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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Der Typ, der Lily (nicht) begleitet

von Teekon

„Sie sieht aus wie ...“ James ließ die eine Hand um das eigene Gelenk rotieren, wie er nach den passenden Worten suchte und sich die Lippen leckte. Ununterbrochen starrte er dazu in ihre Richtung, sein Hirn ratterte, aber er fand nicht die Konzentration dafür. Serena half ihm gnädigerweise, ebenfalls den Blick total fixiert auf diese Einmaligkeit. „Wie ein Bratapfel mit Beinchen?“ Augenblicklich schnippste James und nickte bestimmt, abwesend, fast sphärisch und langgezogen „ja“ flüsternd. Die Augen ganz weit, konnte Sirius es immer noch nicht fassen. „Mit sehr fetten Beinchen!“ ergänzte er, grinste frech und beugte sich zu seiner Freundin herüber, um sie sanft und lobend auf die Wange zu küssen. Das Mädchen kicherte.

Nein, also das Kleid von Alecto Carrow war entsetzlich. Selbst jemand wie Peter, der nun wirklich weder Ahnung von Mode hatte, noch selbst eine Schönheit war, erkannte diesen eklatanten Fehlgriff auf Anhieb, und Mafalda hatte sich immer noch abgewandt und musste sich die Nase zu halten, um nicht lauthals zu lachen. „Wie kann man nur so ins Klo langen?“ schüttelte James den Kopf, den Mund immer noch offen und auf dieses ausgesprochen merkwürdige Pärchen dort vorn am Treppenaufgang starrend. Snape hatte wirklich immer ein sagenhaftes Pech. Ausgerechnet die kleinste und dickste Pute von ganz Slytherin hatte er abgekriegt? Er? Der längste und schlankste aus dem Haus in den Verließen? Dick & Doof! „Scheiße,“ murmelte Peter.

Pfirsichfarben! Pfirsich! Aus mehreren Lagen pompösesten Chiffons, übereinander genäht und zu rüschenartigen Wellen aufgetürmt, war das Kleid gefertigt, und dass ihre Schultern und wurstförmigen Ärmchen daraus hervor lugten, konnte man bei ihrer Hautfarbe gar nicht richtig ausmachen. Die kurz geschnittenen Haare lagen wie mit Pomade bestrichen dicht am Kopf an und waren in Zungen um die Schweinchenohren gelegt worden, und dazu baumelten riesige, schwere Klunker aus rosa Spinell von den Ohrläppchen. Unglaublich scheußlich. Aber die Carrow strahlte mit ihren schiefen Zähnchen und krallte sich regelrecht an Snapes schlaff herabhängendem Arm fest.

„Die arme Sau,“ bedauerte James ihn tatsächlich zum ersten Mal in seinem Leben, und Sirius fügte ein zustimmendes „yup!“ an, bevor er sich wieder interessanteren und wesentlich hübscheren Dingen zuwandte. „Naja,“ wischte Mafalda sich sehr vorsichtig die Lachtränchen aus den Augenwinkeln, um ihre Wimperntusche nicht zu vernichten, wie sie sich ein wenig vorbeugte, damit es nicht jeder mitbekam. „Nachdem Lily ihm abgesagt hat letzte Woche, blieb wohl nicht mehr viel für ihn übrig.“ Sie zwinkerte und konnte sich immer noch kaum einkriegen. „Und Slughorn hat ihm nicht erlaubt, allein zu kommen oder überhaupt nicht,“ fügte Peters Begleitung noch gewichtig an, während James schon die Braue steilst nach oben gezogen hatte.

