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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Monsieur Menjou läßt grüßen

von Teekon

Endlich war es soweit! Endlich vorbei die Warterei, die vielen Wochen, die Langeweile, das Grübeln! Der Bahnsteig 9 ¾ quoll fast über vor Hexen und Zauberern und ihren Kindern in allen Altersklassen, wie jedes Jahr am 1. September, und der Lärmpegel war einfach nur ohrenbetäubend. Dass King's Cross Station so viele Gepäckkulis überhaupt zur Verfügung hatte, darüber wunderte man sich jedes Mal wieder.

Vollgestopft mit Schrankkoffern und übergroßen Schalentrolleys, Seesäcken und dutzenden Kisten und Kasten und dazu noch hoch gestapelten Käfigen von irgendwelchen armen Viechern, die diese grässliche Reise im hinteren Wagon überstehen mussten, schob sich einer dieser Karren nach dem anderen aus der Barriere hinaus und durch die drängelnde Masse.

So viel Kram hatte Remus Lupin nicht dabei. Ein erwachsener Mann müsse seine Sachen nicht nur selbst packen, sondern brauche auch nicht so viel, hatte er behauptet und sich auf sein Zimmer zurückgezogen. Dass ihm nun gut ein halbes Dutzend Hemden, zwei Hosen und die zweite Sommerrobe fehlte, würde niemand merken. Er hatte sie gut verstaut in einer der alten Spielzeugkisten unter seinem Bett. Denn in seinem Koffer, ganz unten, sorgfältig verschlossen und nach Anweisung von Mr. Bobbin persönlich befüllt, ruhte die patentierte Transportkiste mit durchziehendem, alteriertem Vielsafttrank.

Nicht mehr lange jetzt, bis er mit dieser heißen Ware im Gepäck außerhalb der Reichweite seiner Eltern sein würde, die Arm in Arm hinter ihm her schlenderten und dabei alte Geschichten von früher aufwärmten. Isabel Lupin kicherte davon fürchterlich und musste sich eine ihrer zierlichen Hände vor das Gesicht halten, während John mit stolzgeschwellter Brust an seinen Hosenträgern zog und breit grinste. Keine Ahnung, worum es da ging. Und das wollte man als Sohn wahrscheinlich sowieso nicht so richtig wissen. Mit den Augen rollend, schob Remus seinen Kuli etwas fester und rammte irgendein Kind in die Hacken, aber das bekam er nicht mit, weil er angestrengt die vielen Menschen suchend beäugte.

Noch bevor er einen von ihnen gefunden hatte, entdeckten ihn gleich Zwei auf einmal, denn Peter und James waren schon in der großen Wartehalle draußen zwischen all den Muggeln aufeinander gestoßen. Während Potter mit ausgestrecktem Arm heftigst winkte wie ein Signalgeber der Royal Navy, pfiff Pettigrew lautstark auf den Zähnen, sowieso wegen seiner Größe vollkommen verdeckt von Köpfen, Oberkörpern und Armen irgendwelcher anderer Leute. „Hey, Remus!“ schrie James gegen das laute Brabbeln und Reden der Menge an, und sofort hob Lupin beide Brauen, und sein Gesicht fing zu strahlen an. Da waren sie!

Einen Gruß zu den beiden 15jährigen Jungen herüber rufend, beschleunigte er seinen Schritt noch etwas mehr und war so schnell bei ihnen, es grenzte an ein Wunder, dass er niemanden überfahren oder gegen den Zug geknockt hatte. Zufrieden johlend, schlug Peter bei ihm ein, während James gleichzeitig einen Arm um diesen Riesenkerl schlang und ihn fest drückend auf sein Schulterblatt schlug. Ihn so weit zu sich herunter ziehend, dass Remus sich schräg über seinen Koffer beugen musste, flüsterte er ihm rasch ins Ohr: „Sirius ist schon drin und hält uns Plätze frei!“ Na klar, er hatte nicht hier draußen von seinen Eltern gesehen werden wollen, wie er sich gleich wieder mit dem schlechten Umgang abgab. Und der zweiseitige Spiegel hatte ihn die entsprechende Botschaft überbringen lassen.

