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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Wachholder und Salz

von Teekon

Das Gewand war heute dunkler gehalten, weniger strahlend und nicht mit Gold bestickt, sondern mit einem Rot so intensiv wie flüssiges Blut. Und dennoch fiel es ihm bis auf die Schuhe hinunter, und die Kappe bedeckte seinen Kopf. Professor Al-Harani hatte seinen Zauberstab nicht gezückt, noch machte er sonst irgendwelche Anstalten, praktischen Unterricht vollziehen zu wollen. Er stand nur da, die Fingerspitzen aufeinander gelegt und schaute aus tiefschwarzen Augen aufmerksam durch die Reihen.

Seinen Namen hatte der ungewöhnliche, großgewachsene Mann an die kleine Tafel geschrieben, die Professor Keigwin immer für ihr patentiertes „Brainstorming“ benutzt hatte, ohne das sie bei so wirren Schülern wie Mulciber und Pettigrew schnell den Faden verlor. Ganz zu schweigen von der Geduld. Der orientalische Zauberer, der nun vor ihnen stand, sah kein bisschen so aus, als könne das jemals geschehen. Aber das mochte täuschen. Es war ihre erste Stunde bei ihm, die zweite des neuen Schuljahres überhaupt, und während draußen der Regen in Strömen fiel, hockte die vierte Klasse hier drin und starrte den Lehrer vollkommen mucksmäuschenstill an. Man konnte sich einfach keinen Reim auf ihn machen. Er ließ es nicht zu.

Wie lange er sie eigentlich genau so sorgfältig gemustert hatte wie sie ihn (und dabei hatte jeder einzelne, selbst die Dümmsten, das Gefühl, er habe dabei mehr aus ihnen gezogen als sie aus ihm), das konnte hinterher niemand sagen. Man hätte die Luft zerschneiden können in dem Klassensaal mit der hohen Decke, nun geschmückt mit allerhand geometrischen Mustern, seltsamen Zeichnungen und überall verstreut aufgehängten Lämpchen aus wunderschön gearbeitetem Messing mit spitzen Deckeln, die ein angenehmes, buntes Licht verströmten. Das trug wohl dazu bei, dass die ganze Situation so verworren und – ja – magisch geworden war in diesem ehemals so kühlen und dekorationsfreien Raum.

Irgendwann seufzte Professor Al-Harani sehr laut, ohne dabei wirklich den Brustkorb zu heben, und seine Augen schweiften wacher durch die Reihen, bevor er den Mund aufmachte. Keine Begrüßung. Er stellte sich nicht vor. Statt dessen eine äußerst merkwürdige Frage: „Wer kann mir sagen, welches Räucherwerk nach kraftraubendem Zauber gebraucht wird?“ Mal ganz abgesehen davon, dass er damit alles Mögliche meinen konnte und diese Aufgabe äußerste Konzentration erforderte, hatten sie solche Dinge niemals im Unterricht behandelt. Es gab nur einen Kurs, in dem überhaupt „geschmaucht“ wurde, und das war Wahrsagen, den so ziemlich jeder hasste, der ihn belegte. Und außerdem ließ sich Professor Pellyn niemals in die Karten schauen. Respektive: Er verriet nicht, was diesen entsetzlich dumpfen, schweren Geruch verursachte. Und irgendwie hatten sie auch das Gefühl, dass er das Zeug nicht meinte.

Es war nicht anders zu erwarten gewesen: Die einzige Hand, die sich rasch erhob, gehörte zu einem besonders großen Jungen in der vorletzten Reihe. Und Severus Snape konnte nur die Augen verdrehen und hoffen, dass das hinter seinem langen Haar niemand bemerkte. Das war schon echt zum Kotzen. Es war schon störend genug, auch wenn er selbst die Antwort gewusst hätte (und es wurmte ihn sehr, dass dem nicht so war), aber das allerschlimmste an Lupins ewiger Wissensflut war eigentlich eher, wie wenig er damit zu prahlen schien. Er schnippste nicht wild mit den Fingern, wenn er sich meldete, oder kugelte sich halb den Arm aus, wenn er ihn so hoch wie machbar hinaus streckte. Im Gegenteil. Er war stumm und still zurückgelehnt in seinen Stuhl, und das verlieh ihm, kombiniert mit dem sanften Knick im Ellbogen und dem wenig kindlichen Präsentieren der ganzen Handfläche statt eines Zeigefingers, eine Art – ja, Severus mochte das so nennen – Lässigkeit.