Zu ihr herumfahrend, dabei völlig ignorierend, was Sirius da tat, stierte er Mafalda an. „Snape hat Lily Evans gefragt?!“ platzte er heiser heraus, und seine Ohrmuscheln begannen, heftigst zu glühen, als habe jemand ein heißes Bügeleisen daran gehalten. Nickend zuckte das Mädchen mit den rotbraunen Ringellöckchen die Achseln. „Ja, hat er. Aber natürlich hat sie 'nein' gesagt, keine Ahnung, was der erwartet hat.“ Schnaubend, fast durch die Nase prustend, schaltete sich Emmeline in die Unterhaltung ein, faltete die schlanken Arme vor der Brust ihres langen, hellblauen Röhrenkleides. „Weiß sowieso niemand, wieso sie mit diesem Typen überhaupt redet!“ gab sie die allgemeine Stimmung zu Snape unter den Gryffindor-Mädchen wieder.

Völlig konform mit ihr gehend, warf Mafalda ihr einen unverhohlen angeekelten Seitenblick zu, den sie nicht nur erwiderte, sondern den auch Serena gezeigt hätte, wenn die nicht gerade in Sirius' inniger Umarmung vom Geschehen abgeschnitten gewesen wäre. „Wenn der sich wenigstens mal die Haare waschen könnte ...“ rollte Emmeline mit den Augen und warf ihre eigenen, blonden Strähnen über ihre Schulter zurück, wovon das schimmernde Gold und die heute Abend eingearbeiteten Silberstreifen im Licht der hohen Laternen der Eingangshalle glitzerten. Das musste man ihr wirklich lassen: Sie sah echt toll aus heute Abend! Wie immer schlicht und natürlich, aber gleichzeitig sehr elegant, das Kleid wunderbar ausgesucht und auf ihr Haar abgestimmt. Wenn James sie nicht aus Verzweiflung gefragt hätte, dann hätte er diesen Ball mit Miss Vance tatsächlich genießen können. Aber leider war dem nicht so, und seine Laune hatte mit diesem Bericht der Mädchen soeben einen neuen Tiefpunkt erreicht.

Snape. Hatte Lily gefragt, ob sie mit ihm zum Ball ginge? Hatte der sie noch alle? Lily war sein Mädchen! Er wollte sie! Ja, OK, mochte ja sein, dass seine Chancen da echt beschissen standen, und nach dieser Verabredungs-Misere mehr denn je, aber Snape?! Nein. Nein, auf keinen Fall! Jeder, der sie ansatzweise glücklich machen konnte, aber nicht Snape! Die Fäuste in den langen Ärmeln seiner Festrobe ballend, knirschte James mit den Zähnen, wie er den langen Lulatsch da hinten am Rand der Slytherin'schen Traube fest ins zusammengekniffene Auge fasste.

Ausgewaschen sah sein Umhang aus, passte nicht recht, so wie seine Uniform auch, und sogar die Schuhe trugen deutliche Zeichen davon, geflickt zu sein. Sein Hemd besaß dämliche Rüschen rund um die Knopfleisten, weshalb er nur eine Fransenkrawatte um den Hals schnüren konnte. Alles Andere hätte seine Erscheinung noch lächerlicher gemacht. Und das gelbliche Gesicht war wächsern und fahler als sonst heute Abend, die dunklen Augen leer und müde. Recht so. Das hatte man davon, wenn man Lily Evans fragte und am Ende mit dem Mädchen da stand, das übrig geblieben war.

Mit den Kiefern mahlend, versuchte James, sich einigermaßen zu beruhigen, aber es gelang ihm nicht gut. Den Kerl würde er von heute an noch besser im Auge behalten als ohnehin. Und eins stand fest: Für jede Kleinigkeit, die Snape sich würde zuschulden kommen lassen, und war es nur ein Brauenheben in seine Richtung, würde er mächtig eins drauf kriegen. Darauf konnte er Gift schlucken in seinem bescheuerten Zaubertränke-Lieblingsunterricht! Die Fingerknöchel des James Potter knackten zur Bestätigung, wie er sich selbst grimmig zunickte.

