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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Riesenglück

von Teekon

Liebe Leser!
Im heutigen Kapitel bediene ich mich einer Idee eines Anderen. Nein, kein Ideenklau ;), kein Betaleser, sondern ein Auszug aus einer Geschichte. So wie Brüder Grimm oder sowas ;) Darauf muss ich hinweisen, das wäre sonst nicht konform mit jeglichem Anstand. Genießt es trotzdem so wie ich! Cheers!



Die Vorhänge waren längst zugezogen und das Licht heruntergedreht zu einem warmen, funzligen Glühen aus der kleinen Laterne auf dem Nachtschränkchen. Das Spielzeug zusammengeräumt, der Wickeltisch ordentlich hinterlassen und die Bilderbücher ins Regal sortiert, hatte sich das Chaos etwas zurückgezogen, das sich den ganzen Tag über mehr und mehr vertieft und verschlimmert hatte. Jetzt war der blaue Teppich wieder frei, und die bunten Blümchen auf der magischen Tapete hatten ihre Blüten geschlossen und die Köpfchen still gesenkt, als würden sie schon schlafen.

In der Ecke aufgestapelte Stofftiere gaben dem Raum eine gewisse Rundung und Weichheit, wie sie kaum zu übertreffen war. Direkt oben am Kissen hockte ein viel zu groß geratener Löwe auf seinen Hinterbeinen, und wenn man ihn drückte, was recht regelmäßig geschah, gab er ein irritierend reales Brüllen von sich und rollte mit den großen, braunen Glasaugen. Jedes normale Kind hätte das erschreckt. Nicht aber den Sohn einer Hexe und eines Zauberers. Quietschend vor Vergnügen konnte man den kleinen Kerl kaum davon loseisen, genau so wenig wie von der Miniaturausgabe eines Besens, der gerade mal ein paar Zoll hoch abheben konnte, oder von dem Mann, an dem er sich richtiggehend festkrallte und ihn nicht gehen lassen wollte.

Lily lachte laut und hielt sich eine Hand vor den Mund, weil es so verrückt aussah. Mit einem angestrengten Geräusch streckte Remus Lupin beide Arme aus, die Hände dabei kräftig, aber sanft unter den Achseln des Jungen verschränkt. Aber der kleine Mann krähte nur lustig und ließ nicht los, stemmte beide Füßchen in seinem Nachtstrampler gegen die Brust, an die er sich vorhin noch gekuschelt hatte und verhakte die Fingerchen in den Schultern der Robe. „Na, los! Na, komm schon!“ presste er aus seiner dadurch abgequetschten Kehle heraus, konnte sich aber aus dem Griff des Kindes nicht befreien. Aber anstatt ihm zu helfen, gibbelte die Mutter nur vor sich hin wie ein Schulmädchen.

Nein, Harry wollte nicht. Und er sah auch gar nicht ein, was darin nicht lustig sein sollte, wenn seine Ma so herzlich und schön darüber lachte, dass ihre Stimme durch das ganze hübsche Häuschen am Ortsrand von Godric's Hollow schallte. Und eigentlich wollte er doch gar nicht losgelassen werden. Wenn dem so wäre, würde er ihn schon loswerden, dann würde er ihn absetzen und seine Händchen auseinander biegen, aber sowas machte er nie. Nie, nie, nie! Das tat nämlich weh und war gar nicht schön, und Harry mochte das nicht, wenn Leute das taten. Glucksend vor Spaß fühlte er, wie die Arme schon wieder eingeklappt wurden und Remus ihn näher an sich heran zog damit. „OK, OK, ich geb' auf!“ Schwächling! Triumphierend quietschte Harry.

Eigentlich war er schon komplett angezogen und reisefertig, hatte sich die Schuhe wieder übergestreift und die Robe angezogen, den Schal um den Hals gewickelt gehabt und war auf dem Weg nach draußen gewesen, durchs Wohnzimmer, wo James vor dem Kamin hockte und las. Aber der Abschiedsdrücker für den Jungen war mal wieder komplett nach hinten losgegangen. Er hatte heute zu viel Zeit mit ihm verbracht, es erschien dem Kind eben nicht richtig, dass sie nicht auch die letzte halbe Stunde vor dem Einschlafen zusammen sein sollten. Ein rascher Blick auf seine Armbanduhr genügte, während Harry sich schon zufrieden summend in seine Halsbeuge kuschelte und dort die Augen zumachte. Na gut, er hatte noch ein bisschen Zeit.

