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Im Silberlicht bis Nimmermehr - Ein ungebetener Gast

von Teekon

Stetig, jedoch in unregelmäßigen Abständen tropfte es von den herabhängenden Blättern der Ligusterhecken. Der ausgiebige Schauer war vorüber gezogen und breitete seinen langen, wallenden Schatten am Horizont nun über weiter östlich liegenden Stadtteilen aus. Donner begleitete die bauschigen Wolken, doch die Nacht überdeckte die aufgetürmten Ausläufer und verschluckte die bedrohliche Schwärze. Kein einziger Blitz zuckte über den Himmel, und die wenigen entzündeten Straßenlaternen flackerten von Überlastungen im Stromnetz. Irgendwo dort hinten in Richtung Addlestone musste ein Bahngleis unterspült worden sein und hatte die Kabel aus dem Boden gerissen.

Sturzbäche aus schmutzigem Regenwasser flossen holpernd die Rinnsteine entlang und wurden regelrecht in die Gullis gesaugt. Gurgelnd verschwanden Zweige und kleine Blätter, die der Sturm von den Bäumen der Vorgärten gerissen hatte, zwischen den Metallstreben. Wie viele Ratten heute nacht ertrunken waren, würde man erst bei Einbruch des Tages unten an dem alten Überlauf zum Bach hin erkennen, wenn sich ihre zerzausten Leichen dort stapeln würden. Der dunkle Asphalt der Schlafstadt-Straßen glänzte vor Nässe im fahlen Licht des zunehmenden Mondes, und in Fetzen flogen zerrissene Wolkenfelder darüber hinweg.

Das Unwetter hatte kühle Luft zurückgelassen, nun völlig unbewegt in der Stille der Nacht, in der keine Grille mehr zirpte und keine Eule mehr gurrte. Es roch nach Ozon und schwerer Feuchtigkeit, und die übersättigte Atmosphäre dampfte von aufsteigendem Dunst. Es war spät. Kein Wagen fuhr um diese Zeit, keine Kirchturmuhr schlug und nirgends bewegte sich eine stromernde Katze oder ein hungriges Wiesel. Wer konnte, hatte sich in irgendeine Höhle zurückgezogen, um den Platzregen und die heftigen Windböen zu überstehen und war dort nun sicher und friedlich eingeschlafen.

Und dennoch war keine Ruhe zu spüren. Das Wetter hatte sich mehr als beruhigt, und nur das unablässige Tropfen in den aufgeweichten Boden und in die tiefen Pfützen durchbrach die Stille. Bis die Ledersohlen über den Bordstein klapperten. Ein Schritt, zwei Schritte, vorbei. Hinaus lauschend spitzten sich die Ohren, und der Herzschlag störte die Observation. Nichts. Rein gar nichts. Niemand lief über die Straßen oder schlug sich durch die Büsche. Kein Schatten kroch durch die Blumenrabatten oder huschte über gut gepflegte Rasenstücke. Aber der Instinkt sagte, dass hier eben nicht alles in Ordnung war.

Nur noch oberflächlich atmend, beugte er sich noch immer vor und bewegte die Augen flink aus dieser Position hin und her. Die menschlichen Sinne würden hier nicht ausreichen, doch auf mehr hatte er heute Nacht keinen Zugriff. In der rechten Hand drehte er den Zauberstab so rasch zwischen den Fingern, dass er regelrecht quirlte, und ein dicker Tropfen aus Regen rann ihm vom Ärmel auf den Daumenrücken. Jemand war hier! Er konnte es spüren! Jedes Haar an seinem Körper richtete sich auf unter der langen, dunklen Robe und dem abgetragenen Tweed-Anzug.

Die Fenster der Häuser im Glyzinienweg waren alle still und dunkel, nirgends brannte Licht. Weit nach drei Uhr morgens in der ordentlichen Vorstadtsiedlung, die Little Whinging war. Die Vorhänge waren dicht zugezogen im Erdgeschoss, und die Tür gut abgeschlossen, doch das bedeutete nichts. Er war auf der Hut. Kein Schlaf, nicht einmal dösen, immer wachsam, und so genau wie er wusste, dass er nicht mehr allein war hier draußen in der Nacht, so sehr war ihm auch klar, dass sein baldiger Gegner keine Ahnung von dieser ewigen Wache hatte. Zu unvorsichtig ging er dafür vor.

