Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Vom Regen in die Traufe

von Teekon

Ausgelassen lachte Mafalda, wie sie sich von dem kleinen pummeligen Peter über das Parkett drehen ließ, und dabei sah das nicht mal tolpatschig aus. Offenbar besaß Pettigrew doch ein Talent, und auch wenn es nicht zu seiner Figur passen wollte, so lebte er es doch begeistert und mit großem Vergnügen aus. Schon den ganzen Abend lang.

Sobald die Speisen von den reich gedeckten Tischen in vierfarbig gestalteten Decken verschwunden waren, hatte er seine Begleiterin auf den hölzernen Podest mitten in der Großen Halle geschleppt, und seitdem hatte man sie nur noch dort zu sehen gekriegt. Und während sie tanzten, schnarrten und kicherten sie noch mit strahlenden Gesichtern. Ein herrlicher Anblick.

Zumindest für jemanden, der gute Laune hatte. James Potter gehörte nicht dazu. Zusammengesackt in seinem Stuhl auf der äußersten Kante hockend, hatte er einen Ellbogen auf die Tischplatte gestützt und den anderen Arm daneben lang gemacht, spielte gedankenverloren mit einem schon völlig zerfetzten Bierdeckel herum und legte das Kinn und die Wange so schwer auf die rechte Hand, dass sein Gesicht völlig zerquetscht war. Nicht einmal die Fliege hatte er sich gelöst, weil's ihm ganz egal war. So ein furchtbarer Abend, einfach nur schrecklich.

Emmeline Vance hatte es ihm nicht übel genommen, dass er nicht einmal mit ihr hatte tanzen wollen. Das war sowieso nichts für sie. Und mittlerweile hatte sie sich auch angenehmere Gesprächsgesellschaft gesucht, wo Potter mehr und mehr in stummes Grübeln verfallen war. Mit einer Gruppe Ravenclaws lehnte sie sich auf der anderen Seite der Halle gegen einen der stilisierten Bäume und lachte zufrieden, eine Sektflöte zwischen den filigranen Fingern und das blonde Haar immer noch leuchtend und schimmernd im Licht der tausend flotierenden Kerzen.

Das konnte man nicht anders sagen: Die Dekoration war fantastisch! Die gesamte Große Halle sah aus, als wäre über Nacht ein wunderschöner Märchenwald darin gewachsen, die sonst so kühlen und nur mit Bannern der Häuser und mittelalterlichem Streitgerät geschmückten Wände waren komplett verdeckt von samtigen und knorrigen Borken von unzähligen Bäumen, die Ästchen in angenehmer Höhe erst aussprießend, und die ausladenden Kronen mit weichem, verschiedentonig grünem Laub wölbten sich zu einem unvollständig geschlossenen Dach aus wispernden, zittrigen und schimmernden Blättern. Darüber erstrahlte die verzauberte Decke der Halle wie eh und je, spiegelte den Himmel da draußen wider, heute ein sattes Blau voller blinkender, blitzender Sterne.

Nicht nur die Wände waren zum Wald geworden, sondern auch der Fußboden. Statt der sonst endlos langen Tafeln und Bänke hatte man einen ganzen Schwung runder Tische und hübscher Stühle herein geholt, jeder davon anders gestaltet, und die Banner der vier Häuser prankten auf jedem Bezug und jeder Decke, sogar auf dem Grund eines jeden Tellers. Aber merkwürdig war das schon, während des Essen, wenn man nach unten schaute zu den vielen hochpolierten Lederschuhen und den vielfarbigen Pumps der Mädchen, und man darunter frisches, grünes Gras und flauschig krauses Moos voller winziger Tautropfen entdeckte, die nicht in den Schnürsenkeln, Hosenbeinen und Kleidersäumen hängenblieben.

Hier und dort, gut verstreut und in dichten Büscheln wachsend, wiegten sich die herrlich blauen Köpfchen von Hasenglöckchen in einer frühlingsduftenden Brise, die stetig durch die ganze Halle fuhr und angenehme Luft hereinbrachte, wo sie doch so viele waren heute Nacht. Nur die hellen Nussbaumdielen des Tanzparketts und das wie immer dunkle Holz des Podests für die Lehrertische (ebenfalls rund heute) war von dem Bewuchs ausgenommen. Dafür waren Töpfe mit hochstämmigen und kunstvoll geschnittenen Buchsbäumchen in die Ecken geschoben worden, die den Löwen, die Schlange, den Dachs und den Adler darstellten.

