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Im Silberlicht bis Nimmermehr - Das alte und gar führnehme Haus der Blacks

von Teekon

Die Tür war ganz in Schwarz lackiert, und obwohl keinerlei Türklinke oder Knauf daran zu erkennen war, prankte ein großer, silberner Klopfer in Form einer sich windenden Schlange darauf. Steile Stufen führten zu diesem wenig einladenden Eingang hinauf, und das ganze herrschaftliche Haus stand zwischen all den anderen in seiner Terrasse, als wäre es der Herr über diesen Platz in Camdens Stadtteil Bloomsbury. Fünf Stockwerke zuzüglich Dachgeschoss war es hoch, erbaut aus rotem Backstein und verziert mit weißem Marmor rund um die Fensterbuchten und als Simse zwischen den einzelnen Geschossen. Schwarze, gusseiserne Gitter waren vor den eigentlich lichten, hohen und geachtelten Scheiben angebracht, reichten bis ungefähr Hüfthöhe eines ausgewachsenen Mannes. Davon sah die ganze Villa aus wie ein alter Mann mit hängenden Augenlidern und grimmig präsentierten Zähnen, nur dass der dazu vier versetzt stehende Schornsteine besaß.

Seufzend fischte Charlus nach seiner Taschenuhr, die ordentlich an ihrer klimpernden Kette aus der Westentasche herausschaute, und er zuckte die Achseln und klappte das Lid zu. „Mehr als pünktlich, würde ich sagen,“ entschied er zufrieden und schwang den Spazierstock an seiner anderen Hand. „Komm, James! Es ist Zeit!“ lächelte er seinen fein herausgeputzten Sohn zuversichtlich an und überquerte die völlig verkehrsfreie Straße.

Die Kiefer fest aufeinander pressend, schluckte James und schaute sich ein letztes Mal sehnsüchtig nach dem kleinen, wirklich wunderschönen Park in der Mitte von Grimmauld Place um. Hinter einem hohen Zaun aus Eisen mit Speerspitzen an den oberen Enden verbarg sich da ein herrliche Grünfläche mit ausladenden Bäumen, deren Blätter in einem sachten, würzigen Sommerwind raschelten, und dazwischen lagen wellige, gut geschnittene Rasenflächen, durchzogen von schmalen ungeteerten Pfaden. Bänke gab es regelmäßig, und hübsche kleine Blumenbeete und sogar einen Springbrunnen, in dem sich ein paar Vögel eine bitter nötige Abkühlung holten.

Und dagegen dort, auf der anderen Straßenseite, dieser völlig unbegrünte Klotz aus Stein und Stahl. Nicht einmal Blumen gab es auf den winzigen Balkonen oder in den Fenstern. Die Vorhänge waren sowieso schwer und dunkel und fast überall zugezogen. Nur ganz oben, gleich unter dem Dach, waren die Scheiben geöffnet und ließen ein wenig von der brütend heißen Stadtluft herein. Eines dieser Fenster beherbergte hinter sich den einzig vernünftigen Grund, wieso man sich in ein solches Haus und eine solche Gesellschaft wagen sollte. Und wenn er an eben diesen Jungen dachte, begriff er endgültig, wieso der so gern dieser Villa den Rücken kehrte und viel lieber auf den Park zu lief.

Seinem Vater hastig folgend, strich James sich im Laufen noch einmal die heute viel zu dicke Robe glatt, doch Charlus hatte darauf bestanden. „Wenn man zu den Blacks geht sollte man aussehen wie ein Zauberer,“ hatte er ermahnt, und danach hatte er sich alle Mühe gegeben mit einem nassen Kamm und einer ganze Menge Tricks, die sie sich im Laufe der Jahre angeeignet hatten. Und jetzt war James' Haar tatsächlich vollkommen glatt und gebändigt. Ganz ungewohnt war das, und er musste immer mal wieder darüber streichen, um den Sitz zu überprüfen.

