Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Auf dem Nant-Ddu

von Teekon

„Psssst!“ machte der Junge mit der Brille und hielt sich einen Finger vor die Lippen, während seine Augen strahlten und die zweite Hand das Omniocular nicht aus dem Griff ließ. Sofort verstummten die drei Jugendlichen und der Erwachsene hinter ihm, die bisher leise flüsternd miteinander geredet hatten. Jetzt bloß keinen überflüssigen Laut von sich geben! Wenn nur ein winziger Ast unter einem Schuh knackte, wenn ein klitzekleines Kichern an die aufgestellten Ohren drang, dann würden die Tiere davon stoben und sich in den tiefen Wald zurückziehen.

So früh am Morgen war es in dem eingeschnittenen Tal, dass Nebel aus allen Ritzen kroch und besonders am Grund der zerklüfteten Mulden über den Rinnsalen und Bachläufen hing wie wabernde Suppe. Ende August, die Blätter der Bäume dabei, erstes zartes Gelb und leuchtendes Rot anzusetzen, wo doch die Nächte bereits sehr kühl und klamm werden konnten. Spinnweben, mit Tau benetzt wie mit dicken, schimmernden Perlen an jedem Faden, breiteten sich über die Brombeersträucher aus, deren spitze Dornen sich in jedes Hosenbein bohrten. Es roch nach süßlich verrottendem Blattwerk und kräftig nach aufschießenden Fruchtkörpern von unzähligen verschiedenen Pilzarten.

Da zeigten sich die wunderbar gefleckten Köpfe von Fliegenpilzen, und das schwammig-weiche Geflecht der Krausen Glucke wucherte über die ausgedehnten Wurzelwerke der Buchen und Eichen hinweg. Semmelstoppler verbargen sich im Gras, und man konnte sich gar nicht oft genug bücken, so viele hochgiftige Vernichtende Engel sprossen aus dem saftigen Waldboden. „Fantastisch!“ hatte Mr. Potter gelobt, und einen weiteren dieser Knollenblätterpilze in seinen besonderen Korb gelegt, den er unter dem Arm trug. „Eine äußerst teure Zutat, wenn man sie in der Winkelgasse kauft,“ bemerkte er dazu und rückte seine Brille zurecht, und es war ihm deutlich anzumerken, wie froh er darüber war, sich nicht selbst halb auf den feuchten Untergrund knien zu müssen. So ein paar junge Helfer waren da doch sehr günstig.

Jeder der vier Jungens, die er auf diesen kleinen, frühmorgendlichen Ausflug in die umliegenden Wälder mitgenommen hatte, trug seine Schutzhandschuhe aus bestem Drachenleder (auch wenn die des Pummels gebraucht waren) und hatte das saubere Silbermesserchen aus dem Zaubertränke-Unterricht dabei. Das war immer noch das beste Werkzeug für die Suche nach Pilzen und Moosen und Kräutern, die man allesamt hervorragend in der Kunst des Brauens gebrauchen konnte. Und trotz der Kühle und des Schlafmangels waren sie alle guter Dinge und freuten sich über jede Kleinigkeit, die ihnen der erfahrene Zauberer zeigen oder beibringen konnte.

„Seht her!“ hatte er sie aufmerksam gemacht und sie schon am Waldesrand darauf hingewiesen. „Wo wächst das Moos an diesem Baum?“ Seine Hand auf die grünlich veränderte Rinde einer enormen Buche mit einem Durchmesser von mindestens 6' hatte er gelegt und jeden einzelnen von ihnen fragend angeschaut. James hatte den Mund gehalten, denn er kannte diese Lektion schon, und außerdem war ihm klar, dass er auf eine Antwort nicht lange würde warten müssen. „An allen gleich, Sir,“ hatte Moony natürlich sofort gegrinst und damit verraten, dass er den Dreh heraus hatte.

