Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Einsatzbesprechung

von Teekon

Blubbernd machte sich das Gebräu bemerkbar, und Peter zischte erschrocken und rutschte so abrupt nach hinten, dass er mit den Kniekehlen schmerzhaft an die Außenkante der Bank stieß und augenblicklich vor Schmerz aufjaulend dorthin greifen musste. Aua, verdammt.

Vielleicht hätte er doch lieber lange Hosen anziehen sollen, wenn sie sich hier herunter verkrochen, aber der September dieses Jahr war einfach unglaublich golden und heiß. So herrlich brannte die Sonne noch immer von einem strahlend blassblauen Himmel an jedem einzelnen Tag, und die Blätter verfärbten sich so rasch und schlagartig wie noch nie. Denn die Nächte waren eisig kalt, und morgens verdampfte der Raureif auf den Büschen und Spinnnetzen in den Sträuchern regelrecht. Wunderschön, einfach fabelhaft.

Hier unten nun allerdings, spät am Abend, die Dunkelheit heraufgekrochen aus den Wiesen und Wäldern rund um das Schloss von Hogwarts, war es kühl, und die hellen, kräuseligen Härchen an Peters Beinen standen Spalier unterhalb seiner nackten Knie. Die immer noch schmierigen, verwischten Fenster gaben nur wenig den Blick frei auf den dünnen, schlierenartig wabernden Nebel in dem breiten Graben, auf den sie hinaus schauten. Der Horizont wurde gesäumt von einem seltsam dunkelgrünen Streifen, von dem aus die Nacht immer weiter herauf zog, und die ersten Sternchen glitzerten wie Diamanten dort oben zwischen zerrissenen Schleierwolken.

So unglaublich sah das aus, dass Pettigrew kaum wahrnahm, wie sich ein gut einen Zoll langer Splitter in seine Wade bohrte, und mit offenen Mund starrte er hinaus und unterdrückte damit das Herzklopfen. Das hatte er, ja, das konnte er nicht verleugnen. Es schlug fast brutal gegen seine Rippen, ließ den grauen Pullunder springen mit jedem Schlag, und dennoch konnte er sich der Faszination nicht entziehen. Den Kiefer schließend, schluckte Peter fest und zwang seine wässrig-hellen Augen dazu, sich wieder zu senken, und dabei nahm er den ganzen Kopf mit.

Bobbins patentierte Transportkiste war nun endlich offen, und sie war nicht mehr leer wie noch am Ende der letzten Osterferien, als Remus sie das erste Mal präsentiert hatte. Die größte Phiole, ein bauchiges Gefäß mit einem langen, dürren Hals, hatte er heraus gehoben und vor ihnen auf einem Flaschenständer mit drei stabilen Füßen abgestellt, und dort ruhte sie nun mehr oder weniger, diese schlammige, braun-violette Brühe, die so gar nicht appetitlich daher kommen wollte.

Bei dem Anblick alleine hatte Sirius die Nase gerümpft und angeekelt den Kehlkopf nach oben geschoben, ohne dafür eine Hand zur Hilfe nehmen zu müssen. „Das sollen wir trinken?“ hatte er darauf gedeutet und Moony ganz entsetzt angestiert, und in genau diesem Moment hatte der Trank eine große, schleimige Blase geschlagen, die augenblicklich mit einem lautstarken Plop geplatzt war.

Als bemerke er überhaupt nicht, wie wenig angetan seine drei Freunde von dieser Aussicht zu sein schienen, richtete Remus nur nickend den Rundkolben etwas besser aus im Licht des Feuerchens und der flackernden Kerze in dem kleinen Wachraum hinter der hässlichen Büste von Slytherin. Seine Brauen waren konzentriert ineinander geschoben, und er hatte die Zunge zwischen den Lippen, wie er das mitgebrachte Werk betrachtete und abschätzte, wie reif es mittlerweile geworden war in der Dunkelheit und der gleichbleibenden Raumtemperatur. Eigentlich ein perfekter Ort, um einen Vielsafttrank auszubrüten. Wunderbar, wie das alles zusammenpasste. „Urgh,“ machte Sirius und zog sich mit einem Finger den Kragen vom Hals fort, während James bereits das dringende Bedürfnis zeigte, sich die Krawatte abzunehmen.

Neben dem Jüngsten auf der Bank lag der zusammengefaltete Tarnumhang, in dessen Schutz die vier Rumtreiber aus dem Turmzimmer hier herunter gekommen waren, denn obwohl sie mittlerweile in einem Alter waren, in dem sie bis um 9:00 nicht ihren Gemeinschaftsraum aufzusuchen hatten, wollten sie doch von niemandem gesehen werden, wenn sie hier herunter gingen. Nicht auf den allerletzten Yards versagen, es war nun so nah, dieses bestimmte Datum! Und es bedeutete Remus so viel, sie konnten es erkennen daran, wie viel Aufwand und Mühe er allein in dieses Treffen gelegt hatte.

