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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Dezembermond

von Teekon

Vollmond. Ein klarer, strahlend schwarzblauer Himmel voller blinkender, blitzender Sterne. Die Luft so rein wie frisch gewaschen, krisp und kalt und steif wie die schlafenden Zweige der Bäume und Sträucher ringsherum. Selbst die Weide ruhig und bibbernd, als friere sie. Wie bemalt lag das Tal da, überzogen von einer dicken Schicht klirrenden Raureifs, selbst die kleinsten Nadeln der Tannen und Kiefern mit winzigen, blendend weißen Zäpfchen aus Eis bedeckt. Gefrorener Nebel, der sich aufgelöst und in die tiefe Klamm zurück gezogen hatte, glitzerte nun an jeder Oberfläche und tropfte wie in angehaltener Zeit von den Zinnrinnen mit den speienden Drachenköpfen an den Dachkanten von Hogwarts.

Noch war sie nicht aufgegangen, die helle Scheibe des Mondes, und die Dunkelheit breitete sich wie waberndes Tuch unter die Bäume aus, schob sich durch jede Ritze und versetzte die Umgebung in tiefen, ungestörten Schlaf. Zu kalt für Feentanz. Und während puffende Wölkchen von wärmendem Rauch aus den Schornsteinen quollen, bildete sich vor den Mündern der Jungs in dem kahlen, verheerten Raum nur dampfender Atem. Fröstelnd klapperte Peter mit den Zähnen und umarmte sich selbst, und obwohl sie alle jeweils drei Roben übereinander trugen, half das kaum. Es war einfach eisig. In allen Ecken der Heulenden Hütte zog es, und ein Feuer anzünden konnten sie nur bedingt, weil er davor Angst haben würde.

Sich in eine dicke Wolldecke hüllend, gab Remus ein frierendes Geräusch von sich und zitterte sich so warm es ging in seinem einfachen Hemdchen, das er sich bereits übergestreift hatte. Ihr dritter gemeinsamer Vollmond war das, eine Art Routine im alltäglichen Ablauf der Monate, und er hatte nun keine Angst mehr davor. Wesentlich kräftiger würde er morgen früh sein, von weniger Wunden und Splittern übersät, denn ihre Anwesenheit beruhigte ihn, brachte ihn auf andere Gedanken und hielt ihn davon ab, wie ein wahnsinniger Berserker in Platzangst die Bretter an den Fenstern zu bearbeiten. Spielen, herumtollen und danach aneinander gekuschelt zusammengerollt auf dem Boden einschlafen, das war nun, was der Wolf bevorzugte.

James klopfte sich mit beiden Händen auf die gegenüberliegenden Oberarme und stampfte so fest auf den erschüttert klappernden Boden, dass ihm das Blut in jede noch so winzige Muskelader gedrückt wurde. Das löste die Starre, die von der eisigen Kälte auf dem Weg durch das knirschende und von Eisdiamanten übersäte Feld rund um Hagrids Hütte in seine Glieder getrieben worden war. „Brrrr, wuah!“ machte er und bewegte den Kopf hin und her. Den Hals konnte man gar nicht erkennen, so schwer war der Schal darum gewickelt, und dabei hatte James Potter eigentlich eine sehr schlanke und dünne Gestalt. Sirius grinste nur und warf erneut seinen Zauberstab hoch in die Luft, dass er sich drehte und rotierte.

Das tat er nun schon eine ganze Weile, der einzige von ihnen, der dieses Wetter tatsächlich zu genießen schien, denn der schwarze Hund hatte eine ganz ansehnliche Unterwolle entwickelt in dieser bisher so schneearmen Winterzeit. Er würde jedenfalls nicht frieren, sobald er sich verwandelte, und Remus würde es genau so gehen. Für Peter, das kleinste Tierchen unter ihnen, war es am unangenehmsten, aber da würde er sich einfach mit der buschigen Rute eines der größeren Jungen zudecken und gemütlich mit einem Fingerchen in der Schnauze schlummern. Dann ging das schon. Die Spitze des Buchenstabs auf seinem Daumen balancierend, summte Sirius zufrieden und freute sich auf die Nacht.