Gemeinsam schritten Vater und Sohn die drei Stufen bis zu der pechschwarzen Tür hinauf, und von schräg oben zwinkerte Charlus dem Jungen noch einmal zu, bevor er eine sehr geschäftsmännische, fast kalte Miene aufsetzte und den Klopfer ergriff. Die Schlange zischte, doch anstatt ein gleichmäßiges Pochen zu erzeugen, schlug im Inneren eine laute Glocke drei mal an. So abgeriegelt war dieses Haus, dass man die schlurfenden Schritte auf dem mit Mosaiken gefliesten Boden kaum wahrnehmen konnte, doch nur wenige Augenblicke später wurde die Tür aufgezogen, und das verknitterte, missmutige Gesicht eines greisen Hauselfen erschien in dem Spalt.

Nur mit einem alten Trockentuch um die Hüften, wirkte die fast nackte Gestalt noch ärmlicher, als sie es ohnehin schon war, und James musste sich zusammenreißen, um nicht in mitleidiges Winseln auszubrechen. So froh war er, dass Familie Potter keinen solchen Diener besaß. Hauselfen konnten ganz schön unheimlich sein, und dieser hier war es besonders. „Die Herren wünschen?“ fragte er mit seinem quietschig-penetranten Stimmchen und beäugte die beiden Fremden aus seinen enormen Glubschern.

Eine Braue fast angewidert hoch ziehend, beugte Charlus sich vor und sprach so, als wäre der Elf dement oder zumindest schwer von Begriff. „Mein Name ist Potter,“ sagte er so explizit, dass er dabei spuckte. „Und das hier ist mein Sohn.“ Er deutete mit einem Arm auf das Kind neben sich, das in dem guten Samtanzug fürchterlich schwitzte und die Anspannung nur schwerlich unterdrücken konnte. „Mr. Orion Black erwartet uns,“ fügte Charlus noch an und starrte den Hausdiener eindringlich an. Doch das war gar nicht nötig. Offenbar hatte der Elf seine Anweisungen, und sofort trat er beiseite, zog die Tür vollständig auf und verneigte sich so tief, dass die Spitzen seiner Ohren den Boden berührten.

Die Potters traten in einen kühlen, dunklen Korridor hinein, der schnurgerade in die hinteren Abschnitte des Hauses hinunter führte. Keine Türen zweigten von hier zur Rechten oder zur Linken ab. Nur gerade aus befand sich eine steinerne Stufe und ein Durchstich mit Rundbogen, doch der Raum dahinter war offenbar mit einem schwarzen Vorhang und einer dahinter befindlichen Tür abgeschlossen. Das Treppenhaus schraubte sich um die Ecke beginnend aufwärts zu den oberen Stockwerken, und ein riesiger Lüster baumelte von der Decke ganz oben herunter und füllte fast das gesamte Foyer aus.

Alle Wände waren mit Ölgemälden behangen, und auf einem barocken Tischchen gleich vorne stand ein ungeheurer Armleuchter, der aussah wie eine riesige silberne Schlange. James lief es jetzt eiskalt den Rücken hinunter, wo ihm doch gerade noch so warm gewesen war, und er mochte seine Robe nun gar nicht mehr hergeben, als der Elf die Ärmchen danach ausstreckte. Glücklicherweise wehrte sein Vater gleich ab. „Nein, nein, das wird nicht nötig sein. Wir beabsichtigen nicht, lange zu bleiben,“ machte er klar und hob schon wieder den Kopf, um durch die unangenehme Düsternis hindurch zu starren. Nein, das hier war kein gemütliches Heim.

Ehrerbietig nickend akzeptierte der Hauself diese Entscheidung und tapste auf seinen nackten Füßen voran. „Wenn Sie mir nun bitte folgen würden, Mres. Potter?“ bat er und streckte erneut einen Arm aus wie ein Ansager im Zirkus. Ohne zu zögern nahm Charlus seinen Spazierstock in beide Hände und eilte mit so großen Schritten hinter dem kleinen Kerlchen her, dass der Elf rennen musste. James tat er furchtbar leid, aber sie mussten diese Maskerade perfekt aufrecht erhalten, wollten sie Sirius endlich aus dieser Sommerhölle befreien.

