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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Die kleine Miss und der Ketchup

von Teekon

Die Große Halle brummte vor Leben, wie immer um diese Uhrzeit an einem herrlichen Samstagmorgen Ende Mai. Überall liefen Schülerinnen und Schüler zwischen den Tischen hin und her, unterhielten sich mit Freunden aus anderen Häusern und quatschten lautstark über die bevorstehenden Examina. Nicht mehr lange jetzt, und der Sommer würde über Schottland hereinbrechen. Allerdings waren die Ferien noch immer weit genug entfernt, um weder Hochstimmung noch übelste Laune (vorwiegend bei Sirius Black und – witzigerweise – Severus Snape) aufkommen zu lassen.

Die Tafeln brachen bald zusammen unter der immensen Last des kompletten englischen Frühstücks, und wie immer hatte jeder sich sein ganz spezielles Menü zusammen gestellt. Peter am oberen Ende der Runde, inmitten des sich zusehends leerenden Gryffindor-Tisches, hatte eine riesige Schüssel Porridge vor der Nase und drehte gerade das heiße Geschirr, als gäbe es eine bestimmte Stelle, an der man aus dem runden Gefäß essen müsste. Dabei hatte er die Zunge zwischen den Lippen und machte einziehende Geräusche. Sirius Black direkt neben ihm grinste ihn von der Seite her an und schüttelte den Kopf, seine Gabel bereits in sein Rührei versenkt und den anderen Arm lässig auf der Tischplatte abgelegt. Zu seiner Linken beugte Remus Lupin sich über ein aufgeschlagenes Buch mit der unteren Einband-Ecke am Teller, auf dem sich die Würstchen und Pilze stapelten, aber davon hatte er bis jetzt nichts angerührt. Mittig gegenüber hockte James Potter auf der Bank und baumelte mit den Beinen, während er einen tiefen Schluck aus seiner Teetasse nahm.

Ein ganz normaler Wochenendtag, so wie sie immer anfingen, bereitete sich vor ihnen aus. Draußen schien die Sonne, und Hufflepuff spielte gegen Ravenclaw am Nachmittag, worauf sich schon alle wie verrückt freuten. Die Angehörigen der beiden Häuser liefen mit Schals in ihren Farben herum, obwohl es dazu viel zu warm war, und überall wurde gegröhlt und Wetteinsätze wurden von den Prewett-Zwillingen entgegen genommen. Sogar die Lehrer setzten heimlich, das wusste jeder, und Dumbledore selbst war immer der Erste. Allerdings verpflichtete er die Schüler zu absolutem Stillschweigen darüber, auf wen er sein Gebot abgab, und was er hinterher mit dem Geld machte (denn meistens hatte er recht), das war allzu offensichtlich. Für gewöhnlich füllten sich die Säckel diverser Schülerclubs an Sonntagen immer besonders schnell.

„Wieviel hast du gesetzt?“ fragte Sirius und deutete mit dem Kinn auf James, der immer noch ein wenig zu beschäftigt war mit seinem Getränk. Eine Geste mit der Hand vollführend signalisierte Potter, dass er antworten würde, sobald er geschluckt hatte, während sich die oberen Fenster öffneten und unzählige Eulen mit der Morgenpost herein segelten. „10 auf Ravenclaw!“ erwiderte James etwas kehlig, weil ihm doch noch Tee in der Speiseröhre hing, und er streckte die Arme aus, um den Tagespropheten aufzufangen, den ihm Vaters Waldohreule entgegen warf und gleich wieder umkehrte, um nach Hause zu fliegen.

Seufzend schüttelte Remus den Kopf und schlug eine Seite um, ohne den Blick davon zu nehmen. „Nicht besonders risikofreudig, was Potter?“ fragte er, als James gerade das Band von der Rolle pflückte. „Rein statistisch betrachtet eine äußerst langweilige Wette,“ befand Lupin und kümmerte sich nur mit einem Ohr überhaupt darum, ob er eine Antwort erhielt, während Sirius Black ganz verdattert den Kauz anstarrte, der direkt vor seinem Rührei gelandet war und ihm das Beinchen hinstreckte. „Für mich?“ konnte er es überhaupt nicht fassen und deutete auf die eigene Brust.

