Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Gegenüberstellung

von Teekon

Die Glocke von Bobbins Apotheke schepperte laut, wie die Tür zu fiel, und der kleine, dickliche Mann hinter dem Tresen winkte noch zum Abschied und rief ein paar Grußworte hinter den beiden Kunden her, die sein Geschäft verließen, während sich gleichzeitig neue Interessenten an ihnen vorbei in den Verkaufsraum drängten. „Dabei kenn' ich Ernestine kaum,“ raunte Remus seinem Vater ins Ohr und grinste breit, und John schüttelte lachend den Kopf. „Das scheint ihr Herr Papa nicht so richtig mitbekommen zu haben,“ bemerkte er trocken und klopfte dem jungen Mann neben sich auf die Schulter.

Wie denn auch? Das Mädchen war in Hufflepuff! Naja, OK, im Slug-Club hätte man ihr noch über den Weg laufen können, aber da gehörte Remus nunmal nicht dazu, und mittlerweile war es ihm auch herzlich egal. Er hatte sowieso ganz andere Dinge im Kopf so kurz vor Beginn seines fünften Schuljahres in Hogwarts. Ein paar Sorgen weniger jetzt, wo er in der tiefen Innentasche seiner Roben ein paar knisternde kleine Päckchen mit toten Florfliegen und getrockneten Blutegeln dabei hatte. Aus der Tragetasche, die Vater unterm Arm hatte, lugten frische Stengel von Flussgras und Knöterich, und das bedeutete, dass alles beisammen war. Ein bisschen Herzklopfen bekam er davon schon, aber nicht, weil er sich für unfähig hielt, diesen Trank zu brauen.

„Was hast du damit bloß wieder vor, hm?“ fragte John, immer noch einen Arm halb um ihn gelegt, und schaute ihn gespielt misstrauisch von der Seite her an. Ein Experimenteur, Ehemann einer Heilerin, kannte sich doch recht gut aus mit Zutaten für Zaubertränke und Bräue, aber er wusste eben auch, wie gern Remus selbst ein bisschen herumprobierte, und das verlegene Lächeln auf den Lippen seines Sohnes verriet ihm, dass es um so etwas ging. „Willst du wieder Schmetterlinge in Unken verwandeln?“ zog er eine Braue hoch und musste ein bisschen lachen.

Das war schon mehr als witzig gewesen, wie dieser hübsche kleine Bläuling flatternd über Mrs. Hubbablubbs Kaffeetafel urplötzlich zu einer dumpf, aber melodiös „uhhhh“ quakenden Amphibie geworden war. Ein köstlicher Anblick, all die alten Damen mit ihren pikierten Gesichtern, ungerührt an ihren Tassen nippend. „Schockierend“ hatte die hagere Gestalt von Augusta Longbottom, Isabels Verwandtschaft um sieben Ecken, nur gemeint.

Ihn nicht dabei ansehend, spielte Remus mit den großen Knöpfen seiner Robe und zuckte leicht die Achseln, bevor er antwortete. „Sowas Ähnliches,“ murmelte er, und dann auf einmal grinste er breit und sah seinem Vater ins Gesicht. „Nur diesmal andersrum.“ Zu schade, dass den keiner der Jungs mitgekriegt hatte. Peter hätte ihn zwar eh nicht gerafft, aber James hätte ein wunderbar theatralisches Geräusch gemacht, das sehr an den verunkten Kaffeeklatsch erinnert hätte. Und Sirius hätte ihn auf der Stelle geschlagen. Sie fehlten ihm ganz schön, und Remus seufzte automatisch und stierte wieder auf seine Knöpfe.

Obwohl er gar nichts gesagt hatte, verstand John ihn wortlos, zog ihn wieder etwas näher an sich heran und klopfte ihm dabei auf den Oberarm, während sie gemeinsam die Winkelgasse hinunter schlenderten, immer weiter auf den Knick in der Straße zu, wo sich das riesige Gebäude von Gringotts erhob. „Nicht mehr lange, Moony,“ tröstete er und zwinkerte ihm zu, verriet ihm damit, dass er seine Gedanken erraten hatte, und Remus lächelte schwach, aber dankbar.
Die letzten beiden Sommer hatten sie zumindest eine Weile zusammen verbracht. Aber nicht in diesem Jahr. Und die Gründe dafür gefielen ihm nicht.