Der Diener führte sie die Treppenfluchten hinauf in den ersten Stock, wo auf der rechten Seite sogleich eine Wand halb herausgebrochen war, und hier entlang brachte er sie zum repräsentativen Salon der Blacks. Mit Samt bezogene Ohrensessel waren hier vor einem offenen Kamin gruppiert, Regale voller Bücher und allerhand seltsamer zauberischer Gegenstände reihten sich aneinander, fast so wie in jedem magischen Haushalt. Allerdings war etwas so bestechend anders, dass James fast die Kinnlade herunter fiel: Die Wände waren alle, besonders aber die eine, mit in die Tapete gewebten Ästen, Zweigen und Blättern geschmückt, und auf jeder dieser lindenblattartigen Knopsen war ein Name geschrieben. Am obersten Ende davon konnte James, wie ein Schild an einer Reihe Erbsen, ein Wappen und einen Wahlspruch erkennen.

The Noble & most Ancient House of Black
Toujours Pur


Der Stammbaum der alteingesessenen Zaubererfamilie also. Aber das war nicht das, was James' Aufmerksamkeit so stark angezogen hatte. Das war eher die Tatsache, dass sich in diesem doch so gepflegten und auf Äußerlichkeiten bedachten Haus tiefe Brandflecken in der Wand befanden. Auf den ersten Blick waren sie ihm völlig willkürlich erschienen und hatten ihm Runzeln auf die Stirn getrieben, doch dann war ihm aufgefallen, dass diese Spuren von Inflammare-Flüchen spezifisch Namen und Daten auf diesem Stammbaum eliminierten und unkenntlich machten. Eine steile Falte schoss ihm zwischen die Brauen, wie er sich lebhaft vorstellen konnte, warum dies geschehen war. Denn einen recht frischen dieser Flecken entdeckte er genau zwischen den Namen Bellatrix und Narcissa Black. Hier hatte die Lieblingscousine gestanden, die es gewagt hatte, einen Muggelgeborenen zu heiraten.

Das Knarzen im Parkett erinnerte die Potters daran, dass man sie erwartet hatte, und sie fuhren herum und fanden Mr. Black, den Herrn des Hauses, im dunkelroten Hausmantel und einer dunklen Nadelstreifenhose vor sich. Ja, das war Orion Arcturus Black, das derzeitige Oberhaupt des Clans, so wie James sich an ihn vom Bahnsteig entsann. Erstaunlich, wie ähnlich Sirius ihm eigentlich sah mit der prominenten Nase und den geschwungenen, vollen Augenbrauen, den langen, rabenschwarzen Locken und den interessierten, dunklen Augen. Nur der breite Schnäuzer mit ausladenden, gezwirbelten Enden verriet auch ohne den Größen- und Altersunterschied, dass es sich um zwei verschiedene Personen handelte.

Mit einer Meerschaumpfeife in der Linken trat er auf sie beide zu und streckte Charlus die Hand hin, auch wenn sein Gesichtsausdruck vollkommen reserviert blieb. „Potter,“ sagte er grüßend, und James' Vater antwortete im gleichen Tonfall: „Black.“ Einander die Hände schüttelnd, blickten sich die beiden Männer fest in die Augen, als wollten zwei Kinder Adlerauge spielen, aber keiner von ihnen blinzelte. Neben sich deutend, stellte Charlus das Kind nur sehr knapp vor: „Mein Sohn James.“ Aber Black nickte ihm nur flüchtig zu und schien das „Guten Morgen, Sir“, das James so hart trainiert hatte, nicht einmal zu hören.