Grinsend breitete James die Zeitung vor sich auf dem Tisch aus, damit sie eine lesbare Form annahm. „Das mag sein! Finanziell allerdings eine sehr lohnende!“ behauptete er glatt und klopfte sich triumphierend auf die Innentasche seiner Robe, in der es fröhlich klimperte. Als wenn er das nötig gehabt hätte ... Die Eule zwischen ihm und Black piepste zustimmend und hüpfte ungeduldig, dass ihr der dumme Junge doch endlich den Brief abnahm. Mit dem Löffel im Mund und Porridge am Kinn schielte Peter halb über den Tisch und versuchte zu grinsen, aber es ging nicht, und das war auch besser so.

„Hm,“ machte Remus und verkniff so listig den Mundwinkel, dass James sofort aufhörte, mit dem Tagespropheten zu knistern und sich lieber auf ihn konzentrierte. „Die Quote dafür ist miserabel, du wirst nicht mal 100 Knuts dafür bekommen, mein Freund,“ erklärte Lupin und zückte einen Federkiel, um etwas in seinem Buch zu unterstreichen. Mit lautem Flügelschlag erhob sich die Eule von der Tafel und rauschte davon, und Sirius Black stierte erst einmal sehr lange auf den Briefumschlag in seinen ganz schön schmutzigen Händen. Da stand tatsächlich 'Sirius O. Black – Große Halle – Gryffindor Tisch - Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei' drauf. Ihm von der Seite über die Schulter blinzelnd, stieß Pettigrew ihn an und deutete darauf, als wolle er „mach auf!“ sagen.

„Würdest du allerdings, sagen wir zwei Galleonen auf einen Sieg von Hufflepuff setzen und dabei mit einbeziehen, dass King heute morgen in der Dusche ausgerutscht ist und sich den Knöchel gebrochen hat ...“ schmunzelte Remus vor sich hin und brauchte einem so ausgefuchsten und regelmäßigen Spieler wie James Potter nicht zu erklären, was das bedeutete. Potter fiel erstens alles aus dem Gesicht und zweitens stieß er in Panik seine Tasse um, woraufhin der Tagesprophet regelrecht aufschrie und die Personen auf den Bildern vor dem sich ausbreitenden Fleck flüchteten.
„Ravenclaw spielt heute mit Ersatzhüter?“ rief er aus und glotzte seinen belesenen Freund ungläubig an. Warum wusste dieser Kerl immer alles eher als sie alle zusammen?

Mit zittrigen Fingern öffnete Sirius die Lasche des hellen Pergamentumschlages in seinen Händen und zog eine gestanzte Karte daraus hervor, die in blendendem Rosé gehalten war und erneut seinen Namen trug. Erst recht völlig verwirrt schob er die Brauen ineinander und konnte es einfach nicht glauben, dass ihm jemand einen Brief schreiben sollte. Alle seine Freunde befanden sich hier! Und seine Familie scherte sich einen Dreck um ihn! Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, wie er die Karte aufschlug.

Gleichzeitig fiel es James wie Schuppen von den Augen, und während er noch den Tee aufmobbte, warf er sich halb über das Frühstück. „Du hast gewettet!“ begriff er, und Remus grinste noch breiter, die Nase immer noch im Buch. „Remus?“ hob Potter drohend die Stimme, völlig fassungslos. Lupin wettete nie! Das fand er überflüssig und schrecklich! „Oh ja, und in wenigen Stunden werde ich um acht Galleonen reicher sein und damit deinen Einsatz ausgezahlt bekommen,“ freute Remus sich diebisch und strich sich über einen nicht vorhandenen Bart.

Alle Farbe wich aus James' Gesicht, wie er für ein paar Herzschläge nur seinen schräg Gegenüber anstarrte, und dann stemmte er sich auf die Füße und sprang halb auf die Bank und schrie quer durch die ganze Halle: „Hey, Fab! Fabian!“ Und Remus lachte nur leise und schüttelte den Kopf, bis er von der Seite heftig geschlagen wurde. Offenbar war Sirius über etwas sehr erfreut, das man ihm mitgeteilt hatte, und darüber verlor er jeglichen Sinn für anderleuts Schmerzempfinden. „Au,“ brummelte Remus nur und rieb sich die Brust, klappte sein Buch zu und suchte die Tafel ab. Ah, ja! Da vorn, direkt vor Peters Nase!

