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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Das Sternenmal

von Teekon

„Du hast was?!“ schrie Remus und rutschte in der selben Bewegung, in der er seinen Oberkörper nach vorne warf bis an den äußersten Rand der Matratze am Fuß seines Bettes. Noch bevor er damit zum Stehen kam, die nackten Fersen mit einem dumpfen Klong den Parkettboden trafen, griff er sich durch die Zähne zischend an die Brust und verdrehte vor Schmerz die Augen. Das Vornüberbeugen verschob die Knochenenden gegeneinander, und mit einer flachen Hand knapp unterhalb der rechten Brustwarze musste er ganz einfach überprüfen, ob das stechende Ziehen nicht daher rührte, dass er sich eine gebrochene Rippe in die Lunge gerammt hatte.

Augenblicklich stürzte Peter ihm entgegen von seiner Seite aus, während James helfende Hände bereit stellte, um ihn vor einem Abrutschen zu bewahren. Er keuchte und richtete sich wieder auf, so gut es eben ging, langte sich ins Gesicht und erwischte gleich die aufgeplatzte Risswunde direkt über der Augenbraue. Ein Fluchen kam ihm über die Lippen, das zu ungebührlich war, um es wiederzugeben, und mit einer Hand schlug er fest auf die Bettdecke an seiner Seite, die Tränen unterdrückend. Furchtbar sah er aus. Übersät von feinsten Kratzern und Schürfungen, besonders an Stirn, Brust und rechter Seite, mit der er sich immer wieder gegen die Tür geworfen haben musste. Die Fingernägel waren wie zerkaut, so splissig und wellenförmig verstümmelt, blutige Verletzungen darunter bis auf die Nagelhaut.

Alles tat weh auf diese Weise, was immer er anfasste, was immer er handhabte, selbst den kleinen Rundkolben zu halten, der ihm dabei helfen sollte, so rasch wie möglich wieder auf die Beine zu kommen. Wenige Tage vor Weihnachten war es, bald nach Hause würde es gehen. Und so sollte er seinen Eltern unter die Augen treten? Schaute man so aus als erwachsener Mann, der dieses „haarige kleine Problem“ im Griff hatte? Remus stützte den Kopf in beide Hände und bohrte sich die Ellbogen in die Oberschenkel knapp über den Knien.

Ihm fast gegenüber, auf seinem eigenen Bett, genauso zwischen den unteren Pfosten, die Handgelenke auf der Matratze abgestützt und die Arme so durchgedrückt, dass sein Kopf fast zwischen den breiten Schultern verschwand, hockte Sirius Black und schaute ihn von unten her an. Die dunklen Locken, nachgewachsen bis knapp an den Kieferwinkel mittlerweile, hingen wie schützendes Blattwerk im Gesicht, und trotzdem pulsierten seine Wangen regelrecht vor Röte. Die sonst so funkelnden Augen waren matt und voller geplatzter Adern, so als habe er tagelang nicht geschlafen oder einen furchtbaren Weinkrampf hinter sich. Er konnte kaum einen der anderen drei Jungen richtig ansehen, wie sie da um ihn herum standen und ihn anklagend anstarrten.

„Es tut mir leid. Ehrlich!“ beteuerte Sirius und mahlte mit den Zähnen, die Brauen zu einem schweren, festen Dreieck aufgetürmt. Remus antwortete ihm nicht, sondern schüttelte nur vorsichtig den Kopf und drückte sich die Innenfläche seiner Hände in die Augen. Genau ahnend, wieso er das tat, hielt Black es kaum aus, schnaubte durch die Nase und ließ hilflos die Arme durchhängen, dass seine Finger laut gegen das Duvet schlugen, das er letzte Nacht nicht angerührt hatte. „Ich wollte nicht, dass er uns nachrennt!“ erklärte er zum mindestens zehnten Mal, seit James und er mit Snape im Schlepptau wieder ins Schloss zurückgekehrt waren.

