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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Barfuß oder Lackschuh

von Teekon

Still war es da oben im vollkommen leeren Gemeinschaftsraum. Herrlich ruhig, fast unnatürlich, wie nur die Apfelholz-Scheite im Kamin leise knisterten. Sonst hörte man gar nichts, absolut nichts, es sei denn, man drehte sich im Sessel ein wenig herum, dann knarzte der Stoff oder quietschten die ausgeleierten Federn. Aber ansonsten ... Keine Schritte auf Stein oder Teppich, keine Stimmen, die irgendwo miteinander flüsterten, niemand atmete laut und keine Papiere raschelten, keine Federkiele kratzten über Pergament und nirgendso zerplatzte eine Blase von Bubbles Bestem. Wunderbar war das.

Quer in den breitesten Sessel gefletzt, den er hatte erwischen können, baumelten Remus Lupins lange Beine in Richtung des prasselnden und wohl duftenden Feuers nur wenige Achtelzoll über dem Boden, die Schuhe mehr ausgetreten als ausgezogen irgendwo in eine Ecke geschleudert, und das alte Paar Socken in Grau-grün aus seinem Privatbestand zierte ein unanständig großes Loch gleich vorne unter dem großen Zeh. Mit dem Hintern fest in dem weichen Sitzkissen verankert, die Krümmung der Lendenwirbelsäule gegen die Armlehne gepresst, hatte er ein Buch auf dem Bauch und ließ dessen Rücken gegen seine aufgerichteten Oberschenkel fallen.

Schäbige, abgenutzte Cordhosen, die weichsten und bequemsten, die er besaß, hatte er angezogen, während sich Sirius dort oben schreiend und zeternd die Locken gerauft hatte. Mit den Händen in den Taschen auf seinem Bett sitzend, hatte er ihnen zugeschaut, wie sie sich fertig gemacht hatten für den Ball, und eigentlich hatte er sich komplett heraus halten wollen. Er war doch nur auf dem Zimmer geblieben, weil er sich nirgendswo anders hatte blicken lassen können. Die anderen Gryffindors hätten seltsame Fragen gestellt, wieso er sich nicht umziehe, ob er nicht mitkommen wolle oder ob er wieder krank sei. Und darauf hatte er keine Lust gehabt. Nichts und niemand sollte dieser Abgeschiedenheit heute Nacht im Wege stehen.

Aber dann war es natürlich anders gekommen. Sirius hatte das Paket aufgemacht, das heute morgen von seinen Eltern aus Bloomsbury geschickt worden war, und mit einem deutlichen Hinweis, dass er diese Kleider entweder trage oder sofort und auf der Stelle nach Hause kommen müsse (für immer! - Sirius hätte sich jeden Zehennagel einzeln rausgerissen, um das zu vermeiden), hatte er dort drin neben recht gut geschnittenen, klassischen Festroben dieses grauenvolle Ding gefunden.

Nun gut, diese Bezeichnung verdiente es nicht wirklich. Die Weste war fabelhaft anzusehen, der Stoff vorzüglich und Farbe und Stickereien konnte man ja noch verschmerzen (zur Not änderte man das halt, wozu konnte man denn zaubern?), aber die Knöpfe! Ach herrje, was ein Geschrei! Nur mit Hilfe von Peter und Remus hatte James ihn überreden können, das Kleidungsstück wenigstens einmal anzuprobieren, und als sie bemerkt hatten, wie gut es saß und wie vorzüglich es ihm stand, da war alles vorbei gewesen. Sirius hatte geheult. Nicht geweint, bei Merlin, nein, er hatte geheult. Tatze in menschlicher Form, entsetzlich einsam und getreten. Der arme Köter.

Am Ende war er mit diesem riesigen Schild um den Hals abgezogen, immer noch kreidebleich im Gesicht, und jeder, der es auf der Treppe oder hier im Gemeinschaftsraum gewagt hatte, ihn auch nur anzusehen, war halbwegs angefallen worden. „Was starrst du so?!“ hatte er den guten Gilbert angeschrien, der einen ganzen Kopf größer war als er und trotzdem rückwärts gehüpft war, als hätte ihn ein Riesenkakerlak angesprungen. Mit beiden Händen auf seinen Schultern, ihn sanft massierend, hatte James ihn vor sich hergeschoben und dabei die ganze Zeit eine Art Mantra gemurmelt: „Ruhig, ganz ruhig.“ Ob er sich mittlerweile abgeregt hatte? Remus grinste und biss auf das bereits angenagte Ende seines Federkiels.