Anerkennend genickt hatte Mr. Potter, und sein Sohn musste schon zuegeben, dass er sich – wie alle Erwachsenen – besonders gern mit Remus beschäftigte. „Sehr richtig, Mr. Lupin, und wieso ist das so?“ Peter hatte ihn mit so großen Augen angestarrt, als hätte er gerade behauptet, er kenne die Geheimnisse von Imhotep, dem Hohepriester aus Ägypten, der die Toten auferwecken konnte. Fast ein wenig verlegen hatte Remus nur den Blick gesenkt und an seinen behandschuhten Händen herum gespielt. „Weil es dort am besten wächst, wo der Regen einfällt.“ Den Baumstamm tätschelnd, hatte Charlus den Kopf gehoben und „ausgezeichnet!“ proklamiert, bevor er sich lächelnd herum gedreht und sie in die Schatten der Bäume geführt hatte.

Der Weg hier herunter zu der großen Wiese mitten im Wald war wunderschön gewesen. Selten betretene Pfade hatten sie genutzt, die Mr. Potter und sein Sohn jedoch mit verbundenen Augen zu finden schienen. Steile Hänge hinunter hüpften sie regelrecht über Stock und Stein, um an der anderen Seite fast auf allen Vieren wieder hinauf zu klettern, und bald schon schwitzten sie alle trotz der niedrigen Temperaturen. Ihr Atem hing wie eine kleine Wolke vor dem Mund, und Charlus führte sie an die besten Plätze. Die Erzählungen des älteren Herrn reichten vollkommen aus, um sich vorzustellen, wie die weiten Flächen unter den Buchenästen im Frühling aussehen mussten, wenn Teppiche aus Waldhyazinthen in leuchtendem Blau den Boden bedeckten. Alles, was man danach ansähe, wäre genau so leuchtend und schön, und bei jedem Schritt müsste man den süßen Duft einatmen.

Verspätete goldgelbe Köpfchen von Trollblumen rotteten sich an den schattigen Hängen zusammen, wo das Wasser aus den Black Mountains herunter floss, dem Tal entgegen, auf die See zu, und ganze Felder von Apfelminze hielten ihre Blätter mit dem wunderbaren frischen Geruch in die sich langsam über den Nebel erhebende Sonne. Je weiter sie vorankamen (Peter keuchte schon wieder wie die scharlachrote Lokomotive des Hogwarts Express), desto aufgeregter schien James zu sein, und desto häufiger schüttelte Mr. Potter lächelnd den Kopf. Der Jüngste kannte diesen Weg, er wusste genau, wohin sie gingen, und er konnte es kaum abwarten.

Und nun standen sie hier, verborgen an einem abgebrochenen Erdwall, ehemals gestützt von einer der für die Gegend so typischen Mauern aus ungemörteltem Naturstein, und zwischen den Bäumen und Sträuchern hindurch beobachteten sie die stattlichen Tiere beim Äsen auf der Wiese. Ungefähr sieben Weibchen waren es, die Jungen des vergangenen Frühjahrs schon recht groß, beinahe ausgewachsen, und sie kauten friedlich auf ihrem Gras herum und hielten mit den hübschen, schwarzen Augen Ausschau. Und mitten drin stolzierte der Platzhirsch mit einem enormen Geweih, die Lauscher aufgestellt, und er durchschritt sein Rudel wie der einzig rechtmäßige König auf weiter Flur.

„Ein kapitaler ungerader Zwölfender,“ murmelte James, während er durch sein Omniocular schaute, und sein Vater legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er wusste genau, wie gern der Junge diese Tiere hatte! Und ein Freund, ein Muggeljäger aus dem Dorf, hatte ihm erzählt, dass sich dieses Rudel hier aufhielt, und deshalb war er mit den Jugendlichen hierher gekommen. „Diese Tiere gibt es hier sonst nicht,“ raunte er den drei Freunden seines Jungen zu, die sich mit fast genau so leuchtenden Augen zu ihm herumdrehten wie James. „Sie leben in Exmoor und um Bristol herum, aber hierher schaffen sie es nur sehr selten.“ Der Standort war hervorragend gewählt. Die Rothirsche befanden sich in genau der Richtung, aus der ein sanfter Morgendwind herüber wehte, und konnten so weder die leisen Worte hören, noch den Geruch der fünf Menschen wahrnehmen.

