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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Grüne Sterne auf Silber

von Teekon

Quidditch. Alles drehte sich in diesem Jahr nur noch um Quidditch. Nachdem Professor McGonagall bei der Eröffnungsversammlung des Hauses Gryffindor unmissverständlich klar gemacht hatte, dass sie nach der Verteidigung des Hauspokals im vergangenen Juni in diesem Schuljahr keinerlei Verlangen danach hatte, Professor Slughorn schon wieder die Trophäe für den Besensport mit in die Verliese nehmen zu lassen, konzentrierte sich der gesamte Turm nur noch darauf, diesen Traum für sie wahr zu machen. Intellektuell und sportlich die Nr. 1 in ganz Hogwarts zu sein, das war für einen Hauslehrer die reinste Wonne. Und selbstverständlich konnte sich auch kein Schüler etwas Besseres vorstellen.

Horatio Gainsworth war im selben Jahr geboren wie Fab und Gid Prewett, und das bedeutete leider, dass er sich nicht mehr im Schulalter befand. Das Gryffindor'sche Team brauchte also einen neuen Kapitän, was nicht gerade eine einfache Aufgabe war. Da verbrachte man sehr viel Zeit mit Trainingseinheiten, dem Ausklügeln von Taktiken und der Auswahl der Spieler. Ganz abgesehen davon, dass man hohe Verantwortung mit geringer Gratifikation ertragen musste. Immerhin lagen die Erwartungen von ungefähr 80 Jugendlichen und einer gestrengen Lehrerin auf den Schultern eines solchen Amtes, ganz zu schweigen von den nervigen Tiraden, die man sich anhören musste, wenn es mal nicht so gut lief.

Aber Gott sei Dank hatte die Mannschaft einen jungen Jäger, der nicht nur wirklich ein ausgezeichneter Spieler war, sondern auch ein Selbstbewusstsein hatte, das es mit dieser Rolle aufnehmen konnte. Dafür mußte man schon einen ganz schön aufgeblasenen Kopf haben. Und wie Sirius Black so schön bemerkte, gab es niemanden im ganzen Schloss, der sich so toll vorkam wie sein bester Freund James Potter! Und weil die McGonagall das genau so sah, hatte er den Posten schneller inne, als man „Klatscher“ hätte sagen können. Was wiederum bedeutete, dass er mehr Zeit auf dem Feld verbrachte als beim Hausaufgaben machen, und wenn er sich doch mal im Gemeinschaftsraum im Kreise seiner Freunde aufhielt, tüftelte James an Spielzügen und Übungen.

Dabei hätte er eigentlich alle Hände voll zu tun gehabt mit dem Stoff für die neuen Fächer des dritten Schuljahres. Gut, zugegeben, für Wahrsagen konnte man nicht lernen, das kriegte man entweder hin oder nicht, aber das hielt Professor Pellyn nicht davon ab, ihnen reichlich Material mit in die Freizeit zu geben. Horoskope erstellen, die Unterschiede zwischen Kugeln aus Kristall oder einfachem Glas darlegen, die Vorzüge von schwarzem gegenüber grünem Tee für das Satzlesen zu erläutern oder einfach nur zu reflektieren, in wiefern „das Innere Auge“ erlernbar sei oder nicht, damit konnte man sich schon eine enorme Weile aufhalten. Was es nicht spannender machte.

Die Pflege magischer Geschöpfe gehörte da wohl eher zu den Fächern, die man nicht ausstehen konnte, weil sie größtenteils im Freien und meistens auch noch im Dreck stattfanden. Kesselbrand war ein mürrisches und verhutzeltes kleines Männchen, das es überhaupt nicht leiden konnte, wenn man sich über solche Kleinigkeiten beschwerte, weswegen selbst Schülerinnen und Schüler, die seinem Unterricht und den darin besprochenen Lebewesen irgendwelche Sympathien entgegen zu bringen in der Lage waren, seinen Unwillen erregen konnten. Vermutlich hatte sich noch nie ein Mädchen so sehr über das keckernde Lachen eines Bowtruckle gefreut wie Emmeline Vance, und dennoch kam Professor Kesselbrand nicht umhin, sie jedes Mal giftiger anzufunkeln als die von ihm eher favorisierten Streeler.

