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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Erbsengrütze

von Teekon

Fabian lachte so laut, dass der Kupferkessel mit dem Eintopf wie ein Gong zu klingen begann, und Gideon grinste bloß und rieb sich den Bauch. „Er hatte schon immer eine Klappe, die viel zu groß ist für seinen kleinen Schädel!“ bemerkte der Jüngere der beiden Prewett-Zwillinge und schüttelte den Kopf, und Sturgis grunzte nur unzufrieden. „Black'sches Blut eben,“ fand er als Erklärung völlig ausreichend und winkte ab. Remus konnte nur eine Art schiefes Lächeln auf sein immer noch reichlich angematschtes Gesicht zaubern. Die hatten ja schon recht.

Die Tafel im Keller war voller Leute, die sich Teller herumreichten und Löffel austeilten, denn es war kalt draußen, eisig und die Luft so voller Schneeflocken, dass man die Hand nicht vor Augen sehen konnte. Frierend, trotz des lodernden Feuerchens im Kamin, rieben sich viele der Ordensmitglieder immer noch die Arme warm oder klopften ihre Hände in dicken Handschuhen gegeneinander. Minerva McGonagall konnte sich partout nicht von ihrem Schal trennen, und Onkel Benjy hatte einen furchtbar hässlichen muffartigen Deckel auf dem Kopf, den er euphemistisch als Hut bezeichnete. Erst einmal eine Kleinigkeit zu Essen zum Aufwärmen, irgendwas, was einem gemütliche Zufriedenheit in den Bauch brachte, und dann konnten sie die Sitzung eröffnen.

Am oberen Ende hatte die Führungsspitze einen Pulk gebildet, steckte die Gesichter zusammen und tuschelte miteinander, während die jüngere Fraktion sich in Richtung des Kamins zusammen gerottet hatte. Gewachsen war ihre Zahl, mehr waren sie geworden, Monat um Monat, wie Dumbledore, Potter, Doge, Bones und Lupin die Kunde leise und heimlich weitertrugen und immer mehr Willige rekrutierten. Es ging um ihrer aller Zukunft. Und sie waren junge Leute, sie hatten noch viel vor in dieser Welt. Es sprach sich herum unter Freunden und Vertrauten, und mittlerweile hockte eine ganz ansehnliche Schar dort bei einander.

Nicht nur der große Bruder von Stanley Podmore gehörte dazu, sondern auch wohlbekannte Gesichter aus dem Auroren-Büro, eingeweiht und mitgebracht von Alastor Moody, heute zum ersten Mal dabei. Schon ganz gespannt darauf, was hier so besprochen und preisgegeben werden mochte, lehnte Frank Longbottom sich weit in seinem Stuhl zurück und schlug die Beine übereinander. „Da hat er aber mal wieder so richtig Scheiße gebaut, was?“ traute er sich problemlos, in den Mund zu nehmen, was vermutlich jeder hier dachte, und ein zustimmendes Prusten ging durch die Reihen der ehemaligen Schüler von Hogwarts. Und keiner, nicht einer, hob pikiert die Oberlippe oder nahm Abstand, rückte auch nur unbewusst ein Stück beiseite oder bedachte Remus mit neugierigen, aber unangenehmen Blicken. Als hätten sie es immer gewusst.

Die sternförmige, mittlerweile so gut wie verheilte Wunde auf Remus' Stirn war keinem von ihnen verborgen geblieben, und wer in der Magischen Strafverfolgung arbeitete, der kannte diesen Makel, der wusste Bescheid, beherrschte diesen Fluch, der ein solches Mal hinterließ. Alice hatte es gesagt. Alice Prittchard, das hübsche Mädchen mit den sagenhaften Kurven und dem wunderbaren, herzförmigen Gesichtchen, hatte einfach mit sanften Fingern daran gegriffen und „aua, das hat aber weh getan!“ gemeint. Und Frank hatte sich vorgebeugt und „ah, Kacke, Mann!“ ausgerufen und sich mit der Hand im Gesicht herum gewedelt.