Das zwinkernde Grinsen in Remus' Gesicht hatte einen winzigen wehmütigen Touch, doch den bemerkte ob der Wiedersehensfreude niemand. Ja klar, Sirius würde ihnen ein ganzes Abteil freiboxen, wenn es sein musste, auch wenn sich eh niemand trauen würde, bei dem grimmigen Lockenkopf einen Sitz zu beanspruchen. Aber er würde nicht so lange bei ihnen bleiben können, wie er gerne wollte, denn er war jetzt ein Präfekt, und er musste nach vorne und seiner Einsatzbesprechung beiwohnen. Zu blöd das. Doch nicht jetzt, er hatte andere Sachen im Kopf. Er musste sich von seinen Eltern verabschieden, und er hatte so viel zu erzählen, genau wie die anderen drei Rumtreiber sicher auch.

Charlus Potter stützte sich mit beiden Fäusten auf dem obersten Koffer seines einzigen Sohnes ab und strahlte fast genau wie dieser, als würde er ebenfalls mitfahren und ihre Schandtaten mit ihnen begehen, ebenso jugendlich wie man ihn eh und je gewohnt war, und dennoch erschrak Remus fast, wie er ihn nicht mehr nur aus dem Augenwinkel, sondern direkt betrachtete. James' Vater war sehr grau geworden über das vergangene Jahr, fiel ihm als Erstes auf, nicht mehr viel übrig von dem Tiefschwarz, das auch sein Sohn auf dem Kopf trug. Und neue Fältchen waren da an seinen Augenrändern und auf der Stirn, die Wangen etwas eingefallener als früher. Nun ja, Mr. Potter war eben nicht ein so junger Vater, wie es John Lupin war. „Charlus!“ rief Remus' alter Herr schon aus und gab ihm schwungvoll die Hand, und Isabel bekam einen eleganten Handkuss, aber die Kinder waren schon vergessen.

Auf der anderen Seite der kleinen Versammlung nestelte Mrs. Pettigrew an ihrer mit einem altmodischen Blümchenmuster bestickten Handtasche herum und schaute sich sehr nervös um. Ein Fels in der Brandung, auch und gerade wegen ihrer immer gleichmütigen Panik in Gegenwart von so vielen fremden Leute war sie, die Gute, und Peter würde erst ruhiger werden, wenn sie im Zug und die Türen zu waren. Die Anwesenheit seiner Mutter bescherte ihn grundsätzlich mit dem immerwährenden Ausdruck einer Maus im Scheinwerferlicht, und dass er das selbst nicht sonderlich gut vertrug, war ebenso klar.
Sich vom Ältesten seiner drei Freunde lösend, richtete James sich wieder auf und wollte am liebsten fluchen, weil Remus jetzt einen halben Kopf größer war als er und es ihm nicht so vorkam, als könne er das noch großartig aufholen. Die Potters waren nicht solche Riesen. Und überhaupt, was ...

Ganz irritiert stierte James den langen Kerl in seinen erstaunlich gut sitzenden Muggeljeans und dem einfachen, dunkelbraunen T-Shirt mit senfgelben Bündchen an Ärmeln und Kragen an und musste den Kopf schütteln. Irgendwas ... stimmte da nicht, aber er konnte es nicht ganz fassen. Die Zunge so lose von innen gegen die Lippen schiebend, sah er aus, als würde er jeden Augenblick an dem dicken Muskel ersticken, und Remus fragte sich, ob ihn vielleicht unbemerkt eine Biene gestochen hatte.

An sich herunter schauend, breitete der junge Mr. Lupin die Arme aus und zuckte die Achseln. „Ist was?“ fragte er, suchte fieberhaft nach irgendwelchen Flecken von Mutters Sandwich-Mayonnaise oder einem grässlichen Käfer, der irgendwo auf ihm saß, aber da war nichts. Wie aus einem Traum aufgewacht, schloss James kurz die Augen und schüttelte sich durch. „Nein. Nein, nichts,“ meinte er, klang aber wenig überzeugt davon, und als er sich zur Seite wandte, um seinem Vater „auf Wiedersehen“ zu sagen, schielte er immer noch ganz durcheinander zu Moony herüber. Komisch, das.

Pete sagte nichts und guckte nicht blöd, also konnte es schon nicht so schlimm sein, befanden der Älteste und der Jüngste unabhängig von einander und zuckten innerlich mit den Schultern, bevor sie sich ihren Eltern gänzlich widmeten und sich unter Umarmungen und viel zu vielen Küssen verabschiedeten. Mrs. Pettigrew nahm das rundliche Gesicht ihres Sohnes in beide Hände und knutschte ihn mitten auf die Nase, was Pete so peinlich war, dass er sich am liebsten ein Bein ausgerissen und wie Rumpelstilzchen im Erdboden verschwunden wäre. Ohne Zweifel bestand eine gewisse Ähnlichkeit, aber weder er noch James kannten Muggelmärchen, und deshalb grinste nur Remus.