Einen niedrigen Labortisch hatte er aufgebaut und ihre gesamte Sitzecke ein gutes Stück verrückt, damit der kostbare Trank nicht mit dem Feuerchen in Berührung kam, und zwei seiner besten Observier-Lampen deckten den Geheimgang draußen in beide Richtungen ab, als könne irgendjemand außer ihnen die lange Stiege vom Wald herauf kommen. Neben dem sicheren Gestell für den Kolben hatte der 17jährige ein kleineres Stück Holz gelegt, in dem drei kleinere Phiolen unterschiedlicher Form ohne Korken warteten. Direkt davor ausgebreitet befand sich eine dicke, feste Feder mit Spezialtinte zum permanenten Beschriften von Glas, aber das irrste und größte Ding, das Remus angeschleppt hatte, war definitiv Professor Keigwins alte Schiefertafel aus dem Klassenraum für Verteidigung gegen die Dunklen Künste.

Niemand würde das Ungetüm dort vermissen, denn obwohl das Schuljahr fortschritt und nun bereits seine dritte Woche zu beginnen im Begriff war, hatten sie dort noch nicht eine Stunde gehabt. Verteidigung fiel aus. Solange, bis der Schulleiter einen geeigneten Lehrer gefunden hatte, der kurzfristig für Professor Al-Harani einspringen konnte. Warum genau er nun gegangen war und wohin und wieso so schnell, darüber sprach die ganze Schule, aber wissen taten es außer den Professoren nur diese vier Jungen hier, wenn auch der Informant unter ihnen nicht alles erzählt hatte, was an jenem Abend des 1. September in dem kleinen Erkerzimmer besprochen und getan worden war. Als wolle er sich davon überzeugen, dass er sein Geheimnis für sich behalten konnte, berührte Remus kurz eine Stelle in Höhe seiner fünften Rippe und streichelte darüber, aber die anderen bekamen es nicht mit, so sehr starrten sie den Zaubertrank an. Das kühle Gold schien sich zu erwärmen, wenn er es gegen sein Herz drückte.

Naja, ärgerlich war das schon in einem OWL-Jahr, in ihrem OWL-Jahr, aber natürlich hatten die Jungen nicht allzu viel dagegen, ein paar Freistunden extra zu haben. Sogar Remus, dessen Lieblingsfach damit nicht stattfand, beschwerte sich nicht, und das war für die gesamte Klasse seltsam. Wenn die gewusst hätten, dass er sich eben solange mit illegalen Zaubereien beschäftigte und dafür sowieso gerade jeden Fitzel seines hochgeschätzten Verstandes brauchen konnte, hätten sie sicherlich genauso blöd gegrinst wie Potter, Black und Pettigrew.

Nur Evans, wie konnte es anders sein, war regelrecht panisch wegen der Verzögerung in den Wiederholungen, denn sie brauchte sie dringend, oder jedenfalls behauptete sie das. Schließlich hatte auch sie ihren Horrorunterricht, und das war nun mal VgdDK. Ihr Problem, mochte man meinen, wenn sie damit nicht jeden verrückt gemacht hätte. Und gerade heute erst war sie freudestrahlend in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors gerannt und hatte quietschend in die Hände geklatscht und verkündet, dass Professor Dumbledore jemanden gefunden habe. Das bedeutete, dass die zusätzlichen Freistunden gezählt waren, und dieser Umstand hatte Remus wohl dazu getrieben, diese Veranstaltung hier heute Abend durchzuziehen.

Aber wenn die Jungs ehrlich waren, dann hatten sie diesen Moment herbei gesehnt. Schlimm genug, dass sie den ganzen Sommer über getrennt gewesen waren mit der Aussicht auf den 23. September in ihren Köpfen und Träumen, ohne sich ständig und stetig darüber austauschen zu können. In keinem Brief konnten sie das erwähnen, und nicht einmal im zweiseitigen Spiegel war ein einziges Wort darüber gefallen. Zu gefährlich, zu unsicher, und auch jetzt in ihrem sonst so sicher geglaubten Versteck unterhielten sie sich nur im Flüsterton und lauschten immer wieder hinaus auf entfernte Fußschritte auf dem steinernen Boden des Korridors, der zu den Verliesen hinunter führte. Doch es blieb ruhig. Die meisten jüngeren Schülerinnen und Schüler befanden sich längst in den Räumlichkeiten ihrer Häuser, und die Älteren waren entweder in der Großen Halle oder der Bibliothek.

James' Knie schlotterten in einem so heftigen Rhythmus, dass die Bank, auf der er und Remus saßen, bedrohlich wackelte, was Moony zu einem bösen Seitenblick verleitete. Sofort zuckte Potter regelrecht zusammen und duckte sich, und seine Beine verharrten wie in einem Klammerfluch. „Vorsicht jetzt!“ mahnte Remus mit erhobenem Zeigefinger in seine Richtung und dehnte diese Warnung auf seine beiden anderen Freunde aus, die jeweils auf einem eigenen langen Holzbrett hockten und sich vorbeugten. Beide Hände auf die Bank gestemmt, die Innenseiten der Unterarme nach vorne, lehnte Sirius sich so weit über den Tisch, dass seine Nase beinahe den ein gutes Pint fassenden Kolben berührte. Es sah widerlich aus, das Zeug. Einfach nur eklig.

Endlich bekam Remus diesen angewiderten Blick mit, den der sonst so toughe Sirius Black auf sein baldiges Nachtmahl warf, und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Mann, was stellte der sich wieder an, das war ja so typisch! Sobald Sirius jedoch eine Hand langsam ausstreckte und Anstalten machte, mit dem Fingernagel gegen das Glas zu schnippen, holte Lupin aus und schlug ihm fest und klatschend auf den Handrücken. Der wütende Ausdruck in seiner Miene dabei wurde tatsächlich positiv (zumindest für seine Zwecke) beeinflusst von dem mittlerweile doch sehr gewohnten Bärtchen auf der Oberlippe. Abwehrend die offenen Handflächen hebend, zog Sirius sich zurück, und damit war die Runde eröffnet.