Gerade beruhigte Lily sich endlich, streckte schon die Arme aus und wollte ihm behilflich sein, da schloss er eine seiner großen Hände über dem winzigen Rücken des 15 Monate alten Jungen und streichelte ihn beschwichtigend. „Lass nur, Lily, er soll seinen Willen haben,“ verweigerte Remus die Hilfe und schüttelte ihr zuzwinkernd den Kopf. Seinen Daumen in den Mund steckend, gluckste Harry erneut, so als hätte er das tatsächlich verstanden, und seine kleinen knubbeligen Knie rutschten an den Rippen des Mannes herunter. „Ich bring' ihn ins Bett,“ entlastete Remus seine Freundin und wiegte das Kind, um ihn schon mal darauf einzustimmen.

Mit einem strahlenden Lächeln stellte die junge Frau mit den hüftlangen roten Haaren sich auf die Zehenspitzen, um erst dem Erwachsenen, dann dem Jungen einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Das ist lieb von dir,“ strich sie Remus kurz durch die Haare. „Schlaf gut, Harry-Maus!“ Und der Krabbler bekam ein zärtliches Streicheln seines Hinterkopfes und Rückens, bevor sie den Türrahmen verließ und ihrem Sohn noch im Gehen spielerisch zuwinkte. Offenbar war es in Ordnung für ihn, und er hatte tatsächlich gekriegt, was er sich gewünscht hatte. Halb schläfrig, halb immer noch ganz aufgeregt, legte er seine rosige Wange auf Remus' Schulter und schaute ihr mit den selben, grasgrünen Mandelaugen hinterher, bis er sie nicht mehr sehen konnte.

„Na dann, Harry, gehen wir dich mal zudecken, was?“ schlug Remus vor und setzte sich in Bewegung auf das winzige Bettchen in der hinteren Ecke neben dem Fenster zu. Augenblicklich stemmte der Junge sich auf und drückte die Wirbelsäule durch, damit er ihn besser anschauen konnte. „Lied!“ krähte er verlangend und lachte dabei so schön, dass man es ihm einfach nicht abschlagen konnte. „Ein Gute-Nacht-Lied möchtest du, ja?“ erkundigte sich der Freund seiner Eltern, als wäre das einzelne Wort nicht aussagekräftig genug. Harry nickte so heftig, dass er beinahe die Kontrolle über sein schweres Köpfchen verlor, und während Remus schon in die Knie ging, um sich auf der Bettkante niederzulassen, wiederholte er seinen Wunsch.

Die Federkerne knarzten leise, und auch ohne es sehen zu können dort draußen im Flur, eine Hand noch immer ausgestreckt am Rahmen der Tür, wusste Lily, dass Harry sich jetzt ohne Widerrede und ohne weitere Anklammerungsattacke in die Kissen legen lassen würde. „Ja, gut, dann sollst du eins haben. Aber nur eins!“ mahnte Remus, und der Junge gab ein zustimmendes Geräusch von sich. Das Rascheln der Decke bestätigte das Bild vor ihren Augen, und lächelnd blieb sie, wo sie war und wartete ab.

Der schmale, kurze Korridor endete nach gut anderthalb Yards vor ihren Füßen und fiel in einer steilen, engen Treppe abwärts, um dort unten direkt in das geräumige Wohnzimmer der Potters zu führen. Die grauen Natursteine von Wales glitzerten mit feinsten Mineraleinlagerungen, wie der flackernde Feuerschein damit spielte, und der runde, blau und rot gefärbte Perserteppich bildete eine warme, gemütliche Insel vor dem Kamin. Ein niedriges Tischchen aus gebeiztem Eichenholz mit einer Glasplatte in der Mitte war noch ganz zugestellt mit einem feinen, chinesischen Teeservice, das Charlus in seiner Zeit beim Ministerium aus dem Fernen Osten mitgebracht hatte. Kekskrümel waren alles, was in dem Schüsselchen von ihrem Nachmittagsgebäck übrig geblieben war.