Der große Zeiger der Uhr, die direkt neben dem Schild mit der Gleisnummer hing, bewegte sich unaufhörlich näher auf die 12 zu, und es wurde wirklich Zeit. „Bis Weihnachten, Jungs!“ rief Mr. Potter, und Isabel Lupin tippte ihrem erwachsenen Sohn auf sein Brustbein in einem stillen, privaten Morsecode, und er zwinkerte ihr zu und lächelte so göttlich, dass sie gleich wieder seufzte. „Mach' keine Dummheiten, Remus John, hörst du?“ bat sie ihn ein letztes Mal und wusste genau, dass es auf vollkommen taube Ohren stoßen würde. Ein Schulterklopfen seines Vaters noch, ein halbherziges „mach ich doch nie, Ma!“ und dann schwang er sich hinter dem erleichtert schnaufenden Peter in den Zug. Wenn die wüsste ... Die Schlimmsten von allen in diesem Jahr! Für einen winzigen Moment war da sowas wie Reue ganz tief drin in seinem Bauch, aber dann schlug er es aus. So furchtbar war das jetzt auch wieder nicht.

Im Gang war es schrecklich voll, wie immer, denn jeder wollte einen Platz am Fenster ergattern, um der Familie, den Eltern und jüngeren Geschwistern zu winken, die zurückblieben auf dem Bahnsteig von King's Cross. Die taten wieder alle so, als würden sie keine Post bekommen oder würden nie wieder heimkehren. Den Kopf schüttelnd, pustete James sich eine Strähne seines unwirschen Haares aus der Stirn, schob einen hüpfenden Erstklässler beiseite, der das nicht einmal mitbekam, sondern einfach fröhlich kreischend weiter hopste, und machte sich auf den Weg zu dem Abteil, in dem er Sirius Black vermutete.

„Ich warne Euch, er sieht grauenvoll aus!“ berichtete Potter schon mal über die Schulter, während er seinen Koffer halb auf den Fußrücken vor sich her bugsierte und mit den Knien vorwärts trieb. Viel zu sehr mit seinem eigenen schweren Zeug beschäftigt, gab Peter nur ein quietschendes Geräusch von sich, und Remus zog die Lippe so komisch hoch, dass James wieder hingucken musste und deshalb fast Lily Evans umgebrezelt hätte. Aaaah, Mann, was sah denn daran so seltsam aus, wieso war das anomal?! Und wieso musste diese ... Frau ... verdammt ... auf dem Gang rumstehen ... Aus seiner eigenen Frage im Kopf wurde ein Wortsalat.

Seufzend und schon genervt die Augen verdrehend, sackten Lilys Schultern ineinander. „James Potter,“ sagte sie nur und klang dabei ganz ähnlich wie die McGonagall, nur dass die niemals und unter keinen Umständen einen Schüler beim Vornamen nannte. „Wieso hab' ich sowas erwartet?“ rollte sie den Kopf in seine Richtung und starrte ihn für einen Augenblick eindringlich an, aber während er noch den Mund auf und zu machte wie ein Fisch und sich total bescheuert vorkam, zauberte die talentierteste junge Hexe des Jahrgangs ein grandioses Feuerwerk aus Lächeln auf ihr Gesicht. Natürlich. Das war nicht für ihn.

Eine ganz andere Körperhaltung nahm sie ein, wie sie quieksend winkte und „hi, Remus!“ flötete, und James hätte schwören können, dass sie für eine Millisekunde ebenso die Braue hochzog wie er vorhin. Hey, sie sah das auch! Remus sah komisch aus! Sie hatte das auch gesehen, sie ... Er wollte sie so gern danach fragen, aber dieses Geräusch da in seinem Rücken hielt ihn sogar davon ab zu atmen. Sprechen wollte er das nicht nennen, was da aus Moonys Kehle kam, weil er merkwürdig weich brummte. Ihgitt, Gänsehaut! „Hallo, Lily.“ Wieso zum Teufel konnte sie so unglaublich süß nicht lachen, wenn er ihr aus Versehen die Kante seines Koffers in die Fersen rammte? OK, das war eine komplett rhetorische und strunzdumme Frage, die selbst Peter hätte beantworten können. Scheiße.