Ganz hin und weg hatte Sirius sich auf seinem Platz aufgerichtet und vollführte nun stereotyp eine wippende Bewegung mit dem ganzen Oberkörper. Dabei hatte er ein breites Grinsen mit geschlossenen Lippen im Gesicht und gab irr kichernde kleine Geräusche von sich. „Ey, Leute! Leute, das ist so cool!“ freute er sich und quietschte beinahe wie sonst Peter. „Was'n?“ machte der echte Pettigrew mit einem Mund voller Haferschleim und zog den Löffel wieder hervor, um mit dicken Backen zu kauen. „Meine Lieblingscousine! Sie hat ein Baby bekommen!“ erklärte er und ließ seine Brauen springen, biss sich auf die Lippe und machte schon wieder einen von diesen Tönen.

„Prima, Sirius, aber könntest du mir den Ketchup reichen, bitte?“ bat Remus und warf nur einen winzigen Blick auf die schrecklich rosafarbene Karte in Sirius' Hand, streckte schon mal die Finger in dessen Richtung aus und wartete. Vergebens. Runterschluckend zog Peter den Kopf zurück wie eine Taube. „Du hast 'ne Lieblingscousine?“ fragte er ganz verdutzt, wo Black doch zu seiner Familie ein so unglaublich schlechtes Verhältnis hatte wie zu Fußpilz. Heftig nickend bestätigte der Lockenkopf jedoch, und seine Haare hüpften dabei wie an Spiralen aufgezogen. „Ja! Nun ja, Drom ist nicht so wie die anderen, weißt du?“ Und dabei stierte er mit missmutigem Blick hinüber an den Slytherin-Tisch, wo Narcissa mit diesem dämlichen Malfoy-Affen zusammen saß und furchtbar weibisch kicherte, als könne der tatsächlich irgendwas Witziges sagen. Sirius bezweifelte das.

„Das geht?“ grinste James und setzte sich wieder hin, jetzt ein kleines Bisschen zufriedener, wo er seinen Wetteinsatz bei den Prewett-Brüdern korrigiert hatte. Offenbar hatte sich die Verletzung von King noch nicht herumgesprochen, also war das noch möglich. Glück gehabt. Zehn Galleonen waren selbst für James kein Pappenstiel. Genervt rollte Sirius mit den Augen. „Ach komm schon, ich bin doch auch ganz in Ordnung, oder etwa nicht?“ sagte er völlig überflüssigerweise, und Remus neben ihm nickte. „Ja, total, aber trotzdem, Sirius: Den Ketchup, bitte.“ Keine Reaktion. Lupin seufzte.

In Richtung des blonden Pärchens hinüber deutend, hielt Black sich bedeckt und erzählte lieber weiter aus seiner bewegten Familiengeschichte. „Sie ist die ältere Schwester von der da, von zuhause abgehauen, sobald sie die Schule fertig hatte.“ Dabei schielte er für einen Moment an die Decke und legte seine Hände zusammen als wolle er darum beten, dieses Schicksal ebenfalls zugeteilt bekommen zu dürfen. Ein dickes Stück Papier fiel dadurch aus der Karte heraus, das er zuvor offenbar nicht gesehen hatte, und Peter streckte gleich seine kleinen, fettigen Stummelfingerchen danach aus und bekam sofort einen lauten Klatscher auf den Handrücken von Sirius. Der funkelte ihn gespielt böse an und nahm das Foto lieber selbst an sich.

„Oh, schaut mal! Das ist sie, meine kleine Großcousine!“ brüstete Black sich stolz und streckte zuerst James das Bild hin, wenn auch nur sehr kurz, denn Peter zupfte ungeduldig an seinem Ärmel, so dass er sich zu ihm herüber beugen musste. Mit den Köpfen zusammen gesteckt, betrachteten sie das Foto und kicherten dabei quietschig, als wären sie Brüder. Verzweifelt die Brauen zusammen schiebend, seufzte Remus schon wieder, stützte einen Ellbogen auf den Tisch und versuchte es ein letztes Mal: „Ich hätte jetzt wirklich gern den Ketchup, Leute!“ Nichts zu machen.