James Potter liebte diese Tiere! So groß und schön und stolz, und dabei irgendwie dennoch scheu und sanft, und schnell wie ein Blitz, wenn sie wollten. Er genoss die klappernden Hufe, wenn sie die Überreste der kleinen, gepflasterten Wege hier oben überquerten, auf denen früher Kohle im Tagebau aus den Black Mountains herunter gebracht worden waren. Das Fell, so dicht und seidig, besonders am Bauch und am Wedel, die helle, flockige Wolle und dazu diese herrlich dunkelbraunen Augen. Einfach wunderbar!

Mit einem Mal erinnerte er sich an einen Gedanken, den er einmal gehabt hatte, vor über einem Jahr am langen Tisch von Gryffindor, als Peter diese irre Idee gehabt hatte und Sirius sie zu einem Staatsakt erkoren hatte. Ein Hirsch zu sein. Ein Animagus, der sich in ein solch prächtiges Wesen verwandeln konnte, wann immer er wollte. Das hatte er sich damals vorgestellt. Mit einem Seitenblick an seinem Omniocular vorbei schielend, betrachtete er den neben sich stehenden Black und fragte sich, ob er darüber überhaupt noch nachdachte, oder ob er diese fixe Idee längst vergessen hatte. Und was war mit Remus? Gleich losgelaufen war er, weil er diese Schnapsidee aufgriff, und weil er offenbar damit etwas anfangen wollte. Arbeitete er noch daran? Oder hatte er das ad acta gelegt? James konnte es nicht sagen, und fragen war im Moment nicht machbar mit Vater im Schlepptau.

Und so schauten sie den Hirschen aus ihrem Versteck zu, wie sie über die vor Nebel dampfende Wiese wateten, hier und dort ihre kräftigen Hälse senkte, um zu äsen, während hinter den Hügeln im Osten die Sonne aufging. Bald tauchte sie das glitzernde Gras in goldenes Licht, und die Wärme trieb die letzte Feuchtigkeit aus dem Boden. Der Tag versprach, ein angenehm warmer, vielleicht sogar heißer Spätsommertag zu werden, so blass blau wie der Himmel über ihnen ein Zelt bildete, und die Vögel sangen ihre späten Lieder in den obersten Wipfeln der dicht an dicht stehenden Laubbäume.

Wann sie letztendlich die Lichtung verlassen hatten, daran konnten sie sich kaum erinnern, doch war es schon weit im Vormittag gewesen, als das Rudel sich schließlich in den Wald zurückgezogen hatte. Auf dieses Stichwort hin hatte Charlus Potter ihnen allen auf die Schultern geklopft und sie weiter geführt, immer an der alten Steinmauer entlang, bis sich links von ihnen erneut ein steiler Hang erhoben hatte. Weit hinauf ging es dort, ohne Pfad, ohne Weg, bis die Bäume sich lichteten und irgendwann ganz verschwanden. Sattgrünes Gras bedeckte den Gipfel dieses höchsten Hügels in der kleinen Kette, die sie erklommen hatten, und dunkle Felsen sprangen daraus hervor. Wippende Wildblumen krallten sich daran fest und tanzten in dem frischeren Wind, doch die Sonne brannte hier so heiß, dass niemand fror.

Und da hockten sie dann im weichen Gras, Peter keuchte und schnaufte noch eine halbe Stunde nach dem Aufstieg, und Mr. Potter reichte Lederfläschchen mit Wasser herum, während Remus und James schon einmal für ein kleines Mittagessen sorgten. Nur Sirius stand aufrecht mitten im Wind, reckte sich und gähnte höchst zufrieden und schaute sich nach allen Seiten um. Herrlich war es rund um Godric's Hollow, dem Heimatdorf der Potters, des Gründers Godric Gryffindor und auch von Albus Dumbledore. Im Herzen von Wales gelegen, rundherum nur Wiesen, Felder und Laubwälder, und die Straßen der Muggel teilten das Gebiet in riesige Speerspitzen ein. Da unten floss der Afon Taf Fluss in langen ausladenden Schleifen aus dem Llwyn-on Reservoir heraus und durchschnitt die grüne Landschaft einer fast unberührten Gegend, und Sirius staunte immer wieder darüber, wie und warum und wieso Muggel ganze Gebiete zu meiden schienen und dazu grüne Schilder aufstellten, damit das auch so blieb. Komisch waren die ja schon irgendwie.