Sie hatten ja recht. Vollkommen recht. Das war die dümmste Idee gewesen, die ihm jemals über die Lippen gekommen war. Er hatte nicht nachgedacht, absolut nicht überlegt. Und er hatte ein Geheimnis verraten, das er zu schützen geschworen hatte. Ja, OK, Snape konnte nichts mehr ausplaudern, Dumbledore hatte dafür gesorgt. Einen Zungenbrecherfluch hatte er ihm auferlegt, der es völlig unmöglich machte, auch nur in irgendeiner Weise über die Erkrankung des Remus Lupin zu sprechen, bis zu dem Tag, an dem sie für immer die Mauern dieser Schule mit einem Abschluss in der Tasche verließen. Und dennoch: Es war geschehen. Jemand wusste davon, der es nicht wissen durfte, dem dieses Vertrauen, diese Ehre nicht zuteil hatte werden sollen. Wieso er das nicht begriffen hatte, bevor es geschehen war? Sirius konnte es nicht erklären. Er wusste nur eins: Es brannte ihm ein Loch zwischen die Rippen, dass ausgerechnet er das getan hatte.

„Aber dir muss doch klar gewesen sein, dass er das nicht auf sich sitzen lassen würde!“ knurrte James und ballte schon wieder die Faust an seinem linken, schlaff herunter hängenden Arm. Aber Sirius zuckte nur die Schultern und präsentierte die nach oben geöffneten Handflächen. Offenbar nicht. Jedenfalls nicht bewusst. „Ich dachte halt ... die Slytherins sind doch feige, das sind sie doch, nicht?“ schaute Sirius fast verzweifelt von einem zum anderen, aber selbst Peter hatte keine Schwierigkeiten damit, seinen Blick standhaft und offensichtlich wütend und enttäuscht zu erwidern. Der kleine Kerl, der Ängstlichste der Vier, war zurückgelaufen, in Gestalt einer Ratte, und wie er es geschafft hatte, die blutgierige Bestie zur Ruhe zu bringen und davon abzuhalten, sich weitere schwere Verletzungen zuzufügen in ihrer entsetzlichen Rage, das hatte er nicht erzählt.

Wie der Ausdruck in James' Gesicht zu beschreiben war, das wollte Black nicht einmal versuchen. Sie beide waren wie eine Person, immer, jederzeit und überall. Und jetzt starrte er ihn an wie einen Fremden, wie einen vollkommen anderen Menschen, der nicht mehr zu ihm gehörte, und von dem er sich zu fragen schien, wie er ihn jemals als seinen besten Freund hatte bezeichnen können. Das fühlte sich an, als habe man ihm einen Arm und ein Bein abgehackt, und Sirius konnte ihn nicht mehr ansehen. Und Remus saß nur da, den Kopf in den Händen vergraben, so weit vorgebeugt, dass dieser verdrehte Wirbel auf dem hinteren Scheitelpunkt zu sehen war.

„Darauf sind sie doch so stolz, hab' ich recht?“ flüsterte er kleinlaut und senkte die Augen, konnte das nicht mehr betrachten, wie sein ganzer Halt unter ihm hinfort gespült wurde. Mit einem Mal dachte er an die bevorstehenden Feiertage, und ihm rutschte das Herz endgültig in die Hose. Zwei Wochen. 15 Tage im Grimmauld Place Nr. 12. Und keiner würde im Spiegel zu ihm hoch zwinkern und dumme Witze reißen, bis er sich besser fühlte. Niemand. Allein. In dieser kalten, lieblosen Hölle in Bloomsbury. Sirius schluckte fest, bis dieses betäubende Drücken hinter seinem Nasenbein nachließ.