Das Mädchen neben ihm rutschte unruhig auf ihrem Sitz herum und hatte die Stirn in unzählige Falten gelegt, und Severus wusste genau, was das bedeutete. Lily wusste es auch nicht, und das mochte sie nicht, ganz und gar nicht. Er schüttelte den Kopf und feixte dabei freundschaftlich, und er hoffte, dass auch das niemand gesehen hatte. Damit hätte er sich sein ganzes Image versaut.

Einen Augenblick ließ Professor Al-Harani seiner neuen Klasse Zeit zum Nachdenken, aber die betretenen Gesichter (selbst Black senkte den Kopf unter so durchdringendem Blick) verrieten ihm rasch, dass sich niemand sonst melden würde. Die immer noch aufeinander gelegten Finger voneinander lösend, deutete er mit einer Geste auf die blasse, so furchtbar typisch englische Gestalt am Gang und lächelte dabei so leicht, dass ein Schmetterling darauf hätte nicht sitzen können. „Ja, Mr. ...?“ hob er die Brauen und verlangte damit nach Erklärung. „Lupin, Sir,“ sagte der junge Mann und richtete sich in seinem Stuhl etwas auf, um nicht so furchtbar gelangweilt von dieser offenbar zu einfachen Frage zu erscheinen.

Augenblicklich huschte etwas über Al-Haranis Gesicht. Ein Funkeln, ein Geistesblitz, und sein Lächeln wurde etwas offensichtlicher. „Ah, Mr. Lupin,“ stellte er fest und nickte vorsichtig. Natürlich hatte er von ihm gehört. Selbstverständlich hatten sie ihm von diesem Jungen erzählt, immerhin war er der beste Schüler in Verteidigung gegen die Dunklen Künste seit Ewigkeiten. Snape konnte nicht umhin, einen tiefen Atemzug zu nehmen und die Lippe zu verziehen. Oh ja, wie toll. Wusste alles, konnte alles, und mogelte offenbar sogar, um nicht allzu weit fortgeschritten zu erscheinen. Suspekt war das doch, oder? Da musste man doch denken, dass er eigentlich ganz andere Sachen im Schilde führte, etwa nicht? Vielleicht war er aber auch einfach bloß neidisch, schoss es ihm durch den Kopf, und Severus schluckte das schnell herunter und schollt sich selbst.

Trotzdem war das mehr als die Freude über einen guten und interessierten Schüler, was Professor Al-Harani da im Gesicht hatte. Seine dunklen Augen hatten für einen Moment einen sehr merkwürdigen Glanz bekommen, den man nicht so recht abschütteln konnte. Lupin hatte ganz rote Wangen davon gekriegt, und auch wenn man das bei der blassen Miene relativ häufig sah, so blieb es für gewöhnlich nicht so offen stehen wie jetzt. Er schaute aus, als hätte er am liebsten seine längere Sommerfrisur, doch da war nichts zum Dahinterverstecken.

Sich räuspernd setzte er endlich zur Antwort an. „Wachholder, Sir,“ sagte er klar und deutlich, und sofort hob der Lehrer zustimmend das Kinn und die Brauen und zeigte wohlwollende Anerkennung. „Sehr richtig, Mr. Lupin! Warum ist das so?“ Sinnlos, den Blick schweifen zu lassen. Die meisten Schülerinnen und Schüler sahen eher aus, als hätten sie entweder das Wort noch nie gehört oder wären vollkommen überfordert mit der Zuordnung. Also konnte er auch gleich bei dem Jungen bleiben, der es offensichtlich wusste. „Wachholder ist ein Baum der Rekonvaleszenz,“ was hatte er da bitte gesagt?! „Der Rauch reinigt und bereitet den Raum vor, um neue Energien aufzuladen.“ Nun verschwand das Lächeln nicht mehr von den Lippen des Professors, und Severus unterdrückte ein Geräusch, das fatal nach einem röhrenden Hirsch (oder einem sich übergebenden Snape) klang.

