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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - James in Nöten

von Teekon

„Serena! Hey, Serena, wart' mal!“ rief Sirius quer über den Treppenabsatz, und sofort blieb das Mädchen stehen und wandte sich herum, die Brauen erstaunt ineinander geschoben, wie sie ihre Bücher an die Brust drückte. „Oh, hallo, Sirius!“ erkannte sie ihn und winkte mit einem wirklich sehr niedlichen Lächeln im Gesicht. Ein reines Wunder, sie endlich mal ohne ihren ganzen Tross an Freundinnen anzutreffen! Das musste man einfach ausnutzen, da wäre man der reinste Vollidiot, wenn man es nicht tat!

James mit der flachen Rückhand vor die Brust schlagend, raunte Sirius den drei Rumtreibern auf den Stufen ein „geht schon mal vor“ zu und wischte sich eine Locke aus dem Gesicht. „Hast du'n Moment?“ wandte er sich wieder lauter an das Mädchen und huschte schon fast verlegen über die schmale Ballustrade im hohen Treppenhaus der Türme von Gryffindor und Ravenclaw. Die Fluchten über ihnen rumpelten polternd, wie sie sich in irgendeiner Form von Muster verschoben. „Klar,“ meinte Serena, zuckte die Achseln und wartete ab, bis der 16jährige sie erreichte. Mit gesenkter Stimme sprach er mit ihr, deutete einen sich abzweigenden Gang hinunter und nickte in diese Richtung, und sie stimmte zu und folgte ihm in etwas größere Abgeschiedenheit.

Einander angrinsend, zwinkerten die drei Freunde, setzten sich in Bewegung und gaben Sirius' Bitte nach. Es war recht sinnlos und auch blöd, hier oben auf ihn zu warten. Viel lieber gingen sie da schon mal hinunter in die Große Halle und suchten für sie alle ein nettes Plätzchen, an dem sie in aller Ruhe frühstücken konnten. Die ersten beiden Stunden frei heute, sogar Remus, das musste man nutzen, indem man Zeit miteinander verbrachte und gleich noch etwas Gutes tat: Essen! Und Sirius war jetzt mit Sicherheit mehr als froh darüber, dass er sich doch, nach prolongiertem Mosern und Nöhlen, aus dem Bett gequält hatte. „Frauen bewegen sich in Rotten,“ verkündete James und schüttelte den Kopf, wie sie die lange Marmortreppe zur Eingangshalle hinunter stapften.

Das bezog sich nicht nur auf Serena Dearborn und ihren Solo-Gang da oben, der sie wohl in die Bibliothek geführt hätte, wenn Sirius ihr nicht in die Quere gekommen wäre. Ausgesprochen hatte Potter diese Tatsache, weil dort vorne schon der nächste Trupp an Gryffindor'schen Mädchen kichernd und schnatternd durch den offenen Torflügel schlüpfte. Und auch draußen auf der frisch ergrünten Frühlingswiese vor dem Schloss tummelten sich weibliche Schüler grundsätzlich nur ab drei Personen aufwärts. Das war besonders lästig, wenn man noch keine Begleitung für den Ball in – argh – sechs Wochen hatte. „Yup!“ machten Remus und Peter nur und nickten bedächtig.

„Kann mir nicht vorstellen, dass sie 'nein' sagt,“ befand Pettigrew, wie die drei jungen Männer den Podest am oberen Ende der Halle abschritten, um zu der langen, fast leeren Tafel ihres Hauses an der hinteren Wand zu gelangen. Recht mittig war ein großes Stück frei, frische Teller und Becher noch aufgestellt, und auf diese Stelle steuerten sie zielstrebig zu. Nein, das konnte keiner von ihnen. Die Anziehung zwischen diesen beiden Menschen war über die letzten Wochen nach dem Valentinstag noch deutlicher geworden als sie es ohnehin schon gewesen war, und es war unmöglich, daraus nicht mehr werden zu lassen.