Niemand antwortete ihm. Die Stille in dem runden Turmzimmer auf der obersten Zinne der Gryffindor-Warte nahm zu mit jedem Atemzug und legte sich dumpf auf die Ohren, nur unterbrochen von gepressten, winzigen Geräuschen, die hinter den bebenden Händen von Remus hervor kamen. Das Luftholen fiel ihm schwer mit dem schmerzenden Brustkorb, und Sirius hätte schwören können, das klitzekleine, wasserhelle Aufblitzen eines Tropfens an seinem Handgelenk erkennen zu können, aber vielleicht spielte ihm auch nur die leuchtende Wintersonne einen Streich, die hinter ihm durch das Fenster hinein fiel.

Sich irgendwie verteidigen, entschuldigen, irgendwas sagen, was es besser machen würde, das war alles, was er wollte. Aber es gab nichts. Und Sirius Black hatte niemals gelernt, um Verzeihung zu bitten.

Seinen eisenharten Blick von ihm nehmend, kaute James sich auf der Lippe herum, wie er sich zu Remus herunterbeugte und ihm eine Hand auf den Rücken legte. „Willst du nicht doch lieber zu Madame Pomfrey?“ stellte er zum wiederholten Male diese Frage, rieb ihm vorsichtig das Schulterblatt und wartete geduldig auf irgendeine Antwort, jegliche Art von Reaktion. Sich heftig schüttelnd, verneinte Remus, ohne sein Gesicht zu zeigen, und sagte kein einziges Wort. Wenn er das getan hätte, wäre ihm ein Schluchzen entkommen, das er um jeden Preis für sich behalten wollte.

Sirius hielt es nicht mehr aus. Dieses Anschweigen, dieses anklagende Ignorieren seiner Anwesenheit, das konnte er nicht ertragen. Ein quietschendes Geräusch machend, richtete er sich auf und warf beide Hände von sich, die Stirn in lauter furchtsame Falten geworfen. „Aber das war doch bloß Spaß!“ rief er aus und dachte dabei zurück daran, wie er Snape herausgefordert hatte dort unten in dem Korridor zwischen dem Klassenzimmer für Zaubertränke und dem Büro von Professor Slughorn. So unschuldig und witzig kam ihm das wieder vor, so gar nicht wie ein Auslöser für eine solche Lawine. Doch bloß ein wenig von den üblichen Neckereien, gar nicht so großartig anders als das, was sonst täglich auf den Fluren ablief zwischen Mitgliedern der beiden Häuser, oder? Und schon gar nicht war der Unterschied so groß zu den Zaubern und Flüchen, die James ihm ein ums andere Mal vollkommen ohne Vorwarnung um die fettigen Haarvorhänge schlug.

Fast umgeworfen wurde James von der Heftigkeit, mit der Remus sich von ihm befreite, um die Bahn frei zu haben und Sirius an den Kopf zu werfen, was diese unglaublich dumme Ausrede ihn im heraufbeschwor. „Spaß?!“ kreischte er, halb lachend vor Verzweiflung und aufsteigendem Unwohlsein. „Ich hätte ihn umbringen können, Sirius!“ erinnerte er ihn daran, was da beinahe geschehen sein mochte, rief ihm ins Gedächtnis, welcher Gefahr er den Slytherin tatsächlich ausgesetzt hatte, und die präsentierten Hände, immer noch besudelt von seinem eigenen Blut, verdeutlichten diese Geste nur. „Wie witzig, ha ha! Ein zerrissener Snape! Ich lach' mich kaputt!“

Der zynische Sarkasmus in seiner sonst so weichen Stimme brannte wie Feuer. Die unaufhörlich wie an einer Perlschnur laufenden Tränen gruben tiefe Rinnen in seine Nasenwangenfurchen, aber viel schlimmer als das glühte die sternförmige Rötung mit dem verschorften Punkt genau in der Mitte über seiner linken Braue. Genau dort hatte ihn der Fluch gestern Nacht getroffen, der Abwehrzauber, ohne den jetzt niemand von ihnen mehr hier sitzen würde. Sirius schluckte fest und starrte das Wundmal an, das jedem, aber auch wirklich jedem, der den Argentum et Aconitum – Spruch kannte oder auch nur davon gelesen hatte, seinen Ursprung verriet. Fast symbolisch konnte man das sehen. Gebrandmarkt. Von ihm. Und von seiner überheblichen Dummheit. Es gab nichts mehr, was er sagen konnte, und er senkte den Kopf endgültig und versank zwischen den eigenen Schultern.

