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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Der Dunkle Lord

von Teekon

Sie rannten. Den ganzen Weg, die gut drei Meilen hinauf vom Keller des Honigtopfes, immer steiler werdend den Hang hinauf, an den Ufern des Sees entlang und hinauf in die Felsen von Hogwarts. Der erdige Gang wurde von herabhängenden Wurzeln tangiert, bevor er sich in das Gestein bohrte, und es wurde ein wenig kühler, während die Anzahl der Fackeln wieder zunahm. Keuchend, schnaufend liefen die fünf Kinder einfach weiter, ohne anzuhalten, trauten sich nicht, auch nur die geringste Verschnaufpause einzulegen.

In ihren dicken Winterroben schwitzten sie bald, und die hochroten Köpfe glühten in der schwach beleuchteten Dunkelheit wie lebende Laternen. Sobald der Gang anfing, sich in engen Windungen aufwärts zu schrauben, ersetzten gemauerte Wände die Felsen ringsherum, und sie wussten, dass sie den letzten Abschnitt ihrer wilden Jagd erreicht hatten. Die Zauberstäbe verschwanden in den Innentaschen; hier war es hell genug, um sich dieser zusätzlichen Last entledigen zu können. Die größeren Jungen wechselten sich in der Führung ab, bis die Treppen zu schmal dazu wurden, und als Schnellster eilte von nun an Remus voran. Nicht einmal musste Lily sich beschweren, hielt mehr als gut mit, stolperte nicht und blieb nicht zurück, während Peter mit asthmatischem Keuchen die Nachhut bildete.

Keine Zeit für Fragen, Lily wusste das. Keine Möglichkeit für Antworten, auch das war ihr klar. Mit gerunzelter Stirn und fest ineinander geschobenen Brauen konzentrierte sie sich einzig und allein darauf, die körperliche Anstrengung zu bewältigen, zu atmen, die Beine zu heben und wieder zu senken, und aus dem Augenwinkel beobachtend, zollte James dem zierlichen Mädchen dafür ungemeinen Respekt. Mit welcher stoischen Gelassenheit und mit wie wenig Überraschung die sonst so korrekte und gewissenhafte Schülerin die Tatsache hinnahm, dass diese Jungs sich über Geheimgänge quer durch die Schule und deren Umgebung bewegten, war nahezu erschreckend. Als habe sie es immer geahnt und nur niemals ausgesprochen. Oder aber ... Selbst im Laufen wandte James hastig den Blick nach vorn und stierte auf den Hinterkopf von Remus direkt vor sich.

Die zuletzt schneckenförmig zugezogene Treppenflucht öffnete sich mit einem Mal zu einem breiten Loch mit einer immens steilen Rampe hinauf und gegen die abgeschlossene Wand. Sich mit der Ferse in den Boden tretend, stoppte Lily ab, fand in die Gegenwart zurück und schaltete ihr bewusstes Denken wieder ein. Sackgasse? Das konnte es doch nicht sein! Und die Jungen um sie herum wurden keinesfalls langsamer. Der zu vorderst rennende Lupin nutzte vielmehr seinen Schwung aus, stützte sich mit einer Hand an der Mauer ab und sprang hinauf, um mit der Linken flach gegen die Wand zu schlagen. Augenblicklich faltete sich eine ganze Reihe von Steinen ineinander wie bei dem Klappfahrrad ihrer Muggelgroßmutter, und der Blick war frei auf einen schwach beleuchteten Korridor irgendwo in der Schule.

Staunend fiel Lily die Kinnlade herunter. Noch während er sich der Schwerkraft wieder entgegen bewegte, packte Remus die entstandene Kante gut anderthalb Köpfe über seinem Scheitel und zog sich mit beiden Armen in einem Klimmzug daran empor. Pures Adrenalin verschaffte ihm nach diesem Halbmarathon noch die Kraft dazu. Hastig schaute er sich dort oben um, nach links, nach rechts, die Luft war rein. Die meisten Schülerinnen und Schüler würden sich bereits in den Gemeinschaftsräumen aufhalten. Es war recht spät, und die Kälte und die Dunkelheit des Winters trieben alle vor die Kamine. Entgegen ihrer Erwartungen ließ Lupin sich zurück in das Rondell des Ganges fallen und drehte sich zu seinen Freunden herum.

Eingeübt und in Gewohnheit, quetschte sich Sirius Black zwischen den anderen hindurch und stieg auf die von Remus' Händen geformte Räuberleiter. Gleichzeitig stieß er sich vom Boden ab und wurde hinaufgehoben, setzte sich mit dem Rücken zum Flur auf die Kante und streckte schon beide Arme aus, damit James ihm folgen und er ihm dabei behilflich sein konnte. Sobald die beiden mittelgroßen 13jährigen sicher oben saßen, winkte Remus das Mädchen heran. Kein Wort fiel, keine Erklärung war notwendig, sie begriff so schnell und in solch vertrauten Bahnen, dass sogar Sirius grinsen musste. Sie wär' 'n echt toller Kerl gewesen.