Reden hatte es gegeben, von der Ministerin, Millicent Bagnold zuerst, aber schon da hatte James nicht mehr zugehört, während Lily neben ihm (oh wieso neben ihm, wieso?!?) und Remus neben ihr (aber nein, das war so unfair!) sich mit ganz gewichtigen und gut lauschenden Mienen zurückgelehnt hatten. Sie beide hatten einen ganz ähnlichen, skeptischen Blick draufgehabt, die Brauen ineinander geschoben und eine steile Falte auf der Stirn, und ein paar Mal hatten sie grässlich synchron geschnaubt oder wenig amüsiert gelacht. Politik. Wen interessiert das schon? Erst recht heute Abend. Die Schüler von Hogwarts jedenfalls nicht. Abgesehen von diesen beiden hier.

Und dann Dumbledore, kurz und fröhlich und von begeistertem Johlen und Klatschen seiner Schützlinge begleitet. Sogar die Slytherins hatten sich daran beteiligt, denn obwohl der Schulleiter ein Gryffindor und dort sogar Hauslehrer gewesen war, verstand er es blendend, alle Häuser unter einem Dach zu vereinen. „Hogwarts ist das hier!“ hatte er gerufen und die Arme ausgestreckt, und den blühenden Wald und die tanzenden Kerzen und die herumschwirrenden und gurrenden Eulen ebenso einbezogen wie jeden einzelnen Lehrer und jede Lehrerin, den mürrischen Filch und seinen fiesen Halbkniesel, den gutmütig pausbäckigen Wildhüter und die ganz verlegen errötende Madame Pomfrey in ihrer hübschen Ausgehtracht. „Ihr seid Hogwarts!“ hatte er die Schülerinnen und Schüler gemeint. „Und ohne Euch kein Grund für all das Drumherum! Jetzt esst und wachst!“

Das Stichwort für ein grandioses Festessen, unter dem Peters Kummerbund noch mehr gelitten hatte als unter seinem Gewicht sowieso schon. Sehr britisch gehalten, dieses Dinner, mit Roast Beef und Lammfleisch mit Minzsoße, diversen Eintöpfen und fritiertem Fisch. Ganze Schüsseln voll mit verschiedenem, gedünstetem Gemüse türmten sich da auf, und die Pasteten wurden auf langen Porzellantellern in ovaler Form serviert. Wer danach nicht schon geplatzt war, der hatte sich an einer Vielzahl von Puddings und Eiscreme gütlich tun können, aber James kaute immer noch an einem Hühnerflügel.

Spät war's schon, die unteren Klassen längst auf ihren Zimmern oder zumindest in den Gemeinschaftsräumen, wo sie, fernab von Lehrern und Beaufsichtigung, wahrscheinlich noch eine ganze Weile mit geschmuggeltem Butterbier weiter feiern würden. Wäre dem nicht so gewesen, hätte er sich vielleicht selbst dort hinauf verzogen, aber er hatte keine Lust, sich depressiv schlurfend durch die kindische Partygemeinde zu kämpfen, wenn sie das morgen überall herum erzählen konnten. Nicht, dass er hier unten eine wesentlich bessere Figur abgegeben hätte, aber da war er wenigstens „anwesend“ und gab sich nicht die Blöße von entsetzlicher Niederlage.

Lily Evans in ihrem immer noch blendend bildschönen Kleid, die Haare mittlerweile ein wenig aus dem hochgesteckten Schneckenturm heraus fallend, saß immer noch neben ihm, allerdings drehte sie ihm grundsätzlich nur die eine Schulter und den Rücken zu, während sie sich angeregt und belustigt mit Remus unterhielt. Das war extrem merkwürdig. So hatte er ihn noch nie gesehen, so kannte er seinen ältesten Freund gar nicht. Das hatte nichts mit dem Festumhang oder der Frisur zu tun, sondern mit seinem ganzen Gehabe, der Art und Weise, wie er sich verhielt. Sein Redeschwall, die Geschwindigkeit, mit der er sprach und die unglaublich erhöhte Frequenz von gar nicht mal unlustigen Witzen hatte so enorm zugenommen, als wolle er Sirius Black übertrumpfen, nur dass er dessen ungebührliche Penetranz vollkommen außen vor ließ.