Einen gute Kopf höher aufgeschossen als der Größte von ihnen, legte Remus beide Ellbogen auf den eigenen Oberschenkeln ab und begab sich damit auf das Augenlevel seiner jüngeren Freunde. „Also gut, Jungs,“ fing er an und nahm einen tiefen Atemzug, und sie alle steckten ihre Köpfe näher zusammen, um auch ja nichts zu verpassen. „Wir haben noch gute zwei Wochen, bis es soweit ist.“ Mit beiden Händen deutete er auf den blubbernden Behälter vor ihnen allen auf dem Tischchen. „Der Trank reift so, wie er soll, das heißt, wir sind im Zeitplan und können und sollten nun mit den weiteren Vorbereitungen fortfahren,“ erklärte der Älteste und schaute dabei so ernst jeden einzelnen von ihnen an, dass sie alle schlucken mussten.

Ein bisschen kam er sich schon blöd vor dabei, aber die ganze Mimik seines volljährigen Freundes, die aufgeregte Spannung, die in dem winzigen Raum lag wie ein aufziehendes Gewitter und dieses so präsente Klopfen gegen seinen Mundboden veranlassten James dazu, sich wie ein Schüler zu verhalten, und er hob zaghaft eine Hand. Für einen Moment irritiert, zog Remus eine Braue steil hoch, doch weder Sirius noch Peter schienen das Verhalten des 15jährigen Potter merkwürdig zu finden, also verzog er kurz die Lippe und erteilte ihm mit einer Geste das Wort. „Muss,“ begann James zögerlich, „muss da noch irgendwas zu gegeben werden, oder ...?“ Ob es so fertig war, wollte er wissen, und so wie Black die Zunge herausstreckte, wäre davon wohl niemand begeistert gewesen. Remus schloss für einen verlängerten Lidschlag die Augen und lächelte. „Nur noch eure persönlichen Zutaten.“

Erleichtert wischte Peter sich über die Stirn und gab ein kleines Geräusch von sich, das ähnlich wie „puh“ klang, während Sirius räuspernd die Aufmerksamkeit für sich beanspruchte. „Das heißt, es wird dann genießbarer aussehen?“ wollte er seine offenbar größte Sorge aus dem Weg geräumt haben, und Remus stemmte sich in die eigene Leiste, bevor er grinste. „Kommt ganz drauf an, welches Tier du dir ausgesucht hast, Sirius!“ Davon schien er nicht wirklich beruhigt zu sein, so wie Black sich schnaubend am Kopf kratzte. Aber hatte er eine großartige Wahl? Das hier war immerhin seine Schnapsidee gewesen, und daraus konnte er nun nicht mehr heraus. Nicht nur wegen seines eigenen Granitstolzes, sondern auch wegen all der Arbeit, die Moony in dieses Unterfangen gesteckt hatte. Mochte sein, dass er ihnen nicht erzählte, wie genau er das alles gemacht und beschafft hatte, und woher er überhaupt die Informationen hatte, die dazu notwendig waren, aber eins stand fest: Er hatte dafür ganz schön seinen Hals riskiert, so wie das hier aussah.

Wie zu sich selbst nickend, rieb James sich das Kinn, und Peter zog die Beine auf die Bank, um seine Arme darum zu schlingen. Es wurde jetzt wirklich kalt hier unten in seinen kurzen Hosen. „Also ist alles so weit fertig,“ stellte Potter fest und hob den Blick direkt in Remus' graue Augen, die im flackernden Feuerschein glänzten, wie er zustimmte. „So ist es.“ Die geladene Stille, die sich unter ihnen ausbreitete, wurde nur unterbrochen vom traurigen Huhen einer der vielen Eulen, die sich nun von ihrem hohen Turm erhoben und zur Jagd aufbrachen, und vom Knistern der Scheite und dem knackenden Platzen von Blubberblasen in ihrem veränderten Vielsafttrank.

Genug überlegt. Das musste jetzt gesackt und bei ihnen angekommen sein, entschied Remus und richtete sich wieder auf. „Alles Weitere liegt nun nur noch an gutem Timing und einer Prise Glück,“ erklärte er und drehte sich auf der Bank so weit herum, dass er eines seiner langen Beine darüber schwingen musste, und er griff nach der bisher im Dunkeln gebliebenen Tafel aus dem oberen Klassenzimmer. In seiner runden, fast gemalten Handschrift waren dort mehrere Reihen an Stichworten zusammengefasst, nur auseinander zu halten durch davor angebrachte Zahlen, die sich bei genauerem Hinsehen als Uhrzeiten entpuppten. Der am nächsten Sitzende, James, hatte den besten Blick darauf, und studierte mit einem raschen Überfliegen die Grundzüge des Gerüstes, das in den frühen Abendstunden des 20. September zu beginnen schien.