Wenigstens der hatte tatsächlich noch seine fünf Murmeln beisammen und grunzte ungeduldig, wie er James von hinten drängte und seinen Seesack gegen den unteren Rücken seines Vordermannes schubste. Melodisch murmelnd gab er etwas von sich, das „beweg dich“ in Beethoven hätte heißen können, und endlich wachte Potter wieder auf und räusperte sich. „Äh, sorry, Evans!“ grinste er von einem Ohr zum anderen, so unglaublich bescheuert, dass er sich am liebsten geohrfeigt hätte, aber er konnte es einfach nicht unterdrücken! Es kam so raus, was er da fühlte, und nicht anders, und ihm schoss schon Röte ins Gesicht, bevor er überhaupt begriff, wie das für sie aussehen musste. „Rutscht du mal mit deinem zarten Hintern rüber, damit wir hier durch ...?“ beendete er diesen sagenhaft ätzenden Spruch mit einer wischenden Geste. Hallo? Erde an Potter? Wo holte man hier sein Hirn wieder ab? Merlin ...

Lilys Gesichtsausdruck war nicht nur versteinert, sondern einmalig. Ihre vollen, rosigen Lippen standen einen Finger breit auseinander, und ihre mandelförmig grünen Augen zuckten nicht in der kleinsten Bewegung, wie sie James anglotzte und einfach nicht fassen konnte, dass er es tatsächlich wagte und ihr auf eben den gerade genannten Körperteil starrte. „Könntest du das lassen?“ fragte sie übertrieben freundlich und machte einen geschickt gedrehten Schritt beiseite und in ihr Abteil voller Mädchen aus Gryffindor und Ravenclaw, die übelst kichernd in ihren Sitzen hockten. Und was tat James? Er grinste frech in die Runde, rief ein fröhliches „danke!“ und stapfte davon, Pettigrew direkt auf den Fersen.

Remus stolperte vorwärts, fast zärtlich auf die Unversehrtheit seines Schrankkoffers mit den goldenen Lettern seines Namens darauf bedacht, und er zuckte entschuldigend mit einem verlegenen Lächeln die Schultern, als er an der offenen Abteilstür der Mädchen vorbei schlüpfte. Augenblicklich gibbelten Vance und Gainsworth nur noch mehr, aber Lily gab ein ungeschickt verstecktes Zeichen zur Ruhe nach hinten, was nicht angenommen wurde. Ach egal. Ja, sie hatte das gesehen, natürlich hatte sie, und anders als James konnte sie es benennen. Begleitet von einem glucksenden Kichern langte sie hoch und wischte mit zwei Fingerspitzen kurz darüber, was ihn nur zu einem weiteren Achselzucken verleitete. Ihr halb gehauchtes „bis gleich!“ allerdings führte bei ihm zu einer Art verzweifeltem Augenrollen und bei Potter zu gespitzten Ohren.

'Bis gleich'? Was meinte sie denn mit 'bis gleich'? Bis Hogwarts waren es gut sieben Stunden Fahrt, das war doch nicht gleich! Wie auch immer, er musste jetzt dringendst an irgendwas Anderes denken als an Lily Evans! So konnte sich doch kein Mensch konzentrieren, verdammt, die Frau trug viel zu enge Hosen und sowieso! Das Leben war definitiv zu kompliziert. James stöhnte vor sich hin und hoffte, man schob das auf sein Gepäck. Das war aber auch wirklich schwer.

Je weiter sich der Zug vom Bahnhof in London entfernte, umso ruhiger und leerer wurde es auf den Gängen, und während sich die Drei von ganz vorn nach ganz hinten durchkämpften, rauschten vor den Fenstern sonnenbeschienene Dächer von Reihenhäusern der Vorstädte vorbei. Islington und Tottenham wurden durchquert, bis endlich die Gestalt von Sirius Black zu einem Teil zu sehen war, und James konnte sich so gerade davon abhalten, nach ihm zu rufen. Denn das war gar nicht Sirius.