Auch der ganze Tonfall war komplett anders. James konnte das gar nicht richtig beschreiben. Sprachen die immer so mit einander? Das hörte sich so erwachsen an, so nach einer Beziehung auf einer absolut anderen Ebene, einer, die er nicht erreichen konnte mit seinen kurzen Kinderbeinchen, egal wie hoch er hüpfte. Schon gar nicht bei dieser Frau. Oh, was war das ein Scheißabend! Und wo war sein bester Kumpel, wenn man ihn brauchte? Vorhin hatte er ihn mal irgendwo auf der Tanzfläche gesehen, aber dann war er an Serenas Hand quer und im Slalom zwischen den Tischen hindurch in Richtung Ausgang gezogen worden, und sobald die Zwei durch das Tor in die Eingangshalle verschwunden waren, hatte er ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Was die jetzt machten, konnte er sich lebhaft vorstellen, und mit den Augen rollend und leise stöhnend, wurde ihm ganz schlecht davon.

Wie Lily dann auch noch mit einem Mal keuchend einatmete und eine ihrer süßen Hände auf die Aufschläge von Remus' Hemd legte, stockte ihm endgültig der Atem. Nein, bitte nicht. Das hatte sie heute Abend schon ein paar Mal gemacht, und jedes Mal hatte es zu einer enormen Verschlechterung seiner Stimmung geführt. Schon die Lider schließend, betete James, doch sein Wunsch wurde ihm nicht erfüllt. „Nussknacker!“ rief sie aus und quietschte förmlich. „Blumenwalzer!“ So kurz und abgehackt sprach sie, als könne sie davon kaum atmen, so aufgeregt schien sie die Tatsache zu machen, dass das Orchester dort hinten unter den Bäumen dieses Stück spielte, und Remus grinste auch schon breit. „Willst du?“ 'Nein', sagte James bestimmt im Kopf, aber Lily flötete natürlich „jaha!“ und schon hielt ihr sein Zimmergenosse die Hand hin, um ihr aufzuhelfen.

Merlins dreckige Unterhosen. Das konnte er sich nicht noch einmal antun. OK, er hatte das jedes Mal gesagt, wenn die Zwei aufgestanden waren, um zur Tanzfläche zu gehen, aber wo im Hintergrund gerade Professor Dumbledore und Professor McGonagall über das Parkett fegten, worüber man eigentlich hätte lachen können, wurde ihm dieses Mal noch ein bisschen übler als vorher. Bisher war er einfach zu faul gewesen und zu niedergeschlagen, um den Gedanken wirklich umzusetzen, aber in diesem Moment war es zu viel, und James stemmte sich gleichzeitig mit seinem Freund und dieser sagenhaften Schönheit aus dem Stuhl.

Die junge Dame bekam davon nichts mit, aber Remus, der ihm das Gesicht zugewandt hatte, warf ihm einen fragenden, besorgten Blick zu und deutete mit dem Kinn in seine Richtung, ohne ein Wort zu sagen. Krampfhaft versuchte James, sich einen Anstrich von bloßer Müdigkeit nach einem anstrengenden Tag zu geben (dabei war er selbst nicht zu einem einzigen Tanz bereit gewesen), und gähnte gespielt, wie er auf die Türflügel zeigte. Mit trippelnden Fingern verdeutlichte er, was er dazu stumm mit den Lippen formte, übertrieben langsam und deutlich, damit Remus das „Spaziergang!“ auch lesen konnte. Normalerweise hätte er ihm das niemals abgenommen. Und deswegen kotzte James dieses rasch beruhigte Brauenheben und das zustimmende Zunicken mit einem fröhlichen Lächeln ganz schön an. Hmpf. Kacke, Mann.

