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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Bela Lugosi oder Der Harzer Roller

von Teekon

Viel zu schnell ging der August vorbei. 31 Tage voller Kino, Eiscreme, Swing und Quidditch in glühendheißer Sonne neigten sich dem Ende früher zu als es irgendjemandem gefallen konnte, und das letzte gemeinsame Abendessen auf der Terrasse mit Salaten und gegrilltem Spießbraten war unter jeder Menge Erzählungen und Rekapitulationen zuende gegangen. So laut gelacht hatten die vier Jungen rund um den Tisch, dass Mrs. Hubbablubb sich an der Mauer gezeigt hatte.

Besonders amüsiert hatten sie sich alle über die wunderbar ausgeschmückte und gestenreich vorgetragene Berichterstattung von Sirius über diesen kleinen Zwischenfall auf dem Dachboden. Ein Gewitter hatte es gegeben, und weil der Regen in Sturzbächen die unbefestigten Straßen von Nether Poppleton entlang gerauscht war und alle trockenen Wiesenböden fast versunken waren wie in plötzliche Sümpfe verwandelt, hatten die vier Rumtreiber sich eiligst ins Haus zurückziehen müssen. Vielleicht eine halbe Stunde lang hatten sie es ausgehalten, am offenen Fenster in Remus' rückwärtigem Zimmer zu hocken und Blitze zu zählen oder mit einfachstem Abschätzen heraus zu finden, wie weit das Zentrum des Unwetters entfernt war, doch dann war ihnen langweilig geworden.

Der 15jährige Gastgeber hatte daraufhin vorgeschlagen, auf dem Dachboden des Hauses Nr. 12 in der Monkshood Alley nach einem seiner Meinung nach dort irgendwo herumliegenden Satz Spielkarten für Zauberschnippschnapp zu suchen, und die Jungen waren hinauf gelaufen, um eben dieses zu tun. Dunkel war es da oben, die Dachbalken und der Giebel sehr niedrig, und sowieso alles bis oben hin in jeder Ecke vollgestopft mit Kisten, Truhen, alten Käfigen, einem Boot mitsamt den Paddeln und jeder Menge Schrott.

Während sie also ohne Licht zwischen all dem Kram herum gestromert waren und gewühlt und herum geräumt hatten, war Peter, als der Kleinste, weiter und tiefer in die hinteren Bereiche des Speichers gekrochen. Davon hatte seine Stimme ganz witzig geklungen, denn es gab dort einen etwas größeren Hohlraum, den Remus sich als Kind dort gebaut hatte. Und dann hatte Pettigrew geschrien, ganz genau wie im Kino, und so voller Panik, dass sie alle zusammen gezuckt waren. „Ein Vampir! Da ist ein Vampir!“ hatte er gequiekt wie ein Schweinchen und war rückwärts über die Balken zu ihnen herausgefallen. Keiner hatte sich das vorstellen können, und mutig wie sie alle waren, hatten sie nachschauen wollen. Weil er sich hier besser auskannte, war die Wahl auf Remus gefallen.

Mit gezücktem Zauberstab (es war ihm vollkommen egal, dass er nicht in der Schule war, was die anderen sehr erstaunt hatte) war Lupin zwischen den Verstrebungen hindurch geklettert und schon bald hinter einer Mauer aus aufgetürmten Koffern verschwunden. James, Sirius und Peter hatten auf ihn gewartet, hatten gelauscht, ob sie irgendein Anzeichen davon wahrnehmen konnten, dass er etwas oder jemanden gefunden hatte. Allerdings hatten sie erst einmal nur das laute Fingernägelbeißen von Pettigrew hören können, bis Sirius ihm mit ineinander geschobenen Brauen auf die Hand geklatscht hatte.