Mit einem Mal riefen Peter und Sirius gleichzeitig erschrocken auf und beugten sich so schnell weiter über das Bild, dass sie mit den Schläfen aneinander prallten und sich erst einmal die schmerzenden Schädel reiben mussten. Derweil rollte Remus mit den Augen, winkte ab und murmelte „vergesst es“, wie er sich aus der Bank stemmte und die paar Schritte eben selbst machte, um die Ketchup-Flasche erreichen zu können. „Irgendwas stimmt mit ihren Haaren nicht!“ bemerkte Pettigrew ganz durcheinander und kratzte sich die gerade anschwellende Stelle, die zu engen Kontakt mit Sirius aufgenommen hatte.

Black stierte immer noch auf das Foto, während Peter sich zurückzog, um Platz zu machen. Einerseits warf James sich von vorne halb über den Tisch, um das Problem selbst sehen zu können, andererseits griff Remus nun zwischen ihnen beiden hindurch und holte sich, wonach ihn verlangt hatte.

Erst nur aus dem Augenwinkel nahm er wahr, was die beiden anderen Jungen offensichtlich so erschreckt hatte, und dann schaute er genauer hin. Auf dem Foto war eine wirklich außerordentlich junge Frau mit dem dunklen Haar einer echten Black, durchgängig wild gelockt und von herber, aber bestechender Schönheit, und ihre braunen Augen leuchteten genau so zufrieden und glücklich wie die von Sirius, wenn er im Kreise seiner Freunde mit Einschlafen beschäftigt war. In ihrem Arm hielt sie, ganz fest an sich gedrückt, ein winziges Bündel Mensch mit einem wirklich sehr süßen, herzförmigen Gesichtchen. Das Baby schlief und hatte dabei den Daumen im Mund, und in der Bewegung des Bildes nuckelte es friedlich daran. Aber was Sirius und Peter wohl so irritiert hatte, war die Tatsache, dass sich der schon buschige Haarschopf des Kindes von einer Sekunde zur anderen vom tiefen Dunkelbrünett ihrer Mutter zu unglaublich grellem Pink wandelte und wieder zurück.

Den einen Arm noch nach der Flasche ausgestreckt, hielt Remus inne und verzog überrascht das Gesicht, bevor er ein langgezogenes „cool!“ los wurde. „Ein Metamorphmagus!“ nickte er anerkennend und klopfte Sirius fest auf das rechte Schulterblatt, während er sich gerade hinstellte, um zu seinem Platz und seinen Würstchen zurück zu kehren.

Irritierter als zuvor, konnte Black sich nicht entscheiden, ob es mehr Sinn machte, das Foto noch weiter anzustarren, oder sich Remus zu zuwenden, der augenscheinlich wusste, wo hier das Problem bestand. Falls es eins war. Denn er klang ganz und gar nicht so. „Ein was?!“ brach synchron aus James und Peter heraus.

Sich wieder setzend und schon den Ketchup aus der Flasche rüttelnd, schüttelte Lupin fassungslos den Kopf. Diese Jungs wussten aber auch echt gar nichts manchmal. „Ein Metamorphmagus! Das heißt, sie kann ihre Gestalt in menschlicher Form jederzeit ändern, ganz nach Belieben,“ erklärte er und klopfte mit gerunzelter Stirn auf den Flaschenboden. Verdammt, da kam wieder mal nichts raus. „Wie genial ist das denn?“ rief James schon aus und schlug fest mit der flachen Hand auf die Tischplatte.

„Das ist 'ne sehr seltene Gabe,“ bemerkte Remus und hob den Ketchup an, um besser in den Flaschenhals hinein schauen zu können. „Kommt das in deiner Familie öfter vor?“ erkundigte er sich und schielte Black mit einem Auge an, der aber immer noch nur mit offenem Mund den Kopf schütteln konnte. „Nicht dass ich wüsste ...“ Und das wüsste er mit Sicherheit. Wenn das eine magische Fähigkeit war, mit der man von Geburt an einen Zauberer oder eine Hexe von einem Squib unterscheiden konnte, hätten die Blacks das mit Bestimmtheit an die große Glocke gehängt. Naja. In diesem Fall jedenfalls nicht. Denn Andromeda zählte nicht mehr wirklich zum Clan.