Naja, und wo er dann schon mal dabei gewesen war, hatten James und er gemeinsam den viel zu engen Kummerbund aus schwarzem Satin um Peters dicken Bauch geschlungen und sich fast gegeneinander gestemmt, um ihn hinten weit genug übereinander zu kriegen, dass sie ihn verschließen konnten. Bei Potter war das irgendwie leichter ausgefallen, aber der war ja auch sagenhaft schlank, fast ein bisschen zu dünn. Und er trug Gryffindor-Rot, um die Taille wie um den Hals, eine eher moderne Fliege mit hohem Tabkragen. Sie alle hatten fabelhaft ausgesehen, sogar Pettigrew, von dem niemand je vermutet hatte, dass so etwas überhaupt möglich wäre. Das hatte Remus schon zugeben müssen, wirklich ein Haufen geschniegelter junger Gentlemen, kein bisschen übertrieben oder schleimig, sondern wirklich stattlich und ansehnlich.

Er dagegen ... Hosenträger, die Clips ganz weit gestellt, damit sie ihn nicht beengten oder abschnürten, während er sich hier in aller Ruhe zurücklehnte, und dazu ein einfaches Hemd, die Ärmel aufgekrempelt und die obersten Knöpfe offen. Mittlerweile war ihm der Kragen bis unter die Ohren gerutscht, weil er sich so tief in seinen Sessel gekuschelt hatte, und nur die oberste Kante der zweiten Armlehne hielt seinen Kopf. Die Haare noch ganz wuschlig vom ewigen Kratzen im Nacken, schlecht bis gar nicht rasiert, ein riesiges Glas Kürbissaft mit Nachschub in einem hohen Krug neben sich auf dem niedrigen Tischchen, so las Remus Lupin gemütlich seinen Muggelroman.

Tief versunken in die Geschichte konnte er jegliche eigenständige Gedanken grundlegend abstellen. Es ging nur um Frankreich und den König, nicht um das Festessen und nicht ums Tanzen dort unten. Er brauchte sich nicht vorzustellen, wie sie alle beisammen sitzen und reden und lachen und essen würden, wenn er mit d'Artagnan den Degen schwingen konnte, und er musste nicht darüber nachdenken, was er alles verpasste und wie ihre Gesichter strahlten. Sicherlich würde auch Sirius sein Westen-Problem bald vergessen haben und den ganzen Abend an Serenas Lippen kleben. Er musste fast ein bisschen lachen, wie sich ihm James' angeekeltes und genervtes Gesicht aufdrängte, und er bohrte einen Fingernagel in die Zeile, bei der er stehen geblieben war und seufzte. Nicht daran denken. Das vergessen.

Zurück zu den Musketieren. Remus hob beide Brauen, presste die Lippen aufeinander und schubberte sich noch mal den Rücken zwischen den Schulterblättern an der Armlehne, gegen die gestützt er saß, und dann klappte er die Beine etwas höher und zog das Buch damit so nah, dass seine prominente Nase mit dem Knubbel fast die Falz berührte. Dunkler wurde es dadurch um ihn herum, aber auch leichter, die Umgebung zu verbannen, und er summte leise vor sich hin und baumelte mit den Füßen.

Wie das Porträt der Fetten Dame zurückschwang, das bekam er weniger durch das entsprechende Geräusch als durch den dadurch entstehenden Luftzug mit. Das Feuer flackerte heftiger davon im Kamin und nahm ihm das Licht und damit die Sicht auf seine Buchstaben, und er runzelte die Stirn und gab ein brummendes Geräusch von sich. Wieder irgendso ein Trottel, der sich nicht merken konnte, wie der Zeitplan für diesen dämlichen Ball angelegt war. Tief Luft holend, ohne von seiner Geschichte aufzusehen, den Finger immer noch wandernd auf der Zeile, machte Remus den Mund auf: „Treffpunkt ist 18:30 im Klassenraum für Ver – wand – lung!“ gab er den Tipp, noch bevor die erwartete Frage fallen konnte.

Aber kein gestammeltes „oh danke“ und sofort wieder raus. Kein Gemoser über eine so abweisende Haltung, nicht mal ein „Klappe, Moony!“ von Sirius, der sich doch entschieden hatte, sich lieber mit seinem Alten anzulegen als diese Weste zu tragen. Wer immer da in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors gekommen war, blieb irgendwo dort vorne, halb noch im Durchgang, halb schon in dem gemütlichen Rondell stehen, und Stoff raschelte, wie die Person leise, aber gepresst atmete. „Das ist ausgezeichnet, dass Ihnen das bekannt ist, Mr. Lupin. Nur würde es mir besser gefallen, Sie würden sich selbst daran erinnern.“

Augenblicklich pumpte ihm sein Blut eine ungeheure Druckamplitude durch die Schlagadern bis in den Kopf, und ihm schoss die erschrockene Röte in die Wangen. Gleichzeitig warf er das Buch im hohen Bogen von sich, dass es fast im Kamin gelandet wäre, stemmte sich so hastig auf die Linke, er wäre beinahe abgerutscht und höchst unsanft auf den Teppich geknallt. Die Beine zur Hilfe nehmend und dadurch dank seiner enormen Größe wie ein Klappmesser zusammenschnurrend, bekam er es doch irgendwie hin, sich an der Rückenlehne hinauf zu ziehen, um sich der bebenden, beherrschten Stimme von Professor McGonagall zuwenden zu können. Oh, Scheiße.

