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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Die Truppe an die Front!

von Teekon

Schlitternd kam James zum Stehen, wie er auf das Eingangstor zur Großen Halle zurannte, seine Schuhe noch immer unter dem Silencio-Zauber aus seinem eigenen Zauberstab. Gerade in dem Moment, in dem er nach einem der Griffe hatte langen wollen, war der Türflügel von innen aufgestoßen worden, und durch einen schmalen, unauffälligen Spalt, ganz ähnlich dem, den er vor gut zwei Stunden produziert hatte auf seinem Weg nach draußen, schob sich der Arm eines Mannes. Beeilung! Beeilen sollte sich dieser Kerl, er musste da rein! Er brauchte einen Erwachsenen!

Seine Gebete mussten irgendwo erhört worden sein, egal wo, denn wer da aus der Halle herauskam, abwesend lachend und hinter sich leise redend, war ein kopfschüttelnder Professor Gauss. Dem Himmel sei Dank! Ein Lehrer! Sein glatt rasiertes Kinn reibend, legte der Arithmantiker den Kopf schief, noch immer umgewandt und in den hellen, glitzernden Ausschnitt des Tanzsaals hinter sich sprechend, und seine Augen hatten dabei einen ganz merkwürdigen Glanz, für den James jetzt keine Zeit hatte. Der noch recht junge Lehrer, den er selbst kaum kannte, weil er dessen Fach nicht belegte, kam ihm gerade gelegen, und am liebsten hätte er ihn stürmisch an der Robe gepackt und gnadenlos durchgeschüttelt in seiner Panik.

Wummernde Musik drang gemeinsam mit Kosinus Gauss aus der Großen Halle heraus, und so wie sich das anhörte, war das Orchester mittlerweile abgelöst worden von zeitgenössischen Liedern, sogar Muggelliedern, aber das tat der Feierlichkeit und der Stimmung keinen Abklang. Ganz im Gegenteil. Ein winziger Blick über die Schulter des Lehrers offenbarte eine gestiegene Dichte auf der Tanzfläche, und so wie das aussah, waren einige, nicht mal wenige, Schülerinnen und Schüler aus den unteren Klassen zurück gekehrt, und niemand schien sie daran zu hindern oder gar zurück in ihre Gemeinschaftsräume zu schicken.

Dafür hatte James jetzt weder Zeit, noch Auge noch Ohr, und die Sicht wurde ihm sowieso augenblicklich verstellt, was in diesem Fall allerdings sein Herz noch einen Tick höher springen ließ vor Erleichterung. Professor Twynham! Genau die richtige Person! Die Lehrerin für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, gerade das, was sie in – er schaute rasch auf die baumelnde Taschenuhr – weniger als 50 Minuten dringend brauchen würden! Fast kreischend vor Schreck bei dieser Zahl, stürzte Potter die letzten Yards vorwärts.

Er konnte nicht verstehen, was die beiden Lehrer zueinander sagten, wunderte sich nicht darüber, wie vertraut hier miteinander umgegangen wurde und sah nicht die lang ausgestreckten, zierlich langen Finger von Professor Twynham, die sich auf Gauss' Oberarm legten, während sie den jungen Lehrer in die Eingangshalle schob. Mädchenhaft kichernd, winkte sie ab und lachte ein süßliches „ach, Kosinus!“, aber er grinste nur zufrieden und reichte Desdemona einen Arm zum Einhaken. „Nein, nein, das meine ich ganz ernst!“ erklärte der Arithmantiker mit ausgestrecktem Zeigefinger und schloss den Türflügel hinter ihr.

Die beiden Lehrer waren offensichtlich auf dem Weg nach oben zu ihren Privatgemächern, hatten wohl die Schnauze voll von gröhlenden und tanzenden Schülerinnen und Schülern, hatten genug gegessen und getrunken und gefeiert und wollten nun zur Ruhe gehen oder zu einem Absacker irgendwo in etwas gemütlicherer Runde, aber das musste James ihnen jetzt versauen, ob es ihnen passte oder nicht. Regelrecht in sie beide hinein rannte er und rief dabei schon aufgeregt ihre Namen: „Professor Gauss! Professor Twynham!“ Aber weiter kam er nicht, obwohl er so viel zu sagen hatte. Ihm versagte die Stimme vor Aufregung.

Die Brauen des Lehrers schoben sich fest und abweisend ineinander, wie er sich dem jungen Mann zuwandte, und rasch rutschte die Hand der Dame aus seinem angewinkelten Ellbogen, während sie hastig hinter ihn trat und noch mehr Farbe aus ihrem Gesicht wich. Wie mit weißem Puder bestäubt sah sie damit aus, und die dunklen Augen hinter dichten, geschwungenen Wimpern sowie die tiefrot geschminkten Lippen traten dadurch nur noch deutlicher hervor. „James!“ flüsterte sie heiser, die einzige Lehrerin, die ihre Schüler beim Vornamen nannte, sobald sie den ungestümen Kerl erkannte, und Professor Gauss baute sich richtiggehend zwischen ihm und ihr auf.

„Na na, Mr. Potter, was soll denn dieser Unfug?“ fragte er, schon ein wenig übertrieben aufgebracht und stemmte die Hände in die Hüften. Diesen wirren schwarzen Haarschopf und die allseits bekannte runde Brille konnte man gar nicht verwechseln, auch wenn man den Herrn vielleicht nicht im Unterricht vor sich sitzen hatte. James Potter war nunmal Gryffindors erfolgreichster Jäger und Quidditch-Kapitän und genoss obendrein den Ruf eines unverbesserlichen Tunichtguts, gemeinsam mit seinen Freunden (auch wenn Gauss absolut nicht verstehen konnte, wie Mr. Lupin da ins Bild passte). Ganz bleich war der Junge, und trotzdem glühten seine Wangen, und mit ganz wässrigen Augen fuchtelte er durcheinander mit den Händen herum. Und er quasselte irgendwas Unzusammenhängendes.