Und dann war Remus' Stimme aus der hintersten Ecke des Dachbodens zu ihnen heraus gelangt, und sie alle hatten fast die Augen aus dem Kopf verloren. „Oh hallo, Mr. Lugosi! Was für eine Freude, Sie zu sehen!“ Augenblicklich hatten James und Sirius einander mit hochgezogenen Oberlippen angeschaut, und beide hatten nur die Achseln zucken können. Er klang so fröhlich und belustigt dabei! Ein puffendes Geräusch war an ihre Ohren gedrungen, und Remus hatte ganz überrascht, fast schon empört geklungen: „Na, jetzt haben Sie sich aber verändert! Sowas!“ Im selben Moment war er in haltloses Gelächter ausgebrochen und hatte seine Freunde zu sich herüber gerufen. „Kommt her! Na kommt schon, das müsst ihr euch ansehen!“

Erst hatten sie sich nicht sofort getraut, aber weil Moony immer noch lachte wie bekloppt und erneut nach ihnen verlangte, prustete James und stieg ihm nach, und da wollte Sirius schon mal gar nicht zurückbleiben. Der Gedanke, ganz allein auf dem Speicher herum zu stehen, hatte Pete genau so wenig behagt wie zuvor, und mit gehetztem Blick war er ihnen hinterher gesprungen. Was sie da zu sehen bekommen hatten, war ein so sehr lachender Remus, dass er sich in die Knie stützen und die Lachtränen mit dem Ärmel abwischen musste, während über ihm ein großer, silbern strahlender Vollmond am hellichten Tag und mitten unter ihnen zwischen den Dachgiebeln hing.

„Das ist bloß ein Irrwicht, Pettigrew!“ hatte Remus heiser gestammelt vor Lachen. „Bloß ein Irrwicht!“ Das war Peter offensichtlich so peinlich gewesen, dass er hochrot angelaufen war, und Black hatte gestöhnt und den Kopf geschüttelt, während James nur gegrinst hatte. „Oh Mann, Pettigrew, echt ...“ hatte Sirius es nicht fassen können, was wohl die größte Angst des pummeligen 13jährigen war, seit er diesen Sommer zu viele Dracula-Filme gesehen hatte. Mit einem routinemäßigen, völlig ruhigen „Riddikulus!“ war Remus das Ding rasch los geworden, indem er es in einen mindestens anderthalb Fuß durchmessenden Käselaib verwandelt hatte, der wie ein Stein aus seiner schwebenden Position zu Boden fiel, mehrfach sprang und über die Balken hinweg durch das offene Leiterloch gelangte, um polternd die Treppen hinunter zu rauschen.

Kaum war das Krachen des Käses auf den Stufen verklungen, hatten sie Mrs. Lupin in der Küche kreischen gehört, gefolgt von einem resoluten zweiten „Riddikulus!“ und einem enormen Knall. Den Atem anhaltend hatte jeder von ihnen mit großen Augen dagestanden und krampfhaft versucht, nicht zu lachen, bis zu dem Augenblick, in dem ihr tadelndes „Remus!“ zu ihnen herauf gedrungen war. Von da an hatte sich keiner mehr halten können, nicht einmal Peter.

Selbst jetzt, wo die Jungen im Zimmer auf der Rückseite des Hauses wieder beisammen saßen, Sirius mit dem halben Oberkörper unter seinem Feldbett verschwunden, Peter auf der eigenen Matratze herumhüpfend, um an sein Hemd auf der Lampe zu gelangen, konnten sie darüber immer noch kichern und die Köpfe schütteln, obwohl das schon zwei Wochen her sein musste. Es war der 31. August, der letzte Abend vor der Fahrt nach Hogwarts in ihr drittes Jahr, und sie packten endlich ihre überall verstreuten Habseligkeiten zusammen. Einiges hatten sie an sehr seltsamen Orten wiedergefunden, und Spellbound, der Kater der Lupins, spielte immer noch mit einem von James' Hauspantoffeln, die er sowieso nie trug. Machte nichts. Der Kniesel durfte ihn behalten, wenn er wollte.

Zwischen der Seite von Remus' Himmelbett und James' in den Durchgang von der Tür zum Fenster gequetschtem Lager auf dem Boden hockten die beiden restlichen Jungen auf den Dielen, ihre Schrankkoffer vor sich ausgebreitet, und verstauten frisch gewaschene und ordentlich von Isabel gefaltene Kleidungsstücke darin. Ihre Roben waren noch allesamt unten und wurden gerade von magischer Hand gebügelt, dabei beaufsichtigt von der Hausherrin, aber die kamen am besten eh ganz oben drauf, um das Klappern von Kesseln und eingepackten Zutaten für Zaubertränke abzuschwächen. Bücher waren schon ganz unten gestapelt, und persönliche Gegenstände hatten sie sorgfältig und liebevoll in die sichersten Ecken gestopft.

