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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Mr. Ollivander ist nicht da

von Teekon

Wie herrlich all diese vielen hohen Regale waren! Ein ums andere ragte hinauf, vom Boden bis zur Decke, ließ keinen einzigen Spalt an der Wand frei, und nur das schmale Fenster unterbrach die einzelnen Teile. Auf den Brettern waren sie alle aufgestapelt, die winzigen länglichen Kisten und Kästchen, alle gleich lang und gleich hoch und gleich breit, Hunderte, aber bestimmt Tausende! Und das hier war nur das kleinere Zimmer der beiden Lager hinter dem Geschäftsraum.

Und erst die Werkstatt! Die war spannend! Was es da alles zu sehen gab! Auf großen Tischen lagen die verschiedenen Werkzeuge, Gaissfüße und Kerbschnittbeitel, hohle und flache Meißel, Messer und Zierschnitzeisen in unterschiedlichen Größen und Formen, jedes selbst davon fast ein Kunstwerk. Winzige Schneiden in filigranen Griffen waren aufgereiht in gläsernen Kästen, damit sie nicht herunterfielen oder einfach nur von der Luft unscharf wurden. Damit höhlte man das Holz aus und schnitt die Kerne zurecht, das hatte Vater ihm schon mal gezeigt. Unglaublich komplizierte und feine Arbeit war das, bis man Hülle und Inneres aneinander angepasst hatte, ohne dabei einen Makel hinein zu bringen. Die Energie musste fließen können, ungehindert und geradlining oder in einer Spirale oder einem Bogen, jedoch zielgerichtet und bündelnd, und das war sagenhaft schwer.

Damit man das überhaupt alles so sehen konnte, benutzte man spezielle Gläser in runden Metallgehäusen aus Messing, die Ähnlichkeit mit den Augenokularen eines Uhrmachers hatten. Pinzetten gab es dort auch, alle in einem silbernen Gestell sortiert und geordnet, die Greifflächen so klein, dass ein Floh auf einem Bein hätte stehen müssen. Aber am allerbesten waren die Stapel hinten in der Ecke, wo das geschnittene Holz in grob behauenen Klötzen lag, und wo es so wunderbar danach roch! Nach Harz und Wald und manche richtig säuerlich, einige wie Terpentin oder ganz süß, und über die aromatische Zeder hätte er stundenlang seine Nase halten können!

Die Kerne aber, an die kam man nicht so einfach ran. Die waren sehr teuer und kostbar und selten, und man musste sehr vorsichtig damit umgehen. Ein einziges Mal hatte er in den großen schweren Sekretär hinein schauen dürfen, in dem die Einhornhaare, die Drachenherzfasern und Phönixfedern aufbewahrt wurden. Man konnte auch andere magische Substanzen verwenden, aber Mr. Ollivander sagte immer, das täten nur Dummköpfe. „Wozu sich mit niederer Magie abgeben, wenn man die älteste und mächtigste Form haben kann?“ Das war sein Motto, und damit war seine Familie gut gefahren seit unzählig vielen Generationen.

Aber hier im Lager war es auch toll. Da durfte man wenigstens auch ein bisschen was machen, auch wenn das Verpacken der fertigen Zauberstäbe nicht dazu gehörte. Stapeln durfte der Junge sie, Markierungen anbringen und sogar Registrierungskarten schreiben, aber mit dem eigentlichen Produkt spielen war natürlich vollkommen ausgeschlossen. Für einen eigenen Zauberstab musste man mindestens elf Jahre alt sein und zur Schule gehen, und selbst dann durfte man ihn auch nur dort verwenden. Kindern war das Zaubern ja nicht ohne Grund verboten. Allerdings fiel ihm das wirklich ausgesprochen schwer, das Warten. Nicht mehr ganz so lange. Vier Jahre noch!