„Tja,“ meinte James achselzuckend, bückte sich und schlüpfte unter dem Tisch hindurch, um sich gegenüber von Moony und Pettigrew niederzulassen. „Damit wäre Mr. Black dann wohl für den Abend vergeben.“

Nickend, aber schon mit ganz anderen Dingen beschäftigt, langte Peter quer über den Tisch, ließ die Füßchen baumeln und angelte sich ein paar Marmeladen-Toasts. Dazu ein großes Glas Kürbissaft und eine Tasse Pfefferminztee, das war schon mal ein gelungener Anfang für ein ausgiebiges Frühstück. Seufzend packte James seine Schulmappe neben sich auf die Bank, stierte mit gerunzelter Stirn von einer Seite zur anderen und konnte sich mal wieder nicht entscheiden, was er denn wohl essen sollte. Moony hatte offenbar Lust auf was Süßes, füllte sich eine monströse Schüssel mit Milchreis und zog einen Topf mit warmen Kirschen in seine Richtung.

Wie er zwinkerte und grinsend ein paar Finger zum Gruß hob, das bekam eigentlich keiner seiner Freunde mit, ganz angetan von den vielen Auswahlmöglichkeiten, die von den Hauselfen aus der Küche bereit gestellt wurden. Allerdings brachte das Remus auf eine Idee, die ihn, wenn er ehrlich war, sowieso ständig verfolgte. Damit nervte er James seit geschlagenen neun Wochen, und der arme Kerl konnte das schon kaum noch ertragen. Aber Moony konnte es nicht lassen. Das hatte mehrere Gründe. Zum einen war es unsagbar amüsant, denn Potter quälte sich auf so kindlich-süße Weise, dass man ihm am liebsten einen Lutscher schenken wollte, jedes Mal, wenn er das über sich ergehen ließ. Außerdem wollte er doch nur sein Bestes. Darum ging's doch schließlich, oder? Um eine gute Zeit. Mit jemandem, den man gern hatte, der einem am Herzen lag. Und obendrein ersparte ihm das ein fieses und unangenehmes Gespräch, wenn er vor ihr in die Pötte kam.

„Wie sieht's denn bei dir aus, Krönchen?“ eröffnete er also die Runde mit einem fröhlichen Grinsen und einem tiefen Luftholen, während er sich gleichzeitig dampfende Kirschen in süßer Soße auf den Milchreis schaufelte. Wie James halb versteckt die Augen verdrehte, bemerkte er durchaus, ignorierte es aber, und Peter hob ganz neugierig den Kopf und hörte auf, mit den Beinen zu wackeln. „Ja, bist du schon weiter gekommen mit deinen Bemühungen?“ schaltete er sich in die einseitige Unterhaltung ein und zauberte damit erst recht hektische rote Flecken auf Potters Wangen. James murmelte irgendwas in seinen nicht vorhandenen Bart, warf einen winzigen Blick unter seinem wirren Pony hervor in die Richtung der zusammen sitzenden Mädchen und widmete sich rasch wieder seinen Eiern mit Speck.

Sich halb über den Tisch beugend und dabei die Krawatte in den V-Ausschnitt seines Pullunders stopfend, machte Remus ein ganz merkwürdiges Gesicht in einer Mischung aus Überheblichkeit und geheucheltem Mitleid. „Wie bitte, James?“ wollte er das wiederholt bekommen, was niemand verstanden hatte, und Pettigrew hielt sich kichernd eine Hand vor den Mund. Mit nun vollkommen rotem Kopf, duckte James sich regelrecht und schaute ihn von unten her an, die Unterarme beide auf die Tischkante gestützt, Messer und Gabel in je einer Hand. „Ich arbeite daran!“ presste er zwischen den Zähnen hervor, ohne die Lippen zu bewegen.

„Ach?“ machte Remus und richtete sich mit geschürzter Lippe wieder auf. „Das machst du aber ausgesprochen unauffällig,“ lobte er sarkastisch, denn natürlich war nichts davon zu sehen, dass James sich irgendwelche Mühe geben würde, noch war das in einem solchen Fall überhaupt möglich. Entweder man fragte sie, oder man fragte sie nicht. Und weil es allgemein bekannt war, dass Lily Evans noch keinen Partner für den Gründungsball Ende Mai hatte, traf wohl eher Letzteres zu. Und das wurde jetzt langsam wirklich peinlich. Und es ließ James nur eine Wahl: In die Offensive gehen.