„Hat er sich denn mal gemeldet?“ wollte John wissen, und sein jetzt erwachsener Sohn nickte bestimmt. Ja, sie hatten regelmäßigen Kontakt mit Sirius, trotz seines absoluten Ausgehverbotes, denn seine Eltern hatten keinen Schimmer, dass er einen zweiseitigen Spiegel besaß. Nicht einmal Regulus wusste davon, auch wenn er ihn wohl kaum verpfeifen würde. Die Stimmung zwischen den Brüdern war anders geworden. Man mochte das nicht unbedingt „besser“ nennen, aber anders. Die offene Feindschaft war fort, das gezielte Ignorieren auf dem Gang oder in der Großen Halle, wenn sie sich zufällig begegneten. Sie grüßten einander, wenn auch verstohlen und wortlos, aber immerhin, das war etwas. Und dennoch kam man um das Gefühl nicht herum, der Kleine ginge dem Älteren aus dem Weg, so oft er es irgendwie einrichten konnte. Vertrackte Situation. Aber Sirius sprach nie darüber, deswegen konnte er es nicht sagen.

Die grübelnde Falte auf der Stirn des jungen Mannes bildete ein steiles Dreieck, und diesen Ausdruck kannte John genau. Er sah ihn recht häufig im Spiegel in letzter Zeit, wenn er an die Zukunft dachte. Egal jetzt. Sie hatten ihn groß gekriegt. „James schreibt ihm?“ erkundigte er sich, und Remus lächelte, nickte aber nicht sofort. „Was in der Art,“ bestätigte er nur und hob den Blick, um nicht in eine Horde aufgeregt quietschender Kinder zu rennen, die offenbar zum ersten Mal zu Flourish & Blotts gingen. Und das lenkte seine Gedanken in eine andere Richtung.

Erstklässler in Hogwarts, das hatte jetzt eine ganz andere Bedeutung für ihn. Denn der Brief, der ihm seine recht kurze Schulbuchliste für das Wiederholungsjahr vor den großen OWL-Prüfungen im nächsten Juni gebracht hatte, in dem hatte noch etwas Anderes gesteckt. Lily hatte es angedeutet, Dumbledore hatte sie und ihn zu Präfekten gemacht und ihnen die silbernen Plaketten des steigenden Löwen von Gryffindor mit dem dicken P darauf geschickt. Das bedeutete neue Pflichten und Aufgaben, aber er fühlte sich dem schon gewachsen. Mal abgesehen davon, dass Sirius Black nicht plötzlich machen würde, was er ihm sagte, nur wegen dieses Dings auf seiner Brust. Das würde sicherlich ein paar hässliche Momente heraufbeschwören. Aber Lily hatte bestimmt Lust, Black das ein oder andere Mal übers Maul zu fahren. Er grinste vor sich hin.

Das Einzige, was ihn an dieser Ehre ein wenig ankotzte, war die Tatsache, dass er zumindest Teile der Zugfahrt in anderthalb Wochen im Spezialabteil der Präfekten und Schulsprecher verbringen musste zwecks Einsatzbesprechung. Die beiden Vertrauensschüler seines Hauses aus dem letzten Jahr würden ihnen zwar zur Seite stehen, aber dennoch sollte die ganze Sache reibungslos ablaufen. Er konnte gar nicht fassen, wie schnell die Zeit umgegangen war. Hatte er nicht gerade selbst noch mit großen Augen im Gemeinschaftsraum gestanden, und Marlene McKinnon, mittlerweile schon Ministeriumsangestellte McKinnon hatte ihn mit diesen drei Volltrotteln zusammen gesteckt? Wahnsinn. Aber wenn er sich so durchs Gesicht strich: Ja, die Zeit raste!

Nun, wie auch immer, es war kaum noch auszuhalten, bis die Ferien endlich vorbei waren. Er hatte schon Peters Kreischen im Ohr („OWLs! OWLs! Ich bin tot! Ich bin so gut wie tot!“), wenn er an die erste Stunde dachte, und das strenge Gesicht von Professor McGonagall würde jedem von ihnen im Gedächtnis bleiben für alle Zeiten: „Strengen Sie sich an, meine Herrschaften! Ich will keine Dreadfuls sehen! Und wehe, wehe auch nur einer von Ihnen hat die Frechheit, ein T in diesen Turm zu tragen!“ Dabei graute es Remus schon vor einem Expectations Exceeded in seinem Zeugnis. Und das ließ sich kaum vermeiden. Oder ein Acceptable, ah, was für eine schmerzhafte Vorstellung! Aber Zaubertränke war eben ein Drecksfach. Das konnte er nur komplett versauen. Sirius hätte ihn jetzt getreten ...