Keuchend kroch Sirius wieder ans Tageslicht, während Peter noch immer mit der Zunge zwischen den Lippen angestrengt hüpfte und nach einem herabhängenden Ärmel fischte. Wenn er jetzt zaubern dürfte, wäre das irgendwie wesentlicher einfacher. Aber nö! Erst morgen wieder! Morgen Abend in den Korridoren des Hogwarts Schlosses, nach dem großen Festmahl und auf dem Weg zu ihrem herrlichen Zimmer im Turm von Gryffindor! Eigentlich nur eine Fortsetzung dieses famosen Sommers.

„Hat irgendjemand meinen zweiten Schuh gesehen?“ fragte Black und kratzte sich umständlich am Kopf. Grinsend warf James ihm einen Seitenblick zu, rückte seine Brille zurecht und zuckte die Achseln. „Hast ihn vielleicht zerkaut?“ scherzte er, und Pete und Remus gaben sofort ein lautes „Wuff!“ von sich. Genervt rollte Sirius mit den Augen und streckte Potter die Zunge raus. „Ha ha ...“ Er wusste genau, worauf das gemünzt war: Auf sein anfallsartiges, bellendes Lachen. Dabei klang er jedes Mal wie ein riesiger, bissiger Hofhund.

Seinen Besen sorgsam in Pergamentpapier einrollend, bemerkte James, dass er den Deckel noch sortieren musste, bevor er das wichtigste Instrument eines Quidditch-Spielers in dem dafür vorgesehenen Tragegestell verankern konnte, und als Peter endlich sein Hemd erwischte und es triumphierend herunter zog und mit dem Hüpfen aufhörte, langte er in die verborgene Tasche. Sein Tarnumhang, den er hier im Hause Lupin nicht gebraucht hatte, war ganz zerknittert und zu einem dicken Knäuel zusammengesunken, also holte er ihn hervor, um den regenbogenfarbigen Stoff zu falten und zu glätten. Dabei fiel ein Stück Papier aus dem Deckel heraus, das er zunächst gar nicht beachtete, und es segelte einfach auf den Boden.

Der direkt hinter ihm kniende Remus bemerkte es aus dem Augenwinkel und sammelte das vergilbte und über und über magisch bedruckte Blatt auf. Eine alte Ausgabe des Tagespropheten. Steinalt, um es genau zu sagen. Die Stirn runzelnd, drehte er sie in den Händen und stubste James an. „Was'n das?“ wollte er wissen, worauf Potter erst ein fragendes Geräusch machte und dann abwinkte, sobald er das besagte Stück unter die Nase gehalten bekam. „Ach das! Die Zeitung, aus der wir von Deinem haarigen, kleinen Problem erfahren haben,“ grinste er ihn an und zwinkerte, bevor er sich wieder seinem Kram zuwandte.

Entgeistert starrte Remus ihn einen Augenblick lang von der Seite her an, den Tagespropheten noch immer in der einen Hand und schüttelte den Kopf. „Haariges, kleines ... was?“ konnte er nicht fassen, wie das wieder rüberkam. Seinen zweiten Schuh unter einem Stapel Quidditch-Roben hervorziehend, schob Sirius die Brauen ineinander und sah nicht einmal rüber. „Du hast ihn schon ganz richtig verstanden, Moony,“ sagte er, als hätte James sich vollkommen normal ausgedrückt und so eben einen langweiligen Vortrag darüber gehalten, dass die Sonne im Osten aufgeht. Halb prustend, halb grunzend, zog Remus den Kopf zurück und bedachte James mit einem liebevollen: „Drecksack.“

Sich auf den Hintern fallen lassend, zog Lupin die Knie an und schlang einen seiner Arme darum, während er den anderen etwas ausstreckte, um den Zeitungsbericht zu lesen, der seine Freunde endgültig auf seine Spur gebracht hatte. Er hatte ihnen den kleinen Kellerraum nicht gezeigt, in dem er eine Nacht, in der sie hier oben ohne ihn geschlafen hatten, verbracht hatte. Das war etwas, das er noch nicht in sein gewöhnliches, alltägliches Leben einbinden konnte und wollte. Zu viel für drei 13jährige Jungen. Und er fühlte sich auch einfach noch nicht danach, schon so viel davon zu offenbaren. Das waren schmerzhafte Erlebnisse, nicht nur körperlich, und diese Schwächen, diese weichen Punkte auf seiner Seele preiszugeben, erforderte ein hohes Maß an Vertrauen, insbesondere in ihr Stillschweigen und ihren bedingungslosen Rückhalt. Und das war schwierig zu bewerkstelligen, wenn man sich immer noch nicht so richtig vorstellen konnte, wieso diese Jungs ihn nicht ablehnten, weil er war, wie er war.

