Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Verliebt in Professor Slughorn

von Teekon

„Blau, Remus!“ mahnte Lily und stierte über den Rand des Buches hinweg, das sie aufgeschlagen in den Händen hielt, und der junge Mann nickte hastig und strich sich die seltsam hochstehen wollenden Härchen seines Bartes glatt. „Ja ja, weiß ich, weiß ich!“ murmelte er und schaute ein wenig verloren zwischen dem Brettchen mit dem Silbermesser und den kleinen Schüsseln mit verschiedenen Zutaten hin und her. Ach, Zaubertränke war eben einfach ein Drecksfach, das musste man überhaupt nicht können! Verflucht.

Der Wermutsud auf dem kleinen Feuerchen blubberte friedlich vor sich hin, und die flackernden Flammen leckten am Kessel aus blank poliertem Zinn, und die Schülerin beobachtete ganz genau, was er da machte oder wie er sich um die Vorbereitungen kümmerte. Alleine der Anfang dieser Stunde war schon der reinste Spaß gewesen. Wenn sie im Unterricht waren, bekam Lily gar nicht so richtig mit, was Remus da so verbockte und woran das vielleicht hätte liegen können, denn dann war sie selbst viel zu innig mit ihrem Lieblingsfach beschäftigt. Hier und heute aber ging es eben genau darum. Und nun wunderte sie gar nichts mehr.

Statt einer Kiste stapelten sich zwei auf einem der leeren, festen Tischchen mit den kleinen Schubladen darin, auf denen für gewöhnlich bei Professor Slughorn gekocht und gebraut wurde. Nachdem sie Remus' Werkzeuge und Gefäße auch nur von Weitem gesehen hatte, war Lily zu dem Entschluss gekommen, dass ein Erfolgserlebnis für ihn heute Abend nur drin war, wenn er ihre Kessel und ihre Messerchen und ihre Schüsseln, Brettchen und Alltagszutaten benutzte. Völlig versifft! Rostig und schlecht saubergemacht und noch sichtbar behaftet mit alten Blättchen und Wurzelteilen irgendwelcher früherer Versuche! Sowas konnte ja nur total schiefgehen! Also nein, wirklich. Sie hatte ihn eigentlich immer für sehr ordentlich gehalten, aber offenbar war Remus Lupin genau so eine schlampige Pottsau wie alle anderen Jungs auch. Sie grinste und schüttelte den Kopf.

Und das war offensichtlich nicht sein einziges Problem in dieser exakten Kunst. Wo auch immer er wieder seinen Kopf hatte, es war nicht hier. Wenn er das beim Übersetzen in Alte Runen tat oder beim Rechnen in Arithmantik, bei komplizierten Zeichnungen oder einer von Twynhams Schwafelstunden, die mittlerweile genau so spannend waren wie die von Binns, dann war das keine Schwierigkeit. Da ließen sich Fehler korrigieren, und da spielte geteilte Aufmerksamkeit keine so große Rolle. Beim Mischen von Zaubertinkturen allerdings führte das zu Chaos und falsch ausgeführten Anweisungen. Hatte er jetzt schon fünf mal im Uhrzeigersinn gerührt oder erst vier mal? Und die Affodillwurzel war doch jetzt schon in ausreichender Menge drin, oder?

Mit ineinander geschobenen Brauen beugte er sich über das brodelnd dampfende Gebräu und spähte hinein, ohne auch nur das Rühren zu unterbrechen. Seufzend griff Lily nach seiner Hand und stoppte die Bewegung, schüttelte verneinend den Kopf und gab ihm einen Drall in die andere Richtung. Ganz verlegen grinste Remus, warf ihr einen kleinen Seitenblick zu und zuckte entschuldigend die Achseln. „Hab' ich ...?“ fragte er und deutete mit dem Kinn und einem zögerlichen Finger auf das Brettchen mit der zerhackten Wurzel darauf, und Lily nickte bedächtig mit ganz mitleidigen Augen. „Etwas mehr Konzentration, bitte, junger Mann!“ sagte sie so gespielt lehrerhaft, dass er sie nicht ernst nehmen konnte, es aber trotzdem tat.