Oh, die Jungs fehlten ihm ganz schrecklich! Wenn die Tage doch nur schneller umgehen könnten ... Zeit war ein komisches Ding. Ach, herrje, was dachte er da bloß schon wieder? Vielleicht hatte James doch recht, und er war einfach ein merkwürdiger Kerl, ein, wie hatte er das genannt? Philosophischer Wirrkopf, ja! Ein ausgezeichnetes Wort. Remus mochte das. Allerdings brauchte er in der kommenden Woche einen absolut klaren Verstand, denn er hatte nur diesen einen Versuch. Abgesehen von den teuren Zutaten musste dieses Zeug vier Wochen stehen und war dann reif, bevor es umkippte. Das hieß, er hatte ein theoretisches Zeitfenster von gerade mal zwei Tagen. Was aber noch viel wichtiger war: Es musste an diesem bestimmten Tag geschehen! Und dann auch nur zwischen 7:10 und 8:10 am Abend oder zwischen 3:10 und 4:10 in der Nacht (was er eher anpeilte, alleine schon wegen des Alibis), und genau dann musste alles fertig sein. Und perfekt. Keine Fehler.

Wie Vater und Sohn es schließlich geschafft hatten, sich durch die vollkommen überlaufene Winkelgasse zu zwängen, bekam der junge Mann gar nicht mit, so sehr in Gedanken versunken. Es war so offensichtlich, dass er viel lieber bei seinen verrückten Freunden gewesen wäre in diesen letzten Wochen der Ferien, aber Mr. Lupin verstand schon, wieso sie nicht hatten zusammen finden wollen, wenn einer von ihnen fehlte. Diese vier Jungs gehörten eben als eine Einheit zusammen. Nur dann schienen sie richtig zu funktionieren. Da kam auch viel Blödsinn bei herum, ja sicher, wie diese Sache da im Winter. Er hatte Isabel vorsichtshalber nur die halbe Wahrheit erzählt, denn sie wäre sehr böse gewesen, und er hatte es wieder gut gemacht, indem er Remus kräftig den Kopf gewaschen hatte. So etwas würde nie wieder geschehen, da war John sich absolut sicher, und er wollte auch nie wieder einen so beschämt in sich versunkenen, fast erwachsenen jungen Mann vor sich sitzen sehen, wenn er dabei seinem eigenen Gesicht so ähnlich war. Und überhaupt: Sein Junge war jetzt Ordensmitglied! Er musste ihn anlächeln, aber Remus bemerkte es nicht.

Angewurzelt blieb er stehen, wo die Winkelgasse in einem sanften Bogen abwärts tauchte in Richtung der Bank und der dunklen Ecke, in der die Knockturn-Gasse abzweigte. Auf den niedrigen Stufen, die den abrupten Abstieg weniger steil machten, hatte sich eine Traube von Menschen gebildet, und selbst jemand, der so groß war wie Lupin junior (der seinen Vater mittlerweile um einen halben Kopf überragte), war es schwierig, den Grund zu erkennen. Es wäre vielleicht nicht so interessant gewesen, wenn nicht dieser Zauberer dort Wache geschoben hätte.

Das ehemals blonde Haar bleichte mehr und mehr zu silbrigem Grau und teilweise schon zu Weiß aus, und das von Narben übersäte Gesicht war genauso mürrisch und unbewegt wie das eines Soldaten vor dem Eingang zur Downing Street. In eine lange, dunkle Robe mit dem Abzeichen der geflügelten Göttin der Morgenröte auf der linken Brust gekleidet stand er da und beobachtete jeden Vorbeigehenden aus zwei wachsamen, dunklen Augen, als würde der Auror jeden festnehmen, der ihn auch nur schief angucken oder irgendeine verdächtige Bewegung machen würde, und wenn es ein weggeworfenes Bonbonpapier war. So furchterregend er daher kommen mochte: Alastor Moody war einer der Besten seines Faches! Ein perfekter Jäger, eine Gefahr für jeden Schwarzmagier! Er roch das quasi meilenweit. Naja, manchmal hatte auch er seine tauben Momente. Remus grinste, wie er daran dachte.