Die ausgestreckte Gabel deutete erst auf Moonys, dann auf Peters Brust, wie Potter theatralisch herum zu fuchteln begann. „Fasst euch mal lieber an eure eigenen Nasen, Jungs!“ beschwerte er sich darüber, wie die nur so auf ihm herumhacken konnten, wenn sie doch selbst keine Verabredung getroffen hatten. Wieso die Zwei darauf allerdings so breit und zuversichtlich grinsten, konnte er sich nicht erklären. Zumindest Pete sollte doch betreten dreinschauen, oder nicht? Und soweit er das mitbekommen hatte, war doch Remus ebenfalls solo unterwegs! Also, warum guckten die sich so von der Seite her an?

„Tschuldige, wenn ich dich da auf den Boden der harten Realität zurückholen muss,“ begann Remus mitleidig seufzend, klopfte Pettigrew fest und anerkennend mehrfach auf die Schulter, und der Kleinste von ihnen streckte die Zunge raus und feixte.

„Aber unser Peter hier wird nicht allein zum Tanz erscheinen!“ Die ganze pulsierende Röte, die James soeben noch im Gesicht gehabt hatte, rutschte abwärts wie Saft aus einer Flasche, die man umgedreht hatte. Die Gabel vibrierte förmlich in der Luft, genau an der Stelle, wo er sie zuletzt geschwungen hatte, und ihm klappte der Kiefer runter, als habe jemand daran gezogen. Das konnte nicht wahr sein! „Peter hat ... was?!“ quietschte er verzweifelt und schmiss sich fast über den Tisch, und die Krawatte baumelte wie ein Gehängter in gefährlicher Nähe zu einer Schale voll mit Orangenkompott. „Eine Verabredung, ganz recht!“ brüstete sich der dickliche Junge und baumelte wieder fest mit beiden Beinen, die Brust rausgedrückt und die Finger in den Hosenträgern verhakt.

Scheiße. Das war alles, was James im ersten Moment dazu einfiel. Selbst Peter Patrick Pettigrew, dieser kleine rattige Junge mit der Plautze und dem bereits deutlichen Ansatz für eine Glatze hatte ein Mädchen gefunden, das mit ihm zum Ball gehen wollte? Und das vor allen anderen? Sogar bevor Sirius sich dazu durchgerungen hatte, Serena anzusprechen, die nun sowas von eindeutig fürchterlich in ihn verschossen war, dass eine Abfuhr ungefähr so wahrscheinlich war wie ein Kaffeekränzchen mit Familie Avery? Ihm wurde schlecht. Die Gabel plumpste lautstark klirrend auf seinen Teller, und diverses Rührei segelte in hohem Bogen davon. „Mit wem?“ platzte er heraus und schüttelte hastig den Kopf, so dass wieder Blut in die kleinsten Gefäße schoss.

„Mafalda Gainsworth!“ brüstete sich Peter gewichtig nickend, und Remus bestätigte das mit einem würdigenden „yup!“. Unvorstellbar! Die war nicht mal hässlich! OK, eine mittelmäßige Schülerin nur, aber hübsche rotbraune Locken hatte sie, meistens etwas übertrieben aufgezwirbelt, und trotzdem: Sie war recht klein und würde Peter nicht so empfindlich überragen, sie würden ein nettes Paar abgeben! Schande, das war nicht auszuhalten! Den Zeigefinger hebend, setzte Moony noch eins oben drauf: „Und er hat sie selbst gefragt!“ ehrte er den Zweitjüngsten in ihrer Truppe, den mittlerweile ebenfalls 16jährigen, und James gab ein quietschendes Geräusch voller Verzweiflung von sich. Musste er ja nicht wissen, dass diese Aktion mittels Vielsafttrank und Black'scher Dreistigkeit zum Erfolg geführt worden war. Unter dem Tisch schlug Peter bei Remus ein und warf ihm einen sehr dankbaren Blick zu.

Frustriert mit beiden Händen gestikulierend, grabschte James nach jedem Strohhalm. OK, OK, dann hatte Peter eben schon eine Verabredung. Und Sirius wahrscheinlich mittlerweile auch, wenn er zwar noch immer nicht zu ihnen gestoßen war. Aber er war nicht der Letzte, er war nicht der Einzige von ihnen, der ohne Mädchen da stand. Fuchtelnd deutete er auf Remus und riss die Augen weit auf. „Und was ist mit dir? Huh?“ erkundigte er sich und machte eine auffordernde Geste. „Was ist mit dir?“ So souverän, wie Moony lächelte und ganz verklärt die Augen erst senkte, dann an die Decke gleiten und wieder sinken ließ, rutschte ihm schon das Herz in die Hose, bevor es überhaupt ausgesprochen war. „Mach' dir über mich, lieber James, mal keine Gedanken.“