Während die beiden Jahrgangsbesten schon wieder in diesem seltsamen Tonfall (im Augenblick ein kleines Bisschen in Erregung versetzt) miteinander quasselten und sich dabei schnellen Schrittes auf das Parkett zubewegten, stopfte sich James Potter die Hände in die Hosentaschen und zog die Schultern an. Er brauchte dringend frische Luft. Hier war es mit einem Mal so stickig drin, der Duft der Hasenglöckchen und das unechte Zwitschern von Nachtigallen erschlug einen fast. Den Spuren von Sirius und Serena folgend, schlängelte er sich vorsichtig um die Tische herum und begab sich an den Seitenausgang der Großen Halle. Sich ein letztes Mal herumdrehend, schaute er zurück und beschloss, dass es ein ausgedehnter Spaziergang werden würde.

Viel zu nah auf für seinen Geschmack, und die Blicke viel zu tief, dass Silber und Grün wie Scheinwerfer leuchteten. Und dabei strahlte sie, und dabei strahlte er und sie redeten ungezwungen und ohne die kleinste peinliche Unterbrechung. Nein. Das konnte James nicht länger ertragen. Bloß raus hier. Und er schlüpfte durch einen unauffälligen Spalt hinaus in die kühle, leere Eingangshalle, in der das Licht herunter gedämpft war. Vielleicht würde er ein wenig zwischen den Klassenräumen herumwandern. Dort würde nun niemand sein.


Mit tief in den Hosentaschen vergrabenen Händen, die langen Schösse seiner Festrobe in den Ellbogen, kickte James Potter einen kleinen Kiesel quer über den Flur. Bis zum Hals in seinen Gedanken, nahm er die Umgebung kaum wahr, wie er durch die stillen, menschenleeren Gänge schlenderte, ohne auf seine Füße zu achten. Die Schultern hochgezogen und den Kopf dazwischen geduckt, starrte er eigentlich nur auf seine immer noch blank geputzten Schuhe, grübelnd, sinnierend und einfach nur auf der Suche nach einem Platz, an dem er die Zeit totschlagen konnte, bis man gefahrlos ins Bett gehen konnte, ohne das Gesicht zu verlieren.

Aber offenbar war das noch sehr lange hin und kaum abzusehen, wann dieser glückliche Moment endlich eintreten würde. Denn als James die Große Halle verlassen hatte, war sie noch immer proppenvoll gewesen, auf dem Tanzparkett kaum ein Plätzchen frei, und sogar die Tische in Richtung Saalmitte immer noch voll besetzt. Das bedeutete dann so ungefähr, dass aus den oberen Klassen nur sehr wenige Schülerinnen und Schüler schon zu Bett gegangen waren. Snape hatte er bei seinem kurzen Check nicht mehr gesehen, aber das war ja auch nicht verwunderlich. Ob die Carrow immer noch nach ihm suchte und nicht begriff, dass er ihr erfolgreich entflohen war? Der schlacksige Slytherin war wahrscheinlich der Einzige an diesem Abend, der es noch bescheidener getroffen hatte als James.

Normalerweise hätte ihm das eine gewisse Befriedigung bereitet, doch nicht in dieser Nacht. Er hatte keinen Gedanken übrig für irgendetwas oder irgendjemand Anderes als seine eigene Misere, in die er sich auch noch selbst hinein manövriert hatte. Das machte es nur noch schwieriger zu ertragen. Naja, wie auch immer. Er war raus in die stille Eingangshalle, in der es irgendwie kühler gewesen war. Ein Blick um den Fuß des kleinen Wachturms herum in das hintere Foyer hatte ihm verraten wieso: Die Tore waren geöffnet, die Sicht frei auf den Brunnenhof bis zu dem dunklen Bogen der hölzernen Brücke.