Keine blöden „bist du'n Werwolf?“ - Sprüche waren gefallen. Niemand hatte ihn genervt damit oder auch nur irgendeine Bemerkung gemacht, was den Ursprung einer solchen Verletzung anbelangte. Und Remus mochte das, auch wenn er es nicht ganz verstehen konnte. Noch immer ein bisschen bedröppelt darüber, wie leicht es ihnen aufgefallen war und wie fürchterlich offen sie darüber plauderten, als habe er bloß einen besonders unangenehmen Hautausschlag, der nicht mal ansteckend war, beugte er sich vor und stützte sich zwischen den eigenen Schenkeln auf dem Stuhl ab, der Jüngste im Orden des Phönix.

Franks Schultern massierend, kicherte Alice nur, wie sie hinter der Lehne stand, und zwinkerte ihm zu. „Gib' ihm einen dicken Kuss von mir, dem Schnuckel, machst du?“ grinste sie, worauf Longbottom sich hastig herumdrehte und fast vom Sessel geplumpst wäre, schaute sie von unten gespielt empört an und schmollte ein lautstarkes: „Hey!“ Sie war seine Freundin, nein, nicht mehr nur seine Freundin, seine Verlobte. Seit Remus denken konnte, waren Frank und Alice zusammen gewesen, und daran würde sich niemals was ändern, das musste man nicht erst mit Veritaserum herausfinden. Und so lachte Alice auch nur herzlich und schlug ihm sanft auf den Oberarm.

Obwohl er darüber lächeln musste, senkte Remus ein wenig verlegen den Kopf zwischen die Schultern und starrte unter den Tisch, wo sich mehr und mehr Füße versammelten, um sich zum Abendessen hinzusetzen. Mit den eigenen Fingern herum spielend, zuckte er die Achseln und murmelte mehr als dass er es aussprach. „Wir sprechen im Moment nicht miteinander.“ Jedem einzelnen in dieser Runde, sogar der sonst so korrekten Marlene McKinnon rutschte ein Stirnrunzeln ins Gesicht. „Oi,“ sagte Gideon trocken, und sein Bruder schnaubte. Das ging aber nicht. Sirius war doch ein Teil dieser eingeschworenen Truppe, das war vom ersten Tag an so gewesen. Ja, OK, da hatte er's echt vergeigt, aber so war er eben. Jeder machte doch mal Mist. „Och, nein!“ maulte Alice auch sofort, und Frank winkte grunzend ab.

„Ist doch bloß Black!“ meinte er, erkläre sowieso alles und jeden Fehlgriff, und Fabian Prewett grinste von einem Ohr zum anderen. „Du kannst nicht erwarten, dass er was benutzt, was er nicht besitzt,“ fand er und streckte die Zunge heraus, worauf die ganze Bande zu kichern anfing. Nein, das Hirn in dieser Mannschaft war Sirius Black mit Sicherheit nicht. Bei dem puren Gedanken an all die Scheiße, die Sirius schon verzapft hatte, inklusive einer strunzbescheuerten Idee für einen saugefährlichen Zauber, den er selbst, Remus Lupin, keine drei Yards von seinem Vater entfernt sitzend, durchgeplant und mit Feuereifer ausgeführt hatte, musste er schon ein wenig lächeln. Naja, das stimmte schon. Verstand hatte Black nicht. Und er hatte wirklich ganz schön daneben ausgesehen in den letzten Tagen vor den Ferien.

Die Achseln zuckend und die Lippe verziehend, dass sein Bärtchen sich hochknickte, machte Remus ein beschwichtigtes Geräusch. „Kann ich wohl nicht.“ Und er hatte sowieso längst keine Lust mehr, wütend auf irgendwen zu sein, auch wenn er jedes Recht dazu hatte. Eigentlich hätte man Sirius noch schmoren lassen müssen, aber war denn wirklich so viel passiert? Irgendwie war's doch gut gegangen. Keiner war verletzt worden – außer Remus selbst, was aber nichts Neues war und seinen Eltern kaum aufgefallen war – und Snape war gehörig der Mund verboten. Obendrein sorgte das dafür, dass Severus ihnen nicht mehr nachschlich, und wenn er das richtig verstanden hatte, war Sirius für die nächsten Monate Dumbledores persönliche Raumpflegekraft. Das konnte man mit Sicherheit zum Vorteil nutzen.