Da stand sie, die Hauslehrerin, bereits festlich herausgeputzt mistamt dem gräulichen Hut, aufrecht und vor dem Bauch die Fingerspitzen aufeinander gelegt, wie sie ihn streng und aufgebracht beäugte, aber sich dabei noch zusammenriss. Noch. Über den Rand der Brille lugte sie hinweg, ihre ganze Mimik irgendwie so traurig, so enttäuscht. Ihm gefiel das nicht. „Pr ... Pro ... Professor, ich ...“ fing er zu stammeln an, „ich kann das erklären!“ Erst jetzt fiel ihm überhaupt auf, wie ungebührlich er sich in den Sessel fletzte, und wie furchtbar unpassend und fast beleidigend lässig er gekleidet war, und seine Hände wussten gar nicht, was sie zuerst tun sollten. Hastig und durcheinander deswegen, fuhr er sich durch die Haare im verzweifelten Versuch, sie zu glätten und irgendwie ordentlich hinzulegen, im selben Moment das Hemd herunter zu ziehen, weil man seinen Bauchnabel sehen konnte, aber davon rutschten nur die beinahe losen Hosenträger mit, und er gab auf. Ja, gut, er sah zum Kotzen aus.

Die Fußsohlen auf dem Boden gegeneinander drückend, die Knie in den Armlehnen verhakt, saß Remus nun vornübergebeugt in seinem Sessel, die Hände ineinander verdreht auf der äußersten Kante vor seinem Schoß, die Schultern eingeknickt und der Kopf vorgestreckt. Er konnte sie nicht ansehen. So einen Blick hatte Professor McGonagall noch nie gehabt, nie, nie, nie. „Dann machen Sie bitte schnell, ich habe keine Zeit, mir kindische Ausreden anzuhören.“ Ouch, das tat wirklich weh. Vielleicht hätte er doch oben auf seinem Zimmer bleiben sollen, da war es doch auch gemütlich. Wieso zum Teufel war er hier herunter gekommen?

Nur stotternd und herumdrucksend, kriegte er einfach nicht heraus, was er sagen wollte, zuckte die Achseln und wusste nicht, wie es wirklich rüberbringen. Das war bei den Jungs schon so sagenhaft schwer gewesen, dass er danach eine halbe Stunde lang hemmungslos geheult (ja, richtig geheult) hatte, aber das hier war seine Lehrerin. Offenbar war ihre Geduld mittlerweile wirklich so am Ende, dass sie darauf nicht warten konnte. „Mr. Lupin, der nächste Vollmond ist meinem Kenntnisstand nach erst in zwei Wochen zu erwarten.“ Das Wort allein ließ den jungen Mann mit dem französischen Bärtchen, im Sitzen so weit unter ihr, heftig zusammen zucken, und fast tat es ihr leid, das gesagt zu haben. Aber er brauchte das augenscheinlich, um von dieser Schnapsidee herunter gebracht zu werden, wo es doch wohl nicht mal den Herren Black, Potter und Pettigrew gelungen war und auch das sagenhaft schöne Galakleid von Miss Evans ihn nicht dazu hatte bewegen können, seine Meinung zu ändern.

„Sollte sich an den Gestirnen also nicht Elementares geändert haben, sind Sie heute nicht krank. Und das wäre die einzige Entschuldigung, die ich akzeptieren würde.“ 'Und selbst dann wäre sie wahrscheinlich noch bitterlich sauer', dachte Remus und duckte sich nur noch weiter zwischen die eigenen Schultern. Doch er wollte nicht! Er konnte das nicht! Es ging einfach nicht, er konnte da nicht hingehen, wo all die Pärchen tanzten und schäkerten und er wie ein dummer Idiot dazwischen saß und sich nicht darauf einlassen durfte. Schweißperlen sammelten sich an seinem Haaransatz, wie er entmutigt zum Sprechen ansetzte und wieder nicht mehr herausbekam als: „Aber, Professor, ich möchte ...“ Sie unterbrach ihn mit einer heftigen Handbewegung.

Keinen Schritt näher kam die Hauslehrerin, aber sie senkte ihre Stimme zu einem bedrohlichen, fast bitteren Flüstern: „Sie sind der Beste dieses Jahrgangs, des ganzen Hauses, Mr. Lupin! Sie sind Präfekt! Sie repräsentieren Gryffindor! Und ob es Ihnen gefällt oder nicht, das bringt Pflichten mit sich.“ Auch ohne sie ansehen zu müssen, konnte er sich vorstellen, wie sie sich an ihrem Rock festhielt dabei und sich leicht vorbeugte, das so stolze Gesicht ganz grau vor Enttäuschung. Hätte er hingesehen, wäre ihm das warme Leuchten ihrer Augen aufgefallen, aber das Wasser auf den Hornhäuten vernebelte ihm etwas die Sicht.