Nach James' Arm greifend und sein halbes Dutzend Ärmel hochschiebend, überprüfte Remus noch einmal die Uhrzeit und runzelte die Stirn, während Potter sich stocksteif hinstellte und abwartete, bis er den winzigen Streifen Haut wieder bedecken konnte, der dadurch der Witterung ausgesetzt war. „Hm,“ machte Lupin und mummelte sich etwas fester in seine Decke ein, während seine von Gänsehaut gezeichneten Beine unten heraus schauten. „Ich geh' mal rauf,“ deutete er mit dem Kinn in Richtung der Treppe, winkte ihnen zu, als fahre er mit dem Zug davon und begab sich in den Flur. „Bis gleich!“ flötete Sirius nur und verpasste seinem Zauberstab einen besonders festen Drall, dass das gute Stück einen vierfachen Salto hinlegte und wieder sicher in seiner ausgestreckten Hand landete.

Gar nicht mehr so gehetzt und gebeugt, getrieben von Furcht und Panik, sondern ruhig und aufrecht, stapfte Remus die knarrenden, windschiefen Stufen hinauf, um in der schmalen Tür zum Obergeschoss zu verschwinden, während seine Freunde fröstelnd unten zurück blieben. Seine barfüßigen Schritte verhallten auf den Dielen, und nur das dumpfe Poltern über ihnen, als er sich auf das zerschlissene Bett fallen ließ, zeugte noch von seiner Anwesenheit. Wann der Mond nun über die Bergrücken ziehen würde, das wussten sie nicht, aber es war recht egal. Es war unmöglich, seine Verwandlung nicht mitzubekommen, wenn man nur durch eine Zimmerdecke von ihm getrennt war. Unangenehme Geräusch waren das. Und James war sich in diesem Moment nicht sicher, ob er davon oder von der klirrenden Kälte einen solchen Schauer im Nacken spürte.

Nicht mal der Wind machte sich bemerkbar, so friedlich und schön lag diese Nacht dort draußen unter dem klaren Himmel. Wie blank poliert schaute der Zenit aus, nicht einmal Fetzen von Hochnebel zu erkennen, so trocken war die Luft und so wenig Feuchtigkeit konnte sie überhaupt aufnehmen. Es verdunstete ja nichts. Von einer dicken Schicht aus Eis bedeckt, lag der See in dem tief eingeschnittenen Tal, überzogen von endlosen Schleifen von Schlittschuhkufen. Zu schade, dass man diese wunderbare Landschaft von hier nicht sehen konnte. Das machte das Warten eigentlich grundsätzlich sehr langweilig, und Peter gähnte lautstark und ließ es in ein schläfriges Krächzen übergehen. Und hinsetzen konnte man sich auch nicht.
Sirius' fliegender Zauberstab sauste durch die Luft und verursachte einen feinen Zug, und das Quietschen einer schlecht geölten Tür war das einzige, was sonst noch die müde wartende Stille unterbrach.

Tür? James spitzte die Ohren. Das war ein bisschen seltsam. Hier war eigentlich jede Pforte aus den Angeln gerissen und hing ganz schön schief daneben, wenn sie überhaupt noch vorhanden war. Und keiner von ihnen bewegte einen dieser Verschläge, es sei denn, Remus hatte Lust, damit Werwolf-Tennis zu spielen, aber so weit konnte er noch nicht sein. Und vor allem würde er sich dann zuerst blicken lassen und ihnen widmen, bevor er sich mit so etwas Banalem auseinander setzte. Und außerdem: Das war metallisches Quietschen. Und es kam nicht von oben.

„Mann, mir ist kalt.“ jammerte Pettigrew, aber Potter unterbrach ihn sofort mit ausgestreckter, abwehrender Hand und einem befehlenden „Shh!“ Peters Kiefer klappte zu, wie er sich das betrachtete, wie James mit ineinander geschobenen Brauen lauschend da stand und sich auf die Lippe biss. Was hatte der denn jetzt? Seit wann musste man denn so leise sein, um was von Remus' Verwandlung mitzubekommen? Schon grinsend, knuffte er Sirius mit einem Ellbogen in die Seite, dass er ebenfalls darauf aufmerksam wurde, und der fing seinen Zauberstab auf und widmete sich ein wenig irritiert, aber neugierig, dem kleinen Pummel und dessen Beobachtung. „Ist was?“ hakte er gleich nach, doch James gebot auch ihm nur mit einer heftigen Geste Schweigen.