Na gut, OK. Seufzend rieb Remus sich die Oberschenkel und richtete sich ein wenig auf, und er musste sich zumindest selbst gegenüber schon mal eingestehen, dass er sich erleichtert fühlte. Stress mit einem seiner Freunde, das war nicht schön, und das war er auch nicht gewohnt. Streit unter den Rumtreibern bedeutete für gewöhnlich einen ausnahmsweise doch etwas zu tief gezielten blöden Witz, der innerhalb einer Viertelstunde mittels fiesem kleinem Zauber ausgeglichen wurde, und dann lachten sie darüber. So lange nichts von Black gehört zu haben, das war unnatürlich. Sie konnten es ihm schon vom Gesicht ablesen, dass er nicht mehr böse sein wollte, und Alices Augen strahlten wie Sternchen am Himmel davon. „Aber ich küss' ihn auf keinen Fall!“ wehrte Remus entschieden ab und grinste.

Rund um den langen Tisch unter dem Haus der Dumbledores in Godric's Hollow, keine drei Straßen von Familie Potter entfernt, versammelte sich nun der Orden des Phönix, komplett heute Abend, was ganze 21 Stühle besetzte. Fröhliche Unterhaltungen waren das während des Essens, Brot auf Brettchen wurde geschnitten herumgereicht, es gab Tee und warmen Kürbissaft, und man redete über das gerade überstandene Weihnachtsfest und die Neujahrsnacht. Großartige Feiern in London und Edinburgh hatte es da wohl gegeben für die Zauberergemeinde, und Hagrid heulte schon wieder vor Lachen, wie Fab und Gid von einem entgleisten Feuerwerk berichteten. Niemand, nicht mal die ihrem Neffen so ähnliche Mrs. Meadowes konnte sich davon ausnehmen, war griesgrämig an diesem Abend. 1976, ein neues Jahr, und keine Anzeichen dafür, dass Lord Voldemort sich großartig regte. Zumindest für diese kurze Stunde wollten sie seinen Namen vergessen.

„Und dann hat's geknallt und die Farben flogen nur so!“ verdeutlichte Gideon Prewett seine Erzählung mit ausladender Gestik und ließ seine Scheibe Brot so bombenartig in die halbvolle Suppenschale vor sich fallen, dass Erbsen und Kartoffelstückchen im hohen Bogen davon segelten. Mit vollem Mund nickte sein Bruder heftigst, während die umsitzenden jungen Leute schnatterten und gibbelten vor Lachen, als säßen sie hier an einer der Tafeln in der Großen Halle von Hogwarts. „Das hättet ihr sehen sollen!“ „Fantabulös!“ „Fast so genial wie die berühmt-berüchtigte 'Filch stinkt!'-Lampe!“ warfen sich die Zwillinge die Bälle zu und machten es damit nur noch schlimmer. Denn jeder hier am Tisch, zumindest unter den noch nicht so lange von der Schule abgegangenen Ordensmitgliedern, kannte das rotierend aufblühende und stetig zwischen Gelb, Grün, Blau und Rot hin und her wechselnde Schandkunstwerk in der großen Hauptkreuzung.

Wie Professor McGonagall eine Braue steil nach oben zog und aufhörte, mit dem Löffel in ihrem Eintopf herum zu stochern, bekam keiner so richtig mit. Viel zu sehr waren sie damit beschäftigt, sich über diese Institution lustig zu machen und an das Kreischen und Haareraufen des Hausmeisters zu erinnern, wie er es die ersten Tage, ach, Wochen nach Erscheinen dieses Dings an den Tag gelegt hatte. Erst als sie den Mund aufmachte und nach Luft schnappte, wandte sich der direkt neben ihr sitzende Frank in ihre Richtung um, immer noch offen und unverhohlen glucksend. „Ein sehr hässlicher Fleck auf der Weste von Gryffindor, den Sie da hinterlassen haben, meine Herren,“ funkelte sie die Zwillinge gestreng unter ihrem Hexenhut her an, aber die Prewetts schalteten augenblicklich.