„Ich nehme an, Sie haben zu tun,“ stellte O.A.B. nur fest und ließ es gar nicht erst nach einer Frage klingen. Offenbar war ihm ganz recht, was ihm sein Hauself da mitgeteilt hatte, dass Mres. Potter nicht allzu lange zu bleiben gedachten. Dass sie ihre Roben nicht abgelegt hatten, verriet ihm das ebenso, und nur ein Nicken abwartend wandte er sich an den Diener. „Kreacher, geh' nach oben und sag' Sirius, er soll sich sofort fertig machen und herunter kommen,“ erteilte er einen bestimmten Befehl, auf den hin der Elf die Augen schloss, sich weit nach vorn verbeugte und rückwärts davon und aus dem Salon schlich.

Mit der Hand nun in der Tasche, die andere an der Pfeife, richtete Orion Black sich zu voller Größe auf und musterte Vater und Sohn aus den gleichen Augen, die James so von seinem besten Freund gewohnt war. Merkwürdig war das, dieses Misstrauen und diese Überlegenheit darin zu erkennen. Ob Sirius auch so schauen konnte, wenn er wollte? Darüber mochte er überhaupt nicht nachdenken. Die donnernden Schritte auf der Treppe veranlassten ihn dazu, aus seinen Grübeleien zu schrecken, und es fiel ihm sagenhaft schwer, sich zurück zu halten.

Da war Sirius! Sich an dem dunklen, gedrechselten Geländer festhaltend, stand er da, breitbeinig auf dem Treppenabsatz mit glühenden Wangen vor Freude und strahlte über beide Ohren. Er konnte sein Glück nicht fassen! Sie waren wirklich gekommen! Das waren die Potters, James und sein Vater! Sie holten ihn ab! Oh, was für ein unglaublich schönes Wunder nach diesen schrecklichen vier Wochen daheim in diesem furchtbaren Haus! Und perfektes Timing: Mutter war nicht da!

Mr. Black drehte den Oberkörper in Richtung seines Ältesten, der rasant in eine fürchterlich gerade Position rückte, als hätte er einen Besenstiel im Hemd stecken, und dabei wurde sein Gesicht ganz ernst und herb. James sank schon vom Zugucken das Herz in die Hose. Da war keinerlei Liebe zwischen Vater und Sohn, nicht einmal sympathische Zuneigung. Ein Zweckverhältnis Vererber zu Stammhalter. Mehr nicht. „Die Potters sind hier, um dich abzuholen,“ wiederholte Black nur sinnlos, was der Junge selbst schon sehen konnte, bevor er sich wieder an Charlus richtete.

So als wäre Sirius überhaupt nicht vorhanden, als wäre er soeben im Boden versunken, redete er in dritter Person von ihm: „Sind Sie sicher, dass Sie mit ihm zurecht kommen werden?“ erkundigte sich O.A.B., ob Potter sich das wirklich gut überlegt hatte. Er selbst konnte nicht leugnen, froh darüber zu sein, wenn Sirius nicht mehr im Hause war. Die ewigen Zankereien der beiden Söhne waren unerträglich geworden, und das unablässige Keifen ihrer Mutter störte ihn ungemein. Deswegen hatte er auch zugesagt, als Potter gebeten hatte, den Jungen doch für die letzten vier Wochen der Sommerferien zu sich zu nehmen. Nun gut, das war eine ruhmreiche und geschichtsträchtige Familie, standesgemäßer Umgang für Sirius, und vielleicht konnte dieser stille, höfliche Dummkopf hier ihm wenigstens etwas Anstand beibringen.

„Sirius neigt zu,“ Mr. Black machte eine theatralische Pause, um seinem Sohn einen glimmernden Blick unter den dichten Augenbrauen zu zuwerfen, „Aufmüpfigkeit,“ erklärte er seine Bedenken, doch Mr. Potter winkte ab. „Ich denke nicht, dass er mir Schwierigkeiten bereiten wird.“ Nee, dir sicher nicht, dachte James und unterdrückte mit aller Macht das aufkommen wollende Grinsen. Du musst ihn ja auch nicht bändigen!

