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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Rotkäppchen

von Teekon

Einer nach dem anderen verließ schnatternd und lachend den Klassenraum Nr. 17 in dem kleinen Zwischengeschoss vor der Hintertreppe von Slytherin-Haus. Die wenigen, niedrigen Fenster nach Norden raus schwammen regelrecht von einem unaufhörlichen Regenguss, und das gleichmäßige Prasseln auf den Blechen der außen angebrachten Simse wirkte angenehm einschläfernd. So kurz vor Zapfenstreich war das genau das Richtige jetzt, und während Professor Flitwick noch die Notenständer mittels seiner Paradedisziplin zusammenfaltete und in einer Ecke aufstapelte, packten die letzten Schülerinnen und Schüler ihre Mappen zusammen. Zeit für die Rückkehr in ihre Gemeinschaftsräume und vielleicht noch ein paar schnelle Hausaufgaben vor den wärmenden Kaminen.

„Geht schon vor, ich komme nach!“ raunte Lily ihren Freundinnen zu, und die dachten sich nichts dabei, winkten ihr und verabschiedeten sich, bevor auch sie hinaus traten auf den langen, von Fackeln erhellten Flur, um vielleicht noch mal in der Großen Halle vorbei zu schauen und eine Kleinigkeit zu essen zu besorgen. Wie jeden Mittwoch Abend nach der Chorprobe befestigte Remus Lupin, als der Größte von ihnen, die Leinwand in ihrer Halterung, und selbst er musste sich dafür weit hinauf recken in dem zwar im Vergleich wesentlich niedrigeren, aber immer noch recht hohen Klassenraum. Lily bückte sich während dessen auf dem kleinen Podest, das für den Sopran vorgesehen war, und band sich in aller Ruhe und mit ungebührlicher Langsamkeit die Senkel ihrer Uniformsschuhe.

Der Verschluss hakte ein, und Remus entspannte sich mit einem unterdrückten Aufstöhnen, ließ sich auf die Hacken herab sinken und nahm seine Noten vom erstaunlich kleinen Lehrer für Zauberkunst entgegen. „Danke, Professor Flitwick, und gute Nacht,“ wünschte er, wandte sich lächelnd zur Tür und versuchte, nicht rot zu werden, wie der Chorleiter. „Ich habe zu danken, Mr. Lupin!“ quietschte und regelrecht salutierte. Den musste man einfach mögen. Augenblicklich kam Bewegung in das Mädchen auf der niedrigen Tribüne, und sie stemmte sich in einem einzigen Ruck auf die Füße und sprang schon halb herunter.

„Remus!“ rief sie. „Warte auf mich!“ Ein bisschen erschrocken, weil er gar nicht gemerkt hatte, dass außer ihm noch ein Schüler zurück geblieben war, hob der junge Mann überrascht die Brauen und hielt sich an der offenen Tür fest, aber natürlich blieb er, bis sie ihn erreicht hatte. „Gute Nacht, Professor!“ flötete Lily, und dann verschwanden die letzten Beiden auch.

Ganz wie sie es sich vorgestellt hatte, war der lange Korridor draußen bereits vollkommen leergefegt, die wenigen Slytherins nach rechts herum und die schmale Treppe hinunter, die Angehörigen der anderen drei Häuser nach links zu dem verborgenen Aufgang, den man von hier kaum erahnen konnte, und der direkt auf die Ballustrade über der Eingangshalle führte. Diesen Weg schlugen auch die zwei Gryffindors ein, Remus mit seiner Mappe vor dem Bauch, Lily mit ihrer unter der Achsel, während sie sich umständlich einen Pferdeschwanz band.

„Gib's zu!“ sagte sie grinsend, sobald sie sich wieder aufrichten konnte, und aus seinen Gedanken gezogen schüttelte Remus leicht den Kopf und schaute sie von der Seite an, wobei sie gemeinsam in gemächlichem Tempo den Flur entlang schlenderten. Hinter ihnen verließ Professor Flitwick pfeifend und summend den Klassenraum, schloss die Tür und hantierte mit seinem klimpernden Schlüsselbund herum. „Was?“ war sich Lupin nicht ganz sicher, was sie denn jetzt meinte, aber die Art, wie Lily die Zunge herausstreckte und sich fest darauf biss, brachte ihn schon zum Schmunzeln. Er konnte es sich denken.