„Miss Dearborn!“ kreischte die sich überschlagende Stimme von Professor McGonagall und riss ihn zumindest weit genug aus seinen Gedanken, um seinen Blick vom bedröppelt da stehenden Snape abzuwenden. „Mr. Black!“ Wie ein Geier im Sturzflug kam die Hauslehrerin angerauscht, und endlich erkannte James, wieso sie das eigentlich tat und warum sie so rumbrüllte, aber er konnte trotzdem nicht so richtig darüber lachen. Peter dagegen kringelte sich halb, und Emmeline und Mafalda grinsten mit sittsam vor den Mund gehaltenen Händen.

Wie siamesische Zwillinge aneinander gekettet, waren Sirius und seine Freundin ineinander verschlungen und knutschten hemmungslos herum, als säßen sie hier im Gemeinschaftsraum vor dem offenen Kamin in einem der unzähligen weichen Sessel oder befänden sich auf dem Turmzimmer an einem Mittwoch Abend, wenn Quidditch-Training, der Koboldstein-Club und Nachhilfe angesagt war. Also ganz ehrlich: Sirius konnte tausendmal behaupten, dass Küssen echt toll wäre und man sich dabei hervorragend fühlen würde. Es sähe immer noch absolut bescheuert aus. Mochte ja auch sein, dass Serena in ihrem ausladenden Ballkleid aus schwarzer Seide einfach umwerfend war, und jeder Junge war knallrot geworden, wie sie sich eine Hand in die korsagierte Taille gestemmt und sich gedreht hatte, damit man den Schwung ihres verstärkten Unterrocks bemerkte, aber deshalb musste Black hier wirklich nicht jedem seine Zunge zeigen. Da hatte die McGonagall schon recht.

Noch bevor sie allerdings das kleine Grüppchen an dem linken Pfeiler des Marmorgeländers richtig erreicht hatte, lösten sich die beiden von einander, und während Serena sich kichernd abwandte, grinste Sirius über beide Ohren. Sich zu seiner Hauslehrerin drehend, um ihr einen absolut blöden und frechen Spruch dazu an den Kopf zu werfen, schaffte er allerdings nicht mehr. Vorher traf ihn – Batsch – das zusammengerollte Pergament in ihrer Hand fest am Hinterkopf, dass ihm seine mühsam gerichtete Frisur fast auseinander flog. Immer noch mehr amüsiert darüber, duckte er sich zwischen die eigenen Schultern und fasste sich an die leicht schmerzende Stelle, halb entschuldigend, halb lachend die Achseln zuckend. „Verzeihung, Ma'am!“ winselte er, und Peter heulte vor Spaß.

Schnippisch nach Atem ringend, fauchte ihn die McGonagall an, die Augen glühend wie kleine Kohlen, nur wesentlich heller. „Benehmen Sie sich, Mr. Black, Miss Dearborn!“ herrschte sie die beiden an und schüttelte ununterbrochen den Kopf. „Frau Minister kann jeden Moment durch diese Tür kommen und,“ sie deutete wild fuchtelnd auf die großen Eingangstore, hinaus auf die Wiesen vor dem Schloss, noch fest verschlossen wie die Türflügel zur festlich geschmückten Großen Halle, wie sie alle hier zwischen den Treppen versammelt warteten. „Und es wäre mir – und Ihnen hoffentlich ebenfalls – entsetzlich peinlich,“ dabei sog sie scharf Luft durch die Zähne ein und schloss angewidert die Augen, „wenn das ihr erster Eindruck unserer Schule wäre!“

Nun doch etwas verlegen, kratzte Sirius sich noch immer den pochenden Hinterkopf, an dem er sicher irgendwo unter den schwarzen Locken einen Kratzer abbekommen hatte von dieser Strafaktion, und immer noch dümmlich grinsend, biss er sich auf die Lippe. „Sorry, Professor ...“ murmelte er erneut, und auch Serena hatte ganz rote Wangen bekommen vor Scham. Vielleicht sollten sie das wirklich auf später verschieben. Zumindest, bis die McGonagall sich wieder abgeregt hatte und weniger angespannt war. Mann, Mann, das war doch ein Ball! Das sollte doch ein Tanzvergnügen sein, oder etwa nicht? Die nahm das ehrlich viel zu ernst.