Nonverbal benutzte er ihn, „Observor“, wie geflüstert im Kopf, und der winzige Kreis mit dem Stab in seiner Hand bekräftigte den Zauber. Für die gesamte Umgebung unsichtbar stob ein grell neongelbes, kreisförmig ausstrahlendes Band im Pulsus von ihm davon, durchbrach jeden Gegenstand auf seinem Weg, egal ob Laternenpfahl, Baum, Schaukel, Rutsche, Haus oder parkendes Fahrzeug am Straßenrand. Wie gebannt starrte der schlanke Mann Mitte Zwanzig den schmalen Weg hinunter, wartete, beobachtete, und wurde belohnt.

Dort vorn zerfloss die helle Farbe, wurde der schallwellenartig vorwärts eilende Kreis zersetzt und hinterließ eine Lücke, um dahinter wieder zusammen zu finden und sich weiter zu entfernen, hinaus in die Dunkelheit. Auch wenn es nur kurz gewesen war, es hatte ausgereicht, um die Konturen einer dort stehenden Person aufzuzeigen. Mit bloßem Auge jedoch war niemand an dieser Stelle zu sehen. Magisch verborgen, wartend, genau wie er. Hatte keinen Zweck, die Konfrontation hinaus zu zögern. Je eher er ihn stellte, desto geringer war die Gefahr, dass er in die Nähe seines Zieles gelangte.

Remus Lupin drückte das Rückgrat durch und trat ohne zu zögern hinter der Hecke hervor und auf den Bürgersteig hinaus. Offen und ungeschützt stand er nun dort im flackernden Schein einer orangefarbenen Laterne, und sein aufmerksamer Blick ließ keinen Zweifel daran, dass er den Mann auf der anderen Straßenseite, gut 50 Yards entfernt, direkt anstarrte. Es gab keinerlei Grund, ohne Warnung gleich anzugreifen. Die pure Drohung mochte ausreichen. Sein Gegenüber verstand sofort, wie nutzlos seine Tarnung noch war, und gab sie auf.

Enorm groß und schlacksig ragte die Gestalt mit einem Mal wie aus dem Nichts zwischen den Stämmen von zwei jungen Korkenzieher-Weiden auf. Der lange, schwarze Reisemantel bewegte sich im Strudel der Magie, die er zur Enttarnung verwandt hatte, doch das Gesicht blieb hinter einer schmucklosen Maske verborgen. Natürlich. Traute sich nicht, seine dämliche Visage ins Licht zu halten, nicht in der Öffentlichkeit, nicht nach seinem Prozess. Beinahe hätte Remus grimmig gegrinst. Er kannte diesen Mann. Die Körperhaltung alleine hätte es schon getan. Casper Yaxley.

Sie beide wussten, wieso sie hier waren. Keine Notwendigkeit, darüber zu plaudern oder dümmliche Floskeln auszutauschen. Yaxley war gekommen, um Rache zu üben, und Lupin würde nicht einen 1/8 Zoll weichen, um ihn davon abzuhalten. Sie beide hatten ihre Vorteile auf ihrer Seite, beide kampferprobt, beide mit den Narben von ihren Schlachten gezeichnet, der eine mehr, der andere weniger. Dem einen war es egal, wie viel bei dieser Auseinandersetzung zu Bruch gehen, wie viele Muggel aus ihren Betten fielen oder sogar verletzt würden, und er hatte keine Skrupel zu töten. Sein Gegner jedoch, der stille Wachhabende am Haus der alten Dame, war ein erbitterter Streiter, daran erinnerte sich Yaxley noch aus dem Krieg, und er kämpfte auch unter mondlosem Himmel wie ein Wolf. Nichts zu verlieren, schon alles gegeben, bis auf dieses Kind da hinter den zugezogenen Vorhängen. Lupin würde ihn nicht preisgeben, solange er noch einen einzigen Finger rühren und einen einzigen Spruch wispern konnte.

Langsam, vorsichtig, nichts überstürzend, sorgte der ehemalige Ministeriumsangestellte für ausgeglichene Verhältnisse, und Remus hielt ihn nicht davon ab, sondern ließ ihn gewähren. So dumm, diese Ordenspfeifen, immer noch die selbe lästige und gefährliche Schwäche der Höflichkeit und des Anstands in jedem Knochen. Er hätte ihn längst einfach wegblasen können, aber der Werwolf zog es vor, ihm eine Chance zu geben. Eine Chance. Niemals hätte er das selbe von Yaxley bekommen. Hinter seiner Maske aus ungebranntem weißem Porzellan grinste er schief und zog eine Braue hoch. Trotzdem kam er nicht umhin, dem abgerissenen, ärmlichen Tropf da vorne Respekt zu zollen. Wie man bei so offensichtlich schlechter Ernährung überhaupt noch gerade auf den Beinen stehen konnte, war ihm ein Rätsel.