Sobald draußen auf dem Flur das Ächzen und Stöhnen den Hauselfen mit Sirius' Gepäck ankündigte, räusperte sich Mr. Black und deutete bereits nach unten. „Wir haben alle wenig Zeit, vielleicht sollten wir ...?“ Mehr als einverstanden machte Charlus eine zustimmende Geste, und den Gästen wurde der Vortritt gelassen. Zuletzt stiefelte Sirius hinter seinem Vater her und die Stufen hinunter, zurück in den kühlen, dunklen Foyerflur der Black'schen Villa. Dort schlüpfte der Älteste des Hauses in eine Reiserobe, ohne auch nur ein einziges Wort zu sprechen oder seinen Vater ein mal anzusehen. Den sehnsüchtigen Blick seiner Kindheit für ein bisschen Anerkennung, den hatte er sich längst abgewöhnt.

Sich endlich doch an das scheidende Kind wendend, konnte Mr. Black jedoch nichts weiter, als einen drohenden Finger zu heben und den mit gesenktem Kopf dastehenden Jungen anzufunkeln. „Und vergiss nicht, was ich dir über Besuche in Hogsmeade gesagt habe,“ erinnerte er ihn daran, dass er wohl der einzige Drittklässler sein würde, der im folgenden Schuljahr nicht mit den anderen dieses Privileg würde genießen dürfen. „Erst, wenn du diese Sache mit deinem Bruder aus dem Weg geräumt hast, ist das klar?“ Sirius nickte rasch und enttäuscht, so sehr, dass er winzige Tränen in den Augen hatte, und James zog sich alles zusammen, inklusive der im langen Ärmel seiner Robe verborgenen Faust. Mr. Black machte ein bestätigendes Geräusch und richtete sich auf, um Charlus anzusehen.

„Sirius hat genügend finanzielle Mittel bei sich, um die neuen Schulbücher zu erstehen, sobald die Listen eintreffen,“ drückte er sich fürchterlich hochgestochen aus, bevor er erneut einen Seitenblick schräg nach unten warf. „Nicht, dass er viele Wahlfächer belegen wird.“ Oh was war dieser Mensch gemein! Das stimmte nicht einmal! Sirius war nicht dumm! Ganz im Gegenteil, er war sehr talentiert und bekam gute Noten! James verstand das einfach nicht. Wie konnte man sich seinem eigenen Sohn gegenüber so verhalten? Was musste Sirius falsch gemacht haben, um eine solche Behandlung zu verdienen? Er war doch bloß ein 13jähriger Junge, dem es egal war, ob seine Spielkameraden Muggel waren oder nicht.

„Ausgezeichnet!“ sagte Mr. Potter und schüttelte Mr. Blacks Hand mit festem Druck, während Kreacher die Haustür öffnete und sich anschickte, den bereits für die Schule mit gepackten Schrankkoffer die Stufen hinunter zu hieven. „Das wird nicht nötig sein!“ Mit einem Zucken seines Zauberstabs und einem nonverbalen Locomotor-Zauber erledigte Charlus das selbst und ganz so, wie es sich für einen Mann seines Standes geziemte, und dann nickte er dem Hausherren zu und scheuchte die beiden Kinder vor sich her und aus dem Haus.
Aus dem Augenwinkel nur erhaschte James das kleine Gesicht, das sich zwischen den Streben des Geländers auf der untersten Treppe hindurch presste, und er hätte schwören können, dass es traurig ausgesehen hatte, bis sein Blick entdeckt wurde und Regulus voller Abscheu die Lippe hochzog. Sirius schaute nicht zurück.