Mit den Augen rollend, warf das Mädchen einen Blick über ihre Schulter, dass der Lehrer ihnen auch wirklich nicht zuhörte. „Na, das mit der Sintflut in Professor Twynhams Schlafzimmer!“ flüsterte sie ihm hinter vorgehaltener Hand zu, und obwohl er es abstreiten wollte, entkam ihm ein befriedigtes Grinsen. Er hatte so lange hin und her überlegt, wie er dieser Schnepfe die Verunglimpfung seines Zaubermeisters heimzahlen konnte, und es war sagenhaft schwierig gewesen, sich für eine seiner eigenen oder für eine Idee der Jungs zu entscheiden, auch wenn die nicht so recht gewusst hatten, wen er denn da eigentlich hatte bestrafen wollen. „Hab' ich's doch gewusst!“ triumphierte Lily und schlug ihm sacht mit dem Handrücken gegen den Oberarm.

Die Entscheidung hatte dann letztlich ein ganz anderer Umstand gefällt, und von dem Moment an hatte es begonnen, in Desdemona Twynhams Büro und Schlafgemach wie aus Kübeln zu schütten, ganz ähnlich, wie es das nun draußen über dem Tal von Hogwarts tat, nur eben in ihren vier Wänden. Und weil die junge Dame auf weibliche Hilfe bestanden hatte, waren Professor McGonagall und Professor Sprout hinzu gezogen worden, doch auf mysteriöse Weise war keiner dieser brillanten Hexen eine Lösung eingefallen. Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, wieso Remus genau diesen Streich ausgesucht hatte.

„Es war ihr Parfum,“ erklärte er, indem er sich leicht im Gehen zu Lily herunter beugte und ihr zu zwinkerte, und während Leute wie Pete oder wahrscheinlich auch Sirius das nicht gleich begriffen hätten, rutschte dem Mädchen mit dem roten Haaren sofort alles aus dem Gesicht. Die Augen weit aufreißend, öffnete sie mit einem einziehenden Geräusch den Mund und richtete sich empört auf. „Ihr Parfum?“ konnte sie es nicht fassen, dass eine gestandene Frau so billig sein konnte. Grinsend ließ Remus seine Brauen hüpfen. „Ambrosia,“ brauchte er nur zu erwähnen, und die junge Tränkemeisterin, wie Slughorn sie bereits voller Stolz nannte, schnappte nach Luft. „Klar. Hätte ich auch selbst drauf kommen können.“ Sobald Remus erst einmal wütend gewesen war, hatte das Zeug keine Wirkung mehr auf ihn gehabt, während die anderen Jungen ihr immer noch gefolgt wären wie dumme Dackel.

Professor Flitwick eilte an den beiden Schülern vorbei, rief ihnen ein erneutes „gute Nacht, zusammen!“ zu und huschte rasch durch den engen Aufgang auf die Galerie, bevor die großen Kinder ihm den Weg versperren konnten mit seinen breiten Schultern und ihrem fliegenden Rock. „Gute Nacht, Professor!“ echoten sie ihm nach und widmeten sich rasch und augenblicklich wieder ihrem viel interessanteren Gespräch, die schmalen Stufen hinauf gehend. „Hab' die McGonagall und die Sprout auf dem Flur darüber reden gehört,“ gab Remus seine Informationsquelle preis, wie sie ebenfalls auf die hohe Ballustrade hinaus traten. Klapperndes Geschirr aus der Großen Halle, fröhliche Stimmen und grüppchenweise Schritte hallten hier in angenehmer Abendruhe durch das Gewölbe, die Eingangstore bereits verschlossen und ein warmes, schönes Licht von den Laternen abstrahlend.

