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Im Silberlicht bis Nimmermehr - Die Stiege unter der Klamm

von Teekon

Peter seufzte, rollte mit den Augen und drehte sich herum, mit dem Gesicht zu dem ausladenden Baumstamm, schloss die Lider und drückte sich gegen das Holz, die Arme hochgehoben und gekreuzt. „50, 49, 48 ...“ fing er zu zählen an, und die anderen drei Jungen grinsten einander an und stoben in unterschiedliche Richtungen davon. Jetzt hatten sie etwas über eine Minute Zeit, um sich ein passendes Versteck auszusuchen.

Erlaubt war alles zwischen dem Ausgang der Brücke und dem oberen Menhirfeld auf der einen, Mr. Hagrids Hütte und den tieferen Waldlichtungen auf der anderen Seite, und so hatte der gerade mit Suchen Beauftragte eine ungefähr 500 mal 50 Yards messende Speerspitze als Terrain vor sich. An sich nicht gerade wenig, aber das Gelände bot nicht besonders viele Versteckmöglichkeiten. Die Hauptschwierigkeit für Peter bestand eher darin, schneller zurück am Abschlag zu sein als der entdeckte Freund. Und genau deswegen war er auch nicht allzu scharf auf dieses Spiel. Aber so waren sie nunmal, seine Jungs.

Während James mit heftigen Armbewegungen seinen Weg bergauf machte und dabei erst einmal ein paar Krokusse zertrampelte, rannten Remus und Sirius den steilen Hang hinunter und mussten dazu die Knie furchtbar weit beugen. Dabei lachten sie so laut und so sehr von ihrem eigenen Gewicht dabei unterbrochen, dass ihre Stimmen unregelmäßig in der tiefen, zerklüfteten Schlucht widerhallten. Schon sehr bald zeichnete sich Remus' Fluchtrichtung ab, und er verschwand schlitternd hinter einem riesigen Stapel von Hagrids Pflanzendünger-Säcken.

Dagegen hielt Sirius sich auf dem jungen, sattgrünen Rasen, gesprenkelt mit Wiesenschaumkraut und ersten kleinen Schlüsselblümchen, weiter links, entfernte sich vom Abgrund und hüpfte wie im Hürdenlauf über ein paar Maulwurfshügel hinweg. Seit Tagen, ach was, seit Wochen hatte er dieses eine bestimmte Versteck schon im Auge! Vor den Weihnachtsferien war er darüber gestolpert, als er mal wieder den Waldrand hatte unsicher machen müssen (also unsicherer als bereits von den Lehrern proklamiert), und das war einfach perfekt! Es lag im erlaubten Einzugsbereich für ihr Versteckspiel, und dennoch würde Peter ihn da niemals finden! Alleine schon, weil er sich nicht so tief in den Schatten der Bäume trauen würde.

Über eine besonders hervortretende Wurzel springend, fand Sirius Black seinen Weg in die äußeren Säume des Verbotenen Waldes und damit über die eigentlichen Grenzen des Schulgeländes hinaus. Weder war ihm das bewusst, noch hätte es ihn sonderlich gestört, und darum ging es schließlich auch gar nicht. Das Suchgebiet war nach anderen Kriterien abgesteckt. Die Buche erreichend, zu der er wollte, hielt sich der mittlerweile 13jährige Junge an ihrem Stamm fest und zog sich damit regelrecht darum herum, hüpfte von dort hinunter in eine kleine, trockene Senke und brauchte jetzt nur noch unter dem ausgehöhlten Wurzeldach zu verschwinden.

Das war eine wunderbare, natürliche Höhle, die Sirius da gefunden hatte! Der Frühlingsregen gelangte hier nicht her, und der Boden war angenehm gepolstert mit herabgefallenen Blättern und einem dichten Teppich aus alten Lärchennadeln von ringsherum um die ganze riesige Buche. Ihr Stamm hatte einen Umfang von gut fünf Yards, so dass sie wirklich ein breitgefächertes Wurzelsystem hatte, und das hielt die ganze Decke der Höhle sicher und stabil über ihm fest. Und recht weit hineingehen konnte man auch, allerdings lohnte sich das Ganze nicht für einen Dachs oder Fuchs, weil der Eingang fast mannshoch war. Da drinnen würde es zu sehr ziehen, um dauerhaft darin zu leben. Aber als Unterstand, oder auch als Versteck im Spiel war die Höhle wirklich hervorragend geeignet.