Die Tür schloss sich hinter ihnen, ohne auch nur ein anständiges „Auf Wiedersehen“, und sie fanden sich im hellen, warmen Sonnenlicht eines Londoner August-Tages wieder. Diesen muffigen Geruch aus den Lungen atmend, labten sie sich an frischem Sauerstoff und dem Duft von geschnittenem Gras, und sogar Mr. Potter sah erstaunlich erleichtert aus. „Deinen Koffer,“ machte er den etwas größeren Jungen zu seiner Linken aufmerksam, so dass Sirius sich sofort danach bückte und den Henkel ergriff. „Und nun eure Hände.“ Er streckte seine eigenen beiden aus und ergriff jeweils die Finger eines Kindes, und bevor sie noch irgendetwas sagen oder denken konnten, apparierte Mr. Potter, fort von diesem schrecklichen Haus, weg vom Grimmauld Place.

Die Kompression der figurativen Gummiröhre verschwand, durch die man in dieser Fortbewegungsart hindurch gepresst zu werden schien, und ihre Nasen füllten sich augenblicklich mit einem Geruch nach trocknendem Heu und blühenden Wiesenblumen, und sie fanden sich wieder mitten auf einer staubigen Seitenstraße in einem wunderschönen kleinen Dorf. Nether Poppleton, Yorkshire.

Zufrieden mit sich und dieser Leistung, atmete Mr. Potter sehr tief ein und renkte sich die Halswirbel ein, griff in die Innentasche seiner Robe und zog eine winzige Miniatur hervor, die fatale Ähnlichkeit mit James' großem Lederkoffer hatte. Das kleine Etwas auf den Boden ablegend, machte er einen Schritt zurück, berührte es mit der Spitze seines Zauberstabes und sagte fast feierlich: „Engorgio!“ Augenblicklich plusterte sich das Gepäck auf, und nun hatte jeder der Jungen alle seine Sachen bei sich. „Exzellent, Pa!“ grinste James, unendlich froh, sich nicht mehr wie der letzte Lackaffe aufführen zu müssen.

Sirius jedoch ließ erst einmal seinen Koffer in den Dreck fallen und sprang seinem besten Freund entgegen, schlang ihm die Arme um den Hals und drückte ihn so fest, dass der kaum noch Luft bekam. Röchelnd und lachend zugleich wiegte James den soeben Erretteten, bis der sich von ihm lösen und ihn anstrahlen konnte. „Mann, dass das wirklich geklappt hat!“ konnte er es nicht fassen und legte eine Hand auf James' Kopf. „Sag' mal, was ist denn bloß mit deinen Haaren?“ fragte er ganz irritiert, und der junge Mr. Potter lächelte verlegen und musste selbst daran fassen. Naja, die waren halt für den speziellen Anlass auch ganz besonders geglättet worden. Das würde sich bald wieder geben.

So gern er den beiden auch zuschaute, so hatte Charlus doch wenigstens in einer Sache da eben nicht gelogen: Er hatte tatsächlich Termine, also musste er diese beiden Jungen hier schnellstmöglich bei John und Isabel abladen und sich aus dem Staube machen. „Meine Herren?“ bat er um ein wenig mehr Eile, worauf die beiden 13jährigen ihre Gepäckstücke rafften und hinter ihm her zu dackeln begannen. Sie passierten eine schmale Seitengasse, und eine rote Ziegelmauer mit einem winzigen blauen Holztor darin erschien auf ihrer rechten Seite, während sie gingen.

James runzelte die Stirn und schaute seinen besten Freund einen langen Moment an, bevor er sich zu fragen traute: „Und du darfst wirklich nicht nach Hogsmeade?“ fand er das einfach zum Kotzen. Eine wirklich fiese Bestrafung. Ein ganz normaler Streit unter Brüdern war das gewesen, nichts ernsthaft Schlimmes, beurteilte zumindest Sirius, was immer da abgelaufen war, und James wollte ihm gern glauben (wenn er das auch unbewusst kein bißchen tat). So rasch wie Black abwinkte und dabei lachend prustete, verspürte er gleich Erleichterung. „Ach was!“ bellte Sirius regelrecht in seiner ganz typischen Art. „Mein Patenonkel Alphard hat den Wisch vor Wochen schon unterschrieben!“

