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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - In Dumbledores Büro

von Teekon

Gurrend hob Fawkes ein Beinchen und ließ zu, dass der Jugendliche darunter her über seine Sitzstange wischte, wechselte auf den anderen Fuß und wartete geduldig ab, bis der murrende Schüler damit fertig war. „Danke ...“ brummte Sirius Black, und der riesige, wunderschön leuchtende Phoenix gab ein verständiges Krächzen von sich, das wohl so viel wie 'gern geschehen' heißen sollte, und dann kuschelte er sich wieder in die feuerroten, aufgeplusterten Federn und schloss die hübschen, perlenartigen schwarzen Augen.

So sauber war Dumbledores Büro sicherlich noch nie gewesen, jedenfalls nicht über so lange Zeit immer wieder entsprechend gepflegt und geputzt. Die vielen surrenden und klickernden Instrumente dort unten auf dem langen Eichenholztisch blinkten und blitzten, das Silber hervorragend mit Salz und Zitronensaft abgerieben bis in die hintersten Ecken der filigranen Henkel und Sockel. Jetzt war der aufsteigende, puffende Dampf aus diesem merkwürdigen Kasten da vorne wieder klar weiß und rein und nicht mehr so ungewöhnlich grünlich, bläulich, wie er eine Weile ausgeschaut hatte. Offenbar war der Direktor eine echte Gryffindor'sche Schlampe, ganz so wie seine Schüler.

Fast hätte Sirius darüber gegrinst, aber dafür hatte er keine Zeit. Staubwischen war angesagt heute, mal wieder, und erst wenn er damit fertig war, das untere Zimmer mitsamt dem Podest mit dem Schreibtisch darauf glänzte vor Sauberkeit, dann durfte er zu Bett gehen. Und eigentlich hatte er noch einen ganzen Haufen Hausaufgaben zu erledigen, ganz zu schweigen von seinem Lernpensum für die bald anstehenden OWLs. Eine hektische Zeit war das gerade, unangenehm irgendwie, und der Druck stieg von Tag zu Tag.

Da war bald der große Gründungsball, zu dem sich so viele Absolventen in Hogsmeade einquartiert hatten, denn dort unten würde ebenfalls in einem riesigen weißen Zelt eine Feierlichkeit abgehalten werden. Sie hatten es schon aufgebaut, er hatte es gesehen, ein Tanzparkett und unzählige runde Tische, an denen mindestens zwölf Leute je Platz hatten, mit hinein geschleppt. Musik würde es geben und Reden, und Frau Minister Bagnold würde kommen, klar. Parallel dazu würde hier oben im Schloss, in der Großen Halle, der Tanzabend stattfinden, der für die jetzigen Schülerinnen und Schüler gedacht war. Sogar die unteren Klassen waren dazu geladen, wenn sie auch um spätestens 10:00 den Saal zu verlassen hatten. Inwiefern diese Regelung wirklich funktionieren würde, war eine ganz andere Frage, aber darüber zerbrach Sirius sich nicht den Kopf. Weder er, noch seine Begleitung zählten zu den Kiddies.

Sich auf die Zehenspitzen stellend, wischte Black über das hölzerne Fensterbrett in der runden Außenwand des Turms, wo die rötlichen Stufen sich wendelförmig nach oben in Richtung Schlafzimmer des Schulleiters schraubten, und er musste einen Moment innehalten und auf die wunderschönen Sterne da draußen schauen. Jetzt im Turmzimmer, das wäre so herrlich! Bei den Jungs, die in ihren Betten bei einander saßen, sich gegenseitig abfragten und dabei die letzten Reste ihrer Osternaschereien verputzten. Das war nicht fair ... Oh doch, das war es. Nur zu gerne vergaß er immer wieder, wieso er eigentlich hier war, und schluckend entschied Sirius, dass er sich lieber nicht beschweren wolle.