Und voller Geschichte war dieses Land! Nicht nur um Ritter und Burgen ging es da, sondern auch um greifbare Ereignisse für Zauberer, wie sie Binns niemals so wunderbar anschaulich hätte erklären können wie Remus, wenn sie daneben standen und staunten und sich kaum zusammenreißen konnten, weil sie so gern da hinauf rennen und alles berühren wollten. Aufgetürmte Hügelchen, umgeben oder gekrönt von zackig-kantigen Felsen, die man senkrecht in die Erde gerammt hatte, ganze Felder voller Menhire ragten in den Himmel und zeugten von den alten und vergessenen Ritualen der Druiden, die hier gelebt hatten. Oftmals gab es da Grabinschriften, die niemand entziffern konnte (zumindest stand das da drauf, denn welcher Muggel-Archäologe beherrschte schon alte magische Runen), und Zeichen waren in die Steine geritzt. Spannend war das, aufregend, wenn Remus ihnen mit dem sanften Tonfall seines Großvaters davon erzählte, wie Merlin der Große irgendwo hier draußen den Mut gefunden hatte, für alle Menschen zu sprechen, egal ob Muggel oder Magier.

Im Moment klang Moony allerdings weder ruhig, noch irgendwie ansprechend, denn er redete mit vollem Mund und riss irgendeinen strunzdummen Witz über Peters fusslige Haare, die der sich sofort verlegen grinsend aus der Stirn strich, und James' blödes Lachen war alles, was dann noch nötig war, um Charlus Potter von einem zu überzeugen: Das hier waren wirklich nur Jungs! Albern und fröhlich und unbeschwert. Vom Gipfel herunter hüpfend wie ein Hittenlämmchen, gesellte sich auch Sirius Black dazu, und die kleine Wandergesellschaft genoss die Laugenbrötchen, geschnittenen Käse und Obst und Wasser.

Die Sonne wärmte einem den Pelz, der Wind roch fantastisch nach dem gar nicht so weit entfernten Meer, und die Aussicht war fabelhaft. Die bunt werdenden Bäume zogen sich schon bald unter ihnen die Hänge hinunter, und nur die kahlsten Spitzen der höchsten Hügel und kleinen Berge leuchteten in Grasgrün. Der See im Tal war dunkelblau und schien einen Nachthimmel zu reflektieren, der längst verglüht war. Weiße Wolken bildeten sich langsam irgendwo über der Irischen See und zogen in langen Bahnen landeinwärts. Und wenn man genau hinsah, dann entdeckte man die aufsteigenden Rauchfähnchen der Cottages und Häuser unten in Godric's Hollow, in dem weit aufklaffenden Tal dort zwischen den beiden Bergrücken. Häuser aus Naturstein mit bunt bemalten Fensterläden und Dächern, und eine herrlich schöne, breite Brücke führte den unbefestigten Weg am oberen Ende des Dorfes hinaus über den Bach. Das letzte Haus dort an der steilen Straße, das gehörte den Potters.

Am liebsten wären sie alle immer hier oben geblieben. Einer dieser Momente, an die man sich noch erinnern konnte, wenn man längst alt geworden war und solche herrlichen Berge nur noch von unten betrachten konnte. Sich die Stirn abtupfend, grinste Mr. Potter leise vor sich hin, während die Jungs kauten und sich miteinander unterhielten. Solche Freunde hatte er auch einmal gehabt, aber die wohnten sehr weit weg, und kleine Briefe hin und wieder mussten reichen. Viele von den alten Haudegen aus der Schulzeit waren bereits Großväter. Charlus war unendlich froh, überhaupt noch Vater geworden zu sein. Sein einziger Sohn hockte auf einem Felsen und deutete mit ausgestrecktem Arm in den Himmel hinaus, während der kleine Dicke von Paddy regelrecht darauf achten musste, nicht hinunter zu kugeln. Johns Junge, der Älteste, lag lang ausgestreckt im Gras mit den Händen hinter dem Kopf verschränkt, und der nächste Mr. Black schirmte seine Augen gegen die von Süden her einfallende Sonne ab.