Auf dem Boden hockend, hakte Remus Lupin das kleine Kästchen rechts unten auf dem Zettel mit einem roten Federtuschstrich ab und klebte es anschließend sorgfältig auf die in Seidenpapier geschlagene Schachtel auf. Dafür hatte Vater ihm einen kleinen Topf mit Pergamentleim hingestellt, drei Gläschen mit verschiedenen Tinten und Kielen und einen Stapel Registrierscheine. Damit konnte er sich einen ganzen Nachmittag lang beschäftigen, bis es abends wieder nach Hause ging, wenn Mama ihre kranke Mutter besuchte und sich niemand fand, der auf Remus aufpassen konnte. Und überhaupt: Bei Pa im Laden zu sein war viel interessanter und lustiger und schöner als einen Tag bei Mrs. Hubbablubb oder Mr. Featherbottom im Plüschsofa zu hocken, Tee zu schlürfen und sich langweilige alte Fotos ansehen zu müssen.

Dem Jungen durch das kurze hellbraune Haar wuschelnd, schnaufte John Lupin wie zu sich selbst und kletterte wieder auf die hohe Schiebeleiter hinauf, auf der er nun schon die meiste Zeit seines Arbeitstages verbracht hatte. Wenn er Remus dabei hatte, blieb er lieber aus der Werkstatt raus und hielt sich von spitzen Werkzeugen und teuren Utensilien zur Herstellung von Zauberstäben fern. Einmal war einfach die Verletzungsgefahr für das Kind zu groß mit all den magischen Zutaten, die ungeschützt herum lagen. Und außerdem hatte er dann nicht die genügende Ruhe und Konzentration für diese komplizierte, aber sehr schöne Arbeit.

Hier hinten musste sowieso dringend mal aufgeräumt werden. In letzter Zeit waren Mr. Ollivander und sein Geselle recht fleißig gewesen und hatten einen ganzen Schwung neuer Magiebündler zusammengebaut und zur Probe freigegeben. Das waren die in den helleren Kästen, die noch vom Ministeriumsprüfer angeschaut werden mussten, und die Remus nun gerade mit roten Haken versah. Die anderen hatten bereits gestempelte Registrierkarten und durften in den Verkauf, und die sortierte John nun wieder ein, damit sie für jeden Kunden zur Verfügung standen. Immerhin begann bald das neue Schuljahr in Hogwarts, und das war nun mal traditionell die Zeit des größten Umsatzes für einen Zauberstabmacher in der Winkelgasse in London.

Summend rückte John die Lesebrille auf seiner Nase zurecht und beugte sich ein wenig vor, um nachzulesen, wo er stehen geblieben war. Der Tee war nun frisch aufgebrüht, und er konnte sich wieder den Lagerbeständen widmen. Im Laden drüben klingelte die Glocke an der Eingangstür, und Holz und Glas schepperten ein bisschen, als sie wieder zuschlug. Nur mit einem halben Ohr lauschend, ob er hinüber gehen und sich um den Kunden kümmern sollte, reckte Mr. Lupin sich hinauf und schob die kleine Kiste an einen passenden Platz. Nein, da hörte man schon die Schritte der Hausherrin auf dem weichen Teppich, wie sie die schmale Treppe aus dem Obergeschoss herunterkam. Dort befand sich die Wohnung der Ollivanders. Wenn sie ihn brauchen würde, meldete sie sich sicherlich. John konnte hier beruhigt weiter machen.

Das Kratzen des Federkiels auf dem Pergament wurde nur übertönt vom gemeinsamen Pfeifen und Summen von Vater und Sohn, während sie ihrer Arbeit nachgingen. Kistchen umd Kästchen verschwand im Regal, Haken um Haken in den verschiedenen Farben erschien auf den Papieren. Die Stimmen aus dem Verkaufsraum waren hier hinten so gedämpft und leise, dass man sie kaum wahrnehmen konnte, während Mrs. Ollivander dort drüben offenbar mit einem jungen Mann sprach. John hatte kein Ohr dafür. Viel lieber hielt er sich an der nächsthöheren Sprosse seiner Leiter fest und schaute seinem kleinen Jungen mit dem weichen, makellosen Kindergesicht zu, wie er da mit zusammen geschobenen Brauen ganz ernsthaft den Kontrolleur spielte. Darüber konnte man alles vergessen. Isabel hatte recht: Sie sollten dringend noch ein paar Kinder mehr in die Welt setzen!