Während der Jüngste selbst las, erläuterte Remus für ihn und die anderen beiden, was seine kurz niedergelegten Begriffe bedeuten sollten. „Der Plan sieht folgendermaßen aus,“ eröffnete er, zückte seinen Zauberstab und murmelte losgelöst ein leises „Indexum“, wovon augenblicklich eine Art Finger aus Licht aus der Spitze des Erlenholzes schoss. Die weiße Kreide auf dem grünen Grund reflektierte davon besonders gut, und es half ungemein. „Ich bin jetzt volljährig,“ erinnerte Remus erneut und grinste für den Bruchteil einer Sekunde. „Und das bedeutet, dass Madame Pomfrey seit letztem März nicht mehr meine Begleitung auf dem Weg zur Peitschenden Weide ist.“ Noch bevor er das vollends erklärt hatte, hoben James und Sirius wissend die Brauen, und Pete versuchte einfach, irgendwie zu folgen. „Ich kann also gehen und zurückkommen, wann ich möchte.“ Also konnte er einfach ein oder zwei Stunden eher die schützende Einsamkeit seines Versteckes aufsuchen und genau so einfach verspätet in sein Bett im Turmzimmer kriechen. Das verschaffte ihm Zeit, wenn ihnen auch nicht ganz klar war, wofür eigentlich, und was das Ganze mit dem Vollmond zu tun hatte.

„Ich werde also an jenem Samstag die Vorbereitungen treffen und die entsprechenden Zeichnungen anbringen, bis auf die letzten beiden Punkte.“ Mit einem kräftigen Schwung drehte Remus die Tafel herum und präsentierte ihren staunenden Augen zwei magische Bilder, die er offenbar selbst dorthin gezeichnet hatte in unglaublicher Perfektion, und an fünfzackigem Stern und doppelwandigem Kreis war jeweils ein Symbol mit bunter Kreide markiert. Auf genau diese beiden Zeichen deutete nun der leuchtende Finger aus Remus' Zauberstab, und sie erkannten es als einen Pfeil und ein Planetensymbol. Sirius pfiff lautstark durch die Zähne, wovon er sofort einen Klaps von Peter bekam, den er damit erschreckt hatte, und James nickte anerkennend. Er hatte ja keine Ahnung gehabt, was Moony da wirklich geleistet hatte.

Ein winziges Lächeln huschte über Remus' Gesicht, und er räusperte sich, bevor er fortfuhr. „Diese Ritualbilder werde ich temporär versiegeln und mit Teppich und Möbeln verbergen.“ Die Tafel wieder zurückschwingend, hatte man fast das Gefühl, er wolle ihnen keinen allzu langen Blick auf diese Wunderwerke an Zeichenkunst gewähren, und James zwinkerte Sirius zu, sobald er die Gelegenheit dazu hatte. Typisch Remus! Sich bloß nicht in die Karten gucken lassen, es spannend machen bis zum Schluss, als wäre das hier ein Theaterstück. Wo er und Sirius die Hauptdarsteller waren, da machte Pete den Bühnenbauer, und Remus war der Autor.

„Und nun,“ nutzte er statt des Zauberstabs den eigenen Zeigefinger, um jeden einzelnen von ihnen direkt anzusprechen, „kommt ihr ins Spiel!“ Und das Leuchten berührte eine dick unterstrichene römische 23. Herumrutschend kamen sie alle näher, wollten ganz genau lesen und verstehen, was ihre Aufgabe war und wie sie sich zu verhalten hatten. Sie hatten nur einen Versuch. Einen zweiten würde es nicht geben. Es konnte so viel schief gehen dabei. Selbst Pettigrew begriff, wie ernst die Situation eigentlich war, und besonders unruhig davon biss er sich auf die Lippen, und seine Augen huschten groß und weit von einem zum anderen. Ja, OK, er hatte das mit der Laterne in Verwandlung hingekriegt, aber trotzdem ... Er wollte die Jungs auf keinen Fall hängenlassen. Sie brauchten ihn jetzt, egal, wie viel Angst er hatte, oder wie wenig er sich der Sache gewappnet fühlte. Keine Wahl.

Die Finger fest ineinander verhakend, als wolle er beten, kniff Sirius die Lider zusammen, um den ersten Satz entziffern zu können, und noch bevor Remus entsprechend den Kopf schief gelegt hatte, grinste er verlegen. „Keine Panik, Moony!“ schwor er und bekreuzigte sich wie ein guter Anglikaner, und auch James konnte es sich nicht verkneifen, die Zähne zu zeigen. „Wir versprechen's, Remus, wir landen nicht im Nachsitzen an dem Abend!“ Wenig überzeugt davon zog Lupin eine Braue steil nach oben und verzog den Mund so stark, dass sein Bärtchen sich im 45°-Winkel einknickte. Das glaubte er erst, wenn er's sah. Allerdings war es auch egal, er hatte schon dafür gesorgt, dass auch in einem solchen Falle alles glatt gehen würde.