Sich immer noch kopfschüttelnd von dem Pärchen abwendend, langte die Hauslehrerin von Gryffindor nach ihrer baumelnden Uhr, warf einen kurzen Blick darauf und zog eine Braue steil nach oben. Ihre langen, gepflegt angespitzten Nägel tippten auf das Deckglas, wie sie anscheinend mit sich selbst sprach. „Und wenn Mr. Lupin nicht in exakt einer Minute und 17 Sekunden hier erscheint, dann reiß' ich ihm den Schädel ab ...“ Sofort schnellte Sirius' Kopf hin und her, um erst James, dann Peter und wieder James anzustarren, die dunklen Augen ganz groß und sich sorgenvoll auf die Zunge beißend. Seine Freunde schauten kaum besser drein. Potter schluckte so fest, dass sein Adamsapfel aus der streng gebundenen Schleifenkrawatte hinaus hüpfte, und Peter bleckte die Zähne und zischte. Au backe. Sie wussten genau, dass ihr Ältester nicht auftauchen würde. Der saß seelenruhig und sicher zufrieden pfeifend oben im Gemeinschaftsraum und las „Die drei Musketiere“, ohne zu ahnen, wie er spätestens morgen früh aussehen würde: Genau wie der Fast Kopflose Nick!

„Ah! Sehr schön!“ rief die McGonagall mit einem Mal aus und klatschte zufrieden in die Hände, während sich ihr ganzes Gesicht merklich aufhellte und angenehme Farbe in die Wangen zurückkehrte. „Wunderbar, dann sind wir vollzählig!“ freute sie sich, dass sie nicht die selben Probleme und Schwierigkeiten mit ihren Schützlingen hatte wie beispielsweise Professor Slughorn, und ihren Rock raffend, stob sie davon.

Jetzt schnallten die drei Rumtreiber da unten im Schatten der Marmortreppe überhaupt nichts mehr. Peter machte ein leises „hä?“, und James zog das Kinn so weit zurück, dass es mit dem Kehlkopf verschmolz, derweil Sirius schmerzhaft fest die Brauen ineinander schob. Was hatte sie denn damit gemeint? Es konnten gar nicht alle Gryffindors hier sein, sie wussten ganz genau und mit Bestimmtheit, dass ihr ältester Zimmergenosse sich strikt geweigert hatte, noch vor einer knappen Stunde. Mit nichts und niemandem, Versprechen, Wetten, Strafandrohung auch ihrerseits, hatten sie es probiert, aber Remus war stur geblieben. Sein blöder „kein Techtelmechtel zwischen den Besatzungsmitgliedern“ - Spruch stand felsenfest. Also was redete die McGonagall da?

Serena klappte die Kinnlade herunter, und nur Sekundenbruchteile später begann sie zu lächeln und musste sich an dem runden Knauf des weißen Geländers festhalten, dem sie am nächsten stand. Da fiel ein Licht auf ihre braunen Regenbogenhäute, das nicht von den warm-goldenen Laternen herrührte, sondern silbern und glitzernd spielte, und ganz gefangen davon, murmelte Sirius irgendwas Ungebührliches, bis sie mit der Rechten hilfesuchend und blind nach seiner Hand tastete und die Finger fest, aber liebevoll drückte. „Sie sieht unglaublich schön aus!“ flüsterte sie verklärt, und das brachte ihren Freund aus gutem Hause zum Stutzen. Jetzt wollte er schon gerne wissen, wieso Serena so verzückt dreinschaute, und er lehnte sich ihr entgegen und lugte um diese dusslige Marmorkugel herum, damit er auch etwas sehen konnte.