Zufrieden grinsend seufzte Black und machte noch ein paar Schritte rückwärts in die Dunkelheit hinein, bis er mit nach oben gerichtetem Blick den Himmel zwischen den noch kahlen Ästen der Bäume nicht mehr erkennen konnte. Und dann brach hinter ihm der Boden weg und er fiel haltlos.

Keine zwei Minuten später rannte James Potter wie vom Affen gebissen über das Menhir-Feld und den Weg zurück, den er vom Abschlag gekommen war. Für seinen so tollen Platz auf der dicksten Tanne am obersten Punkt ihres Spielplatzes hatte er keinen Gedanken mehr übrig.

„16, 15, 14 ...“ zählte Peter immer noch, die Augen ganz fest zugekniffen und die Stirn gegen den eigenen Unterarm gelehnt, und er hörte James überhaupt nicht kommen, der einen scharfen Haken schlug und ihm fest mit der flachen Rückhand gegen den Oberarm schlug. „Hör' auf, Pete, das Spiel ist vorbei!“ rief er ihm nur zu und sprang schon weiter den steilen Abhang hinunter, während Pettigrew sich noch ganz verwirrt herum wandte und sich erst mal hin und her drehen musste. Was zum ...? James rannte ja wie ein Wahnsinniger! Aber er war überhaupt nicht traurig drum, dass er sich das Suchen in den verfilzten Sträuchern und feuchtem Frühlingsgras sparen konnte, also zuckte er die Achseln, lächelte zufrieden und folgte dem Jüngsten.

Ohne anzuhalten drehte James den Oberkörper herum und winkte ihn mit einer Hand heftig heran. „Komm schon, Peter!“ Natürlich ging ihm das alles wieder nicht schnell genug. Typisch Potter! Augenblicklich in Schnaufen ausbrechend, nickte Pettigrew und beeilte sich, so gut er konnte, und dabei schoss ihm das Blut in die spitzen Ohren vor Angst, auszurutschen und in die Klamm hinunter zu schlittern. Wieso James im Laufen seinen zweiseitigen Spiegel in der Hand hielt, konnte er sich allerdings nicht erklären.

Lautstark nach Remus brüllend, der sich noch irgendwo dort unten versteckt halten musste, schien James nicht ganz sicher zu sein, ob er sich schon eher links oder noch ein wenig rechts auf Hagrids Hütte zu halten sollte, aber da nahm ihm Lupin die Entscheidung ab und steckte seinen Kopf über den Stapel Säcke hinweg, hinter dem er gekauert hatte. Die steile Falte zwischen seinen Brauen verriet, dass er ein wenig schneller gedacht hatte als Peter. Da stimmte doch was nicht.

Den schnellen Lauf auf den Abgrund zu mit aller Gewalt abstoppend, stemmte Potter einen Fuß in das weiche Erdreich und vollführte die selbe herbeiziehende Bewegung mit dem Arm nun in Remus' Richtung. „Na los! Das müsst ihr euch ansehen!“ brüllte er über die doch eigentlich kurze Distanz hinweg, als Lupin mit offenen Armen da stand und um Erklärung bat. Keinen Moment zögerte der Älteste und sprintete sofort los und hinter den anderen beiden her, holte rasch auf mit den längeren Beinen und ließ Peter bald zurück.

Auf den Wald zu rennend, sprangen sie alle wie Sirius zuvor über Maulwurfshügel und erste Wurzeln, brachen durch dichtes Unterholz am Saum der Baumreihen und stoben hinein unter das noch lichte Dach aus Zweigen. Die sich augenblicklich um sie legende Düsternis war eher magischer Natur, aber das kannten sie und das machte ihnen – zumindest tagsüber – nichts aus. So oft wie James seinen Spiegel konsultierte, gab Black ihm offenbar Anweisungen, wo er lang zu gehen hatte, und endlich wurde Potter ein wenig langsamer und schaute sich expliziter um. Mit den Augen suchte er, schien gefunden zu haben, was er suchte, und hielt zielstrebig auf einer sehr alte und sehr große Buche inmitten von vielen kahlen Lärchen zu.