Muggelkunde war nicht nur mindestens so langweilig wie Geschichte bei Binns, sondern obendrein auch noch dreimal so bescheuert und inakkurat wie Wahrsagen. Die meisten Schülerinnen und Schüler bekamen das wohlweislich nicht mit, denn sie stammten aus mehr oder weniger reinblütigen Zaubererfamilien oder waren so entfernt mit nicht-magischen Menschen verwandt, dass ihnen das nicht auffiel. Für die war die ganze Angelegenheit vielleicht noch witzig, und Professor Burbage gab sich ja auch wirklich alle Mühe. Nur leider hatte sie ebenso wenig Ahnung von Muggeln wie eine Kuh vom Eierlegen oder Slughorn vom Fasten. Zwar schien sie „den Anderen“ recht zugetan und versuchte mit allen Mitteln, sie weder als dumm noch als rückständig herüber zu bringen, jedoch scheiterte sie an ihren Fehlinformationen äußerst gründlich. Für die Halbblüter und Muggelgeborenen die reinste Katastrophe. So viele blöde Fragen über die Welt ihrer Eltern hatte Lily Evans nicht mal in der ersten Nacht in Hogwarts ertragen müssen wie nach jeder einzelnen Stunde. Das würde sie mit Sicherheit bald abwählen.

Das wäre auch nicht weiter schade drum, denn sie hatte immerhin 12 Fächer belegt in diesem Term, und das wäre kaum möglich gewesen, wenn sie die einzige Schülerin mit einem derartigen Wunsch nach Beschäftigung gewesen wäre. Für gewöhnlich suchten sich die Drittklässler drei, allerhöchstens vier der angebotenen Wahlfächer aus, aber sie hatte alle belegt. Und das bekam sie auch ohne Schwierigkeiten hin, wenn das auch bedeutete, noch weniger Zeit für Verteidigung gegen die Dunklen Künste zu haben, und da musste sie eigentlich wirklich regelmäßig gründlich üben. Nun ja, man konnte vielleicht einfach nicht alles haben. Und zumindest hatte sie das Wahrsagen ausprobieren wollen. Über magische Geschöpfe, fand sie, sollte jemand mit ihrem Hintergrund besser aufgeklärt werden, und Muggelkunde war halt eine unglaublich leicht verdiente gute Note.

Die anderen beiden Möglichkeiten hatte sie auf keinen Fall ausschlagen können. Arithmantik – der Name klang alleine schon so spannend, dass man sich damit beschäftigen musste! Und Alte Runen war so verlockend wie eine Fremdsprache ihr an der Muggelschule erschienen war. Leider war sie bis dahin nie gekommen, was sie sehr schade fand, und am liebsten hätte sie angeregt, doch zumindest Französisch in den Lehrplan aufnehmen zu lassen. Davon waren ihre Freundinnen allerdings keinesfalls angetan gewesen. Mafalda hatte ein Gesicht gemacht, als habe sie vorgeschlagen, Mulciber zu heiraten, und Meredith hatte ausgesehen, als müsse sie sich jeden Moment übergeben. Ach, die hatten ja keine Ahnung!

Jedenfalls hatte Professor McGonagall sie schon zum Ende des vergangenen Schuljahres beiseite genommen und sie gebeten, sich die Wahl ihrer neuen Fächer doch noch einmal gründlich zu überlegen. Es wäre äußerst schwierig, für eine einzelne Schülerin die Möglichkeit zu schaffen, an jedem dieser Kurse teil zu nehmen, hatte sie gemeint. Aber da hatte sie wohl die Anmeldeformulare noch nicht vollständig durchgesehen gehabt. Erst am allerletzten Tag hatte Remus Lupin sich endlich entscheiden können, und für zwei Schüler war es offensichtlich nicht nur möglich, sondern Pflicht für die Schule, sich um einen entsprechenden Stundenplan zu kümmern. Nicht nur diese Tatsache hatte Lily zum Strahlen gebracht. Das bedeutete nämlich auch, dass sie und ihr Kamerad aus Gryffindor jede einzelne Stunde miteinander teilen würden.

