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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Mentholsalbe und Kitzelzauber

von Teekon

Kaum jemand sprach noch in der Küche, während sie über ihren Köpfen die festen, dumpfen Schritte der Kinder hören konnten, wie sie sich aufteilten und nach und nach in den einzelnen Zimmern verschwanden. Bestimmt traten sie auf, aber nicht so laut, so übertrieben wie das Mädchen zuvor, und schon bald war nichts mehr von ihnen wahrzunehmen, während hier unten das Geschirr weggeräumt wurde. Stühle wurden gerückt und Becher klirrten, Flaschenkorken rasteten mit ploppenden Geräuschen ein, aber kein Wort fiel in der düsteren, stillen Tafelhalle von Grimmauld Place Nr. 12.

Der erste, der sich wieder etwas zu sagen traute, murmelte eigentlich mehr nur. Mundungus stand auf und kroch regelrecht von einem Schatten zum anderen, immer wohl darauf bedacht, nirgendwo anzuecken, weder physisch noch verbal. „Hau' dann ma' ab,“ brummte er nur, lupfte seinen dreckigen Schlapphut, wartete aber gar nicht erst auf eine Antwort. Der Vorhang zum Aufgang mit den Kupfertöpfen bewegte sich kaum, wie er hindurch huschte, und die Tür ins Foyer quietschte leise auf, quietschte leise zu und fiel ins Schloss. So vorsichtig eilte er dort auf dem Flur in Richtung Haustür, dass man ihn nicht mehr hören konnte. Ausnahmsweise beschwerte sich niemand darüber, wie wenig sich der Taugenichts für das üppige Abendessen bedankt hatte.

Mit einem Lappen wischte Bill stumm über die polierte und versiegelte Tischplatte der endlos langen Tafel, während Arthur Stuhl für Stuhl gerade rückte und so unter die Essfläche schob, dass niemand mehr darüber stolpern konnte. Leerer wirkte die ganze Küche dadurch, und nicht einmal Tonks passierte irgendetwas Ungeschicktes, das die Situation aufgelockert hätte. Spannung lag immer noch in der Luft und würde sich heute Abend nicht mehr auflösen. Und sicherlich auch beim Frühstück würde sie immer noch prickelnd und beißend auf die Stimmung drücken. Nur konnte man sich dafür aus dem Weg gehen. Hier, heute Nacht nun, konnten die restliche Gesellschaft nur auseinander gehen.

Allein sein wäre jetzt gut gewesen. Aber keine Chance. Das Haus war zu voll dafür, jedes Zimmer mehr als einfach belegt. Und niemand sah aus, als freue er sich auf kleinere Abspaltungen dieser Gemeinschaft vor dem Schlafengehen. Wachbleiben jedoch führte zu zwangsläufig weiteren Gesprächen, und auch das wollte niemand. Es war schon genug und zu viel gesagt worden. Der nächste, der sich verabschiedete, war der älteste Sohn der Weasleys, der einzige, der sich mit niemandem einen Raum teilen musste. Der Glückliche. Arthur rollte heimlich mit den Augen hinter seiner dicken Hornbrille und wünschte sich insgeheim, er könne heute Nacht neben ihm liegen und nicht neben seiner Frau.

Fast schon mit pingeliger Sorgfalt breitete Sirius den Tischläufer aus, zupfte hier und da und beugte sich herunter, um ganz exakt zu überprüfen, dass die Decke auch ja perfekt lag. So fiel es vielleicht nicht so sehr auf, wie schwer seine Brauen noch immer ineinander geschoben waren. Nein, das war zu offensichtlich. Kein einfaches Nachdenken in Genauigkeit war das, was da wie ein Schatten über seine Stirn flog. Grübelnde Wut war es, das Kneifen von leiser Enttäuschung und Unverstandenheit. Das würde raus müssen. Remus ignorierte es und nahm den Stapel Teller entgegen, den Tonks ihm von der Anrichte frisch gespült herüber reichte.

Wieso der Hausherr nicht einfach ging? Das hatte mehrere Gründe, und der offensichtlichste war nur vorgeschoben. Das hier war seine Küche und seine Party und da konnte er nicht zu Bett gehen und alle herumfuhrwerken lassen. Es wäre entsetzlich unhöflich gewesen, Zorn und Streit hin oder her, man hatte seine Manieren. Sogar jemand, der in dieser Stadtvilla aufgewachsen war, und so jemand erst recht. Aber Remus wusste genau, dass es Sirius darum nicht ging. Er wartete. Er wartete auf ihn. Wenn er gehen würde, dann würde Mr. Black ebenfalls aufstehen und „gute Nacht“ wünschen, egal, ob dann noch immer einer von den Gästen mit Aufräumen beschäftigt war oder nicht. Lupin seufzte leise, bedankte sich bei dem jungen Mädchen. Ein winziges, halb verlegenes, halb beruhigendes Lächeln blitzte kurz in ihrem Gesicht auf, und er schloss zur Antwort für einen verlängerten Lidreflex die Augen.