Lily schnaubte halb schnippisch, halb schadenfroh. „Die waren sicher nicht begeistert, was?“ stellte sie die rhetorische Frage, auf die Lupin sofort prustend den Kopf schüttelte. „Ganz und gar nicht!“ bestätigte er, und die beiden Gryffindors bogen nach links ab, um den breiten Gang in die hinteren Teile des Schlosses zu nehmen. „Die McGonagall war stocksauer. Wenn ich nicht mit diesem herrlich nordenglischen Dauerregen für die Vernichtung ihrer Vorräte gesorgt hätte, die hätt's glatt selbst getan!“ lachte er und winkte gleich ab, aber Lily konnte nicht umhin, heftig zu nicken. Oh ja, das konnte sie sich lebhaft vorstellen! Alleine schon das regelmäßige Getuschel der älteren Lehrerinnen beim Essen war unübersehbar, aber jemandem wie Minerva McGonagall durfte man eine humorvolle Racheaktion durchaus zutrauen.

Obendrein mußte sie sich eingestehen, dass ihr das imponierte. Nicht nur, wie und dass er das überhaupt mal wieder durchgezogen hatte, so einen richtig typischen Streich aus der Feder dieser vier Tunichtgute, sondern besonders, wie selbstverständlich und locker er das hier so offen vor ihr eingestand. Man konnte ein gewisses Maß an Verbrecherstolz und leise Arroganz darin erkennen, seltsame Eigenschaften für einen sonst so ruhigen, besonnenen und friedlichen Charakter. Aber es passte zu ihm, und es erinnerte sie daran, wie sie das schon vor Jahren in ihm gesehen hatte. Nur jetzt war es gepflegt worden, und er durfte sich einreihen bei echten Gentleman-Schurken wie Thomas Crown oder John Robie oder seinem berühmten kanadischen Namensvetter, der wie ein Halbmetall hieß. Irgendwie hatte das was.

„Heißt das, wir werden jetzt wieder normalen Unterricht verleben?“ freute sie sich schon und rieb sich die Hände, ihr Notenmäppchen immer noch unter den Arm geklemmt, und Remus nickte bestimmt. „Yup! Nie wieder blödes Gesabber!“ Dass er selbst dem Ambrosia-Zusatz im Parfum ihrer neuen Lehrerin erlegen gewesen war, ließ er dabei geflissentlich unter den Tisch fallen. Lily seufzte zufrieden und überglücklich und klopfte Remus auf das linke Schulterblatt, während die beiden an die große Kreuzung kamen. Die blinkenden, farbesprühenden Buchstaben der „Filch stinkt!“ - Lampe wiesen ihnen in dem sonst recht dunklen Teil der Gänge den Weg nach rechts in die unteren Bereiche der hohen Türme und zum Haupttreppenhaus. „Du bist mein Held!“ schwärmte das Mädchen, und Remus grinste, halb verlegen, halb belustigt.

Aber damit waren sie eigentlich bei dem Thema angelangt, das Lily angestrebt und wegen dem sie ihre Freundinnen voraus geschickt hatte. Es war die passende Gelegenheit, es war Zeit, und trotzdem musste sie fest schlucken. Der Widerwille dagegen war jetzt doch wieder sehr groß, aber warum machte sie sich eigentlich Gedanken? Ja, Remus war auch nicht viel besser als seine bescheuerten Freunde, wenn es um üble Witze und dumme Sprüche ging, da brauchte sie sich nur Sniv ... Severus anzusehen, um das zu begreifen. Und Aktionen wie diese mit der Twynham sollten sie eigentlich eines Besseren belehren, aber sie konnte sie partout nicht vorstellen, dass er sie auslachen oder gar ablehnen würde. Sie musste einfach fragen.