Schlitternd kam James endlich zum Stehen und schlang einen Arm um den Stamm des Baumes, krallte sich mit den Fingerspitzen in der Rinde fest, um nicht vornüber in die Senke zu stürzen. Remus ließ sich einfach mit ausgestreckten Händen gegen die Buche prallen und reckte gleichzeitig schon den Kopf, um über den kleineren Jungen hinweg lugen zu können. Peter brach immer noch durch die Büsche hinter ihnen und schrie sein quieksiges „wartet auf mich!“, doch auch er würde bald genug hier sein.

Black war nirgends zu sehen. Das mit Nadeln und alten Blättern übersäte Loch in der Erde vor ihnen war leer. „Sirius?“ brüllte James, und sofort kam Antwort, dumpf und widerhallend irgendwie, als wäre es direkt unter ihnen. „Jungs! Los, kommt runter, das müsst ihr euch ansehen! Das ist der Hammer!“ Einander einen fragenden Blick zuwerfend, zuckten Remus und James die Achseln und taten ihm den Gefallen, und einer nach dem anderen hüpften sie von der Wurzel hinunter in die Erdmulde. Jetzt konnten sie es sehen: Ein gähnendes Loch, eine kleine Höhle gleich unter dem Stamm des riesigen Baumes! Und von dort drinnen kam Sirius' Stimme.

Äste knackten unter seinen schweren Schritten, als Peter endlich keuchend und japsend ebenso dazu stieß, allerdings entschied er sich, lieber hinunter zu klettern als zu springen. Seinen dicken Hintern fast in Remus' Gesicht drückend, legte er sich auf den Bauch und ließ die Beine abwärts baumeln. Lupin grunzte missmutig und wehrte ihn mit den Händen ab, gab ihm damit einen festen Halt, gegen den er sich fallen lassen konnte, und dann war auch Pettigrew bei ihnen. Mit hochrotem Kopf rang er nach Atem und stützte sich auf die eigenen Knie. „Was ist das?“ wollte er wissen, sobald er wieder einigermaßen sprechen konnte.

„Sirius, bist du da drin?“ fragte James noch mal und duckte sich bereits, um in den niedrigen, aber weiträumigen Eingang hinein stapfen zu können. Mann, war das dunkel da drin! Und die beiden hinter ihm stehenden Jungen blockierten erst recht jegliches Tageslicht. „Sei vorsichtig, James, da ist 'ne fiese Stufe!“ rief Black von weiter drinnen, und es klang auch, als wäre er eher unter ihnen. Wie diese Höhle es allerdings schaffte, ein solches Echo hervor zu rufen, das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen.

Langsam, Schritt für Schritt, arbeitete Potter sich in das Erdloch vor, dicht gefolgt von Remus und mit einigem Abstand auch Peter, bis er an die von Sirius erwähnte Unebenheit stieß. Stufe – pah! Das war ein Abgrund! Sand und Humus rieselte unter seiner Schuhspitze hinweg, und er verfing sich in winzigem Wurzelgeäst und breitete rasch die Arme aus, damit die anderen Jungen ihn nicht hinein schubsten oder selbst über den Rand traten. „Verflucht, Sirius, bist du da runter gefallen?“ konnte er es kaum fassen, und seine Stimme überschlug sich dabei.

Ein genervtes Geräusch von weiter unten war die beste Bestätigung überhaupt. „Nein, du Idiot, ich bin selbstmordgefährdet und wollte mir den Hals brechen!“ murrte Sirius, und Lupin und Potter grinsten einander so strahlend an, dass es selbst in dieser Dunkelheit zu erkennen war. War ja klar, dass ihn so viel Ungeschick wurmte. „Natürlich bin ich gefallen!“ Sich auf die Knie stützend, beugten sich die beiden Jungen vor und versuchten, in der tiefen Finsternis da unten ihren Freund auszumachen. Keine Chance. Peter drängte sich von hinten heran und schielte über ihrer beider Schultern hinweg.