Es musste sich um irgendeine Angelegenheit im Auftrag des Ministeriums handeln, denn Moody war nicht allein. Ein Kollege von ihm schirmte ein paar Yards weiter die andere Seite der Eingangstür des Buchladens ab, ein hochgewachsener, breitschultriger Mann mit ausladender Haarmähne und grimmigem Gesicht. Diese Zwei zusammen wirkten ausgesprochen abschreckend und gleichzeitig sehr beruhigend für die Bevölkerung. Auch wenn der jüngere Auror mit Sicherheit keine Ahnung hatte, dass Moody zwei Herren diente, denn dieser gegerbte Mann war ein Mitglied des Ordens. Sie würde ihn nicht einmal grüßen, wenn sie an ihm vorbei gingen.

Nur blöd, dass sie ausgerechnet in diesen Laden noch wollten. Es war Remus' Buchliste für das fünfte Jahr, die ihnen abzuklappern noch fehlte. Gerade mal zwei neue Bücher, dafür wollte man nicht extra noch einmal herkommen. Vielleicht würde es nicht allzu lange dauern, was die Auroren bei Flourish & Blotts vorhatten? Fragen kostete nichts. Also seufzten Vater und Sohn gleichzeitig und setzten sich wieder in Bewegung, kämpften sich durch die gaffende Masse und wandten sich ohne Umschweife an den Remus unbekannten Auroren auf der westlichen Türseite. „Entschuldigen Sie, Rufus, ist der Laden gesperrt?“ erkundigte sich John Lupin, dem dieser Mann offenbar geläufig war von seiner eigenen Arbeit.

Im ersten Augenblick schien der Auror irritiert von der Nennung seines Vornamens, bis er von seinen Beobachtungen abließ und seinen Kopf senkte, damit er den Herrn zwei Stufen tiefer anschauen konnte. „Ah, John, Sie sind das!“ erkannte er den Experimenteur, der sich den hellgrauen Fahrzylinder von den braunen Haaren zog, damit man ihn besser sehen konnte. Moody murrte, weil es ihm wohl nicht gefiel, wie diese beiden nicht gerade kleinen Herrschaften seine Sicht versperrten, aber man reagierte nicht auf ihn. Auch Rufus Scrimgeour warf ihm nur einen kurzen Blick zu und dachte sich seinen Teil. „Es tut mir leid, John, wir haben da drin eine Gegenüberstellung,“ erklärte der jüngere Auror achselzuckend und wischte sich über die Stirn, als müsse er seine abstehenden Haare daran erinnern, wohin sie gehörten. „Kann 'ne Weile dauern.“ Oder auch nicht.

Die Tür ging auf, und eine weitere Person, dieses Mal eine herbe Frau mit markanten Gesichtszügen, ebenfalls in der dunklen Robe der Strafverfolgung, allerdings mit dem Abzeichen der Waage darauf, trat auf die oberste Stufe, und sofort rutschten John und Remus zur Seite wie auf einem Förderband, um ihr den Weg frei zu machen. Von hinten begann die neugierige und schaulustige Menge zu schieben, um besser sehen zu können, worum genau es ging, erst recht diejenigen, die Scrimgeours Worte gehört hatten. Einen echten Verbrecher sah man nicht alle Tage! Und so rasch, wie man wieder herausgekommen war, musste Mr. Flourish den Verdächtigen wohl gleich erkannt haben als denjenigen, der vor ein paar Tagen in sein Lager eingebrochen war und darin herumgewühlt hatte. Was er wohl gestohlen haben mochte?

Das magische Seil, das die Anwältin hinter sich her zog, glühte in unheimlichem Giftgrün und begann jedes Mal heller zu schimmern, wenn es sich irgendeiner Fläche, Wand oder Person näherte, und man mochte sich nicht ausdenken, was passierte, sollte es zu einer Berührung kommen. Moody streckte sofort seinen Arm aus und schob Vater und Sohn ein kleines Stück weiter zurück, und seine dunklen Augen leuchteten dabei fast genau so bedrohlich. Die Unterlippe so weit hochschiebend, dass sein Kinn Falten warf, knurrte der schweigsame Auror.