Professor Al-Harani bestätigte nur mit einem Nicken, bevor er sich herumdrehte und zu einer reich verzierten Truhe hinüber schritt, die er mitgebracht zu haben schien. Das Holz war herrlich dunkel und abgegriffen, und die Scharnierleisten mit Bändern aus dehnbarem Material überzogen, Schnitzereien daran wie man sie sonst nur aus Büchern kannte. Während er sich noch danach bückte und dabei kaum das Rückgrat zu beugen schien, das Gewand in einem schweren Bogen herabfallend, fuhr er bereits fort. „Und welche Substanz besitzt die größte magische Kraft, so dass sie selbst einen Muggel vor den Dunklen Kräften bewahren kann?“

Ein unruhiges Stühlerücken breitete sich im Klassenzimmer aus, gemischt mit leisem Raunen und fragendem Murmeln, und kein Gesicht war mehr entknittert. Selbst Lupin schien zu Grübeln, horizontale Falten auf der Stirn, wie er den Kopf schieflegte und in seinem Hirn zu graben schien. Sev grinste für einen Moment. Erwischt! Aber dann lächelte der Älteste und nickte sich selbst zu, bevor er den einen Arm vor der Brust verschränkte und den anderen hochstreckte. Snape schob Luft durch den Kehlkopf und produzierte damit ein heiseres Gurgeln.

Die Verschlüsse der Truhe schnackten auf, und der Professor hob den Deckel an, doch der Inhalt blieb unter einem schweren, dunkelroten Samttuch verborgen. In den ersten Reihen reckten alle die Hälse, und Evan Rosier fiel beinahe vorne über sein Pult, so sehr versuchte er, einen Blick darauf zu werfen. Es misslang. Seine Fingerspitzen erneut aufeinander legend, drehte der Araber sich wieder herum und schaute in die Runde, und fast wie er es erwartet hatte, war da nur eine einzige Hand zu sehen. Kein Grund, weiter zu warten. „Mr. Lupin?“ nahm er ihn also ohne zu zögern dran, und die Antwort verblüffte sogar Muggelgeborene, die eher darauf hätten kommen können als ihre magisch erzogenen Freunde: „Salz, Sir.“

Das Funkeln war wieder da in den dunklen Augen des stattlichen Zauberers aus dem Nahen Osten, aber dieses Mal blieb es dort und verging nicht wieder. Er nickte nur schwach, aber bestimmt und nahm nicht einen Moment seinen Blick von dem Jungen. „Ausgezeichnet, Mr. Lupin. 10 Punkte für Gryffindor,“ lobte er sehr leise, wandte sich ohne ein weiteres Wort wieder herum und zog mit einem Ruck das samtene Tuch von der Truhe ab. Dutzende kleine Becherchen, bis zum Rand gefüllt mit grobkörnigem, glitzerndem Salz, kamen zum Vorschein, und mit der Bewegung seiner Hand, nicht mit dem Zauberstab, brachte Al-Harani sie zum Schweben. Staunender Unglaube machte sich in der ganzen Klasse breit, und einige stemmten sich regelrecht aus ihren Stühlen, um sich das anzusehen. Zu jedem von ihnen flog eines dieser Behältnisse und landete sorgsam und lautlos auf den Tischen, winzige Kelche aus unterschiedlichsten Materialien und mit so vielen verschiedenen Dekors wie Schüler anwesend waren. Ob er gezielt verteilt hatte oder es dem Zufall überlassen hatte, wer nun welchen bekam? Das konnte niemand von ihnen sagen, und Al-Harani machte keine Anstalten, es zu erklären.

Und endlich nun, wie ein Illusionist beinahe, eine perfekte Schau präsentierend, richtete der Professor sich auf und sorgte im selben Moment dafür, dass sich Taschen öffneten und Schnallen klapperten, wie all ihre Bücher aus den Ranzen und Mappen hinaus schwebten und sich vor ihnen auf den Tischen ausbreiteten. „Die Lehren des Schaffack von Damaskus“. „Mein Name ist Saladin Ibn Ahmad Al-Harani, und ich bin Ihr neuer Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste,“ stellte er sich nach fast einer vergangenen Unterrichtsstunde vor, die Finger aufeinander gelegt. „Ich bin ein Verfechter der alten und ursprünglichen Magie, wie sie vor 5000 Jahren bereits in meiner Heimat gelehrt wurde.“ Und endlich machte es Klick bei Remus Lupin, wie er sich die Symbole auf den Verzierungen der Truhe betrachtete, wie er sich die Zeichnungen und seltsamen Buchstaben anschaute, die nun an den Wänden hingen. Hieroglyphen! Bildwörter wie in den Büchern von Großvater! Al-Harani stammte aus Ägypten!