Da lehnte ein junger Mann in der offenen Tür zum letzten Abteil, den einen Arm lässig vor der Brust verschränkt, den anderen an seiner Seite herabhängend, während er in leicht gebeugter Haltung mit einem Jungen sprach, der auf dem Gang stand, und den Potter im ersten Moment tatsächlich für seinen besten Freund gehalten hatte. Die dunklen Locken wippten, wie er nickte, aber die Geräusche der geschobenen Koffer ließen ihn erschrocken das Gesicht zeigen, und dann sah man es: Dünner, schmächtiger, mit den gleichen, dunklen Augen und den selben ebenmäßigen Zügen, Regulus Arcturus Black. Auch sein Gegenüber hob den Blick und grinste breit. „Hey, das wurd' ja auch Zeit, wo habt ihr gesteckt, ihr faulen Dreckskerle?“ grüßte Sirius und stemmte sich aus dem Türrahmen.

Er war regelrecht explodiert über die Ferien! Größer als James, wenn auch nicht so hochgeschossen wie Remus, war er gewachsen und breiter geworden als Peter lang zu sein schien. Da stand kein Junge mehr. Obendrein hatte er sich die Haare geschnitten, ja, darauf hatte James eigentlich angespielt, als er gesagt hatte, Sirius sähe grauenvoll aus, denn er trug die dadurch irgendwie weniger springenden Locken gerade mal bis zum Ohrläppchen. Das machte sein Gesicht freier, heller, und es unterschied ihn spektakulär von seinem so ähnlich sehenden Bruder, der jetzt die Hände ineinander verdrehte.

„Ist schon gut, Reg, sie sagen nichts,“ klopfte Sirius ihm auf die Schulter, sobald er bemerkte, wie der Kleine sich auf die Lippe biss, und dann machte er eine Geste mit dem Kinn. „Dann hau' mal ab, die warten sicher,“ schlug er ihm vor, und Regulus nickte einigermaßen zufrieden. Mit einem verstohlenen letzten Blick tigerte er den drei anderen Jungs entgegen und beäugte sie misstrauisch aus dem Augenwinkel, wie er sich an ihnen vorbei mogelte. Seltsamer Zwerg, befand James und schüttelte den Kopf, bevor er sich wieder in Bewegung setzte und seufzte.

„Sorry, Mann, Evans' Hintern war im Weg,“ entschuldigte er die Verspätung und deutete dabei so offensichtlich mit dem Kinn auf Remus, dass der angeätzt mit den Augen rollte, während Sirius schon zu lachen anfing. Alles klar, verstanden.

Potter wuchtete bereits seinen größten Koffer in die Gepäckablage, und Peter quetschte sich und seinen sperrigen Seesack durch die enge Abteilstür, aus der Sirius dafür einen Schritt heraus treten musste. „James ist heute wieder der reinste Charmebolzen,“ erläuterte Remus, der auf dem Gang warten musste, und warf dem Zweitältesten als zusätzliche Erklärung einen so eindringlichen Blick wie von unten her zu, dass der begreifend die Brauen hob und erst recht über Moonys geschürzte Lippe bellend lachen musste. „Na, dann hat sich ja nichts geändert über den Sommer!“ konnte er dem wenigstens etwas Gutes abgewinnen und schob Lupin ebenfalls in das Abteil, in dem es sich die anderen beiden Rumtreiber bereits gemütlich gemacht hatten.

Der Stoff staubte regelrecht, als Peter sich hart auf den mittleren Sitz entgegen der Fahrtrichtung plumpsen ließ, theatralisch seufzte und sich lang ausstreckte, was aufgrund seiner geringen Größe niemanden behinderte. Remus konnte in aller Ruhe seine gefährliche Fracht unter den Bänken verstauen statt oben in den Netzen und dabei noch immer seufzend den Kopf schütteln. „Bei wem müssen wir uns alles entschuldigen?“ fragte Sirius grinsend und warf sich gegenüber von James am Fenster auf seinen angestammten Platz gleich neben Peter. „Ach, nur das Übliche,“ antwortete Remus für ihn, weil Potter immer noch einfach nur ein dümmlich-arrogantes Gesicht machte und davon offenbar nicht lassen konnte. „Na, dann tun's ja Blumen und Pralinen,“ befand Black und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

Wieso Moony schon seine wie immer ordentlich gefaltete Uniform (wieder eine Nummer größer als im letzten Jahr) herausgeholt und sorgfältig neben sich auf dem freien Sessel ausgelegt hatte, musste man nicht verstehen, aber Sirius konnte darüber auch nicht nachdenken. Sobald Remus sich nämlich wieder aufgerichtete hatte und nun mit nachdenklich gerunzelter Stirn die zusammengepressten Lippen hin und her bewegte, musste er sich einfach aufsetzen. Beide Hände auf die eigenen Knie stützend, zog Black eine Braue so weit hoch, dass sie mit seinem neuen Haarschnitt verschmolz, und dann entblößte er die Schneidezähne.