„Nein nein, Ma'am!“ rief Gideon und fuchtelte abwehrend mit den Händen herum, die Augen in Empörung aufgerissen. „Wir waren das nicht, Ehrenwort!“ unterstützte Fabian seinen Bruder, das Spiegelbild dessen, und er schmiss einfach seinen Löffel in die Gemüsegrütze. „Niemals würden wir uns mit fremden Federn schmücken!“ „Und das war schon wirklich ein geniales Stück Zauberkunst!“ lobten sie den unbekannten Meister, bestimmt nickend und einander mit geschürzten Lippen auf die Schultern klopfend. Jeder, aber wirklich jeder von ihnen, stimmte auf irgendeine Weise zu, und auch Professor McGonagall konnte sich ein amüsiertes Hochziehen der Mundwinkel nicht verkneifen.

Sich ein Stück Brotkruste zwischen die Zähne schiebend, machte Sturgis ein Gesicht, als wolle er etwas sagen, und man wandte sich ihm zu. „Stan hat mir erzählt,“ fing er an, kaute zuende und musste sich kurz räuspern, weil ihm ein Krümel im Kehlkopf hängengeblieben war, „dass Flitwick immer noch regelmäßig davor stehen bleibt und ganz verklärt grinst!“ Augenblicklich brachen sie alle wieder in brüllendes Gelächter aus und warfen sich halb über die Tische, diese albernen Kinder, und Remus wischte sich sanft den Mund mit einer Stoffserviette ab, wie er mit einem milden Lächeln nickte. Das stimmte, das tat er wirklich, und das war eines dieser Dinge, die ihm sagten, was für eine hervorragende Arbeit dieses Spruchgemisch doch gewesen war. Naja, eine kleine Übung für später.

Tränen wischte sich Frank von der Wange, und Marlene beugte sich von ihrem Platz neben Hagrid herüber, eine Gabel in der Hand, auf der noch ein Schnittchen aufgespießt war. „Ich hab' mich immer gefragt, und werd' das bis ans Ende meines Lebens tun: Wie zum Teufel hat der Kerl das mit den Blümchen hingekriegt?“ Anerkennendes Raunen zog durch die Reihen der jungen Leute, und die McGonagall schüttelte nur den Kopf, halb entsetzt, die Braue immer noch bis unter die Krempe ihres Hutes gezogen.

Spekulationen hoben an, irgendwelche Theorien über Blühzauber aus Professor Sprouts Unterricht in Kräuterkunde, und sogar so verrückte Ideen wie Geistbindungen hatten sie auf Lager, und er hielt es nicht mehr aus.

Mitten zwischen all den gestikulierenden Armen und ausgestreckten Fingern hindurch, bewegte sich Remus Lupins Zauberstab an die riesige Schüssel mit Erbseneintopf heran, und das feine Klicken von Holz auf Porzellan erhaschte ein klitzekleines Bisschen an Aufmerksamkeit. „Movete imaginis,“ murmelte er ruhig und wie nebenbei, und sofort stießen sich die Zwillinge mit beiden Händen von der Tischplatte ab, dass die Stühle nur so über den Backsteinboden schrammten. Der ganze Speisesaal verfiel in gespannte Stille, und jeder Kopf wandte sich in ihre Richtung. Das Muster auf der Schüssel hatte begonnen, fröhlich zu tanzen und zu hüpfen, und wie im Ringelreihen fassten sich die Narzissen an den Blättern und umrundeten den ganzen Topf unaufhörlich.

Erneut berührte der Stab die Blümchen. „Versicoloris,“ fügte er an, und aus gelben und grünen Pflanzen wurden Lilafarbene und Blaue und dann Rote und Orangene und das ganze Prozedere wieder von vorne, und Hagrid klatschte in die Hände. Das brach die Verwunderung. Ein Größenzunahmen-Fluch auf Berührung war nicht mehr nötig. Sie hatten es verstanden, und ein unglaublicher Lachkrampf machte sich breit unter den jüngsten Mitgliedern dieser Geheimgesellschaft. „Marvulös!“ gröhlte Fabian, während sein Bruder bereits so fest auf Remus' Schulter herum prügelte, dass der junge Mann beinahe mit der Krawatte in seiner Suppe gelandet wäre. „Hab's immer geahnt!“ kicherte der Halbriese und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, bis die halbe Tafel abhob und Dedalus Diggles Zylinder von dessen Kopf plumpste.