Mit Hilfe von Remus von unten und von James und Black von oben, die beide ihre Hände ergriffen und sie über den Rand hinaus zogen, gelangte Lily problemlos in den Flur, und es schien sie nicht einmal im geringsten zu stören, dass die beiden unten stehenden Jungs einen hervorragenden Blick unter ihren langen Rock werfen konnten, während sie sich aus dem Gang schwang. Sich rasch umschauend, verstand sie sofort, in welchem Stockwerk sie sich befanden, aber ihr Herz klopfte so heftig, dass sie keinen klaren Gedanken daran fassen konnte, wohin es nun gehen sollte. Von hier aus gab es drei Möglichkeiten: In Richtung des Turms von Gryffindor, zu den Klassenräumen oder die T-förmige Abzweigung nach Westen hinunter, in die Richtung, aus der sie soeben gekommen waren.

Peters schnaufender, hochroter Kopf erschien an der Kante neben der Rutsche, und Sirius und James hatten alle Mühe, den schweren Klos in den Korridor zu hieven. So breit war der Pummel, dass er beide hinten rüber zog und auf den Rücken warf, bevor er über sie hinweg kugeln und gleich vor Lilys Füßen flach auf dem Boden liegen bleiben konnte. Lupin, der als Letzter unten geblieben war, brachte nicht die Geduld auf, um auf das Aufrappeln seiner Freunde zu warten. Mit schweißtreibender Anstrengung sprang er einfach und zog sich selbst nach oben, bis ihm die Arme zitterten und er den Oberkörper nach vorn beugen konnte. Somit den Großteil des Gewichts verlagernd, hatte er gegen die Steigung gewonnen und brauchte die Beine nur noch über den Mauerrand zu schieben.

Nun waren sie alle im Schloss angekommen, sammelten sich, rangen tief und schmerzhaft nach Luft, und trotzdem war die Anspannung noch immer greifbar. Mehr noch: So nah am Ziel war es unerträglich, nicht gleich weiter zu laufen. Sich auf die Beine stemmend und sich für einen Moment in den Knien abstützend, hatte Remus bereits den Zauberstab gezückt, doch er musste erst einmal die Trockenheit seiner Kehle fort schlucken, bevor er sich umwenden und den Geheimgang verschließen konnte. „Wohin jetzt?“ keuchte Sirius, der sich gegen die Wand gleich neben der buckligen Hexe lehnte und sich die schweißnasse Stirn abwischte. Voldemort konnte überall sein! Hogwarts war einfach zu groß, um ihn hier zu finden!

„Consendium!“ verkündete Remus, und die Statue schnappte wieder zusammen und hinterließ keinerlei Anzeichen auf ihr kleines Geheimnis. Für Staunen hatte Lily Evans jetzt keinen Nerv. Sich hin und her drehend, starrten ihre hübschen grünen Augen sämtliche Gänge hinunter, die sich von hier abzweigten, und sie zuckte dabei mehrfach die Schultern. „Dumbledore würde ihn niemals einfach so durchs Schloss laufen lassen,“ dachte sie laut und schüttelte den Kopf, dass ihre Haare nur so flogen. Augenblicklich nickte James mehr als verstehend und schaute von Remus zu Sirius und wieder zurück, während Peter sich nur japsend die heiße Mütze von den Ohren zog. Sein fusseliges Haar stand in alle Richtungen ab und glänzte vor Anstrengung.

Evans Einwand war vollkommen logisch und konnte nur eines bedeuten: Voldemort war bei Dumbledore. Und Dumbledore würde in seinem Büro sein. Aber das war ein Riesenproblem für die kleine Bande dort unten im dritten Stock, denn die Gemächer des Schuldirektors befanden sich zwar unzweifelhaft im kleinsten, nämlich im siebten Stock des Schlosses, jedoch war es äußerst schwierig zu erreichen und hatte obendrein mindestens drei Ausgänge. Sich aufzuteilen und damit nur einem Teil von ihnen einen Blick auf den Schwarzmagier zu erlauben, war nicht drin.
Abgesehen davon würde beispielsweise Pettigrew niemals die vielen Abzweigungen und Treppen behalten können, um die verborgenen Aufgänge zu Dumbledores Büro wieder zu finden. Das traute sich nicht einmal Black zu, und der hielt sich für gewöhnlich für ein halbes Genie.

„Irgendwann muss er auch wieder hinaus!“ hatte Potter einen Geistesblitz und schaute erneut fragend in die Runde, doch das war gar nicht nötig. Sie alle hatten ihn verstanden. Es gab nur einen Weg, auf dem Voldemort das Gebäude wieder verlassen würde, und das war durch den Haupteingang zur Straße nach Hogsmeade, damit er dort unten im Dorf seine Anhänger treffen konnte. Das reichte. Ohne auch nur darüber zu diskutieren, drehten sich die fünf Jugendlichen in die entsprechende Richtung, und weil sie dem Orientierungssinn ihrer Begleiter nach dieser Aktion vollends vertraute, folgte Lily Evans ihnen in den kleinsten Gang nach Westen.

Ein zusätzliches Treppenhaus erschloss sich am Ende dieses Flures, und sie eilten die vielen Stufen der engen Wendeltreppe mit laut trippelnden Lederschuhen hinunter. Jeder hielt sich mit beiden Händen an den umliegenden Wänden fest, nur kurz auf der rechten Seiten unterbrochen von der Öffnung zum zweiten Obergeschoss, immer weiter abwärts, bis ihnen ganz schwindelig wurde. Es gab kein Innehalten, keine Pause, kein Murren. Hätte Remus nicht im richtigen Moment den Arm ausgestreckt, um seine Bewegung entgegen dem Uhrzeigersinn abzustoppen und sich aus dem Abwärtsdreh hinaus zu katapultieren, wäre Lily einfach weiter gelaufen, bis sie in den untersten Verließen gegen die abschließenden Wände gerannt wäre.