Wie alle Farbe aus Johns Gesicht wich und er gleichzeitig die Kiefer fest zusammen presste, bis die Muskeln wie harte Klumpen hervorstachen, sah Remus nicht, aber er musste auch nicht. Die Gestalt, die von vorne gezogen, von hinten mehr geschubst als geschoben wurde, war unverkennbar, auch wenn man ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Die schmutzverkrusteten Hände aneinander gekettet, musste er achtgeben, sich mit den scharfen, fleckigen Fingernägeln nicht selbst ins Fleisch zu schneiden, aber ob ihn das wirklich gestört hätte, war eine ganz andere Frage. Die Ärmel der Robe waren zu kurz, ließen schlanke, sehnige Handgelenke frei, und die gebeugte Haltung hatte nichts mit seiner Fesselung zu tun.

Es war der enorme Buckel, so fremd und falsch an einem eigentlich so jungen Mann, der ihn nach vorn drückte, und seine Kleider waren zu klein und zu eng, um das wirklich zu verbergen. Die Nähte waren so weit auseinander gewichen, dass der grobe Flickfaden in schlecht gemachtem Zickzack über den Rücken zog, während der obere Teil von filzigem, grau-schwarzem Haar überwuchert wurde. Nicht gekämmt, nicht einmal zusammen gebunden, ähnelte es eher einer Fellmatte als irgend etwas Anderem. Ohne Übergang wurde daraus ein schäbiger, verklebter Vollbart, der besonders an Kinn und Mundwinkeln eine seltsame Farbe annahm, über die man nicht nachzudenken brauchte, um ihren Ursprung zu erraten.

In einem gelblich-bleichen Gesicht mit einer knolligen, geröteten Nase, die hohlen Wangen vom Bart bedeckt, starrten unglaublich große, für eine solch ärmliche Gestalt kräftige Zähne aus rissigen Lippen heraus, und die Farbe der Augen war kaum noch zu erkennen, so ausfüllend waren die aus der Form geratenen Pupillen. Und wie sie ihn vorwärts trieben, stolperte er fast über seine Füße, als könne er auf zwei Beinen nicht so gut laufen, während er halb keuchende, halb geifernde Geräusche von sich gab. Wäre es nicht so voll gewesen in der Straße, er wäre vermutlich einfach vorüber gegangen, ohne den Mann und seinen Sohn zu bemerken.

Aber die Menge hielt auf, und auf der untersten Stufe musste der Tross anhalten, und da huschte ein erinnerndes Aufblitzen durch die gehetzten Augen des Gefangenen. Der Mund verzog sich zu einem boshaften Grinsen, dass die etwas längeren und spitzeren Eckzähne sichtbar wurden. „Sieh' an! Mr. Lupin!“ kicherte die knurrend raue Stimme, und Johns Nasenflügel blähten sich im gleichen Maße auf wie seine Halsschlagadern hervortraten. Noch bevor er den Namen gesagt hatte, wusste Remus, wen sie da vor sich hatten. Nicht genug, dass er sein Bild in alten Zeitungen gesehen hatte, gleich neben Tom Riddle, dem Dunklen Lord, er hatte andere Erinnerungen an diese bernsteinfarbenen Augen. Da war eine Narbe, ein langer Strich zerrissenen, roten Fleisches mitten auf seinem Nasenrücken, geschlagen vom Splitter eines hölzernen Gartentors im Dahlienweg von Nether Poppleton, und das Bild sprang dem jungen Mann so lebhaft wieder in den Geist, als läge er noch immer in seinem Blut auf der sommerstaubigen Straße. Wie in seinen Träumen. Seinen Alpträumen.

Es war nicht nur das. Ihm brannte die Seite, ihm brannte das ganze Gesicht, von links oben nach rechts unten, über Brauen, Nase und Wangen bis hinunter aufs Kinn, wie frisch geschlagen mit einem Mal, und ihm schien das Blut in den Adern zu kochen wie damals, so als begrüße dieses Ding darin den Kameraden. Remus hatte das Gefühl, sich augenblicklich übergeben zu müssen, aber es ging nicht. Er stand nur da und schaute ihn an, wie dieser unglaublich stinkende Abschaum auf seinen Vater herunter grinste.

„Greyback,“ presste John zwischen den knirschenden Zähnen hervor, und er knurrte mindestens genau so tief und hasserfüllt wie jedes Wort aus dem Mund des Werwolfs klang. Die Faust, die an seiner Seite herunter hing, ballte sich so fest, dass die Knöchel weiß hervor traten.