Die Schultern zuckend, versuchte Lupin immer noch krampfhaft, endlich an seine Tunke zu kommen. „Dann muss sie es von der Seite ihres Vaters haben,“ schlug er folgerichtig vor, worauf Sirius jedoch die Hände von sich warf, den Brief immer noch in der Hand. „Aber Ted Tonks ist muggelgeboren!“ James verschluckte sich so heftig an seinem Frühstücksspeck, dass er in einen unkontrollierten Hustenanfall ausbrach, und Peter quietschte und hielt sich die Hand vor den Mund. „Eine Black hat einen Muggel geheiratet?“ quetschte er dahinter hervor, wohlweißlich nicht zu laut redend, wo Narcissa Black in so unmittelbarer Nähe saß. Sich aufrichtend drückte Sirius das Rückgrat durch und reckte den Hals, um von oben auf ihn herabschauen zu können, und dabei rümpfte er ganz pikiert die Nase und sagte furchtbar hochnäßig: „Wir sprechen nicht darüber.“ Vom Husten rutschte James sofort ins Lachen, und die anderen Drei stimmten mit ein.

„Nur weil jemand muggelstämmig ist, heißt das noch lange nicht, dass in seiner Ahnenreihe nicht schon mal irgendwann ein Zauberer oder eine Hexe aufgetaucht ist,“ bemerkte Remus und fing an, die Flasche wirklich fest zu schütteln. Mann! Das nervte! Da Pettigrew, Black und Potter alle aus reinblütigen Familien stammten, vertrauten sie bei solchen Dingen immer gerne voll und ganz auf Remus' Wort. Der musste es ja wissen. Schließlich war sein Vater auch muggelgeboren. Zufrieden damit schürzte also jeder von ihnen die Lippen und wandte sich wieder ein wenig von ihm ab. Immerhin konnten sie sehen, dass das, was er da dem Ketchup antat, nur schiefgehen konnte.

Mit den Kiefern mahlend, knickte Peter ein bisschen ein und legte den rechten Unterarm auf der Tischkante ab, zog ein Bein hoch auf die Bank und öffnete seine Körperhaltung damit in Richtung seiner Freunde. „Ist 'n Metamorph-Dingsda sowas Ähnliches wie ein Animi ... Animu ...“ „Animagus!“ rief Remus leicht erbost aus und durchbrach mit dem gleichzeitigen Schütteln die Sperre des Ketchup, der – wie konnte es anders sein – im Schwall aus der Flasche heraus floss und seine Würstchen fast ertränkte.

Grinsend wischte James sich den Mund ab und lehnte sich etwas mehr über die Tafel. „Nein, ein Animagus ist ein Zauberer, der sich willentlich in ein Tier verwandeln kann,“ erklärte er stellvertretend für ihren Ältesten, der jetzt erst einmal anderweitig beschäftigt war. „Während ein Metamorphmagus sich nur innerhalb der menschlichen Formen bewegen kann.“ Verstehend hob Peter die Brauen und nickte sacht.

„Und mit so 'ner Fähigkeit muss man geboren werden?“ Seltsame Fragen stellte Pettigrew da. Als wenn er sich sonst jemals für eine tatsächlich schulisch-fachlich ansprechende Angelegenheit interessiert hätte. Allerdings hatte er da schon recht: Das war wirklich verlockend, sich einfach in ein Tier zu verwandeln und davon zu fliegen oder durch winzige Löcher kriechen zu können, oder einfach nur ... Ach, da gab es so viele schöne Möglichkeiten! „Nein,“ sagte Black und hob seine Karte wieder auf, um die herrlich liebevollen Zeilen seiner Cousine noch einmal zu lesen. Das tat so gut, von Andromeda und Ted zu hören, und ihre Zuneigung zwischen den Zeilen hindurch zu spüren. Vielleicht waren doch nicht alle seiner Gene verrottet bis ins Mark. „Man kann das auch lernen, aber das ist saukompliziert,“ murmelte er noch, und James öffnete eine Hand. „Siehe die McGonagall. Die kann's.“

Mit geschürzten Lippen zog Pettigrew die Schultern hoch und schüttelte ganz leicht den runden Kopf. „Also, wenn die McGonagall das lernen konnte ...“ „Kannst du es bestimmt nicht!“ lachte Potter auf und grinste irre breit. „An die würdest du nicht mal ranreichen, wenn du 500 Jahre alt werden solltest! Keiner von uns!“ Na gut, da hatte er ja recht, das musste Pete schon zugeben, und er zuckte die Achseln und machte ein entschuldigendes Gesicht, als müsse er für seinen Mangel an Talent zwar generell um Verzeihung bitten, nicht aber bei seinen Freunden.