Sie waren im ersten Stock angelangt, wo ein ebenso schmaler Flur wie zwei Geschosse darüber sich von der westlichen Außenmauer tiefer in das Innere des Schlosses bohrte. Türen für selten genutzte Klassenzimmer zweigten hier ab, und die fünf Kinder liefen so rasch und rücksichtslos auf die große Marmortreppe zu, dass ihre Schritte tausendfach widerhallten. Nirgends stießen sie auf irgendwelche anderen Schüler oder Lehrer, nicht einmal Filch oder Mrs. Norris zeigten sich. Vor ihnen erhob sich schon der dunkle Bogen des Ausgangs, hinaus auf eine Plattform gleich am Hauptkorridor, der von der Empore aus zu den Türmen und den ständig genutzten Räumlichkeiten führte. So geschickt war diese winzige Abzweigung angebracht, dass keines der Lichter von Laternen und Fackeln aus der Eingangshalle die Öffnung berührte.

Die Geschwindigkeit drosselnd, breitete Remus beide Arme aus, damit seine Freunde und das Mädchen nicht in ihn hinein liefen. Es wäre äußerst unklug, den Flur einfach so zu verlassen, ohne sich vorher rasch aus der Deckung umzusehen. Auf den letzten Yards zu versagen, das konnte er nicht zulassen. Dafür war zu viel Schweiß geflossen und zu viel Muskelkater riskiert worden. Erst jetzt, wo er daran dachte, schmerzten mit einem Mal seine Oberschenkel und besonders die Schienbeine. Keuchend hielt sich jeder an seine Führung, und das Echo ihrer laufenden Füße verhallte und verschwand, während sich die Kinder beruhigten und wieder zu Atem kamen. Das ging schneller dieses Mal, denn der Weg, den sie in diesem hohen Tempo zurück gelegt hatten, war wesentlich kürzer gewesen.

Jetzt erst einmal zur Ruhe kommen, Luft schnappen, den Verstand einschalten und nachdenken, alles gut planen und sich ein passendes Versteck suchen, das war in diesem Moment wichtig. Fieberhaft ratterte es hinter jeder Stirn, und selbst Peter, der sich auf den Lippen herumkaute und mit den wässrigen Augen kullerte, schien darüber nach zu grübeln, wie sie das nun am besten bewerkstelligen konnten. Aber ihre Hirne waren noch viel zu aufgewühlt, das Blut noch immer in den Beinen versackt, so sehr brannten ihnen die Hände und Füße vom durchströmenden Sauerstoff, der eigentlich viel dringender im Kopf gebraucht wurde. So sehr sie sich auch beeilt hatten, am Ende reichte es nicht aus.

Die langen, eiligen Schritte auf dem blanken Steinboden des Hauptkorridors schreckten sie aus ihren oberflächlichen und noch viel zu verwirrten Gedanken auf. Jemand kam aus den hinteren Bereichen des Schlosses heraus und bewegte sich mit enormer Geschwindigkeit, jedoch ohne überstürzt zu rennen, auf die Eingangshalle zu. Hastig fielen die Kinder nach vorn und verbargen sich, so gut es eben ging, im Schatten des Torbogens. Die Empore lag in abendlicher Dunkelheit, und außer dem Klappern von Reitstiefeln drang keinerlei Geräusch zu ihnen herein. Ein Kopf nach dem anderen erschien im Rahmen des Ganges, wie sie versuchten, einen Blick auf die Gestalt zu erhaschen, die den Flur hinunter kam.

Die großen Laternen an der Hauptkreuzung schwankten, so viel Wind erzeugte der flatternde Umhang, der sich ausbeulte wie die Flügel einer riesigen Fledermaus, als die schlanke, groß gewachsene Person dort daran vorbei eilte. Die Haltung verriet Selbstbewusstsein, und die Körpersprache hätte schon ausgereicht, um jedermann einzuschüchtern, der damit konfrontiert wurde. Eine Wolke von Zorn und bitterer Enttäuschung wallte dem Mann voraus wie ein pyroklastischer Strom und schien die Kinder in einer Welle von Hitze und Furcht zurück zu treiben gegen die Wand, an der es nicht weiter ging. Noch bevor er überhaupt in ihre Nähe kam, noch ehe sich aus den tiefen Schatten Konturen und ein Gesicht heraus kristallisierten, wussten sie alle: Dies hier war Lord Voldemort.

Stocksteif verharrten die Fünf innerhalb des Torbogens und rührten sich nicht. Obwohl sie das Gefühl hatten, keinen einzigen Atemzug mehr tun zu können, schlugen ihnen die kleinen Herzen bis hinauf an den Mundboden, füllten den ganzen Brustkorb aus, als wollten sie die Rippen sprengen. War das nicht, weshalb sie so überstürzt hergerkommen waren? Hatten sie nicht genau diesen Mann sehen wollen? Mit eigenen Augen? Selbst begreifen, dass er kein Gerücht, kein Ammenmärchen war, um Kinder zu erschrecken und vor der Dunklen Magie zu bewahren? Und nun war er hier. Nun sahen sie ihn. Real und greifbar und echt.