OWLs. Ordinary Wizarding Levels. Wenn man die abschloss, hatte man „den kleinen Abschluss“ in der Tasche. Damit konnte man zur Not schon mal was anfangen, wenn da auch keine großen Sprünge drin waren. Und ganz abgesehen davon, dass Sirius eigentlich viel zu ehrgeizig war, um sich nicht daran zu wagen und einen vernünftigen, spannenden und fordernden Job ergreifen zu wollen, hielt er das leider auch für dringend nötig, die NEWTs ebenfalls zu schaffen. Mochte ja sein, dass er einer reichen Familie entsprang, und da hatte er sich an einen gewissen Luxus hervorragend gewöhnt und wollte es auch gar nicht mehr anders haben. Nur leider war er weder der Liebling seiner Eltern, noch konnte er sich als Clansoberhaupt sehen, wie es rein von Geburt her von ihm verlangt werden müsste. Wenn es nach Mutter ginge, wäre er doch längst enterbt. Er schnaubte. Keine Ahnung, wieso das noch nicht passiert war. Seltsam. Wirklich seltsam.

Auch dafür hatte er leider keine Zeit. Seufzend stemmte Sirius Black die Hände in die Hüften, den Staublappen immer noch zwischen die Finger geklemmt und schüttelte die schwarzen Locken, wie er sich einen raschen Überblick verschaffte. Die Tische noch da unten, die Stufen, und dann die Fenster und sämtliches Glas, was Merlin sei Dank nicht so viel war. Ein paar Vitrinenscheiben und dieser eine Ausguck hier, durch den er selbst gerade geschaut hatte, und weil der so hoch und außer Reichweite war, durfte er dafür zumindest ein Wingardium leviosa einsetzen. Ansonsten war ihm Magie bei dieser Aufgabe strikt untersagt. Es war schon OK, er hatte sich daran gewöhnt.

Alle zwei Wochen mittlerweile musste er das nur noch durchziehen. Vielleicht bald gar nicht mehr. Gut, ja, das Schuljahr war ja auch nur noch knapp vier Wochen lang. Argh.

OWLs. Ordinary Wizarding Levels. In allen Pflichtfächern und den selbst ausgesuchten Wahlstunden. Das bedeutete für Sirius die Arbeit von zehn Klausuren und sieben praktischen Einheiten, in denen er wie alle anderen die Anwendung der Zauber und Sprüche vorführen oder irgendeinen dussligen Trank brauen musste, oder komische Viecher betüddeln und in Kristallkugeln stieren und obendrein auch noch nachts auf den Astronomie-Turm steigen.

Und egal, wie viel er büffelte, er hatte immer noch das Gefühl, absolut nichts auf die Reihe zu kriegen. Was Blödsinn war, denn Sirius Black hatte, wider Erwarten seines Vaters, mittlerweile ausgezeichnete Noten, zeigte besonders in Sternenkunde und Zauberkunst hervorragende Leistungen, und wenn er ehrlich war, konnte er sich eine solche Arbeit durchaus vorstellen. Forschung oder sowas, Neues entdecken da oben am nächtlichen Himmel, das wäre doch interessant. Remus' Großvater hatte ihm ein Buch geliehen, einen richtigen Muggelwälzer darüber, was man mit leistungsstarken Teleskopen da draußen finden konnte, und diese Fotos waren der Wahnsinn. Wieso Muggel sowas konnten und Zauberer es nicht rafften, blieb Sirius ein Rätsel. Aber es bestätigte ihn definitiv darin, dass seine Eltern Idioten waren.

Na, wie auch immer, das hatte alles noch Zeit. Erstmal die OWLs hinter sich bringen, und vorher diesen unsäglichen Ball (für den er schon heimlich das Tanzen übte), und dann konnte er sich über den Sommer Gedanken darüber machen. Urgh. Der Sommer. Nein, daran mochte Sirius nun so gar nicht erinnert werden. Also hüpfte er rasch von dem Podest herunter, auf dem Fawkes mittlerweile auf seinem Platz hinter dem Schreibtisch friedlich eingeknackt war, griff nach der Holzpolitur und verteilte sie sorgfältig im dafür vorgesehenen Lederlappen.