Ach, das schauten sie an! Vier kleine Punkte waren dort am Horizont zu erkennen, langsam größer werdend, wie sie näher kamen. Na, das wurde ja auch mal Zeit, dass die Eulen aus Hogwarts ihren Weg hierher fanden! Keine zehn Tage mehr bis zum 1. September, und die Bücher noch zu besorgen mit der ganzen Rasselbande. Rasch erreichten die großen und schönen Raubvögel die kleine Gruppe am Hang, und ohne sich niederzulassen, öffneten sie die Schnäbel und flogen in einer Schleife wieder davon. Viel zu tun zu dieser Jahreszeit, keine Möglichkeit, zu verweilen.

Jeder fing seinen persönlichen Brief mehr oder weniger geschickt auf und zog die Lasche so fest ab, dass das Siegel brach. Immer wieder erstaunlich, wie gut einen die Eulen doch fanden. Unter jedem Namen der vier Jungen stand klar und deutlich: „Nant-Ddu Gipfel, Brecon Beakons, Ostwales.“ Natürlich handelte es sich um die Buchlisten für das vierte Jahr! Und wo der Brief von Remus dreifach entfaltet bis auf den Boden fiel, waren die anderen ein ganzes Stück kürzer. „Ah!“ sagte Peter und deutete auf den allerersten Punkt. „Lehrbuch der Zaubersprüche ...“ „Band 4!“ fielen die anderen Drei im Chor ein und grinsten breit.

Klar, was denn sonst? Flitwick hielt eben an seinem Lehrplan fest, und der war ausgezeichnet, sowohl vom Tempo her (was zwei seiner Schüler anders sahen) als auch vom Schwierigkeitsgrad (was mehrere seiner Schüler nicht teilen konnten). Die Stirn fest runzelnd, zog Sirius den Kopf auf seinen Schultern zurück, und auch James schürzte bereits erstaunt die Lippen, bevor Remus es überhaupt aussprechen konnte: „Die Lehren des Schaffack von Damaskus?“ las er mit Unglauben in der Stimme und verzog dabei das Gesicht vollkommen grotesk.

Sich ebenfalls wundernd, lehnte Mr. Potter sich über die Schulter seines Sohnes und überzeugte sich davon, dass dieses Werk dort wirklich aufgeführt war, doch ehe noch einer der Jungen mehr als „hä?“ sagen konnte, entspannte er sich und lächelte wieder. „Das wird das Buch sein, das euer neuer Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste angesetzt hat,“ war er sich recht sicher und nickte sich selbst zu. Augenblicklich hoben sie alle die Köpfe und schauten ihn mit großen Augen an. Selbstverständlich! Professor Keigwin war Ende des letzten Schuljahres in den Ruhestand gegangen und hatte dazu ein großes Fest gegeben. Wie hatten sie das nur so schnell vergessen können? Naja, Ferien eben. Zusammen. Als hätten sie eine gedankliche Verbindung, grinste jeder von ihnen für einen Moment.

„Du kennst ihn? Du weißt schon, wer es sein wird?“ konnte James kaum fassen, dass sein Vater ihm nichts davon erzählt hatte, aber Charlus lachte entwaffnend und griff sich in die Reveres seines Jackets. „Oh, lange schon!“ machte er es nur noch schlimmer und brachte seinen Sohn dazu, empört nach Luft zu schnappen. „Ich habe lange mit ihm gearbeitet, er ist ausgezeichnet!“ versicherte Mr. Potter, worauf sich ihm alle regelrecht entgegen warfen. Wollten wohl wissen, wer das war, wie er hieß und was er so machte. Nur den Kopf schüttelnd, grinste er. „Aber ich werde es euch nicht verraten, das müsst ihr euch in zwei Wochen schon selbst ansehen!“ Enttäuschtes Maulen und Murren begleitete diese Eröffnung, egal wie amüsant das für ihn war.

Keine weiteren spannenden Neuerungen ansonsten waren dabei. Die üblichen Bücher für Verwandlung und Wahrsagen („Horoskope der Gestirne für Anfänger“ - herrje), eine Erweiterung für Tränke und für Remus ein neuer Schinken über Alchemie für Arithmantik. Der Rest blieb beim Alten und würde erst im nächsten Jahr aufgestockt, und in manchen Fächern, wie in Kräuterkunde zum Beispiel, blieb man über alle Terme hinweg bei ein und dem selben Werk. „1000 Zauberkräuter und -pilze“ reichten ja wohl auch vollkommen aus. Wer zum Geier sollte sich das eigentlich alles merken? Und wozu gab's das verdammte Buch überhaupt, wenn man das doch alles auswendig können sollte?