Ihr Buch mit dem offenen Rücken auf den Tisch legend, schüttelte sie sich so heftig, dass ihre Haare flogen und drehte sich auf ihrem hohen Hocker in seine Richtung. „Ich versteh's nicht, Remus,“ lächelte sie, klang weder böse dabei noch frustriert, und er zählte immer noch flüsternd die Umdrehungen seines Löffels. „Drei, vier, fünf ... Was hast du gesagt?“ Er hörte einfach nicht zu. Er war ganz woanders! Fast hätte sie gelacht. Sich mit beiden Händen flach auf die Arbeitsfläche stützend, beugte sie sich vor. „Du hast heute morgen im Unterricht einen perfekten Vielsafttrank aus dem Ärmel geschüttelt! Mühelos!“ erinnerte sie ihn an das wunderbar schlammige Zeug in der Doppelstunde und biss sich fest auf die Lippen. „Und jetzt kriegst Du nicht mal den Trank der lebenden Toten dazu, blauen Dampf abzugeben, dabei ist das die leichteste Übung da dran!“ Lily konnte nicht anders. Sie musste lachen.

Mit horizontalen Falten auf der Stirn quietschte Remus peinlich berührt und hob Schultern und Arme gleichermaßen an. „Tschuldigung!“ druckste er und machte gepresste Geräusche, als könne er sich das selbst nicht erklären, und das orangefarbene Licht der beiden Laternen über ihren Köpfen war nicht hell genug, um zu erkennen, wie ihm Hitze in die Wangen schoss. Er konnte ihr wohl schlecht sagen, woran das lag, dass er eben dieses eigentlich so schwierige Gebräu quasi auswendig und im Schlaf zusammenkochen konnte. Merlin, sie hätte ihn umgebracht, wenn sie nur die kleinste und leiseste Ahnung gehabt hätte! Dann würde sie ihn sicher nicht mehr so gern haben, ganz bestimmt nicht, nein. Aber das war sowieso egal.

Lily lachte immer noch und rollte mit den Augen, bis man nur noch das Weiße darin erkennen konnte, und wie bläuliche Schwaden um ihrer beider Köpfe zogen, das merkte keiner von ihnen. Schnaufend und mit zusammengedrückten Lippen, öffnete Remus die Hände. „Sag' mir, was ich falsch mache!“ verlangte er von ihr und zeigte auf den ganzen Wust an zerhackten Pflanzen und Bunsenbrennern, Glaskolben und Mörsern. Sie schüttelte nur den Kopf und versuchte, nicht vom Hocker zu fallen, bevor sie eine Hand zur Faust ballte und ihm sanft mit den Fingerknöcheln gegen seine Stirn schlug. Ein dumpfes Geräusch machte das, und Remus drehte die Pupillen hoch, um sich das ansehen zu können.

„Das ist bei dir alles hier oben,“ meinte sie und lächelte ihn an. „Du denkst an alles Mögliche, nur nicht an Zaubertränke.“ Jetzt wurde er erst recht rot, denn wenn er es mal richtig bedachte, stimmte das. So leicht war das? Vielleicht machte es einfach keinen Spaß, gefiel ihm nicht, war langweilig. Und Remus hatte noch nie viel dafür übrig gehabt, sich mit Dingen zu beschäftigen, die ihm nicht zusagten. Sich dazu aufraffen, wenn er keine Lust hatte, das war nicht wirklich seine Stärke. OK, OK, Lily lag da total richtig. Die Oberlippe so sehr verziehend, dass sein Bärtchen einen 90°-Knick bekam, brummte Remus und senkte den Blick. Peinlich das.

Die Zunge ein bisschen herausstreckend, legte sie den Kopf schief und schob ihm gleichzeitig die irdene, unlackierte Schüssel mit den Baldrianwurzeln hin, dass er sie doch jetzt mal langsam seinem korrekt kochenden Sud hinzufügte. Überrascht, als habe er schon wieder vergessen, was sie eigentlich hier unten in Professor Slughorns Klassenzimmer taten, formten seine Lippen ein stummes „oh“, und er hob die Brauen, bevor er das Steingut aufhob und mit Schwung in den Kessel entleerte. Das Brodeln ließ nach, wo kühleres Material hinzukam, und er beugte sich über das Buch und schaute nach, ob er das Feuerchen höher schrauben sollte oder nicht. Offenbar war es in Ordnung, also tat er gar nichts.