Sie brauchte sich gar nicht groß zu verrenken von hier aus, um die übereinander geschlagenen Beine von James dort unten zu entdecken, in dunkle Hosen und helle, braune Schnürschuhe gekleidet, wie er sich vorbeugte und seine leere Tasche abstellte, ein wunderschön verziertes Buch gegen das angewinkelte Knie gelehnt. Obwohl sie nichts sagte, schien er ihren Blick zu spüren und verharrte dort, schaute auf zu ihr und musste sofort lächeln. Stumm formten seine Lippen die Frage, wieso sie da stand, und Lily vollführte eine erklärende Geste. Als habe sie ihn selbst im Arm, ihren gemeinsamen Sohn, so wie früher als Baby, schaukelte sie ein imaginäres Kind vor ihrer Brust und deutete durch die offene Tür ins Kinderzimmer. Verstehend hob James die Brauen.

In seinem Ohrensessel dort unten konnte er es nicht hören, aber die Art, wie Lily mit einem Mal träumerisch die Augen schloss und das Kinn leicht nur nach oben reckte, verrieten ihm schon genug. Ein Gute-Nacht-Lied für Harry. Was Moony ihm wohl singen würde? Sie lehnte die Schläfe gegen ihre Hand am Türrahmen und lauschte genauso sprachlos und aufmerksam wie Harry, der nun unter seiner warmen Decke mit seinem Löwen im Arm die Beinchen anzog und sie ruhiger und ruhiger werdend hin und her schwanken ließ. Dabei schaute er ganz fasziniert den Mann auf seiner Bettkante an, der sich weit zu ihm heruntergebeugt hatte.

„Golden slumbers fill your eyes,“ sang Remus leise und mit einem so liebevoll-zärtlichen Unterton, als könne jedes harte Wort dem Kind Schaden zufügen. „Smiles await you when you rise.“ Ihm vorsichtig eine von diesen wahnsinnig unwirschen, schwarzen Strähnchen aus der weichen Kinderstirn wischend, senkte er die Stimme noch mehr herab. „Sleep, pretty darling, don't you cry.“ Harrys kleine Arme bildeten zwei 90°-Winkel auf dem Kissen, die Mähne des Stofftiers in den Fingerchen. „And I will sing your lullaby,“ beendete Remus sein Lied, beugte sich noch weiter vor und küsste das Kind auf die Braue.

Lily musste seufzen, wie sie dieses feine Geräusch wahrnahm, aber dann stieß sie sich ab und machte ein paar behutsame Schritte in Richtung der Treppe, damit Harry sie nicht hörte und davon wieder aufgeschreckt wurde. „Jetzt musst du schlafen, hörst du?“ flüsterte Remus, während sie die erste Stufe nahm, und auch wenn sie seine Worte nicht verstehen konnte, so war die Antwort des Kindes durch die höhere Frequenz wesentlich deutlicher. „Schischte!“ quietschte er und klatschte in die patschigen Händchen. Seine Mutter rollte mit den Augen, konnte sich das Lächeln aber nicht verkneifen. Typisch. Nie zufrieden. Ganz wie der Papa. Und Remus würde nachgeben. Genau wie bei James. „Na gut, eine kurze Geschichte, ja?“ sagte er auch schon ohne die geringste Gegenwehr.

Den Kopf sacht schüttelnd, schritt die junge Mutter die Treppen herunter und gelangte so in das herrlich warme Wohnzimmer ihres kleinen Reiches. Hier war James aufgewachsen, hier hatten die Potters seit Generationen gelebt, und wenn das Haus für sie Drei alleine doch ein wenig groß war, so hätte es doch besser kaum sein können. Der Fidelius-Zauber schloss den hübschen, verwunschenen Garten mit ein, in dem ein kleiner Brunnen stand und eine Bank unter schattigen Efeuranken, und hier hatte Harry den ganzen Sommer auf dem gepflegten Rasen gespielt. Herrlich war das gewesen. Gar nicht mehr so eingesperrt hatte sie sich da gefühlt. Ständig kamen Freunde vorbei, drückten sich quasi die Klinke in die Hand, so oft und häufig, dass sie sich mittlerweile sogar manchmal ein wenig Ruhe herbei sehnten.