Das hieß auf Remisch: 'Ätsch, du blöder Trottel, ich hab' schon lang' 'ne Schnecke, und du, du bist draußen, mein Freund!' Total deprimiert, stöhnte James Potter auf und warf sich vornüber, stützte die mit einem Mal schwitzige Stirn in seine Hände und jammerte wie ein sterbender Schwan. „Merlin, ich bin so am Arsch!“ nuschelte er hinter den Fingern, und seine beiden Zimmergenossen grinsten nur breit und begannen, zufrieden zu summen. Das bedeutete, er war wirklich der Letzte. Nur er, ausgerechnet er, der Quidditch-Kapitän und Mädchenschwarm, war noch immer ohne Verabredung. Wie würde denn das aussehen? Er würde sich total blamieren und mehr als lächerlich machen, wenn er zum Ball allein und ohne Begleitung kommen musste. So in der Art 'alle abgelehnt, weil was Besseres wollte und dann hängengeblieben'. Schande, das.

Hoch erhobenen Hauptes, die Lippen zu einem so breiten Grienen verzogen, dass man jeden einzelnen Zahn erkennen konnte, stolzierte Sirius Black durch den offenen Torflügel in die Große Halle, und schon aus dieser Entfernung war vollkommen klar, was er zu sagen haben würde. Sie hatte 'ja' gesagt! Mit einem eklatant lässigen Schwung in den Schritten, erreichte der breitschultrige 16jährige seine Freunde am Tisch der Gryffindors, doch statt sich zu setzen, beugte er mit den Händen in den Hosentaschen nur die Hüfte nach vorne, so dass sein Kopf feixend zwischen Remus und Peter hindurch lugen konnte. „Ein fantastischer Tag, nicht wahr?“ befand er, langte durch die Schultern der beiden hindurch und grabschte von Pettigrews Teller ein Marmeladen-Toast, in das er genüsslich hinein biss.

Die Ellbogen auf die Tischplatte gestützt, hob James mühsam den bleischweren Kopf, um ihn von schräg unten anzustarren, sämtliche Äderchen in den Bindehäuten prall gefüllt und kurz vorm Platzen. „Lass mich raten,“ murrte er nur, und Sirius grinste noch breiter, falls das überhaupt möglich war. „Du hast deine Verabredung zum Ball?“ Es klang weniger wie eine Frage, als wie eine lang erwartete Feststellung, doch Black machte es schlimmer für ihn. „Oh, nicht nur das, Kronilein, nicht nur das!“ Wieso verniedlichte heute eigentlich jeder seinen Spitznamen so äußerst bescheuert? Am liebsten hätte James Potter sich übergeben. Hier und auf der Stelle Speck und Eier gekotzt.

Überrascht jedoch fuhren Peter und Moony ein wenig herum und hoben gespannt die Brauen, was er da wohl zu sagen hatte. Aber er tat ihnen den Gefallen nicht. War auch gar nicht nötig. So wie Serena Dearborn da hinten, ihrer Bücher entledigt, mit dem Rücken im Rahmen des Eingangstors lehnte, ein Bein angewinkelt, das andere lang ausgestreckt, dass ihr Faltenrock einen hübschen, hohen Kniff warf, und wie sie dabei in ihre Richtung strahlte, ohne die drei Jungen um Sirius überhaupt nur wahrzunehmen, erledigte sich das von selbst. Und Sirius wusste das, als hätte er hinten Augen. „Falls mich jemand sucht,“ meinte er und rollte mit den Augen, das Marmeladen-Toast hastig verschlingend und Peter dabei dankend auf die Schulter klopfend, dass er geteilt hatte, „ähm ... sucht nicht nach mir!“ Und dabei zog er zwei Finger von der Schläfe fort und drehte sich auf dem Hacken herum.

Schlendernd, pfeifend, entfernte er sich von ihnen, beide Hände wieder tief in den Taschen seiner Uniformhose vergraben, und erst jetzt fiel ihnen auf, dass er weder Robe, noch Jacket oder Pullunder trug. Nur das aus der Hose hängende weiße Hemd ohne Krawatte, die obersten Knöpfe offen. Sobald er das Mädchen erreichte, streckte er die Finger aus, umschloss damit ihre und wischte mit der flaumig belegten Oberlippe einmal kurz über den Handrücken, bevor sie sich aus dem Staub machten und in Richtung Ufer des Sees verschwanden.