Die Vitrine schließend, beendete Remus seine Arbeit, drehte sich herum und stellte fest, dass es tatsächlich nichts mehr zu tun gab. Die Butterbierflaschen hatte Arthur zusammen gesucht und transportierte sie nun mit einem gebündelten Locomotor beiseite, während Molly die benutzten Töpfe und Pfannen in die Unterschränke links und rechts vom Herd räumte, aus denen vor gut einem halben Jahr Tonks die Vorräte an Würstchen und Pilzen geklaubt hatte. Ordnung und Sauberkeit waren wieder hergestellt wie vor dem enormen Dinner mit all den vielen Menschen, die Zwillinge, die Mädchen und die beiden Jungs oben in ihren Zimmern. Und auch wenn vollkommen klar war, dass dort oben niemand schlafen würde, gab es nichts mehr zu erledigen.

Remus stopfte sich die Hände in die Hosentaschen, zog die Schultern hoch und nahm einen tiefen Atemzug.
„Gute Nacht zusammen,“ wünschte seine ruhige, leise Stimme, aber niemand hob so richtig den Blick, um ihn anzusehen, abgesehen von der Aurorin direkt neben ihm. Eine ihrer kleinen Hände, der Mittelfinger in der Schlaufe ihrer langärmligen Bluse, berührte sanft, wie zufällig seinen unteren Rücken, und sie wischte sich eine Strähne ihres rasch länger werdenden Haares aus der Stirn. „Schlaf gut,“ flüsterte sie nur, während er schon nickte, die Zunge von innen gegen die Unterlippe schob und sich seitwärts aus der Nische zwischen Schränken und Tisch heraus bewegte, auf die Hintertreppe zu. Wie er es geahnt hatte: Sobald er die hölzernen Stufen erreichte, holte auch Sirius Luft bis in die hintersten Winkel seiner Lungen, hörte auf, mit einem Korken auf der Tafelplatte herum zu trommeln und schlug sich lautstark mit der freien Hand auf den Schenkel.

Die Locken schüttelnd, ließ er seinen stattlichen Schnauzbart wackeln. „Ich mach' mich auch,“ sagte er wie nebenbei, ganz locker, ganz gelöst im Klang, aber das Gesicht immer noch verzogen und verzerrt in unterdrücktem Brodeln. Dieser Abend war nicht nach seinem Geschmack verlaufen. Aber ob sich das wirklich ändern würde, wenn er mit den gleichen Argumenten fortfuhr? Ein unangenehmes Ziehen im Nacken verspürend, schlurfte Remus einfach weiter, hielt sich am Rahmen fest und bog nach rechts ab in das kleine Hinterzimmer, das er sich zur Zeit mit ihm teilte. Sirius folgte in viel zu geringem Abstand, um es nicht absichtlich getan zu haben, und in der Küche warfen sich Arthur und Tonks einen vielsagenden Blick zu. Molly hingegen schien es nicht zu bemerken.

Die einfache Tür aus zwei Lagen zusammengezimmerter Bretter, die ehemals eine Speisekammer von der Küche getrennt hatte, wurde beinahe geräuschlos geschlossen, und noch für einige wenige Momente blieb es still dahinter. Die gespannte Ruhe in dem langen Raum mit der hohen, abgerundeten Decke und dem weißen Stuck über den blanken Natursteinen wurde unerträglich, bis die Stimme von Sirius Black als beherrschtes Brummen zu vernehmen war. Und er fragte bestimmt nicht danach, ob Remus seinen Seidenpyjama gesehen habe.

Ohne zu zögern war Remus an das winzige Fenster über dem Fußende seines Bettes getreten und hatte die dünnen Vorhänge zugezogen, dass das helle Licht der gegenüberliegenden Zimmer aus den Muggelwohnungen nicht zu sehr blendete. Kühler war es hier drin, wenn auch nicht kalt. Das war diesen Sommer einfach vollkommen unmöglich. Auf Kippe standen die Scheiben, ließen nur eine sachte Brise aus Großstadtluft herein, aber es reichte, um es ein wenig angenehmer zu machen. Trotzdem kroch sofort diese Stimmung in den kleinen Raum, sobald Sirius Black über die Schwelle trat, und das Kribbeln wurde intensiver, wie er die Tür hinter ihnen schloss und sie damit zusammen einsperrte.