„Was zum Teufel hast du da?“ konnte er nicht fassen, was er sah und schüttelte ganz langsam den Kopf. Noch bevor er darauf zeigen oder irgendwas Anderes machen konnte, um deutlicher zu werden, hatte Lupin schon verstanden und knickte den Hals ein, damit das Licht der strahlenden September-Sonne nicht so darauf fiel. „Was denn?“ herrschte er richtig ungeduldig und fast aggressiv und gleichzeitig in die Enge gedrängt. „Na, das da!“ streckte Sirius einen Finger aus, aber Remus ließ ihn nicht danach greifen, worauf Black zu grinsen begann. Jetzt kamen auch Potter und Pettigrew aus ihrem gefletzten Sitzen heraus und versuchten zu erhaschen, wovon die Zwei da sprachen.

„Ich hab' erst gedacht, das wär' Dreck, aber das ist ja ...“ lachte Sirius nun schon und suchte verzweifelt nach einem passenden Begriff. Zu schade, dass es nicht einer von ihnen war! Moony hätte den perfekten Spruch draufgehabt, da war er sich sicher. „'N Milchfänger!“ Empört schnappte Remus nach Luft und stemmte sich eine Faust in die Seite, während gleichzeitig Peter anfing, sich auf dem Rücken herum zu rollen und James sich begreifend auf den Oberschenkel schlug. Das war's gewesen! Remus hatte einen Bart! Oder sowas Ähnliches ... „Das ist kein Milchfänger, du Banause!“ fuhr der Älteste den vor Lachen bellenden Lockenkopf an. „Ein gepflegtes Menjou-Bärtchen ist das!“

Peter quiekte vor Vergnügen. „Ein was?“ wollte er das wiederholt haben, aber sein Stimmchen war so hoch geworden davon, dass man ihn kaum verstand. Die Geste, die Remus dabei obendrein ausführte und sich mit Daumen und Zeigefinger über die Oberlippe strich, machte es nicht gerade weniger lächerlich. „Die Betonung liegt auf chen!“ brüllte Sirius und hielt sich den Bauch, während James die Brille abnehmen musste, um sich Tränen aus dem Gesicht zu wischen. So fest, wie Lupin jetzt die Brauen ineinander schob, wirkten die wesentlicher voller und dichter als seine neue Zier, aber die aufschießende Röte aus verletzter Wut passte nicht so recht dazu. Leider bemerkte die keiner seiner Freunde, und er presste die Kiefer zusammen und griff sich in den Nacken seines T-Shirts, um es sich über den Kopf zu ziehen. Er hatte keine Zeit für diese dämlichen Witze.

Sie waren doch noch nicht mal über Nottingham hinaus, wieso zog der sich denn schon um? Seine Muggelturnschuhe richtig von sich tretend und kochend vor Zorn, strampelte Remus sich mit hochrotem Kopf aus seinen Jeans und schlug so fest die schwarzen Hosen seiner Uniform aus, dass Peters fusslige Haare davon aufflogen. „Och, komm schon, Moony!“ wollte James ihn wieder beruhigen und nach seiner Schulter fassen, aber Remus hatte keine Lust, sich berühren zu lassen, schon gar nicht im Unterhemd, und er zog sich hastig von ihm zurück, während er in die Hosen schlüpfte und sofort sein weißes Oberhemd mit Tabkragen aufknöpfte.

Aijai, der war jetzt aber echt geladen! Aber es war eben auch einfach zu lustig. Wenn sein Gesicht so glühte, stach das Ding nur noch schlimmer heraus. Und es half auch nicht gerade, dass die untere Narbe quer durch sein Oberlippengrübchen zog.

Einen Arm in das Hemd steckend, warf Remus nur einen winzigen Blick in Richtung des Fensterplatzes gegenüber von sich, wo Sirius sich glucksend den Bauch rieb. „Mr. Black kann sich ja so einen Walross-Schnauzer wachsen lassen wie sein Alter, aber, ach, Entschuldigung, ich vergaß!“ zischte er wütend und verfehlte in seinem aufgewühlten Zustand fast das Loch für den zweiten Arm. „Er will ja nicht so aussehen und, oh, er kann sich ja noch gar keinen Bart stehen lassen!“ Oh, der war gemein gewesen, und James verzog ein wenig panisch den Mund und riss die Augen weit auf. Das konnte hässlich werden.