„Was ist es, was dich so sehr ablenkt, hm?“ fragte das Mädchen, mit einem Mal wesentlich ernster, und sie schlug die Beine übereinander und legte die zierlichen Hände flach auf ihren Oberschenkel. Dabei lächelte sie trotzdem noch, und er brauchte nicht hinzusehen, um diesen ganz besonderen Glanz wieder in ihren mandelförmigen Augen zu entdecken. Der war nicht unangenehm. Nicht mehr. Weil er wusste, dass es OK war, wenn er ihn nicht erwiderte, wenn er nicht weiter gehen wollte. Sie würde nicht vor ihm davonlaufen und losheulen und ihn im Stich lassen deswegen. Ohne aufzuschauen also, wusch er ihr Schüsselchen aus und stapelte es zurück auf die bisher nicht benutzten Schälchen. „OK, du hast mich erwischt,“ murmelte er ganz verlegen und spielte mit den eigenen Fingern herum, als müsse er ihr jeden Augenblick eine Ungeheuerlichkeit beichten.

Das Mädchen rührte sich nicht, wippte nur ganz leicht im Rhythmus ihres Herzschlags mit dem Fuß und beobachtete ihn. Das hier war Remus Lupin. Und auch wenn er aussah wie der nette Junge von nebenan, wenn er sich stets benahm wie der kleine, furchtsame Streber, sie wusste es besser. Niemand konnte so dreist und maligne lügen oder so sehr seine tatsächliche Persönlichkeit überspielen. Als hätte sie es geahnt: Er seufzte und schüttelte völlig fertig den Kopf, griff nach einer ihrer Hände und machte ein furchtbar leidiges Gesicht. „Lily,“ kündigte sich ein Geständnis an, „ich bin ganz schrecklich verliebt.“ Immer noch den Atem anhaltend, zuckte sie nicht mal mit der Wimper. „In Professor Slughorn.“

Für Sekundenbruchteile passierte gar nichts, und dann brach erst Lily in brüllendes, gar nicht mädchenhaftes Gelächter aus und schmiss sich regelrecht über ihre eigenen Knie, und Remus fiel ein und zog dabei vorsichtig an ihrer Hand. „Oh Merlin, du bist so bescheuert!“ schlug sie ihn auf den Oberarm und versuchte krampfhaft, sich wieder zusammen zu reißen, damit sie hier weiter arbeiten konnten. Immerhin sollte er was lernen hier und nicht nur Blödsinn verzapfen! Dafür könnte er auch mit Sirius oben im Gemeinschaftsraum rumlümmeln, aber der war vorhin nirgends zu finden gewesen, und deshalb hatte Remus sich nicht einmal eine Ausrede einfallen lassen müssen. Peter war beim Koboldstein-Club und James da, wo er immer war, wenn man ihn suchte.

Aber apropos Sirius Black! Eigentlich war das nicht Lilys Art. Natürlich unterhielt sie sich mit ihren Freundinnen über solche Dinge, da war sie eben auch nur ein ganz normales Mädchen. Blöd fand sie das trotzdem irgendwie hinterher, und sie selbst ... Naja, das war ja nun erstmal auf Eis gelegt. Am liebsten hätte sie geseufzt, aber sie konnte warten. Wenn er das brauchte. Wissen wollte sie das jetzt allerdings schon, und während Remus immer noch kichernd drei Umdrehungen seines Löffels durch den Wermut-Affodill-Baldrian-Sud vollführte, trommelte sie überlegend auf dem Tisch herum. „Sag' mal,“ brachte sie heraus, „stimmt das eigentlich? Sirius und Rianna?“

Als hätte er das gar nicht so richtig mitgekriegt, summte Remus, streute eine Prise Petersilie an seinen Trank wie Lily es empfohlen hatte (offenbar eine Idee von Severus) und runzelte die Stirn, sobald ihre Worte an seinen Geist drangen. „Was?“ fragte er angeätzt und langgezogen, so als würde sie nach seiner Meinung fragen, ob man Mulciber heiraten könne. Ein wenig pikiert zog Lily den Kopf zurück. „Naja, ich dachte ... Also alle dachten, weil er doch ...“ Remus winkte ab und prustete brummend. „Nee.“ Nicht einmal ausreden ließ er sie, worum es ging, und darüber grinste das Mädchen. Wurde er da etwa für einen Moment blass? So scheußlich war die Hooper jetzt auch wieder nicht. Oder fand er etwa, dass Knutschen im Allgemeinen ziemliche Ekelgefühle hervorrufen dürfte? Meine Güte, wohl kaum. Er war 17!