Vorsichtig räumte er die vielen Bücher und Stapel von Papieren beiseite, die Dumbledore auf seinem Pult angesammelt und durcheinander geworfen hatte, stellte sicher, absolut nichts zu verändern, damit der alte Zausel das Zeug auch wiederfinden konnte, bevor er sich über den langen und breiten Tisch beugte und die Platte abzurubbeln begann. Sehr mitgenommen war vor allem wieder das Quadrat direkt unter den Armen des Schulleiters, wo er sonst wohl schrieb und offenbar regelmäßig frustriert mit trockenen Federkielen auf Pergament herumkratzte. Hässliche Streifen hinterließ das, und Sirius stöhnte und rollte mit den Augen, lehnte sich fester auf die eigenen Hände und schrubbte sie ab. Die wohlriechende Flüssigkeit hinterließ nur Glanz.

Viel besser sah das aus, genau so, wie man es gern hatte! Zufrieden nickte Black sich selbst zu und schürzte dabei die Lippen. Seine Arbeit schrumpfte mehr und mehr zusammen, und dabei lag er noch gut im Plan. Alles wieder an seinen Platz rückend, fing Sirius an, leise zu summen und das Ganze sogar ein wenig zu genießen, auch wenn er das nicht sollte. Immerhin war das hier doch eine Strafe für ein ganz schön schweres Vergehen, einen Streich, bei dem ein Schüler oder sogar mehrere verletzt oder gar getötet hätten werden können. Das vergaß er nicht, nein. Bestimmt nicht.

Die Gehaltslisten und Beurteilungen seiner Lehrer wieder hübsch unordentlich auf Dumbledores Schreibtisch wuchtend und hier und dort noch ein paar Ecken herausziehend, lächelte Sirius, bis er die vier roten Striche hinter einem Namen entdeckte. Nein, nicht gucken, das gehörte sich nicht. Das ließ sich gar nicht vermeiden.

Die Twynham war das. Vier lange, rote Linien senkrecht hinter ihrem Kürzel. Keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, aber irgendwie konnte man es sich ja denken. Ihr Unterricht war wirklich für die Füße. Sie hörte sich einfach zu gerne reden, brabbelte ständig davon, wie toll sie doch zu ihren Zeiten an der Schule gewesen war, aber offenbar war sie nicht in der Lage, dieses so tolle Wissen und grandiose Können an ihre Klassen weiter zu geben.

Evans hatte mit grimmiger Miene behauptet, sie hätte sich wahrscheinlich genau so ihre Noten erschlichen, wie sie hier ihre Schüler um den Finger gewickelt hatte, mittels übler Tricks, und auch wenn er Lily für gewöhnlich für reichlich paranoid hielt, was solche Dinge anbelangte, war er stark in Versuchung, ihr zumindest in dieser Sache mal ausnahmsweise recht zu geben. Sirius grinste, wie er an diese kleine rothaarige Furie mit den wütend blitzenden grünen Augen dachte. Ein Teufelsbraten, die Frau. Und ein starkes Mädchen, ein ganz und gar unbrechbares Rückgrat. Sie hatte sich mit Remus vertragen, ohne dass ein einziges Wort hatte fallen müssen. Immer noch trafen sie sich regelmäßig, auch allein, und sie schien völlig zufrieden und gelöst. Hatte Moony nicht verdient, nicht dieses Mal, aber sie war einfach immer noch da.