Den Nacken noch weiter vor ihr beugend, als wolle er sich aufs Schafott knien, holte der junge Mann auf sehr deutliche Weise Luft. Fast wie ein Schluchzen klang das, und vielleicht sollte es eigentlich eins sein. „Ich wollte nicht ...“ Weiter kam er nicht, aber das war auch egal, denn sie wusste, was er sagen wollte, und endlich erlöste sie ihn aus dieser Tirade. „Sie wollten kein schlechtes Licht auf Gryffindor werfen , Mr. Lupin, das weiß ich.“ Viel weicher wurde ihre Stimme dabei, trotzdem traute er sich nicht, den Blick zu heben und zu überprüfen, ob ihre Körperhaltung dazu passte. „Und ich verstehe auch, dass es Ihnen schwerer fällt als den anderen Herren, dass Sie sich nicht binden möchten, nicht mal für einen Abend.“

Wenn sie das so gut verstand, wieso ließ sie ihn dann nicht einfach hier sitzen und in Ruhe sein Buch lesen? Ein winziges Bisschen Zorn mischte sich unter seine beschämte Scheu, und er ballte eine seiner Fäuste, um dieses unangebrachte Gefühl zu unterdrücken. Sie sah das eben aus einer ganz anderen Perspektive, das durfte er nicht vergessen. Und Professor McGonagall kam einen Schritt näher und sagte etwas, das tiefer traf als die Worte, die Sirius vor ein paar Wochen unwissentlich gefunden hatte. „Aber es ist albern und tragisch, sich vor dem Leben zu verstecken.“ Sich hastig ins Gesicht greifend, beugte Remus sich schnell noch ein gutes Stück weiter vor und nickte angestrengt und zustimmend. Hier würde er nur heraus kommen, wenn er sich ihren Bedingungen unterwarf.

Sich aufrichtend, entschied Minerva McGonagall, dass es reichte. Sie hatte genug gesagt, er hatte verstanden, wenn auch wahrscheinlich nicht verinnerlicht. Darüber musste er eben nachdenken, und vielleicht war es irgendwann einmal nützlich für ihn. Obwohl sie streng war und viel von ihren Schülern verlangte: Einen 18jährigen zum Weinen zu bringen, gehörte nicht unbedingt zu ihrem Lieblingssport. „Ich erwarte Sie in 15 Minuten unten in der Großen Halle, Mr. Lupin,“ kam sie zum eigentlichen Ansatz dieses höchst einseitigen Gesprächs zurück und reckte bereits wieder stolz das Kinn. „Und zwar umgezogen. Und vor allem gekämmt.“
Mit hoch aufgetürmter Braue musterte sie diese salopp gekleidete Gestalt da auf dem Sessel und schüttelte den Kopf.

Erschrocken über eine so kurze Spanne, stemmte Remus nun doch die Hände in den Sessel, drückte die Ellbogen durch und hob den Blick. „15 Minuten?! Aber Ma'am, ich ...“ protestierte er, wusste genau, dass der Ball viel später begann und er noch wesentlich länger, fast doppelt so viel Zeit hatte, aber sie ließ nur ungeduldig ihren Tartan-Rock los und machte scheuchende Bewegungen. „Nicht reden, Lupin! Ihre Begleitung wartet!“ erinnerte sie ihn missmutig, was ihn nur erst recht komplett verwirrte. Beide Brauen mit dem Haaransatz verschmelzen lassend, klappte er den Unterkiefer herunter und glotzte sie an wie ein dussliges Schaf auf der Straße. „Meine ... meine was?“ fragte er nur stolpernd und schüttelte in hohem Tempo das Kinn hin und her.

Die McGonagall rollte mit den Augen und klatschte entnervt in die Hände. „Also, bitte, Mr. Lupin!“ Das Theaterspiel war doch nun wirklich nicht notwendig, oder? Sich nicht einmal kurz zu ihm herumdrehend, sondern nur den Kopf auf ihre Schulter rollen lassend, schaute sie ihn regelrecht mitleidig an. „Sie sieht so hübsch aus. Tun Sie ihr das nicht an.“

Das half gar nichts. Wie blank polierte Murmeln sahen seine Augäpfel aus, wie sie ihm fast aus den Höhlen plumpsten, und das Bärtchen auf der Oberlippe wurde so hoch gezogen wie bei einem flämenden Gaul. Er begriff das absolut nicht, von welcher Begleitung faselte sie denn da? Er hatte niemanden! Ob ihr das dämmerte oder nicht, das zeigte Minerva McGonagall nicht. Statt dessen hob sie nur beide Hände und deutete auf den Treppenaufgang zum Jungenschlafsaal im oberen Turmzimmer. „Husch husch!“ erinnerte sie ihn ein letztes Mal daran, dass die Uhr tickte, und endlich schnallte Remus zumindest das, stemmte sich aus dem Sessel und sprang wie ein Hürdenläufer über das Tischchen mit der Leselampe.