Noch bevor Lily überhaupt den Mund aufmachen konnte, hatte Remus sich im Laufen vorgebeugt und schaute sie forschend und dabei sehr freundschaftlich fragend an. „Was bedrückt dich, Lily?“ Ganz erstaunt hob sie den Blick und bemerkte erst jetzt, wie er sie betrachtete und dabei sein schiefes, fast verschmitztes Lächeln im Gesicht hatte. Woher hatte er das gewusst? War doch egal. Sie musste ebenfalls lächeln und wischte sich eine der stufigen Strähnen aus den Augen, die ihr aus dem Pferdeschwanz gerutscht war. „Naja, also weißt du ...“ fing sie an und biss sich nervös auf die Lippe. Er drängte sie nicht, ließ ihr Zeit, bis sie es von alleine heraus bekam. „Ich wollte dich um,“ Lily machte eine Pause und wog den Kopf hin und her, „um einen Gefallen bitten.“ Nur ganz kurz schaute sie von unten her auf aus ihren wirklich schauderschönen grünen Augen, bevor sie sich wieder ihren Schuhen widmete.

Aber Remus runzelte kaum merklich nur die Stirn und hielt sich etwas fester an seiner Notenmappe fest, während sie hinaustraten aus den Korridoren und den untersten Absatz der sich bewegenden Treppen erreichten. Über ihnen polterte und rumpelte es, wie die Fluchten sich verschoben und die Richtung änderten, und ein paar Etagen höher zogen sich ein paar Hände an den Geländern höher, wo die vorausgegangenen Chormitglieder aus den Häusern Gryffindor und Ravenclaw sich ihren Gemeinschaftsräumen näherten. „Was kann ich für dich tun?“ wollte er wissen, ließ damit keinen Zweifel daran, dass sie ihn bitten konnte, um was sie wollte, und er sein Möglichstes tun würde, ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Die Bestimmtheit, mit der er das sagte, ließ Lily eine ganze Lawine Steine vom Herzen fallen.

„Es ist so,“ fing sie an, holte tief Luft und wartete mit ihm darauf, dass die unterste Treppe aufhörte, sich zu drehen. „Du bist doch so gut in Verteidigung,“ stellte sie eine Tatsache klar, die dessen nicht bedurfte, und das Aufblitzen in Remus' Augen überzeugte davon, wie gern er das hörte und wie stolz ihn das wirklich machte, auch wenn er das nie sagen würde. Fast peinlich berührt, zuckte er also nur herunterspielend die Achseln und lächelte. „Kann schon sein.“ Entnervt stöhnend, aber dabei immer noch sehr nervös, rollte Lily mit den Augen. „Ach komm schon, du bist der Beste in dem Fach seit Dumbledores Schulzeit!“ lobte sie ihn noch weiter in den Himmel, und Remus spielte verlegen an seiner Krawatte herum.

„Und du bringst doch auch deinen Freunden all diese Sachen bei, diese Kampfzauber und das,“ erinnerte sie ihn daran, dass sie von diesem kleinen Geheimnis mehr wusste, als es den Jungs, zumindest Potter und besonders Black, lieb sein konnte, und die Lippen auf einander pressend, nickte Lupin. Nach dem Geländer greifend, tat er die ersten Schritte nach oben, wartete aber nach jeder Stufe darauf, ob Lily auch folgte und seinen langen Beinen folgen konnte, was ihr mühelos gelang. „Ich dagegen ...“ murrte sie ein wenig und schob diese widerspenstige Strähne wieder hinter ihr Ohr. „Raff' da einfach gar nichts,“ behauptete sie schmollend, und jetzt blieb er wie angewurzelt stehen.

Den Kopf zurückziehend wie eine watschelnde Ente, schob Remus die Brauen zusammen. „Das stimmt doch gar nicht,“ fand er sehr leise, ohne dabei anklagend zu wirken, aber Lily nickte sofort so heftig, dass ihr das Blut in die rosig werdenden Wangen schoss. „Oh doch! Ich kann mir ums Verrecken nicht merken, welches blöde Viech ich mit welchem dussligen Spruch wieder loswerde!“ maulte sie und schlug mit einer eher zaghaft geschlossenen Faust die Luft, während die Treppenflucht, auf der sie sich befanden, wieder zu schwanken anfing und sich von der Wand zu lösen begann. Je ungläubiger Remus dreinschaute, desto energischer wehrte sie sich. „Und dieser ganze Quatsch mit Bannen und Flüchen, ich kapier' das einfach nicht!“ stampfte das Mädchen patzig auf, worüber er fast lachen musste. Eine enttäuschte Lily Evans war ein fast lustiger Anblick.