Halb verlegen, halb stolz, kaute Remus sich auf der Lippe herum und widmete sich mit großem Eifer seinem Erbseneintopf. Auch wenn er das so nicht sehen konnte, waren ihm bestimmte Blicke einfach vollkommen klar. Vater grinste dort hinten an seinem Platz neben Charlus Potter, der Frau und Sohn heute allein zuhause gelassen hatte, während Isabel den Kopf schüttelte und gleichzeitig das mädchenhafte Kichern nur unterdrücken konnte, indem sie sich eine Hand vor den Mund hielt.

Aber besonders rechnete er mit diesem starren, versteinerten Ausdruck in Professor McGonagalls Gesicht. „Mr. Lupin!“ presste sie hervor, leise, bedrohlich fast, und ihre hellen Augen bohrten sich in seine Schädeldecke. „Darf ich Sie an eine Antwort erinnern, die Sie mir auf eine höchst eindeutige Frage zu diesem Thema gaben?“ Er ließ nur den Hals weiter durchhängen, präsentierte ihr quasi den bloßen Nacken wie ein Ritter vor seiner Königin und nickte beschämt. „Ja, Ma'am,“ antwortete Remus kleinlaut.
„Kann ich also annehmen, dass Sie mir dreist – ich wiederhole mich – dreist ins Gesicht gelogen haben?“ fuhr die Hauslehrerin von Gryffindor fort, deren spitze Schuhe unter dem Tisch unruhig zu tappen begannen. Er traute sich nicht mal, sie von unten her anzusehen, saß nur da und drehte den Löffel in der einen, den Zauberstab in der anderen Hand. „Ja, Ma'am,“ murmelte der Schüler nur noch leiser und heiserer, und Professor McGonagall schnappte aufgebracht nach Luft und ließ ihr Besteck klirrend in den Teller fallen. „Ich bin erschüttert, Mr. Lupin!“ richtete sich die rüstige Hexe auf und stierte ihren Jahrgangsbesten mit unverhohlenem Schock an.

Unterstützung bekam Remus von ausgesprochen unerwarteter Seite. Sich schwer auf den Tisch lehnend, dass nur das Gewicht von Hagrids riesigem Krug die Tafel davon abhielt, nicht in seine Richtung abzuheben, fuchtelte Alastor Moody mit seiner Gabel herum und schniefte lautstark. „Überzeugend lügen zu können ist ein Zeichen von Intelligenz, Junge, lass dir das gesagt sein!“ knurrte er und zwinkerte ihm mit einem seiner kleinen, dunklen Augen zu, worauf die McGonagall die Pupillen rollen ließ. Sehr hilfreich von ihrem Schulfreund. Das winzige, so typisch schüchtern-verschmitzte Grinsen huschte über Remus' Miene, und erst recht wagte er es nun nicht mehr, auf zu sehen, aus Angst, seine Lehrerin für Verwandlung könnte das bemerken.

„Ach,“ piepste Alice und fuhr ihrem Verlobten liebevoll durch die Haare. „Ist Frankie deshalb so grottenschlecht in Täuschung, Moody?“ Longbottom klappte der Unterkiefer herunter, und während er sich noch gespielt entsetzt zu ihr herumdrehte und die Zwillinge, Sturgis und Marlene in erneutes Gelächter ausbrachen, schürzte Moody die Lippe und ließ die Gabel kreisen. „Das wäre eine gute Erklärung,“ meinte er nur und grinste seine Schützlinge an, die er gemeinsam mit zwei anderen Auroren im Ministerium ausbildete. Remus musste ebenfalls ein bisschen lachen und war sehr froh über diese Ablenkung, auch wenn er den festen Blick der McGonagall immer noch auf seinem Kopf spüren konnte.