Geschnitzte Balken stützten die Decke des Erdgeschosses ab, zogen sich quer und längs durch den Raum und teilten in herabreichendem, ausgebrochenem Fachwerk den Salon von der geräumigen Küche ab. Eine große Anrichte gruppierte sich dort um den gusseisernen Herd, über dessen Platten der offene Schornstein abzog, und grüne Kräuter blühten auf den Fensterbänken, während draußen die herbstlich bunten Blätter, vom scharfen Wind des Bristol Kanals getrieben, vorbeiflogen. Schwarz lackierte Laternen schmückten nicht nur jeden Raum, sondern verbreiteten auch dieses wunderbar warme, gedämpfte Licht. Wohl fühlen musste man sich da einfach, und die Fensterrahmen und die beschlagene Tür aus Eichenholz hielten die Kälte und den Nebel aus den Wäldern zurück. Hier waren sie sicher, hier war alles gut. Nicht mehr lange warten, bis Dumbledore etwas einfiel.

Sobald die junge Frau einen Fuß auf den polierten Steinboden setzte, richtete James Potter sich auf und klappte sein Buch zu. Sich nach vorne beugend und das zweite Bein auf den Teppich stellend, legte er den Wälzer beiseite, und der Ring an seinem Finger glänzte im Schein des Teelichts unter der noch immer halb vollen Kanne. Sein Zauberstab aus elf Zoll langem Mahagoni-Holz ruhte in bequemer Reichweite gleich neben seinem Teller, von dem er vorhin noch das letzte Sandwich genommen hatte. Mit einem Kopfnicken und einem bittenden Finger winkte er seine Frau zu sich heran, und Lily ließ nicht auf sich warten. Müde, abgeschlagen, aber zufrieden seufzend, sank sie auf einen seiner Oberschenkel und in seinen offenen Arm, lehnte ihre Schulter gegen sein Schlüsselbein und die Schläfe gegen seine Stirn.

Ihren Rücken sanft reibend, küsste James die Mutter seines Sohnes zwischen die Augen. „Alles gut?“ erkundigte er sich nach ihrem Befinden und warf nur einen raschen Blick die Treppenflucht hinauf. Moony ließ sich noch nicht blicken. Wahrscheinlich hatte Harry ihn wieder beschwatzt, ihm entweder noch ein Lied zu singen oder ihm eine von seinen unzähligen verrückten Geschichten zu erzählen. Oder er war da oben eingeschlafen. Darüber musste James grinsen. Verwunderlich wäre das nicht gewesen, so sehr wie ihn das Kind heute herumgescheucht hatte, wo er doch mittlerweile ganz hervorragend laufen konnte.

Mit einem zustimmenden Geräusch nickte Lily und schloss kurz die Augen, bevor sie ein Gähnen unterdrückte. „Und?“ fragte sie, noch dabei, den Kiefer wieder zu schließen. „Habt ihr großen, starken Männer alles besprochen, was Frauen und Kinder nicht zu wissen brauchen?“ scherzte sie darüber, dass James und Remus hier unten miteinander geredet hatten, während sie den kleinen Jungen oben für die Nacht umgezogen hatte, ehe Lupin hinauf gekommen war, um sich zu verabschieden. Er hatte den nächsten 24-Stunden-Dienst des Ordens, überwachte heute bis zum folgenden Abend in einer abgesteckten Route per Zufallsprinzip den Ministeriumsbezirk, und da konnte er nicht säumen, wenn er Sirius rechtzeitig würde ablösen wollen. Brummelnd nickte James und drückte das Mädchen etwas fester an sich.

„Hat mir erzählt, dass Pete sich mal wieder 'ne Weile nicht gemeldet hat,“ sagte er wie nebenbei und zuckte die Achseln, und auch wenn Lily sich für einen Augenblick aufrichtete und ihn forschend ansah, blieb er ruhig und schürzte nur die Lippen. Das war nicht wirklich ungewöhnlich. In seinem Versteck verschanzte sich der Geheimniswahrer regelrecht, ängstlich wie Peter nunmal von Natur aus war, und da traute er sich gelegentlich nicht einmal, auf ihren sichersten und besten Nachrichtenkanälen von sich hören zu lassen. Das war schon in Ordnung. „Sirius will morgen mal nach ihm sehen, wenn er ausgeschlafen hat,“ fuhr er fort, und irgendwie hatte er das Bedürfnis, die leere Teetasse noch mal an die Lippen zu führen.