Tief einatmend übersprang er also diesen Punkt und wandte sich dem exakten Zeitplan zu. „Um Punkt Mitternacht sollten wir vom Turmzimmer aus aufbrechen,“ deutete er auf den Tarnumhang gleich neben James' Bein, und Potter tätschelte das gute Stück liebevoll. Ein essentieller Bestandteil dieser Operation, und sie alle nickten. „Über die üblichen Geheimgänge,“ der leuchtende Finger fuhr Stichwörter auf der Tafel ab – Wandteppich 7. Stock, gewundene Treppe, Eingangshalle, Stiege, „gelangen wir hierher, wo wir die Transportbox aufsammeln.“ Die Hand um das eigene Gelenk rotieren lassend, nickte Sirius begreifend, wie er auf die Auflistung zeigte. „Und dann laufen wir über die Stiege aus dem Schloss und in den Wald!“ stellte er ganz richtig fest, worauf Remus nur bestimmt nickte. „Im Schutz der Bäume wird es leichter sein, mein angepeiltes Ziel zu erreichen.“

Nachdenkliche Stille senkte sich über die Runde der vier Rumtreiber, während sie alle gleichzeitig noch nickten, und Remus beobachtete seine Freunde ganz genau. Es war mehr als überlebensnotwendig, dass sie sich diese Schritte bewusst machten, dass ihnen tatsächlich klar war, auf was sie sich da einließen. Der Ablauf musste sitzen, sie hatten nicht viel Zeit zu vertrödeln. Wenn seine Berechnungen stimmten, würden sie etwa 35 bis 40 Minuten brauchen, bis sie durch den unterirdischen Gang gelaufen waren, und dann hätte er weitere 80 Minuten Zeit, um sich den restlichen, kurzfristig zu erledigenden Vorbereitungen zu widmen. Es war so viel zu beachten.

Peter kaute auf seinen Fingernägeln herum und schielte dabei halb in die Flammen ihres kleinen Feuerchens und halb auf den erdigen Boden, auf dem einer seiner Füße im Dreck scharrte, während der Linke auf der Bank stand, das Knie eng an seine Brust gezogen. Woran er dachte, was ihm die meisten Sorgen machte, war nicht zu erkennen. Dagegen Sirius hatte sich bereits aufgerichtet, und die dunklen Regenbogenhäute seiner Augen suchten tief in Gedanken die Decke ab, als könne er dort bereits sehen, wie es sich zutragen würde, als ginge er bereits jeden einzelnen Schritt durch, so weit er sie alle schon kannte. Und James runzelte die Stirn und nickte erneut, bevor er seine so lange gehegten Fragen stellte. Jetzt war der richtige Zeitpunkt dafür.

„Was passiert, wenn wir uns verspäten?“ wollte er wissen und schaute Remus fragend an, der sich augenblicklich fest auf die Lippe biss und den Kopf schüttelte. „Diese Option besteht nicht. Es muss in der Nacht vom 23. auf den 24. September zwischen 3:10 und 4:10 geschehen, oder gar nicht.“ Mit einer raschen Kopfbewegung, die seine nun kurzen Locken fliegen ließ, wandte sich auch Black ihm zu, und Peter knirschte mit den übergroßen Zähnen. „Wieso gerade dann?“ quietschte er so hoch, dass man es kaum hören konnte. Zu einer Erklärung ansetzend, hob Remus eine gestikulierende Hand, überlegte kurz, wie er das am besten verständlich machen konnte. „Wir haben das Talent,“ behauptete er und suchte sich mit einem tiefen Blick Bestätigung bei seinen Kameraden.

Die bekam er offensichtlich, und so machte er weiter auf diesem Weg. „Was uns fehlt, ist etwas, was wir durch Alter erreichen könnten: Kraft und Stärke in unseren Zaubern,“ erinnerte er sie daran, was sie in den elementarsten Stunden in Zauberkunst gelernt hatten, und zustimmend kippten Pettigrew, Potter und Black das Kinn auf die Brust. „Deshalb habe ich außer den Zeichnungen, die ihr gesehen habt,“ Remus tippte mit der wirklichen Spitze seines Zauberstabs gegen die umgedrehte Tafel, dass es klackte, „entsprechende Fokussierungsvorrichtungen und Räucherwerk gewählt. Und ich habe euch die Bündelungszauber gezeigt.“ Automatisch fast konnten sie alle die Inkantation in ihrem Kopf hören, und ihre Hände führten die passende Bewegung so antrainiert aus, dass sie sich dagegen nicht wehren konnten. „Und du glaubst, das reicht trotzdem nicht?“ begriff Sirius.

Remus schnaubte und beugte sich vor, stützte erneut die Ellbogen auf seinen Oberschenkeln ab und legte die Hände zusammen. „Es muss in der Stunde des Saturn geschehen, wenn der Mond im Widder aufgeht.“ So langsam dämmerte seinen Freunden, aus wie vielen ihrer Fächer Moony sich hatte bedienen müssen, um dieses Wahnsinnswerk zusammen zu stellen. Er saß nur da, so wie eh und je, wie sie ihn nicht anders kannten, und nur für einen winzigen Moment lief James wieder dieser eisigkalte Schauer den Rücken herunter. Was nur wenn ... Ja, was wenn ... Remus auf der falschen Seite. Ein grauenerregender Gedanke. Aber vielleicht war es bloß die kühle Nachtluft, die durch das undichte Fenster dort oben über ihren Köpfen herein sickerte, während ein Stern nach dem anderen am samtblauen Himmel entzündet wurde.

„Und das wird zu diesem Zeitpunkt sein,“ stellte Sirius fest, solange Potter in seinen eigenen Hirnwindungen verloren schien, und Remus nickte erneut mit fest zusammen gepressten Lippen. „Das ist die erfolgversprechende Konstellation, ja,“ bestätigte er noch einmal, bevor er seufzte und sich eine Hand in die Leiste stemmte. „Tja, aber all das wird euch nichts nützen!“ Peter fiel fast von der Bank herunter, wie er das sagte, und die steile Falte zwischen Blacks Brauen zeugte von konfuser Verwirrung und einem Hauch erzürnter Enttäuschung. Aber James lächelte schon und bekam ein Zwinkern dafür, wie Remus sich herumdrehte, der Tafel einen neuen Klaps gab und sie herum schwingen ließ. „Ohne das hier!“ Ein kurzer Wisch mit dem Zauberstab, und die exakten und kunstvollen Zeichnungen verschwammen, ersetzt durch einen 18-silbigen Zauberspruch. Und ihnen fielen vor Entsetzen die Kiefer herunter.