„Mr. Lupin,“ sprach sie ihn auch leise wieder an, während um sie herum die Gespräche wieder anhoben. „Ich erwarte, dass dieses ... monströse Gebilde am ersten Schultag dieses Terms verschwunden ist.“ Es war kein Zischen und kein Befehl, sondern die strenge, aber gefasste Bitte einer auf den Ruf ihres Hauses bedachten und immer äußerst gerechten Lehrerin. Der junge Mann nickte sofort, schaute sie noch immer nicht an. „Ja, Ma'am,“ wiederholte er zum dritten Mal. „Auch wenn es wirklich ein ... sagenhaftes Meisterwerk der Zauberkunst ist,“ flüsterte Minerva McGonagall, und jetzt hob er doch rasch den Kopf, und es war an ihm, sie anzustarren. Sie lächelte nur und stocherte in ihren Erbsen herum. Perplex klappte Remus den Kiefer herunter und konnte ein paar Herzschläge lang nicht begreifen, doch dann musste er ebenfalls schmunzeln. Diese Frau war der Wahnsinn!

Erst das gläserne Anschlagen vom anderen Ende der langen Tafel brachte wieder Ruhe in die große Runde, und augenblicklich widmete sich jeder Anwesende ernsthaft und konzentriert der hoch aufragenden Gestalt des Hausherren, der aufgestanden war. „Ich hoffe, alle sind satt und aufgewärmt?“ erkundigte sich Albus Dumbledore nach dem Befinden, aber mehr als zufriedenes Nicken kam nicht. Selbst die Zwillinge unterdrückten ihre blöden Witzchen.

Lächelnd strich sich der Schulleiter über den langen, schlohweißen Bart. „Nun, zunächst möchte ich zwei neue Mitglieder in unsere Reihen begrüßen.“ Er breitete einen Arm aus und deutete auf das junge Paar in ihrer Mitte. „Miss Alice Prittchard und Mr. Frank Longbottom,“ stellte er sie denjenigen vor, die sich nicht schon aus der Schule kannten, und sich halb verbeugend, präsentierten sich die Zwei in alle Richtungen. Man nickte ihnen zu, mancher reichte eine Hand über den Tisch. „Sie arbeiten mit Alastor zusammen im Auroren-Büro,“ fuhr Professor Dumbledore fort, bevor er sich an Moody wandte. „Möchtest du beginnen?“ Grunzend bestätigte der Kauz, stemmte eine Hand in die Hüfte und räusperte sich.

Von gehäuften Überfällen berichtete er, von Diebstählen und Einbrüchen in der Winkelgasse und in privaten Haushalten von namhaften Wissenschaftlern und Schreiberlingen der Zaubererwelt. Immer wieder die selben Dinge kamen abhanden, wurden gestohlen oder als fehlend gemeldet: Bücher. Schriften. Pergamentrollen. Größtenteils antik und selten, und sie tauchten auch auf den Schwarzmärkten nicht wieder auf. Natürlich ging man im Ministerium von einem Sammler aus, der keine Lust hatte, viel Geld auszugeben für eben diese besonderen Werke, aber hier, im Orden, wusste man es besser. Auch ohne Moodys Ausführungen. „Sind immer die selben, die damit in Verbindung gebracht werden,“ wusste er zu berichten, und für einen sehr kurzen Augenblick huschten seine forschenden Augen über den jungen Mann, der direkt neben ihm saß.

Unangenehm war Remus das, auch wenn er, genau wie jeder andere in diesem Raum, gleich begriff, was er damit meinte, und dennoch rauschte ihm eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Ein halbes Jahr war das nun her, dass er diese Kreatur getroffen hatte, direkt vor Flourish & Blotts, als diese merkwürdigen Straftaten begonnen hatten. Aber er brauchte weder darüber nachzugrübeln, noch lange an diesem Gefühl festzuhalten. Denn der nächste in der Reihe der Berichterstatter war Elphias Doge, verantwortlich für die internationalen Verbindungen des Ordens. Und sobald er nur das Wort „Ägypten“ erwähnte, ging Remus schon so hell das Herz auf, dass er sich an der Tischkante hochziehen musste, um den älteren Herrn besser sehen zu können.

Alle fünf Wächter wären in Alexandria eingetroffen, wusste er zu sagen, worauf ein erleichtertes Raunen durch die Erwachsenen am Tisch ging, während die Zwillinge, die Auroren in Ausbildung, Marlene, Sturgis und Remus eher die Stirn runzelten und einfach abwarteten, ob man es ihnen genauer erklären würde. Man tat es nicht.