Naja, das war ja auch nicht alles, was an der Twynham ein wenig merkwürdig war. Gerade eben erst, als er über die schmale Treppe an der Bibliothek hier herunter gelaufen war, hatte er sie gesehen, und das war schon echt seltsam gewesen. Filch hätte das sicherlich interessiert, aber Sirius hatte keinen Bock gehabt, den Hausmeister darauf aufmerksam zu machen oder irgendwie darauf anzusetzen. Nicht mal Mrs. Norris. So wenig er selbst die Lehrerin für Verteidigung gegen die Dunklen Künste leiden konnte: Filch mochte er noch weniger. Trotzdem. Mochte ja nicht ungewöhnlich sein, wenn ein Professor mitten in der Nacht durchs Schloss spazierte oder vielleicht schlafwandelte, immerhin gab es da sogar eine Art Patrouillen-Dienst, dem die vier Rumtreiber regelmäßig besonders fiese kleine Streiche spielten (vorzugsweise, wenn Slughorn, der Hauslehrer von Slytherin, an der Reihe war, während sie sich bei der McGonagall lieber zurückhielten). Allerdings war sie nicht gelaufen oder gegangen, sondern gehuscht. Und das war dann schon interessant.

Hinten an einem der älteren Klassenräume war das gewesen, und wenn Sirius es nicht so eilig gehabt hätte, zu Dumbledores Büro zu gelangen, ohne unpünktlich zu sein, was ihm extrem peinlich gewesen wäre, dann wäre er eine Weile dort geblieben und wäre der Sache mal auf den Grund gegangen. Aber so? Naja, dann war sie halt still und heimlich hinter dieser Tür verschwunden. Und dann hatte sie sich eben vorher mit ihren großen, dunklen Augen mit dem fast blutleeren Weiß nervös und gehetzt umgeschaut, bevor sie sich durch diesen winzigen Spalt geschoben hatte. Das konnte alles Mögliche bedeuten. Vielleicht versteckte sie da drin ihre neuen Ambrosia-Vorräte oder sowas. Black grinste und wischte den letzten Fleck von der untersten Stufe der Wendeltreppe.

Mit schwitziger Stirn, drehte er sich herum und ließ sich auf den Hintern plumpsen in dem mittlerweile sehr dunkel gewordenen Büro. Die Unterarme auf die gespreizten Schenkel stützend, den Lappen über dem Knie seiner älteren Hose, ruhte Black sich einen Moment aus. Nachdenken ging beim Putzen wirklich hervorragend. Und das war ja wohl auch der Sinn dieser Strafe gewesen. Ein wenig, musste er zugeben, war er Dumbledore dankbar für diese Gelegenheiten. Der Kerl war schon echt der Hammer. Viel zu gut für diese Welt. Aber da war was in diesen tiefen, hellblauen Augen, das Sirius immer daran erinnerte, dass solche Güte für gewöhnlich aus Schmerz erwuchs. Ein bisschen wie bei Remus war das, richtig? Ah, das war dann doch zu hoch für ihn, und er ließ das lieber bleiben und tupfte sich mit dem aufgekrempelten Ärmel seines Hemdes die Stirn ab.

Fast geschafft nun für heute, nur noch die Gläser, und er durfte aufhören. Den Lederlappen hochwerfend und wieder auffangend, raffte Sirius sich auf für diese letzte Etappe, summte erneut und erinnerte sich gerade rechtzeitig daran, dass er niemanden wecken sollte. Nicht nur Fawkes zwitscherte atmend im Schlaf, den schönen, eleganten Kopf mit den gelben Schmuckfedern unter einem kräftigen Flügel verborgen, sondern auch in den Porträts der früheren Schulleiter hockten schnarchende, zirpende Gestalten, die Augen fest geschlossen und vor sich hin träumend. Auf leisen Sohlen schlich Sirius durch das Büro und machte sich daran, das entsprechende Putzzeug aus seiner mitgebrachten Kiste zu suchen, und dann begab er sich an die Vitrine mit den Getränken.