Das reichte ihr zur Beruhigung. Sich entspannend sank sie wieder gegen seine Schulter und seufzte erneut, begann gedankenverloren mit seinem abstehenden Haar zu spielen. „Wieso bringt er ihn nicht am besten mal wieder mit?“ schlug sie vor, wollte das besprochen haben, bevor Remus ging und sie somit keine Möglichkeit mehr hatten, Sirius eine Botschaft zukommen zu lassen, bevor sie ihn selbst das nächste Mal sahen oder er einfach hereinschneite. „Das würde ihn auf andere Gedanken bringen.“ James lächelte halb ungläubig, wie wunderbar sie sich wieder um alles und jeden sorgte, halb unangenehm berührt. Sicherlich wäre das nicht schlecht für Peter. Da oben in seinem Versteck kriegte er wahrscheinlich bald einen Lagerkoller. Aber andererseits halt.

„Du weißt doch, dass er's nicht so mit Kindern hat,“ erinnerte er sie daran, wie groß Pettigrews Schwierigkeiten damit waren, Harry auf den Arm zu nehmen oder ihn auch nur ein paar Minuten zu beschäftigen, wenn seine Eltern sich um das Essen oder Geschirr kümmerten. Irgendwie hatte er nicht so den Draht dazu, konnte sich nicht darauf einlassen und bekam schon Panik, wenn der Junge langgezogen seinen Namen rief. Als könne er ihn zerbrechen, wie ein rohes Ei, behandelte er das Kind, und seine Augen wurden jedes Mal ganz groß und wässrig, und die Nasenflügel blähten sich in Fluchtbereitschaft, sobald Harry in Sichtweite kam. Lily nickte zustimmend und seufzte. „Trotzdem,“ meinte sie nur, und James brummte. Sie hatte ja recht.

Immer noch keine Spur von Remus da oben auf dem Flur, und die Standuhr hinter dem Geländer tickte vor sich hin, zog ihnen immer mehr Zeit ab. Vielleicht sollten sie doch mal nachschauen, ob Moony da oben nicht eingeknackt war. Immerhin war das auch schon sein zweiter Dienst diese Woche, und auch wenn der Vollmond noch ganze zwei Wochen auf sich warten lassen würde, musste er nicht unbedingt jegliche Kraftreserven völlig aufbrauchen. Lily sagte das immer, aber entweder hörte er ihr nicht zu oder ignorierte das. James wusste, was davon zutraf, und er musste grinsen. Das konnte sie ihm nicht verbieten. Genauso wenig wie Sirius. Und wenn die Zwei auf dem Zahnfleisch kriechend in die Schlacht ziehen müssten, sie würden es tun. Immerhin könnten sie Voldemort dann immer noch in die Beine beißen, hatte Sirius grinsend bemerkt und Moony „High Five“ gegeben.

Ohne dass er sie auffordern musste, erhob sich Lily und griff nach seiner Hand, bevor auch James sich aus dem Ohrensessel stemmte, und gemeinsam schlenderten sie zurück zu dem schmalen Aufgang und leise die Treppen hinauf. Schon als sie den Absatz erreichten, konnten sie das verschwörerisch herabgesenkte Murmeln aus dem Kinderzimmer hören und wussten gleich, dass Remus nicht eingeschlafen war. Aus einer kleinen war offenbar eine größere Geschichte geworden, und die gespannte Ruhe ihres Sohnes überzeugte sie zusätzlich. Das Lächeln auf Lilys Gesicht war göttlich, so strahlend und rein und klar, und James musste zugeben, dass es Zeiten gegeben hatte, in denen ihm ein solches Leuchten in ihren wunderschönen Augen, das nicht für ihn bestimmt war, eine eiskalte Faust zwischen die Knorpel seines Rippenbogens geschlagen hätte. Nicht mehr, nein. Für einen Herzschlag senkte er, beschämt lächelnd, den Blick.