Sein Schweigen war schneidend, wo er nun nicht mehr für nötig erachtete, seine Laune, seine ganze unterdrückte Wut für sich zu behalten. Gegenüber den Kindern, vor fast fremden Leuten wie den Weasleys und erst recht vor seiner kleinen Cousine, hatte er sich so nicht gebärden wollen. Das widerstrebte selbst einem Sirius Black. Aber hier und jetzt, in dieser Gesellschaft, war das eine ganze andere Sache. Vor Remus brauchte er sich nicht zu verstecken. Alleine diese Tatsache machte es schon viel einfacher. Aber dann wieder ... Nur zwei Menschen da draußen hatten es gewagt, sich gegen ihn und seine Meinung zu stellen. Molly hatte keine Angst vor ihm. Und Remus auch nicht. Doch bei ihr war ihm das egal, sollte sie denken, was sie wollte, sie hatte keine Ahnung. Remus schon.

Als wäre er gar nicht da, hatte Lupin angefangen, sich die Burlington-Jacke aufzuknöpfen und war nun dabei, sich aus dem Strickwerk zu pellen, kickte gleichzeitig die Schuhe von sich und bückte sich schon, um sein Bett aufzuschlagen. Draußen war nichts zu hören. Nicht mal Schritte auf dem kahlen Boden. Und Sirius hielt es nicht mehr aus. Beide Hände zu Fäusten geballt fest in die Taschen seiner Nadelstreifenhosen schiebend, drückte er die Ellbogen durch und schnaufte abschätzig. „Ausgerechnet du musstest das sagen,“ lachte er fast, so gar nicht amüsiert. Remus hatte ihn entweder nicht ganz verstanden oder tat so als ob, denn er faltete sorgfältig wie ein Verkäufer bei Harrods die Jacke über seinem Arm und legte sie ordentlich auf einem Stuhl beiseite.

„'Nur volljährige Zauberer nimmt der Orden auf!'“ äffte Sirius ihn nach und bediente sich dabei einer überspitzten, oberlehrerhaften Stimme, von der nicht nur die großen, rautenförmigen Ohren seines Schulfreundes zuckten, sondern auch seine Augen erschauerten. Wie kleine Nadelstiche fühlte sich das an, die Black ihm da mit voller Absicht in den Rücken rammte. Und er wusste das, denn er sah diese Reaktionen, aber statt es sein zu lassen, fuhr er nur befriedigt fort. Immerhin wollte er ihn genau an diesem Nerv treffen, kannte die Möglichkeiten, einen Remus Lupin aus der Reserve zu locken. Es fiel dem Älteren schwer, sich nicht auf die Provokation einzulassen.

„'Die mit der Schule fertig sind, natürlich!'“ gab Black den Wortlaut sehr verzerrt wider und winkte grunzend ab. „Pah! Wenn ich mich recht erinnere, warst du in der ... vierten Klasse, richtig?“ Remus knirschte ungewollt hörbar mit den Zähnen, wie er seine Bettdecke aufhob und so beiseite legte, dass er nur noch darunter schlüpfen musste. Die Hosenträger von seinen Schultern schnackend, offenbarte Lupin ein gewisses Maß an steigender Ungeduld, und Sirius trat frustriert gegen den Pfosten seines Bettes. „Das ist nicht fair, Sirius,“ sagte der größere Mann leise, aber mit verletztem Unterton, und das reichte aus. Er hatte sich geäußert. Damit war die Runde eröffnet.

Eine Hand gestikulierend aus der Tasche ziehend, beugte Black sich vor. „Fred und George sind volljährig, Remus, genau wie du damals!“ erinnerte er ihn an das, was auch die Zwillinge hatten anführen wollen, als sein Schulfreund sie unterbrochen und diese fadenscheinige Zusatzbedingung beigefügt hatte. Lupin antwortete nicht darauf. Wie sollte man einem Mann, der zwölf Jahre seines Lebens geraubt bekommen hatte, verständlich machen, wie wichtig unbeschwerte Kinderzeit war? Mit seinem Eintritt in den Orden des Phönix damals hatte Remus das hinter sich gelassen, viel stärker und ärger als seine Freunde das jemals mitbekommen hatten. Während sie lachend unter Weihnachtsbäumen alberne Geschenke aufgemacht hatten, saß er in Sitzungen, in denen über getötete Freunde und zerschlagene Zukunftsträume gesprochen worden war. Seine silbergrauen Augen verdunkelten sich mit dem berstenden Schmerz aus Trauer in seiner Brust. Ganz anders hätte alles sein können. In Ägypten.