Die Sache mit den Fenstern dauerte nie lange, war deshalb immer ein guter Abschluss für seine routinemäßige Putzrunde, und dieser besondere Lappen von Filch war der eindeutige Beweis dafür, dass dieser dusslige, griesgrämige Squib doch zu irgendwas gut war. Keine Ahnung, wie er das gemacht hatte, aber einfaches Wischen reichte für streifenfreien Glanz. Und deshalb konnte Sirius mit gezücktem und tanzendem Zauberstab die kleinen Scheiben des unterteilten Nordost-Fensters auf sehr angenehme Weise sauber bekommen, obwohl ihm von dieser Haltung rasch Schulter und Nacken schmerzten. Nun noch die kleinen Vitrinen mit den großen Schätzen des Albus Dumbledore, und dann war der Abend gelaufen.

In altmodischen Ausstellungskästen wie aus Darwins Zeiten lagen dort kunstvoll gearbeitete Amulette und Glücksbringer, diverse Fokussteine, die Sirius problemlos unterscheiden und benennen konnte. In einer anderen Ecke bewahrte der Schulleiter kostbare Bücher mit vergoldeten Seiten auf, nach denen Remus sich alle Finger geleckt hätte, wenn er davon gewusst hätte. Genau aus dem Grund sagte Black lieber nichts, sonst käme der Älteste noch auf die Idee, mittels des ihm bekannten Passworts und Potters Tarnumhang hier herein zu stapfen, bloß um mal darin herum zu schmökern.

Sirius grinste und schüttelte den Kopf, wienerte die Scheibe über „Magisch Getier des Fernen Ostens“, bis sie blinkte und er sich darin spiegeln konnte. Abgeschlossen waren die Kästen allerdings nicht, stellte er gerade mit Erstaunen fest. Naja, wozu auch? Fawkes war doch immer hier und passte auf, ganz abgesehen von den vielen Augen neugieriger Schulleiter, die heimliche Blicke unter ihren geschlossenen Lidern hindurch warfen und glaubten, der Junge bekäme das nicht mit.

Den Sprechenden Hut, der tatsächlich tief schlummerte, packte er allerdings nicht an, sondern ließ den zerlumpten Fetzen lieber dort, wo er war, auf einem hohen Ständer zwischen dieser und der letzten Vitrine. Die mochte Sirius am allerliebsten. Eigentlich war das ziemlich bekloppt für einen Zauberer, der eine doch so viel effektivere und schlichtere Waffe mit sich führte in Form des Stabs. Und trotzdem hatte dieses Ding was. Es glänzte so wunderbar, obwohl er es niemals polierte und sicher auch niemand anders. Sternen- und Mondlicht, das durch das frisch geputzt Fenster in seinem Rücken fiel, spielte darauf und brach sich an der Blutrinne der Schneide, glitzerte und tanzte wie in einem Kaleidoskop auf den in den Griff eingearbeiteten Rubinen. Die eingeätzten Buchstaben wiesen das Schwert als Besitz eines ganz bestimmtes Zauberers aus, und vielleicht mochte er es deshalb so gerne: Godric Gryffindor.

Er war fertig mit seiner Arbeit. Und er hatte noch eine halbe Stunde Zeit, bevor Dumbledore zurückkehren würde. Na klar, wenn er eher alles erledigt hatte, dann durfte er gehen, musste sich nicht extra abmelden, aber man konnte sich doch auch noch umsehen, oder etwa nicht? Und schließlich war er doch ein Gryffindor. Da müsste er das doch dürfen. Sich überlegend die Lippen leckend, tippte sich Sirius Black mit dem Daumen gegen das Kinn und piekste sich ein bisschen an den kleinen Bartstoppeln, über die James und Peter so gerne lachten. Moony tat das nie. Wieso denn eigentlich nicht? Es würde schon OK sein, bestimmt. Den Lappen einfach im hohen Bogen in die Kiste werfend, positionierte sich Sirius sehr sorgfältig, legte beide Hände sacht an die Ecken des Vitrinendeckels und hob ihn kraftvoll, aber vorsichtig an.