„Wo bist du denn?“ rief Remus zu ihm herunter und hielt sich eine Hand über die Augen, als würde das irgendetwas nützen. Sirius antwortete nicht direkt darauf, sondern schien sich erst recht weiter von ihnen zu entfernen. Seine Schritte knackten über Äste und Zweige, viel lauter als es auf dem festgetrampelten Erdreich eigentlich hätte sein dürfen. Kieselsteinchen tickten über felsigen Boden davon, und einer davon hüpfte laut hörbar und verklang erst nach vier oder fünf Aufschlägen. „Mal abgesehen davon, dass ich hier alleine nicht mehr rauskomme,“ erklärte er ihnen nun endlich, wieso er sie hergerufen hatte, „hab' ich mir gedacht, dass ihr das hier gerne sehen würdet. Lumos!“

Das Glühen an der Spitze von Sirius' Zauberstab verbreiterte sich rasch und wurde zu einem gleißenden weißen Licht, in dem die Schatten zurücksprangen bis an die viel zu geraden Wände in der Tiefe um ihn herum. Die Augen der anderen drei Jungen wurden riesengroß, und ihnen klappten die Münder auf. Da stand Sirius Black, mitten in einem rundbogigen Gang, gemauert aus dem gleichen grob behauenen Naturstein wie das Schloss, und grinste breit. Von der Decke hingen Wurzeln wie Vorhänge in dichtem Geflecht. Direkt unter ihnen wölbte sich ein einzelner, riesiger Felsen vor, als wäre dieser Weg vor langer Zeit blockiert worden, und dieser neue Zugang war eher ein zufälliger Einbruch des Waldbodens, der den Gang neu eröffnet hatte. „Mann!“ entfuhr es Peter hinter den anderen, der sich jetzt über ihre Schultern geworfen hatte und sich an ihnen festhielt.

„Na? Ist das was?“ fragte Sirius rhetorisch und breitete die Arme aus, dass sein magisches Licht wie ein Spotlight über die Steine huschte. Augenblicklich, ohne das geringste Zögern, setzten Remus und James sich gleichzeitig auf den Hosenboden und rutschten an dem runden Felsen hinunter, bis ihre Füße neben dem Freund auf dem mit Geröll übersäten Boden aufkamen. Quietschend griff Peter sich mit beiden Händen an den Kopf und fragte sich, wie zum Geier er da runter kommen sollte, aber zurückbleiben wollte er auf keinen Fall. Hin und her drehte er sich, biss sich auf die Lippen und winselte regelrecht, bevor er sich einen Ruck gab, sich ebenfalls setzte und die Arme ausstreckte. „Helft mir! Ich bin viel kleiner!“ erinnerte er sie daran, dass der Sprung für ihn wesentlich höher war. Sich ihm entgegen reckend, assistierten die größeren Jungen, Sirius und Remus, um ihn herunter zu heben.

Sich erst einmal den Staub von der Robe klopfend, schaute James sich derweil schon mal um. Halterungen für Fackeln hatte es offenbar einmal an den Wänden in regelmäßigen Abständen gegeben, doch die Eisenriemen waren mittlerweile völlig durchgerostet und die Holzpfähle darin vermodert und verrottet. Schnurgerade zog sich der gemauerte Gang Richtung Süden, und wenn man genau hinsah, fiel er bereits ganz leicht ab. „Wo der wohl hinführt?“ murmelte er seine Gedanken laut, und Remus trat neben ihn. Den Kopf höher über ihnen konnte er ein wenig weiter sehen, und bei einem Seitenblick hätte James schwören können, dass seine Augen ganz leicht das Restlicht reflektierten. Er schüttelte sich, und der Eindruck war fort. „Ich kann's mir denken,“ erwiderte Remus und machte die ersten Schritte.

Im Licht von Sirius' Zauberstab wagten sie sich vorwärts, einer nach dem anderen zunächst, wischten mit den Händen die Wurzeln beiseite und schlichen immer tiefer hinein in die Dunkelheit und den Untergrund des Verbotenen Waldes. Der Bogen aus Tag hinter ihnen verblasste zusehends und war schon bald furchtbar klein. Die Nachhut, bestehend aus Pettigrew, wandte sich sehnsüchtig danach um und schluckte fest, und dann begann der Gang, sich rasant abwärts zu neigen, und die Finsternis hatte gewonnen.

