Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Von Schnitten und Fledermäusen

von Teekon

Desdemona Twynham war eine atemberaubend schöne Frau. Hochgewachsen und schlank stand sie da, wie eine junge Birke an windgeschützter Stelle, und die langen, glänzend schwarzen Haare fielen ihr wie fließendes Wasser über die Schultern. Die Robe, die sie trug, war von einem tiefen Schokoladenbraun, viel enger geschnitten und die kurvenreiche Figur ausgezeichnet betonend, und winziger Spitzenbesatz krönte die Bündchen von Ärmeln und Kragen.
Ihre zierlichen und langen Finger mit den wohlgepflegten und dunkel lackierten Nägeln hatte sie zusammengelegt, dass die Spitzen ineinander verflochten waren, wie sie stumm und strahlend vor dem Pult verharrte.

Der weiche Schwanenhals ging über in ein zartes, wohl proportioniertes Kinn, und die hohen Wangenknochen in dem blassen, aber nicht bleichen Gesicht betonten umso mehr die großen, herrlich dunklen Augen. Unendlich lange, geschwungene Wimpern kräuselten sich in Richtung ihrer fein gezupften Brauen, wie mit einem einzelnen Pinselstrich aufgetragen, und die Stirn zeigte nicht das geringste Fältchen. Eine schlanke, gerade Nase lief in einem nur eine Winzigkeit nach oben gerichteten Stubs aus, und die vollen, dunkelroten Lippen lächelten unablässig. Und jeder, wirklich jeder Junge in der Klasse starrte dieses klitzekleine Muttermal direkt oberhalb des Mundwinkels fasziniert an.

Mit angewidert hochgezogener Oberlippe und weit aufgerissenen Augen beguckte sich Lily das von ihrem Platz in der Mitte der fünften Reihe aus und konnte einfach nicht fassen, wie ungeheuerlich bescheuert Severus aussah. So kerzengerade wie es ihrem Grundschulfreund nur irgendwie möglich war, hockte er in seinem Stuhl, den unvermeidlichen Buckel ob seiner enormen Größe sogar ansatzweise aus dem Rückgrat gedrückt, beide Ellbogen auf die Tischplatte gelegt und die Hände grotesk verkrampft. Den Kopf hatte er weit auf dem Hals nach vorn geschoben, und ihm stand der Mund offen, und seine sonst so papierartige Haut spannte sich nur noch mehr davon. Schluckend, im Tempo einer altersschwachen Schildkröte, gab er ein ungläubiges Geräusch von sich und konnte seinen Blick nicht von der neuen Lehrerin abwenden.

Und als wäre das nicht genug: Sirius Black feixte mit Wasser auf den Hornhäuten, wedelte sich mit einer Hand im Gesicht herum, und James Potter zerrte sich am Kragen, als wäre seine Krawatte gerade lebendig geworden und schnüre ihm nun die Kehle ab. Filimon Stebbins hatte die Zunge zwischen den Lippen und einen verräterischen Tropfen klarer Flüssigkeit daran, und Evan Rosier in der ersten Reihe bewegte sich in ruckartigem Kippen Stück für Stück weiter nach vorn, als würde er jeden Moment mit dem Kinn auf dem Tisch aufschlagen und sich dabei eigentlich vorstellen, mit der Nase in ihrem Ausschnitt zu landen. Peter Pettigrew kaute sich bedächtig, fast zärtlich auf einem Daumenendglied herum und sogar Remus Lupin bemerkte nicht, wie sein Federkiel einen immer größer werdenden, tiefschwarzen Klecks aus Tinte auf dem Pergament unter seiner Rechten verursachte.

Oahr, das war ja abartig! Schnaufend rammte Lily ohne Rücksicht auf Verluste einen Arm fest in Severus' Rippen, aber der reagierte nicht einmal darauf, dabei hatte das wirklich weh tun müssen. Ihre roten Brauen schoben sich hart ineinander, und eine steile Falte aus Zorn und Eifersucht ragte dazwischen empor bis hinauf an ihren Scheitel. „Sev!“ zischte das 15jährige Mädchen und trat ihm unter dem gemeinsamen Pult mit aller Gewalt auf den langen Fuß. Ein winziges Zucken ging durch sein Gesicht, und er schien aufzuwachen und schüttelte sich kurz, bevor er ganz verklärt und halb schlafend sein Kinn einen Tick in ihre Richtung schwenkte. „Was?“ fragte er ganz schwach und schaute Lily an, als habe er sie nie zuvor gesehen.