„Verflucht!“ rutschte es Peter zuerst heraus, und er prügelte mit der geschlossenen Faust auf die Tischplatte, während Moony in prustendes Gelächter ausbrach. Merlins Unterhosen, das bedeutete dann wohl das Ende von Blacks Single-Dasein! Und machte ihn damit zum ersten von ihnen, der so etwas wie eine Freundin hatte. Schon irgendwie ein bisschen deprimierend. Aber trotzdem auch süß. James brach fast zusammen, wie er „oh Kacke!“ fluchte und die Stirn verdammt nah an seinem Teller auf die Tafel knallen ließ. Er war sowas von gearscht!

Leise kichernd nur noch, stopfte Remus seinen Löffel in die Schüssel voll dampfendem, mit Kirschen verquirltem Milchreis und schnappte sich den Zimtstreuer, den er mit kräftigem Klopfen halbwegs darüber entleerte. „Mr. Potter, das schreit förmlich nach Amortisierung!“ wies er ihn hochgestochen darauf hin, was er nun zu tun hatte. Da sass sie, Lily Evans, das hübscheste und klügste Mädchen der Schule, Potters große Liebe, mitten zwischen ihren Freundinnen, die lachten und plapperten und dabei ein langes Frühstück genossen, genau wie die Jungen. „Fass dir ein Herz und geh's an!“

Hatte er denn überhaupt eine Alternative? Wenn er es recht bedachte: Nein. Er wollte mit ihr zu diesem Ball gehen, mit keiner anderen, nur mit ihr. Sie würde ihn niemals fragen. Und von allein angeflogen kommen würde diese Verabredung auch nicht. Wenn er sie wollte, wenn er sich nicht zu blamieren gedachte, dann musste er. James schluckte fest und sprach sich innerlich Mut zu, bevor er erneut einen Blick in ihre Richtung warf. Oh herrje, sie war so wunderschön! Die langen, roten Haare flogen wie in Zeitlupe, wenn sie sich so bewegte, und ihre Augen in dem blassen, wie gepuderten Gesicht leuchteten wie Sterne. Ihm sackte wieder jegliche Tapferkeit ganz weit nach unten in die Schuhe und er schüttelte den Kopf.

„James!“ mahnten Remus und Peter so synchron im selben, angenervten Tonfall, und sie starrten ihn beide eindringlich und auffordernd an wie zwei Generäle, die einem Soldaten einen Befehl erteilt hatten, den der nicht prompt genug ausführte. Abwehrend hob er die Hände und hörte kaum noch was, so betäubend rauschte ihm das Blut durch die Ohren. „OK, ja, ich mach's! Zufrieden?“ stemmte er sich aus der Bank und rückte sie damit so heftig beiseite, dass die Mädchen gut zehn Yards weg kreischend aufspringen mussten. Potter, dieser unglaublich süße Trottel! Einige von ihnen kicherten und winkten, aber Lily rollte bloß mit den Augen.

Tief Luft holend, stieg James über das Sitzmöbel hinweg, richtete seine Robe und kugelte sich die Schultern ein, als wolle er Morgengymnastik veranstalten, und dabei waren seine braunen Augen ganz matt und abwesend. Wenn er doch bloß was Vernünftiges gesagt hätte. Wenn er sich doch bloß so eloquent und witzig und freundschaftlich nett verhalten hätte, wie er es bei ihnen immer tat. Einmal nur James Charlus Potter sein und nicht Krone I., König von Absurdistan. Aber genau so benahm er sich. Mit seinem kumpelhaftesten, überheblichsten Quidditch-Kapitäns-Kopfnicker brüllte er regelrecht zu ihr herüber, hatte nicht mal großartig den Anstand, auf Augenhöhe mit ihr zu gehen: „Ey, Evans!“

Remus biss sich so fest auf die eigenen Zähne, dass es knirschte, und Peter quollen fast die Äugelchen aus dem Kopf, bevor er sich lautstark mit der flachen Hand vor die Stirn schlug. „Kein guter Anfang,“ quetschte er aus einem Mundwinkel heraus, aber Moony antwortete nicht einmal. Er schloss nur die Lider und bekam dieses angestrengte, völlig überforderte Dreieck aus Brauen und Stirnfalten genau zwischen den Augen und legte ganz sacht nur den Kopf schief, als könne er es dann nicht hören. „Was?!“ erwiderte das Mädchen nur patzig und breitete die Arme aus, die Oberlippe so hoch gezogen, wie es eben nur ging.