Es war nicht die Länge. Es war nicht mal die darunter verzeichnete, komplexe Bewegung, die dazu gehörte, um den Spruch richtig herausbringen zu können. Nein, es waren die Worte, diese vollkommen sinnlose Aneinanderreihung von Konsonanten und seltenen Vokalen, manche der dort abgebildeten Wortteile besaßen nicht ein einziges davon, und dass es sich überhaupt um einen Satz handelte, erkannte man nur an dem dicken Punkt und den zwei Kommata, die Remus dazwischen gesetzt hatte. „Was bei Merlins dreckigen Unterhosen soll das sein?“ konnte Sirius es nicht fassen und schwenkte einen Arm aus wie ein Ansager auf einer Schafauktion. Damit hatte er offenbar Moony das entscheidende Stichwort gegeben, um seinen Parademoment zu eröffnen.

„Merlin, Sirius! Du sagst es!“ schnippte er mit den Fingern und streckte die langen Beine aus, kreuzte die Knöchel und schnalzte mit der Zunge, während James das eigene Kinn in eine Hand nahm und Pettigrew fast die Augen aus dem Kopf fielen bei dem simplen Versuch, den angeschriebenen Zauber überhaupt zu lesen. „Was?“ raffte Black natürlich nicht, und das Schmunzeln in Remus' Gesicht war das eines Muggelillusionisten, der einen wunderbaren Trick gezeigt hatte, den niemand zu erraten in der Lage war. Sich die linke Hand in die Achsel schiebend nickte Moony. „Merlin!“ wiederholte er, und Potter stöhnte auf, hatte es verstanden.

Mit dem Zauberstab gegen die untersten Worte tippend, enthüllte Remus nun das Kernstück seiner Arbeit und den eigentlichen Animagus-Zauber. „Die Magie, mit der wir es hier zu tun haben, dieses Ritual, Sirius, ist uralt. Schon Schamanen in der Steinzeit haben es durchgeführt!“ Ewig hätte er ihm jetzt berichten können von Höhlenmalereien in Südfrankreich oder den Geschichten über die Wolfsmänner von Sibirien, den großen Panther im Amazonas, der bei Tag zum Menschen wurde, aber das hätte zu weit geführt (und definitiv die Aufmerksamkeitsspanne von mindestens zwei seiner Zuhörer überschritten). „Aber die jüngste Form davon, die uns bekannt ist, stammt aus der Zeit von Merlin, dem Großen,“ beließ er es also dabei, und er brauchte den Gedanken nicht zu beenden.

„Und ist deshalb in Goidelisch verfasst!“ brummte James kopfschüttelnd und rieb sich mit den Fingerbeeren beider Hände fest die schwitzig gewordene Stirn. Laut mit dem Erlenholz auf ein unaussprechliches Wort – Ysbrydion – schlagend, stampfte Remus mit dem Fuß auf. „Exakt!“ lobte er und klopfte Potter auf die Schulter. „Oh Sch ...“ murmelte Peter nur, und der Rest seines Ausbruchs ging unter, weil er den Kopf so zwischen die Knie legte, wie man es bei einem Flugzeugabsturz tat. Vollkommen sprachlos stierte Sirius auf das Kauderwelsch an der Tafel und konnte es nicht fassen, was er da sagen sollte, dass man das überhaupt irgendwie sagen konnte, was da geschrieben stand. Er hatte mal jemanden modernes Gälisch sprechen gehört, und er kannte die Ortsschilder auf der Isle of Man, aber das hier war älter, ursprünglicher, und niemand heutzutage verwandte diese Sprache überhaupt noch!

Na, die wollten sich doch jetzt nicht anstellen wegen ein paar Brocken Goidelisch, oder etwa doch? Ungeduldig schnaufend warf Remus beide Hände von sich. „Ihr müsst es einfach auswendig lernen,“ erläuterte er den einfachsten Weg, und während James sich schon daran versuchte, quiekste Peter und schüttelte schon wieder den Kopf. „Wie denn, Remus?“ wollte Sirius wissen und schaute ganz verzweifelt drein. „Ich kann es ja nicht einmal lesen!“ Und er hing seinen Blick an einem Wort auf und öffnete den Mund, um es irgendwie zu formen. „Anifeil, Anif ... keine Ahnung!“ schlug er sich mit beiden Händen auf die Oberschenkel.

„Anifail.“ sagte James so klar und deutlich, als habe er soeben nach einem Ei verlangt, und augenblicklich verstummte Pettigrews panisches Geschnatter, Blacks hilfloses Piepsen und Lupins krampfhaftes Glucksen. Den Kopf langsam schüttelnd, formte Potter jedes einzelne Wort mit dem Mund, fuhr dabei mit der einen Hand darüber und brachte schließlich den ganzen Satz heraus. „Es ist ganz leicht, es ist bloß ungewohnt!“ wandte er sich so hastig herum, dass sein wirrer Haarschopf flog, und dabei strahlte er über das ganze Gesicht. Zufrieden und beruhigt nickte Remus und griff in den kleinen Stapel an Papieren direkt vor sich auf dem Tisch.