„Sie alle,“ der Lehrer machte eine ausladende Geste durch den Raum, „haben schon Zauber vollbracht, bevor Ihnen jemand ein Stück Holz in die Hand drückte und sagte: 'So! Nun bist du eine Hexe! So! Nun bist du ein Zauberer!'“ Eine geniale Show. Remus grinste und schaute sich an, wie Pettigrew vor ihm in der vierten Reihe die Kinnlade herunter fiel, und wie gebannt selbst so geübte Schauspieler und Entertainer wie James und Sirius ein Strahlen in den Augen hatten. Fantastisch! Verrückt und albern, aber fantastisch! Von diesem Mann würde er viel lernen können.

„In meinem Unterricht werden Sie lernen, wie Sie sich selbst einsetzen können, und welche Möglichkeiten – außer Ihres Zauberstabes – Sie haben, um Ihre ganz eigene Magie zum Vorschein zu bringen.“ Mit einer weiteren Bewegung seiner Hand schlug jedes Buch auf den Pulten eine bestimmte Seite auf, und unzählige Bilder mit seltsamen Mustern breiteten sich vor ihren staunenden Augen aus. „Salz, meine Herrschaften!“ begann Professor Al-Harani, und dann erklärte er, wie ein einfacher Schutzkreis aus weißem Gold aus dem Toten Meer ganze Heerscharen von Dämonen in Schach halten konnte.

Man konnte sagen was man wollte, aber es war eine einzige großartige Märchenstunde. Wie mitten hinein katapultiert in Tausend und eine Nacht kam man sich vor, wie sie eintauchten in eine fremde Philosophie, ihrer eigenen so fern, und sogar Severus Snape schien es Vergnügen zu bereiten, sich im leeren Klassenzimmer, die Bänke und Stühle an die Seiten geräumt, im Kreis zu drehen und dabei Salz zu verstreuen, bis es genau die Form annahm, die er hatte erreichen wollen. Und wenn dann überall die Flammen hochschlugen aus selbstentzündetem Schutzfeuer, dann quietschte Emmeline Vance vor Stolz und Lily Evans verkündete lautstark, dass ihre Großmutter offensichtlich nicht abergläubisch, sondern höchst weise war. Salz über die Schulter, Kind, Salz, das bringt Glück!

Niemand hatte Lust, danach das so glitzernd bunt beleuchtete Klassenzimmer zu verlassen, um in eine so langweilig kalte Welt wie Flitwicks sonst so geliebten Saal für Zauberkunst zurückzukehren. Besonders der Gedanke daran, seltsame Bewegungen mit dem Zauberstab auszuführen, schien abschreckend, fremd und falsch, und trotzdem packten sie alle mit immer noch strahlenden Gesichtern ihre Sachen zusammen und flanierten einer nach der anderen mit ganz verklärtem Blick aus der Tür hinaus.

Als Letzter, sich das letzte Salzkörnchen vom Daumen lutschend, stopfte Remus Lupin sein Buch in den fast platzenden Ranzen und bückte sich nach einem Federkiel, als Professor Al-Harani seine Truhe schloss und nach ihm rief. „Mr. Lupin? Gestatten Sie mir ein paar Minuten?“ Ein wenig irritiert, beförderte der Junge sich wieder in die Vertikale und schaute seinen neuen Lehrer an, während seine Freunde ihm zuwinkten und „wir sagen Flitwick Bescheid!“ murmelten, bevor auch sie den Raum verließen und ihre Schritte und begeisterten Stimmen auf dem Flur verhallten. Die eintretende Stille wurde nur unterbrochen vom rauschenden Ziehen der Dochte in den Lämpchen, und Remus ließ sich mit einer Pobacke auf seinem eigenen Pult nieder und zog das andere Bein an. „Ja, Sir?“ fragte er und fühlte sich mit einem Mal sehr seltsam.

Wieso schaute er ihn so an? Die dunklen Augen waren so merkwürdig matt und tief geworden, wie Professor Al-Harani ihn nun musterte. Anders als zuvor, nicht auf der Suche nach Wissbegierde oder Intelligenz, Spuren von Interesse, sondern irgendwie ... Remus konnte es nur so beschreiben: Ursprünglicher. Tiefgreifender. Er wusste nicht, ob er sich unwohl fühlen oder beruhigt sein sollte, obwohl dieser Blick beides suggerierte. Das war Neugierde. Und noch bevor Al-Harani ausgesprochen hatte, was er sagen wollte, begriff Remus, und ihm schlug das Herz bis zum Hals. Niemals zuvor hatte jemand das gewagt. Und dieser Mann hier würde es gleich tun, das wusste er. Er wusste es einfach.