Remus' Stimme klang so merkwürdig. Heiser und rau, mehr als sonst, intensiver als nach Vollmond, und er flüsterte, er wisperte eindringlich. Der Vater ihres Jungen schien das nicht zu bemerken, aber Lilys Stirn runzelte sich, wie sie beide zusammen, Hand in Hand, näher an die offene Tür herantraten. Und dann hörte sie ihn, konnte verstehen, was er da halbwegs knurrte: „Und dann trat er aus den Wäldern, der gefürchtete Gigant!“ Harry sog scharf Luft durch die Zähnchen ein, und seine Mutter tat es ihm gleich draußen auf dem Flur. Merlin, was erzählte er denn da für eine furchtbare Geschichte? Doch nicht etwa von Riesen? Nein, nein, das ging nicht, dafür war Harry noch viel zu klein! Mit einem Ruck an James' Hand ziehend, eilte sie schneller voran und prallte regelrecht mit den Fingern der Rechten gegen den Türrahmen.

Was sie da sah, bestärkte nur ihre Befürchtungen, und sie schnappte nach Atem, machte schon den Mund auf, doch bekam nichts raus. Wie konnte er nur? Das war so gar nicht Remus' Art! Weit über das Kind gebeugt, einen runden Buckel machend, hielt er einen alten, schäbigen Buntstift in der Hand, in eisernem Griff zwischen den Fingern, und der Daumen drückte mit einem heftigen Kraftaufwand. „Einen Baum von hundert Jahren knickte er mit einer Hand!“ raunte er – Knack! - und das Stück Holz zerbarst und zersplitterte, und Harry zuckte mit riesengroßen Augen zusammen.

„Remus!“ presste Lily völlig entsetzt aus der Kehle, aber es blieb vollkommen tonlos vor lauter Erschrecken, und er hörte sie nicht, und James, der nun neben ihr erschien, schritt nicht ein. Im Gegenteil. Er grinste breit und genoss dieses schauerliche Schauspiel, wie Remus Lupin mit fest zusammengekniffenen Augen weiter erzählte. „Und er sah das kleine Wesen, das ihn nicht zu fürchten schien.“ Ein Kind? Er sprach von der Begegnung eines Kindes mit einem Riesen?! War der total verrückt geworden? „Remus!“ versuchte Lily es erneut und wollte loslaufen, aber James schlang einen Arm um ihre Taille und hielt sie fest. „Nah, nah, nah!“ schüttelte er hastig den Kopf, zog sie zurück gegen seine Brust. „James!“ wandte sie sich jetzt mit gleicher Panik an ihn. „Er kann ihm sowas nicht erzählen, James, er ist noch viel zu jung dafür, er soll aufhören!“ plapperte sie in einem Fort, aber ihr Mann schüttelte nur weiterhin bestimmt den Kopf. „Warte!“ flüsterte er fast genau so heiser wie sein wahnsinniger Schulfreund dort auf der Bettkante.

Das konnte sie doch nicht durchgehen lassen, das konnte James nicht durchgehen lassen! Harry würde die ganze Nacht nicht schlafen können vor Angst! Er war doch gerade erst 15 Monate alt, viel zu klein für so furchtbare Gruselgeschichten! „James!“ bettelte sie noch einmal, aber er hielt sie fest, dennoch sanft, wie in einem Schraubstock. „Warte!“ Konnte er denn das nicht sehen, wie gebannt der arme Kleine auf das so grimmig verzogene Gesicht des Mannes starrte, der eine Hand auf seiner Bettdecke liegen hatte? Harry fürchtete sich! Und James tat gar nichts, hielt sie auch noch davon ab, ihm zur Hilfe zu kommen! 'Lass mich!' wollte sie sagen, konnte aber nicht.

„Es ging langsam auf den Riesen zu und sang sein Lied für ihn,“ krächzte Remus regelrecht, und seine Finger begannen, sich spinnenartig auf der Decke zu erheben und vorwärts zu krabbeln, und Harry war so fixiert auf das Funkeln in seinen Augen, dass er es nicht einmal spürte. James grinste! Er grinste bloß, er feixte! Sein Sohn hatte Angst, und er schmunzelte! Lily versuchte, sich zu wehren, aber er war zu stark, und dann legte er einen Finger auf die Lippen und flüsterte ein winziges „shhhh“. Verständnislos den Kopf schüttelnd, stierte sie ihn an und konnte es einfach nicht fassen, doch James deutete nur mit dem Kinn zum Bett herüber, wo nun Remus' trippelnde Finger die Brust des Kindes erreichten.