Gerade in diesem Augenblick saß er neben ihr in der Bank und starrte konzentriert auf sein Pult. Ein zu übersetzender Runentext war in Form einer alten Steintafel zwischen ihnen beiden auf einer Art Notenständer aufgebaut, während Remus zwei Wörter- und ein Zeichenbuch quer über seine Schreibfläche verteilt hatte und so geschickt zwischen den einzelnen Seiten hin und her blätterte, dass man kaum zuschauen konnte. In der rechten Hand drehte er dabei unablässig seine Schreibfeder und kritzelte die entsprechenden Zeichen in geschwungener Schnellschrift auf das vor sich ausgebreitete Pergament. Nur aus dem Augenwinkel wusste Lily schon, dass er sich dabei seiner ganz persönlichen Stenographie bediente, derer niemand sonst mächtig zu sein schien, und die er auch regelmäßig in diesem kleinen schwarzen Büchlein verwendete, das er sich immer heimlich und blitzartig in die Innentasche steckte.

Die Augen verdrehend und sacht den Kopf schüttelnd, seufzte Lily Evans und stützte ihr Kinn auf einer Hand ab. Sie mochte dieses Fach, furchtbar gern, und sogar das sture Übersetzen, zu dem Professor Regiomontanus sie alle ständig verdonnerte, hatte seinen Reiz. Aber heute war mal wieder so ein Tag, an dem sie dazu keinerlei Lust hatte. Oktober, die Sonne schien in diesem ganz speziellen Spätherbstlicht, und auch wenn es schrecklich kalt war, wollte man bei so einem Wetter viel lieber draußen sein und durch die lichten Birkenwäldchen am Ufer des Sees spazieren. Gelb leuchtende Blätter schwebten regelrecht zu Boden, und Kastanien und Eicheln übersäten die Wiesen im Schatten des Waldrandes. Herrlich war das! Glasklar die Luft, sobald sich die dicken Morgennebel erst einmal verzogen hatten! Richtig romantisch! Und sie? Sie hockte in diesem düsteren Klassenzimmer und entzifferte Texte von irgendeinem Steinzeitzauberer.

Remus dagegen ging in dieser Aufgabe mal wieder vollkommen auf. Oder zumindest sah er so aus, denn der Junge (den sie nun schon fast einen jungen Mann nennen wollte) hatte eine fantastische Gabe dafür, so auszusehen, als ob. Mit zusammengeschobenen Brauen und knittrigen Denkfalten auf der Stirn vermochte er es, jedem den Eindruck zu vermitteln, er sei vollauf mit dem vor sich liegenden Buch beschäftigt, während seine Gedanken in weiter Ferne irgendwelchen Träumen und Plänen nachhingen, die man besser nicht seiner Mutter erzählte. Keiner Mutter, wenn man schon mal dabei war. Lily grinste und unterdrückte ein Kichern.

Was er jetzt wohl gerade wieder ausheckte? Sie war sich sicher, dass er nicht ganz bei der Sache war, nicht einmal, wenn Felician Regiomontanus direkt neben ihm vorbei stiefelte und sich mit anerkennendem Nicken über seine Schulter beugte. Zwar huschte sein Blick geschäftig zwischen Buch und Pergament und Zeichentabelle und Ursprungstext hin und her, aber das war keine echte Konzentration. Dafür kannte sie Remus nun mittlerweile doch zu gut. Vielleicht nicht so, wie sie ihn gern gekannt hätte, nicht so wie seine bescheuerten Freunde oder am liebsten noch viel besser, aber doch um einiges mehr als irgendein Professor oder die übrigen Schüler.

Ja, sicher, er war wirklich nett. Sehr liebenswert und hilfsbereit und ein sagenhaft guter Freund. Aber da gab es noch andere Dinge, verborgene Aspekte seines Charakters, die er so gut wie niemandem offenbarte. Und dennoch konnte man sie erkennen oder zumindest erahnen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen, wenn man sich Mühe gab. Und verändert hatte er sich in den vergangenen zwei Schuljahren. Besonders deutlich hatte sie das nach dem Sommer bemerkt. Er verhielt sich ihr gegenüber kein bisschen anders, strahlte sie noch immer bei jeder Gelegenheit an, war höflich und süß zu ihr und liebte es, in jeder Unterrichtsstunde mit ihr kleine Briefchen zu schreiben, die als verschlüsselte Flieger quer durch die Klassenräume flogen. Wenn sie nur gewusst hätte, wie er diese Teile hinbekam! Aber das verriet er nicht. Der erste ging immer von ihm aus.