Den Zauberstab in einer Geste aus dem großen Buch der Duelliermeister ganz gerade vor dem Gesicht erhebend, verbeugten sich die Kontrahenten nur mit einem Kopfnicken. Die ganze Freundlichkeit und Schüchternheit, die Lupin sonst immer und überall an den Tag legte, die ihn sonst so zum Gespött seiner Feinde gemacht hatte, wie Yaxley sich lebhaft erinnern konnte an die vielen Treffen in abgeschiedenen Häusern oder in tiefen Mulden in irgendwelchen Mooren, verschwand vollkommen aus den Augen und der ganzen Haltung. Großmäuler wie Crabbe und Carrow mochten sagen, was sie wollten, mochten ihn einen Waschlappen nennen, aber die hatten nie gegen ihn antreten müssen. Casper war froh, dass man sein Gesicht nicht sehen konnte. Das hier war keine Übung und kein einfaches Spiel. Das war Lupin. Gute Jungs, talentiere Jungs wie Wilkes und Avery, Mulciber und sogar der alte Nott gingen auf sein Konto.

Noch ehe die Eröffnung des Kampfes korrekt über die Bühne gegangen war, flog der erste Fluch quer über die Fahrbahn, und schon duckte Yaxley sich, sobald der Impedimenta-Zauber seinen Stab verlassen hatte. Es war kaum nötig, sich zu vergewissern. Lupin stand noch immer aufrecht und völlig unbewegt in der dunklen Einfahrt, in der er Wache gehalten hatte. Aus der Verbeugung heraus noch hatte er einen rot glühenden Schild aus Protego-Feuer zwischen sich und dem Todesser erstehen lassen, und der schützte ihn problemlos. Kein überlegenes Lächeln. Nicht einmal ein Zucken der Mundwinkel.

Sich rasch hinter ein Fahrzeug begebend, dass der Mantel nur so flog, feuerte Yaxley die nächste Attacke ab, doch der Schild stand noch unverändert, und hinter seiner Maske hob er beide Brauen. Er hatte es verändert, das war kein gewöhnlicher Abwehrzauber. Entweder war es zeitlich begrenzt oder hielt einer bestimmten Anzahl von Angriffen stand. Es gab nur eine Möglichkeit, das heraus zu finden. Kurz hinter einander warf der dunkle Zauberer ein paar Flüche, ohne Sicht auf sein Ziel zu haben. So bekam er nicht mit, dass sein Gegner sich längst bewegt hatte, und das Expelliarmus traf ihn unvermittelt.

Ihm regelrecht das Handgelenk verbiegend, flog der Zauberstab im hohen Bogen aus seinen Fingern, und ein Schub panischer Hitze ließ ihn gleichzeitig hinterher hechten. Ausgestreckt schlug Yaxley ohne zur Hilfenahme seiner Hände flach auf dem Bordstein auf, und die Maske zersprang in tausend winzige Stücke, doch klammerte er sich verzweifelt, aber triumphierend an den doch noch erreichten Zauberstab. Merlins Bart, das war knapp gewesen! Sich herumrollend auf den Rücken, die Kleider schon durchgeweicht von der nicht sehr tiefen Pfütze, in die er gefallen war, suchte Casper hastig die Umgebung ab, aber das brauchte er nicht.

Die Knöchel einer sehnigen Faust trafen ihn mitten unter das Kinn, und der am Boden Liegende biss sich auf die Zunge davon. Blut sickerte ihm augenblicklich aus dem Mundwinkel, während er noch nicht fassen konnte, dass Lupin über die Straße gerannt war, um ihn körperlich und ohne Magie direkt anzugehen. Breitbeinig stand er über ihm, packte seinen Kragen und holte schon wieder zum Schlag aus, doch dieses Mal schaltete Yaxley. „Stupor!“ brüllte er es laut heraus und erwischte die Stirn seines Angreifers. Der Zauber riss den Werwolf von den Füßen und schleuderte ihn weit genug weg, dass er zu Atem kommen und rückwärts in Deckung kriechen konnte.