Und seine Stimme veränderte sich. Quietschend, viel höher als sie es jemals gehört hatte, sogar weiter oben als bei ihrer ersten Begegnung im Hogwarts Express vor zehn Jahren nun, lispelte er mit einem Mal und ließ dabei seine Fingerspitzen zärtlich auf Harrys Brustbein tanzen, wie er sang: „Riesen sind nur halb so groß! Sind ja lange Zwerge bloß!“ Immer höher lief die Hand, berührte sanft das Kinn und sprang dem glucksend in Gelächter ausbrechenden Kind auf die winzige Stubsnase. „Riesen haben Riesenangst, wenn man ihnen auf der Nase tanzt!“ Kreischend vor Vergnügen angelte Harry nach den kitzelnden Fingern, und Remus ließ ihn gewähren, ein fröhliches Lächeln auf den Lippen. Und Lily sackte in sich zusammen und fühlte Erleichterung wie Sirup durch jede Ader fließen. Heiser und stumm schüttelte James sich in Gelächter.

„Hätten sie ihn nur gesehen, mit dem Kind in jener Nacht,“ fuhr Remus fort, nun wieder mit seiner sanftesten Geschichtenerzähler-Stimme, dem gleichen, liebevollen Ton, mit dem er ihn sonst in den Schlaf sang. „Man erlebt nicht alle Tage,“ flüsterte er und streichelte dem Jungen das Kinn, „dass ein Riese tanzt und lacht!“ Alles verzeihend kuschelte Lily sich in James' um sie geschlungenen Arm und konnte immer noch nicht glauben, was sie da gerade gesehen hatte. „Mit einem Lächeln auf den Lippen ging er in den Wald zurück,“ zog Remus die Decke ein klein wenig höher, bis Harry darunter wunderbar eingepackt war, und das Kind ließ es mit sich machen. „Und einen Freund zu finden wie diese Zwei,“ senkte er seine Stimme wieder weit herab, und Lily hätte schwören können, darin ein weiches, zitterndes Schlucken erhaschen zu können „gilt noch heut' als Riesenglück.“ Ein winziger Kuss auf die Braue des Jungen beendete die Geschichte, und er richtete sich leicht auf, zwinkerte und berührte sacht Harrys Wange mit einem Finger.

Zufrieden, besänftigt und bereit zu schlafen, gab Harry ein Krähen von sich, breitete die Ärmchen aus und bat damit um eine letzte Umarmung, die Remus ihm gewährte, wenn auch das Kind kaum mehr als seinen Kopf umschlingen konnte. „Moony!“ seufzte der Junge langgezogen, und das war seine Art, 'danke' zu sagen. Lächelnd befreite Remus sich vorsichtig von den dünnen Armen und versuchte, sich außer Reichweite zu bringen, aber Harry konnte ihn nie gehen lassen, ohne nicht mindestens einmal mit der ganzen Hand in seinen Bart zu langen. Grummelnd rollte Lupin mit den Augen, und der 1jährige lachte fröhlich, aber müde, und dann machte er endlich die Augen zu und kuschelte sich an seinen Löwen. „Gute Nacht, Harry James,“ flüsterte Remus und wischte ihm über die Stirn, rutschte langsam von der Bettkante herunter und stutzte.

Das Sternenmobile! Die vielen kleinen, goldgelb ausgeschnittenen Sterne aus Tonpapier mit den blauen Wolken dazwischen, drehten sich in einem nicht vorhandenen Wind über dem Köpfchen, und begreifend schaute Remus sich das von unten her an und lachte leise. „Na, ein Squib bist du jedenfalls nicht!“ kicherte er, drehte sich auf dem Absatz herum und zwinkerte den Eltern zu, die er die ganze Zeit über durchaus bemerkt hatte. Mit einer Geste seines Kinns winkte James ihn aus dem Kinderzimmer heraus, und gemeinsam sammelten sie sich auf dem Flur und schlossen vorsichtig die Tür. Harry da drinnen schlief schon tief und fest und träumte von tanzenden Riesen und wunderbaren Freunden.

Leise und ohne ein Wort huschten die drei Erwachsenen den Korridor und die Treppen herunter bis ins Wohnzimmer. Es gab nicht mehr viel, was man noch hätte sagen können, und es war auch nicht nötig. Zu gut kannten sie einander dafür. Zu leicht und einfach sprachen sie im Geist miteinander. „Ich muss los,“ murmelte Moony nur, zog sich den Schal fester um den Hals und wollte schon die Hände in den tiefen Taschen seines Muggelmantels versenken, den er über der Robe trug, wie er an die Haustür trat, aber Lily musste ihre Hände unter seinen Achseln hindurch auf seine Schulterblätter schieben und ihn fest an sich drücken. Einen sanften Kuss auf die stoppelige Wange hauchend, wisperte sie ihm „danke, Remus, bis bald!“ zu, und ihm schoss Röte ins Gesicht.