„Heiliges Drachenei!“ fluchte er mit dem gleichen, begeisterten Lächeln, schüttelte vorsichtig den Kopf, damit er bloß nicht wegschauen musste, und als würde diese Stimmung richtig überspringen, hob er die zierliche Hand an seine Lippen und küsste völlig trunken ihren Finger mit dem schmalen Goldring daran. Einander einen verständnislosen und bedenklichen Blick zuwerfend, zogen James und Peter synchron eine Braue hoch. Was ging denn hier ab? Dort wo sie standen, hatten sie keine Möglichkeit, die Treppen einzusehen, die direkt auf die hohe Ballustrade und damit zu den Korridoren in den hinteren Bereich des Schlosses führten. Wusste der Teufel, was diese Zwei da so sehr fesseln konnte, dass sie sogar von einander ließen.

Es vor Neugier nicht aushaltend, entschuldigte Pettigrew sich wortlos bei Mafalda, die ebenfalls ganz verwirrt schien, während Emmeline die Arme nur fester vor der Brust verschränkte. James hatte mit seiner Einschätzung da komplett richtig gelegen: Für sie war dieser ganze Kram mit dem Ball und dem Drumherum der reinste Kokoloris, und deswegen machte es ihr nicht besonders viel aus, wenn man ihr wenig Aufmerksamkeit schenkte. Im Moment war das nämlich extrem schwierig.

Peter hechtete regelrecht nach vorn und duckte sich, um unter Serenas ausgestrecktem Arm hindurch gelangen zu können, und dort blieb er, tief gehockt und sich in die eigenen Knie stemmend, und wäre die lange Robe nicht gewesen, hätte man nur seinen dicken Hintern gesehen. Der viel zu enge Kummerbund knarzte verdächtig, wie er ihn noch mehr strapazierte, aber dann erstarrte der 16jährige sofort und auf der Stelle, sobald er um die Ecke lugen konnte. Nichtmal mehr zu atmen schien er. „Wow,“ entfuhr es ihm gehaucht, und dann blieb er dort.

Das wollte Mafalda jetzt auch sehen! Nur unwesentlich größer als Pete in ihren Pumps, warf sie sich fast über ihn, faltete ihre Hände in seinem Nacken und legte das Kinn auf seine Schulter, und da atmeten sie dann beide nicht mehr, wie auch Pettigrews Begleitung nur noch hingerissen quiekste. James setzte zum Sprechen an, gab es sofort wieder auf. Niemand von denen würde ihm antworten. Wenn er wissen sollte, was dieses Theater verursachte, musste er selbst nachsehen. Einen hastigen Blick in Emmelines Richtung riskierend, die mit geschürzten Lippen die Achseln zuckte, entschieden sie beide, es zu wagen.

Mit ein paar schnellen Schritten waren Potter und Vance um den Knubbel aus Freunden herum, und während Emmeline direkt neben Sirius und Serena stehen blieb, befand sich James nun fast in der Mitte der Marmortreppen. Halb aufgerichtet, wurzelte er dort fest und presste augenblicklich die Kiefer so fest aufeinander, dass es knirschte, und dicke Klumpen aus starrer Muskulatur zeigten sich an dem Knochenwinkel. Wie ein Ochsenfrosch holte er tief Luft und vergaß dann schlagartig, dass er auch ausatmen musste. Aufgebläht sah seine obere Brust davon aus, und das Hochziehen der Schultern verstärkte diesen Eindruck noch. Seine Arme spannten sich wie Federn, und eine Winzigkeit in der Hüfte vornübergebeugt, drückte er die Wirbelsäule jedoch komplett durch.