Fast augenblicklich konnte er im Augenwinkel erkennen, wie die Lider der Bilder hochschnellten, auf jedem Porträt nur eines, und hinter ihm hob leises Wispern an, aber niemand hielt ihn ab oder sagte irgend etwas. Das nahm er als Bestätigung, rastete den Deckel ein und sicherte ihn mit dem einliegenden Stab, bevor er sich die Hände rieb und langsam in die offene Ablage der Vitrine griff. Noch bevor seine Finger den vergoldeten Griff berührt hatten, schnappte jemand lautstark nach Luft. „Untersteh' dich, du Rotzbengel!“ empörte sich dieses dusslige Gemälde links über ihm, und davon wachte Fawkes auf, der ein beleidigtes Schnarren von sich gab, aber weder mit den Flügeln schlug, noch sich von seiner Stange erhob.

Nur mit einem Auge sondierte Sirius, welcher von diesen alten Säcken das gewesen war, und sobald er das pikierte Gesicht da oben entdeckte, rollte er nur mit den braunen Glubschern, denen da so ähnlich, und schüttelte den Kopf. Hätte er sich ja denken können. Der hatte ihm jedenfalls gar nichts zu sagen. „Eine Schande, typisch, diese vermalledeiten Gryffindors!“ beschwerte sich der ehemalige Schulleiter in seinem Bild schnippisch und verschränkte die Arme vor der Brust, und da hob Sirius den Kopf und grinste ihn an. „Klappe halten, Opa!“ Dem Mann mit dem spitzen Gesicht, noch verstärkt dieser Eindruck durch einen eindrucksvollen Ziegenbart, rutschte die ganze Farbe aus dem Gesicht, einerseits von dieser Unverschämtheit, andererseits von dieser schockierenden Erkenntnis.

Die Augäpfel verdrehend schlug er die Hände über dem Kopf zusammen und jammerte theatralisch: „Ach, welch Unglück! Es ist die faulige Frucht meiner Lenden!“ Als wäre das soeben das größte Kompliment aller Zeiten gewesen, drückte Sirius sein Rückgrat durch und grinste breit, die rot-goldene Krawatte des Hauses Gryffindor repräsentativ gerade rückend. „Muss man sich nicht wundern, wenn man Cousin und Cousine heiraten lässt,“ gab er den Schwarzen Peter zurück und zuckte süffisant die Achseln, bevor er sich wieder herunterbeugte zu seinem eigentlichen Ziel. Den alten Phineas Nigellus Black zu quälen, war ein Bonussport bei dieser Strafaktion.

Drohend hob der unbeliebteste Schulleiter von Hogwarts aller Zeiten einen Finger und schien sich auf dem Rahmen seines Bildes abstützen zu wollen, als könne er sich daraus hervor lehnen. „Verunglimpfe nicht deine eigene Sippe, junger Mann! Und fass das nicht an!“ fügte er sofort kreischend an, wie Sirius sich auf die Lippe biss und die Hand nur noch knapp einen Zoll von Godric Gryffindors Soldatenwaffe entfernt hielt. Aber der Junge ließ sich grundsätzlich nichts befehlen. Boshaft grinste er nun, schaute den spitzbärtigen Mann in Silber und Grün dort oben mit hüpfenden Brauen direkt an, und dann tatschte er ruckartig mit einem ausgestreckten Finger an einen dieser wachteleigroßen Rubine. Phineas gab ein Geräusch von sich, als wolle er ohnmächtig zusammen brechen, aber Sirius streckte ihm nur feixend die Zunge heraus.