James hatte nicht großartig darüber nachgedacht. Seine Fäuste in den Taschen vergrabend, war er losgezogen, einfach gestiefelt, die breite Marmortreppe hinauf, an deren Geländer er sich festhalten und hochziehen konnte, linkerhand der tiefe Abgrund hinunter zu Slytherins hässlicher Büste und den Verließen seines Hauses. Für einen Moment nur hätte er schwören können, die lange, dünne Gestalt von Severus Snape dort unten stehen sehen zu können, der den Kopf hob und lauschte, aber dann war das Erscheinen des anderen jungen Mannes wohl bemerkt worden, und hastig wie eine erschrockene Fledermaus war Snivelly davon gerauscht, in Richtung seines eigenen Gemeinschaftsraumes. Ach, war das tragisch, wenn man darüber nicht mal schadenfroh grinsen konnte.

Längst dachte er nicht mehr daran. Hierhin und dorthin war er gegangen, durch lange Flure und um viele Ecken geschlurft, einmal hier eine Treppenflucht hinauf und an anderer Stelle ein paar Stufen wieder hinunter. Den ersten Stock hatte er durchkämmt wie ein Soldat auf Feindessuche, und nicht einen anderen Schüler hatte er angetroffen. Nicht mal eine sonst so übliche Patrouille der Lehrer hatte er bemerkt, und wenn er es recht überlegte, hockten die auch noch alle geschlossen auf ihrem Podest in der Großen Halle, futterten, quasselten, tanzten sogar regelmäßig. Das war ja auch recht egal, wo all die Auroren in Hogsmeade herum huschten, die zum Schutz der Ministerin mitgereist waren. Auch Millicent Bagnold hatte das Fest noch nicht verlassen. Vielleicht weil es wirklich einfach schön und amüsant war und sehr viel Spaß machte. Ihm nicht. Parties waren doof.

Im Vierten war er zwischendurch mal gewesen, erinnerte sich James daran, am Pokalzimmer vorbei gekommen zu sein, aber heute hatte er nicht einmal Lust gehabt, vor der neusten Vitrine stehen zu bleiben, um seine eigenen Auszeichnungen zu bewundern. Die Quidditch-Trophäen der Jahre 1972/73 bis 1974/75 dort trugen seinen Namen als Kapitän der Mannschaft, als erfolgreichster Jäger innerhalb eines einzelnen Spiels wie auch einer gesamten Saison, und für gewöhnlich konnte er sich an den blinkenden und blitzenden Goldplaketten gar nicht satt sehen. Er hätte heute Abend viel lieber eine ganz andere Medaille bekommen. Eine richtig kitschig herzförmige Figur, deren Besitzer ein unglaublich hübsches Mädchen mit roten Haaren war. Er rollte mit den Augen und konnte gar nicht fassen, wie viel wichtiger als Quidditch Frauen sein konnten. Lächerlich. Aber so war's. Und es war richtig so.

Mittlerweile jedoch war er über die hintere, schmale Treppe wieder ein Stockwerk tiefer angekommen, wie er sich aus dem engen Aufgang hinaus und nach rechts bewegte, an den beiden stummen Gargoyles der Schulbibliothek vorbei. Das metallene Gitter vor dem Eingang war zugezogen und fest verschlossen, und wie durch eine Gefängniszelle konnte er nur den fahlen, bleichen Neumond mit seinem schwachen Licht erhaschen, der lange, tiefe Schatten zwischen die hohen Bücherregale warf. Eine dunkle Nacht da draußen. Sternenklar, aber finster wie eine weite Höhle oder eine der verborgenen Lichtungen tief im Verbotenen Wald. Jetzt dort draußen mit den Jungs, auf vier hohen und geschickten Beinen, während Peter auf seinem Geweih saß und Remus und Sirius um ihn herum liefen mit heraushängenden Zungen! Das wär's! Das würde gut tun.

Doch er war hier. Allein. In stillen, dunklen Gängen auf einem einsamen, deprimierten Spaziergang durch die leere Schule, während alle anderen unten in der Großen Halle oder in ihren Gemeinschaftsräumen ausgelassen feierten, und nicht einmal Filch Lust dazu hatte, nach verirrten Schäflein zu suchen. Nein, der tanzte. Mit seiner hässlichen Knieselmischung auf dem Arm, die er dabei an sich drückte wie eine wohlgeformte Dame. Und prompt wieder dieses Bild im Kopf: Lily Evans in ihrem grünen Galakleid voller Straßsteinchen, eine Hand auf Moonys Schulter, die andere fest mit seinen Fingern verschmolzen. James seufzte in Agonie.