Sich von der Tischkante wegstoßend, ließ Sirius mit einem Mal die roséfarbene Karte fallen und riss so weit die Augen auf, dass sie ihm eigentlich aus den Höhlen hätten plumpsen müssen. „Nymphadora?!“ kreischte er regelrecht, und Remus spuckte einen Pilz unzerkaut und quer durch die Große Halle, dass er in hohem Bogen flog und in der zurückgeschlagenen Kapuze von Lucius Malfoy landete. Spotzend und prustend raffte er sich eine Stoffserviette und wischte sich den Mund ab, bevor er sich zu Sirius umdrehte, der noch immer auf das Papier starrte. „Sie hat sie Nymphadora genannt?! Das kann nicht ihr Ernst sein! Die veralbert mich!“ konnte er immer noch nicht fassen, was er da wohl bei erster Lektüre überlesen hatte in seiner Freude. Lachend biss sich Remus auf die Lippe und deutete hastig auf das endlos lange und fürchterliche Wort. „Sie hat doch Black'sche Züge! Das ist bösartig!“ befand er und schüttelte kichernd den Kopf.

Während Sirius sich noch die Haare raufte und unablässig „das ist doch kein Name, das ist'n Zustand!“ jammerte, knabberte sich Peter immer noch grübelnd auf der Lippe herum und blieb bei seiner Unterhaltung mit James, egal wie witzig das auch zu sein schien, was Remus und Sirius da beschäftigte. Lupin prügelte regelrecht auf den Tisch ein und hatte Tränen im Gesicht. „Aber so ein Animagus,“ fing Pete an, seine Gedanken zu äußern, „der hätte doch zum Beispiel von einem,“ er stockte und schaute sich hastig um, bevor er kurz die Stimme noch mehr senkte, „von einem Werwolf nichts zu fürchten, oder?“

Augenblicklich verstummten Black und Lupin und starrten Peter mit offenen Mündern an. Auch James hatte ihn sofort verstanden und rührte sich nicht mehr. Nicht einmal die Frage beantwortete er. Schon ein wenig verdutzt ob dieses Verhaltens, zog Pettigrew den Kopf zurück und schaute von einem zum anderen. Hatte er da gerade mal wieder was Blödes gesagt, oder wieso glotzten die so dämlich?

Einen Arm ausstreckend legte Sirius seine Hand auf Peters Oberarm und tätschelte ihn kameradschaftlich. „Peter,“ sagte er, reckte die Brust raus und verfiel in einen sehr feierlichen und ernsten Ton. „Ich hätte niemals gedacht, dass ich das je sagen würde, aber,“ mit einem weiteren tiefen Atemzug brachte er es heraus: „Peter Patrick Pettigrew: Du bist ein Genie!“

Der verarschte ihn doch jetzt. Pete konnte das nicht glauben, was er da behauptet hatte, und ehrlich gesagt war er auch gar nicht so ganz sicher, wieso Sirius das eigentlich denken sollte. Das war doch bloß 'ne rein spekulative Frage gewesen. Oder etwa nicht? Ohne sich zu bewegen, verfolgte er nur mit den Augen, wie Sirius immer breiter grinste und sehr viel Farbe in seine Wangen schoss, während Remus die Lider halb schloss und den Unterkiefer gegen die oberen Zähne verschob, und James' immer entsetzter ausschaute und sich direkt an Sirius wandte: „Bist du verrückt?“

Die Brauen hüpfen lassend, schüttelte Black hastig den Kopf und setzte sich auf der Bank weiter herum, damit er nicht nur James direkt ansehen, sondern auch nach Remus greifen und einen Arm um seine Schultern legen konnte. „Überleg' doch mal, James: Werwölfe sind nur für Menschen gefährlich! Nicht aber für Tiere, also auch nicht für Animagi!“ fing er an, seinen Plan zu verdeutlichen, obwohl Potter ihn schon sehr gut verstanden hatte. Auch bei Peter kam das jetzt an, und seine ganze Miene hellte sich auf, wie er heftig zu nicken begann. „Ja, aber nur in ihrer tierischen Gestalt!“ erinnerte James und verschränkte die Arme vor der Brust.