Sobald er Blacks Gesicht nicht mehr sehen konnte, drifteten Remus' Gedanken ab, und er bekam einen furchtbar gehetzten Ausdruck, wie er die Tränen herunter schluckte, eine nach dem anderen, und mit großen Augen und zusammengepressten Kiefern drehte er den Kopf in James' Richtung, ohne ihn anzuschauen. „Hab' ich ...“ fragte er, leckte sich hastig über die Lippen, als müsse er den Geschmack seiner eigenen Zunge überprüfen. „Hab' ich ihm weh getan?“ Augenblicklich schüttelte Potter fest den Kopf und ging in die Hocke, um wenigstens ein bisschen besser den Augenkontakt wahren zu können. „Nein. Nein, es geht ihm gut,“ beeilte er sich zu erklären.

Schlimmer als ihn zu töten wäre das gewesen. Die pure Vorstellung davon trieb Lupin eine solche entsetzte Panik durch jede Ader seines Körpers, dass sein Herz ihm unter dem Mundboden schlug, und jede Verletzung pulsierte regelrecht davon. Jemandem so etwas anzutun ... Er kniff fest die Lider zusammen und schüttelte sich, bis die Rippen ihm jegliche weitere Bewegung verboten und er die gebrochenen Knochen wieder abstützen musste. „Und hab' ich einem von euch ...?“ ergänzte er mehr zischend als sprechend, was James ebenfalls sofort verneinte. „Uns ist nichts passiert,“ beruhigte er mit beiden Händen auf einem seiner Knie. Aber wirklich helfen tat es nicht.

Ihm war schlecht. So furchtbar schlecht. Wie Streiflichter nur waren da Erinnerungen, das passierte manchmal. Kurze, unscharfe Bilder in grobkörnigem Raster, die Farben stark zurückgedrängt, ein rötlicher Schimmer aus infrarotem Licht um alle Gegenstände, die lebenden Wesen glühend von Wärme. Und dazu das Gefühl, diese Gier, dieses lodernde Verlangen danach. Und die schreiende Panik in ihren Kinderaugen. Er hätte einen von ihnen erwischen können, verletzen, zu der selben Bestie ohne Zukunft machen können. Er hätte Peter zerfetzen können. Oder James die Kehle rausreißen. Oder Sirius die gleichen, tiefen Narben zufügen, wie er sie im Gesicht trug. Übelkeit.

Sich zwei Finger vor den Mund pressend, beugte Remus sich auf der Bettkante vornüber, um diesen würgenden Druck hinter seinem Brustbein erträglicher zu machen. Es musste sein, auch wenn er die Rippen dadurch knirschen hören konnte, und es fühlte sich an, als bohre ihm jemand ein glühendes Eisen zwischen die Knochen. Trotzdem. Täte er es nicht, müsste er sich jeden Moment heftigst übergeben, und das wollte er nicht zulassen. Das letzte Bisschen an Farbe wich aus seinen Zügen und verstärkte nur die dunklen Ringen des ersten Tages nach Vollmond unter seinen Augen, zündete ein Licht an hinter den Ausläufern der Fluchwunde auf seiner Stirn, vertiefte die Spuren der Tränen.