„Oi, Moony!“ beschwerte sich Sirius über diese seiner Meinung nach ungebührlich fiese Retourkutsche und machte ein ganz leidiges Gesicht, aber Remus interessierte sich nicht dafür, sondern band sich mit schnellen, ruckartigen Bewegungen seine Krawatte und richtete sie so streng aus, dass der Knoten an seinem Adamsapfel hängen blieb und ihm Schwierigkeiten beim Atmen bereiten musste. Den eigentlich zu warmen grauen Pullunder mit den Farben seines Hauses am Kragen zwängte er sich auch noch über, bevor er sich herunterbeugte, um die Lederschuhe zu zubinden.

James konnte nicht widerstehen. Es stimmte einfach, es sah seltsam aus, es war nahezu lachhaft, dieses winzige Ding da auf seiner Lippe! „Vorsicht, Sirius, ich glaube, unser Moony wird bissig über seine Schnurrhaare!“ musste er diesen unglaublich dämlichen Witz einfach reißen, der das Bärtchen mit der ganz speziellen Besonderheit von Remus Lupin verband, und Peter kugelte sich augenblicklich wieder rückwärts, während Black erneut in unaufhaltsames Gelächter ausbrach. Das reichte. Er musste hier weg. Ja, sie hatten ihm gefehlt, OK. Aber das war's echt nicht wert. Als wolle er Bettwäsche recken, fasste Remus die weite, schwarze Robe am mit bordeauxrotem Innenstoff versehenen Kragen und schlug sie aus, stemmte sich aus dem Sitz und zog sie über, bis sie angemessen in den breiten Schultern hing und genau richtig über die Brust fiel.

Das Lachen verstummte genau so schnell, wie es wieder aufgekommen war, wie er sich die letzten Falten herausstrich, und direkt neben dem rot-goldenen Abzeichen von Gryffindor prankte eine neue Plakette, eine, die sie alle nicht hatten: Silbern, der steigende Löwe, und darauf ein stilisiertes P. Es war ihm eigentlich egal gewesen bisher, er hatte nicht damit angeben wollen und es hatte ihn gestört, dass er in das vorderste Abteil gehen musste bis sie mindestens in Edinburgh waren, aber jetzt sollten sie's ruhig sehen. „Du bist Präfekt?“ kreischte Sirius und deutete schon wieder so ätzend mit dem ausgestreckten Finger auf ihn.

Schnippisch schnaubend zuckte Remus die Achseln. „Wer denn sonst? Er vielleicht?“ zuckte sein Kinn in James' Richtung, der augenblicklich errötete wie jemand, den man mit der Hand in der Keksdose erwischt hatte, aber der Protest, dass er sowas doch nie für sich wollen würde, blieb Potter im Halse stecken. Sich dadurch bestätigt fühlend, grunzte Remus und zog die Abteilstür auf, und sofort verstärkte sich das laute Rattern des Zuges, während seine Freunde ihn immer noch aus großen Augen anstarrten. „Ich bin jetzt erwachsen und trage einen Bart, wann es mir passt, auch wenn ihr darüber Witze reißt,“ stellte Lupin klar, machte einen langen Schritt auf den Gang hinaus, aber bevor er endgültig verschwand, lehnte er sich noch mal am Rahmen ganz weit hinein und bedachte James mit einem langen, so typisch verkniffenen Lächeln, das dieses Mal mehr ins Grinsen ging.

„Ach und übrigens: Du würdest vielleicht auch etwas erwachsener wirken und so eine Plakette verdienen, wenn du dich in ihrer Gegenwart nicht aufführen würdest wie ein vollkommen verliebter Gockel!“ Die Brauen wissend hochziehend, salutierte Remus wie ein britischer Soldat, und mit einem „cheers!“ war er den Gang hinunter.

Zurück blieb ein käferartig auf dem Rücken liegender Peter mit angezogenen Beinen, ein gar nicht beleidigter Sirius und ein absolut geschockter James. Die rehbraunen Augen waren ganz voller Wasser und offenbarten ihre Rundung, so weit hatte er die Lider aufgerissen, und sie stierten ein Loch in die Luft, weil er nichts fixieren konnte. Ihm hätte eine Kröte in den Mund kriechen können mit dem Kiefer so tief herunter geklappt, und die Farblosigkeit seiner Wangen überstieg die von Moony nach Vollmondnächten bei weitem. Aber die Härte, die Sirius dazu veranlasste, sich eine Hand vor Mund und Kinn zu legen und mit dem Daumen die eigene Nase festzuhalten, war das deutlich sichtbare Herzklopfen durch das enge T-Shirt hindurch. „Weißt du, er hat da schon irgendwie recht ...“ presste Black hinter den Fingern hervor.