Schließlich war Remus jetzt aus dem Gröbsten raus, und mittlerweile hatten sie sich beide auch genug angespart, um sich dieses Mal wirklich ein Baby leisten zu können. So direkt nach der Schule war das nicht gerade die beste Idee gewesen (und selbstverständlich nicht geplant), aber er hatte es nicht eine Sekunde bereut. Sicher, manchmal war das nicht einfach gewesen. Trotzdem hatte es sich gelohnt. Schon mit drei Jahren hatte der Junge bewiesen, dass er kein Squib war, oh nein, sondern ein enormes Talent hinter diesen leuchtenden Silberaugen schlummerte. Genauso wenig wie Remus selbst konnte John den Tag abwarten, an dem er nach Hogwarts gehen würde.

„Ich versichere Ihnen, Sir, dass es so nicht funktioniert!“ sagte Mrs. Ollivander nebenan so laut und so eindringlich, dass John Lupin aus seinen Gedanken gerissen wurde und aufschaute. Der dunkelrote Vorhang verdeckte die Theke und die Hälfte des Verkaufsraums, und er konnte weder die ältere Dame noch den vermeintlichen Kunden von hier aus sehen. Aber seltsam war das schon. Ihre Stimme klang unangenehm, irgendwie schrill und ein wenig zittrig, das war man von ihr nicht gewohnt. Mrs. Ollivander war eher ruhig und sprach leise und freundlich, wenn sie auch schon ein wenig vergesslich wurde und Schwierigkeiten damit hatte, sich Gesichter und Namen zu merken. Ganz anders als ihr Ehemann eigentlich. Trotzdem machte das hier den Gesellen nun stutzig.

Darauf lauschend, hakte er einen Fuß in die Leiter und beugte sich weiter vor, um besser hören zu können, blendete die Geräusche von Remus' Arbeiten so weit wie möglich aus. Der junge Mann, der hereingekommen war und Mrs. Ollivander in solchen Aufruhr versetzt hatte, antwortete etwas, jedoch weiterhin fast flüsternd und dabei jetzt sehr hektisch werdend. Ein beklemmendes Gefühl legte sich um Johns Brustkorb wie ein Ledergürtel, den man enger zog, und er legte seinen letzten verpackten Zauberstab beiseite und stieg von der Leiter herunter. Zumindest nachsehen wollte er, was denn da los war.

Im Vorbeigehen streichelte er seinem Sohn in einer einzigen Bewegung um Wange und Kinn, spürte, wie sich das Kind in seine Hand kuschelte und ihn gleich gehen ließ, während er die paar Schritte durch das langgezogene kleine Lager machte und nach dem Vorhang griff. Mit einer raschen Bewegung verschaffte John sich genügend Platz und rupfte sich gleichzeitig die Lesebrille von der Nase, wo er sie nicht brauchen würde. „Gibt es ein Problem, Mrs. Ollivander?“ fragte er mit Sorgenfalten auf der Stirn, die sich in unverhohlener Abscheu verzogen, sobald er den Laden einsehen konnte.

Gegenüber der Meisterin, halb von der Theke verdeckt, aber dennoch unverkennbar und eigentlich bereits eine Zumutung für Auge, Ohr und Nase stand dort ein Mann, kaum wesentlich älter als John selbst. Die fleckigen, übernähten Roben, die er trug, schienen eine Nummer zu klein zu sein und sich ständig über einem zunehmenden Rundrücken und übermäßig breiten Schultern zu spannen. Die ehemals schwarzen Haare waren bereits von vielen aschgrauen und stumpfen Strähnen durchzogen und fielen schlaff und kraftlos auf die Cape-Aufschläge, wie bei einem kranken und obdachlosen Muggel unter irgendeiner Brücke an der Themse. Das an sich wäre nicht das Problem für John oder irgendjemand anderen gewesen. Es waren die Aspekte seiner Erscheinung, die dieser Mann – einen Zauberer mochte er ihn gar nicht nennen – an sich hätte ändern können.