Schon im Laufen schob er sich die Hosenträger von den Schultern, rannte ohne jedes weitere Wort die Stufen hinauf und verschwand hinter der ersten Biegung. Die Hauslehrerin seufzte. So ein intelligenter Junge. Und so strunzdumm, wenn es um einfachste zwischenmenschliche Belange ging. Sie seufzte nur und verließ den Gemeinschaftsraum.


Als er keine fünf Minuten später die Treppe langsam und bedächtig wieder herunter schritt, rollte Remus Lupin immer noch mit den Schultern. Maßgeschneidert? Auf wessen Körper? Er stöhnte und renkte sich den Nacken ein, wie er die letzte Stufe nahm und mit klappernden, glänzenden Oxford Schuhen auf dem zerfransten Teppich aufkam. Schon von hier oben betrachtet, ohne Spiegel, sah er vollkommen bescheuert aus. Die Robe, die Ärmel von langen Schössen überlagert, warf röhrenartige Falten zu allen Seiten, und auch wenn sie das wohl sollte, fand er es unnatürlich und merkwürdig. Schulroben taten das nicht, die waren kürzer, damit die Handgelenke frei waren zum Schreiben. Hier fielen die untersten Zipfel bis in seine Handflächen.

Außerdem konnte man den Festumhang vorne auf der Brust nicht komplett schließen. Jederzeit ließ er den Blick frei auf die weiße Weste mit den spitzen Ecken, die wie Markierungspfeile direkt auf den Rist seiner Füße hinunter deuteten. Dunkle Knöpfe aus Schildpatt zierten schlicht die hochgeschlossenen Leisten, bis der kurze Stehkragen im Stil eines Vatermörders von der ebenfalls blütenrein weißen Schleifenkrawatte verborgen wurde. Immer noch war das ein seltsames Gefühl. Wenn er schluckte, sprang seine Adamsapfel nur so weit, wie es die „Fliege“ zuließ, und es war ihm immer so, als ziehe er den gesamten daran hängenden Kleiderapparat damit ebenfalls hinauf.

Die extrem kleine Bundfalte der Smokinghose wurde geschickt verdeckt von der eigentlich ganz nett geschnittenen und gut zu tragenden Weste, aber besonders irritierend an dieser Garderobe fand er den glänzenden Galonstreifen an den Seiten seiner Schenkel bis runter auf die Schuhe. Oh Mann, da musste man doch aussehen wie ein Pinguin. Und dann diese unsägliche, klimpernde Taschenuhr aus Sterlingsilber, eine Winzigkeit angelaufen, genau wie die einfachen, kreisrunden Manschettenknöpfe an den festen, breiten Aufschlägen eines Hemdes, das man unter den langen Ärmeln der Robe sowieso nicht sehen konnte.

Halb seufzend, halb stöhnend, hatte er überhaupt keine Lust, sich um den letzten Teil seiner Aufmachung zu kümmern, aber dafür brauchte er einen Spiegel, und den besaßen sie oben nicht. Hier unten allerdings, gleich neben dem schmalen, jetzt in Dunkelheit liegenden Durchgang zum Porträt der Fetten Dame, und damit zum Ausgang, hing ein Exemplar in ausreichender Länge, um den ganzen Kerl betrachten zu können. Das Feuer im Kamin war ohne sein ständiges Nachlegen nun so weit heruntergebrannt, dass es düsterer geworden war im Gemeinschaftsraum, aber Remus war es egal. Viel Zeit hatte er sowieso nicht mehr, musste den Weg hinunter durch sieben Stockwerke einkalkulieren und konnte in diesem Aufzug wohl kaum auf seinem Hintern die Geländer herunter rutschen, um das Tempo zu beschleunigen.

Sobald er nur nah genug an den Spiegel trat, schreckte Remus Lupin vor seiner eigenen Reflexion zurück. Ob das an den immer noch wild abstehenden Haaren und dem fiesen Dreitagebart mit prominenter Oberlippe lag, was so gar nicht dazu passen wollte, oder ob es eher dieser so ungewohnte und pompöse Festanzug war, der dieses Gefühl auslöste, konnte er nicht sagen. „Oi,“ flüsterte er, wie er sich wieder davor zwang, und mit schwitzigen, aber flach ausgestreckten Fingern strich er sich vom Schlüsselbein an beidseits über die Brust bis runter an den Hosenbund.

Merkwürdig sah das aus, ganz seltsam, wirklich. Irgendwie breiter wirkte er dadurch, besser genährt und nicht mehr so fürchterlich sehnig. Remus war kein Schwächling und kein Hänfling, nicht so wie Snape, einfach bloß dürr. Er hatte schon Muskeln, nur waren die eben deutlich sichtbar, weil er keine einzige Unze Fett ansetzte. Aber in diesem von Zauberern für Zauberer angepassten Smoking strahlte er gleich etwas ganz Anderes aus.