Irgendwie war der Umschlag immer noch ein bisschen schwer, befand James und runzelte schon wieder so bescheuert die Stirn, hob den Brief an und schüttelte, bis ein weiterer Zettel heraus fiel. Merlins Bart, was sollte denn das sein? Dass er natürlich weiterhin der Quidditch-Kapitän seines Hauses war, das hatte ihm Professor McGonagall doch bereits auf der Schulbuchliste mitgeteilt, und einen neuen Anstecker dafür brauchte er nicht. Das Pergament war fein säuberlich mit wellenförmigem Rand zugeschnitten und trug schreiend violette Verzierungen in fast tapetenartigem Schnörkel an allen vier Rändern. Als wenn das nicht bereits genug Verwirrung verursacht hätte, fand James auch noch das relativ kleine, aber deutlich aufgedruckte Wappen von Slytherin unter der Unterschrift.

„Was zum Teufel ...“ murmelte auch Sirius, der neben Moony im Gras saß mit ausgestreckten Beinen und weit über seinen eigenen Brief gebeugt. Offenbar hatte er so ein Schreiben ebenfalls erhalten. Ganz durcheinander schüttelte sich James und widmete sich dem Pergament, um die Zeilen erst einmal zu überfliegen und danach sorgfältig zu lesen:

„Hiermit lade ich herzlichst folgende Schülerinnen und Schüler zu einem Umtrunk am Dienstag, dem 2. September 1975 um 7:00 Uhr pm in meinem Büro ein! Mit allerfreundlichsten Grüßen, H.E.F. Slughorn!“

Und irgendwo in dem kleinen Block von Namen tauchte „James C. Potter“ in dicker gedruckter Tinte auf, und jetzt war der Junge erst recht komplett durch den Wind. Warum in aller Welt sollte ihn der Hauslehrer von Slytherin, der Tränkemeister, zu sich einladen und ihn auch noch bewirten? Das machte überhaupt keinen Sinn, und ganz perplex richtete er sich auf und stierte erst einmal ins Tal hinunter, bevor er sich hastig an seinen besten Freund wandte. „Hast du auch sowas gekriegt?“ fragte er und hielt das Pergament mit abgeknicktem Handgelenk in die Richtung seiner Kameraden. Remus gleich neben ihm bekam ganz seltsame Falten auf die Stirn. Da waren horizontale – seine üblichen Denkfalten – aber auch ein paar steil vertikale Runzeln dabei, und das war höchst ungewöhnlich.

Nur mit den Augen kurz hinüber schielend, nickte Sirius schon und kaute offenbar auf nichts herum. Das waren alles Jungs und Mädels aus ihrem Jahrgang, und Black verstand genau, worum es da ging. Zuhause hatte man selbstverständlich erwartet und wie es aussah zurecht angenommen, dass er zu diesem erlauchten Kreise gehören würde, aber so richtig Lust darauf hatte er von Anfang an nicht gehabt. „Hast du 'ne Ahnung, was das soll?“ hörte er James irgendwo rechts von sich sagen, und er nickte nur schon wieder und zog fast angewidert eine Braue hoch.

„Das ist der 'Slug-Club',“ erklärte er nur lapidar, worauf Mr. Potter, der noch keinen Blick darauf hatte werfen können, ein begreifendes Geräusch von sich gab, das irgendwie genau so wenig begeistert klang wie Sirius' Gemurmel. „Der was?“ quietschte Peter langgezogen und schmiss sich halb über Blacks Arm, damit er auch mal lesen durfte. Hatte Moony da gerade geseufzt? Und waren das kleine Schatten, die sich über seine Augen legten? „Slughorn sammelt seit jeher Schüler ab einem gewissen Alter um sich, die ihm ... Vorteile bringen können,“ drückte er sich etwas ausführlicher aus als Sirius vor ihm, der immer noch grübelnd über seiner Einladung brütete.