Sirius bekam das nicht mit, denn Lupin wandte ihm den Rücken zu, wie er sich mit einem Ärmel seines ausgewaschenen Hemdes durch den Augenwinkel wischte und sich dabei mit dem zersprungenen Schildpatt-Knopf einen winzigen Riss in die Wange schlitzte. „Sie kann's ihnen nicht verbieten, und du auch nicht! Sie sind erwachsen!“ betonte Sirius das letzte Wort besonders stark, und Remus richtete sich zu voller Größe auf, wie er darauf schnaufend Luft holte. „Fab und Gid waren auch 'erwachsen', Sirius.“ Blacks Kiefer klappte lautstark zu, und die Augen traten ihm fast aus den Höhlen. Das saß. Wie hatte er das vergessen können? Die Prewetts. Fabian und Gideon, Mollys Brüder, keine 24 Jahre alt an dem Tag, an dem sie starben. Vor seinem geistigen Auge sah er die ewig grinsenden, breiten, energischen Gesichter, rote Haare, Sommersprossen, braune Regenbogenhäute, und sie verschwammen so übergangslos in den Bildern von Fred und George, dass er keine weitere Erklärung mehr brauchte.

Wie ein nasser Sack fiel Black rücklings auf seine Bettkante und stopfte sich die Hände wieder in die Hosentaschen. OK, in diesem Punkt hatte Remus eindeutig gewonnen, und fast tat es ihm ein bisschen leid jetzt, wie schrecklich er zu Molly gewesen war deswegen. Er hatte einfach nicht dran gedacht. Mann. Moony hatte echt ein sagenhaftes Talent dazu, einem solche Dinge brutalst unter die Nase zu reiben wie Mentholsalbe, dass es so richtig schön brannte. Zufrieden mit der Stille hinter sich, verharrte Remus noch einen Augenblick so, wie er war, das Kinn hochgereckt, ganz merkwürdig, diese Haltung, und dann widmete er sich den Knöpfen seines Hemdes.

Aber trotzdem! Harry war nicht Fab und Gid und außerdem war das eine ganz andere Sache. „Er muss doch Bescheid wissen,“ murmelte Sirius erst und biss sich auf die Lippe, und dieses Mal ignorierte Remus ihn nicht, sondern hörte aufmerksam zu, wenn er auch nicht aufhörte, sich dabei fürs Bett fertig zu machen. Den Kopf schüttelnd, zog er die Schösse seines Hemdes aus der Hose. „Es hat noch Zeit, Sirius,“ wiederholte er genau das, was auch Dumbledore gesagt hatte, als sie sich darüber beraten hatten, und Black wurde aus seinen Gedanken zurück und wieder in die Gegenwart dieses Zimmers gezogen. So hastig hob er den Kopf, dass seine Locken flogen. „Wie lange noch? Wie lange muss er auf die Wahrheit warten, Remus, er hat ein Recht darauf, es zu wissen!“

Sich die Schultern einrenkend, seufzte Lupin, fummelte umständlich die Aufschläge seiner Ärmel auseinander und schaute ihn noch immer nicht an. „Er ist noch so jung,“ sagte er tonlos, die Augen streng auf die scheußliche Blümchentapete gerichtet. In einem so jugendlichen Alter zu wissen, zu verstehen, zu begreifen, wie dunkel und kalt und trostlos die eigene Zukunft war, das konnte ein so reich geborener und gut aussehender und glücksgesegneter Junge nicht sehen. Ein Junge, wie Sirius Orion Black es einmal gewesen war. Remus schluckte die Tränen herunter, die er hinter seinen Augen spürte und bewegte sich umso rascher, um das Innehalten zu überspielen.