Schmutzig, besonders die Hände, die Nägel schlecht bis gar nicht geschnitten und fast wie angespitzt, rieb er sie gierig und unruhig gegen einander. Der verfilzte und viel zu lange Bart ließ ihn älter erscheinen, als er tatsächlich war oder sein konnte, und die dunklen Ringe unter den Augen in einem blassen, fahlen, gelblichen Gesicht trugen ihr Übriges dazu bei. Die Regenbogenhäute glänzten zwar, jedoch nicht von sich spiegelndem Licht, sondern von einer Art innerem Feuer. Aber das Schlimmste war sein Geruch, wenn man das euphemistisch bezeichnen wollte. Er stank. Fürchterlich. Nach Schweiß und Dreck und – ja, irgendwie nach Metall.

Sobald diese großen, dunklen Augen den jungen Mann am Vorhang entdeckten, stahl sich ein breites Grinsen auf diese kränkliche Miene, und ein Blitzen zuckte dort hindurch. Ob das nun ein gutes Zeichen war oder eher nicht, darüber mochte man sich streiten. Jedenfalls hörten die Hände für einen Moment auf, einander zu kneten, um dann intensiver wieder einzusetzen. Die beiden Männer hatten einander schon einmal gesehen. Hier im Laden. „Ah, der Herr Geselle!“ kicherte diese heisere, krächzende Stimme regelrecht, und John lief es eiskalt den Rücken herunter. Mrs. Ollivander sah nicht aus, als ginge es ihr da anders.

Mit zuckendem Mundwinkel wandte sie sich dem Angestellten ihres Mannes zu. „Oh John, ja, vielleicht können Sie diesem Herrn die Sache besser erklären als ich!“ freute sie sich, und da waren winzige Schweißperlchen auf ihrer Stirn. Am liebsten hätte John sie umarmt, so leid tat sie ihm, so gern wollte er sie trösten. Aber diese Blöße wollte er ihr vor diesem grässlichen Kerl nicht geben. Geschäftsmäßig nickend trat er aus dem Lagerraum heraus und achtete peinlich genau darauf, den Vorhang sofort zu zuziehen, ohne sich überhaupt umzudrehen oder innezuhalten.
„Selbstverständlich, Mrs. Ollivander,“ bestätigte er ihr und erlöste sie damit.

Erleichtert wandte sich die ältere Dame dem Kunden ein letztes Mal zu und deutete bereits mit beiden ausgestreckten Händen auf den Gesellen. „Das hier ist Mr. Lupin, er kann Sie da beraten,“ versicherte sie, warf John einen letzten, dankbaren Blick zu und schlurfte in ihren Hauspantoffeln durch die kleinere Seitentür davon und die Stufen hinauf, schneller als man es ihr zugetraut hätte. Oben angekommen schlug die Tür zu, und ein Schlüssel drehte sich im Schloss. John holte tief Luft und wappnete sich.

Dieses selbstgefällige, leise drohende Grinsen in dem schmutzigen Gesicht ließ sich nicht wegwischen. Der Mann wusste, dass er nicht bekommen würde, weshalb er erschienen war, aber deswegen würde er nicht einfach gehen. Eine Braue hochziehend versuchte John, nicht durch die Nase zu atmen, bevor er ihn ansprach. „Wenn ich mich recht erinnere, hatten Sie eine solche,“ er machte eine theatralische Pause, um mit höflichen Worten auszudrücken, was er sagen wollte, „Beratung bereits, Mr. ... Greyback, richtig?“ Der Kunde nickte bedächtig, ohne das Grinsen einzustellen, und seine langen Nägel knirschten gegen einander. „Ja. Der bin ich. Und Sie sind Lupin,“ erwiderte er diese beinahe sinnlose Geste, leckte sich hastig die Lippen, als müsse er den Namen auskosten. „Ein schöner Name,“ fügte er an, und über die gebleckten Zähne huschte fast ein zärtliches Lächeln.

John schüttelte sich, um das unangenehme Kribbeln zwischen den Schulterblättern loszuwerden, und überspielte das mit einer gleichzeitigen Bewegung des Kopfes. „Und sicherlich wissen Sie noch, was der Meister gesagt hat? Zauberstäbe muss man selbst kaufen, nicht kaufen lassen,“ wiederholte er die exakten Worte von Mr. Ollivander, als Greyback das letzte Mal hier gewesen und nach einfachen Magiebündlern gefragt hatte. Was er damit wollte, wusste der Teufel. Weiterverkaufen? Ehemaligen Sträflingen weiterreichen? Nichts davon geschah mit Ollivanders Zauberstäben! Nichts. Gar nichts.