Sich noch darüber amüsierend, wie einfach das gewesen war, hatte James noch einen Einwand, der ihm einen ganz heißen Stich verpasste: „Aber Regulus, wird er nicht ...?“ Petzen, hatte er sagen wollen, und Sirius' Miene verdunkelte sich, obwohl er den Kopf schüttelte. „Er wird nichts sagen, oder ich mache ihm das Leben in Hogwarts zur Hölle. Und das weiß er,“ betonte er besonders den letzten Teil dieses Notfallplans, und damit gab James sich zufrieden. So furchtbar schade war diese Angelegenheit. Ein Herz und eine Seele waren die Black-Brüder gewesen. Und nun? Alles zerstört.

„Jungs!“ riss Mr. Potter sie aus ihren düsteren Gedanken, und sie beide hoben die Köpfe. „Da wären wir!“ Die kleine Gesellschaft war vor dem letzten Haus in der Straße angelangt, einem wunderhübschen, von Blumen und Bäumen und Sträuchern umblühten Gebäude aus den gleichen roten Backsteinen wie die Mauer, an der sie vorhin vorbei gekommen waren. Die bauchigen Fenster waren alle angelehnt und mit weiß lackierten Haken gesichert, und herrlich schöne Rosen wiegten ihre Köpfe im lebhaften, warmen Sommerwind, der direkt von den weitläufigen wilden Wiesen herüber wehte. Noch bevor Sirius und James sich mit offenen Mündern und blitzenden Augen anstrahlen konnten, wurde die Tür aufgerissen, und mit dem Gröhlen in Lautstärke einer Büffelherde stürmten zwei Jungen daraus hervor.

Der pummelige kleine Peter sah so beknackt aus in seinem Ringel-Shirt und den viel zu kurzen Stoffhosen, dass sie alleine davon schon loslachen mussten. Remus trug seine Muggelkleider dagegen mit solch geübter Gewohnheit, man konnte ihn tatsächlich für ein „ganz normales“ Kind halten. Gut sitzende Jeans und Stoffturnschuhe, ein schreiend rotes Karohemd mit aufgekrempelten Ärmeln, alles zusammengestellt und besorgt von seinem nicht-magischen Großvater, hüpfte er die Stufen hinunter und rannte den kurzen Kiesweg entlang, stemmte eine Hand auf die Mauer und sprang über das Tor hinweg, das Peter doch lieber öffnete.

Die ganze Rasselbande fiel sich brüllend und johlend in die Arme, da wurde gesprungen und Ringelreih'n gespielt und getanzt und skandiert und der gemeinsame Gruß ihrer kleinen Gang ausgeführt, und Mr. Potter blieb nichts Anderes übrig als sich an den Revers seiner Robe festzuhalten und schallend zu lachen. John Lupin ging es da kaum besser, allerdings war er etwas legerer gekleidet, weil er ein paar Tage frei hatte, und er lehnte sich mit dem Unterarm gegen den Türsturz seines Hauses. „Charlus!“ grüßte er von diesem etwas erhöhten Standort aus und bekam augenblicklich Antwort. Die Handfläche hebend, lachte Mr. Potter immer noch. „John!“ rief er zurück. „Willst du dir das wirklich antun?“ Kopfschüttelnd grinste Lupin und deutete mit dem Kinn auf die vier immer noch wild aufeinander einredenden Jungen. „Ich kann es kaum erwarten!“ behauptete er und war hin und her gerissen zwischen tatsächlicher Vorfreude auf dieses vierwöchige Abenteuer und der leisen Furcht, sich ein wenig viel aufgehalst zu haben.

„Habt ihr anständige Muggelklamotten dabei?“ fragte Remus, jeweils an einem Ärmel der beiden Neuankömmlinge ziehend, während Peter ganz aufgeregt auf und ab hüpfte wie ein Flummi und dabei frustriert mit den Ärmchen wackelte. Ganz verdutzt und auch ein bisschen panisch, stierte Sirius ihren Gastgeber mit weit offenen Lidern an und stammelte nur ein langgezogenes „äh“, und auch James schürzte nur die Lippen und wusste nicht mal, was seine Mutter ihm eingepackt hatte.