Wie erwartet prustete Sirius nur und schlug sich klatschend auf den Schenkel. „Er ist kein Kind mehr, Remus! Wir können ihn nicht behandeln als wäre nichts, wir ...“ Sein Redeschwall wurde so überraschend gebrochen, dass er zurück rutschte, bis er mit den Kniekehlen an das harte Bettgestell stieß, und ein Schwung Hitze schoss ihm wie kochendes Wasser in den Kopf. Remus hatte sich hastig herum gedreht, und er hätte schwören können, seine Bindehäute wären blutunterlaufen und voller geplatzter Äderchen. Unangenehm sah das aus, und Sirius runzelte die Stirn. „Merlins Bart, Sirius!“ herrschte Lupin und warf beide Hände von sich. „Harry ist 15! 15 Jahre alt!“ schien er ihn erinnern zu müssen, und er wusste genau, wieso der Jüngere das so gern vergaß. Als hätte er ihn geschlagen, dabei war es das selbe Argument wie vorhin in der Küche, zuckte Sirius zusammen und murmelte ganz betreten: „Weiß ich doch ...“

Aber Remus war noch nicht fertig. „Du kannst nicht zu einem 15jährigen gehen und ihm sagen, dass sein Leben ... dass er ...“ entweder sterben oder töten musste. Dass er genau das aussprechen wollte, war vollkommen klar, aber er sagte es nicht, sondern schaute sich statt dessen nur misstrauisch und vorsichtig um, als könnten jeden Moment winzige Äugelchen aus den Wänden starren oder gespitzte Ohren in der Decke sichtbar werden. Es in diesem Hause auszusprechen, kam schon einem direkten Geständnis mitten in Harrys Gesicht gleich. So niedergeschlagen, so zusammengedrückt sah Sirius Black nun aus, in sich gesunken auf der Bettkante, dass Remus es kaum aushielt. Seine Züge bekamen dann wieder diesen fahlen, ausgezehrten Eindruck, diese Wunden, die Azkaban in ihn geschlagen hatte.

Fast entschuldigend seufzte Lupin und ließ die noch erhobenen Hände gegen seine Seiten fallen. „Molly hat recht, Sirius,“ flüsterte er beinahe, so leise wurde er, und es tat ihm in der Seele weh, ihm den Boden unter den Füßen wegziehen zu müssen, aber so war es nun mal. Es war geschehen. Nicht rückgängig zu machen. Und er bekam ihn nicht zurück, indem er ein unschuldiges, eigenständiges Kind in seine Rolle zwang. „Er ist nicht James.“ Die Revolte, die dieser Satz in Sirius auslöste, war schon zu erkennen, bevor er ausgesprochen war. Die Hände in den Hosentaschen ballten sich so fest, dass sich der Stoff komplett verzog, und die Oberlippe unter dem Schnäuzer zuckte nach oben und blieb dort. Ein Streifen aus Röte breitete sich vom Kragen des Samtjackets aufwärts aus und bis unter das Ohr, und die dunklen Augen blitzten in getroffenem Zorn. „Das weiß ich!“ behauptete er gepresst, und die Muskeln an seinem Kieferwinkel traten gespannt hervor.

Wie Remus da stand, mitten im Raum, das Hemd offen, barfüßig und mit zu langen und verschlissenen Hosen, die ohne den festen Zug der Träger schief und haltlos in seinen schmalen Hüften hingen, beugte er den Kopf auf seinem Nacken weiter herunter, um Sirius besser ansehen zu können, der angestrengt seinem Blick auswich. Er wollte dieses verdammte Mitleid nicht sehen! Nicht von ihm, nicht von irgendwem anders. „Ich bin mir da nicht so sicher,“ gestand Lupin, und Black drückte die Kiefer noch fester aufeinander. „Er ist genau wie James!“ reagierte Sirius genau so, wie es sich sein Freund vorgestellt hatte und gab damit unabsichtlich zu, was er soeben noch vehement abgestritten hatte.

Er hatte geahnt, dass das hier schwierig werden würde. Und er hatte gleich schon das Gefühl, egal, was er sagen würde, es käme bei Sirius nicht an. Trotzdem musste er. „Hör' mal, Sirius,“ fing Remus an und machte einen Schritt auf ihn zu, auf den hin Black sich sofort seitlicher setzte, das Gesicht in Richtung des winzigen Fensters, als wäre die triste Hinterhoflandschaft dort draußen mit einem Mal entsetzlich interessant wie ein gutes Bühnenstück. Er wollte das dumme Gelaber nicht hören. In die Hocke gehend, brachte Remus sich in eine Position, die es ihm leichter gestaltete, damit sein Freund sich nicht so von oben herab behandelt fühlte. Mit einer Hand musste er sich am Bettgestell abstützen, und weiterhin suchte er vorsichtig, aber nicht zwingend, nach Sirius' Augen.