Das reichte jetzt. Egal, wie er sich weigern wollte, er konnte nicht hierbleiben, nicht wenn sie noch Unterricht hatten und nicht bei ihm wachen konnten. Schlimm genug, dass Peter den halben Tag versäumt hatte, weil er hier oben an seinem Bett gesessen und auf ihn aufgepasst hatte. In diesem Zustand wäre er nie und nimmer allein aus der Heulenden Hütte zurückzukehren in der Lage gewesen. Es war nicht tragisch. Geschichte zu verpassen war weder ein Beinbruch, noch fiel es überhaupt auf, und für die anderen Stunden würde ihnen schon die passende Ausrede einfallen. Aber so zurücklassen konnten sie Remus nicht. Sich auf die Füße stemmend, griff James fest unter seinen Arm und machte Anstalten, ihn hoch zu ziehen.

„Komm', Remus, du musst zu Madame Pomfrey!“ ordnete er an, ließ keine Widerrede mehr zu, aber die kam auch gar nicht. Vorsichtig nickend, als könne jede Bewegung seines Kopfes endgültig dazu führen, dass er brechen würde, stimmte Lupin zu und umfasste den Bettpfosten zu seiner Rechten. Die beiden anderen Jungen hielt es auch nicht mehr auf ihren Plätzen, aber während Peter sich anstandslos unter Remus' Achsel zwängen und den hochgewachsenen jungen Mann damit entlasten durfte, drängte sich James in einem einzigen, beinahe unbeabsichtigt wirkenden Schwung so vor und zwischen den Verletzten und seinen eigenen besten Freund, dass Sirius nicht mal in seine Nähe kommen konnte. Mit ausgebreiteten Armen blieb Black dort stehen, wo er war, und die Röte, die ihm ins Gesicht schoss, hatte nichts mit Wut zu tun. Vielleicht verdiente er es eben einfach nicht, ihm zu helfen. Der sonst so stolze Stammhalter des Black'schen Clans sackte in sich zusammen wie von einer Gewehrkugel getroffen.

Gemeinsam bugsierten James und Peter den blassen, bleichen Lupin um den Ofen herum und durch die schwere Eichentür, die ihr Turmzimmer von der engen Treppe trennte. Wie ein dummes Schaf folgte Sirius, wollte nicht zurückbleiben, egal wie weh das tat oder wie blöd er damit aussah. Er gehörte dazu, er wollte das demonstrieren, wie leid es ihm tat, dass es Remus so schlecht ging, wollte seine Hilfe immer und immer wieder anbieten. Auch wenn sie tausendfach ausgeschlagen werden würde. Das war das Mindeste, was er tun konnte, und etwas Anderes fiel ihm sowieso nicht ein. Vielleicht brauchte das ein wenig Zeit. Vielleicht musste er eben seine Strafe absitzen, zuhause, im Grimmauld Place. Er wehrte sich innerlich nicht mehr dagegen, sondern nahm es eben als solche Buße hin.

Im Gemeinschaftsraum war nicht besonders viel los so gleich am Anfang der Mittagspause. Die meisten Schülerinnen und Schüler saßen in der Großen Halle beim Essen, und nur einige wenige Gryffindors hatte es hier herauf verschlagen. Nur für Sekunden starrten sie den Tross an, der von den Jungenschlafräumen herunter kam, mit großen Augen und erschrockenen Gesichtern den miserablen Zustand ihres Präfekten betrachtend, bevor sie hastig und angestrengt beiseite schauten und irgendwas Anderes machten. Filimon Stebbins hatte die Lippen gespitzt und fing fürchterlich fest und schnell auf seinem Pergament zu kritzeln an, als habe er eine Epiphanie gehabt, und Archie Prittchard warf sich regelrecht auf die Fensterbank mit beiden Armen, um ausgesprochen interessiert einer Schar Krähen zu zuschauen, die ihre Kreise über dem Brunnenhof zog.