Sich hastig, angeekelt den Dreck von den Ärmeln und der Brust wischend, sortierte Yaxley sich, ordnete den Mantel und die Robe darunter, verschoben von dieser widerlichen, groben Gewalt. Das winzige Licht in dem kleinen Fenster am Haus gegenüber, das sah er nicht aufleuchten.

Keuchend sammelte Remus seine Sinne wieder zusammen und hockte sich zwischen einen Rhododendron und das nächste geparkte Auto. Er wusste, dass er seinen Feind verunsichert hatte, dass der Todesser sich dort hinten erst einmal fangen und überdenken musste. Das Einzige, worauf er selbst achten musste, war, ihn niemals auch nur in die Nähe von Tür oder Fenstern gelangen zu lassen. Auf Zeit spielen. Denn früher oder später fiel ein solches Gefecht auf, wenn bunte Funken von Kampfmagie durch die stillen Straßen einer reinen Muggelvorstadt stoben, und es konnte nicht lange dauern, bis eine Gruppe Auroren hier auftauchen würde. Mochte sein, dass er dann am besten selbst rasch verschwand. Yaxley jedoch, jetzt ohne Tarnung, müsste blitzartig das Weite suchen. Nur noch ein bisschen.

Vorsichtig schob Lupin die Nase um die Stoßstange herum, um einen Blick auf den anderen Mann zu werfen, der sich hinter einem hohen Busch verborgen hielt und zum nächsten Schlagabtausch bereit schien. Die Spitze des Zauberstabes lugte zwischen den Zweigen hindurch, und rasch zog der Verteidiger sich zurück, um keinen zweiten direkten Treffer wie gerade zu kassieren. Noch immer pulsierte seine Stirn davon, genau an der Stelle, an der dieser Fluch eingeschlagen war. Wie eine winzige Brandwunde würde sich dort einige Tage lang ein rotes Mal zeigen.

Wieder so weit unter Kontrolle hatte sich Yaxley nun, dass sein neuer Spruch wieder nonverbal ausgeführt wurde, und deshalb kam das farblos brodelnde Rauschen höchst unerwartet. Gerade rechtzeitig noch konnte Remus in einem Hechtsprung die Straßenseite wechseln, bevor das überraschend gewählte Mittel des Aufsehen erregenden Bombarda maxima den Wagen in die Luft hob und in seine Einzelteile zerlegte. Wie die Schrapnelle einer Splitterbombe zischten Zahnrädchen und zerfetzte Karosserie-Teile durch die Nacht, und noch im Abrollen spürte Remus die schneidenden Messer aus rostigem Blech, wie sie sich durch drei Lagen von Kleidung bohrten und ihm den Unterarm aufschnitten.

Dass er so weit gehen würde, damit hatte Lupin nicht gerechnet. In der ganzen Nachbarschaft begann sich Leben zu regen. Hunde bellten laut und jaulten ob des Geräusches der feuerlosen Explosion. Lichter sprangen an und erste Türe schlugen zu. Die Alarmanlage des daneben geparkten Fahrzeuges ging los, und der an- und abschwellende Ton ließ Yaxley dahinter sich die Ohren zuhalten. In den direkten Aufgang zur Eingangstür der alten Dame hatte Lupin sich nun gestellt, würde mit Leib und Leben diesen Weg versperren. Entweder er schoss ihn jetzt über den Haufen und bahnte sich seinen Weg zu seinem wehrlosen Ziel, oder er trat den geordneten Rückzug an.

In dem Augenblick knackte es irgendwo, und mit einem zischenden, ratternden Knistern verloschen die Straßenlaternen von Little Whinging und jedes einzelne Licht in den Häusern ringsherum. Stockdunkle Nacht senkte sich auf den kleinen Ort, und die Hecken links und rechts warfen lange Schatten. Hastig gab es für Remus nun nur noch eins: Näher heran an die Haustür, nicht hier draußen so weit fort sitzen, wenn er an ihm vorbei schlüpfen konnte. Und das Geräusch im Gras neben ihm hielt ihn von seinem Plan ab. Noch bevor sein Gegner irgend etwas tun, noch bevor er selbst überhaupt auf die Idee kommen konnte, ein simples Lumos einzusetzen, streckte Remus einfach einen Arm in Richtung des Raschelns aus und bekam die schlacksige Brust von Casper Yaxley zu fassen.