Und dann hörten sie es auch: Schritte. Schwere Stiefel auf plattgetretener Erde, und dann auf knirschenden Holzplanken, direkt unter ihnen im Keller. Hitze schoss jedem von ihnen in den Kopf, aber keiner rührte sich. Sie standen nur da und horchten, die Gedanken wirr und durcheinander, wie jeder einzelne von ihnen überlegte, was das zu bedeuten haben konnte und wer zum Teufel das sein konnte. Dumbledore vielleicht? Oder irgendein anderer Lehrer? Dann mussten sie dringend hier verschwinden, sie konnten nicht an einem Vollmond-Abend in der Heulenden Hütte gesehen werden! Aber dann wieder ...

Mit einem Mal schlug sich Sirius die Hand vor den Mund, verschluckte sich halb an Fusseln seiner Handschuhe und musste ein Husten genau so heftig unterdrücken wie ein fast verlegenes Lachen. Hastig fuhr James herum und funkelte ihn an, legte einen erschrockenen Finger auf die Lippen und konnte nicht fassen, dass ausgerechnet Black in einem solchen Moment so einen Blödsinn anstellen musste. Verdammt, da war jemand im Keller! Kurz vor Vollmondaufgang! Derjenige war entweder komplett lebensmüde oder hatte keine Ahnung, in was er da hineinstolperte.

Aber Sirius ließ sich von seinem besten Freund nicht einschüchtern, sondern senkte die Stimme zu einem amüsierten Flüstern: „Scheiße, ich glaub', das ist Snape!“ Den beiden anderen 15jährigen fiel alles aus dem Gesicht. Pete zog das bereits sowieso enorm fliehende Kinn so weit zurück, dass er aussah, als besitze er überhaupt keinen Unterkiefer, und James' Augen quollen fast über. „Snape?!“ fragte er ungeduldig und schüttelte sich von oben bis unten. „Wie kommst du darauf?!“

Grinsend zuckte Sirius die Achseln, und in der Düsternis leuchteten seine Wangen wie frisch gepflückte Äpfel, aber er konnte einfach nicht aufhören, dümmlich zu lachen. Kacke, Mann, das war jetzt echt ... Ungeschickt, ganz ernsthaft! „Naja, ich hab' ihn ein bisschen geärgert und ihm gesagt ...“ „Wie man hier reinkommt?!?“ begriff James sofort und konnte es nicht fassen. Peters Mund klappte so fest zu, dass die Zähne ein schlagendes Klacken erzeugten, bevor er sich die Hände vors Gesicht legte und „Merlin, alle dreizehn Zauberer, Sirius!“ hauchte. James war entsetzt. Er stand nur da und stierte den kichernden Black an, der sich auf die Lippe biss und sich schüttelte in einem stillen Lachanfall, als hätte er gerade eine Ladung Mohrenköpfe unter dem Duvet von Wilkes versteckt oder eine Horde weiße Mäuse im Mädchenklo losgelassen.

Minutenlang, so schien es Potter, konnte er nicht klar denken. Snape? Da unten? Im Keller? Jetzt und hier und heute? Ausgerechnet heute? „Wieso ...“ fing er nur an und streckte den Arm aus, heftig in die Richtung deutend, aus der nun diese vorsichtigen, langsamen Schritte die Stufen hinauf immer näher kamen. „Wieso hast du das gemacht? Bist du verrückt?!?“ wollte er schreien, doch es kam nur ein heiseres, tränenersticktes Keuchen heraus, das kaum Eindruck auf Sirius zu machen schien. Erneut die Achseln zuckend, kaute Black lachend und gleichzeitig ein wenig in Sorge auf seinem Fingerknöchel herum. Oi, da hatte er ja was angestellt, mein lieber Schwan! „Ich hab' nicht gedacht, dass er das bringen würde!“

So viele Dinge brachen auf James herein, so vieles, was er sagen konnte und wollte, als hätte ein Tsunami die Gedankensperre eingerissen, die ihn soeben noch befallen hatte. Stammelnd, stotternd, konnte er sich nicht entscheiden, womit er anfangen sollte, schüttelte nur in Panik und Schock den Kopf und machte den Mund auf und zu. Wie konnte Sirius nur? Was hatte er sich dabei bloß gedacht? Hatte er überhaupt gedacht? Snape so zu unterschätzen, ihn für so feige zu halten, dass er auf eine solche Herausforderung nicht einging! Wie dumm! Wie unglaublich bescheuert! Snape war nicht wie die anderen Slytherins, wie seine Freunde, Mulciber, Avery, Rosier, Wilkes. Der einzige mit Grips in diesem Haufen, mit echtem Talent! Und wahrem Stolz, berechtigtem Stolz, wie konnte er das übersehen?!