„Ist also Quatsch, ja?“ wollte sie trotzdem eine Bestätigung haben, und der Gryffindor'sche Präfekt nickte bestimmt, ohne von dem Gebräu aufzuschauen. Hey, das sah jetzt wirklich gar nicht so verkehrt aus. Und es roch auch genau so, wie es im Buch aufgeführt war. Zufrieden und irgendwie erstaunt, hob er die Brauen und wog das Kinn hin und her. Vielleicht hatte sie recht und etwas mehr Konzentration würde seine Probleme in diesem Bereich schon lösen. „Und was ist mit Melonie?“ hakte Lily nach und schaute ihn von der Seite her an, ein ganz interessiertes Funkeln im Gesicht. Die Augen zusammenkneifend, zog Remus halb irritiert, halb amüsiert einen Mundwinkel hoch. „Seit wann interessierst du dich so für Black's Liebesleben?“ Und die 15jährige grinste verschmitzt. „Oh, ich tue das nicht!“ behauptete sie und deutete dabei auf ihre eigene Brust. „Serena Dearborn tut das!“

Remus prustete los und musste schon wieder lachen. Ah, fabelhaft! Nicht nur die drei übrigen Rumtreiber bemerkten das also, sondern auch den Mädchen im Turm von Gryffindor war es aufgefallen, wie strahlend und wie leuchtend Sirius über das ganze Gesicht lachte, wenn die kleine Schwester von Caradoc aus Hufflepuff vorbeilief, und wie lässig und hypercool er sich die Locken hinter die Ohren strich und sich ganz prahlerisch aufrichtete. Na, ob er ihm das mal unter die Nase reiben sollte? Nur um ihn ein bisschen zu ärgern? Das wär's echt wert. Am besten in sowieso peinlicher Situation. Im Bad oder so. Das wär's! James würde sich auf dem Boden rumrollen vor Lachen! Und Pete würde platzen wie ein Luftballon mit zu viel Helium drin!

Den Kopf schüttelnd, schmunzelte er, und Lily seufzte und tippte mit dem Finger auf den nächsten Punkt seines Rezeptes. Die sieben Minuten waren um, und er konnte fortfahren damit, den Trank der lebenden Toten zu brauen. Viel gab es nun nicht mehr zu tun. Nur noch die Schlafbohne und dann ein wenig Rührarbeit und Köcheln und es konnte geschafft sein. Oder es flog ihnen alles um die Ohren. Aber bisher sah das gar nichts so übel aus, was er da zusammen mischte. „Meinst du, es ist ihm ernst?“ erkundigte sich Lily, ohne es so richtig mitzukriegen, und erstaunlicherweise nickte Remus mit geschürzter Lippe. „Wenn's um Serena geht, dann ja,“ erinnerte er sie an etwas, das er ihr schon einmal erzählt hatte, erst vor einer Woche oben in McGonagalls Klassenzimmer. Wo sie ihn fast ... Er spürte eine saftige Gänsehaut seine Wirbelsäule entlang rauschen und musste kurz die Augen schließen. Ein winziger Schub Ärger, irgendwo ganz tief unten im Bauch, doch es verflog rasch wieder. Besser so.

„Da kriegt Potterchen aber die Krise, wenn er seinen besten Freund demnächst ständig von ihren Lippen eisen muss, was?“ grinste Lily, spielte mit dem Stempel ihres Mörsers und drehte ihn gedankenverloren in den schlanken Fingern. Ihr Gesichtsausdruck, den er kaum richtig erkennen konnte in dem schummerigen Licht der Laternen und des Kochfeuerchens, verbarg sich zusätzlich durch die nach vorn und unten gerichtete Position ihres Kinns, aber Remus konnte sich nicht weiter vorbeugen. Der Kessel war ihm im Weg. „Es sei denn natürlich, er sucht sich solidarisch auch gleich irgend 'ne Schickse,“ zog das Mädchen die Oberlippe hoch und demonstrierte damit offen, was sie von James' Geschmack erwartete. Sowas wie die Bell eben. Oder wie Meredith aus Ravenclaw. Oder ... die Twynham!

Wieso Remus so verschwörerisch lächelte und leise den Kopf schüttelte, konnte sie sich nicht erklären. Witze über Sirius waren OK, über James nicht? Nein, das konnte es nicht sein. Die glorreichen Vier rissen ständig dumme Sprüche übereinander und hatten keine Schwierigkeiten damit, selbst wenn es jeder mitbekam, war es in Ordnung. Ihre Hände hörten auf, mit dem Porzellanteil zu spielen, und sie schaute ihn fragend an. „Oder etwa nicht?“ Er antwortete nicht. Nur weiter lächelte er, ganz warm und schön irgendwie, leckte sich die Lippen und ließ sich nicht von den Schlafbohnen trennen, die wie Taumelkäfer in ihrem Kessel flottierten.