Er beachtete sie nicht. Die seltsam blutunterlaufenen Augen, ehemals wohl mindestens so dunkel wie Blacks und mehr als halb so schön wie die von Lily, wirkten abwesend, weit fort, während er doch hier zielstrebig auf die Marmortreppe zuhielt. Was immer oben bei Dumbledore geschehen war, es war wohl nicht zu seiner Zufriedenheit verlaufen. Seine Pläne waren irgendwie empfindlich gestört worden, und bereits jetzt überlegte er sich eine Auswegmöglichkeit. Den Kindern kam es vor, als juchzten sie innerlich darüber, dass Albus Dumbledore die Oberhand behalten hatte.

Sirius hatte recht gehabt. Die Züge wirkten seltsam glatt und wächsern, als wären die Wangen auf Hochglanz poliert worden. Einfallendes Licht reflektierte regelrecht auf der blassen, gräulich verfärbten Haut, und dennoch wirkte Tom Riddle, Lord Voldemort, kein bisschen kränklich oder schwach. Ganz im Gegenteil: Er strahlte eine solch strotzende Kraft und unumstößliche Gesundheit aus, dass man beinahe neidisch werden konnte. Mitte 40 musste dieser Mann sein, aber sein Gebahren und die schlangenhafte Flüssigkeit seiner Bewegungen deuteten eher auf einen viel jüngeren, sehr agilen Menschen hin. Die Gestalt war schlank und sehnig-kräftig, die breiten Schultern gut betont durch eine fabelhaft maßgeschneiderte Robe in tiefstem Schwarz mit feinem Stehkragen und ohne Kapuze, denen seiner Begleiter unten im Eberkopf sehr ähnlich. Bei jedem Schritt offenbarte er einen hervorragend geschnittenen Cut, der über die Oberschenkel fiel und nur die Knie seiner Reisehosen freigab. Obwohl er durch Schnee und Matsch hergekommen sein musste, waren die Stiefel blank geputzt, und das Leder leuchtete im Schein der Laternen.

Näher und näher kam er, Schritt für Schritt der langen Beine, und schon begann er, eine enge Kurve zu beschreiben auf seinem Weg, um die Empore schnellstmöglich zu überqueren und die breite Treppe in die Eingangshalle hinunter zu laufen. Ein starker Geruch schlug ihnen entgegen, einerseits von Kälte und Winterwetter, das er von draußen mit herein gebracht und sich durch den gesamten Aufenthalt im Schloss behalten hatte, aber auch eine penetrante Mischung aus typischem Zaubererduft und persönlicher Note. Schwefel und Qualm von verbrennendem Holz unter irgendwelchen Kesseln, getrocknete Kräuter und Salzlake vom Einlegen der tierischen Zutaten, und dennoch dazu eine Art süßlich-übertünchter Fäulnis. Remus hielt endgültig den Atem an, doch es war zu spät. Es füllte bereits seine Nasenmuscheln komplett aus und benebelte vollkommen den letzten Rest Verstand, den er noch eingeschaltet hatte. Sirius keuchte regelrecht, wie er den Mund aufmachte und nach Luft schnappte, während Lily sich zwischen die Schultern von Lupin und Potter drängte, ganz dicht zwischen den beiden Jungen verharrte und im Schutz ihrer fallenden Robe ohne den geringsten Befehl dazu gegeben zu haben, nach ihrer beider Hände griff. Winselnd drückte Peter sich fest gegen Lupins Rücken und biss sich auf die Finger.

Gefesselt von seinem puren Anblick, den schnaubend vor Wut flatternden Nasenflügeln und den hart herausstechenden Kiefermuskeln, bemerkten sie nicht das zweite Paar Füße, das sich trappelnd dazu gesellte, und erst der Anruf des nachfolgenden Mannes ließ sie alle Fünf aufschrecken: „Tom? Tom, so warten Sie doch!“ Und schnaufend, ächzend, hastete Horace Slughorn den langen Korridor hinunter und tupfte sich dabei mit einem goldbestickten Taschentuch die Stirn. Augenblicklich blieb Lord Voldemort wie angewurzelt stehen und fuhr so elegant und viel zu unerwartet herum, als dass die Kinder im Torbogen die Möglichkeit gehabt hätten, sich in die Dunkelheit zurück zu ziehen.

Die Augen des Dunklen Magiers weiteten sich für den Bruchteil eines Herzschlages, wie er die Fünf dort so weit unter ihm fixierte und prüfend musterte. Wo gerade noch unverhohlene Wut und brennender Zorn seine Züge verzerrt hatten, bestimmte nun ein seltsam weiches, fast schon väterliches Lächeln aus Sympathie und lehrerhafter Überlegenheit seinen Gesichtsausdruck. Bei keinem von ihnen jedoch fiel diese Maskerade auf fruchtbaren Boden. Nicht bei dem Hintergrundwissen, das sie bereits über diesen Zauberer besaßen, nicht bei dem gnadenlosen Brennen, das er soeben noch offenbart hatte. Es fühlte sich an, als könne er durch Haut und Knochen hindurch schauen, als seien sie transparente Gefäße für ihn, jeder Einzelne, doch noch hatte Lord Voldemort weder die Zeit, noch das Bedürfnis danach, sich ihnen zu widmen, denn nun erreichte der Hauslehrer von Slytherin seinen ehemaligen Schüler.