Aufgeregt, mit klopfenden Herzen, sprach niemand ein Wort. Vielmehr mussten sie sich darauf konzentrieren, nicht über das herumliegende Bröckelwerk zu stolpern oder darauf auszurutschen und hinunter zu gleiten, denn der Weg führte nun immer steiler in die Tiefe. Schon bald hielten sie sich alle mit einer Hand an der Wand neben sich fest, und der Schweiß stand ihnen auf der Stirn. Viel zu spannend war das hier, um umzukehren, egal wie gefährlich es noch werden mochte. Und endlich schienen die Erbauer dieses Ganges ein Einsehen gehabt zu haben, und vor ihnen tauchte der erste, breite Treppenabsatz auf. Erleichtertes Ausatmen hallte von den Wänden wieder, und gleichzeitig verschwanden die herabhängenden Wurzeln. Wahrscheinlich waren sie jetzt zu weit unter der Erde. Oder sie hatten den Wald verlassen.

Stehen bleibend hob Sirius seinen Zauberstab ein wenig mehr und leuchtete hinab, wo sich Stufe an Stufe reihte und kein Ende abzusehen war. „Das sieht genau so aus wie dein Gang unter der Weide,“ fiel ihm auf, an Remus gewandt, und in dem fahlen weißen Licht kräuselten sich Lupins Brauen. „Meinst du, es gibt eine Verbindung dazwischen?“ fragte James von der Seite, worauf Remus augenblicklich den Kopf schüttelte. „Nein, da gibt es gar keine Abzweigungen.“ Selbstverständlich nicht. Der Sinn und Zweck bestand schließlich darin, ihm jegliche Fluchtmöglichkeit zu versperren. Und außerdem sah „sein“ Gang viel neuer aus, viel frischer, die Wände nur am Ende gemauert und sonst aus dem Fels herausgehauen.

Remus wunderte sich nicht einmal darüber, woher seine Freunde davon wussten, sondern holte einfach tief Luft und schritt die ersten Stufen hinab. Die Treppe war breit genug, um immer zwei von ihnen nebeneinander laufen zu lassen, während sich der Rundbogen nach oben hin weiter zusammenzog. Je weiter sie nach unten kamen, umso mehr irritierte sie ein seltsames Geräusch. Ein Rauschen, ein Klappern, ein unregelmäßiges Stolpern, und mit gespitzten Ohren kroch ein Lächeln auf Remus' Gesicht. „Das ist der Bach!“ stellte er ganz richtig fest und nickte. Hatte er sich gedacht, dass es hier entlang ging. Mit einem Geistesblitz wandte Sirius rasch den Kopf in seine Richtung. „Wir gehen auf Hogwarts zu!“ fiel es auch ihm auf, und Remus nickte nur und ging weiter.

Und dann hörten die Stufen auf und der Weg führte eine kurze Strecke ganz gerade durch behauenen Fels, keine gemauerten Steine mehr rechts und links. Sie mussten am Grund der Klamm angekommen sein, denn durch feine Ritzen im Gestein tropfte unablässig Wasser, eisig kaltes Schmelzwasser aus den Bergen auf sie herab und hinterließ dicke Flecken auf ihren Schultern. Peter quietschte wie eine erschreckte Maus und kicherte, als ihn ein Tropfen mitten auf den Kopf traf und an seinen fusseligen Haaren entlang in seinen Nacken lief. Die anderen Jungen grinsten und machten sich daran, die Treppenflucht zu erklimmen, an die sie nun stießen.

Von unten her war es schwieriger, den weiteren Pfad zu beleuchten, der nun ein wenig schmaler wurde und sich aufwärts zu schrauben begann. Der Abstand zwischen der Klamm und dem Schloß war wesentlich kürzer als der zwischen der Schlucht des Baches und dem Wald, jedoch musste der gleiche Höhenunterschied überwunden werden. Schon bald schnauften die Jungen vor Anstrengung, und die Beine taten ihnen weh. Eine kurze Pause auf einem weiteren Absatz machend, von dem aus sich die Stufen wieder einmal in die andere Richtung entfernten, hielten sie inne und mussten sich setzen.