Erneut auf seine Taschenuhr schauend, runzelte Charlus Potter jetzt allerdings wirklich in Eile die Stirn, und er rief seinen Sohn zu sich: „Hey, James! Willst du deinem alten Herrn nicht wenigstens 'auf Wiederseh'n' sagen?“ wollte er amüsiert wissen, und sogleich lief der Junge hochrot an, peinlich berührt davon, wie schnell er seinen Pa vergessen hatte. So vorwarnungslos sprang er ihn an und schlang seine Arme um ihn, dass Charlus davon fast umgeworfen wurde. Nana, dafür war er doch jetzt wirklich langsam ein bisschen zu alt, oder? Aber schön war das trotzdem.

„Danke, Pa!“ hauchte James ihm richtiggehend ins Ohr, und er verstand genau, wofür das war. Die Rettung des Sirius Black! Mit beiden Augen zwinkernd, lächelte Charlus nur, hielt aber den Mund. Er wusste genau, wie wichtig ihm das hier gewesen war, und wie viel ihm dieser Lockenkopf bedeutete. „Gib Mama einen dicken Kuss von mir, ja?“ grinste James nun schon wieder, wie er sich von ihm löste, und im Hintergrund winkte Remus Lupin mit einem gleichgültigen Geräusch ab. „Macht nichts, ihr könnt ein paar alte Sachen von mir anziehen,“ schlug er vor.

„Ich wünsch' dir viel Spaß, mein Junge.“ klappste Mr. Potter seinem Sohn auf den Oberarm, bevor er sich aufrichtete. „Und wenn du irgendwas brauchst ...“ „Eine Eule reicht!“ ergänzte James mit einem Augenrollen diesen Standardspruch und entfernte sich endgültig von seinem Vater, der einen Schritt rückwärts machte und John zum Abschied grüßte. „Macht's gut, Jungs!“ wünschte er, aber die hörten ihm gar nicht mehr richtig zu.

„Wozu brauchen wir Muggelzeugs?“ greinte Sirius, der selbstverständlich noch nie so etwas besessen hatte, während Peter und Remus schon dabei waren, ihre schweren Koffer anzuheben und ins Haus tragen zu wollen. „Wir gehen in die Stadt!“ proklamierte der gastgebende 15jährige und brach in Schweiß aus, so unglaublich heiß wie es an diesem Tag war. „Ein richtiges, echtes Muggeleis essen!“ quietschte Pete vergnügt und freute sich so tierisch darauf, dass er den Koffer in den Kies fallen lassen und in die Hände klatschen musste. Beide Neuankömmlinge bekamen riesengroße Augen, hatten sie sowas doch noch nie in ihrem Leben gegessen. „Und dann gehen wir ins Kino!“ verkündete Moony, zog das Black'sche Monstergepäck über die Türschwelle und verschwand im Hausflur.

„Ins was?!“ kreischte James in Panik, wobei er nicht den geringsten Schimmer hatte, was denn das bitte schön sein könnte, und er raufte sich die Haare so sehr, dass die ganze Mühe seiner Eltern vom Morgen verpuffte. Augenblicklich standen sie wieder wirr ab wie eh und je. Um Antworten bettelnd, stob er hinter Remus her, und auch Peter schnaufte und spotzte in Richtung Flur, bis John sich erbarmte und ihm half.

Über beide Ohren grinsend, verharrte Sirius Black noch einen Moment draußen in der wärmenden August-Sonne, und er wandte seinen Kopf so hastig Mr. Potter zu, dass seine Locken flogen. Die dunklen Augen, die er doch von seinem Vater geerbt hatte, strahlten heller als der blaue Himmel. „Ich liebe das jetzt schon!“ bedankte er sich auf seine Art, kicherte und rannte hinter seinen Freunden her.


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