Sich schnell wieder beruhigend und mit aller Gewalt dazu zwingend, sich erwachsen und bestimmt zu verhalten, holte sie tief Luft und drückte die Wirbelsäule durch, bevor sie ihr eigentliches Anliegen fast diplomatisch vorbrachte. „Und deshalb hab' ich mich gefragt, ob du mir vielleicht Nachhilfe geben würdest?“ Es war als Frage formuliert, als sehr vorsichtige Frage sogar, und mit jedem Wort war sie leiser geworden. Und Remus Lupin konnte nicht fassen, was er da gehört hatte. Die beste Schülerin von Gryffindor, ach was, von ganz Hogwarts, bat ihn um Nachhilfe in Verteidigung gegen die Dunklen Künste? Aber das war doch lächerlich! Lily Evans würde in jedem ihrer sonstigen Fächer ein Outstanding im OWL-Zeugnis stehen haben, selbst bei so komplizierten Angelegenheiten wie Alte Runen und Arithmantik! Man konnte sich doch wohl kaum über eine einzige nicht ganz soooo tolle Note so dermaßen aufregen und ärgern! Also wirklich, das ... Oh.

Nach außen hin war seine Miene völlig unbewegt, wie er da auf der sich bewegenden Treppe stand, eine Hand am Geländer, die andere um die Mappe vor seinen Bauch gelegt, und sie einfach nur anstarrte. Verdammt, konnte der nicht was sagen? Sie hatte sich doch klar genug ausgedrückt, oder etwa nicht? Ja, sie wollte Nachhilfe, sie wollte das alles lernen, was sie nicht von alleine begriff, und er sollte ihr das beibringen! Er konnte das doch! Fast verzweifelnd, kroch eine steile Falte auf die Stirn des Mädchens. „Was sagst du?“ wollte sie eine Antwort haben und schaute ihn so bittend und bettelnd an, wie sie eben nur konnte.

Und dann kroch ein unglaublich erschreckender Ausdruck in Remus' Gesicht. Er grinste. Nicht in dieser Mischung aus Schüchternheit und Verschmitztheit, wie man es von ihm so gewohnt war, sondern rein und klar und deutlich boshaft. Für einen Moment erinnerte er sie so stark an ein Bild aus einem Märchenbuch ihrer Kindheit – Rotkäppchen – dass Lily das Herz bis rauf in den Mund schlug und sie den Atem anhalten musste. Sie spürte feine Schweißperlen am Haaransatz, wie ihr das Blut in den Kopf schoss, und sie wich leicht zuckend zurück. Da stand dieser hochgewachsene, fast 6'4'' große junge Mann mit schattenhaft leuchtenden Silberaugen, fast zwei Köpfe über ihr und schaute auf sie herab, und er nahm einen tiefen, beinahe seufzenden Atemzug und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was krieg' ich dafür?“

Lily konnte nicht antworten. Sprachlos, perplex, starrte sie ihn mit offenem Mund an, und ihre Augen weiteten sich immer mehr und füllten sich mit Wasser. Es war das Gesamtbild und dazu diese merkwürdigen Worte, dieses listige, heisere Krächzen in seiner Stimme, wie er überlegen seinen Vorteil ausspielte. Ihr wurde schwindelig und schlecht davon, als zöge man ihr den Boden unter den Füßen weg, als befände sie sich auf einem Schiff auf hoher See, viel zu klein für die schlagenden Wellen eines Atlantik-Sturms. Was meinte er bloß damit? Was konnte er denn von ihr verlangen dafür? Ganz seltsame Bilder zeigten sich vor ihrem geistigen Auge, Bilder, von denen ihr einerseits ein eisiger Schauer den Rücken herunter lief, aber gleichzeitig ein ganz warmes Glühen tief in den Bauch sackte, über das sie fast noch mehr erschrocken war. Schluckend schüttelte sie den Kopf und versuchte, irgendwas aus der Kehle zu bekommen zur Antwort.