Und trotzdem. Die Augen waren immer noch matt, die Bindehäute rot vom Weinen gerade eben, obwohl nur eine Träne gefallen war. Und die tiefen, dunklen Ringe unter den Rändern stachen so heftig heraus in dem blassen, fahlen Gesicht mit den unübersehbaren roten Narben. Egal, was er anzog. Und wenn er sich die Haare noch so ordentlich in einen nassen Seitenscheitel kämmte, wie er es nun mit raschen, geübten Bewegungen tat (wie zum Sonntagsbesuch bei Großvater, früher als Kind), er würde immer krank aussehen. Weil er's ganz einfach war. Den Kamm gegen den Zauberstab eintauschend, betrachtete er sein Spiegelbild aufmerksam und mit dem Blick eines zu strengen und besorgten Preisrichters. Ein kleines „Depilatio“ murmelnd, berührte er vorsichtig mit der äußersten Spitze nur die Stellen, die er wirklich befreit haben wollte von rotbraunen Stoppeln. Heute Abend ohne den bewährten Bart, das wäre der letzte Schlag in einer Reihe von Katastrophen.

Sich hin und her drehend, kam er zu dem Entschluss, dass, wie immer er nun aussah, es reichen musste. Die Zeiger der Uhr bewegten sich unaufhörlich weiter, und die von der McGonagall gesetzte Frist lief Stück für Stück ab. Also, was auch immer, jetzt galt's eben. Die Jungs würden das lieben. Urgh. Den Zauberstab wieder in der gut verborgen eingenähten Innentasche verstauend, klopfte Remus sich an eben dieser Stelle auf die Brust. Man konnte nichts von dem langen Holz erkennen. Immerhin was. Am besten jetzt einfach gehen und gar nicht mehr aufschauen, aber wie er sich einen verrutschten Manschettenknopf richtete, erhaschte er dennoch einen kurzen Blick in den Spiegel und hielt inne.

Oh Mann. Was ein lächerlicher armer Tropf. Kleider machen Leute? Blödsinn. Da starrte ihn immer noch der gleiche schüchterne, gehemmte, ängstliche Dummkopf an wie heute Morgen im Bad, der Junge, der lieber kaute und abtauchte, als sich einem Streit zu stellen. Nur jetzt eben in einen albernen Festumhang gezwängt, der trotz der Maßanfertigung mehrere Nummern zu groß für ihn war und dennoch wie angegossen saß. Remus prustete. Ihm fiel ein Song ein, den er mal gehört hatte, beim Eismann in Heslington, bei Großvater Edward um die Ecke. Und er passte so schön. Erneut das Hemd, die Weste und die Robe über seiner Brust glatt streichend, richtete er sich auf und nahm eine fast heroische Francis Drake Pose ein. Und wie in diesem Lied traf es zu, und Remus zitierte es mit leise grummelnder, heiserer Stimme: „Baby, uh uh, it don't work.“

„You dance and shake the hurt,“ fuhr jemand fort in den Schatten des Durchgangs zur Fetten Dame, und fast wäre Remus das Herz stehen geblieben, wenn er die Stimme nicht sofort erkannt hätte. Trotzdem musste er kurz die Augen schließen und sich den Schreck abschütteln, wenige Momente, in denen sie sich von der Wand abstieß und mit immer noch verschränkten Armen langsam um die Ecke herum trat. „Lily, du hast mich erschreckt,“ murmelte er, und man konnte den rasenden Puls fast mithören dabei. Das Mädchen biss sich verlegen auf die Lippe und senkte den Blick, während er sich an die Lichtverhältnisse gewöhnte. „Stehst du schon die ganze Zeit da?“ wollte er wissen, stopfte sich einen Finger in den Kragen und lockerte das noch feste Gewebe ein wenig, damit er auch schwitzend noch genügend Luft bekam.

Vorsichtig nickte Lily, ohne ein Wort der Bestätigung, aber dann wischte sie sich eine rote Haarsträhne aus der Stirn und lächelte verschämt. „Entschuldige, das wollte ich nicht.“ Ach, das war so ätzend, wie sie sich seit dieser miesen Szene da hinten in der Ecke verhielten! Er mochte das nicht, ganz und gar nicht, er wollte ihr wieder in die Augen schauen können. Und sie wollte das doch auch, deswegen war sie doch hier. Moment mal, was hatte die McGonagall gesagt? Ihm ging ein winzig kleines Licht auf, und er streckte einen Zeigefinger aus, um auf ihr Brustbein zu deuten. „Du hast mir diesen Schlamassel eingebrockt, stimmt's?“ legte er eine gespielt böse Miene auf und knurrte sie an, und ohne zu zögern kicherte Lily, halb beschämt, halb froh darüber, und nickte eifrig.