Die Lider zusammenkneifend, beugte Professor Gauss sich vor und versuchte, erst einmal die Wörter zu verstehen, die Potter da immer wieder hervorquetschte, und sobald er wenigstens die Hälfte davon heraushören konnte, wollte er einen Sinn hinein bringen. Aber es misslang gehörig. „Todesser! Geheimgang! Professor Dumbledore!“ brabbelte er bloß noch mal und noch mal, aber das war alles kompletter Blödsinn. Den Kopf schüttelnd, zog Gauss die Lippe hoch und drehte sich hastig zu seiner Begleiterin herum. „Hast du eine Ahnung, wovon er da redet?“

In ihrem engen, schwarzen Kleid mit lauter dunklen Rüschen an den fest sitzenden Ärmeln und unten über dem Rist ihrer hochhackigen Schnürschuhe, verneinte die Twynham augenblicklich, selbst noch mit ganz verknitterter Stirn, als überlege auch sie, was Potter denn meinen könnte. „Ich weiß es nicht,“ murmelte sie nur und war doch ein wenig erschrocken darüber, den sonst so gefassten und lässigen Schüler in derartigem Aufruhr zu erleben. Aber dann wieder ... Was immer es war, sie hatte keine Lust und keine Zeit dafür, sich mit Problemen der Schüler zu befassen! Schon gar nicht heute Abend. Und er sagte es doch selbst: Er wollte Professor Dumbledore! Dann sollte er doch gleich zu ihm gehen!

Am Ärmel des jungen Lehrers neben sich ziehend, verdeutlichte sie, was sie am liebsten getan hätte, doch Kosinus Gauss war so besorgt von diesem außergewöhnlichen Verhalten, dass er Potters beide Arme packte und den Jungen kräftig durchschüttelte. „Herrje, Potter, nun reißen Sie sich mal zusammen und sagen Sie, was los ist!“ Es half nichts. James stotterte weiter seine drei Begriffe und rotierte dabei eine Hand um das dazugehörige Gelenk, wie er selbst nach den besseren Worten rang. Es wollte nicht rauskommen! Wie sollte er das erklären, wo sollte man denn da anfangen? Und keine Zeit!

„Todesser? Wovon reden Sie denn da, Herrgott, was in Merlins Namen ist ein Todesser?“ empörte sich der Arithmantiker nun mehr und mehr, seltsam angesteckt von dieser Panikstimmung, und weil James immer noch nichts Vernünftiges herausbrachte und nun auch noch anfing, lallende Geräusche von sich zu geben, wurde es ihm zu bunt. Zu einer zur Besinnung rufenden Ohrfeige ausholend, schwang er den Arm zur Seite, den die Twynham jedoch rechtzeitig packte und zurückhielt, noch bevor James sich ducken musste. „Kosinus! Nicht doch!“ rief sie erschrocken.

James schnappte nach Luft und schaute von einem zum anderen, während der Professor sich zu der Lehrerin für Verteidigung herumdrehte und „aber wieso nicht?“ argumentierte, mit der noch ausgestreckten Hand auf den jungen Mr. Potter deutend. „Er ist eindeutig nicht bei Sinnen, vielleicht hat er zu viel Feuerwhiskey gehabt!“ erklärte sich Gauss, aber die Twynham schüttelte nur den Kopf und musterte James mit forschendem, sorgenvollem Blick. Oh Merlin, verdammte Scheiße, die verstanden ihn einfach nicht! Und er konnte nichts Anderes sagen, er war selbst viel zu durcheinander und verwirrt, er brauchte jemanden, der begriff, wovon er da redete, ein Ordensmitglied, ja! Wer war alles im Orden des Phönix? Wo mochten die denn rumlaufen? Oh, er wollte die Jungs, jetzt und auf der Stelle!
Die Zeit lief ihnen davon! Es war vollkommen zwecklos, diesen beiden hier irgendwas beibringen zu wollen!

Nur noch entnervt seufzend den Kiefer zuklappend, schloss er für einen verlängerten Reflex die Lider und schüttelte den Kopf. „Vergessen Sie's,“ meinte er nur noch erstaunlich klar, befreite sich von der verbliebenen Hand des Lehrers an seinem Ärmel und drückte sich an der sonst so aufreizenden Gestalt von Professor Twynham vorbei. War ihm heute alles egal. Sowieso war niemand hübscher und schöner und wunderbarer als Lily. Und auch der Gedanke tat gerade nicht mal weh. Remus musste er finden, sagte ihm sein Hirn. Remus. Der würde verstehen, der konnte Dumbledore alles erklären. Fast hätte James gelacht, wie er die Tür aufriss und in den dröhnenden, stickigen und vollen Tanzsaal schlüpfte. Da hatte er sein Ordensmitglied und die Jungs in einem!