Der Todesser keuchte überrascht und fasste nach dem Ärmel, um sich davon zu befreien, aber Lupin hatte ihn so fest im Griff, dass es kein Entkommen gab. Woher dieser so ausgehungerte und kränklich blasse Mann diese Kraft nahm, konnte er sich nicht erklären, doch Remus riss den ganzen Kerl von den Füßen und warf ihn mit dem Gesicht nach unten auf den gepflasterten Weg. Der stumme, verbissene Kampf auf dem nassen Boden wurde übertönt von entfernten Sirenen, und Stimmen waren zu hören in den angrenzenden Gärten. Unter seinem Körper konnte Casper den eigenen Zauberstab spüren, den er nicht erreichen konnte, und ob Lupin seinen eigenen in Reichweite hatte, wusste er nicht. Keine Zeit, dass nun zu ergründen. Er musste ihn loswerden, nur herumschleudern für einen Moment, und er hätte freie Bahn, ihn endlich ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen, diesen lästigen, neunmalklugen Dummkopf! Und dann, dann könnte er sich in Ruhe dem Squib und dem Balg widmen.

Als könne er seine Gedanken lesen, als errate er, was Yaxley plante, bäumte sich Remus' ganzes Inneres nur noch mehr auf. Nein! Er würde nicht klein beigeben, er würde ihn nicht in seine Nähe lassen, dem Jungen würde nichts geschehen! Und wenn er dabei sterben musste, es würde nicht passieren! Den blutenden Unterarm mit dem zerfetzten Jacket drückte er so hart gegen Yaxleys Hals, dass der Mann zu japsen anfing und in der Dunkelheit unsichtbar blau anlief. Die Finger schossen hoch, um sich Luft zu verschaffen, um Abstand zwischen die – oh Himmel Herrgott, dieses Blut war kontaminiert! - Wunden und seinen eigenen Kragen zu bekommen. Die Panik in den weit aufgerissenen Augen des Todessers sah Remus gar nicht, und sie interessierte ihn auch nicht. Mit der freien Hand tastete er nach seinem Zauberstab und bekam ihn endlich in die Fingerspitzen.

„Decedere!“ presste Lupin zwischen den Lippen hindurch, so gut er konnte, und es reichte aus. Yaxleys Körper wurde wie von einer unsichtbaren Windböe erfasst und aufgehoben, und während er noch zu Atem kam und sich die Handflächen um den Hals legte, sauste er wie geworfen zurück über die Straße und prallte mit dem Rücken gegen den breiten Stamm eines alten Baumes. Es knarzte und knackte, und ein Ast brach ab und fiel zu Boden, direkt neben den zusammengesackten Mann, der nun erneut keine Luft mehr holen konnte.

Remus keuchte, auf den Pflastersteinen liegend, der rechte Ellbogen noch im Gras und der Zauberstab zitternd in der dazugehörigen Hand, während er sich herumrollte und nach dem Todesser Ausschau hielt. Seine linke Elle schmerzte entsetzlich mit all den winzigen Metallsplittern darin, die Yaxleys klammernder Griff noch tiefer in das Fleisch getrieben hatte, aber er musste trotzdem fast lachen. Angewidert, in heller Verzweiflung stierte der Mann in dem langen Mantel auf seine besudelten Hände, von klebrigem, gerinnendem Blut verschmiert, und er atmete so schwer, dass sich sein Brustkorb hob und senkte wie die Kolben eines Dampfschiffmotors. 'Ja, ganz recht', dachte Remus und grinste. 'Werwolfblut, mein Freund, wie fühlt sich das an, diese Angst?'

Alles, was Yaxley jetzt noch tun würde, war zu erwarten. Seine Lust auf einen Kampf, sein Verlangen nach Rache, stand hinter dem Selbsterhaltungstrieb zurück. Sich rücklings an dem Baumstamm hoch schiebend, brachte er sich in die Vertikale und warf Lupin nur einen letzten, verächtlichen Blick des Geschlagenen zu, der sich noch immer für den Besseren hielt. Dann vollführte er eine leichte Drehung und disapparierte auf der Stelle. Erleichtert schloss Remus die Augen und ließ endlich zu, dass er vor Schmerz zischte und zitternd nach Atem rang.