Ein wenig grunzend, zuckte James die Achseln. „Was für Vorteile sollen das sein?“ Und sein Vater holte tief Luft und setzte sich etwas bequemer hin. „Das ist so eine Art Verbindung, James,“ fing er an, aus Erfahrung zu sprechen. „Dieser kleine 'Club' arbeitet nach dem Prinzip 'eine Hand wäscht die andere'. Ihr ganzes Leben lang schanzen sie sich gegenseitig Posten zu oder sorgen für andere Annehmlichkeiten jeglicher Art.“ Wie oft er damit zu tun gehabt hatte, während seines Berufslebens und auch in gesellschaftlicher Hinsicht, das konnte Charlus Potter gar nicht mehr zählen. Und wollte es auch nicht. Das immer noch fragende Gesicht seines Sohnes schaute ihn an, und er musste lächeln und ihm die Schulter drücken. „Das ist der Geist von Slytherin, mein Junge.“

Fast angeekelt ließ James augenblicklich das Pergament fallen und schüttelte sich, streckte die Zunge raus und greinte. „Dann geh' ich da nicht hin,“ beschloss er ohne weitere Überlegung und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Ihgitt. Slughorn konnte ihn mal, und zwar kreuzweise. Alles, was irgendwie nur entfernt nach Slytherin roch, war ihm gleich mehr als suspekt. Und sein Vater lachte bloß und drückte noch einmal fest mit der Hand auf seiner Schulter zu. „Du kannst ruhig teilnehmen, James,“ versicherte er und bemühte sich, ihm in seine puterrote Kindermiene zu schauen dabei. „Es ist keine schlechte Institution. Vielleicht nicht gerade sehr fair, aber auch wenn man nicht aktiv an dem kleinen Netzwerk mitarbeitet, fällt einem Vieles leichter dadurch.“

Im ersten Augenblick begriff James gar nicht so richtig, was sein Vater damit sagen wollte, und das erstaunte Brauenheben von Sirius bemerkte er genau so wenig wie das immer grauer werdende Gesicht von Remus. Pettigrew hing nur mit offenem Mund an Blacks Arm. Aber dann dämmerte es ihm, und er hob rasch den Blick. „Du gehörst auch dazu?“ wollte er von Charlus hören und konnte das kaum glauben. Sein Dad war ein Gryffindor! Durch und durch! Schwärmte nur davon und pries die Ideale des Gründers aus ihrem Heimatdorf mit jedem Tag! Und dann war er in diesem 'Slug-Club'? Lächelnd senkte Charlus die Augen zu Boden und prustete ein wenig. „Natürlich,“ sagte er dann zugebend und sah ihn wieder direkt an. „Ich bin ein Potter. Und Professor Slughorn hat ein Faible für große Namen, für Einfluss und Geld. Wir haben das alles, James.“

Schnaufend machte Sirius sich bemerkbar und tippte mit dem Finger fest gegen seinen eigenen Namen auf dem Pergament. „Deshalb darf ich mich auch dazu gesellen. Trotz meiner Schande.“ Das Grinsen war nur sehr halbherzig, und er brauchte sich nicht erklären. Ein Black in Gryffindor, das war auch nach drei vollendeten Jahren immer noch ein Gesprächsthema und eine außergewöhnliche Sache, die bei den einen Bewunderung hervorrief, bei den anderen Entsetzen. Aber um jemanden wie ihn kam ein Professor Slughorn nicht drumherum. Denn er war der Stammhalter, nicht Regulus, den er in seinem Haus hatte, und er wurde nicht müde zu erwähnen, wie gern er „das komplette Set“ gehabt hätte, als wären die beiden Jungen Sammeltassen.

Die kleinen roten Flecken in Peters Gesicht, wie er die Fäuste in die Seiten stemmte und wohl am liebsten aufgestampft hätte, rissen ihn aus seinen Gedanken. „Wieso sind wir nicht eingeladen?“ meinte er sich und Remus, und war darüber offenbar gar nicht erfreut. Diese vier Jungs gehörten zusammen. Die kriegte man entweder in einem Pack oder gar nicht. Jedenfalls war das seine Meinung, und er glaubte eigentlich zu wissen, dass die anderen das genau so sahen. Noch bevor Mr. Potter Luft holen und zum Sprechen ansetzen konnte, hatte Lupin mit dem glimmenden, von den Brauen seltsam beschatteten Augen aus Zorn und Enttäuschung, die er kaum verbergen konnte, sich zu ihm herum gewandt. „Weil du zu blöd bist und ich ein ...“ Man konnte den Hitzeflush an seinem Kragen hinaufschießen sehen, wenn man genau hinsah, und sein Zögern bewies zumindest den 14jährigen links und rechts neben ihm, was er tatsächlich meinte, auch wenn er den Satz beendete mit: „Ein Halbblut.“