Die Hand mit den langen, weißen Fingern ausstreckend schien Riddle nicht einmal aus der Puste geraten zu sein, egal wie rasch er hier aus dem siebten Stock herunter geeilt war, während sein Gegenüber schwankte und schwitzte und vor sich hin keuchte wie ein Mops nach einem Windhundrennen. „Professor Slughorn, welch eine Freude, Sie zu sehen,“ grüßte die merkwürdig kühle, gleichförmige und dennoch ausdrucksstarke Stimme des jüngeren Mannes in freundlichem, aber distanziertem Ton, und dabei lächelte Tom Riddle weiter dieses gewinnende Lächeln. Wenn überhaupt, bemerkte man nur von der Seite und sehr kurz, wie sich sein Mundwinkel angewidert hob und sofort wieder senkte, als er die fettige, feuchte Hand des Lehrers drückte und danach rasch die Finger der Linken über die geschlossene rechte Faust legte.

„Tom, wie schön, dass ich Sie noch erwischt habe!“ Slughorns Lächeln jedoch war so echt und so ehrlich wie immer, genau das selbe strahlende Leuchten aus Stolz und Anerkennung, das er für Lily übrig hatte, wenn sie ihn und jeden anderen mit ihrem Talent in Zaubertränke verhexte. Was auch immer aus dem ehemaligen Schüler geworden war: Für seinen Hauslehrer war er noch immer eine der vielversprechendsten und gern gesehensten Protegées, die er jemals geführt und geleitet hatte. Alles andere konnte Slughorn ausblenden und tat das auch, fast mit überzeugender Gewalt, und Remus spürte einen Schub Hitze mitten in die Schaltzentrale seines Gehirns, wie ihm das bewusst wurde. Riddle war kein einfacher Übeltäter. Er war ein Verführer. Und genau das machte ihn so gefährlich.

Den Kopf leicht schief legend, nahm Riddle eine Position ein, die ihnen ein wenig Deckung vor dem Lehrer gab, und für einen Moment bewegten sich James' Augen von ihm weg und in Richtung seines ältesten Freundes. Lupin erwiderte diesen Blick mit einer hochgezogenen Braue und bestätigte damit Potters Gedanken. Er fing schon an. Hier war höchste Vorsicht geboten. Unwillkürlich rückten die beiden Jungen näher zusammen, das Mädchen beschützerisch zwischen sich, und Sirius folgte an James' Schulter. Lilys schwitzige Hände wurden kälter und kälter mit jedem Augenblick, den sie in der Gegenwart dieses schauerlichen Mannes verbrachten, und ihre Finger verschränkten sich fast krampfartig in die der beiden Jungen. Remus und James drückten gleichzeitig zu, ohne vom anderen überhaupt nur zu ahnen, und sofort hörte Lily zu zittern auf.

„Nun, ich wollte gerade wieder gehen, Professor,“ erklärte Riddle, als wäre das wirklich notwendig. „Meine ...“ er unterbrach sich selbst, rasch, aber gründlich, nach einer angemessenen Formulierung suchend, „Bemühungen fielen nicht auf furchtbaren Boden.“ Dabei lächelte er halb spöttisch, halb bedauernd, je nachdem, was man eher sehen wollte oder konnte, und jedes der Kinder bekam eine Gänsehaut, gemischt mit einem Hauch leiser Wut, obwohl sie noch überhaupt keine Ahnung hatten, worum es eigentlich ging. Überrascht hob Slughorn beide Brauen und bekam enorm große, weite Augen. „Was? Er hat abgelehnt?“ konnte er es nicht fassen, diese Nachricht zu hören, und Lord Voldemort zuckte wie ein enttäuschtes Kind die Achseln, ohne eine konkrete Antwort zu geben.

Den Kopf ungläubig schüttelnd, grunzte der Lehrer für Zaubertränke erst einmal sprachlos, bevor er sich fing und die Hände von sich warf, wobei das Taschentuch flog. „Aber Vanora verlässt Ende des nächsten Terms die Schule! Er braucht einen neuen Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste! Wo könnte er einen Besseren finden?“ Es war schmeichelhaft und zur selben Zeit verräterisch, was Slughorn da soeben gesagt hatte, und Riddles Augen blitzten auf, so sehr gefiel ihm diese Aussage. Das ließ er sich jedoch nicht anmerken, sondern senkte regelrecht verlegen den Blick. „Ich fürchte, das hat er wohl bereits. Anders kann ich mir seine Haltung nicht erklären.“ Mit jedem Wort senkte sich die Stimme weiter herab, klar und kalt und voller verborgener Abneigung gegen den Schulleiter, dessen Namen er nicht einmal nannte.