Und trotzdem war etwas anders geworden am Verhalten von Remus Lupin. Sie hatte keine Ahnung wieso, was der Ausschlag dafür gewesen war, oder wie und wann genau das passiert war. Doch es war so: Er war irgendwie lauter geworden. Selbstbewusster. Wagemutiger. Halsbrecherisch manchmal. Aus irgendeinem Grund war ihr klar, das konnte nur mit Black, Pettigrew und Potter zusammenhängen, aber so richtig fassbar war das nicht. Ihr Rückhalt musste es sein, irgendeine besondere Verbindung in dieser Quartettsbeziehung, die für außenstehende Beobachter unbegreiflich und nicht zu erörtern war. Ein wenig besorgniserregend war das schon. Zum Herzschlag-Beschleunigen. Und dennoch gefiel es ihr.

Er trug das sogar nach außen, ohne es selbst zu bemerken. Noch immer war er ordentlich und adrett gekleidet, so wie man es gewohnt war, und das trug immerhin dazu bei, dass er bei den Lehrern enormen Respekt genoss. Die Noten flogen ihm einfach zu, ein Outstanding nach dem anderen, und manchmal ärgerte er sich sogar über ein „E“. Aber Lily schaute ihn anders an. Sie bemerkte diese Dinge. Sie erkannte den um eine Winzigkeit schiefen Krawattenknoten, das leicht wuscheligere Haare, das er nun im Herbst mal wieder recht kurz geschnitten hatte. Aufrechter saß er, das Rückgrat gerade und stolzer als zuvor, und er wurde nicht mehr so leicht apfelrot, wenn man ihn in Verlegenheit brachte (was allerdings immer noch relativ einfach zu bewerkstelligen war). Besonders war es jedoch das Lächeln, dieses für ihn typische, nur einen Tick schiefe Verziehen des Mundwinkels, von dem man nie so wirklich wusste, was er damit eigentlich sagen wollte. Da steckte so viel von ihm drin, viel mehr, als er es selbst jemals würde zeigen wollen. Menschenfreundlichkeit, Aufgeschlossenheit, Offenheit, aber auch List und Tücke und ein Hang zu beinahe zynischem Sarkasmus.

Professor Regiomontanus richtete sich auf und stapfte weiter zwischen den Reihen hindurch nach vorne, ihnen den Rücken zudrehend und die Hände dort verschränkt. Remus tat, als bekäme er nichts davon mit, so vertieft schien er in seine Aufgabe. Hingegen Lily lächelte nur und beobachtete ihn, wie er hin und wieder von dem zusammenhängenden Text seiner Übersetzung abwich und an den Seiten des Pergaments winzige Bemerkungen hinterließ, die sie genauso wenig entziffern konnte. Natürlich hatte der Lehrer keinen Schimmer davon gehabt, was der Junge da aufschrieb. Die pure Geschwindigkeit hatte ihn beeindruckt, und die Erfahrung der letzten acht Wochen, dass Mr. Lupin schon aus diesen Kürzeln das machen würde, was man von ihm erwartete: Einen tadellosen Aufsatz.

Sein letzter Krankheitsschub, das einzige an ihm, was absolut konstant zu sein schien, auch durch die Wachstumsphase eines Jugendlichen hindurch, war nun zwei Wochen her. Und letzten Monat schon war es ihr aufgefallen, dass er jetzt besonders gesund und zufrieden aussah. 29 Tage halt, und um die Mitte ging es ihm am besten. Nicht ganz so blass war er dann, nicht ganz so hervortretend die Wangenknochen und die prominente Nase. Und ja, die hatte er! Ein Kichern unterdrückend, nagte Lily am oberen Ende ihres Schreibkiels und hatte prompt eine Feder im Mund. Ihgitt.

