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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Unterm Weihnachtsbaum

von Teekon

Liebe Leser ;)
Im heutigen Kapitel gibt es ein paar "seherische Aspekte", auf die ich vor der Lektüre hinweisen möchte. Sie sind recht subtil, aber vielleicht findet sie der ein oder die andere. Würde mich sehr interessieren, falls dem so sein sollte, und ich würde auch gern wissen, was Ihr aus diesen kleinen Hinweisen macht. Also, viel Spaß beim Suchen, Finden und sowieso beim Lesen!


Im Salon war es herrlich warm, und der Geruch der gebratenen Gans waberte aus der Küche herüber, durch die offene Tür, den Flur hinunter, durchs Treppenhaus und in jeden Winkel des Hauses. Blinkende Lichter schmückten die Fenster, Girlanden aus geflochtenem Grün schlangen sich durch die einzelnen Streben des Geländers, und von Flitter glitzernde Sterne hingen von den Lampen. Der Magische Rundfunk spielte schrecklich kitschige Lieder über Schneemänner, Schlitten und Winterwetter, während draußen der Schnee in dicken Flocken zur Erde schwebte.

Ganz Yorkshire lag unter einer dichten, weißen Decke und schlummerte darunter. Die kahlen Zweige der Bäume waren überladen mit herabgeronnenem und wieder gefrorenem Wasser, und wie gemeißelt schraubten sich Eiszapfen von den Dachrinnen und Giebeln der Häuser. Kaskadenförmig, wie ausgeschüttet und dann in der Zeit stehengeblieben, hingen ganze Vorhänge aus Eis an den Kieseln und Steinen des Baches auf der großen Wiese, und das Ufer sah aus wie von einem Bildhauer gestaltet.

Unberührt und wie mit Diamanten übersät, breitete sich das ganze Land rings um das Dorf aus, und die Sonne versank dahinter in einem Meer aus leuchtendem Gelb und glühendem Orange, als würde sie irgendwo am Rand der Welt endgültig verbrennen. Darüber strahlte der Himmel in streifenförmig kälter werdendem Blau, bis daraus der samtene Teppich der Nacht voller tanzender Sterne wurde. Weihnachtszeit.

Die Haustür wurde mit solcher Gewalt aufgestoßen, dass Isabel Lupin in der Küche vor Schreck eine Zinnkehle fallen ließ und sich kreischend an die Herzgegend fassen musste, aber noch bevor das jemand mitgekriegt haben konnte, musste sie furchtbar lachen. Diese schrecklichen Männer! Ihre lauten Stimmen hallten schon durch den Korridor, während Remus noch seine Stiefel draußen auf den Stufen ausklopfte, indem er einfach ein paar Mal heftig damit aufstampfte und gleichzeitig die behandschuhten Finger gegeneinander schlug. Die eisige Kälte kam im Schwung mit ihnen beiden hinein, und bis John es endlich über sich brachte, die Tür zu schließen, jagte schon eine frische, schneidende Brise quer durch das ganze Haus.

„Du hast Schnee im Nacken!“ gröhlte der Junge zufrieden und wischte seinem Vater über den Schal und den Kragen seiner Robe, noch ehe Mr. Lupin sich die Kordel aufziehen konnte. „Oh!“ machte er und lachte, froh darüber, das nicht alles in den Ausschnitt seines guten Tweed-Anzuges bekommen zu haben. Natürlich hatten sie nicht widerstehen können und unterwegs angefangen, sich gegenseitig mit wohl geformten Bällen zu bewerfen, ganz so, wie es John in seiner Jugend auch getan hatte. Bevor er gewusst hatte, warum sie ihre Ziele immer so ausgezeichnet trafen. Bevor ihm eine Eule einen Brief gebracht hatte, der ihn in eine Zauberschule eingeladen hatte. In seinem so weit zurückliegenden Muggelleben.

Um die Ecke herum schauend, hielt Isabel sich im Türrahmen fest und strahlte ihre beiden Jungs an, während die sich aus den warmen Kleidern pellten und die kniehohen Reitstiefel gegen die üblichen klappernden Lederschuhe aus Londoner Herstellung tauschten. „Hey, ihr Zwei!“ rief sie ihnen zu und bekam augenblicklich die fröhlichen, flötenden Antworten: „Hi, Ma!“ „Hallo, Liebes!“

Wie immer, wenn es ums Essen ging, waren John und Remus schneller in der Küche als sie gucken konnte, und der 14jährige beugte sich schon tief einatmend über einen riesigen Topf voller Rotkohl. Mit einer Hand wedelte er sich den Geruch entgegen, schloss die Augen und schnurrte zufrieden auf, während Mr. Lupin einen Arm um die Taille seiner Frau schlang und sie liebevoll an sich drückte. „Wie geht’s deinem Vater?“ fragte Isabel mit einer Hand auf seinem Unterarm und der anderen flach gegen seine Brust gedrückt, als John sie auf die Wange küsste. „Prächtig!“ freute er sich und rieb ihre Seite, die sie in einem ganz wunderschönen Blumenmuster stecken hatte. Nur vor den Bauch hatte sie sich zum Kochen eine Schürze gebunden, war aber sonst hoch herausgeputzt, genau wie ihr Mann und ihr Sohn.