Er war hergekommen, um sich als Lehrer anzubieten? Lord Voldemort wollte in Hogwarts unterrichten? In Verteidigung gegen die Dunklen Künste? Die Kinder in dem Torbogen zu dem schmalen Gang bewegten sich in erschrockener Überraschung, und ihre Roben raschelten, wie sie schluckten, schnauften, keuchten vor Entsetzen. Was für eine grauenvolle Vorstellung! Es durfte nicht sein, es konnte nicht sein, und es schien ihnen völlig abzugehen, dass Dumbledore bereits abgelehnt hatte. Da konnte man ja gleich die ersten beiden Wörter in der Beschreibung des Faches weglassen. Auch ohne darauf hingewiesen zu werden, begriffen sie alle, was der Zauberer vor ihnen damit bezweckt hatte. Und durch ihr Zusammenzucken war auch sein bereitwilliger Sichtschutz gegenüber dem Hauslehrer von Slytherin sogleich aufgehoben.

Hastig an der Schulter seines ehemaligen Schülers vorbei lugend, entdeckte Slughorn die lauschenden Kinder in den Schatten, und das erste, was er bemerkte, war das Rot und das Gelbgold der Schals um ihre Hälse, worauf sich sofort seine Brauen zusammenschoben und die ganze Miene sich verdunkelte. „Gryffindors, was macht ihr hier so spät? Solltet ihr nicht oben sein?“ blaffte er sie an und warf seine gesamte Autorität in die Waagschale. Niemals hätte er auch nur einen von ihnen – nicht einmal Peter – damit wirklich beeindruckt, doch in dieser Situation erweckte das nur erst recht ihren Zusammenhalt und ihren Zorn auf das Haus in Silber und Grün. Wie eine Mauer standen sie da, richteten sich auf wie Soldaten und starrten ihn aus entschlossenen und grimmigen Kinderaugen an. Die beschwichtigenden Hände von Tom Riddle alias Lord Voldemort brauchten sie nicht.

„Aber aber, Professor, es sind doch bloß neugierige Schüler,“ ergriff Voldemort Partei für die Kinder, denen sich beide Männer nun direkt zu wandten, und die am liebsten selbst dagegen Protest erhoben hätten. Sie sagten jedoch kein Wort, verteidigten sich nicht und machten keinerlei Anstalten, das Feld räumen zu wollen. Aber das war auch nicht nötig, denn in diesem Augenblick entdeckte Slughorn das kupferrote Strahlen der Haare des Mädchens zwischen den vier wohlbekannten Jungen, und sein Lächeln kehrte breiter und schöner zurück als zuvor. „Oh, Miss Evans! Sie sind das!“ bemerkte er nur völlig begeistert und schritt zwischen die Jugendlichen und den früheren Schüler, um sie wie eine Trophäe zu präsentieren. Lily erwiderte die Geste nicht. Im Gegenteil. Ihre mandelförmigen Augen hatten sich zu abweisenden Schlitzen verengt, und sie hielt sich weiterhin verborgen unter den langen Ärmeln der Roben mit beiden Händen an den Fingern der Jungen fest.

„Tom, diese junge Dame müssen Sie einfach kennenlernen!“ schwärmte Slughorn bereits in höchsten Tönen und versuchte, irgendwie an sie heran zu kommen, konnte jedoch nur aus relativer Ferne eine Hand auf ihre zierliche Schulter legen. Potter ließ sich nicht von ihrer Seite drängen, und Black stand neben ihm wie ein Fels in der Brandung. Von ihrer Rechten wurde sie abgeschirmt durch den wesentlich größeren und bereits breiter werdenden Körper von Lupin, und Pettigrew verkroch sich halb hinter dessen Rücken. Ein eingeschworener Freundeskreis, ja ja, so waren sie eben. Der Professor mochte am liebsten darüber lächeln.

Röte schoß in Lilys Wangen, wie der großgewachsene, gutgebaute Zauberer in seinem ausladenden Cape sie nun mit seinen blutunterlaufenen Augen fixierte und mit diesem ganz seltsamen Lächeln musterte. Das selbe Gesicht hatte er in der Zeitung gezeigt, in dem Artikel, als er aus dem Geschäft in der Knockturn-Gasse verschwunden war, und eine Mischung aus eisiger Kälte, die ihr Rückgrat hinunter lief, und brennendem Trotz ganz tief in ihrem Bauch, stürzte das Mädchen in ein heilloses Durcheinander an Emotionen. Sie fürchtete sich, oh ja, sie hatte das Gefühl, der Schnitter selbst habe sie soeben bemerkt und werde ihr Gesicht niemals mehr vergessen. Und dennoch wollte sie nicht weichen, ließ sie sich nicht davon abbringen, ihm direkt in die Augen zu schauen und dabei nicht einmal zu blinzeln.

Fragend wandte sich der Blick an Slughorn, der mit stolzgeschwellter Brust ihre Schulter tätschelte. „Dieses Mädchen ist die beste Schülerin in Zaubertränke, die ich jemals gesehen habe!“ verkündete er nahezu feierlich und erntete dafür ein Heben dieser dünnen, weichen Brauen im wächsernen Gesicht von Tom Riddle. „Sogar Sie würde Miss Evans in die Tasche stecken, das garantiere ich!“ So breit grinsend, dass seine ohnehin schon kleinen Schweinsaugen zu käfergroßen Knöpfen wurden, bemerkte der Hauslehrer den Anflug von wirren Gedanken nicht, der deutlich auf Voldemorts Miene zu erkennen war. Bewunderung? Anerkennung? Neugier? Neid? Alles zusammen.