„Wie kannst du es wagen?“ zischte der Stammvater der modernen Blacks halb gehaucht und schüttelte entgeistert den Kopf, worauf sein Ururenkel bloß gleichgültig „pfft!“ machte. „Ich darf das,“ behauptete er. „Ich bin nämlich ein Gryffindor! Und stolz drauf!“ Das Grinsen war jetzt so breit, wie es nur eben ging, die Daumen in die Armausschnitte seines Pullunders gestopft und die Brust weit herausgestreckt. „Und außerdem,“ er deutete nur mit dem Kopf über seine Schulter zu dem herrlich schönen Vogel, der mit seinen glitzernden Augen zu ihnen herüber schaute, „hat Fawkes nichts dagegen. Und ich hör' sich auch sonst keinen beschweren.“ Mit dem Kinn auf jedes einzelne Porträt in Reichweite zeigend, in dem die Insassen immer noch mehr oder weniger gekonnt die Schlafenden mimten, verdeutlichte er seinen Anspruch, und es kam tatsächlich keinerlei Protest.

Die Arme wieder verschränkend, plusterte sich Phineas Nigellus auf als wäre er selbst ein Pfau, und das Bärtchen zuckte, wie er die Lippe hochzog. „Du bist penetrant vorlaut, Sirius Orion Black!“ bemerkte er, und fast hätte der Junge gelacht. Was 'ne Erkenntnis! War ja was ganz Neues, wie kam er bloß darauf? Statt dessen nur prustend, schüttelte er den Kopf und erklärte es ihm: „Ist doch vollkommen üblich in deiner Sippe, tapferes Schneiderlein.“ Ein stummes „oh“ formend, riss Phineas die dunklen Augen auf und schleuderte regelrechte Blitze daraus hervor vor Zorn. „Wie hast du mich gerade genannt, du grässliches, undankbares Kind?“ Grässlich, OK. Undankbar, vielleicht. Aber Kind? Das konnte Sirius nicht auf sich sitzen lassen. Zeit, die Oberhand zu gewinnen und diesen Disput damit einmal mehr für sich zu entscheiden.

„Weißt du, was du mich mal kannst, Phinny?“ griente er gehässig, hob die eine Hand aus der exakt gespiegelten Verschränkung der Arme und streckte den Mittelfinger in Richtung des Porträts deutlich sichtbar aus. „An meinem dicken, Black'schen Hintern. Und zwar über Kreuz und mit Schleife!“ Und natürlich zeigte es die entsprechende Wirkung. Kochend vor Wut warf Phineas alles von sich, fuchtelte frustriert mit den Armen herum und verfiel augenblicklich in einen schimpfenden Redeschwall, der fatal an seine Urenkelin erinnerte. Sirius brüllte los vor Lachen und kriegte sich gar nicht mehr ein, während sein Vorfahr dort oben „das reicht! Ich gehe!“ keifte. Sich durch den Rahmen in das nächste Gemälde lehnend, bemerkte er nur an die durchaus mithörenden Ohren seiner Vorgänger und Nachfolger gewandt: „Falls mich jemand sucht: Ich bin Zuhause!“ Und damit meinte er sein Porträt in dem kleinen Gästezimmer im Grimmauld Place Nr. 12.

Zurück blieb ein hysterisch kichernder Sirius, der sich die Tränen abwischte und den Kopf schüttelte, bevor er sich aus den Knien in die Vertikale stemmen konnte. Naja, gut, es wäre wohl besser, das Schwert nicht herauszunehmen, entschied er dann doch recht vernünftig, schloss vorsichtig die Vitrine und sammelte sein Putzzeug ein. Und bevor er endgültig, immer noch leise giggelnd die Tür zu Dumbledores Büro hinter sich zuzog, winkte er noch liebevoll dem hübschen Phoenix zu. „Gute Nacht, Fawkes!“ flüsterte Black, und der magische Vogel krähte ihm sanft hinterher.


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Es hat mich beruhigt, zu sehen, dass eigentlich niemand die Szenen beim ersten Take schafft.
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