„Ich habe mich gefragt, Mr. Lupin, ob Sie mir wohl behilflich sein möchten?“ Genau aufpassen musste man bei diesem Zauberer. Er sprach gern in Rätseln, er machte es einem nicht leicht. Und so antwortete Remus nicht, sondern erwiderte einfach nur so fest er konnte seinen Blick. Al-Harani lächelte. Außergewöhnlich, wirklich außerordentlich. Kurz Luft holend, schweifte der Professor ab und wandte sich seinem Pult zu, an dem er Papiere zu ordnen begann, während er weiter sprach. „Ihnen ist bereits aufgefallen, dass ich mich mit einer Form der Magie beschäftige, die selbst wir Begabten nicht schlussendlich erklären können.“ Immerhin hatte er den Anstand, ihm erst verständlich machen zu wollen, wieso er diese Frage stellen, diesen Gefallen erbitten würde.

Ein Lächeln huschte über des Professors Gesicht, so echt und ehrlich, dass Remus bereits jetzt Lust hatte, einfach ja zu sagen. Auch wenn er niemals zuvor darüber gesprochen hatte, hier würde er es tun. „Deshalb begeistere ich mich so für die Lehren des Sternenzauberers Schaffack,“ fügte er überflüssigerweise an und deutete mit dem Finger auf das Bild auf dem Einband des Schulbuches. Und dann tat er etwas, von dem auch der Junge erst staunend den Mund öffnen und anschließend fast lachen musste: Er griff in eine der tiefen Taschen seines Gewandes und beförderte einen wunderschönen, knorrigen alten Boswellia-Ast hervor, deutete auf die Tür und murmelte „Muffliato“.

Es lockerte ungemein auf, obwohl Remus klar war, dass es nun ernst werden und er vermutlich gut die Hälfte von Flitwicks Stunde verpassen würde. Aber das machte nichts, es war in Ordnung. Irgendwie. „Ich muss Ihnen gestehen, Mr. Lupin, dass ich schon lange nicht mehr so neugierig war,“ begann der Professor, ließ die Pergamente los und widmete sich ihm vollständig. Es war nicht nötig, um den heißen Brei herum zu reden oder dem Jungen überhaupt zu sagen, was er meinte, denn die silbergrauen Augen verrieten ihm, dass er es bereits wusste. „Wo ich herkomme, da gibt es Wesen wie Sie nicht.“ Das leichte Zusammenzucken der jugendlichen Schultern übersah er nicht, doch ging nicht darauf ein. „Sie sind sozusagen 'etwas Neues' für mich.“ Und er lächelte noch ein wenig intensiver, verständnisvoll, aber nicht zurückhaltend. Remus schluckte fest und nickte schwach.

„Nun würde ich gern mehr darüber erfahren.“ Jemand, der Schüler im Unterricht Salz auf den Boden schütten und von ihrer persönlichen Schutzmagie entzünden ließ, gab sich wohl kaum mit Buchwissen zufrieden. Auch das brauchte er nicht zu erklären. „Sie verstehen sicherlich, wie sehr das mit meinem Spezialgebiet zusammenhängt.“ Es war kein Heben in der Satzmelodie, es war eine Feststellung, und Remus nickte erneut, ohne sich festzulegen. Und endlich rückte er damit heraus: „Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen, bei Gelegenheit. Wenn Sie gestatten.“ Die Zähne schoben sich übereinander, knirschten aber nicht, wie der junge Mann ihn da mit zusammengeschobenen Brauen anschaute und so deutlich signalisierte, wie unangenehm ihm das einerseits war, wie gern er aber auch behilflich sein mochte.

Al-Harani kam nicht umhin, erneut zu lächeln. „Selbstverständlich würde ich Ihnen im Gegenzug etwas anbieten, das auch Sie anderweitig kaum würden bekommen können.“ Und er hatte ihn. Prompt schnellte ein feiner Muskel am Übergang zwischen Augenwulst und Nasenrücken nach oben, und der junge Mr. Lupin hörte auf, mit den Kiefern zu mahlen. Sein Blick fixierte eine Stelle irgendwo in der Luft, und dennoch schaute er den Professor an. Es kam jetzt ganz auf das Angebot an. „Mir ist aufgefallen, dass Sie sich mit etwas so sehr beschäftigen, dass Sie sich selbst in meinem Unterricht kaum davon trennen können,“ schmunzelte der Lehrer und deutete mit dem Kinn auf die Ledermappe, die oben aus Remus' kaum zu schließendem Ranzen hinaus schaute.