Resignierend seufzend, ließ Remus Lupin beide Hände schlaff gegen die Galonstreifen seiner Smokinghose fallen und zuckte die Achseln. „Hab's ja verdient,“ schnaufte er mindestens genauso kleinlaut und spielte sich an den Fingern herum. Sie grinste bloß und nickte mit der Zunge zwischen den Zähnen. „Oh ja, das hast du!“ Beide mussten ein wenig kichern, bevor Remus wieder ernst wurde und das ein für alle mal loswerden musste. „Lily, es tut mir leid,“ entschuldigte er sich für diese wirklich grässliche Abfuhr, für die ihm Sirius Black immer noch regelmäßig Kopfnüsse verpasste (er musste mittlerweile eine Art Schwarte auf dem Skalp haben). „Ich wollte dir nicht weh tun.“ Die 16jährige winkte rasch ab. „Es ist in Ordnung, Remus,“ behauptete sie und lächelte so leuchtend, dass er es ihr sogar fast sofort abnehmen wollte. Die grünen Augen blitzten mit dem Feuerschein, der über seine Schulter fiel.

„Wirklich?“ fragte er ganz perplex, erstaunt darüber, wie schnell ihm verziehen worden war, obwohl er doch so rüpelhaft und unsensibel gewesen war, aber Lily nickte nur schon wieder. „Ja, wirklich.“ „Ganz ehrlich?“ Oh Merlin, dieser Typ! Sie rollte mit den Augen und fabrizierte ein prustendes Geräusch mit aufgeblasenen Wangen und Zunge. „Jaha! Ganz ehrlich!“ bestätigte Lily noch einmal, und es endlich begreifend, quiekste Remus und griff nach ihren beiden Händen, um sich die Endglieder ihrer Finger um den zweiten und dritten seiner eigenen Hände zu wickeln und mit den Daumen fest zu halten.

Die McGonagall hatte unrecht gehabt. Sie sah nicht hübsch aus. Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. Wunderschön war sie. Unschlagbar und umwerfend großartig. Bildhübsch. Die kupferroten Haare aufgesteckt und mit Spangen an ihrem Platz gehalten, wurde erst so richtig sichtbar, wie schlank ihr Hals eigentlich war, und in einem einzigen Schwung lief er in die bloßen Schultern aus. Ein dunkelgrünes Galakleid trug sie, besetzt mit funkelnden Straßsteinchen vom Dekolleté bis runter auf die wellenförmig und weich fallende Seidenspitze zu ihren Füßen, nur mit winzigen Spaghettiträgern festgehalten. Der Satinstoff allein glitzerte schon in dem schwachen Licht des Raumes, der Effekt durch die Schmuckstückchen noch vergrößert. Tailliert und figurbetont geschnitten, brachte dieses Kleid ihre Zierlichkeit viel schmeichelnder zur Geltung als die mit einem Mal bollerig wirkende Schuluniform, in die sie tagtäglich schlüpfte. Trotzdem bewahrte sie ihre Beweglichkeit, konnte auch ausladende Tanzschritte damit machen, und dann kamen die hellbraunen Riemchensandalen mit halbhohen Absätzen zum Vorschein. Nur sehr dezent, kaum der Rede wert, schmiegte sich eine messingfarbene Kette in Tropfenform an ihre Drosselgrube, passend zu den Spängchen im Haar und den kurzen Ohrringen.

Anstatt so ein sagenhaft blödes „whow“ von sich zu geben, pustete Remus nur Luft durch die Lippen und schüttelte den Kopf, als könne er nicht fassen, was er da sah. Sie an den Händen ein wenig hin und her drehend, schaute er sich das noch genauer an und ließ problemlos zu, dass sie die kleinen Schweißperlchen auf den Schläfen bemerkte. „Für wen ist die Herzattacke bestimmt?“ erkundigte er sich und zwinkerte ihr zu, und Lily verstand dieses merkwürdige Kompliment und kicherte. „Na, für meinen Begleiter,“ sagte sie dann, jetzt süffisant lächelnd und sich schon wieder an der Unterlippe herum knabbernd. Die Augen verdrehend und genauso ungeduldig murrend wie die McGonagall vorhin, schaute Remus sie wie von unten her an, auch wenn er (trotz der erhöhten Schuhe) anderthalb Köpfe höher aufragte. „Und wer ist das?“ tat er ihr den Gefallen, genauer nachzufragen, was sie doch offensichtlich wollte.

Eine ihrer Hände von seinen befreiend, tippte sie ihm auf die Brust. „Na, du!“ Stopp. Er hatte ihr doch abgesagt. So klar und deutlich wie man nur konnte. Verständnislos schüttelte er den Kopf mit ineinander geschobenen Brauen. „Aber ich hab' doch ...“ Weiter ließ Lily ihn gar nicht reden, sondern unterbrach ihn mit einer gestikulierenden Hand. „Ja, hast du!“ gab sie zu und lächelte immer noch, ganz sanft, ganz weich, aber anders als damals in McGonagalls Klassenzimmer. „Du hast 'nein' gesagt zu einem Mädchen, dass mit dir zusammen sein wollte,“ erinnerte sie ihn mit erhobenem Zeigefinger, und weil er sich nicht sicher war, was sie meinte, hörte er nur aufmerksam zu.