„Tatsächlich?“ verlangte er nach Bestätigung, und das Mädchen spürte, wie sich seine Augen immer mehr in sie hinein bohrten, als könne er durch ihre schützende Schuluniform hindurch bis in die hintersten Winkel ihrer Seele schauen. Das spöttische Hochziehen der Mundwinkel, als er nur kurz rechts und links an ihren Ärmeln hinunter blickte, entging ihr nicht, und es trieb erst recht die Hitze in ihre Wangen. Er konnte das nicht sehen!

„Evans,“ wiederholte er langsam und geistesabwesend, wie Slughorn das Mädchen genannt hatte, bevor er sich endlich erbarmte und sie aus dem eisernen Griff seiner Musterung entließ. „Der Name sagt mir nichts,“ wandte er sich an den Professor, und auch ohne das Abzeichen von Slytherin, das er früher auf der Brust getragen hatte wie sie nun den steigenden Löwen von Gryffindor, war jedem der Kinder klar, was genau er damit sagen wollte. Longbottom, Black, Potter, Bones, ja, selbst Weasley, das waren Familien, die man kannte, derer man sich entsann da unten in den Verließen, denn sie waren reinen Blutes, Magier über hunderte von Generationen hinweg, verewigt in Genealogien und Geschichtsschreibung. Der Name Evans war darin niemals zuvor vorgekommen. Denn Lilys Eltern waren keine Zauberer.

„Ja ja, lieber Tom, ganz recht!“ bestätigte der dicke Lehrer mit dem schütteren, sandfarbenen Haar nur so heftig nickend, als preise er die Vorzüge eines Pferdes an. „Eine Muggelgeborene, ist das zu fassen?“ Am liebsten hätte sie geschnaubt. Dass er sie nicht gleich „Schlammblut“ nannte, dafür musste sie wahrscheinlich noch dankbar sein. Voldemor's linke Braue schoss hinauf, und er runzelte gleichzeitig die Stirn, doch er wurde weder überheblich noch offenbarte er sonst in irgendeiner Form die durchaus offensichtliche Abneigung, die auch er gegen Hexen solcher Abstammung hegte. Nur die Stimme wurde leiser, listiger, wie er darauf ein winziges „erstaunlich“ flüsterte, und nur noch für Sekunden ruhte sein Blick auf ihr, bevor er sich ihren Begleitern zuwandte. Sie war bereits katalogisiert.

Von rechts nach links schaute er sie an, betrachtete ihre Gesichter, ihre Körperhaltung, registrierte feinste Bewegungen und brannte sich ihnen genau so in die Augen wie er es zuvor bei dem Mädchen getan hatte. Die dunklen Locken bis hinunter auf die Schultern, die kannte er bereits, hatte er zuvor gesehen, an diesem Jungen wie an dessen Vater, Onkel, Vettern und Bruder. „Der junge Mr. Black, nicht wahr?“ bemerkte Riddle mit einem süffisanten Lächeln und nickte Sirius zu, der jedoch nicht einmal bestätigte, sondern ihn einfach weiter anstarrte. „Und diese beiden Gesichter kenne ich auch,“ fuhr der Dunkle Zauberer fort, noch immer die Hände ineinander gefalten und sorgsam, fast zärtlich, die eigenen Fingerknöchel streichelnd. Mit einem Zucken des Kinns deutete er auf den jeweiligen Jungen zu beiden Seiten von Lily Evans. „Potter und Lupin,“ sagte diese weiche, klare Stimme, angefüllt mit einer Mischung aus Sanftheit und Spott.

Sie beide hielten ihm genau so sehr stand wie die anderen zuvor. Die Blässe in Remus' Gesicht war für einen winzigen Moment stärker heraustretend, der Adamsapfel von James hüpfte für weniger als einen Herzschlag, doch sie wichen nicht zurück und erwiderten starr seinen forschenden Blick. Als bohre er einem Löcher in die Brust, als könne er in die Windungen des Gehirns und bis in die letzten kleinen Erinnerungen hinunter schauen, fast körperlich spürbar. Und dann war es wieder vorbei, und er lächelte erneut, wissend, verstehend, unangreifbar in dieser Überlegenheit. „Ganz die Väter, wie ich sehe.“ Sie beide, James und Remus, hatten das Gefühl, dass er nicht nur von ihren Gesichtern sprach.

Der Kleinste verbarg sich hinter dem Rücken des größten und wohl ältesten Schülers, und mehr als ein spitzes Mausohr und ein wässriges Auge ließ er von sich nicht sehen. Sein Schlottern, das Zittern der Robe des Lupin-Jungen, weil er sich daran festhielt, reichte schon vollkommen aus. Riddle zwang ihn nicht dazu, sich zu offenbaren, sondern tat einfach so, als habe er ihn völlig übersehen. Seufzend richtete sich Lord Voldemort zu voller Größe auf und drehte sich wieder zu seinem früheren Hauslehrer herum.

„Nun, Professor Slughorn, ich bedauere sehr, dass wir nicht Kollegen werden, und gerade deshalb muss ich Sie nun verlassen,“ verabschiedete er sich und streckte erneut souverän die Hand aus, um die jetzt etwas weniger schweißnassen Stummelfinger des Professors zu schütteln. „Sehr schade, Tom, wirklich sehr schade!“ konnte Slughorn es immer noch kaum glauben und schüttelte enttäuscht den Kopf, während er sein Taschentuch einsteckte und die Lippen schürzte. Wahrscheinlich war Dumbledore in seiner Hochachtung heute Abend um Meilen auf der Leiter abwärts gefallen. Riddle lächelte immer noch.