Drei Stufen führten hier in eines der Zwischengeschosse, die Hauptwege umgehend, und dort hinten befand sich auch das Klassenzimmer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste und ein Zugang zu zwei versteckten Geheimgängen. Vielleicht könnte er die kleine Ausbuchtung nach Norden raus nutzen, um sich dort im Mondschein ein bisschen auf die steinerne Bank zu setzen und auszuruhen? Ein richtiger Weg war das wohl mal gewesen, mittlerweile aber entweder aus irgendeinem Grund nach hinten hin zugemauert, oder aber sie hatten einfach noch nicht herausgefunden, wie man diese Wand öffnete. Na, es war nicht wichtig. Man konnte schön zusammen sitzen dort, wenn man wollte, denn es gab ein kleines Fenster, kaum größer als eine Schießscharte. Darunter aufgestellt war eine wunderbare Steinmetzarbeit mit kugelrunden Füßen und bauchigen Säulen als Beine, und darüber ausgelegt eine breite Platte aus glatt geschliffenem Marmor. Darauf würde er sich knien und hinaus schauen auf den steilen Abhang und das Quidditch-Stadion und die Klamm und den Waldrand.

Ach, wieso nur musste das so weh tun? Warum konnte sie ihn nicht gern haben, so wie all die anderen Mädchen? Sogar ihre Freundinnen mochten ihn doch! Es war ja nicht so, dass er ihre Beweggründe nicht verstand, ja, er benahm sich absonderlich und meistens abscheulich in ihrer Gegenwart, aber sie musste doch merken, woran das lag! Sie war doch sonst nicht so schwer von Begriff! Aber vielleicht war es ja gerade das. Möglicherweise wollte er sie gerade deswegen, weil sie sich eben nicht von seinem Geld und seinem Quidditch-Talent und seiner großen Klappe einnehmen ließ, dass er sie so sehr mochte. Eine Herausforderung, wie Sirius das genannt hatte. Nein. So wie Moony gesagt hatte: Ein produktiver Kontrapunkt. Das klang hochgestochen und irgendwie bescheuert, aber es traf den Nagel auf den Kopf. Und dann musste das wahrscheinlich so schwierig sein. Und auch so weh tun, wenn es nicht klappte.

Den Kopf schüttelnd, wollte James gerade wieder seufzen, zog eine Hand aus der Tasche und streckte sie aus, um den Wandteppich beiseite zu schieben und in den winzigen Raum dahinter zu schlüpfen. Und dann stockte er und blieb wie festgewachsen stehen. Stimmen. Da waren Stimmen hinter der illusionären Vertäfelung. Lauschend hielt er den Atem an, aber entspannte sich augenblicklich wieder. Glück gehabt. Keine Unbekannten. Nicht irgendwelche anderen Schüler, die außer ihnen hinter dieses Geheimnis (und damit vielleicht hinter noch ein paar andere, der Himmel bewahre!) gekommen waren. Nein, das nicht. Allerdings auch nicht viel besser, wenn er sich das so anhörte, und James verdrehte angewidert die Augen.

Peter und Remus waren in der Großen Halle, aber auch so hätte Potter diesen säuselnden Tonfall als eine der Stimmlagen seines besten Freundes erkannt. Oh, das war ja widerlich. Der hatte seine Freundin mit hier rauf geschleppt? Konnten die nicht nach oben ...? Nein, konnten sie nicht. Aus den selben Gründen, wieso er nicht im Gemeinschaftsraum oder im Turmzimmer hockte. Wollte man sich heute Abend zurückziehen, brauchte man andere Orte, und Sirius und Serena hatten eben diesen gewählt. Nicht so dunkel und stickig und modrig wie ihre üblichen Verstecke, nicht so supergeheim und mit Heimlichkeiten ausgestattet, dass man ein Mädchen mit dorthin nehmen konnte, war dieser kleine Raum, und obendrein schauten Mond und Sterne durch die Schießscharte. Wesentlich romantischer. Und das Wichtigste: Hier gab es keine McGonagall mit fiesen Pergamentrollen. Für einen winzigen Moment grinste James.