Keine Zeit dafür. Die Geräusche von oben veränderten alles. Das blöde Kichern von Sirius und das entsetzte Quietschen von Peter wurden übertönt von einer verzerrten Mischung aus Schmerzensschrei und wütendem Knurren, und augenblicklich wich jegliche Farbe aus Blacks Gesicht, während Pettigrew noch bleicher wurde als ohnehin schon. Und James schaltete in Sekundenbruchteilen. Sich auf dem Hacken herumdrehend, eilte er den schmalen Flur hinunter und rannte direkt in die schlacksige Gestalt von Severus Snape hinein, als dieser sich mit beiden Händen am Rahmen der Tür über die letzte, herausgebrochene Stufe hinweg aus dem Keller ins Erdgeschoss zog.

„Potter!“ spuckte Severus regelrecht aus und stieß ihn von sich weg, strich sich mit zornig verzogener Miene die Robe glatt und übertünchte damit mehr schlecht als recht den gehörigen Schrecken, den ihm das eingebracht hatte. Und warum schaute Potter drein wie ein gehetztes Reh? Der gut einen Kopf kleinere Gryffindor packte ihn nur fest an den Schultern, als habe er die körperliche Barriere, die Severus soeben hatte aufbauen wollen, nicht begriffen. „Snape! Raus hier! Sofort!“ blaffte er ihn an, aber das konnte nur Widerspruch hervorrufen, erst recht, als er die Gestalten von Black und Pettigrew in den düsteren Schatten dieses heruntergekommenen Hauses voller Staub und Zerstörung stehen sehen konnte.

„Von dir nehme ich keine Befehle entgegen,“ weigerte sich Severus instinktiv gegen ihn und verschränkte die Arme vor der Brust. Was war das für ein fürchterlicher Lärm da oben? Und wo war Lupin hin? Er hatte sie doch zu Viert gehen sehen, er war dabei gewesen, wo sollte er auch sonst sein? Die gehörten doch zusammen. Mit zusammengeschobenen Brauen, die Nasenflügel leicht gebläht und den muffigen, modrigen Geruch wie in einer Erdhöhle im Wald einsaugend, schaute der junge Slytherin sich nur kurz um, so gut das in dem schwachen Licht von flackernden, kaputten Lampen überhaupt möglich war. „Ist das die Heulende Hütte?“ fragte er, halb erstaunt, halb beeindruckt. Hierher trauten die sich? Er schürzte die Lippen.

Aber Potter interessierte sich weder für das, was er gesagt hatte, noch schien er Lust darauf zu haben, auf seine Frage einzugehen. Seltsam benahm er sich, äußerst merkwürdig, Severus mochte es fast panisch nennen. Beinahe zum Lachen war das. Der ach so abgebrühte und supercoole Quidditch-Kapitän mit Schweiß auf der Stirn und den Augen so weit aufgerissen, dass sie ihm fast entgegen fielen. Das würde ihm keine Sau glauben! Und Pettigrew schlotterte und zitterte, klar, wenn sie sich in dem Spukhaus schlechthin aufhielten, und Black ... Ausdruckslos. Vollkommen ohne jegliches Mienenspiel. Bis zu diesem krachenden Poltern aus dem Obergeschoss. Severus hob den Kopf und lauschte hinaus. „Was zum Teufel ...?“

Für James schien das irgendein geheimes Stichwort zu sein. Er löste sich aus seiner Starre und stieß Severus mit beiden flachen Händen so fest gegen die Brust, dass er beinahe rücklings die Treppe herunter geflogen wäre, wenn er sich nicht rasch am Türrahmen festgehalten hätte. Der Schreck darüber wandelte sich schnell in Wut. „Bist du bescheuert? Willst du mir den Hals brechen?“ herrschte er ihn an und konnte nicht fassen, dass sie selbst so geschlagen auf ihrem eigenen Terrain noch so vehement den Besseren raushängen lassen mussten. Das konnte sich Potter jetzt nicht mehr erlauben, er hatte sie erwischt, dank seines dämlichen Freundes Black. Und das würde mächtig Ärger geben, wenn er sie verpfiff. Oder er würde endlich seine Ruhe haben und sie dafür sein Schweigen.