Das meinte sie nicht ernst. Obwohl, das stimmte schon, es war nicht gerade einfach, James' wirkliche Absichten hinter seinem absolut hirnrissigen Verhalten ihr gegenüber zu erraten. Und offenbar ging es genau so nach hinten los, wie Potter es von jeher befürchtete. Sie mochte ihn nicht. Naja, richtig gern gehabt hatte sie ihn nie, dafür hatte er sich schon bei ihrer ersten Begegnung viel zu sehr daneben benommen und den Fehler begangen, ihren besten Freund zu beleidigen. Aber in letzter Zeit, besonders in diesem Jahr, hatte James sich da vollkommen ins Abseits manövriert. Selber Schuld, ja. Ob sie das wirklich nicht begriff, warum er so dumme Sprüche riss? Er musste es einfach ausprobieren.

„Naja.“ Remus zuckte nur mit einer Achsel und hörte nicht auf zu lächeln, wie er ein kleines Geräusch von sich gab. „Der hat seine Herzensdame halt schon gefunden,“ eröffnete er, und es geschah genau das, was er insgeheim erwartet hatte. Erschrocken ließ Lily fallen, was sie in Händen hielt, und der Mörser klirrte gegen das Schälchen, wie sie die Hände auf der Tischplatte ablegte und sich aufrichtete. „Ehrlich? Wen?“ konnte sie nicht fassen, dass sie davon nichts mitgekriegt hatte. Oder überhaupt irgendjemand. Niemand hatte das erwähnt, und die Mädels hatten das mit Sicherheit gewusst! James Potter gehörte immerhin bei fast jeder von ihnen ganz oben mit auf die Liste der begehrtesten Junggesellen.

Aus der Kehle glucksend, schüttelte Remus den Kopf und lehnte seinen linken Unterarm gegen die Kante der Arbeitsfläche, wie er sich zu ihr herumdrehte und sie anschaute, als habe sie soeben behauptet, die Erde sei flach und die Sonne drehe sich um den Mond. „Na, dich!“ lachte er und widmete sich sofort wieder dem nun brombeerfarbenen Gebräu, sie nur noch aus dem Augenwinkel beobachtend. Lily Evans fiel die Kinnlade herunter, und ihre hübschen grünen Regenbogenhäute huschten unruhig, aber ohne wirklich zu sehen, von links nach rechts und wieder zurück, wie sich diese entsetzliche Erkenntnis in ihren Verstand brannte. „Oh – mein – Gott!“ schrie sie plötzlich voller Ekel und schüttelte ihre schlackernden Hände aus. Remus brach in schadenfrohes Gelächter aus.

„Das ist'n Witz, Remus! Sag', dass das 'n Scherz ist!“ bettelte sie und griff mit schwitzigen Fingern nach seinem Kragen, um daran zu ziehen, aber da war keine Lüge in seinem Gesicht, ganz im Gegenteil. „Lily, merkst du denn gar nichts?“ kicherte er immer noch, den Löffel in der Hand und vorsichtig das Feuerchen herunter drehend. „Aber,“ quietschte sie verzweifelt und hüpfte angenervt auf ihrem Hocker herum. „Ich hasse James Potter!“ heulte Lily fast und stöhnte mit gerollten Augen. Das war einfach nicht zu glauben! So eine Scheiße konnte doch nur ihr passieren! Ausgerechnet dieser blöde Lackaffe! Und – oh, wenn das seine Schuld war, dass Remus letzte Woche nicht ... Dann, dann, dann ... Ah! Sie wünschte ihm die Krätze an den Hals!

Beruhigend ihre Hände von seinen Revers nehmend, unterdrückte er das Lachen, so gut es eben ging, aber Lily ließ sich nicht richtig abregen. „Merlins Bart, Remus, der Kerl ist ein arroganter Schönling, nichts weiter! Wie kann der ausgerechnet mich ...? Wieso?!“ presste das Mädchen Wort für Wort heraus und schlug sich auf den Oberschenkel. Mieses Karma, ganz mieses Karma.