Und wie der junge Mr. Potter in der Großen Halle verschwand und sich schon hastig und unruhig auf den Treppen umzuschauen begann, bevor die Tür ins Schloss fiel, blieben die Professores Twynham und Gauss verdutzt im Foyer zurück und starrten einander verständnislos an. „Was war denn das?“ drückte Kosinus seine Gedanken aus, aber Desdemona zuckte die Achseln und schüttelte dann den Kopf. „Potter,“ sagte sie nur, als erkläre das einfach alles, und er schnaubte quieksend. Wahrscheinlich hatte sie recht. Der schlechte Versuch, seinem offenbar miserabel gelaufenen Abend noch irgendwas abzugewinnen, indem er in bester Tunichtgut-Manier ein paar Lehrer verlackmeierte. Leider so gut, dass es schon nicht mehr richtig funktionierte.

Ebenfalls die Schultern hebend, tat der Professor für Artihmantik das, was der Schüler ihm geraten hatte, und vergaß es, streckte seiner Begleitung einen Arm hin und ließ sie sich knicksend und lächelnd bei ihm einhaken.
Gemeinsam schlenderten sie um die Ecke und die breite Marmortreppe hinauf, in gemächlichstem Flanier-Tempo, und dabei unterhielten sie sich schon wieder leise und angeregt über Wein und Südfrankreich.


Verflucht. War das Professor Flitwick? Er musste es sein, wer sonst hatte diese Größe? Mitten unter all den tanzenden und sich drehenden Schülerinnen und Schülern hopste er herum, der Chorleiter von Hogwarts, Hauslehrer von Ravenclaw und Professor für Zauberkunst, lachte dabei wie verrückt und wurde lustig und gern eingebunden. Die anderen Lehrkräfte inklusive der Angestellten, hockten auf dem hohen Podest bei einander und schauten sich das an, unterhielten sich mit der Ministerin und ihrem Ehegatten oder den anderen Begleitern aus dem Ministerium. Poppy Pomfrey kicherte leicht angetrunken mit Professor Sprout, beide Damen ein hohes Glas Schokoladenlikör in der Hand, und Hagrid gröhlte schunkelnd einen vollkommen falschen Text zur Musik.

Das war ja auch nicht verwunderlich, denn nun, wo er in der Großen Halle war, konnte James mit Sicherheit sagen, dass es sich hier nicht um traditionelle Zauberermusik handelte. Nicht mal die Interpreten waren magischen Geblüts, und wäre er nicht zufällig mit einem Halbblut befreundet gewesen, das fürchterlich auf Muggelmusik aller Art stand, hätte er keine Ahnung gehabt. Erstaunlich allerdings, wie viele der Schüler da oben doch dieses Lied nicht nur mitzutanzen und zu beherrschen schienen, sondern auch wirklich und wahrhaftig jedes Wort singen – oder besser brüllen – konnten. Ein Bild von einem Quartett in gar nicht mal so außergewöhnlich muggelartig anmutenden Gewändern sprang ihm ins Gedächtnis, und Remus hatte irgendwas von Schweden gebrabbelt, und wie gern er gerade diese Band hatte, das konnte man nun wieder deutlichst sehen.

Gar nicht so weit von Filius Flitwick entfernt entdeckten James' eifrig und kopflos umherhuschende Augen den ältesten Zimmergenossen auf dem Parkett, wie er nicht nur lauthals mit seinen Chorfreunden mitgröhlte, sondern auch – wie konnte es anders sein – mit Lily Evans einen entsetzlich schnellen Cha Cha hinlegte, dem man kaum zuschauen konnte. Und dabei lachte das Mädchen aus nicht-magischem Hause lauthals und völlig losgelöst, bevor sie wieder den italienischen Titel des Songs mitsang. Sich auf die Zunge beißend, mahlte James mit den Kiefern und entschied, dass er wirklich verdammt noch mal absolut keine Zeit hatte. Nicht mal dazu!

Es war nun recht einfach, schnell und ohne großartige Störungen vom Eingang bis hinunter zum Rand des Tanzparketts zu gelangen, denn die runden Tische waren alle leer. Jeder einzelne Jugendliche befand sich in der Menge, und wer die Gesellschaftstänze nicht beherrschte, der konnte nun problemlos einfach nur hüpfen und irgendwie die Hüften schwingen, weil es sich ja nicht mehr um eine feierlich-erhabene Veranstaltung handelte. Zwanzig nach Zwei! Noch 40 Minuten nach Mulciber! James schlängelte sich in so enormer Geschwindigkeit zwischen beiseite gezogenen und im Weg stehenden Stühlen hindurch, dass er fast mehrfach über magisch herbeigebrachte Grasbüschel und Blumenhügelchen gestolpert wäre, aber auch das wäre ihm jetzt gleichgültig gewesen.

Noch während er lief, kam ihm der Zufall zu Hilfe, denn der Song endete und Remus und Lily schienen dringend eine Pause einlegen zu wollen. Heftig, aber lachend den Kopf schüttelnd, machte der Älteste einen Satz vom Parkett herunter und reichte dem Mädchen die Hand, um ihr ebenfalls auf niedrigeres Gelände zu helfen. Seine Robe hatte er abgelegt, an der Seite über die Lehne eines Stuhls geworfen, und beide glühten im Gesicht von der Anstrengung. Ein Glas Wasser wäre jetzt genau das Richtige, und dann nach diesem Lied wieder dazu stoßen. Aber so weit kamen sie gar nicht.