Leer schienen sie zu sein, doch auf ein kurzes Berühren mit dem Zauberstab erschienen die gleichen, seltsam buchstabierten Worte darauf, wie sie jetzt an der Tafel standen, komplett mit den entsprechenden Bewegungen und einer umgeformten Lautschrift. „Ein Conspecta-Inconspecta-Zauber, die Passwörter sind noch frei,“ erklärte er, wieso er sich traute, einen so verräterischen Spruch einfach auf Papier zu bannen und jedem von ihnen zum Auswendig-Lernen mitzugeben. Sie alle nahmen einen Fetzen Pergament entgegen und glotzten auf den druidischen Zauber, und während Remus sie ermahnte „ihr habt zwei Wochen!“, tippte James bereits auf seines und verpasste ihm einen unmöglich zu knackenden Schutz. Jedenfalls fand er, es wäre so.

Noch die Nase hin und her bewegend, tat Sirius das selbe, faltete das Pergament zusammen und ließ es in seiner Tasche verschwinden, und während Pettigrew es sich so nah vor die Augen hielt, dass er es eigentlich hätte durch seinen Schädel hindurch ziehen können müssen, wandte Remus sich dem letzten Punkt des heutigen Abends zu. Daran würden sie nun genug zu kauen haben. Zum Abschluss noch etwas Leichtes, etwas Spannendes und Schönes und dann hinauf ins Bett. Das war auch für ihn eine anstrengende Zeit, und der Vollmond stand bald ins Haus. Er selbst hatte noch eine ganz andere Aufgabe zu bewältigen, mit der er seine Freunde nicht belasten wollte. Madame Pomfrey musste ihm einen zweiten Stärketrank brauen, sonst wusste er nicht, ob er stark genug sein würde für diese kraftraubende Prozedur, und es würde nicht leicht sein, sie im Voraus dazu zu überreden. Egal jetzt.

„Eins fehlt also nicht,“ lächelte Moony so typisch für ihn, so schüchtern schief und gleichzeitig irgendetwas verbergend, dass selbst über Peters Gesicht für einen Moment so etwas wie misstrauisches Zweifeln huschte. Doch dann war es wieder vorbei, und sie richteten sich auf und hörten ihrem Instrukteur zu. Sich die Hände reibend, rückte Remus etwas zurecht, um James direkt ansehen zu können. „Du zuerst. Hast du was?“ Sie begriffen es, und ihre Mienen hellten sich rasch auf wie die funkelnden Sterne da draußen am Nachthimmel, und Potter nickte augenblicklich heftig und griff sich in die Brusttasche. Ohne ein Wort zu sagen, hielt er einen winzigen Lederbeutel hoch, und Remus öffnete die Hand, damit er den Inhalt darauf fallen lassen konnte.

Ein klitzekleines, dunkelgraues Stückchen plumpste geräuschlos auf die lange, weniger breite Hand mit den dicht zusammen gewachsenen Mittel- und Ringfingern und dem weit abstehenden Fünften, und Remus drehte es rasch mit dem Daumen herum und grinste ihn an. Sich aufstemmend, lehnte Sirius sich über seine Schulter und wollte auch sehen, was das war, aber Peter traute sich nicht näher heran, weil der Tisch dazwischen stand, und darauf thronte der Kolben mit dem kostbaren, blubbernden Gebräu. „Und du bist dir sicher?“ wollte Remus wissen, von James' breitem Grinsen bereits bestätigt. „Cervus elaphus!“ brüstete sich Potter und schlug sich mit der Faust auf die Brust. „Jedenfalls hat das der Jäger gesagt, mit dem mein Vater befreundet ist, bevor ich das Stück aus dem Geweih seiner Trophäe gebrochen habe!“

Kichern brach aus unter den vier Jungen, und Sirius Black fiel wieder auf seinen Sitzplatz zurück, während Peter noch den Kopf schüttelte, halb vor Stolz, halb vor Beschämtheit über so viel Dreistigkeit seines jüngsten Freundes, aber Remus langte nur schnell nach einer der leeren Phiolen und versenkte James' mitgebrachten Schatz darin, bevor er mit dem geschliffenen Glaskorken versiegelte.

Die Spezialfeder beschriftete rasch – Cervus elaphus Potterus – und James lachte davon, während Black schon sein eigenes Scherflein aus der Innentasche seiner Robe zog. „Und was haben wir hier?“ fragte Remus, streckte die Hand aus und nahm ein dunkles Bündel an Haaren entgegen, das genau so gut einfach von Sirius' eigenem Kopf hätte stammen können. Mangels eines wunderbaren wissenschaftlichen Namens, aber mit mindestens genau so viel Gusto warf Black sein ganzes Gewicht an Irrsinn in die Waagschale und drückte den Rücken durch. „Straßenköterus nachbaria!“ verkündete er, und das Lachen schallte von den engen Wänden des winzigen Wachraumes wider, wie seine Freunde sofort nicht mehr an sich halten konnten.