Ihre Freundinnen kicherten, rollten sich fast auf den Bänken herum und versteckten sich hinter vorgehaltenen Händen, und man mochte das Elend nicht mit ansehen. Remus tat es nicht. Und Peter besaß den unerschütterlichen Mut der Neugier, und hatte dennoch Tränen in den Augen dabei. „Was is' mit'm Ball?“ nuschelte James so stark, dass man es kaum als Worte identifizieren konnte, und Lily schüttelte auch nur wenig begreifend und achselzuckend den Kopf. „Ja, was? Gehst mit mir?“ Das konnte einfach nicht wahr sein. Das passierte nicht. Er schlief noch, er träumte, das war der grässlichste, fieseste Alptraum aller Zeiten, schlimmer als Erinnerungen an einen Biss unterm Vollmond! Aber Remus war wach und saß in der Großen Halle und konnte nicht glauben, was er da soeben gehört hatte.

Aus Peters Kehle kam ein trockenes, halb würgendes Geräusch, das einzige, was die niedergehende Stille durchbrach. Und dann lachte Lily. Hysterisch, überreizt, vollkommen um den Verstand gebracht. Mit weit aufgerissenen Augen schüttelte sie den Kopf, dass ihre Haare nur so flogen, und dabei lachte sie wie wahnsinnig und kriegte sich nicht ein. Hatte Potter es da eben etwa wirklich gewagt, sie um eine Verabredung zu bitten? Nein, natürlich nicht, denn das war keine Bitte gewesen, sondern eine unfassbar peinliche, schlechte und uncharmante Anmache, wie sie in Londoner Hafenkneipen nicht hätte flegelhafter ausfallen können. Aber der Inhalt stimmte. Zum Ball! Mit dem? So verzweifelt konnte man gar nicht sein! Und Lily Evans schon gar nicht.

Ohne auch nur ein Wort zu sagen, stand die Jahrgangsbeste auf, immer noch schallend lachend, trat aus der Bank und stolzierte kopfschüttelnd an dem dümmlich dastehenden James Potter vorbei, im Schlepptau sofort ihr Freundeskreis aus Gryffindor'schen Mädchen, die weiterhin kicherten und dem Abservierten zuwinkten, als wollten sie sich als Ersatzfrauen anbieten. Ihn mit einem letzten, verständnislosen Quieksen bedenkend, rauschte Lily vorbei und war auf und davon, und er konnte einfach bloß froh sein, dass die Große Halle fast vollständig leer war.

Erst als der ganze Tross durch den offenen Torflügel hinaus ins Foyer gestürmt war, plumpste James wie ein nasser Sack zurück auf die Bank und griff automatisch nach seiner heruntergefallenen Gabel, als wäre das irgendwie wichtig. Kreidebleich war er im Gesicht geworden, die Jochbögen stachen richtig heraus, als wäre er innerhalb dieser paar Minuten unter ihrem hysterischen Gelächter abgemagert, und er blinzelte wie jemand, der auf dem Fahrrad durch einen Schwarm Mücken gefahren war. Schweigend, selbst sehr betreten, schauten Peter und Remus erst einander, dann ihn an, und dann endlich rührte sich James und nahm einen erneuten tiefen Atemzug. „Ja, also,“ meinte er mit bebender Stimme, rammte die Gabel in sein Rührei und zuckte die Achseln. „Sie hat immerhin nicht 'nein' gesagt, richtig?“

Und verlegen, peinlichst berührt grinsend, fing er an, sich Speck in den Mund zu schaufeln. Auch wahr.


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Ich war völlig panisch. Meine Eltern tanzen beide sehr gut, haben mir das aber anscheinend nicht vererbt. Alle Kids hatten etwa drei Wochen Zeit, um die Tänze einzuüben, aber weil ich so viele andere Szenen drehen musste, blieben mir nur ganze vier Tage. Sobald ich die Schritte halbwegs kapiert hatte, kam ich völlig aus dem Takt. Zum Glück soll Harry gar kein toller Tänzer sein.
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