Es war nicht nötig. Bevor sie überhaupt daran denken konnte, was sie vielleicht sagen oder anbieten könnte, machte er ein überlegendes Geräusch und fing an, sich das Kinn zu reiben, spielte mit dem mittlerweile dichten Bärtchen auf seiner Oberlippe herum und hob einen Zeigefinger. „Mir würde da schon etwas einfallen,“ half er ihr, aber sie war sich nicht sicher, ob sie derartige Hilfe wirklich wollte. Nur immer noch den Kopf schüttelnd, konnte sie einfach nichts herauskriegen. Diese Bilder wurden intensiver und dieses Feuerchen rutschte ein bisschen tiefer, aber in diesem Moment wurde aus dem fiesen Grinsen ein warmes, weiches Lächeln, und das giftig-grüne Funkeln seiner Augen verblasste zu silbernem Leuchten. „Ich könnte ein wenig Unterstützung in Zaubertränke ganz gut gebrauchen,“ sagte er und zwinkerte ihr zu.

Die Erleichterung war unbeschreiblich. Größer als den Sprechenden Hut ihr Haus rufen zu hören, oder den ersten Test zurückzubekommen, in dem man sich nicht sofort wie ein Idiot angestellt hatte. Das Gefühl in ihrem Bauch verpuffte, und fast trauerte sie dem nach, aber es war einfach herrlich, wie ihr ein Schwall kaltes Wasser über den Schädel geschüttet worden zu sein schien, und Lily atmete mit einem genervten, zitternden Geräusch aus. Er wollte auch Nachhilfe! In Zaubertränke, seinem absoluten Hassfach! Die Wangen aufblasend, rollte Lily mit den Augen und setzte sich wieder in Bewegung, schlug Remus fest mit dem Handrücken gegen die Brust, sobald sie ihn erreichen konnte, und er lachte bloß, hatte offenbar keine Ahnung, wie sehr er sie erschreckt hatte.

„Du Tier!“ beschwerte sie sich spielerisch und musste selbst fast schon lachen. Was hatte sie denn erwartet, um Himmels Willen? Das hier war Remus! Der netteste und liebste und süßeste Kerl, den diese verdammte Schule zu bieten hatte! Und saufrech und schlimm war er auch noch. Das merkwürdige Lächeln, das über seine Lippen huschte, wie sie das sagte, das bemerkte sie jedoch nicht. Verlegen und trotzdem amüsiert, stieß er Luft durch den offenen Mund und zog kurz eine Braue hoch, bevor er sich den Nacken rieb. „Ernsthaft, Lily, mir wird ganz anders, wenn ich an Tränke denke,“ brummte er, während sie gemeinsam den nächsten Treppenabsatz erreichten und sich auf die nächste Flucht begaben, höher und höher hinaus in Richtung Turm von Gryffindor.

Das klang doch gar nicht schlecht, oder? Zufrieden lächelnd konnte sie sich wieder in Ruhe diese Strähne aus dem Gesicht wischen. „Dann haben wir eine Abmachung?“ fragte sie. „Du bringst mir Verteidigung bei und ich zeige dir, wie du in Zaubertränke besser wirst?“ Remus grinste breit von einem Ohr zum anderen und nickte bestimmt. „Einmal die Woche! Erst du, dann ich,“ bekräftigte er diesen Deal, und überaus froh darüber, dass das geklappt hatte, schritten sie erst einmal ein paar Stufen schweigend hinauf. Über ihnen befand sich mittlerweile niemand mehr, und ob noch von weiter unten vielleicht ein paar Siebtklässler aus der Großen Halle heraufkommen würden, konnten sie von hier oben aus nicht mehr sehen.