Sirius winkte ab und machte ein angeätztes Geräusch. „Aber darum geht’s ja gerade! Denk' doch mal nach!“ Er zog Remus näher zu sich heran, der ganz still geworden war, und dessen Pupillen unter den halb geschlossenen Lidern lebhaft hin und her glitten. „Wir könnten mit ihm gehen! Er müsste nicht mehr allein sein! Stellt euch das doch mal vor!“ flüsterte Sirius heiser und voller Vorfreude, in genau dem selben gehetzten und antreibenden Ton, mit dem er sonst seine Ideen für Streiche vorbrachte. „Wir Vier! Bei Vollmond! Wir könnten endlich immer zusammen sein!“

Die eintretende Stille zwischen den Rumtreibern war so prägnant, dass sie selbst die lauten Gespräche und die Geräusche von Bankrücken und klapperndem Frühstücksgeschirr rundherum völlig abdämpfte. Pettigrews Gesicht leuchtete, und Sirius konnte sich seiner Unterstützung bereits so sicher sein, dass er James mit einem endlosen, fast bettelnden Blick bedachte. Potter allerdings schien von dieser Idee kein bisschen begeistert, sondern eher schockiert zu sein, und er starrte statt dessen lieber den nachdenkenden Lupin ab. Remus musste was dagegen haben! Das würde er nie zulassen, dass Black so einen Quatsch ausbrütete! Die Stimme der Vernunft musste da doch siegen!

Lupin überraschte ihn. Noch immer mehr in sich gekehrt als nach außen reagierend, hob er in Sirius' fester Umarmung einen ausgestreckten Zeigefinger und holte kurz Luft, bevor er den Mund aufmachte. „Das ist gar nicht mal so blöd,“ murmelte er sich in den Bartflaum. „Was?!“ schrie James auf und stemmte beide Hände flach auf den Tisch. Black konnte sein Glück gar nicht fassen. Gewonnen! Sein Grinsen wuchs ins Unermessliche, und er lehnte sich zurück und kreuzte Arme und Beine mit überlegener Eleganz. „Du meinst das nicht so!“ stellte James fest und zweifelte schon an sich selbst, aber Remus fing an, sich das Kinn zu reiben und mehr und mehr in Gedanken zu versinken. Hinter seiner Stirn begann er bereits, abgespeicherte Rezepte, Zaubersprüche und Buchstellen abzurufen, das konnte man richtiggehend sehen.

„Remus? Du machst mir Angst!“ versuchte Potter erneut, zu ihm durchzudringen, was ihm wiederum misslang. „Eine Idee von Pettigrew, die Black gut findet, das kann doch nicht gesund sein!“ Mit blitzenden Augen grabschte Sirius wieder nach Remus' Schultern und zog ihn an sich heran, James ein triumphales Lächeln entgegen werfend. „Aber Lupin stimmt uns zu, ist doch so, oder, Moony?“ klopfte er ihm fest auf den Oberarm, und obwohl er ebenfalls keine adäquate Antwort erhielt, war er mehr als zufrieden. Kein „nein“ war auch ein „ja“.

Verzweifelt nun gestikulierte Potter wild und hörte nicht auf, besonders Lupin anzusprechen. Allein würde er Black niemals von diesem Wahnsinnstrip herunter kriegen, er brauchte jetzt die Unterstützung des mittlerweile 15jährigen. „Leute, das ist doch totaler Schwachsinn! Das kriegen wir nie und nimmer hin!“ erinnerte er sie daran, wie schwierig ein solcher Zauber war. Eine Mischung aus komplizierten Sprüchen, die in exakter Reihenfolge und mit perfekter Präzision angewandt werden mussten, dazu ein veränderter Vielsaft-Trank mit schwer zu besorgenden und seltenen Zutaten, die den Bestimmungen für beschränkten Handel unterlagen, obendrein mit Anwendung von uralten Pentagramm-Zeichnungen, die exakt aufgemalt und ausgerichtet sein mussten, und selbst dann bräuchten sie noch ein Maß an Kontrolle und magischer Bündelungsfähigkeit, das wenige der Lehrer und kaum einer der Siebtklässler an dieser Schule jemals erreichen konnte! Das war reiner Selbstmord!