Verlegen lächelte er immer noch, wie sie sich von ihm löste und sich wieder an James kuschelte, der nur einen einzigen Arm fest um den Hals seines Schulfreundes schlang. „Pass auf dich auf, Mann!“ verlangte er und klopfte ihm auf den Rücken, bis Remus zufrieden grinste. Die eine Hand an der Türklinke, den Zeigefinger der anderen mahnend erhoben, schaute Lupin ihn von unten her an. „Und du kümmer' dich gut um die zwei Süßen!“ drohte er ihm spielerisch, und James lachte. „Immer,“ schwor der 21jährige und berührte mit zwei Fingern seine Stirn.

Es zog so sehr da draußen, dass die Tür halb in den Salon gedrückt, halb aus Remus' festem Griff gerissen wurde. Blätter und abgebrochene Zweige sausten herein, und das Feuer flackerte heftig, und augenblicklich duckte Remus fröstelnd den Kopf zwischen die eigenen Schultern. Hatte ja keinen Zweck. Sirius wartete auf ihn unten in London an der Telefonzelle, und er musste los. Salutierend grüßte er und glitt hinaus in den dunklen Vorgarten der Potters. Abgeschirmt von hohen Hecken lag die Straße in der Nacht, und bis dorthin musste er, hinaus aus dem Schutzkreis des unbrechbaren Fidelius-Zaubers, der diese drei Seelenstücke von ihm beschützte.

Den gekiesten, schmalen Pfad entlang hastend, entfernte Remus sich von ihnen, und wie seine Gestalt immer mehr in der Finsternis verschwamm, rieb sich Lily zitternd die Arme und drückte sich enger an James, der mit einer Hand die Tür offen hielt. Die andere legte er auf ihre rechte Schulter und zog ihre linke Seite ganz nah an sich heran, um sie vor dem eisigen Wind zu wärmen. Dieser Verrückte da draußen! Er musste das nicht machen. Er konnte sich abwenden und einen anderen Weg gehen, seine Haut retten oder mit den anderen, die wie er waren, um mehr Anerkennung und Freiheiten kämpfen. Aber er tat es nicht. Nein, er isolierte sich von denen, die ihn als einen von ihnen respektierten, ihn nicht ständig und überall mit Füßen von der Türschwelle traten. Er blieb. Und kämpfte. Riskierte alles.

„Er ist es nicht,“ sagte James ganz dicht an ihrem Ohr, und erst begriff Lily gar nicht, was er meinte, schaute verwirrt zu ihm auf. Das Lächeln auf James' Lippen war schmerzverzerrt, voller Scham und Traurigkeit, und trotzdem zärtlich. „Er ist nicht der Spion,“ gab er erneut zu, und sie biss sich auf die Lippen. Erleichtert. Glücklich. Sich an ihn pressend, seufzte die junge Frau und schaute wieder auf, denn Remus hatte das kleine Gartentor erreicht und würde somit in wenigen Augenblicken verschwunden sein.

Noch einmal stehen geblieben war er, wusste nicht, wieso er sich heute so schwer loseisen konnte. Sirius würde ihm den Kopf abreißen, wenn er sich verspätete. Nicht nur, weil er in der Kälte rumstehen musste. Vor Sorge. Die Hand zum Gruß hebend, winkte er nicht einmal richtig, schaute zurück, wo die dunklen Gestalten von Lily und James Potter als massive, feste Pfeiler in dem hell erleuchteten Rahmen der Eingangstür standen. „Habt ein schönes Halloween!“ rief er ihnen zu, und sie erwiderten die Geste. „Du auch!“ Mit einem Ruck riss er sich los, öffnete das Gartentor und schlüpfte hinaus auf die unbefestigte Straße, und dort drehte sich Remus Lupin auf den Fersen und disapparierte in die Dunkelheit.

Riesenglück - copyright und property of R. Zuckowski :D


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