Das Quietschen von Reifen und das Näherkommen der Sirenen veranlasste auch ihn nun, nicht länger zu verweilen. Er würde hier nicht weggehen heute Abend, er traute den freien Todessern eine Rückkehr zu, aber der Regen würde seine Spuren so gut es ging verwischen, den Rest erledigte ein einfacher Tilgzauber, und dann stemmte er sich auf die Füße und drückte sich hoch, schon im Aufstehen mehrere Schritte auf die Haustür zu machend. Hier draußen zu sein, wenn die Polizei eintraf, ein schäbig gekleideter, heruntergekommener und unrasierter Mann mit der Hautfarbe und dem Gesicht eines drogenabhängigen Muggels, das war keine gute Idee.

Auf die Berührung mit seinem Zauberstab hin öffnete der Schlüssel ihm bereitwillig den Eingang, und Remus musste lächeln. Gott sei Dank hatte die Gute keinerlei Einfluss auf die noch immer funktionierenden Zauber, die der Orden über das Haus eines jeden Mitglieds gelegt hatte, und so konnte er problemlos eintreten und so gerade noch der hernieder sausenden Bratpfanne ausweichen. „Remus!“ rief das Stimmchen aus, und das Kochgeschirr schepperte, als es statt auf seinem Kopf auf dem Teppich landete.

Nur eine kleine Kerze brannte in einem Halter aus Ton, den die Bewohnerin des Hauses auf einer Kommode in dem schmalen Flur abgestellt hatte. Gleich rechts zog sich eine steile Treppe in das obere Stockwerk, ganz ähnlich allen anderen Behausungen in diesen Straßen, während es gerade aus in die Küche ging. Die Tür linkerhand zum Wohnzimmer war geschlossen, doch nach hinten hinaus war der Blick nur durch die Düsternis getrübt. Im Nachthemd stand sie da, eine Haube auf dem Dutt aus grauen, geflochtenen Haaren, und sie hielt sich noch eine Hand erschrocken vor den Mund, wie sie auf den nassen, schmutzigen Mann auf dem Boden vor sich hinunter schaute. Da passte sie nur eine Nacht auf den Jungen auf, nur eine, und dann gleich sowas! Diese verdammten Dursleys!

Es war Lupin. Remus Lupin saß da auf ihrem Schuhabtreter mitten in der Nacht, keuchend vor Anstrengung, Dreck und Blut im Gesicht, den Zauberstab noch kampfbereit erhoben, und er schaute sie aus seinen unverwechselbaren silberstahl-grauen Augen an. „Arabella, tut mir leid!“ entschuldigte er sich von dort unten, als wäre er es gewesen, der hier mit Küchenutensilien um sich schlagen wollte. „Merlins Bart!“ flüsterte sie nun etwas mehr bei Sinnen zwischen den Fingern hindurch und bückte sich, um ihm aufzuhelfen, während er die Pfanne aufsammelte und nach der Türklinke griff, um sich hoch zu stemmen.

Mütterlich nahezu klopfte sie ihm vorsichtig und sorgfältig Blätter und Grashalme von der fleckigen Robe, bis sie an den Arm stieß. Augenblicklich seufzte sie entsetzt auf und legte sich Ellbogen und Handgelenk des jungen Mannes regelrecht auf die Hände, um sich das Malheur anzusehen. Es war viel zu dunkel für eine vernünftige Begutachtung. „Sie sind ja verletzt!“ bemerkte sie und schüttelte den Kopf, als er Luft durch die Zähne quetschte und sich auf die Lippe biss. „Das war Yaxley,“ erklärte er, doch die ältere Dame zog ihn auch schon den Flur hinunter in die Küche. Sie hatte genug mitgekriegt von dem, was draußen vorgefallen war, und brauchte keinen Bericht.

Die herzensgute Mrs. Figg drückte ihren Bewacher auf einen Stuhl und machte sich rasch daran, weitere Kerzen zu entzünden, und schon bald leuchtete die kleine, gemütliche Küche, in der es immer ein wenig nach Kohlrolladen mit Kartoffelpüree roch (Remus lief das Wasser im Mund zusammen, und der Magen knurrte ihm), in einem warmen, heimeligen Licht. Schön warm war es hier obendrein, wo sie doch heute Nachmittag hier gebacken hatte, und die ganze Anspannung und das Zittern ließen augenblicklich nach. Remus schloss die Augen und genoss die Erinnerungen, die diese Atmosphäre herauf beschwor, und er musste trotz der Schmerzen und der noch manifesten Stimmung des gerade erst durchgestandenen Kampfes wohlig lächeln.