„Snape, verflucht, raus hier!“ brüllte James und griff nach seinem Arm, um ihn von dem Rahmen zu lösen, aber Severus wehrte sich, und plötzlich weiteten sich Blacks Augen, der am weitesten von ihnen entfernt im Flur stand. Er konnte etwas hören, wahrnehmen, was sie alle nicht sahen. „James!“ mahnte er mit bebender Stimme und stierte die Treppen hinauf, und was auch immer Severus jetzt noch versuchte, James ließ ihn nicht mehr. Und wenn er ihm die Arme auskugeln musste. „Los! Beweg dich!“ warf er sein ganzes Gewicht gegen ihn, und endlich stolperte Snape mehrere Stufen rückwärts in den Keller hinunter. „Lass das, Potter!“ wehrte er sich zumindest noch verbal, doch der hörte ihm nicht zu, sondern deutete nur wie wild fuchtelnd den Korridor hinunter in Blacks Richtung, während Pettigrew ihnen kreischend hinterher sprang. „Halt ihn auf, Sirius! Halt ihn irgendwie auf!“

Wovon redete der da? Severus war zu verwirrt, um noch die Richtung zu bestimmen, in die sie sich bewegten. Potter schubste ihn Schritt für Schritt weiter nach unten und auf die quietschende Stahltür zu, die in diesen winzigen Raum und von dort aus durch die Luke in den Gang unter der Peitschenden Weide führte. „Wie denn?!“ kreischte Black dort oben außer Sicht, und sobald Snape den Mund aufmachen wollte, brüllte Potter zurück: „Argentum, Sirius! Argentum!“ Argentum? Moment, da gab es nur einen einzigen Spruch, der Severus einfiel, und die Brauen noch enger zusammen schiebend als ohnehin, wiederholte er dieses Wort. „Ich kann ihm doch nicht weh tun, James!“ hallte Sirius' Stimme nun von so weit weg zu ihnen herunter, und das Zittern darin, die Panik, war deutlich zu vernehmen.

„Argentum et Aconitum ...“ murmelte Severus, „Argentum et Aconitum, Silber und Eisenhut, das ...“ Aber das tiefe, grollende Knurren dort oben auf dem Absatz, vermischt mit dem quietschenden Kreischen von Pettigrew, den er nicht mehr sehen konnte mit einem Mal, bestätigte es ihm von ganz allein, und seine so dunklen Augen weiteten sich in entsetztem Schrecken. „Dann wird er uns allen weh tun, Sirius! Tu's schon!“ schrie Potter und beförderte den jetzt stocksteifen und furchtbar schwer gewordenen Snape durch die Tür in den winzigen Raum mit plattgetretener Erde als Untergrund.

Silber-gelber Funkenschauer erfüllte den schmalen Flur mit blendendem Licht und tauchte die schäbigen Wände für einen Moment in schillernde Farbe, und das wütende, verletzte Jaulen des Ungeheuers jagte jedem von ihnen einen Schauer über den Rücken. Und dann sprang Sirius Black vorwärts und mit Schritten, schneller als denen eines wohl koordinierten Tausenfüßlers, rannte er die Stufen zu ihnen herunter, huschte durch die schwarze, gusseiserne Tür und zog an dem schweren, massiven Riegel. Das Letzte, was Severus Snape von der Heulende Hütte sehen konnte, war die lange, grautingierte Schnauze eines riesigen Wolfes, dessen blutunterlaufene Augen in grellem Mitisgrün voller zorniger Mordlust die Treppen hinunter starrten.

Whamm – die Tür war zu. Krawumm – und sie beulte sich ihnen entgegen, so heftig und unerwartet, dass sie alle drei nach hinten stolperten und umfielen. In einem ungeschickten Haufen übereinander und ineinander verkeilt, landeten Snape, Potter und Black im Dreck auf dem Boden, keuchend vor Angst, die Herzen so heftig im selben Rhythmus schlagend, dass sie hörbare Echos verursachten.