Unruhiger werdend, grinste der Kunde immer noch und versuchte, es nicht allzu ärgerlich aussehen zu lassen. „Daran erinnere ich mich,“ blieb er leise, die unterschwellige Aggression jedoch kaum verbergen könnend. Seufzend legte John den Kopf ein wenig schief und zuckte die Achseln. „Dann verstehe ich nicht, was Sie hier wollen, Mr. Greyback,“ richtete er sich ein wenig mehr auf, jederzeit bereit. „Mr. Ollivander hat Ihnen erklärt, dass es für Sie hier nichts zu kaufen gibt. Nur weil er außer Haus ist, ändert sich nichts an dieser Politik.“ So höflich wie Mr. Lupin dabei auch blieb, war es wohl der hochgestochene Ausdruck, der dem dreckigen Mann auf der anderen Seite der Theke nicht passte. Ein feines Knurren entkam seiner Kehle, und der Mundwinkel zuckte asthmatisch, bevor er sich fing.

Augenblicklich zwang er wieder diese Karrikatur eines Lächelns in sein Gesicht und musterte Johns einfaches Hemd und die abgetragene Tweed-Hose, die er immer zur Arbeit trug, mit diesen glitzernden dunklen Augen, und der Geselle hätte schwören können, dass die Pupillen nicht wirklich rund waren. Da war etwas an diesem Mann, das ihn, ganz anders als bei den Anderen, sofort erkennbar machte, sagte man auf der Straße. Und in diesem Moment begriff John, was sie damit meinten. Der Mensch war in seinem eigenen Körper zu einer Art symbiontischem Überbleibsel geworden. Hier sprach, hier gierte, hier regierte nur noch der Wolf. Das listige Tier war jederzeit offen spürbar. Ihm lief ein Schauer das Rückgrat hinunter wie Tropfen von Eiswasser.

Als Greyback sich in die Tasche griff, ganz langsam, um sein Gegenüber nicht zu erschrecken, misslang ihm das völlig, und der Zauberstabmacher trat einen Schritt zurück. Seine Hand zuckte zur Brusttasche und gleich wieder hinunter, wie der Abgewiesene einen großen, schweren Ledersack zu Tage förderte. Eine Woge üblen Gestanks quoll John entgegen, sobald er den Mantel öffnete, und nun fiel es ihm wieder ein: Das war kein Metall, was man da roch. Das war Blut. Ihm schob sich ein unglaublich atemraubender Klumpen die Kehle hinauf, und er fürchtete, sich übergeben zu müssen. Der Ekel wuchs von Herzschlag zu Herzschlag.

„Ich habe Gold, Lupin,“ flüsterte Greyback und leckte sich wieder die Lippen, während er den Angestellten beobachtete und auf seine Reaktion wartete, die prompt ausfiel. Der Gesamteindruck war zu viel für John. Seine Gesichtszüge entgleisten ihm in Verachtung, wie er mit der Hand ausholte und den widerlichen Geruch genauso von sich wegschob wie das Angebot. Der aufkeimende Hass bei dem Gedanken an die Taten dieses Ungeheuers ließ seine Augen regelrecht aufglühen. „Dann geben Sie's woanders aus!“ schlug er ihm vor, starrte ihn an, und Greyback starrte zurück. Die Hand mit dem Geldbeutel sank hinunter, wie er unter den Mantel griff und die Galleonen wieder dort verschwinden ließ. Die ganze Gestalt stand nun leicht vorgebeugt.

Fest schluckend vertrieb John diese Mundtrockenheit, schüttelte sich die Gänsehaut vom Rücken. „Sie sind eine abscheuliche und verachtenswerte Kreatur, Mr. Greyback. Und jetzt gehen Sie mir aus den Augen!“ musste er dieses Gespräch, diese ganze surreale Begegnung mit diesem ekelerregenden Mann beenden, so schnell wie möglich, und sie am liebsten aus dem Gedächtnis streichen. Aber das war zu viel gewesen.