Wie eine Bowling-Kugel im Schuss rollte James Potter durch die menschenleere vordere Halle auf sie zu und ließ sich mit voller Wucht gegen Remus prallen, der nur „woah!“ ausrufend nach seinen Ellbogen greifen und ihn abfangen konnte, damit sie nicht beide hintenrüber kippten und unanständig aufeinander landeten. „Remus!“ kreischte James. „James!“ tadelte Remus und verstummte sofort, wie er ihn da von oben her musterte. OK, da stimmte irgendwas nicht. Potter war ja total aufgelöst, schlimmer als nach verlorenem Quidditch-Match, und das wollte schon was heißen. Er schwitzte heftiger als Lily und er, dabei hatten sie seit über anderthalb Stunden ununterbrochen getanzt, und er konnte gar nicht stillhalten, wie er da vor ihm herumhampelte.

„Was ist?“ wollte Remus nun wissen, beruhigend und sanft nach seinen Armen greifend und ihn herunter drücken. Das zeigte viel mehr Wirkung als bei Gauss, vor allem, weil James sich hier sicher fühlte.

Wenn er in dieser Gesellschaft sein „Todesser! Stiege! Professor Dumbledore!“ stammelte, dann verstand man ihn auch. Augenblicklich begriff Remus und schaltete mit noch immer keuchendem Atem in Sekundenbruchteilen. Wie praktisch, dass sein Kreislauf gerade auf Hochtouren arbeitete. „Todesser? Hier?!“ platzte er heraus und packte James fester. Erleichtert, fast so sehr, dass er dringend mal schiffen könnte, nickte Potter und schluckte die Trockenheit aus dem Mund, schloss die Augen und lehnte sich gegen Remus' Schulter wie kurz vor einer Ohnmacht. Oh, danke, danke, endlich Hilfe! Gleichzeitig zu Lupins festem Klopfer auf den Oberarm, beugte sich Lily Evans vor und stierte ihn genauso geschockt an wie sein Freund. „Wo?“ verlangte sie nach Präzisierung, und wie frisch vor dem Ertrinken gerettet, rang James nach Luft. „Auf der Stiege,“ japste er, die Augen immer noch zu.

Sich zu ihr wendend, bog Remus sich zu ihr herunter und raunte ihr ins Ohr, dass sie bei ihm bleiben solle, grabschte sich seine Robe von der Stuhllehne und stob davon in Richtung der Tanzfläche, um Peter zu holen, während Lily ganz besorgt die stützende Funktion von Lupins viel stärkerem Arm mühelos übernahm. Sie hatte absolut keine Ahnung, wie gut das tat. Fast noch mehr lehnte James sich dagegen und genoss es sogar fast ein bisschen, dass Lily Evans, das Mädchen, das ihn hasste und das er liebte, sich so rührend um ihn kümmerte. Für Umstehende musste das aussehen, als habe Potter ein wenig zu tief ins Feuerwhiskey-Glas geschaut und kämpfe nun mit hartnäckiger Übelkeit, während er sich eigentlich mehr und mehr fing. Er war jetzt nicht mehr allein, er hatte jetzt seine Freunde bei sich, und gemeinsam würde ihnen etwas einfallen, zusammen waren sie stark.

Fast bis an die hintere Wand, nun überdeckt von den künstlichen Stämmen von Eichen und Buchen und übersät mit ihren Blättern, musste Remus laufen, bevor er die stämmige Gestalt von Peter Pettigrew erhaschen konnte, die gerade in fantastischem Schwung Mafalda Gainsworth zu einer Jive-Pirouette ausdrehte. Wie im Raster nur noch dachte Lupin, froh darüber, auf einen animalischen Instinkt zurückgreifen zu können, der anderen sonst verwehrt blieb, und er trat einfach in einem günstigen Moment auf das Parkett und tippte der zurück in Petes Arme gekehrten Falda auf die Schulter. Irritiert fuhr sie zu ihm herum und lächelte sofort über das ganze Gesicht, wie sie „hi, Remus!“ flötete, und er war nicht einmal erstaunt darüber, wie hervorragend seine Maskerade diesen Ausdruck widerspiegelte. „Hallo, schöne Frau! Darf ich abklatschen?“

Offenbar hatte die Gryffindor nicht wirklich was dagegen, auch wenn sie dann doch reichlich verwirrt war darüber, dass er nicht sie, sondern Peter in eine Tanzfigur und dann sofort vom Parkett herunter zerrte. Noch halb in ihre Richtung ausgestreckt, gab ihr Begleiter ihr mit einem Heben der Brauen zu verstehen, dass er einen Augenblick brauchte, während die gesamte Fröhlichkeit aus Lupins Gesicht verschwunden schien. Merkwürdig war das. Ob das was passiert war? Vielleicht war einem der anderen Jungs schlecht geworden oder sowas? Und wo war denn Lily? Auf der anderen Seite des Parketts waren einfach zu viele Köpfe im Weg, um dort irgendwas sehen zu können, wo sie ihre Freundin und Klassenkameradin vermutete.

Tief heruntergebeugt zu dem wesentlich kleineren Pettigrew, flüsterte Remus ihm hektisch ins Ohr, und immer größer wurden die wasserhellen Augen des pummeligen 16jährigen. Ihm klappte der Mund auf in eindeutigem Schock, und dann wandte er sich nur rasch herum und rief ihr zu: „Entschuldige, Falda, ich ...“ Mit ausgestrecktem Finger deutete er irgendwo in Richtung Ausgang und schaute sie ganz flehentlich an, um Verzeihung bittend für diese schnöde Unterbrechung eines wunderbaren Abends und dieses miese Zurücklassen. Aber mitnehmen konnte er sie nicht. So niedlich sah er dabei aus, dass sie zwar traurig, aber verständnisvoll nickte und ihm zuwinkte, während Lupin ihn am Revers seiner Festrobe hinter sich herzog.