Die Treppe war klamm und kalt und feucht, aber das machte nichts, es ging einfach erst einmal nicht. Peter beugte sich weit nach vorne und stützte seine Hände auf die Oberschenkel, damit er seine Atemhilfsmuskeln benutzen konnte, und nur Remus blieb kerzengerade stehen und lauschte hinaus in die widerhallende Finsternis. Den Zauberstab in den Händen drehend, zwang Black sich zu regelmäßigem, tiefem Luftholen, während James sich den Schweiß von der Stirn wischte und seine Robe ordnete. Ein widerliches Gefühl, wenn einem so heiß wurde, es aber eigentlich rundherum kühl und nass war. Aber es war viel zu aufregend, diesen Weg gefunden zu haben, viel zu spannend, herauszufinden, wohin er führte.

Mit einer Hand noch immer an der nun wieder gemauerten Wand stand Remus wie eine Säule mitten im Gang, nur schwach beschienen vom magischen Lumos-Licht schräg unter ihm. Man konnte regelrecht dabei zusehen, wie es hinter seiner Stirn ratterte, wie er schon überlegte, wo sie wohl ankommen würden und wie man dieses Wissen nutzen könnte. Schon irgendwie witzig, für wie spießig und schüchtern ihn die Lehrer, aber auch die anderen Schüler hielten, dachte James und lächelte voller Zuneigung. Die äußere Erscheinung täuschte. Stille Wasser sind tief. Kein besseres Beispiel für dieses Sprichwort konnte Potter sich vorstellen als seinen Freund Remus Lupin.

Offenbar von den selben Gedanken geleitet, richtete Peter sich ein wenig auf und beobachtete Remus von dort unten mit flinken, wässrigen Augen. So aufmerksam schien Lupin die ganze Situation in sich aufzusaugen, und so lange hatte Pettigrew sich diese Dinge schon gefragt, da musste er das jetzt einfach wissen: „Kannst du eigentlich besser sehen als wir?“ flüsterte er in die von Keuchen und Tropfen durchsetzte Stille. Sirius hob den Kopf und schaute erst Peter, dann Remus an, während James schon leise schnaubte und die Achseln zuckte. Blöde Frage.

Lächelnd, immer noch hinaus lauschend, schüttelte Remus den Kopf, wie er die dunklen Stufen hinauf schaute, und für einen Moment spiegelte sich wieder das Licht des Zauberstabes auf seinen Hornhäuten. „Wölfe sind farbenblind, Peter,“ sagte er, ohne seine Beobachtungen zu unterbrechen. „Ihr Raster ist grobkörniger als unseres.“ Pettigrew schluckte hörbar laut und stierte Remus mit großen Augen an, als erzähle er gerade am Lagerfeuer eine fürchterliche Gespenstergeschichte. „Schnelle Bewegungen nehmen sie besser wahr,“ fuhr Lupin fort und löste sich aus seiner Starre, indem er mit den Fingern hörbar über den Stein strich. James wusste nicht, ob er lächeln oder erschrocken sein sollte. Es war zu dunkel, um es richtig erkennen zu können, aber er war sich sicher, dass ein feines Grinsen um Remus' Mundwinkel spielte. „Das ist günstig auf der Jagd.“ Ihm machte das Spaß!

Sich schüttelnd zog Pettigrew die Schultern hoch und zog sich regelrecht in sich selbst zurück, während Lupin die Pause beendete und die nächsten Stufen zu erklimmen begann. Einander hochhelfend, schlossen sich Sirius und James gleich an, warteten nur eine Sekunde, bis auch Peter so weit war, der offensichtlich seine gestellte Frage mittlerweile sehr bereute. Und trotzdem lauschte er genauso gespannt auf die weitere Beantwortung wie ein lebhaft interessierter Sirius Black, der nun direkt neben Remus lief, um ihm besser zuhören zu können. Und Lupin genoss das sichtlich.

„Allerdings hören sie wesentlich besser als wir,“ fuhr er fort und drehte dabei den Kopf, als würde er selbst gerade nach etwas suchen, obwohl er in gemächlichem Tempo weiter voran schritt. „Wenn jetzt Vollmond wäre, könnte ich dir zum Beispiel sagen, wie viele Leute sich durch diesen Gang bewegen, wie weit sie auseinander laufen, und wie viele Yards es noch sind.“ Seine Augen blitzten in der Dunkelheit von Überlegenheit und diebischer Freude, die James einen Schauer über den Rücken jagte. „Nur durch das Echo unserer Schritte,“ flüsterte Remus heiser, und ein Grinsen huschte über sein Gesicht, wie er sich zu Peter umwandte, um die zusammengepressten Kiefer und die aufgerissenen Augen sehen zu können.