Auch seine Ohren waren wirklich enorm groß, das konnte man nicht leugnen. Einen leichten, feinen Knick nach hinten hatte der Knorpel, so dass es fast rautenförmig und dabei schräg gestellt schien. 15 ½ Jahre alt war Remus nun schon, was einen Unterschied zwischen ihn und die anderen Jungen seiner Klasse brachte wie zwischen Trieb und Baum. Einen vollen Kopf überragte er Stebbins, der direkt vor ihm saß, und Peter schrumpfte neben ihm regelrecht zusammen, reichte gerade mal mit dem Scheitel an sein Brustbein heran. Ob der kleine Pummel das überhaupt jemals würde aufholen können, bezweifelte Lily ernsthaft. Und auch wenn Remus es zu verstecken suchte: Hin und wieder musste er jetzt doch schon mal nach dem Rasiermesser greifen, wenn er nicht die abendliche Brühe in fussligen, flauschigen Härchen an Oberlippe und hinteren Wangen hängen haben wollte.

Am auffälligsten fand Lily allerdings die Wandlung seines Gesichts. Das war nicht mehr die schwammig-weiche Kindermiene, da bildeten sich markante Züge heraus, die denen seines Vaters sehr ähnlich waren, und den kannte sie ja nun einmal vom Bahnsteig. Die Brauen thronten mittlerweile auf kantigeren Knochenvorsprüngen, und das verlieh ihm ein gewisses Maß an Ernsthaftigkeit, noch unterstrichen durch die gehäufter auftretende Angewohnheit, mit abgespreiztem Daumen und Fingern vom Kieferwinkel aus bis zum Kinn herunter zu streichen.
Wenn sie so nah saß und sich so sehr darauf konzentrierte, hatte sie keine andere Wahl, als die im Schatten liegenden Augen ebenfalls näher zu betrachten. Grau waren die, sehr hell manchmal und hin und wieder von einem inneren Leuchten wie beseelt, als brenne dahinter ein Feuerchen. Schluckend bemerkte Lily nicht einmal, wie sich auf ihrem Pergament ein dicker Tintenklecks bildete, und erst sein Innehalten weckte sie auf.

Offenbar war es ihm schon aufgefallen. Mit schiefgelegtem Kopf und hochgezogener Braue schielte er zu ihr herüber und machte ein fragendes Geräusch. Lily Evans schien abgelenkt zu sein oder keine Lust zu haben, denn er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie mit dem Text Schwierigkeiten haben könnte. Immerhin war der so einfach, dass er ihn übersetzen und gleichzeitig mit den Gedanken bei diesem verflucht und verflixt komplizierten Fokuspentagramm sein konnte. Sich schüttelnd und leise quieksend, signalisierte sie überdeutlich, dass sie definitiv in einem Tagtraum gefangen gewesen war. Leichte Röte schoss ihr in die Wangen, und Remus grinste und widmete sich wieder den Runentafeln.

Es war nicht mal die Tatsache gewesen, erwischt worden zu sein, wie sie ihn musterte, sondern eher das einfallende Sonnenlicht hinter ihr. Sobald er zu ihr herüber geschaut hatte, waren die goldgelben Strahlen auf seiner Regenbogenhaut gebrochen worden, und in dem Silbergrau hatten achtzackige Sternchen aus grünem Blitzen um beide Pupillen geleuchtet. Die hatte sie nie zuvor bemerkt. Dass man sowas haben konnte. Lily unterdrückte das gehauchte „wow“ und presste die Zähne fest aufeinander. Wie bescheuert man sich doch verhalten konnte! Am liebsten hätte sie die Stirn mehrfach und monoton gegen die Tischplatte geknallt oder sich selbst ein paar Mal geohrfeigt oder sowas. Wie entsetzlich peinlich! Dabei wäre es so einfach, wenn man solche Dinge einfach sagen könnte. Aber das ging nicht. Alleine von der Überlegung wurde ihr speiübel, und ausmalen wollte sie sich das erst recht nicht. Nein nein, das war einfach nicht drin, das konnte sie nicht sagen! Niemandem. Und ihm schon gar nicht.

Und trotzdem ... Irgendwann mal, vielleicht. Wenn sie's einfach nicht mehr aushalten würde. Aber nicht jetzt. Sie hatte doch so viel Zeit. Und so viele Gelegenheiten. Tief einatmend nickte Lily sich selbst zu und griff nach den Seiten ihres eigenen Buches, um umzuschlagen und dort weiter zu machen, wo sie aufgehört hatte. Remus beguckte sich das aus dem Augenwinkel und grinste nur. Mädchen.


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