„Das ist 'n Witz!“ hoffte Peter immer noch halb fragend, wie sie durch den schmalen Durchgang zwischen Tanzpodest und Wand schlüpften, und er zitterte regelrecht im Laufen. Remus, vorauseilend, hatte ihn mittlerweile losgelassen, aber schüttelte hastig den Kopf, die Brauen zu einem beklommenen Dreieck aufgetürmt und streng nach vorne schauend. Man konnte richtig dabei zusehen, wie sein reger Verstand bereits Pläne ausheckte, wie er schon nachzudenken schien, was zu tun war und wie, auf welche Weise er jede einzelne mögliche Schachfigur in diesem ernstgewordenen Spiel einsetzen konnte. Und gleichzeitig zu taktischen Überlegungen wunderte er sich über die Hintergründe dieser äußerst unangenehmen und beunruhigenden Überraschung.

James und Lily kamen in Sicht, er nun wieder wesentlich aufrechter und schon ein gefassteres Gesicht machend, während das Mädchen ihm wohl gerade eine Frage gestellt hatte, die er ihr in einigermaßen vernünftigen Worten beantworten konnte. „Mulciber und Avery haben draußen davon gesprochen,“ erklärte er, und Lily biss sich von innen auf die Wange. „Und du bist sicher, dass sie dich nicht übers Ohr hauen wollten?“ musste sie einfach darauf hinweisen, doch ohne beleidigt zu sein, schüttelte James heftigst den Kopf. Er verstand schon, wieso sie das fragte, das hatte seine Berechtigung. „Nein. Sie hatten beide Angst,“ war er sich mehr als absolut sicher. Das konnte niemand so gut spielen, schon gar nicht diese beiden Volltrottel, die nicht mal eine Maus in eine Teetasse verwandeln konnten.

Verstehend nickte die junge Frau in ihrem wundervollen Kleid, als die beiden anderen Jungen wieder zu ihnen stießen. Keine Zeit mehr für Plänkeleien oder Drumherumreden. Remus kam gleich zur Sache: „Wo ist Sirius?“ schaute er in der kleinen Runde jeden an, ob sie den Fünften in diesem Bund irgendwo gesehen hatten, und Potter schlug ihm mit der flachen Rückhand auf die Brust, wie es ihm wieder einfiel. „Oben im Steinbänkchen-Raum,“ erinnerte er sich an die Stimme seines besten Freundes. Mehr als scheißegal jetzt, ob er da oben mit Serena oder Pusemuckl saß, sie brauchten ihn! Ihm zunickend, dass er vorausgehe, glühten Remus' silbergraue Augen auf, und James setzte sich in Bewegung, dicht gefolgt von Evans, Lupin und Pettigrew.

„Sollten wir nicht gleich runtergehen?“ schlug Peter vor, während sie sich in eiligstem Tempo ihren Weg zurück zu den großen Flügeltoren kämpften, die hinaus in die Eingangshalle führten, und über die Schulter zurückrufend, schüttelte James den Kopf. „Wir haben genügend Zeit! Es ist besser, wir sind einer mehr!“ Offenbar sah nicht nur Remus das genau so, denn auch Lily nickte zustimmend, ohne ein Wort zu sagen, und auch auf ihrer Stirn bildeten sich reichlich horizontal und vertikal laufende Falten aus Besorgnis, Grübelei und etwas, das Peter noch nie zuvor gesehen hatte, schon gar nicht bei einem Mädchen: Kampfbereitschaft. Echter Wille zu tatsächlicher, wirklicher Auseinandersetzung, ohne Rücksicht auf Verluste. „Wow,“ flüsterte er sich selbst zu und konnte kaum verbergen, wie stolz ihn das innerlich machte.

Wie Cowboys im Saloon stießen sie gemeinsam beide Flügel der großen Tore auf, und ein Knall echote durch den hohen Raum der Einganshalle, während sie zu Viert hindurch eilten und mit festen Schritten die Marmortreppe erklommen. Den schmalen Gang nehmend, aus dem heraus sie vor so langer Zeit Lord Voldemort und Slughorn beobachtet hatten, wählten sie den ihnen allen bekannten kürzesten Weg zu dem kleinen Versteck, in dem Sirius sich nun aufhalten würde, und noch im Laufen schaute James sich um.

Aufgeholt hatte sie, schritt nun fast direkt an seiner Seite, nicht mal einen halben Fuß hinter ihm. Beeindruckend war sie in dieser stillen Rage, die er auch langsam zu spüren begann. Lily Evans war wütend. Und er verstand es gut. Niemand hatte das Recht, in Hogwarts einzudringen, niemand durfte feiernde Schüler bedrohen und den sichersten Ort der Welt heimsuchen, niemand. Das hier war ihr Territorium, ihre Schule, ihr wahres Zuhause. Und sie würden es verteidigen, wenn man sie dazu zwang.

Und trotzdem musste er das einfach loswerden. Sie würde ihm dafür wahrscheinlich eine Hand abbeißen oder sonstwas oder ihn zumindest anbrüllen oder anfunkeln, aber er konnte das nicht zurückhalten. Seine Erziehung verbot ihm das. Ein Gentleman – auch wenn er sich bei gerade ihr für gewöhnlich nicht so verhielt – war stets um das Wohl der Damen bemüht. Er konnte sie nicht direkt ansprechen. Sich im hastigen Gehen zu Remus herumwendend, raunte er mehr als dass er es laut aussprach: „Denkst du wirklich, Evans sollte mitgehen?“ Wie er es erwartet hatte, wirbelte sie augenblicklich herum, und ihre grünen Mandelaugen bebten vor Zorn und Abscheu. Noch ehe Remus sich überhaupt äußern konnte, blieb sie wie angewurzelt stehen und streckte einen Finger genau in Höhe seines Brustbeins aus, so dass James hineinrannte und ihn sich selbst schmerzhaft in den Knochen bohrte.

