folgte Lily und Remus, die den Korridor hinunter zurück spurteten zu dem gähnenden Loch, in dem die Treppen abwärts führten. Ein kurzer Blick sollte genügen, um sich zu vergewissern, dass ihr letzter Schild noch hielt. Und fast hätten sie ihn nicht gesehen: Da kniete jemand in den Schatten, den Zauberstab gegen die rotglühende Wand aus schützendem Zauber gepresst, und murmelte vor sich hin. Wie der Schatten von Remus' hoch aufragendem Kopf auf ihn fiel, schaute er auf und grinste boshaft. Aleksandr Dolohov.

„Wenn ich du wär', würd' ich mich da lieber ganz schnell verpissen!“ brüllte James mit vor dem Mund zu einem Trichter geformten Händen da hinunter, klopfte Remus auf die Schulter, dass sie sich nun an die Linie zurückziehen und ihr Werk vollbringen mögen. „Sonst dellst du dir dein hübsches, blondes Köpfchen ein, Aljoscha!“ benutzte er dazu noch höhnisch provozierend den Kosenamen des Vaters, den er soeben dort unten noch aufgeschnappt hatte, und dann rannte er zurück. Aleksandr glotzte immer noch rauf zu ihnen, die hellen, blauen Augen zu Schlitzen verengt und die Zähne bleckend. Oh nein, er war so kurz davor, diese magische Barrikade einzureißen, und dann, oh ja, dann würde er sich diese Bürschchen holen und ein bisschen mit ihnen spielen, aber nur ein bisschen. Besonders mit dem da, der ihn da so blöd anstarrte.

Wie sein Vater auf ihn zustürzte und ihn am Arm packte, bekam er gar nicht so richtig mit. „Aleksandr! Aleksandr, komm da weg, sie wollen den Gang zum Einsturz bringen!“ hatte Antonin Dolohov längst erkannt. Eine fabelhafte Schlacht hatten sie geschlagen, die Kinder. Es würde nicht an ihm hängen bleiben, dass diese Mission gescheitert war, oh nein. Aber es war Zeit, die Niederlage einzugestehen. Respekt. Das musste er ihnen schon zugestehen, das war sehr mutig, sehr törricht, aber keineswegs selbstüberschätzend gewesen. An seinem einzigen Sohn zerrend, warf auch Antonin einen Blick nach oben, und der Letzte von ihnen, der noch aufrecht stehen konnte, schaute auf sie beide herab. Lupins Sohn. Das Gesicht mit den rot leuchtenden Narben würde er nie vergessen. Sein eigenes, schiefes, boshaftes Grinsen lächelnd, zog Dolohov zwei Finger von seiner Stirn weg. Schöner Kampf. Lupins Sohn.

Der Junge dort oben wandte sich ab, und sein Schatten verschwand. Zeit zu gehen. Fester an Aleksandrs Arm ziehend, forderte er ihn erneut auf. „Komm jetzt, Aljoscha!“ Aber der Sohn riss sich los. „Ich hab's gleich! Unterbrich' mich nicht!“ zischte er hinter sich, Feuereifer in den Augen, dieses leere, kalte Glühen, dieses entsetzlich verbrauchte Verglimmen, das Antonin in den Pupillen des wahnsinnigen Mädchens immer wieder sah, und erschrocken wich er zurück. Nein, das nicht, nicht Aleksandr! Vielleicht rettete ihm das Zurückweichen das Leben. Vielleicht auch etwas Anderes. Antonin Dolohov fand es nie heraus.

Drei Zauberstäbe richteten sich an die Decke des Geheimgangs unter der nördlichen Außenmauer der Großen Halle, und auf Kommando riefen sie zusammen ihren Spruch: „Bombarda maxima!“ Und sobald die Ströme aus gleißendem Licht die Linie dort oben trafen und die drei Jugendlichen rückwärts wichen und mit den Armen ihre Köpfe bedeckten, polterten und krachten die stützenden Steine in sich zusammen wie Bauklötze im Kindergarten, zerrissen den Torbogen mitten durch und schlugen in die Treppen ein, dass Splitter aus Granit nur so in alle Richtungen spritzten. Wie viele Brocken kollerten und fielen und ihren Weg fanden bis hinunter auf den kurzen Absatz, das magische Schild durchschlugen und alles niedermalmten, was ihnen in die Quere kam, das konnten sie nicht zählen da oben in den verstaubenden Überresten der einst von den Gründern genutzten Stiege.

Und als endlich Ruhe eintrat und der feine Mehlstaub sich zu legen begann, der in ihren Luftröhren fest saß und nicht mal ein würgender Hustenreiz sie davon befreien konnte, zerriss ein markerschütternder Schrei ohrenbetäubend die gespannte Stille.


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Die Entschlüsselung der Namen ist gut und schön, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass dem zuviel Bedeutung beigemessen wird. Überspitzt gesagt, könnte Malfoy auch Müller-Lüdenscheid heißen, er würde aber dieselbe finstere Figur bleiben.
Klaus Fritz