Den rechten Arm hatte James um seinen Rücken gelegt, direkt darunter die kurzen Fingerchen von Peter, so dass Remus die eigenen Hände frei hatte, um sich einerseits die Seite zu halten und mit der Linken nervös zitternd seine Stirn zu bedecken, als habe er bohrende Kopfschmerzen. Kommentarlos bewegten sie sich durch den Raum und in den schmalen Durchgang, der zum Porträt der Fetten Dame führte, und erst dort drehte Potter den Kopf, so dass er über seine und über Lupins Schultern schauen konnte. „Ich denke, es ist besser, du bleibst hier!“ wies er Black an, der sofort wie angewurzelt stehen blieb mit schlaff herabhängenden Armen, die Fäuste schwächlich geballt.

Wie vor den Kopf gestoßen verharrte Sirius, als sei er vor eine unsichtbare Wand gerannt. Kalkweiß im Gesicht blieb er, wo er war, während hinter ihm kichernde Mädchen aus dem Treppenaufgang kamen und vor ihm die drei Jungen, die er seine Freunde, seine Brüder nannte, den Gemeinschaftsraum verließen. Er schluckte fest und wünschte sich, er könne jeden einzelnen Anwesenden mit einem Obliviate-Zauber belegen, der Zeuge dieser Szene geworden war. Aber wahrscheinlich gehörte das ebenfalls dazu. Grimmauld und das hier. Demütigung. Er nahm sie hin und stellte sich ihr. Kein Slytherin. Ein Gryffindor. Sirius Black.

Wie Lily Evans neben ihn trat, dicht gefolgt von der langen, brünetten Mähne von Serena Dearborn, das bemerkte er gar nicht. „Ist was mit Remus?“ fragte irgendeine von ihnen, er hatte keine Ahnung, wer, und es war ihm auch egal. Dass er nur sacht nickte und mit erstickter, heiserer Stimme „krank“ flüsterte, hätte genau so gut nicht passieren können, Sirius hätte es nicht gewusst. Das war so egal, so nichtig und uninteressant angesichts der Tatsache, dass er allein war. Als wäre man am Abgrund über einer Gletscherspalte am Annapurna ausgerutscht und falle jetzt immer noch, tiefer und tiefer und kein Ende in Sicht. Und das bloß, weil man da oben hatte rumalbern müssen.

Alles, an was er denken konnte, waren die kommenden Wochen, die Strafe, die er sich selbst auferlegen würde, 15 Tage im Grimmauld Place, das war wie lebenslänglich auf der Teufelsinsel, völlig abgeschnitten von seinen Freunden. Die von Dumbledore angeordneten Stunden des Nachsitzens bei ihm persönlich, die konnte er nur als Witz empfinden. Was konnte daran schlimm sein, dort oben in seinem Büro seine magischen Schätze zu putzen und in Ordnung zu bringen, wenn er gleichzeitig isoliert und ausgeschlossen war? „Black?“ fragte irgendwer, aber auch das bekam er nicht so richtig mit, bis ihn das Mädchen fester anstieß. „Black! Sirius?“

Verwirrt, als wäre er von einem Schwall eiskalten Wassers aus einem hässlichen Alptraum geweckt worden, schüttelte Sirius vorsichtig den Kopf und machte ein fragendes Geräusch, bevor er Lily anschaute. Er hatte nicht mitgekriegt, was sie hatte wissen wollen, aber das war auch nicht so wichtig. Serena lächelte so schön. Verdient hatte er das nicht. Prustend schob Sirius Luft durch die Wangen nach draußen und rang sich ein gequältes Grinsen ab. „Sorry, Evans,“ sagte er und deutete über seine Schulter, dass er besser nach oben gehen würde. War auch 'n guter Teil seiner Strafe. So ein Glänzen in den Augen eines schönen Mädchens sollte besser für einen anständigen Kerl aufbewahrt werden. Und deshalb würde James auch nichts erfahren von heimlichen Küssen im Klassenraum für Zaubertränke.

Sirius machte sich davon, ohne auch nur irgendwie auf Lilys Frage eingegangen zu sein, und sie runzelte die Stirn. Seltsam manchmal, dieser Typ.


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