Sirius hingegen machte eine ganz beeindruckte Miene und nickte anerkennend, während Lupin schon in sich zusammensank und wieder der nette Streber wurde, wie er die Achseln zuckte und sein verlegenstes Lächeln auflegte. „Aber ich weiß es nicht genau. Ich nehme das immer nur einen sehr kurzen Moment lang wahr, bevor ...“ Bevor er das Bewusstsein verlor. Die Augen senkend drehte Remus sich wieder nach vorn und beendete seine Ausführungen damit. Das sollte eigentlich Peters Frage zu genüge beantworten. Und er hätte es sich auch so denken können, fand James. Das hier war Remus. Ein Mensch. Er sah die Welt genau wie sie. Der Wolf, das war jemand, etwas Anderes. Diese zwei vermischten sich nicht.

Kaum dass er zuende gedacht hatte, verbreiterte sich der Rundbogen über ihnen und kündigte damit das Ende der Treppen an. Erleichtert darüber seufzten alle auf und zwangen sich die letzten Stufen aufwärts, bis sie in dem nun sehr schmalen und gewundenen Abschnitt innerhalb des Schlosses standen. Zu ihrer Linken öffnete sich eine Art Wachsaal, ein kleiner, nun leerer Raum, der sogar ein winziges Fenster direkt unter der Decke besaß. Schwere Gitter waren davor geschlagen, und das Tageslicht von draußen fiel nur durch dick verschmutzte, schmierige Scheiben nach drinnen. Dennoch tat es unheimlich gut nach dieser langen Finsternis. Sich dicht zusammen drängend, lachten die vier Jungen leise auf und freuten sich darüber, bevor sie sich nur rasch umsahen.

Offenbar hatten hier einmal Tische und Bänke gestanden, und dort hinten war noch der Abdruck eines Regals für Speisen und Geschirr übrig. Asche und verkohlte Holzreste zeigten den Platz der ehemaligen Feuerstelle an, und punktförmige Löcher im Boden hatten wohl mal das Gestänge für einen Kessel beinhaltet. Eine richtige kleine Lagerstatt mit Küche und allem, was wichtig war. Wozu das allerdings gut gewesen war, davon hatten sie keine Ahnung. Der Raum war winzig, vielleicht gerade mal sechs mal sechs Yards. Walzer tanzen konnte man hier jedenfalls nicht.

Ungeduldig schlug Sirius Black seinem besten Freund auf die Brust und vollführte eine Bewegung mit dem Kopf in Richtung des unerforschten Ganges, und James nickte und trat aus dem Zimmerchen heraus. Es konnte nicht mehr weit sein, bis sie auf die bewohnten Teile des Schlosses stießen und somit auf das Ende dieses geheimen Weges. Und tatsächlich handelte es sich nur noch um zwei zu Ecken gewordenen Kurven, bevor sie an eine Sackgasse gelangten.

Die Enttäuschung auf Peters Gesicht und der genervte Blick zurück, den langen, stufenreichen Weg hinunter, teilten die anderen Drei nicht. Statt dessen zwinkerten sie einander zu, und Sirius kroch auf allen Vieren näher an die Wand heran.
Bloß nicht auf Augenhöhe, die Gefahr des Entdeckt-Werdens minimieren. Einen Finger voranschiebend, durchbrach er die Illusion des Wandteppichs und streckte rasch den ganzen Kopf hindurch. Die Luft war rein. Augenblicklich erschienen noch drei Köpfe über seinen, und die vier Rumtreiber schauten hinaus in eine Nische aus dunklem Gestein. Direkt vor ihrer Nase erhob sich eine nicht besonders hübsche Büste von Slytherin, und sich hastig umschauend, begriff Remus.