Hätte James Potter in diesem Moment einen kurzen Blick nur hinter sich geworfen, wo Professor Slughorn den furchtbar hässlichen Mulciber an den Ohren zog und Evan Rosiers Krawatte sich merkwürdigerweise immer wieder von alleine aufrollte, bis sie ihm ans Kinn schlug, hätte er bemerkt, dass Severus Snape exakt die selbe Pose eingenommen hatte, genauso unbeobachtet von seiner ganzen Umgebung. Denn da auf der Treppe, am Arm irgendeines Typen (wen interessierte schon, wer das war?), schritt Lily Evans wunderbar elegant und fast träumerisch langsam die Stufen hinunter. Sie glänzte, sie strahlte, sie leuchtete, sie schillerte, sie schimmerte! Die winzigen Steinchen auf ihrem herrlich grünen Satinkleid blitzten silbern hell und warfen regelrecht Spotlights auf die ganze junge Frau (nein, ein Mädchen war das nicht!), die in aufrechter, stolzer, aber nicht überheblicher Haltung über die ganze Eingangshalle hinweg schaute. Die wie gemalt blasse Haut wurde nur noch herrlicher unterstrichen von dem nur zart aufgetragenen Wangen-Rouge, wo sonst nicht einmal Lippenstift oder andere Farbe verwendet worden war. Das brauchte sie auch nicht. Da war auch so ein kleines Wasserglitzern auf dem tiefen Karmesinrot.

Hatte er noch Füße? Unterschenkel, Knie? James war sich nicht sicher, denn er spürte sie definitiv nicht mehr. Aber das war eh egal, denn er konnte sich gar nicht bewegen. Ihm klappte der Kiefer auf und zu und wieder von vorne, das bekam er wohl noch mit, und seine Augen füllten sich mit entzückten Tränchen, während ihm der Mund ganz trocken wurde, aber das war auch schon alles. Oh Merlin. Oh alle 13 Gamots-Druiden. Sie hätte an seinem Arm laufen sollen heute Abend. Diese unglaubliche Schönheit da oben, so weit über ihm, so unerreichbar, hätte sich auf ihn stützen können mit dem selben, glücklichen Lächeln und dem wie in Zeitlupe geschehenden Lidreflex, wenn er nicht so ein größtmöglicher Rüpel gewesen wäre! Am liebsten hätte er sich jetzt auf der Stelle selbst geohrfeigt oder den Kopf gegen die Marmorkugel geschlagen wie ein sich bestrafender Hauself. Genau so klein und unbedeutend kam er sich gerade vor im Glanz dieser wandelnden Sonne.

Und dann sagte es Emmeline. Die Arme endlich aus dieser abwehrenden Haltung lösend, schüttelte sie den Kopf und lächelte. „Lupin sieht gut aus!“ Und Serena gab ein nicht minder verzücktes „uhu“ von sich, ohne den Blick von ihm zu nehmen (Sirius protestierte nicht mal, immer noch komplett eingenommen von Lily und seinem Freund da oben auf der Treppe), und Mafalda quietschte nickend. Wesentlich weniger pompös als seine Zimmergenossen, ohne den modischen Schnickschnack eines James Potter oder den hemmungslos Reichtum zur Schau stellenden Prunk eines Sirius Black, strahlte Remus Lupin in diesem simplen Zauberer-Smoking eine beeindruckend klassische Eleganz aus. Das kurz geschnittene hellbraune Haar in einem Seitenscheitel getrennt, das feine Bärtchen dazu auf der Lippe, sah er aus wie frisch aus den 20ern entsprungen. Sich mit einem schnalzenden Geräusch aus seiner Starre lösend, schüttelte Sirius den Kopf. „Remus, Remus, Remus!“ tadelte er nicht ganz ernst gemeint, und ohne dass Moony ihn überhaupt hören konnte. „Das nenne ich einen erfolgreichen Coup d'état!“

James bekam das nicht mit, diese kleine, als Scherz gedachte Spitze gegen ihn und seinen unausgesprochenen Führungsanspruch. Es war ihm auch ganz egal. Alles, was er sehen konnte, waren die süßen, schlanken Hände von Lily Evans, die eine, durch die Lücke zwischen Lupins Rippen und seinem gebeugten Ellbogen hindurch geschoben, ruhte locker und leicht auf den Beugemuskeln seines Unterarms, während die Rechte quer über ihre Brust gespannt auf seiner Schulterkappe lag und dort ganz vorsichtig nur mit dem schwarzen, glänzenden Stoff spielte. Ihre Nägel waren schimmernd mit klarem Lack bestrichen, nicht diesem bunten Tinnef der anderen Mädchen. Aber sie war ja auch keins. Fast hätte James gelacht. Diese Haltung hatte er schon einmal gesehen. Bei genau diesen beiden Menschen. Vor fast sechs Jahren auf dem dunklen Bahnsteig von Hogsmeade.