Erbost prustete die junge Frau und stemmte die Rechte in die Hüfte. Ihre Haare flogen vor Ärger, und ihre glitzergrünen Augen sprühten Funken. „Oh, vergiss es!“ pampte sie ihn an und wandte sich wieder von ihm ab, fest entschlossen, auf ihr neues Buch zu starren und die Lehrerin dort vorn an der mysteriöserweise zurückgekehrten Tafel nicht eines Blickes zu würdigen. Ringsherum taten es ihr alle Mädchen gleich oder verhielten sich zumindest ähnlich, aber weder fiel das Severus auf, noch konnte er sich erklären, wieso Lily so wütend zu sein schien. Immer noch den Mund offen, blinzelte er nur verständnislos und widmete sich wieder der Eröffnungsrede.

„Es ist euch sicher aufgefallen, dass ich kaum älter bin als ihr,“ fuhr die samtig weiche Stimme von Desdemona Twynham fort, und ihre anmutigen, fast katzenhaften Bewegungen führten nur zu noch weiter herunter geklappten Kiefern. Mit einem winzigen Lächeln strich sie sich eine Strähne ihres schwarzen Haares aus dem Gesicht und schritt aufrecht und fast ohne einen einzigen Knick in der Wirbelsäule von ihrem Pult hinüber zu der rechten Reihe an Schülerpulten. Wer hatte der eigentlich erlaubt, sie alle zu dutzen? Leise knurrend presste Lily die Zähne aufeinander und beäugte die so seltsam weißhäutige Professorin mit wachsendem Argwohn. „Das ist richtig, das bin ich nicht.“ Meine Güte, konnte Wilkes vielleicht mal aufhören, so dümmlich zu nicken? Der tat gerade so, als habe sie etwas Hochintelligentes von sich gegeben, dem man augenblicklich zustimmen musste, um nicht ungebildet zu erscheinen.

Oh, das war ja lächerlich! So toll sah sie nun auch wieder nicht aus! Mochte sein, dass es eine vergleichbare Schönheit ansonsten nicht gab unter der Lehrerschaft, wo sowieso die meisten Professoren in weit fortgeschrittenem Alter waren, aber deshalb musste man noch lange nicht sabbern und geifern und sich wie eine Herde Idioten aufführen. Emmeline Vance drückte knackend ihre Fingerknöchel durch, und Lily war ausgesprochen froh darüber, dass ein so kluges Mädchen das offenbar genau so sah wie sie. Naja. Augenscheinlich taten das alle weiblichen Schüler. Nur die Jungs kriegten kaum den Mund zu. Widerlich.

Eins stand jedenfalls von vornherein fest: Professor Twynham hatte ganz schlechte Karten in den höheren Klassen der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei. Egal, wie oft sie betonen mochte, dass Dumbledore persönlich sie ausgewählt habe und dass sie in Verteidigung gegen die Dunklen Künste in ihrer Schulzeit in jedem Jahr ein „Outstanding with Exclamation Mark“ erreicht hatte (was sonst nur einer geschafft hatte, und der saß mitten unter ihnen und strahlte darüber wie der größte Held aller Zeiten, was Lily erst recht fast zum Kotzen brachte), sie war und blieb nichts Anderes als eine herausgeputzte Puppe. Und davon musste einem speiübel werden.

Es war offenbar nicht ganz einfach gewesen, so kurz nach Schuljahrsbeginn doch noch einen einigermaßen geeigneten Lehrer für dieses doch so wichtige Fach zu ergattern. Natürlich: Jede professionelle Kraft hatte zum 1. September bereits anderweitig irgendwo eine Stelle angenommen, und ein gewisses Maß an Qualitäten wurde nicht nur von den Eltern verlangt. Und sogar Dumbledore hatte drei Wochen gebraucht, um überhaupt noch einen Professor für sie zu finden.

Lily Evans war furchtbar froh darüber gewesen, denn wie es nun einmal war, so befanden sie sich in ihrem OWL-Jahr, und Verteidigung war eben ihre große Schwachstelle. Sie hatte das unangenehme Gefühl, im Prinzip noch mal ganz von vorne anfangen zu können und trotzdem keinen Deut besser zu werden, und es wäre ja eigentlich auch egal gewesen, wenn es ihr nicht so viel bedeutet hätte. Alle anderen Fächer bescherten ihr die Höchstnote, und wie sah denn das aus, wenn dazwischen irgendwo so ein mittelmäßiges Ding auf dem offiziellen Pergament herumkroch? Oder vielleicht sogar ein D oder sowas! Oh Merlins Bart, bitte nicht!