„Ich – kämpfe – Potter!“ fauchte sie ihn wie eine wütende Katze an, in deren Revier man unbefugt eingedrungen war, und er musste sich an die Stelle greifen, die ihre gepflegten Fingernägel so unangenehm berührt hatten. Mit verzerrtem Gesicht biss er sich auf die Lippe und sog zischend Luft durch die Zähne. Au! Er hatte das doch nicht böse gemeint! „Ich sag's ja nur!“ hob er entschuldigend und entwaffnend beide offenen Hände und schaute sie ganz unterwürfig an, was sie aber nur noch mehr zu ärgern schien. Mit den Kiefern knirschend, richtete sie sich noch mehr auf und holte zu einer Tirade aus, doch Remus unterbrach sie. „Hey hey, hört auf damit! Niemand von uns bleibt zurück!“ beschwichtigte er und drückte James in den Rücken, um ihn und damit auch sie vorwärts zu schieben. Ihr zunickend, gab er dem Mädchen zusätzlich Rückendeckung: „Sie kann alles, was wir auch können.“ Geschmeichelt wischte Lily sich eine Strähne aus dem Gesicht und fiel wieder in raschen Trott. „Inklusive eines Patronus,“ bestätigte Remus Peters fragenden Blick, und der Knirps pfiff bewundernd durch die Zähne. Na, dann konnte ja nichts mehr schiefgehen!

Die Stufen am Ende des Ganges erreichend, eilten die Vier nun wieder einer nach dem anderen vorwärts, Peter voraus, der sich wie die kleine Ratte, die er manchmal war, wieselflink durch die Ecken und Korridore bewegte, rauf, rauf, rauf bis in den dritten Stock und sofort rechts, und dann blieb er mitten im Flur stehen, so dass Lily beinahe auf ihn drauf gelaufen wäre. Schneller schaltend, weil er damit gerechnet hatte, umrundete Remus die beiden, auch wenn er dafür Lilys Taille anfassen musste, und James hätte fast laut aufgestöhnt. Wo er nun nicht mehr so durcheinander war, drängte sich wieder diese hässliche, brennende Eifersucht in den Vordergrund, und obwohl er das gar nicht wollte, musste er mit den Augen rollen. Verdammt. Wieso durfte er das nicht machen? Würde sie ihn jemals irgendwie zärtlicher anfassen als gerade mit diesem fiesen Nagel, der ihm ein Mal in die Brust gedrückt hatte, das sicherlich nie wieder weggehen würde?

So beschäftigt damit, bekam er kaum mit, wie Remus schnurstracks nach dem Wandteppich griff und Kopf und Schultern darunter im Nichts versenkte, und er konnte ihn nicht mehr warnen. Als er noch den Mund aufmachte und die Hand ausstreckte, um ihn zurück zu halten, kreischte Serena schon erschrocken auf, ein dumpfes Poltern erklang und Remus rief ein vollkommen entsetztes: „Lieber Gott, Sirius!“ Resigniert schloss James wieder die Kieferlade und senkte den Arm. Ach, was sollte das? Wenigstens war er's nicht gewesen. „Holla!“ hörte man Sirius tatsächlich lachen, nur den leisesten Unterton von Schamgefühl darin ob dieser pikanten Situation, und längst hatte Remus sich wieder aufgerichtet und stand nun mit grünlich-weißem Gesicht kerzengerade im Flur, nur eine Hand noch am Wandteppich, damit man ihn zumindest verstehen konnte da drin.

Auch ohne gesehen zu haben, was Lupin hatte ertragen müssen, konnten sich Peter und Lily lebhaft vorstellen, dass es mit Sicherheit etwas mit Blacks nacktem Hintern zu tun haben musste, und synchron fast hielten sie sich beide halb geduckt die Hände vor den Mund und unterdrückten so krampfhaft – und so glücklos – ein albernes Kichern, dass ihnen das Wasser in die Augen schoss und ihre Gesichter ganz rot wurden. Diese steife Haltung von Remus und diese angewiderte Altherren-Miene, die er dabei drauf hatte, machten es nur noch schlimmer. „Könntest du vielleicht später wiederkommen?“ lachte Sirius noch immer da drin, während man das vor Schreck keuchende Atmen von Serena deutlichst vernehmen konnte.

„Es tut mir außerordentlich leid dich, und die junge Dame selbstverständlich – Verzeihung, Miss Dearborn – enttäuschen zu müssen!“ drückte Remus sich genau so hochgestochen aus, wie es zu seiner derzeitigen Erscheinung von Kleidung und Ausdruck her passte, und jetzt musste auch James fürchterlich lachen. Das war zu köstlich! „Aber wir bräuchten leider dringend deine Unterstützung in einer Angelegenheit von fataler Wichtigkeit!“ ergänzte Potter im Tonfall eines schwulen Butlers, und Peter rollte halb auf dem Boden herum. Da unten irgendwo arbeiteten sich Todesser durch einen Geheimgang ins Innere des Schlosses vor, und sie standen hier oben und verarschten Sirius!