Den geschundenen Arm auf einem Trockentuch ablegend, das die Hausherrin ihm reichte, pellte Lupin sich schon aus der Robe und dem Jacket, und wehmütig betrachtete er die Zerstörungen des Stoffes. Das würde er nicht wieder hinbekommen. Reparo war für Kleidung nicht gemacht. Und solche Dinge waren so teuer. Und das, wo der Herbst bevorstand. Er seufzte unzufrieden und schüttelte heimlich den Kopf, während Mrs. Figg ihren Muggelverbandskasten öffnete. „Das wird ein bisschen weh tun,“ warnte sie ihn schon einmal vor, bevor sie sich daran machte, die vielen blutenden Wunden zu versorgen, aber Remus nickte nur. Schmerzen war er gewöhnt. Die konnte er aushalten. Und er zuckte nicht ein einziges Mal zusammen während der gesamten Prozedur.

„Ich bleibe heute Nacht hier,“ bot Remus an, als Arabella die letzte Mullbinde um seinen Arm wickelte, und sie lächelte ihm dankbar zu. Sie war doch bloß ein Squib, wie hätte sie sich selbst verteidigen können? Wenn Lupin heute nicht dort draußen Wache gehalten hätte, dann wären sie und das Kind jetzt sicher nicht mehr am Leben. Mal abgesehen davon hatte sie gern Gesellschaft. „Geht es ihm gut?“ erkundigte sich der 27 Jahre alte Mann und rollte seinen Hemdsärmel auf, während sie ihre Pflaster und Pinzetten und Desinfektionsmittelchen wieder zusammen packte. „Alles ist gut, er hat geschlafen und nichts mitbekommen,“ versicherte die ältere Dame, stand auf und entschied, dass dieser furchtbar dünne Junge dringend etwas zu essen brauchte. Sie hatte noch eingefrorene Maultaschensuppe, und der Gasherd würde das schnell erledigen.

Schon bald darauf bewegte Mrs. Figg sich mit ihrem kleinen Kerzenhalter auf der Treppe und wünschte eine gute Nacht, und der Bewacher lehnte sich mit seinem Teller und einem Löffel statt des Zauberstabs in der Hand in den hölzernen Rahmen zum Wohnzimmer. Lächelnd zwinkerte er mit beiden Augen, bis sie im oberen Stock verschwunden war und ihre Pantoffeln über den Teppich schlurften. Die eintretende Stille im Haus war eine Wohltat, und die leisen Stimmen der Polizisten und Nachbarn draußen auf der Straße drangen kaum zu ihm herein. Das rotierende Blaulicht warf kreisende Schatten durch das Fenster neben der Haustür, doch das Milchglas verstellte die Sicht in beide Richtungen.

Die Suppe tat gut, war herrlich heiß und fabelhaft gewürzt und trug auf angenehmste Weise dazu bei, dass Remus sich ruhiger und sicherer fühlte. Nur eins noch musste sein, eins, was er sich vier Jahre lang nicht erlaubt hatte. Aber heute Abend brauchte er das. Es war kein Schmerz, der ihn durchzuckte dabei, es war keine Trauer und keine Leere, und nicht einmal Herzklopfen bekam er davon. Leise die Klinke herunter drückend, schob Remus die Tür ins Wohnzimmer hinein und lugte durch einen Spalt hindurch, und das kleine Nachtlicht auf dem Couchtisch beleuchtete das Gesichtchen unter der Wolldecke auf dem Sofa.

Rundlich und weich die Züge, und das verwuschelte, pechschwarze Haar schaute oben heraus, sogar die Brauen schon S-förmig geschwungen, wie er im Schlaf die Stirn runzelte, und die dünnen Ärmchen hielten die Decke an ihn gepresst. Remus musste lächeln, konnte gar nicht anders bei diesem Anblick. Er sah genau so aus, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Wie James, genau wie James, das war schon als Baby so gewesen, als kleiner Krabbler, wenn er auf seinem Schoß gesessen und gequietscht hatte. Aber Remus Lupin wusste eins genau: Er hatte die Augen von Lily, die Augen seiner Mutter. Lebende Erinnerung. Herrlich schön.

Den Suppenteller in einer Hand, die andere an der Klinke, nickte Remus ihm nur zu, und bevor er die Tür schloss, flüsterte er: „Schlaf gut, ich pass auf Dich auf, Harry Potter.“


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