Und jetzt das hier. Eine Schickse in Stöckelschuhen, deren jeder Schritt auf dem kahlen Steinboden ihres ungeschmückten Klassenzimmers klappernde Klicks und Klacks hinterließ, die jeden Jungen mit ihren geschminkten Wimpern anklimperte und dabei süßlich lächelte und ihren Vorbau zur Geltung brachte. Das konnte doch nichts werden. Wie sollte die einem denn beibringen, wie man Verteidigungs- und Kampfzauber anwandte, wie man den Imperius-Fluch abschüttelte oder wie man sich gegen die verschiedensten Geschöpfe der Tiefe und der Nacht zur Wehr setzte? Die kreischte bestimmt schon beim Anblick einer Spinne! Was machte die da erst bei einem Kelpie, einem Hinkepank oder Grindeloh? Von Werwölfen und Chimären gar nicht erst zu sprechen, oder Vampiren! Obwohl ... So wie die aussah ... Wenn es nicht hellichter Tag gewesen wäre, hätte Lily glatt behauptet, die Twynham wäre selbst einer.

Das dringende Bedürfnis, ein frustriertes Geräusch á la Graaarrrr von sich zu geben, fuchtelte die 15jährige Gryffindor, die als einzige in ihren Farben direkt neben einem Slytherin saß und sich dabei auch noch wohl fühlte, mit den Armen herum. Warum nur musste sie so ein sagenhaftes Pech haben? Das Acceptable war unabwendbar mit dieser Person am Lehrerpult. Oh wie furchtbar, wie entsetzlich! Und wenn sie im OWL schon versagte, wie sollte sie dieses Fach da weiterführen bis zum NEWT? Und Lily Evans hatte doch überhaupt keine Ahnung, was sie später einmal beruflich machen wollte. Hinterher war es genau das, was ihr fehlte! Panik. Panik kriegen konnte man da! Keine Chance.

Aber am allerschlimmsten in diesem Moment war eigentlich, dass Remus seinen Papierflieger nicht einmal aufgehoben hatte. Seit geschlagenen fünf Minuten und siebzehn Sekunden lag das winzige verwunschene Flugzeug aus gefaltenem Pergament einfach so zwischen seinen ausgestreckten Händen, und er fasste es nicht an. Zu Anfang der Stunde, bevor diese grässliche Tussi aus ihrem Büro herausgekommen war (stolziert wohl eher, mit einer Hand am Geländer wie auf einer billigen Modenschau), hatte er wie immer diesen kleinen Kerl auf die Reise geschickt, um sich auch während des Unterrichts problemlos über den Gang hinweg mit ihr unterhalten zu können, worauf Severus schon wieder genervt mit den Augen gerollt hatte. Und jetzt? Nichts. Er reagierte nicht auf ihre Antwort! Das war zum Auswachsen!

„Ich musste feststellen,“ tönte die sirenenhafte Stimme luftig durch den hohen Klassensaal, „dass mein Vorgänger leider keinerlei Aufzeichnungen hinterlassen hat.“ Ihre dunklen, großen Augen schweiften träumerisch über die Köpfe der Jugendlichen hinweg, als könne sie an ihren Gesichtern lesen, was sie im vergangenen Jahr bei Professor Al-Harani durchgenommen und wo sie stehen geblieben waren. Und als wäre das irgendein geheimes Stichwort gewesen, schnellten unzählige Hände nach oben, schnippsend teilweise und so hoch gereckt, dass es dem ein oder anderen weh tun musste. Alles Jungen. Konnte denn das wirklich sein?

Lächelnd schien sich Professor Twynham nicht entscheiden zu können, wen sie denn nun aufrufen sollte, um ihr diese sträfliche Vernachlässigung ihres Kollegen auszugleichen, und sie ließ sich einfach sacht mit einem Schenkel auf die Kante ihres Pultes gleiten. Im ersten Augenblick schaute das aus, als knicke sie ihren Körper nicht einmal ein, doch dann formte sich unter dem dunklen Stoff der Robe ein langes, gertenschlankes Bein heraus, wie sie das eine Knie über das andere schlug, und Evan Rosier fiel endgültig vornüber. Und was tat die Frau? Sie kicherte. Sie kicherte belustigt und klopfte mit einem Finger auf die Tischplatte neben sich, um den jungen Mann wieder aufschauen zu lassen.