Die Stirn wieder in Falten legend, bewegte Remus die Lippe hin und her und schnaufte leise, bevor er wieder stehen blieb. Vor ihnen befand sich nur noch der lange Korridor des siebten Stocks, an dessen Ende das Büro und die Gemächer von Professor McGonagall lagen, und wo es links herum zum Gemeinschaftsraum ihres Hauses ging. Das Mädchen merkte das erst gar nicht, bis er sie sanft am Ärmel fasste und damit zum Innehalten brachte. Erstaunt schaute sie sich erst das an und dann in sein Gesicht. „Eins noch,“ bat Remus, denn er hatte an etwas denken müssen, was erst heute beim Abendessen wieder gefallen war. Etwas, das Sirius zu James gesagt hatte, und das ihm nun, hier oben, mit der Aussicht auf baldige Eins-zu-Eins-Treffen mit Lily Evans einen hässlichen kleinen Stich verpasste.

James würde das nicht mögen. Ganz und gar nicht mögen. Lästige Fragen würde er stellen, unangenehme Fragen. Der Jüngste war es gewohnt, das zu bekommen, was er wollte, wenn es sein musste auch mit unfairen Mitteln. Dafür kannte er ihn gut genug. Und Remus dagegen gehörte nicht zu den Menschen, die sich gerne stritten. Schon gar nicht mit jemandem, den er gern hatte, dem er vertraute, auf den er baute. Wie James. Und es würde mit Sicherheit Ärger geben, wenn er sich auf diese Sache hier einließ. Aber dann wieder ... Er wollte dieses glatte Zeugnis! Nur einmal auch was für ihn, nur einmal. Es würde nichts passieren, James' Sorgen würden vollkommen unberechtigt sein, und er wollte einfach nicht mit ihm über etwas streiten, was nie eintreten würde. Er wollte, dass man ihm einfach so glaubte. Am besten wäre es, diese Angelegenheit eben für sich zu behalten. James musste es nicht wissen, das musste er nicht. Dann konnten sie sich während des Quidditch-Trainings treffen, und er würde gar nichts mitbekommen. Ja, so war es besser.

„Können wir das einfach unter der Hand machen?“ fragte er Lily und biss sich dabei auf die Lippe, wie er sie, drei Stufen tiefer stehend, von unten her ansah. Nur für den Bruchteil einer Sekunde schien sie überrascht, doch dann zuckte sie die Achseln und nickte. „Ja, das wär' OK,“ lächelte sie und bekam ganz rote Wangen. „Ist mir eigentlich sogar sehr recht.“ Und ihr Lächeln wurde ein verlegenes Grinsen. Stimmte schon. Das war irgendwie richtig peinlich, dass ausgerechnet sie beide, die Streber vom Dienst, sich gegenseitig Nachhilfe gaben, um noch besser zu werden als all die anderen, die sie so schon meilenweit hinter sich ließen. „Gut,“ flüsterte Remus, zog sich am Geländer auf ihre Höhe und schüttelte dieses grässliche Gefühl ab.

Sie konnte nicht anders. Irgendwie war sie doch jetzt auch ein Teil von einer seiner gruseligen Verschwörungen, oder? Sowas wie unten im Wachraum, Informationen über Voldemort austauschen oder in irgendeinem Versteck Kampfzauber üben oder fiese Streiche aushecken. Einer von den Jungs, was? Da durfte sie doch. Das machte doch Black auch immer, oder nicht?

Richtig frech lachend, schlang Lily einen Arm um Remus' Taille und zog sich halb an ihn. „Und dann putzen wir jeden Prüfer glänzend von der Matte! Für die McGonagall!“ verkündete sie wie einen Schlachtruf und reckte die freie Faust, und Remus musste davon so sehr lachen, dass er die Geste erwiderte. Das Mädchen fest, freundschaftlich, liebevoll an sich drückend lachte er. „Für die McGonagall!“ Und damit eierten sie mehr als dass sie liefen um die Ecke zur Fetten Dame und kringelten sich dabei halb vorwärts vor Albernheit.


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Selbst Muggel wie wir sollten diesen freudigen, freudigen Tag feiern! Jenen nämlich, da sich der Londoner Verlag Bloomsbury entschloss, die Manuskripte der britischen Autorin Joanne K. Rowling zum Druck anzunehmen und sie der breiten, nichtmagischen Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Susanne Gaschke, Die Zeit