Damals war es ihm mehr als einerlei gewesen. Eine gute Gelegenheit für einen Witz, die Chance, die 11jährige auf die Palme zu bringen und dem scheußlichen Snivellus eins auszuwischen. In diesem Augenblick wünschte er sich, das seinerzeit nicht gesagt zu haben. Weil er jetzt spürte, was durch Snapes Brust gerast sein musste bei diesem Anblick. Autsch. Am liebsten hätte James sich an die Knöpfe seines Hemdes gefasst und wäre mit schmerzverzerrtem Gesicht ein wenig mehr eingeknickt. Niemandem schien das aufzufallen, wie bleich er geworden war, und wie heftig er schlucken musste.

Lily und Remus erreichten endlich die unterste Stufe, und genau in dem Augenblick knarrten die beiden Türflügel hinter der großen Gruppe von Schülerinnen und Schülern, und die Große Halle wurde endlich geöffnet für sie. Bewegung kam in die vielen Pärchen, das Geschnatter und aufgeregtes Reden hob wieder lauter an, wie sich alle in diese Richtung drängten, um eingelassen zu werden und einen Blick auf die Dekoration zu werfen, die bisher gut vor ihnen verborgen geblieben war. So mussten die beiden Nachzügler nicht stehenbleiben, konnten auch gar nicht, von hinten gleich von den herannahenden Ravenclaws geschoben. Nur rasch mit der Hand auf Remus' Unterarm wellenförmig winkend, quiekste Lily, fühlte sich sogar von Sirius' erhobenem Daumen geschmeichelt, und Remus grinste seine grienenden, staunenden Freunde nur verlegen an, ohne ein Wort zu sagen. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger gestikulierend, erklärte er nur, dass man sich drinnen sehen würde, und dann waren die Jahrgangsbesten der fünften Klasse vorbei.

Sirius schüttelte immer noch den Kopf und feixte zufrieden, wie er Serena seinen Arm anbot. „Mann, Mann!“ pfiff er durch die Zähne, zwinkerte ihr zu und beugte sich näher zu ihr, damit er sie auf die Ohrmuschel küssen konnte. „Fast so hübsch wie du!“ Sich auf die Lippe beißend, verriet ihm seine Freundin lieber nicht, dass jedem eines klar war: Der Star heute abend war Lily Evans! „Wer?“ fragte sie trotzdem lachend. „Sie oder er?“ Und den so auf die üblichen Gerüchte gemünzten Scherz gleich verstehend, empörte Black sich gespielt, obwohl er selbst schon lachen musste, und die beiden begaben sich ebenfalls in den Strom.

Während Peter und Mafalda sich noch sortierten und Emmeline geduldig und mit wissendem Lächeln auf ihn wartete, stand James immer noch ganz weggetreten vor der Treppe und starrte die Einganshalle hinunter, die Kiefer lautstark mahlen lassend. Nur langsam konnte er sich fangen, begann den Kopf zu schütteln und war sich höchst sicher, dass dies der schlimmste, grässlichste und grausamste Moment seines Lebens war. Noch nie war er sich so saublöd vorgekommen. Er konnte nichts dafür, der gute Remus. Aber trotzdem flüsterte James den ersten sinnvollen Satz, der ihm wieder ins Hirn kam: „Ich bring' ihn um ...“


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Mir gefällt an Harry vor allem, dass er kein Held im klassischen Sinne ist, kein unüberwindlicher Superman.
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