„Zimmerservice!“ ertönte die fröhliche Stimme von John Lupin auf der Galerie, der soeben mit einem riesigen Stapel frisch aufgebügelter Roben für sie alle die Treppen hinauf gestapft kam. Augenblicklich stemmten sie sich auf die Füße, um sie ihm abzunehmen und zu sortieren, bevor sie an den jeweils Richtigen verteilt werden würden. Nur Remus blieb, wo er war und starrte auf das Pergament in seiner zitternden Hand. Die Augen wurden größer bei jeder Zeile, und als Sirius ihn von hinten anstieß, um ihm einen Packen seiner eigenen Schulroben zu überreichen, fiel es auch allen anderen Anwesenden auf.

Mit ausgestrecktem Zeigefinger in seine Schulterkappe bohrend, runzelte Potter die Stirn. „Ey, Moony! Kopf auf!“ verlangte er nach seiner Aufmerksamkeit, aber Remus reagierte nicht wie erwartet. Nur ungläubig den Kopf schüttelnd, machte er den Mund auf und zu, und von seiner im Stehen erhöhten Position schaute ihm sein Vater über die Schulter. „Was liest du denn da?“ wollte er sagen, bekam jedoch nur die Hälfte heraus und verstummte, als er den Artikel identifizierte. „Woher hast du das?“ Augenblicklich errötend senkte James den Blick. Die Tonlosigkeit, mit der Mr. Lupin, der so nett und freundlich zu ihnen gewesen war, diese Frage gestellt hatte, ließ ihn mit einem Mal verstehen, wie gedankenlos es war, Remus so etwas lesen oder überhaupt nur sehen zu lassen. „Von mir, Sir,“ murmelte er kleinlaut und traute sich nicht, den Hausherrn anzusehen.

Mr. Lupin schien das entweder nicht gehört oder andere Dinge im Kopf zu haben als ihn anzuschreien oder zumindest zu tadeln. Die Kiefer fest zusammengepresst, die Brauen zu Dreiecken aufgetürmt, beobachtete er seinen Sohn und dessen unverstehendes Hin und Her des Kopfes. „Er hat das mit Absicht getan?“ flüsterte Remus heiser, wie er den Text erneut überflog, und dann hob er das Kinn und schaute seinen Vater fragend, fast bettelnd an, als wolle er ihn bitten, das zu verneinen. Aber Mr. Lupins Gesicht wurde nur noch weicher und trauriger. „Es tut mir so leid, Remus,“ quetschte er heraus, und die drei Jungen hatten das dringende Bedürfnis, ganz schnell und auf leisesten Sohlen dieses Zimmer zu verlassen. Doch das ging nicht, denn der Vater stand mitten im Türrahmen und damit genau im Weg.

Remus rutschte alle Farbe aus der Miene, wie er sich vorbeugte wie im Hospitalismus. „Ich hatte Mitleid mit ihm!“ erklärte er fassungslos. Zum ersten Mal überhaupt sprach er davon. Noch nie zuvor hatte er auch nur ein einziges Wort über diesen Mann, diesen Wolf verloren, der ein hilfloses 7jähriges Kind gejagt und zur Strecke gebracht hatte, der ihn gehetzt und halb zerfleischt hatte. Obwohl sie ihren Freund doch mittlerweile kannten, war das auch für Sirius, James und Peter eine seltsame Vorstellung. Sie kannten seine Alpträume, sie hatten die Panik in seinen Augen gesehen, wenn er davon aufwachte, und sie wussten, welche Höllenqualen er jeden Monat durchlitt. Und jetzt sagte er, dieses Monster hätte ihm leid getan?