Ein heiseres, leises Lachen entkam dem Gefangenen. „Sie erinnern sich, ja? Seltsam, wie kommt das?“ Er schielte dabei in den Himmel, als müsse er das tatsächlich überlegen, und dabei hob er die gefesselten Hände und tippte sich an das versiffte Kinn unter dem schmierigen Bart. „Hm, ach ja! Das war doch Ihr Sohn damals, richtig?“ John kochte über. In einer einzigen Bewegung langte er sich in die Robe, zückte den zitternden Zauberstab und machte einen halben Satz nach vorn, doch noch bevor Greyback abwehrend die Ellen präsentieren oder ebenfalls zurück springen konnte, stand Mr. Lupin wieder sicher auf den Füßen, abgehalten, zurück gerufen, von Remus' ausgestrecktem Arm quer über seinen Körper. „Nicht, Pa,“ flüsterte der junge Mann und schüttelte eindringlich den Kopf.

Die tiefliegenden Augen änderten ihre Blickrichtung und musterten lange und ausgiebig diese hochgeschossene Figur in der weiten Robe mit den großen Knöpfen, und wenn sie nebeneinander standen, war es unverkennbar. Aber das glitzernde, schiefe Lächeln, das Greyback auf die Lippen kriechen wollte, bekam einen schnellen Dämpfer. „Er ist es nicht wert,“ erinnerte Remus seinen Vater daran, wie sinnlos es war, im Angesicht von drei Auroren und einer Anwältin einen Unbewaffneten anzugreifen. Er sollte sich nicht die Hände schmutzig machen, nicht an diesem Ding. Hastig leckte Greyback sich über die Lippen und zog aggressiv die Oberlippe hoch, doch nur für einen Moment. „Nicht wert, ja? Nicht wert, hm,“ wiederholte er und grinste schon wieder.

Die Wangen des Jungen waren leicht nur eingefallen, doch unübersehbar. Blass und kränklich sah er aus, egal wie aufrecht und stolz er dastehen mochte in seinen gepflegten Tweed-Hosen und mit dem gut gekämmten Haarschnitt. Und ein Paar ansehnlicher, schimmernder Narben trug er mitten im Gesicht, um diese Zeit des Monats herausstechender und wirklicher als jedes Buch, das er in einem Laden kaufen mochte mit dem Geld seines Vaters. „Ist bald wieder soweit, nich'?“ flüsterte Greyback und konnte sich nicht entscheiden, ob er grinsen oder lächeln sollte. „Ja, ist's, spürst es auch, oder?“ deutete er mit dem Kinn hastig auf den jungen Mann. Fast wie ein freundschaftliches Gespräch sah das aus, als habe der zerlumpte Gefangene einen verwandten Geist getroffen. „Tut weh, nich'?“ War das ein Anflug von Qual da in dem Zucken seiner Augenränder?

Remus antwortete. Er antwortete, und Johns Kopf drehte sich so rasch in seine Richtung, dass die eben noch vom Zylinder fast angeklebten Haare flogen. „Ich weiß nicht,“ sagte der 17jährige vollkommen ruhig, und dieses für ihn so typische, halb schüchterne, halb verschmitzte Lächeln breitete sich laut auf seinem Gesicht aus. „Ich vergesse es immer wieder.“ Irritiert machte Greyback eine schüttelnde Bewegung aus der Halswirbelsäule heraus, und dabei faszikulierte seine gesamte Mimik, als habe er einen Stromschlag bekommen. „Vergessen?“ fragte er verwirrt, konnte sich keinen Reim darauf machen. „Vergessen, hm?“ Er vergaß es nie. Es war immer präsent und immer bei ihm. Aber er brauchte sich nicht den okkupierten Kopf darüber zu zerbrechen, denn seine andere Seite gewann erneut die Oberhand und stieß sich in grimmigem Zorn an diesem sanften Lächeln im Gesicht dieses Jungen.