Und dann belohnte sie ihn auch noch für dieses völlig hirnrissige und äußerst peinliche Verhalten: „Du bist?“ Man mochte es kaum glauben, aber zum ersten (und mit Sicherheit einzigen) Mal in ihrem Leben konnte Lily behaupten, dass Alecto Carrow, das hässlichste und dämlichste Weib des ganzen Jahrgangs, sich anständig, normal und mädchenhaft benahm, indem sie laut genug und vollkommen außer sich „das halt' ich nicht aus!“ murmelte, dass jeder in ihrer näheren Umgebung es verstehen konnte. Das Nicken von Mafalda, Emmeline und Elizabeth, das ohne ein Kopfdrehen schon einsichtig war, erfolgte mit absoluter Übereinstimmung. Aber Rosier bekam das gar nicht mit, wie er sich mit hochrotem Kopf auf seiner einen Hand abstützte und das Kinn in die andere legte. „E .. E .. Evan, Ma'am!“ stammelte er und explodierte fast vor ihrer aller Augen.

Lily konnte nicht hinsehen. Es war nicht zu ertragen, wie die Twynham einen der wirklich dümmsten und gemeinsten Jungen klimpernd anstrahlte, als wären ihre Augen Stroboskop-Lampen. Sie musste sich abwenden und tat dies nach rechts, denn links von ihr hockte Severus und spielte gedankenverloren mit einem Stück Pergament, das er, ohne es großartig mitzukriegen, in winzigkleine Stücke riss. Auch nicht viel besser. Remus' Blicke waren genau so blöd fixiert, wenn er dabei auch wenigstens nicht aussah, als brauche er ein Lätzchen oder man müsse ihm jeden Moment das Kinn abwischen. Trotzdem machte es sie rasend, und sie konnte es nicht mehr ertragen.

Eine rasche Überprüfung zeigte ihr, dass die neue Professorin weiterhin mit Rosier beschäftigt war, und ihre Feder hinwerfend, grabschte sie Severus das bereits verstümmelte Pergament aus der Hand (er rupfte einfach an leerer Luft weiter), knüllte es zusammen und kümmerte sich nicht darum, dass ihr weites Ausholen für mehr Schwung und Kraft recht deutlich sichtbar sein musste. Batsch – mit einem klatschenden Geräusch landete die harte, kantige Kugel fest an Remus' Schläfe, und das konnte er nicht ignorieren. Während ihr Geschoss weiter kullerte und ohne Beachtung vor Sirius Black zum Liegen kam, fasste er sich zischend an den Kopf und drehte sich zur Seite, um nachzusehen, wer das getan hatte.

Die grünen Mandelaugen waren zu glühenden Schlitzen verengt, und sie kochte regelrecht, das konnte er sogar von hier erkennen. „Au!“ sagte Remus stumm und warf beide Hände offen von sich, zum Zeichen dafür, dass er nicht verstand, wofür er eine solche Bestrafung verdient gehabt hatte. Die Lippen schürzend und den Unterkiefer vorschiebend, deutete Lily mit zitternd-kräftigem Finger zwischen seine ausgestreckten Hände, und ganz irritiert senkte der 17jährige den Kopf. Oh. Da lag ja der kleine Papierflieger, wo war der denn hergekommen? Er hatte ihn absolut nicht bemerkt. Verlegen grinsend, zuckte er die Achseln und biss sich auf die Lippe, wie er zur ihr herüber schielte, und Lily stöhnte entnervt und rollte mit den Augen.

Während Rosier da vorne in einer Tour und ohne die geringste Pause herunter ratterte, was sie im vergangenen Schuljahr mit Professor Al-Harani alles besprochen und was sie bei ihm gelernt hatten (dass er sich daran überhaupt erinnern konnte, war ein reines Wunder), entfaltete Remus endlich sorgfältig das mit Conspecta-Inconspecta-Tinte beschriftete Pergament, um darauf in Lilys hübscher, feingliedriger Schrift folgende Worte zu finden: „Ach du heiliger Destillierkolben, was ist denn das für 'ne aufgedonnerte Bratze? Die muss es aber nötig haben vor 'nem Haufen 15jähriger so rumzulaufen!“ Und er begriff. Und grinste breit.

Er konnte einfach nicht anders, er musste ihr eine winzigkleine Lektion in Sachen Jungs erteilen, auch wenn sie das in ihrer gegenwärtigen Laune zur Weißglut treiben würde. Es war OK, sie würde es ihm schon verzeihen, das tat sie doch immer. Mit den Fingerknöcheln unter das Holz seiner Tischplatte klopfend, gewann er Lilys Aufmerksamkeit zurück und wartete ab, bis sie ihm einen immer noch total gereizten Seitenblick zuwarf. Und dann deutete er mit den Augenbrauen auf die Twynham, legte seinen Daumen gegen die Fingerspitzen und küsste die Nägel, um die ganze Hand von sich wegzuwerfen wie ein französischer Koch, der gerade eben eine unschlagbar perfekte Creme Brulée gekostet hatte. Dazu formten seine Lippen ein Wort, das sie nicht gleich verstand, auch wenn diese Geste schon fast ausreichte.