Jetzt polterte es wieder da drin, und dieses Mal klang Black gar nicht mehr so unbeeindruckt, wie er kreischend, fast quietschend antwortete: „Steht ihr etwa alle da draußen?!“ Sich nicht mehr halten könnend, prustete Lily los, und Pettigrew machte es nicht besser, indem er lauthals „oh ja-ha! Wir stehen!“ trällerte. Ganz im Gegenteil. Das zauberte sogar auf Remus' angeekeltes Gesicht ein schmunzelndes Lächeln, und das einzige Mädchen in diesem Haufen setzte noch eins oben drauf: „Aufrecht, Black!“ Und James brach in einen heillosen Lachkrampf aus, der durch den ganzen Korridor hallte. Jetzt maulte Sirius da drin, und nur Serena sagte immer noch kein Wort. Ob es ihr zu peinlich war, oder ob sie einfach noch immer nicht zu Atem gekommen war, konnten sie nicht erahnen.

„Spaß beiseite,“ wischte Remus mit einer Handbewegung vor sich durch die Luft und wurde auch augenblicklich wieder ernst. Sogar die beiden Jungen und das Mädchen auf dem Gang bei ihm verstummten. Das hier war vielleicht witzig, aber der Grund für ihr Hiersein nicht. „Es ist leider kein übler Streich und auch keine neckische Kinderei, Sirius, es ist was Gravierendes,“ begann Remus zu erklären, während drinnen die Geräusche von raschelndem Stoff verklungen. „Ich bin ganz Ohr ...“ behauptete Black genervt und wenig begeistert, aber Lupin ging darauf nicht ein. „Das mag dich jetzt schockieren, aber ein paar Todesser sind hierher auf dem Weg, dringen über die Stiege ins Schloss ein und werden,“ er hielt kurz inne, um einen raschen, prüfenden Blick auf die Uhr zu werfen, „in etwa 30 Minuten eintreffen.“

Rumpumpel – Es polterte wieder da drin und dieses Mal entkam Sirius ein fluchender Schmerzenslaut, bevor er laut „Was?!“ schrie. „Ganz recht,“ fuhr Remus ungerührt geschäftsmännisch fort. „Und deshalb würden wir deine geschätzte magische Unterstützung sehr begrüßen, also wenn du freundlicherweise der Dame einen letzten Entschuldigungskuss geben könntest ...“ Auch wenn Sirius das nicht sehen konnte, gestikulierte er dazu passend mit beiden Händen, deren Fingerkuppen er aufeinander legte. Niemand außer ihm, der er so nah an dem geöffneten Wandteppich stand, konnte die geflüsterte Konversation da drinnen hören, und nur am sorgenvollen Runzeln seiner Stirn war vielleicht ein wenig davon abzulesen.

„Wovon redet der da?“ fragte Serena ganz heiser, hörbar mit seinem Gewicht beladen, aber Sirius rutschte schon rückwärts und ließ seine Knie auf dem Boden aufkommen, wie er sich nach seinen Hosen bückte. Verflucht, wo war denn das ganze Zeug hingekommen? „Todesser,“ wiederholte er murmelnd, stieß sich den Kopf am Unterrand der Marmorbank und sah so viele Sternchen, dass er einen Moment innehalten musste. Wow ... „Was sind Todesser?“ wisperte Serena dieses merkwürdige Wort und beugte sich herunter zu ihm, um ihm den Hinterkopf zu küssen, aber Sirius schien das gar nicht mehr richtig mitzukriegen. Schon ganz woanders war er mit seinen Gedanken, und das verpasste ihr ein ganz unangenehmes Stechen irgendwo zwischen den Rippen. Ohne zu überlegen, weiterhin seinen Kram zusammensuchend, erwiderte Sirius die Wahrheit: „Voldemorts Anhänger.“

Dieses Mal war es Serena, die fast von dem breiten Bänkchen unter der Schießscharte gerutscht wäre, und nur mit einer rasch ausgestreckten Hand konnte sie sich davor bewahren. „Was?“ rief sie beinahe laut aus, gerade noch zu einem entgeisterten Flüstern herabgesenkt. „Vol ... du meinst diesen Dunklen Zauberer, diesen ...“ „Ja ja, den meine ich,“ brummte Sirius und entdeckte die grüne Weste seines Vaters mit den Silberstickereien. O.A.B würde ihm die Ohren abreißen, wenn dem Ding irgendwelcher Schaden zugefügt wurde. Am besten ließ er das hier in der Obhut von Serenas zarten – oh – Händen. Mit den Augen rollend, atmete er diesen Hitzeflush weg und hoffte, dass Remus wenigstens nicht mehr reinschaute.

Aber er kam nicht dazu, sich endlich auf den Hintern fallen zu lassen, um sich die Hosen überzustreifen. So fest griff Serena nach seinen beiden Handgelenken, dass er fast umgekippt wäre, und erschrocken, weil es wirklich ein bisschen weh tat, schaute er auf zu ihr und direkt in ihre hübschen braunen Augen. Angefüllt mit erbarmenswerter Bangigkeit waren die, und ihre so süßen Lippen zitterten regelrecht. „Geh da nicht hin, Sirius, bitte!“ flehte sie ihn an, und er musste fest schlucken von dem ängstlichen Beben ihrer Stimme. Auwei. Nur für den Bruchteil einer Sekunde wollte er ihr zustimmen, nur damit sie ihn nicht mehr so ansah, damit sie sich nicht mehr so schrecklich fühlen musste, aber es ging nicht. Der Gryffindor kam durch. „Ich muss, Liebes,“ nahm er sanft ihre Hände von seinen, hob die eiskalt gewordenen Finger an seine Lippen und küsste sie, bevor er nach seinem Hemd langte.