Die jetzt vorschnellende, klauenbewehrte Pranke packte in die Innentasche, doch John war immer noch einen Schritt voraus. Noch bevor Greyback überhaupt die Finger im Stoff des zerfledderten Mantels versenkt hatte, hielt der Geselle seinen Zauberstab in der Hand und drehte ihn drohend und kampfbereit zwischen Daumen und Zeiger. Der Wolfsmann versteinerte augenblicklich und leckte sich mit blitzenden Augen über die Lippen. Die beiden Männer standen sich gegenüber, und jedes weitere Wort, jede nun erfolgende Bewegung, mochte zum ersten Schlag führen. Wer im Moment die besseren Karten hatte, musste nicht gesagt werden.

Wie der Vorhang zurückgeschlagen wurde, wandten sie beide hastig ihre Blicke dorthin, ohne auch nur einen anderen Muskel zu zucken. Und John spürte, wie ihm das Blut im Schwall in den Schädel gepresst wurde. Mit den Augen auf dem Zettel in seiner Hand, ganz konzentriert und die Situation verkennend, kam Remus aus dem Lager heraus und kratzte sich am Kopf. „Pa, hier steht drauf 'unverkäuflich bis ...'“ setzte er zu einer Frage über den wunderschönen Stechpalmen-Stab an, den er mitten in einem zu sortierenden Stapel gefunden hatte, und weil er diesen Vermerk höchst seltsam fand, hatte er nachfragen wollen. Nicht der richtige Zeitpunkt.

„Remus, geh' nach hinten!“ donnerte John Lupin so unvermittelt und fast wütend, dass der Junge automatisch wie angewurzelt stehenblieb und den Kopf hob. Wieso war Vater denn so ungehalten? Hatte er irgendwas falsch gemacht? Irgendwas angestellt? Aber dann sah er, wo er da reingeplatzt war, und alle Farbe wich aus dem rosigen Kindergesicht. Da stand sein Vater, den Zauberstab zum Angriff erhoben, er kannte diese Position, die Spitze zitterte drohend in Richtung eines fremden, sehr schmutzigen und unheimlichen Mannes, der den 7jährigen mit einem so überzogenen Grinsen bedachte, dass es einem einfach falsch vorkommen musste. „Sofort!“ blaffte John, und Remus wich rückwärts mit weit aufgerissenen Augen. „OoooK,“ sagte er langgezogen und stolperte durch den Vorhang zurück ins Lager, ohne sich umzusehen. Dort drinnen hörte man, wie er auf dem Absatz kehrt machte und davon stob in die Werkstatt.

Greyback senkte den Arm, den Blick noch immer fest auf den sich in der ausklingenden Bewegung sacht wiegenden dunkelroten Stoff gerichtet, und er kaute sich unruhig auf der Lippe herum. Offenbar war er gewillt, sich zurück zu ziehen, doch John traute dem Frieden nicht und blieb, wo er war und wie er war. Mit gezücktem Zauberstab wartete er, bis Greyback die Schultern gerollte hatte, um seine zu enge Robe etwas bequemer zu machen. Den Gesellen genauso wenig auch nur eine Sekunde lang aus den Augen lassend, wandte sich der dreckige Mann um und machte ein paar selbstsichere Schritte auf die Tür zu.

Erst als er die Hand ausstreckte und die Klinke nahm, fuhr er ein letztes Mal herum und funkelte John aus diesen kalten, unmenschlichen Augen an. Das Grinsen war wieder da, überheblich und gefährlich, und er leckte sich über einen seiner unnatürlich scharfen Eckzähne. „Auf Wiederseh'n, Mr.,“ er quetschte ein halb knurrendes, halb lachendes Geräusch aus seiner Kelhe, „Lupin.“ Hinter der Theke zuckte John nicht einmal mit der Wimper, sondern starrte ihr nur voller Abscheu und Abwehr an. „Ein wirklich schöner Name,“ sagte Greyback und schüttelte den Kopf, als wäre er mit seinen Gedanken ganz woanders. „Wirklich schön.“

Und endlich zog er mit einem Ruck die Tür auf, huschte die Stufen hinunter und verschwand im Gewühl der Winkelgasse, und die Glocke bimmelte und Holz und Glas schepperten, und John Lupin atmete auf. Besser fühlte er sich dennoch nicht.


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