Das weckte James, und er hob panisch den Kopf mit immer noch dem gleichen Gesichtsausdruck, schmiss beide Hände fuchtelnd und frustriert von sich und quetschte seine Stimme so sehr durch den Kehlkopf, dass es nur ein hohes Quietschen wurde: „Sirius!“ Entschuldigend hob Black die Achseln, während Peter sich aufsetzte und ein stummes „höh?“ mit den Lippen formte. Hatte er irgendwas verpasst? Den Spruch von Moony grad hatte er schon nicht geschnallt, und es war echt ätzend, wenn die dann damit weiter machen mussten. Ob ihm das mal jemand erklären könnte? James sah nicht so aus, als könne er gerade überhaupt irgendwas, und Sirius war zu sehr damit beschäftigt, schon wieder das Lachen zu unterdrücken.

„Ihr habt über mich geredet?“ begriff Potter völlig außer sich, weniger vor Wut, sondern eher vor einer Art panischem Entsetzen, und Sirius leugnete das nicht mal, sondern hob nur die offenen Handflächen und zuckte mit den Schultern. „Ja, sorry, Mann, du sprichst im Schlaf!“ „Ha!“ entkam es James, und er schüttelte nur noch verzweifelt den Kopf. Das wurde ja immer toller! Ah, was ging denn hier ab? Konnte denn ein Schuljahr bescheuerter anfangen? Und wieso hatten die nichts gesagt? Wenn sie's doch die ganze Zeit gewusst hatten? Und warum hatte dann Moony nie was dagegen gemacht oder irgendsowas? Er benahm sich doch nicht anders, er ... James raffte gar nichts mehr. Aber irgendwie war er froh, dass es raus war. Und so viel einfacher als das so häufig durchprobierte „hey Jungs, ich steh' auf Lily Evans, und ich meine nicht so wie auf Alice Prittchard“. Resigniert sackte er in sich zusammen und schaute Sirius aus großen, traurigen Augen an. „Ach Mann, Scheiße!“ fluchte er, und Black grinste.

Für einen Moment wurde es still zwischen den übrigen drei Rumtreibern, in dem jeder darüber nachdachte, was hier gerade passiert war. Kein Beinbruch und kein Grund zur Panik. Ganz übliches Geplänkel, nicht anders als sonst, sondern ganz genau wie immer. Sie kannten keinen Streit. Nur diese spielerischen, fast liebevollen Beleidigungen. Ein ehrlich gemeintes Wort und ein freundschaftliches Kopfstoßen und alles wieder OK. Wie immer. Sirius würde sich entschuldigen und James würde und dann würde Moony sich blöd vorkommen und ganz betreten darüber sein, was er da eben verraten hatte aus purer Wut heraus. Und vielleicht würden sie dann mal einen ganz neuen Plan erstellen, der nichts mit Snivellus' Unterhosen oder Mulcibers Schnürsenkeln zu tun hatte. Einen „wie kriegt Potter Lily Evans“ - Plan. Am liebsten hätte Sirius geschnauft. Dass man sich für sowas interessieren konnte. Verfluchte Hormone. Er grinste still vor sich und musste wieder an Remus' neues Gesicht denken.

„Irgendwie steht ihm das Ding,“ sagte er plötzlich und schaute James von unten her an, der keine Sekunde überlegte, bevor er ebenfalls von einem Ohr zum anderen grinste. „Ja, irgendwie schon,“ fand er ebenfalls, und sogar Peter biss sich auf die Lippe und nickte. Und dann mussten sie alle wieder lachen. Moony mit Bart! Köstlich!


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Manchmal ist es auch sehr schade, dass eine Figur verschwindet und im nächsten Band nicht mehr vorkommt. Dazu zählt beispielsweise Gilderoy Lockhart, den ich sehr mochte, weil er so furchtbar eitel war und ich mir einen Spaß daraus machte Leute aus dem Showbusiness mit seiner Charakterisierung zu veralbern.
Rufus Beck