Der 16jährige errötete augenblicklich, als hätte man ihm einen Kessel kochenden Wassers über den Schoß gekippt, und er senkte ganz verlegen den Blick. Nun, ja! Er kam eben einfach nicht weiter, und das nervte und fuchste ihn und ließ ihn nicht los! Aber wie hatte Al-Harani das gesehen? Und war ihm klar, um was es dabei ging? Hatte er all die Bemühungen und Heimlichtuereien damit aufgedeckt? Aber Moment. Er wollte ihm 'etwas anbieten' hatte er gesagt. Remus schaute auf und direkt in diese tiefen, dunklen Augen.

Der Professor nickte, langsam und bestimmt. „Ja, salomonische Pentakel sind schwierig, äußerst schwierig, und die meisten dieser alten Werke unter strengem Verschluss.“ Er hatte! Und er wusste! Denn das war genau sein Fachgebiet, genau seine Arbeit. Remus wurde ganz schlecht, und er spürte Schweißtropfen an seinen Schläfen, die sich rasch sammelten und an den Koteletten herunter liefen. Entweder hielt dieser Mann ihn jetzt auf der Stelle für einen schlimmen Schwarzmagier, oder er ...

„Haben wir eine Abmachung, Mr. Lupin?“ Der Junge nickte nur hastig. Hatte er denn eine Wahl? Er würde ihn doch verraten, wenn er ihm nicht half, oder? Er würde zu Dumbledore gehen und er würde rausfliegen, weil er sich an verbotenen Zaubern versuchte. Ihm war ganz elend, ganz furchtbar schlecht, er hätte nie gedacht, dass diese kleine, dusslige Idee so viel Staub aufwirbeln könnte. Wie dumm und naiv! Es gab einen Grund, wieso der Animagus-Zauber illegal war! 'Eine Idee von Pettigrew, die Black gut findet, das kann doch nicht gesund sein!' hatte sogar James gesagt. Und jetzt?

Zufrieden seufzend beugte der Professor sich über seine Papiere, wischte ein wenig darin herum und zog schließlich ein sorgfältig gerolltes Pergament mit einer feinen, goldenen Kordel daran hervor. Ohne zu zögern reichte er es dem Jungen. „Dann ist das hier für Sie.“ Aus seinen verzweifelten Gedanken aufschreckend, schob Remus die Brauen wieder ineinander und konnte erst gar nicht danach greifen. Was sollte denn das sein? Auf ein aufmunterndes Zunicken jedoch, nahm er die Rolle entgegen und stierte sie nur an, bis Professor Al-Harani erneut mit dem Kinn darauf deutete, zum Zeichen, dass er es ruhig anschauen konnte. Vorsichtig pellte Remus die Kordel ab und entrollte das Pergament sehr langsam, und sobald das Schriftbild darauf zum Vorschein kam, fiel er fast schräg nach hinten von seinem Pult herunter. Nur eine rasch ausgestreckte Hand hielt ihn davon ab, und Hitze schoss ihm so heftig den Hals hinauf, dass er regelrecht glühte.

Das Dritte Pentakel des Saturn! Er erkannte es sofort, nur an den Symbolen, doch die Anordnung hatte er nie zuvor gesehen. Denn danach hatte er gesucht, wie verrückt, wie besessen! Und hatte keinen Finger daran legen können. Und in dem Moment begriff er, welche „Abmachung“ er gerade getroffen hatte. Mit großen Augen starrte er den erfahrenen Zauberer vor sich an und konnte es einfach nicht fassen. Soeben hatte ihm ein Lehrer einen streng reglementierten Gegenstand in die Hand gegeben, wohl wissend, was er damit vorhatte. „Es ist selbstverständlich nur eine Kopie,“ erläuterte Al-Harani überflüssigerweise und lächelte dabei immer noch. „Eine sehr gute jedoch, möchte ich bemerken.“ Und dann erhob er sich ebenfalls von seinem Pult und fing wieder an, die nächste Stunde vorzubereiten.

„Ich würde Sie gern am Freitag sehen, Mr. Lupin, wenn Ihnen das recht ist?“ erkundigte er sich noch, während Remus nicht einmal aufhören konnte, ihn anzustarren. „In meinem Büro? Zu einem kleinen Datteltee und einer Shisha, das wäre außerordentlich angenehm.“ Damit lächelte er ihn strahlender an als zuvor, mit diesen Blitzen in den funkelnden Augen, und schloss geräuschvoll seine Pergamenttasche.


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