„Was grinst du mich so blöde an, huh? Was grinst du so?“ kläffte er und sprang fast nach vorn, zurück gehalten von den magischen Ketten, die ihn an den Auroren hinter ihm banden, und da erst erkannte Remus den kaum älteren jungen Mann am anderen Ende: Frank Longbottom! „Hey, hey, lass den Mann in Ruhe, Fenrirleinchen!“ verpasste er seinem Gefangenen einen Schubs. „Das ist Hogwarts' Bester, also benimm dich!“ schollt er und zwinkerte Remus von der obersten Stufe zu, während er fester an den Fesseln zog. So nett gemeint es war, so wenig gefiel den Lupins der offene Zuspruch des Auroren in Ausbildung jetzt gerade, doch es half nichts, es war zu spät. Dieses hastige Lippenlecken verriet die Rückkehr von Greybacks menschlichem Verstand, und er starrte Remus aus seinen matten, bernsteinfarbenen Augen an. „Hogwarts, huh? Hogwarts' Bester, ja?“ fragte er nach und drehte sich umständlich zu Frank herum wie ein geprügelter Hund.

„Mehr Outstandings in der Woche als du zählen kannst, Fenrir, du Dummkopf!“ brüstete sich Longbottom, als wäre es sein Verdienst, und dabei deutete er anerkennend und lobend auf Remus, der sich nicht einmal die Blöße geben konnte, wegzuschauen. Was er erwartet hatte, trat ein: Greyback grinste. Breit und listig, und dennoch huschte ein winziger Schuss Bedauern über seine Züge. Es konnte kein Zeichen von Reue sein, nein. Man musste ihn nicht kennen, um das zu verstehen. „Schade,“ knurrte er, und endlich kämpfte sich seine Pflichtverteidigerin einen Weg durch die dicht an dicht stehende Menschenmasse. „Hätt' ihn mitnehmen sollen, nich'? Hätt' ich machen sollen,“ nickte Greyback sich selbst zu und schüttelte dann den Kopf ob dieses so schrecklichen Verlustes für ihn. „Hätt' Dir viel beibringen können, hätt' ich doch, nich'?“

Frank Longbottom verpasste ihm einen weiteren Schubs, und Rufus Scrimgeour auf der einen Seite breitete abschirmend die Arme aus und bewegte sich vorwärts, während Moody noch stocksteif stand und die Umgebung sondierte. Auch wenn er es eigentlich nicht wollte, schüttelte Remus langsam, aber bestimmt den Kopf. „Es gibt nichts, was Sie mir beibringen könnten,“ stellte er unumstößlich fest, ohne dabei das Lächeln zu verlieren. Der Werwolf wollte antworten, man sah es ihm an, doch er wurde fortgezogen.

Wie er über das Kopfsteinpflaster der Winkelgasse stolperte und Frank sich mit erhobener Hand verabschiedete, starrte er die ganze Zeit zurück, und seine gierigen Augen fixierten den jungen Mann mit dem klaren, silbergrauen Blick und den kreisrunden Pupillen, bis er ihn nicht mehr sehen konnte.

Sobald die schwarzen Roben von Moody und Longbottom in der Menge verschwunden waren, senkte auch Remus endlich die Augen und nahm einen tiefen Atemzug. Niemand durfte sehen, wie sehr seine Hände in den langen, weiten Ärmeln seiner Schulroben zitterten, nicht einmal Vater. Schon komisch. Ein solches Treffen hatte er sich anders vorgestellt. Irgendwie verblasste das Bild in seinem Kopf von dem riesigen, geifernden Tier, das sich über ihn beugte. Es wurde ganz klein und erbärmlich und bekam einen Buckel, und es zuckte mit jedem Muskel, wenn man von Schmerzen sprach. Eine sehr merkwürdige Vorstellung.

Den Kopf schüttelnd, schnaubte er und richtete sich auf, schaute John an, der sich die Stirn abwischte und sich den Zylinder aufsetzte, bevor er seinen Sohn ebenfalls ansehen konnte. Sein zwinkernder Blick sagte alles: 'Danke', 'gut gemacht', 'ausgestanden'. Ihm auf die Schulter klopfend, deutete John auf die nun freie Tür, während sich hinter ihnen die Traube an Schaulustigen auflöste, und gemeinsam gingen sie hinauf in den Laden, um Remus' neue Schulbücher zu kaufen.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Mike ist Engländer, ein sehr englischer Engländer. Jeden Tag trug er seine Anzugweste, was mir gut gefällt – man erlebt es heute kaum mehr, dass jemand Westen trägt. Er hat ein unglaubliches Charisma und flößt uns großen Respekt ein. Doch er verinnerlicht den britischen Humor total und kann sich bestens in die Internats-Teenager hineinversetzen.
Daniel Radcliffe über Mike Newell