„Aber jetzt frag' ich dich als Freundin.“ So ganz war ihm der Unterschied nicht klar. Den Kopf zurückziehend, spürte er die ungewohnte Schleifenkrawatte gar nicht mehr so sehr wie noch vor fünf Minuten, brummte nur fragend und um Erklärung bittend. Ah, sie hatte befürchtet, dass sie das würde tun müssen, aber Lily Evans hatte sehr viel nachgedacht seit diesem schlimmen Abend im April, und sie hatte sich das mehr als gut zurecht gelegt. Was auch immer er anführen würde, sie hätte ein Argument dagegen. Vorsichtig an seinen Scheitel hochgreifend, glättete sie ein widerspenstiges Haar, während sie fortfuhr. „Du hast schon einmal versucht, es mir zu sagen, aber ich habe es nicht begriffen,“ meinte sie und zuckte sacht die Achseln. 'Ich kann nicht', hatte er gesagt. Sie hatte es anders verstanden.

„Das hat's dir nicht gerade leicht gemacht, und du hast trotzdem tapfer durchgehalten.“ So langsam dämmerte ihm, wovon sie eigentlich sprach, ohne noch konkreter werden zu wollen, und Remus nickte bedächtig mit zusammen gepressten Lippen. „Damit hab' ich dir viel Kummer bereitet, das tut mir leid.“ Oh ja, das hatte sie! Die hatte ja keine Ahnung, wie viel! Bestimmter nickend, schloss er jetzt die Augen für einen verlängerten Reflex. „Aber jetzt versteh' ich's,“ behauptete Lily mit zuversichtlicher Gestik, und für einen winzigen Moment rauschte ihm wieder dieser Schwall aus Blut in den Nacken und bereitete ihm einen Flush. Nein, nein, bitte nicht, das durfte sie nicht wissen. Sie nicht. Aber das meinte sie auch nicht, und eigentlich wusste er das.

„Du empfindest nicht so wie ich, und das wird sich nie ändern.“ Erleichtert, über beides, ihre Unwissenheit auf dem einen, und ihre Erkenntnis auf dem anderen Gebiet, entließ er geräuschvoll Luft aus den Lungen. „Das ist in Ordnung für mich.“ Ein schneller, aber intensiver Blick in ihre Augen war nötig, um das als Wahrheit zu erkennen. Merlins Bart, dem Himmel sei's gelobt! Eine unglaubliche Last war das, die ihm da von den Schultern fiel, in zweifacher Hinsicht. Nicht nur für seine Freundschaft zu ihr, sondern auch für James. Die Lippen schürzend und gleichgültig die Achseln zuckend, prustete Lily. „Teufel auch, es gibt viel hübschere Jungs als dich!“ fluchte sie spielerisch, und Remus musste lachen. „Na, vielen Dank!“ bekundete er, wovon sie ebenfalls lachen musste.

Sobald sie sich wieder beruhigt hatten, immer noch die eine Hand des jeweils anderen haltend, presste Remus die Lippen so fest aufeinander, dass sein Bart eine Welle schlug, und seine Augen glänzten wieder offen. „Freunde?“ fragte er nur, und Lily nickte augenblicklich. „Freunde!“ Jetzt besser keine heimlichen Zeugen wünschte er sich und grinste leise, wie er sich vorbeugte, die zweite Hand an ihre Taille legte und sie liebevoll, aber eben nur wie ein Freund, auf den Ohrknorpel küsste. Als Erwiderung schlang Lily ihre zierlichen Arme um seinen Hals und musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihn fest drücken zu können, und sich voneinander lösend, konnten sie nun wieder ungezwungen lächeln.

„Herrje!“ meinte das Mädchen nur kopfschüttelnd, wischte ihm vorsichtig ein wenig von ihrem Puder von der Wange, worauf er nicht mal kitzelig zuckte, sondern nur blöd weitergrinste. Lily musste wieder lachen davon. „Du strahlst ja richtig!“ klopfte sie die lange Robe in Form, und Remus legte verlegen den Kopf schief. „Ach, ich bin bloß ein Glühwürmchen,“ sagte er, zwinkerte vorsichtig und deutete mit dem Kinn auf sie. „Und neben mir steht ein Stern.“ Lily platzte fast, so rot wurde sie mit einem Mal, und peinlich berührt murrte sie nur und rollte mit den grünen Augen. Musste er denn sowas Furchtbares sagen? Noch bevor sie sich richtig beschweren konnte, reichte Remus ihr den Arm und hob auffordernd die Brauen. „Wollen wir dann, ja?“

Fast knicksend erwiderte Lily Evans ihr „sehr gern, der Herr“, hakte sich bei ihm ein, und dann huschten sie durch den dunklen Durchgang zum Porträt der Fetten Dame und hinaus in das mucksmäuschenstille Treppenhaus. Die ganze Schule befand sich nun unten im Foyer und in der Großen Halle. Der Rest des Schlosses lag still und ruhig und trügerisch im aufziehenden Abend.


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