Sich weit über ihr Pult beugend, knockte Lily hart mit dem Knie gegen ein Tischbein, schien es aber nicht zu spüren, sondern starrte nur auf Remus' Mund, um lesen zu können, was er da gesagt hatte, aber auch, als sie sich relativ sicher war, konnte sie es kaum fassen. „Sahneschnitte?!“ wiederholte sie flüsternd, damit er sie verstand und bestätigen konnte, und während Remus so breit grinsend nickte, dass man alle 32 Zähne inklusive der ersten herausbrechenden Weisheitsmolaren erkennen konnte, grunzte Severus neben ihr zustimmend und knuffte ihr leicht in die Seite, als hätte sie gerade den köstlichsten und wahrsten Spruch aller Zeiten abgelassen. Und als wäre sie gar kein Mädchen.

Jetzt war ihr wirklich schlecht. Die Oberlippe bis unter die Nasenspitze hochgezogen, schüttelte sie unablässig langsam den Kopf, derweil Remus sich halb kringelte in seinem Stuhl und nur noch mit einem Ohr zuhörte, was die Lehrerin da vorne sagte. Aber das reichte aus. Evan Rosier war fertig mit seinen Ausführungen über Bannkreise und Schutzringe, Symbole und Sternenmagie, und offenbar gefiel das Madame Twynham so gar nicht. Pikiert regelrecht, rümpfte sie die Nase und erinnerte damit für einen Moment fatal an Lucius Malfoy, und dann richtete sie sich auf. „Magie ohne Zauberstab?“ fragte sie langgezogen, als ginge es dabei um Pferdemist für Rosenbeete. „Also nein, ich dachte, Saladin Al-Harani sei ein Gelehrter und kein Jahrmarktszauberer!“

Das Lachen in Remus' Kehle erstarb. Alle Farbe rutschte ihm aus dem Gesicht, die Nasenwangenfalten zogen sich steil nach unten und er saß kerzengerade. Und Lily grinste zufrieden. Ha! Soeben ins Aus manövriert, egal wie sehr Sahneschnitte! Niemand beleidigte Professor Al-Harani in Remus Lupins Gegenwart, das hatte Hackfresse Mulciber beim letzten Abschlussfest schmerzlich erfahren dürfen, und so wie er herumrutschte hatte er immer noch was von den Furunkeln, die der gute Remus ihm an den Hintern gehext hatte aus Rache. Und so wie er jetzt gerade dreinschaute, voller Abscheu und brennendem Zorn, sollte die Twynham besser aufpassen, dass sie nicht mindestens ein Dutzend „küss mich!“ - quakender Ochsenfrösche in ihrem Bett vorfand heute Abend.

Mit einem lauten Geräusch schlug Remus sein Buch zu und weigerte sich offenbar augenblicklich, auch nur eine Lehre dieser entsetzlichen Frau anzunehmen. Das hatte er nicht nötig. Er konnte sich alles selbst beibringen, wenn es sein musste. Nicht von dieser Person. Sich fest und mit mindestens ebenso verabscheuungsvollem Blick den Bart reibend, griff Remus nach seinem Federkiel, kritzelte etwas auf den winzigen Papierflieger und faltete ihn sorgfältig, fast schon beherrscht wieder zusammen, bevor er ihn schwungvoll zu Lily zurück segeln ließ.

Das Mädchen hatte Tränen in den Augen vor erleichtertem Lachen, und während Professor Twynham da vorne an die Tafel schrieb, was sie in ihrer Lehrzeit unterrichten würde, und alle Blicke der Jungen ihr folgten (mit Ausnahme eines angestrengt wegschauenden Remus Lupin), öffnete sie ihre Botschaft und biss sich rasch auf die Hand, um nicht lauthals loszubrüllen. Wie er da saß, mit vor der Brust verschränkten Armen, den Zauberstab demonstrativ in die Achsel gesteckt, das war schon witzig genug, aber diese Worte gaben ihr den Rest und retteten Lily Evans den Tag: „Schnakelige Fledermaus!“


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Der Hobbit 3
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Rita setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um die Story zu bekommen, die sie im Kopf bereits fertig geschrieben hat. Drohende Gefahren spornen sie erst an. Todesgefahr oder mögliche Unfälle ergeben prächtige Schlagzeilen: Dann legt sie richtig los.
Miranda Richardson über ihre Rolle