„Harry ist ein guter Junge. Ja, er hat James' Mut!“ gestand Remus und unterdrückte das sanfte Lächeln, das ihm ins Gesicht schleichen wollte. Das war nicht förderlich jetzt. „Er hat James' wirre Haare, und er hat sein Talent und seinen unerschütterlichen Glauben daran, dass schon alles irgendwie so bestimmt ist, wie es geschieht.“ So viele Dinge fielen ihm nun ein, die sie gemeinsam hatten, Vater und Sohn, viel mehr als er bis jetzt gesehen hatte, aber auch all die anderen Einflüsse und die unverkennbaren Eigenarten, die nur zu ihm und niemand anderem gehörten. Es war unmöglich, Sirius all das erkennen zu lassen, was er innerhalb seines Lehrerjahres in Hogwarts an diesem Jungen gefunden hatte. Und trotzdem war es Sirius, den er mit glänzenden Augen umarmte. Remus schnaufte leise.

„Aber er ist sanfter und ruhiger und unsicherer. Wie sie.“ Mit jedem Wort wurde er leiser und heiserer, und seine eigenen Augen schweiften ab und kümmerten sich nicht mehr darum, ob Black seinen Blick erwiderte oder weiterhin mit aller Gewalt seine Weigerung zum Ausdruck brachte, den 15jährigen Schüler als eigenständige Person zu betrachten. Was auch immer Remus angeführt hatte, es wurde sowieso aus Sirius' Kopf geblasen, wie er über diese letzten Worte nachdachte, und rasch drehte er sich herum und starrte Lupin an.

Das Blatt hatte sich so komplett und vollständig gewendet, dass Remus sich auf dem staubigen Bettvorleger herumdrehte und sich auf die Füße stemmte, jetzt selbst in seinen Erinnerungen gefangen, und er räusperte sich schwer und kratzig, wie er das Hemd umständlich von den bleichen Schultern zog. Ein paar Narben waren dazu gekommen, die Sirius noch nicht kannte, Striemen und Risse, die nur langsam und schwierig verheilten und sich halb unter seinem dünn gescheuerten Unterleibchen verbargen. Ganz still geworden, beugte sich Remus über sein knarzendes Bett und faltete auch das Hemd ordentlich zusammen, bevor er es beiseite legte und unter das Kopfkissen griff, wo er eine furchtbar alte, karierte Pyjama-Hose aufbewahrte.

Immer hatte er sich das gefragt, all die vielen Jahre lang. Aber nachzufragen? Das hatte er sich nie getraut. Bis die Möglichkeiten dazu verstrichen waren. Und nun, seit er aus Azkaban heraus und wieder bei ihm war, da hatte sich kein Augenblick ergeben. Fast verdrängt hatte er diese bohrenden Fragen, wollte nicht darüber nachgrübeln und ihr Andenken damit beschmutzen. Das gehörte sich nicht. Das war nicht OK. Ohne es richtig zu wollen oder nur zu merken, schluckte Sirius Black und zog die Beine unter sich auf der durchgelegenen Matratze. „Du hast sie geliebt,“ stellte er fest. „Hab' ich recht?“

Die Halswirbelsäule stellte sich steifer, fast unmerklich. Der Brustkorb hob sich etwas angestrengter im Vergleich zum Bauch beim Atmen. Aber er zwinkerte nicht. Und er stockte nicht. Und er hörte nicht auf, sein Kissen aufzuschlagen. „Ist es nicht so?“ hakte Sirius nach, beugte sich vor und stützte sich auf den eigenen Knöcheln ab. Im Licht der beiden Nachttischlampen war es mit einem Mal sehr schwierig, Remus' Gesicht richtig zu erkennen, und die prominente Nase warf lange, dunkle Schatten über beide Augen. Und dann prustete er leicht und zog kurz das Kinn zurück. Kein Kopfschütteln war das. „Du bist genauso bescheuert wie James,“ befand Remus und lachte heiser und missmutig, schaute seinen Freund jedoch nicht an.

Sich mit zittrigen, plötzlich so ungeschickten Fingern die Hose öffnend, kaute Lupin auf seiner eigenen Zunge herum, aber Sirius ließ sich nicht abspeisen. Das war eine seltsame Antwort auf diese so klare und deutliche Frage. Ein einfaches 'Nein' ging nicht? Weil's gelogen wäre? Oder wieso nicht? Was war denn so schwer daran? Kryptisch zu erwidern war Moonys Spezialität, aber das hier war nicht der Moment für Anspielungen und Andeutungen. „Hast du?“ wiederholte Sirius sich, und nun war es an ihm, den ausweichenden Blick einfangen zu wollen. Viele Möglichkeiten, aus dieser Sache heraus zu kommen, hatte Remus nicht.