Er raffte seinen Mantel zusammen und schloss ihn über dem Reiseanzug, während er sich bereits abwandte und die Marmortreppe anvisierte, doch als Slughorn schon voraus eilte, um ihn zum Haupttor zu begleiten, fuhr Voldemort ein letztes Mal herum. Jetzt jedoch war das Funkeln in seinen stechend farblosen Augen weniger verborgen, die Drohung ob seiner Entdeckungen wesentlich offener. „Und euch werde ich im Auge behalten,“ sagte er freundlich und höflich, als wolle ein Gönner, ein Förderer, einem die Treue schwören. Und dann huschte ein verräterisches Grinsen über sein Gesicht, bevor er endgültig den Körper nach vorn wandte und wie eine Fledermaus in Richtung Treppe lief.

„Husch husch, meine Herrschaften!“ kommandierte Slughorn in seiner üblichen, halb aufbrausenden, halb großväterlichen Art, und wischte die Kinder regelrecht davon. „Ab mit euch in eure Schlafsäle!“ Und er eilte hinter dem ehemaligen Schüler her.

Die Fünf blieben allein zurück in dem dunklen Torbogen zu dem schmalen Gang, der die Empore mit dem kleinen Treppenhaus verband, und keiner von ihnen rührte sich, bis die riesigen Flügel der Eingangstür ins Schloss fielen. Erst, als wieder Stille eintrat, Slughorns trippelnde Füße in den Verließen verklungen, atmeten sie wieder, lebten sie wieder. Luft durch die Nase in zittrigen Schüben heraus pressend, drückte Remus Lilys Hand ein wenig fester, und James schluckte so laut, dass ein Echo entstand. Noch bevor Sirius sein leises „verfluchte Scheiße“ murmeln und Lily sich mit einem Ärmel über die Stirn zu wischen vermochte, brach Peter in sich zusammen.

Ihm knickten die Beine weg, und er fiel auf ein Knie, während er sich noch mit beiden Händen in Remus' Schulter und Oberarm gekrallt hielt, und seine Augenlider flackerten, als habe er einen Anfall. Gleichzeitig schossen ihm die Tränen der bisher unterdrückten Angst aus den Augen, und seine Freunde stürzten sogleich auf ihn zu und berührten ihn von allen Seiten, damit diese entsetzliche Leere, dieses Wegbrechen aller schützenden Grenzen, das auch sie selbst gefühlt hatten, ihn nicht zerquetschen konnte. Er schüttelte heulend den Kopf und versuchte nur, diese furchtbare Hoffnungslosigkeit zu vertreiben, die dieser schreckliche Mann in seinen Verstand und in sein Herz gepflanzt hatte, aber es gelang ihm erst, als Lily ihre zierlichen Arme um seinen Hals schlang und ihn ganz fest an sich drückte.

„Shht, Peter, es ist gut, er ist weg!“ flüsterte sie, und Sirius streichelte ihm den fusslig behaarten Kopf, während Remus beide seiner Hände nahm und sie einfach gegeneinander legte, damit er sich beruhigte und sich nicht selbst damit verletzte, so sehr wie die zitterten und zuckten. James hob vorsichtig sein Kinn mit zwei Fingern an und brachte den weinenden Jungen damit dazu, ihn anzuschauen. „Hab keine Angst mehr, Pete, wir alle sind bei dir, du bist nicht allein, hörst du?“ versicherte er ihm. Und so sehr Peter ihm auch glauben mochte und sofort heftig nickte, krampfhaft ein Lächeln, fast ein Lachen heraufbeschwor, so wenig konnte er jedoch diesen hässlichen Fleck da drin in seiner Brust verleugnen.

Er mochte nicht mehr daran denken, was er vorhin gedacht hatte, wie er das Gefühl gehabt habe, Voldemort spreche mit ihm, biete ihm Dinge, von denen er nur hatte träumen können. Er wollte das nur noch vergessen und wieder er selbst sein, nur der kleine Peter Pettigrew, der Vierte im Bunde, und so zwang er sich dazu und wischte sich über die Augen. „Ja,“ sagte er heiser und nickte wieder, so fest er konnte. Diese lächelnden Gesichter um ihn herum, so mitleidsvoll und besorgt, die mochte er nicht enttäuschen. „Zusammen schaffen wir's,“ war ihm mit einem Mal klar. „Solange wir zusammen sind.“


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Zwischen Harry, Ron und Hermine gibt es Unterschiede, zum Beispiel im Vokabular. Ron ist der britische "lad", etwas bildungsfern, wie wir hier sagen würden, jedenfalls der Welt der Theorie und Metaphysik nicht sonderlich zugetan. Sein Vokabular ist etwas gröber und eingeschränkter als das Hermines, die mehr die Intellektuelle ist und sehr elaboriert sprechen kann, jedenfalls wenn sie in Laune ist. Harry liegt dazwischen, mit Sympathien für Ron, wenn es darum geht, vermeintlich hochgestochenes Gerede zu verulken. Aber keiner spricht wirklich lax oder fehlerhaft.
Klaus Fritz