„Das musst du nicht!“ protestierte sie und machte Anstalten aufzustampfen, doch aus ihrer Position heraus war das vollkommen unmöglich. Oh, jetzt keine Diskussion! Dafür hatte er weder Zeit, noch Nerven, schon gar nicht, wenn es um seine Freunde ging. Und sie warteten draußen auf ihn! „Sirius!“ erinnerte ihn Remus da draußen und steckte den Kopf wieder durch den Wandteppich, so dass er wie losgelöst einfach so im Raum zu schweben schien. „Mach' hinne! Und zieh' dir, Herrgott nochmal, endlich was an!“ Sie brachen wieder in Gelächter aus auf dem Flur, wie Lupin sich zurückzog, und Sirius stemmte sich auf den Knien hoch, um es ihr wenigstens irgendwie zu erklären. Immerhin war das hier wirklich nicht der passende Zeitpunkt. So hatte er sich das eigentlich nicht vorgestellt. Und fair war es auch nicht. Aber so war das nunmal im Krieg.

„Hör' mal, Serena, ich kann nicht hier sitzen und nichts tun, ich muss meinen Freunden helfen!“ streichelte er mit der ganzen Hand ihre Wange, in die sie sich zwar mit geschlossenen Augen kuschelte, aber dennoch nicht die steile Falte von der Stirn nahm. „Sirius, das ist zu gefährlich, bitte, mach' das nicht! Ruft einen Lehrer!“ Er schüttelte nur hastig den Kopf und zog sich die Hosen seines Festumhangs hoch, wie seine Locken abwehrend flogen. „Das ist unser Ding und wir ziehen das durch!“ machte er ihr ein für alle mal klar, während er sich die Knöpfe schloss und gleich beim Hemd fortfuhr. Sie wollte noch mehr sagen, das war überdeutlich, aber Sirius ließ sie nicht. Ein ausschlagendes Geräusch von sich gebend, das stark nach „nu uh!“ klang, senkte er wieder die Lider und schüttelte erneut das Kinn. „Nein. Nein. Nichts mehr sagen,“ beugte er sich heiser flüsternd über sie und küsste sie mit der gleichen Leidenschaft auf die Lippen, die er vorhin noch in den Augen gehabt hatte.

Sie musste sich geschlagen geben. Er war nicht davon abzuhalten, nicht mit diesem Kampfgeist in den Knochen, nicht wenn so viel aufgewühltes Blut durch seine Adern pumpte. Sirius Orion Black war eben ein Heißsporn, sie konnte ihn nicht anketten oder zurückhalten, wenn er das Gefühl hatte, es gab etwas zu tun. Und das wollte sie auch nicht. Gerade deshalb liebte sie ihn doch. Weil er wie ein Vogel im Sturm war. Halb glücklich, halb resigniert, seufzte Serena und hielt seinen stoppeligen Kiefer, streichelte sanft den Winkel und ließ ihn los. „Dann geh',“ flüsterte sie und deutete nur mit Gesten in Richtung des verborgenen Ausgangs. „Aber pass' auf dich auf. Ich brauch' dich noch,“ rang sie sich ein Lächeln ab.

Sich die Robe überstreifend, musste Sirius sie einfach noch mal küssen und mit dem winzigen Ansatz eines Schnauzbartes über ihre zusammen gefalteten Hände wischen. Fest drückte er die Finger und gab ihr nur mit den Augen zu verstehen, was er nicht sagen konnte. Wie viel ihm dieser Abend bedeutete. Und wie sehr er es hasste, nicht bleiben zu können. Und trotzdem war da ein Glimmen ganz tief drinnen in seinen Augen, als habe sich dort irgendwo ein Tor aufgetan zu einem Herzensfeuer, das dem für sie Empfundenen so ähnlich und doch ganz anders war. 16 ½ Jahre alt. Und schon ein Soldat.

Serena schaute ihm zu, wie er auf die Füße sprang, in seine Schuhe schlüpfte und zum Ausgang eilte, wo Remus nun den Teppich für ihn aufhielt. Schemenhaft konnte sie die Schatten der drei anderen Personen dort draußen auf dem Gang erkennen, während er sich am Rahmen der Tür festhielt und sich noch mal zu ihr herum drehte. Zwinkernd deutete Sirius auf die zurückgelassenen Kleider, die grüne Slytherin-Weste seines Vaters, das Einstecktuch aus seinem Kragen und beide Teile seiner Unterwäsche. „Wärst du so freundlich, das für mich aufzubewahren, während ich den Helden spiele?“ scherzte er mit einem frechen Grinsen.

Serena schloss zur Antwort beide Augen und leuchtete ihn damit an, sobald sie die Lider wieder öffnete. Das sollte reichen. Und dann war er draußen, und die Schritte brachen rasch in schnellen Lauf aus, wie die tiefe Stimme von Sirius dem heiseren Grummeln von Remus Lupin antwortete.

Seufzend lehnte Serena sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, starrte aus der Schießscharte hinaus an das dunkelblaue Firmament voller blitzender Sterne und konnte kaum glauben, dass solche Gefahr dort unten lauern konnte. Und trotzdem wusste sie es. Ein sehr unangenehmes Gefühl. So als würde sie ihn nie wieder sehen. Nur noch spüren als Erinnerung von den Zehen rauf bis zu den Ohren. Sie schloss die Augen und brannte sich diese Empfindung ein.


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