Wie sich hier jetzt am besten wieder entfernen, ohne die Zwei da drin aufzuschrecken? Naja, so schlimm wär's ja nicht, das war ja nicht das erste Mal, dass er oder die anderen Jungs oder sie alle zusammen die Turteltäubchen beim Knutschen erwischten. Oder bei, wie hatte Sirius noch behauptet? Ah ja: Ihr sei ein Bonbon in den Kragen gefallen, und er habe es nur gesucht. Selbstverständlich. Erneut die Augen rollen lassend, biss sich James fest auf die Zungenspitze und schüttelte das Bild ab, das sich ihnen da geboten hatte in ihrem eigenen Schlafsaal. Nee, klar. Bonbons. Sah auch aus wie ein süßer Drops, hatte Remus gemeint auf dem Weg zurück in den Gemeinschaftsraum, und darüber hatten sie sich stundenlang nicht mehr eingekriegt.

Die Versuchung war groß, ihnen mal wieder eins so auszuwischen. Vielleicht würde das seine Laune heben. Immer noch mit der Hand am Wandteppich, überlegte James fieberhaft, allerdings nur so lange, bis Sirius da drinnen wieder leise sprach. „Bist du sicher?“ fragte er heiser flüsternd, und auch wenn Potter es nicht sehen konnte, war er sich sicher, dass er sie flüchtig küsste darauf. Keine Antwort war zu vernehmen, Serena erwiderte wohl mit Mimik und Gestik, und auch die brauchte James nicht mitzubekommen, um zu verstehen. Ihm schoss eine unglaubliche Hitze in den Kopf, so als habe er gerade die gusseiserne Klappe eines Heizofens geöffnet, und diese Welle aus Flammen schlug ihm mitten ins Gesicht und pulsierte an anderen Stellen weiter. Ach du Schande! Ohne großartig zu überlegen, ließ er den Teppich los.

Nein nein, nicht der passende Moment für üble Scherze, ganz und gar nicht! Weg hier, aber schnell! Sich nicht schlüssig, ob diese Gänsehaut vor Ekel oder vor Neid entstand oder einer merkwürdigen Mischung aus Eifersucht und Sehnsucht entsprang, schüttelte James seinen ganzen Körper kräftig durch und versuchte verzweifelt, dieses schwitzige Gefühl loszuwerden. Das war mehr, als er jemals wissen oder erfahren wollte. Er musste dringend einen anderen Platz finden, und er musste vor allen Dingen ganz rasch aus der Schusslinie. Mit ein paar langen, schnellen Schritten hastete er instinktiv quer über den Gang und um die nächste, eigentlich nicht vorhandene Ecke, und schon befand er sich im Inneren der langen, gewundenen Treppe, die vom obersten Stockwerk bis hinunter in die hintere Eingangshalle führte.

Als Sirius Black einen raschen Blick den Korridor hinunter warf, war niemand mehr zu sehen.

Immer noch mit furchtbar klopfendem Herzen, rannte James regelrecht die kurvenreichen Stufen hinunter, konnte erst stehen bleiben, als er schon den letzten Abschnitt dort unten im Schein der Fackeln erkennen konnte, wo die schwere Tür aus Mauerteilen nach außen zu drücken war. Schwer atmend hielt er sich fest, vornübergebeugt und sich über die Stirn wischend. Junge, Junge. Was für ein Abend! Da mochte man schreien, lachen, heulen und in Mutismus verfallen, alles auf einmal. Aber alles, was nach kurzem Überlegen blieb, war ein dumpfer Druck auf den Ohren von rauschendem Blut, während sich seine Lungen schon wieder genügend mit Sauerstoff füllten, und dann entschied James Potter, dass er dringend frische Luft brauchte.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Daniel ist total nett. Er ist klasse. Er spielte mir gute Musik vor. Ich hatte immer noch Beatles gehört bis ich hierher kam. Er ist sehr leidenschaftlich. Für sein Alter hat er einen guten Geschmack.
David Thewlis über Daniel Radcliffe