Klar. Slughorn wusste es. Alle Lehrer wussten es. Und das machte einen so hochintelligenten, gelehrigen und talentierten Schüler für eine Gemeinschaft wie den 'Slug-Club' mit einem Schlag vollkommen uninteressant. Egal wie viele 'Outstandings' Remus zusammen sammeln mochte, nicht wichtig, wie großartig seine Leistungen oder seine Fortschritte waren, er würde nie, niemals nützlich sein können für irgendeinen dieser Schüler, die dort regelmäßig zusammen kamen. Ganz im Gegenteil. Ein Klotz am Bein. Ein gesellschaftliches Hindernis. Ewiger Ansporn zu Gerede hinter vorgehaltener Hand und jeglicher Umgang mit ihm äußerst verdächtig. Sirius knirschte mit den Zähnen, und James ballte die Faust so fest, dass das Pergament knisterte und zerknüllte.

Jetzt war es vielleicht noch geheim. Jetzt war es nur Lehrern, der Familie und engsten Freunden bekannt, aber das würde sich ändern, sobald er die Schule abgeschlossen hatte und sich eine Stelle suchen würde. Der erste potentielle Arbeitgeber würde bei der völlig routinemäßigen Überprüfung auf die Akten in der Registrierung stoßen, die dann freigegeben waren, und es würde sich schneller herumsprechen als ein Lauffeuer, schneller als ein Billywig: Remus John Lupin ist ein Werwolf!

Irritiert schüttelte Charlus Potter den Kopf und verzog die Mundwinkel, wie er seinem Jungen den Brief aus der Hand nahm und sofort fand, was er gesucht hatte. Mit der flachen Rückhand dagegen schlagend, zuckte er die Achseln. „Aber er hat doch Dirk Cresswell eingeladen,“ erklärte er, was ihm schon zuvor aufgefallen war. „Und das Evans-Mädchen. Und die beiden sind doch muggelgeboren, oder etwa nicht?“ erinnerte Mr. Potter sich ausgezeichnet an die Erzählungen seines Sohnes darüber, wie außerordentlich begabt diese beiden Kinder waren. Und John war doch nun wirklich ein angesehener Mann im Ministerium, arbeitete an hervorragenden Ideen mit durchschlagendem Erfolg und stand mit seinem Partner Damocles Belby kurz vor einem enormen Durchbruch, der ihnen beiden womöglich einen Merlins-Orden einbringen mochte. Wieso wollte Slughorn einen solchen Jungen nicht dabei haben? Das machte keinerlei Sinn, und so verfiel Charlus ins Grübeln und murmelte immer nur: „Seltsam. Sehr seltsam.“

Verstohlen warfen sich die vier Jungen Blicke zu, und am liebsten wäre es ihnen gewesen, wenn Mr. Potter, so wunderbar und nett er auch war, in diesem Moment nicht bei ihnen gewesen wäre. Alles, was sie tun konnten, entsprach ungefähr dem ausholenden Arm von Pettigrew, der hinter Sirius her auf Remus' Rücken klopfte, während James mit dem Ellbogen leicht in seine Seite stieß und Black sich zu ihm herüberbeugte. „Du bist in einem viel besseren Club,“ raunte er ihm zwischen den Zähnen hindurch zu. Da hatte er schon irgendwie recht. Remus rang sich ein Lächeln ab und seufzte lang und theatralisch. In diesem Club hier ging es um mehr als Jobs und Galleonen und große Politik. Wer hier dabei war, der konnte mit Unterstützung, Hilfe und bedingungslosem Vertrauen rechnen, immer und überall.

Sogar bis in den Tod.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 3. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Mir gefällt an Harry vor allem, dass er kein Held im klassischen Sinne ist, kein unüberwindlicher Superman.
Daniel Radcliffe über seine Rolle