„Ich,“ fing er stotternd an und überschlug sich dabei, obwohl er den Stimmbruch doch schon lange hinter sich hatte, „ich hab' geglaubt, er leidet genau so wie ich! Ich hab' gedacht, er könne nichts dafür!“ Die grauen Augen waren jetzt mit denselben Tränen gefüllt, die er auch oben im Turmzimmer gezeigt hatte, als sie ihm von ihrem Wissen erzählt hatten, und Remus fuchtelte frustriert mit dem Tagespropheten in seiner Hand herum. Das Beweismittel dafür, dass er nicht einfach ein Zufallsopfer gewesen war. Berechnendes Kalkül hatte dahinter gesteckt.

Sein damit tatsächlich verbundenes Problem herauslassend, hüpfte Remus' Adamsapfel: „Warum ich?“ Dieser Kerl hatte ihn gezielt anvisiert. Vielleicht hatte er wochenlang vorher ausspioniert, welche Wege der Junge benutzte und wo man ihm am besten auflauern konnte. Und am Vollmondabend hatte er sich mit voller Absicht an eben diesem Punkt aufgehalten, um sich an der richtigen Stelle zu verwandeln und genau das Kind zu erwischen, das er sich ausgesucht hatte. Wieso nur? „Warum ich?“ wiederholte Remus etwas leiser und heiserer. Er hatte ihn mitnehmen wollen. Wohin auch immer. Aus ihm genau so eine Bestie machen wollen, wie er selbst eine war. Diese Erkenntnis schlug wie eine Faust ein und zerdrückte ihm die Eingeweide.

John Lupin ging langsam in die Hocke und konnte seinen Sohn nicht mehr ansehen, traute sich nicht einmal, seine Hände zu nehmen oder ihn überhaupt zu berühren. Fest schluckend und die Augen weit genug schließend, um seine eigenen Tränen vor dem Fallen zu bewahren, flüsterte er. „Das ist meine Schuld.“ Ein Bein ausstreckend, versetzte sich auch Remus ein wenig tiefer, um ihm ins Gesicht schauen zu können, während seine Freunde sich mucksmäuschenstill verhielten und sich nicht zu rühren wagten. Remus schüttelte den Kopf ganz leicht, weil er nicht verstand, aber auch eine Frage nicht heraus bekam. Sein Vater musste ihm helfen.

„Ich habe diesen Mann schwer beleidigt,“ gestand John mit bebendem Oberkörper, die Arme so vor der Brust verschränkt, dass er das Gesicht darin verstecken konnte, aber das funktionierte nicht besonders gut. „Um sich an mir zu rächen,“ erklärte er, „hat er dir das angetan.“ Mit jedem Wort wurde seine Stimme kehliger, durchsetzter von tiefer Trauer und den angestauten Schuldgefühlen aus acht Jahren. Hinter seiner schwitzigen Stirn grübelte James eilig darüber nach, was für furchtbare Dinge man wohl zu jemandem sagen musste, um eine solche Bestrafung zu verdienen, aber selbst Sirius' grässlicher Mutter wäre da nichts eingefallen, da war er sich sicher. Einfach nur ein sinnloser und grausamer Vergeltungsschlag, mehr nicht. Aber leider auch nicht weniger.

Beide Handflächen vorsichtig auf die Unterarme seines Vaters legend, schaute Remus ihn nur noch intensiver von unten her an. „Aber dafür kannst du doch nichts!“ fand er, und aus dem Augenwinkel nur nahm er wahr, wie seine Freunde, besonders Sirius in diesem Falle, bestimmt und ruhig nickten. Darüber huschte ein winziges Lächeln über seine Lippen und setzte sich dort fest, und Remus schlang schon seine Arme um den Hals seines Vaters, bevor der überhaupt mit überraschtem Blick hochschauen konnte.

Sich fest an ihn drückend, quetschte der Sohn John fast die Luft ab, bis er endlich die Umarmung erwiderte und seinen Jungen wiegte. „Ich geb' nicht auf, Pa!“ versicherte er. „Niemals!“ Mehr als zufrieden damit löste sich Mr. Lupin von Remus und musterte ihn erst einmal von oben bis unten und wieder zurück, bevor er ihm auf die Schulter klopfte. „Ein echter Lupin!“ lobte er mit seinem speziellen Lächeln. Mit erhobener Faust protestierte Sirius im Rücken seines Freundes. „Ein echter Gryffindor!“ korrigierte er, worauf alle sofort lachen mussten.

Und darauf würde vor allem einer Remus immer wieder festnageln, sein ganzes Leben lang: Er selbst.


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