Es dauerte ein paar Herzschläge, bis sie wieder zu sich kamen, Remus sich die Tränen mit dem Ärmel abwischte und James die fettigen Fingerabdrücke von seiner Brille putzte. „Da sind noch Wurzeln dran, Sirius!“ bemerkte Moony fast angeekelt und musste schon wieder fürchterlich lachen. „Was hast du mit dem armen Vieh gemacht?“
Ein bisschen verlegen – aber nur ein winziges Bisschen, wirklich – zuckte Black mit den Achseln und schürzte die Lippe. „Och,“ machte er und rollte mit den Augen. „Ich hab' einfach im Park auf ihn gewartet und dann ...“ Er vollführte eine Bewegung, als wolle er jetzt in diesem Moment von der Bank herunter und im Sturzflug auf Remus' Rücken hüpfen, und das reichte endgültig. Peter brüllte vor Lachen und legte sich flach auf das Brett, auf dem er gesessen hatte, damit er nicht herunter fiel, und James prügelte mit der Faust auf die oberste Ablage des Regals zu seiner Linken ein, während Remus eine Art „wah!“ von sich gab und sich genau so lebhaft wie die anderen vorstellen konnte, wie Sirius Orion Black, Stammhalter einer noblen Zaubererdynastie, wie ein Berserker auf den Rücken eines riesigen Hundes sprang, um ihm ein paar Haare auszureißen.

Unglaublich! Aber Beweise brauchte dafür niemand. Auch diese letzte Zutat rasch verkorkend, sorgte Remus Lupin für die entsprechende Beschriftung (und der Federkiel verewigte ganz von selbst darauf die Worte Wolfshund Black) und wandte sich endlich an den Letzten von ihnen. „Was hast du, Pete?“ Und noch bevor er ihm zugenickt hatte, wusste nicht nur er, sondern auch Sirius und James, dass hier nun ihr Problem auftauchte. Sich sofort wieder fest auf die Lippe beißend, dass es blutete, stopfte Pettigrew sich einen Daumennagel zwischen die Zähne. „Du hast doch was, oder, Pete?“ erkundigte sich Black noch einmal sicherheitshalber, aber peinlich berührt kicherte der pummelige 15jährige nur und zuckte die Schultern.

Einander verstohlene Blicke zuwerfend, unterdrückten sie das Seufzen und die passenden Bewegungen, aber sie mussten es ihm sagen. Sich über den Tisch lehnend, runzelte Remus besorgt die Stirn. „Hör' mal, Peter, du weißt, dass es nur noch zwei Wochen sind,“ machte er ihn ein letztes Mal aufmerksam, worauf Pettigrew gleich heftig nickte. „Ja ja, weiß ich, weiß ich!“ druckste er herum und duckte sich dabei mehrfach. „Aber es ist etwas schwierig,“ musste er gestehen. Oh, das war ihm so unangenehm! Sie alle hatten etwas, sie setzten auf ihn, und es hatte immer noch nicht geklappt! Er schämte sich, oh ja, er schämte sich fürchterlich und wäre am liebsten jetzt auf der Stelle geplatzt. Aber statt ihn anzuschreien oder zu nerven, beugte sich der am nächsten bei ihm sitzende Sirius zu ihm herüber und berührte seinen Oberarm, so freundschaftlich wie immer.

„Hey, wenn du Schwierigkeiten hast, sag's uns einfach, ok? Dann helfen wir dir,“ schlug er vor und schaute ihm von unten her ins Gesicht, wo er seine Augen zu verstecken versuchte. Das war schon komisch. Die ganze Zeit hatte er es für wirklich kompliziert gehalten, und ein paar seiner Versuche waren gründlich schief gegangen. Und trotzdem half das immer wieder. Erleichtert hob Peter den Kopf und nickte, jetzt wieder zuversichtlicher lächelnd. „Das mach' ich,“ versprach er und freute sich erst recht über die ebenfalls entspannten Mienen von James und Remus. Er wollte es allein schaffen, und das würde er auch.
Outstanding, Mr. Pettigrew, oder etwa nicht? Quieksend baumelte er mit den Beinen und stützte sich rechts und links von sich auf der Bank ab. Er hatte auch schon eine Idee, wie er es machen würde.

Die beiden bereits beschrifteten Fläschchen vorsichtig in entsprechenden Halterungen in der Bobbin'schen Transportbox verstauend, nickte Remus, und James schlug mit der flachen Hand auf die Bank zwischen sich und Lupin. „Dann wäre alles geklärt?“ wollte er noch einmal wissen, und alle stimmten mit brummenden Geräuschen zu. Der Vielsafttrank verschwand wieder in seinem Schutzgefäß, und gemeinsam verriegelten sie die Verschlüsse mit Hilfe von abgewandelten Colloportus-Zaubern, hoben sie zurück an ihren nun angestammten Platz im Schatten unter den Fenstern und löschten das Feuer, ohne den geringsten Schwadenfetzen von Rauch zurück zu lassen.

Wortlos nun, leise und in innerstem Einklang, schlüpften die vier Rumtreiber unter den Tarnumhang und schlichen hinaus auf den Korridor, die Marmortreppen hinauf und über die geheimen Gänge bis in den Turm von Gryffindor, und dort würden sie träumen heute Nacht. Träumen davon, wie es sein würde, zu viert, dort draußen, wenn der Mond am Himmel stand und leuchtete wie eine Mitternachtssonne in silbernem Licht.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 4. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ein so bewegendes Gefühl hatte ich nie zuvor erlebt, wenn es um das Schreiben ging.
Joanne K. Rowling