„Ich weiß, wo wir sind,“ erklärte er und deutete den vor ihnen liegenden, mit Fackeln beleuchteten Korridor hinunter. Er hatte recht: Das hier war der Weg zu den Verließen, zum Klassenzimmer für Zaubertränke und zum Gemeinschaftsraum des Hauses in Grün und Silber. Rechts herum führte eine breite Treppe hinauf in die vordere Eingangshalle.

„Irre!“ flötete Black und klatschte bei James ab, der schon breit grinste. Sie waren mitten in Hogwarts angekommen, im Herzen des Schulgebäudes! Unbemerkt konnte man hier rein und raus latschen, wie es einem passte! Und niemand, absolut niemand würde davon etwas mitbekommen! Mit mahlenden Kiefern grübelte Remus derweil schon und brummte schließlich aus der Kehle heraus. „Dieser Weg führt über die Grenzen des Geländes hinaus,“ fiel ihm auf, wenn er daran dachte, wo sie hinein gekommen waren und wo dieser Gang vielleicht einmal geendet hatte, bevor er mit einem riesigen Felsen blockiert worden war. Möglicherweise konnte man den Wald von dort sogar ganz durchqueren und irgendwo hinter Hogsmeade hinaus gelangen. Was das bedeutete ... „Ja, das ist doch klasse!“ freute sich Sirius zunächst mit einem Kichern und verstummte sofort, als er die Gesichter der Anderen anschaute.

„Oh Mann ...“ Natürlich. Man konnte auf diese Weise die Schutzzauber durchbrechen, die ganz Hogwarts umgaben. Apparieren war innerhalb des Geländes nicht möglich. Man konnte von außerhalb nicht auf einem Besen oder auf sonstwas hineinfliegen. Überquerte man von außen die Grenzen, löste das Alarm aus und war für jedermann so gut wie nicht machbar. Nur am Waldrand gab es Lücken dieses Schutzes, damit die Schülerinnen und Schüler in die vorderen Lichtungen laufen und Hagrid sich darin zu schaffen machen konnte. Aber auf dieser Seite schützte schließlich der Verbotene Wald mit seinen Geschöpfen. Wenn dieser Gang aber nun über diese Grenzen hinaus führte ...

„Glaubt ihr, dass Salazar Slytherin diesen Weg benutzt hat?“ wollte Peter wissen, der sich sehr gut vorstellen konnte, wozu man heimlich Hogwarts verlassen musste. Den Korridor vor ihnen hinunter deutend, erinnerte er daran, wie nah die Gemächer des Zauberers gewesen sein mussten, und wie leicht es gewesen wäre, von dort aus hier hinein zu schlüpfen und einfach zu verschwinden. Nachdenklich runzelten sie alle die Stirn und überlegten, und es kam ihnen sehr einleuchtend vor, bis Remus den Kopf schüttelte. „Wir dürfen eins nicht vergessen,“ erinnerte er sie und zeigte mit ausgestrecktem Finger die Treppe hinauf und Richtung hintere Eingangshalle. Die war ebenfalls nicht weit. „Der nächste Geheimgang von hier aus führt direkt in die Türme von Ravenclaw und Gryffindor.“

Das stimmte. Alle drei der ausgefuchsteren Gründer der Schule hätten die Möglichkeit gehabt, diesen Weg zu nutzen. Und hatten das wahrscheinlich auch getan. Von ihren Schülern unbemerkt. Geschickt. Die vier Rumtreiber nickten grimmig. Natürlich hätten sie auch ihre eigenen Schutzzauber einfach überwinden können. Doch Magie hinterließ immer Spuren. So war es viel heimlicher.

Schnaufend zuckte Sirius die Achseln und riss die anderen damit aus ihren Gedanken. „Wie auch immer,“ befand er und grinste sie an. „Es weiß niemand davon, außer uns!“ Offenbar nicht. Denn wenn man so zurück blickte, wie ungepflegt und duster der Gang war, wie verrostet die Fackelhalter und wie übersät mit Schutt und Geröll die Stufen, dann hatten diesen Pfad seit Ewigkeiten keiner mehr beschritten. Zufrieden mit sich selbst klopfte ihm jeder einmal kräftig auf die Schulter dafür, dass er sich halb den Hals gebrochen hatte. „Exzellent!“ proklamierte James, und sie alle lachten leise und purzelten aus dem illusionären Wandteppich hinaus auf den Boden.


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