Er reagierte schließlich instinktiv offensiv, schwang herum und schaute von oben auf Black herab, mit einer Hand die beiden offenen Seiten seiner Hosen festhaltend. Immer noch ließ er nicht zu, dass sich ihre Blicke trafen, wie er die Linke offen von sich warf. „Spielt das irgendeine Rolle, Sirius? Ist das noch irgendwie von Bedeutung?“ wollte er wissen, wieso er über solche tief eingeschlossenen Dinge nun reden sollte, und Black senkte augenblicklich das Gesicht und schüttelte sacht den Kopf. Nein, war es nicht. Zufrieden damit, schnaubte Remus und zog die Hand wieder zurück.

„Ich meine nur,“ druckste Sirius herum und zupfte unruhig an den Schnürsenkeln seiner auf Hochglanz polierten Schuhe herum. „Ich würd's halt gern ...“ OK, das war dämlich, was war denn das für ein Grund? Er konnte doch sehen, wie unangenehm ihm das war und wie blutig er danach graben musste. „Halt was?“ blaffte Remus auch entsprechend aggressiv und genervt davon. Sich verteidigen wollend, stammelte Black nur. „Naja, es war eben doch sehr,“ er wog den Kopf hin und her, wie er nach einem Wort suchte, „verdächtig.“ Wirklich gut gewählt war das jetzt nicht, aber ihm fiel einfach nichts Besseres ein.

„Verdächtig?“ wiederholte Lupin mit hochgezogener Lippe und brachte es nicht mal fertig, sich zuende umzuziehen. Sirius zuckte die Achseln und warf beide Hände von sich. „Ja, was weiß ich! Ihr habt doch ständig die Köpfe zusammen gesteckt!“ versuchte er sich zu erklären, aber Remus rollte nur mit den Augen und bekam langsam ein winzig kleines, amüsiertes Grinsen in zumindest einen Mundwinkel. So ein Quatsch. „Herrje, Sirius, können ein Junge und ein Mädchen nicht einfach gut befreundet sein?“ fragte er und dachte besser nicht daran, was Black unter „enger Bekanntschaft mit einem weiblichen Wesen“ verstand. Auweia.

Das war ja wie damals im Gemeinschaftsbad! Eigentlich genau die selbe Frage, nur aus der Sicht von vielen Jahren dazwischen und nach so vielen Erlebnissen und Bildern und Erinnerungen. Kurz die Zunge rausstreckend, prustete Sirius. „Ach komm schon, du kannst mir nicht erzählen, du hättest nicht zumindest mal dran gedacht! Sie war'n wunderhübsches Mädchen!“ Als habe er ein Kaugummi im Mund, das nicht mehr schmeckte, stierte Remus nur auf ihn herab, seine Hose immer noch festhaltend und dafür in der Taille eingeknickt, und er kratzte sich an der Nase. Damit verdeckte er einen Großteil seines Gesichts, und Sirius runzelte die Stirn und zog die Brauen ineinander. Hey, das war nicht anständig!

„Hermine ist auch nicht gerade die hässliche Gänsemagd, aber Harry unterstellst du nicht gleich, dass er was mit ihr hat,“ zog Remus einen Vergleich aus dem direkten Umfeld und frisch aus dem Leben, worauf Sirius einen halben Lachanfall bekam. Was daran jetzt so enorm lustig war, konnte Lupin sich zwar nicht so richtig erklären, aber er grinste dennoch. „Das ist doch was ganz Anderes!“ behauptete Black und schmiss sich über das eigene Knie. „Wo ist das was Anderes?“ konterte Remus empört, die ganze Anspannung mehr und mehr verfliegend. Wurde Sirius da etwa rot? Das war ja süß. Abwinkend gab er ein greinendes Geräusch von sich und traute sich nicht mehr, seinen älteren Freund anzusehen. „Naja, komm, Harry hab' ich auch noch nie mit Hermine rummachen sehen!“

Remus klappte der Kiefer herunter, und fast wäre ihm der Bund seiner losen Hose entglitten. „'Rummachen'?“ konnte er nicht fassen, welches Wort Sirius da soeben benutzt hatte, und schon gar nicht wollte er das mit irgendwas in Verbindung bringen, was jemals zwischen ihm und Lily gewesen sein mochte. Peinlich berührt zuckte Black die Achseln und presste die Lippen aufeinander, wie er anscheinend bestätigen wollte. „Wie soll ich das sonst nennen?“ Ein sprachloses „errr“ aus der Kehle drückend, starrte Remus ihn mit riesengroßen Augen an und verlangte mit gestikulierend rotierender Hand nach Erklärung oder zumindest einem Beispiel, und Sirius lieferte ihm ein besonders Eindrucksvolles.