„Remus kriegt es hin, stimmt's, Moony?“ proklamierte Peter zuversichtlich und schloss sich den beiden Jungen auf seiner Seite an, indem er einen Arm um Sirius' Rücken schlang und seine Wange gegen dessen Arm presste. James war so sprachlos, dass er nur japsen konnte. „Ach komm schon, Potter!“ lachte Black auf. „Remus ist der beste Schüler, den Hogwarts hatte seit ... seit ...“ Im Kopf wühlte er fieberhaft nach irgendeinem Namen eines großen, berühmten Zauberers aus 'Cuthbert Binn's Langweiler-Kabinett', doch ihm wollte keiner einfallen außer einem: „Seit Tom Riddle!“

Davon endlich aufgeweckt, stierte Lupin ihn von schräg unten an und hob die linke Braue so steil, dass es eigentlich hätte weh tun müssen. Sich aufrichtend nahm er Sirius' Hand von sich herunter, langsam und ohne Hast. „Ein wirklich schockierend umwerfendes Kompliment, Mr. Black, aber trotzdem vielen Dank,“ sagte er trocken und griff nach einem total in Ketchup versunkenem Würstchen. Sirius verstand das jedoch vollkommen als Lob, grinste breit und wandte sich Pettigrew zu. „Also? Was willst du sein?“ Und damit war das für ihn beschlossene Sache.

Den Ketchup auftunkend, schob Remus sich ein halbes Würstchen in den Mund, die Stirn dabei in unzählige Denkfalten gelegt. Trotzdem bemerkte er den Blick von James, der nun halb besorgt, halb belustigt aussah und es immer noch kaum fassen konnte. „Remus?“ fragte er leise und kein bisschen vorwurfsvoll. Für einen Moment tat Lupin so, als wolle er nicht auf die Ansprache eingehen, beschäftigte sich weiter mit den Resten seines Frühstücks, doch dann sah er James von unten her an, ohne den Kopf zu heben. Seine Augen sprachen Bände. Nie mehr allein! Was ein unglaublich fantastischer Gedanke! „Es ist'n Versuch wert,“ flüsterte er heiser und senkte den Blick wieder auf seinen Teller.

James Charlus Potter gab nach und auf. Seine Schultern knickten ein, und er beugte die Wirbelsäule nach vorn. Na gut. Es war ja erst einmal nur ein Versuch. Und immerhin würde es wahrscheinlich lange, sehr lange dauern, bis Remus sich so weit fühlte, bis er alles zu seiner Zufriedenheit vorbereitet hatte, sollte er es jemals so weit schaffen. Darauf konnte er sich verlassen. Wenn er sich nicht 100%ig sicher war, es hinzukriegen, würde Lupin seine Freunde dieser Gefahr nicht aussetzen. Und wer wusste das schon? Vielleicht schaffte er es wirklich? „Ein Hirsch,“ dachte James, „das wär's!“

Mit einem Mal schien Lupin einzufallen, wo er seine Recherche beginnen konnte, und er griff sein Buch und klemmte es sich unter den Arm, schob ein Bein über die Bank und stemmte sich auf die Füße, die freie Hand noch immer auf dem Geschirr. „Ich muss in die Bibliothek,“ bemerkte er hastig, fingerte das letzte Würstchen aus dem Ketchup-Bad heraus und stand im Gang zwischen den Tischen von Gryffindor und Hufflepuff. Während Peter und Sirius sich noch darüber unterhielten, ob ein Vogel einem Säugetier vorzuziehen sei, machte er die ersten Schritte und warf einen letzten Blick auf die Tafel, ob es da noch irgendwelche Wegzehrung gab.

Das Foto, das diese ganze Sache erst ins Rollen gebracht hatte, lag noch immer zwischen Blacks Teller und Pettigrews Haferschleim-Schüssel und zeigte die glückliche junge Frau und ihr neugeborenes Baby mit dem grellpinken Haarschopf und dem hübschen kleinen Gesichtchen. Er wusste nicht wieso, aber von dem Anblick füllte sich das Herz in seiner Brust mit so viel Wagemut und Lebenskraft, dass er lächeln musste, wie er nie zuvor gelächelt hatte. Noch einmal Blacks Schulter klopfend, schüttelte er den Kopf und stopfte sich das Würstchen in den Mund. „Süß, die Kleine!“ lobte er und machte sich davon. „Wirklich süß!“


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