Das Tier knurrte auf der anderen Seite. Wumm – wieder krachte es gegen die Tür, und ohne zu zögern krabbelten die Jungen rückwärts wie Krabben am Strand, ließen sich einfach durch die offene Luke purzeln und zogen sie zu. Eine Ratte huschte in ähnlicher Todesfurcht an Severus Snapes ausgestreckter Hand vorbei, doch er kümmerte sich nicht darum. Was er da gerade gesehen hatte, verschlug ihm jegliche Hassgefühle auf die beiden Gryffindors neben sich, und klares Denken war nicht mehr drin.

Mit ausgestrecktem Finger, der unter seinem harten Puls zitterte, deutete er zurück und nach oben, wo die dumpfen Geräusche des wütenden Monsters nicht nachlassen wollten. „Das ... das ... das war ein Werwolf!“ erkannte er ganz recht und schluckte fest, weil ihm der Mund so trocken war, und obwohl niemals weniger als 10 Yards zwischen ihm und dem Ding gewesen waren, begann er sofort in Panik, seine Beine abzusuchen, ob er nicht irgendwo eine Verletzung hatte. Black lehnte keuchend gegen die kühle Wand des felsigen Ganges, gleich unter der flackernden Fackel, die den Pfad beleuchtete, während Potter sich mit dem Ärmel über die Nase wischte und bebend nach Atem rang.

Snape griff sich an die Stirn, schob die Finger in die fettigen Haare, wie die Erkenntnis so langsam Besitz von ihm ergriff. Natürlich! Wie dumm! Wie konnte man all die Jahre nur so blind sein? „Lupin ist ein ...“ stammelte er und schlug sich gegen die Schläfe, wollte so gern darüber lachen, konnte aber nicht. Das Entsetzen und ein ganz merkwürdiges Gefühl, weich und schmerzend, ganz tief im Herzen, hielten ihn zu fest. Aber als er das sagte, kroch eine grimmige Härte in James Potters Gesicht, und der Quidditch-Kapitän war wieder da. Er richtete sich auf und ballte die Faust, beugte sich über den am Boden liegenden Snape und packte ihn fest und brutal am Kragen seiner Robe mit dem grünen Innenfutter. „Du kommst mit zu Dumbledore, auf der Stelle!“ fauchte er ihn an, fuhr herum und zeigte direkt auf seinen besten Freund. „Und du ebenfalls!“

Nicht verstehend, deutete Sirius mit beiden Händen auf sein eigenes Brustbein, schien sich zu wundern, was er da zu suchen hatte. Klar, dass er Snape zum Schulleiter bringen musste. Wie sollte man sich sonst sicher sein, dass Snivellus den Mund hielt über das, was er hier heute gesehen und erfahren hatte? Auf sein Wort konnte man sich nicht verlassen, er war ein Slytherin! Und er hatte keinerlei Vorteil davon, wenn er dieses Druckmittel nicht gegen sie einsetzte, im Gegenteil! Und das konnten sie nicht geschehen lassen, Dumbledore musste ihn zwingen, egal wie. „Lupin ist ein ...“ stotterte Snape immer noch und presste ein quieksendes Geräusch aus seiner Kehle, das so gar nicht zu ihm passen wollte.

Aber was sollte er da? James erklärte es ihm, wie er Severus auf die Füße zerrte, den Zauberstab zückte und ihn direkt unter das Kinn des Rivalen hielt. Der Slytherin wehrte sich nicht mal, so perplex war er. „Silencio!“ sagte Potter bestimmt, und sofort verstummten Snapes plappernde Worte, obwohl er noch immer die Lippen bewegte. Sich wieder herum wendend, funkelte James mit so wütenden und ungläubigen Augen in unfassbarem Zorn in Sirius' Richtung. „Du darfst ihm selbst erklären, wie das passieren konnte! Los jetzt!“ wies er ihn heftig an, ließ keine Widerrede zu, und Black gehorchte mit angezogenen Schultern.

Snape am Kragen umdrehend, dass er vor ihm herstolpern konnte, beugte James sich hinunter und flüsterte der Ratte leise zu, bevor er den geschockten Jugendlichen vor sich her schob, und das kleine Tierchen blieb allein zurück, nickte nur immer noch, auf seinem Hintern sitzend. „Geh zurück zu ihm, beruhig' ihn, kümmer' dich um ihn!“ hatte James gesagt. Er würde sein Möglichstes tun.


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