„Also, damals auf dem Bahnsteig, weißt du, das ...“ Weiter brauchte er nicht zu reden. Lupin quiekste, hoch und verzweifelt und griff sich an die schwitzige Stirn, um sich angegrautes Haar wie mit Gel stehenbleibend nach oben zu streifen. „Sirius!“ protestierte er und lief so hochrot an wie zu eben jener Begebenheit. „Das ... das,“ stammelte er bloß, und Black spürte einen unglaublich fetten Klos hinter seinem Brustbein aufsteigen. Das war keine Übelkeit und keine Tränen, das war ein sagenhaft lautes, ungezügeltes Lachen, das er da zurückhalten musste. Moony sah aus, als würde er jeden Moment wie eine Backpulver-Rakete abheben und in Schleifen wie ein angestochener Luftballon durch das Zimmer fliegen. „Das hatte seine Gründe!“ kriegte er heraus und brach damit Sirius' Zurückhaltung.

Brüllend platzte es aus Black heraus, so haltlos, dass er spuckte. „Seine Gründe!“ quietschte er unter Tränen, und Remus hatte keine Chance, sich da irgendwie rauszuwinden. „Ich konnte überhaupt nichts dafür und ... und ... Sirius, das ist nicht fair!“ lachte er jetzt schon selbst, egal wie peinlich ihm das war, und er sackte regelrecht in sich zusammen und plumpste mit einem knackenden Klatschen auf seine Matratze, wo er endlich die offenen Hosen loslassen konnte. Sich mit beiden Händen die Haare raufend, kicherte Remus Lupin, und Sirius kugelte sich so heftig auf dem Bett herum, dass er sich an der Wand zur Küche dahinter den Schädel stieß.

„James' Gesicht!“ konnte er nur zwischen schmerzhaften Lachkrämpfen heraus atmen, rieb sich Bauch und Hinterkopf, wie er sie beide daran erinnerte, und dann hielt er inne, um eine gelungene Interpretation davon zu geben, und Moony brach in Gelächter aus. Schielend, die Augen so groß, daß man ihre Rundungen erkennen konnte, sabberte Sirius regelrecht und bekam dicke Backen und eine geschwollene Zunge. Genau so hatte Potter damals dreingeschaut, einfach köstlich, legendär!

Mit einem Ruck wurde die Tür aufgerissen, und mit gezücktem Zauberstab stand Tonks im Rahmen auf dem dunklen Treppenabsatz, konnte kaum begreifen, welches Bild sich ihr da bot. Die zwei erwachsenen Männer rollten sich in ihren Kissen herum und lachten so fürchterlich, dass ihnen die Tränen über die Wangen liefen, und dabei war Remus halb nackt. „Was geht denn hier ab?“ fragte sie ganz perplex, aber man hörte ihr nur halb zu. „Mein Kopf!“ setzte Lupin noch eins oben drauf, wovon Sirius ein besonders brüllendes Lachen von sich gab. „Wie eine riesige Glocke!“ hielt Moony sich die Hände knapp zwei Zoll von beiden Ohren entfernt und vibrierte mit dem Schädel, als habe man eben diese Glocke angeschlagen. „Und dann hab ich gesagt ...!“ kreischte Black, aber er brauchte nicht auszusprechen, was er darauf kommentiert hatte. Remus kippte auch so hintenüber und streckte die Beine von sich wie ein toter Käfer.

Den Zauberstab einsteckend, richtete Dora Tonks sich auf und strich sich die Jacke glatt, wie sie die Achseln zuckte. „OK,“ meinte sie, guckte sich das noch einen Moment an und grinste. Bekloppt waren die. Alle beide. „Dann lass ich euch zwei Süßen mal wieder allein mit eurem Rictumsempra maxima - Anfall, ja?“ schlug sie vor, griff an die Türklinke und machte sich davon. Nicht ohne noch einen klitzekleinen Blick in die linke Ecke zu riskieren. So mies war das Ende dieses Tages dann wohl doch nicht gewesen. Sie seufzte, schloss die Tür und zog pfeifend von dannen.


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Wer gebeten wird, in einem Harry-Potter-Film mitzumachen, würde niemals ablehnen. Und mir hat die Rolle Spaß gemacht. Bellatrix’ Persönlichkeit ist offenbar ernsthaft gestört. Sie findet es richtig toll, besonders böse zu sein. Wahrscheinlich ist sie in Lord Voldemort verliebt; immerhin hat sie für ihn 14 Jahre im Gefängnis gesessen. Jetzt ist sie wieder draußen und noch fanatischer als je zuvor.
Helena Bonham Carter