Remus konnte und wollte dazu nichts sagen. Sie hatte Recht. James verhielt sich nicht nur in ihrer Gegenwart, sondern grundsätzlich in Gesellschaft größtenteils unmöglich, war unhöflich und teilweise aggressiv den Jungen gegenüber, und bei den Mädchen, aber besonders eben bei ihr, erschreckend offensiv und selbstüberschätzt. Warum er das eigentlich machte, das wusste Remus auch nicht so richtig. Nötig hatte er das nicht. Und er kannte ihn eben von einer ganz anderen Seite. Sie würde ihm das sowieso nicht glauben, also hielt er einfach den Mund. James musste das selbst regeln.

„Wahrscheinlich aus den selben Gründen, aus denen Severus dich so gern hat,“ sagte er nur und zuckte die Achseln, behielt aber das 'und jeder andere Junge' für sich. Wie konnte es denn noch ein zweites solches Mädchen geben? Hübsch, ohne sich auftakeln zu müssen. Klug und intelligent, ohne abgehoben zu wirken. Engagiert und talentiert und humorvoll und überhaupt so sympathisch, dass nur die Slytherins sie nicht mochten. Abgesehen von Snape. Aber wieso stierte sie ihn jetzt noch erschrockener an als vorher? Remus stutzte und verzog das Gesicht.

Lily fielen fast die Augen aus dem Kopf. Das hatte er nicht gesagt. Oder er hatte es gesagt, aber nicht so gemeint. Er konnte das nicht so gemeint haben, das war vollkommen unmöglich! Severus war ihr bester Freund, sie kannten sich aus Grundschultagen, sie verbrachten die Sommer zusammen und selbst hier, in Hogwarts, gab es kaum eine Minute außerhalb des Gryffindor'schen Gemeinschaftsraumes, die sie nicht in Sevs Gegenwart verlebte! Sie redeten doch über alles, einfach alles! Sogar, wenn sein Vater zuhause wieder ausgerastet war, zeigte er ihr die blauen Flecke und schämte sich nicht, und sie konnte sogar Mädchensachen bei ihm loswerden! Da hätte sie das doch merken müssen! Remus musste das anders gemeint haben, er musste einfach.

„Du hast das nicht gemerkt?“ fragte er ganz leise und forschte in ihren Zügen und dem Ausdruck ihres Gesichts. Langsam, bedächtig, schüttelte Lily den Kopf. „Nein,“ murmelte sie wie zu sich selbst und war nun wesentlich tiefer getroffen als gerade noch wegen diesem ungehobelten Schnösel Potter. Wenn das stimmte, wenn das wirklich wahr war, dann hatte sie ein echtes Problem. Vor ihr saß der Junge, den sie wollte. Auf dem Platz desjenigen, der sie wollte. Freunde. Bloß freundschaftliche Gefühle, besondere, ja, aber niemals irgendwie andere. „Oh Scheiße, Remus,“ fluchte sie und schaute auf, in diese silbergrauen Augen, die so verständnisvoll und mitleidig ihren Blick erwiderten.

„Aber, Lily,“ schüttelte er den Kopf. „Das war doch schon so im Zug damals,“ konnte er nicht fassen, wie sie das übersehen oder überhören konnte. Ein Kumpel war doch niemals so offen eifersüchtig wie Severus Snape! Fiel ihr denn gar nicht auf, dass es nur einen Menschen gab, für den der schlacksige Slytherin jemals lächelte? Frauen. Lily! Blind wie ein Niffler!

Ohne ein weiteres Wort, drehte das Mädchen sich wieder dem Tisch zu, legte die Hände flach links und rechts von sich auf die Arbeitsfläche und beugte den Nacken, und dann schlug sie mehrfach fest mit geschlossenen Augen ihre Stirn gegen das Holz, dass es nur so knallte. Remus grinste und fing an, mit einem Knie zu wackeln, während er ihr dabei zuschaute, und erst, als sie fester wurde und der Kessel auf dem Ständer zu scheppern begann, schob er eine Hand zwischen ihren Kopf und die Tischplatte. „Na, na, lass das!“ lachte er. „Sag' mir lieber, ob mein Trank was geworden ist, oder ob ich ihn in den Gulli schütten kann.“ Aber Lily Evans war an diesem Abend zu nichts mehr zu gebrauchen.

„Ich hasse solche Gespräche mit dir, Remus,“ murmelte sie irgendwo dort unten zwischen Tisch und Pullover, und er konnte nur kichernd den Kopf schütteln.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 3. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Es hat mich beruhigt, zu sehen, dass eigentlich niemand die Szenen beim ersten Take schafft.
Evanna Lynch