„Saladin lässt Grüße ausrichten,“ lächelte er über das ganze Gesicht und beugte sich plötzlich weit vor, um nicht Dumbledore, die McGonagall oder irgendwen anders anzuschauen als den jungen Remus Lupin. „Und er fragt, wie es mit dem Ta'liq aussieht.“ Im ersten Moment völlig verwirrt, machte der Schüler nur den Mund auf und zu, aber dann verstand er und schüttelte sich. „Oh, ich ... arbeite daran!“ behauptete er und grinste verlegen, und er musste sich eingestehen, dass sein Arabisch immer noch genau so mies war wie im September, als er damit angefangen hatte. Verdammt. Einfach keine Zeit zwischen all den Verpflichtungen. Der Orden, Schule, die Jungs und dieser Riesenblödsinn, der Chor, die Präfekten-Aufgaben, Nachhilfe. Das war manchmal doch etwas viel. Hier und jetzt schwor er sich, mehr Zeit dafür einzuräumen. Er wollte nicht, dass Professor Al-Harani enttäuscht von ihm war. „Das erste Kapitel hab' ich schon gelesen!“ fügte er noch hastig nickend an und bekam gar nicht mit, wie man um ihn herum lächelte.

Die interessantesten Neuigkeiten jedoch hatte Professor Dumbledore selbst. „Es sind nicht nur die Schriften, um die wir uns Sorgen machen sollten und müssen,“ erläuterte er, und Charlus Potter lehnte sich zurück und kreuzte die Arme vor der Brust, langsam und bedächtig nickend. Offenbar stammten diese Informationen zu einem Teil von ihm, und der Gründer des Ordens hatte nur zusammengefügt, was er hatte zusammentragen können. Gespitzte Ohren und sich rasch ein wenig bequemer hinsetzende Menschen unterbrachen ihn nur kurz. Sobald Stille eintrat, fuhr er fort. „Offenbar suchen Voldemorts Anhänger nach Artefakten, magischen Antiquitäten und Altertümern.“ Er faltete die Hände auf dem Tisch, während murmelnde Unruhe ausbrach. Es brauchte nicht erwähnt zu werden, was das sollte und wieso das ein solches Problem darstellte. Selbst der so junge Remus rutschte beklommen auf seinem Stuhl herum, wie vor seinem inneren Auge die Bilder von Schrumpfköpfen, Zeichengeräten und fünf kleinen, kunstvoll geschnitzten Holzschatullen vorbei huschten.

Genau im Ohr hatte er noch, was Hieronymus Borgin gesagt hatte, hinten in seinem Lager, als Amycus Carrow den Nilkiesel herausgebracht hatte für ihn. 'Soll bei der Beschwörung des Morax im Jahre 1289 zur Großen Zusammenkunft verwendet worden sein'. Morax. Der Dämon mit dem Stierkopf, Herr über Sterne und Pflanzen und Steine. Eiskalt wurde einem von einem solchen Gedanken. Remus hatte Geister beschworen. Remus kannte die Kraft, die einem durch die Glieder floss, wenn man solche Magie entfesselte, so alt und so ursprünglich und unbeherrschbar, so losgelöst von menschlichem Verstand. Aber einen Dämon? Etwas so Komplexes, ein denkendes Wesen mit eigenem Willen und eigenen Zielen zum Gehorchen zu zwingen, das war grotesk. Doch Voldemort mochte so etwas tun. Nicht wahr? Und dafür konnte man solche Gegenstände hervorragend gebrauchen. Oder für noch viel Schlimmeres.

Jeder hier begriff das. Sie alle schluckten und starrten sich auf die Hände, fixierten mit den Augen die Tischplatte oder die Stuckarbeiten an der Decke, hingen ihren Gedanken nach und versuchten, sich nicht die grausigsten Szenarien auszumalen, wenn ein skrupelloser Schwarzmagier solche Macht in die Hände bekam. „Und deshalb,“ sagte Dumbledore eindringlich, obwohl das nicht nötig war, und er schaute jeden einzelnen in der großen Runde lange an. „Deshalb müssen wir alle die Augen und Ohren offen halten. Immer. Und überall.“ Seine Blicke trafen Remus, und der Schüler biss sich fest nickend auf die Lippe. Das würde er. Er und die Jungs. Darauf konnte Dumbledore sich verlassen.


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