Genau dort kamen sie gerade her, von Mr. Lupins eigenem alten Herrn, der gar nicht weit weg ein paar Straßen entfernt in einem gehobeneren Muggelviertel lebte, bequem zu Fuß zu erreichen. Edward liebte es, wenn seine Familie ab und an vorbeischaute, erst recht, seit er seine Frau nicht mehr hatte, aber er hätte das niemals zugegeben. Ein Gentleman der alten Schule, Weltkriegsveteran und überzeugter Royalist mit stets gut geschnittenem, schlohweißem Bart und Double-billed Kappe, wann immer er einen Fuß vor die Tür setzte, so war Edward Lupin, Professor für Anglistik und Geschichte.

„Großvater hat gesagt, ich soll Lehrer werden!“ grinste Remus von einem Ohr zum anderen und leckte sich noch schnell den Finger ab, mit dem er das Gemüse probiert hatte. In schallendes Gelächter ausbrechend hob John beide Brauen und wedelte mit einem drohenden Finger. „Das hätt' er wohl gerne! Wo ich doch schon keine Lust dazu hatte!“ schüttelte er den Kopf und bediente sich erst mal an Isabels halb gefülltem Weinglas auf der Anrichte. Empört auf seine Hand schlagend, dass es klatschte, kicherte die zierliche Hexe. „Als du ein kleiner Junge warst, hat er sich wohl auch kaum vorstellen können, dass dein Traumberuf Zauberstabmacher sein würde!“ lachte sie und verstummte augenblicklich. Die ganze Farbe wich aus ihrem Gesicht, wie sie hektisch aus dem Augenwinkel ihren Sohn betrachtete. Das hatte sie nicht sagen wollen. Aber Remus grinste nur weiter und sah sie trotzdem an dabei. Hatte er doch längst gewusst, dass Pa eigentlich etwas ganz Anderes gemacht hatte als seine heutige Arbeit beim Ministerium.

Ein wenig verlegen die Augen senkend, schnaufte John leise und schien in Gedanken ganz woanders zu sein. Vielleicht bei blank poliertem Holz in so vielen Farben und all den herrlich würzigen Düften, bei der zarten Weichheit von Phönixfedern und springender Stärke von Drachenherzfasern in seinen Fingern. Oder aber bei dem unvergleichlich hellen Leuchten in den Augen eines kleinen Jungen, der jetzt schon fast so groß war wie er selbst.

Seufzend riss er sich aus seiner Starre, drückte seine Frau noch mal fest an sich und griff dann nach Remus' Schulter, um ihn vom Herd weg zu ziehen. „Komm, du Rumtreiber, wir gehen die Geschenke umstapeln und schütteln!“ schlug er vor, das altbewehrte Ratespiel zu veranstalten, um die Wartezeit bis zum Dinner zu überbrücken. Ihren beiden Männern zu lächelnd, hielt Isabel sich noch einen Moment an Johns Oberarm fest, bis die Zwei aus der Küche verschwunden waren und ihre Schritte auf dem runden Perser im Salon verhallten. „Ich würde das gerne machen!“ hörte sie Remus dabei sagen, und sie bis sich auf die Lippen, wenn sie sich das nur vorstellte.

Das meinte er ganz ernst, das machte ihm furchtbar viel Spaß! Schon der Gedanke daran, nach den Ferien mit den Jungs wieder nachts in irgendwelche stillen, leeren Klassenräume zu schleichten, um Impedimenta- und Stupor-Zauber zu üben, verpasste ihm ein ganz vorfreudiges Kribbeln zwischen den Schulterblättern. Er hatte ein Gespür dafür, ihre Schwächen in Stärken zu verwandeln, wusste genau, an welchen Stellen er nachhelfen und wo er ihnen einfach freien Lauf lassen musste, erkannte spielerisch beinahe, wie man selbst den frustriertesten Lernenden motivieren konnte. Das war nicht nur in den heimlichen Übungsstunden der glorreichen Vier so, sondern auch tagsüber im Unterricht.

Und wenn er sich Großvater so anschaute, wie er redete, wie stolz er auf seine Erfolge war, aber vor allem, wie er heute, nach Großmamas Verscheiden lebte, dann war das die beste und schönste Option, die er sich nur erträumen konnte. Denn Edward Lupin war heute Abend nicht allein. Er saß an diesem Weihnachtsabend mit seiner Professorenrunde im Pub, alleinstehenden und hochgebildeten Männern, und erzählte mit ihnen Geschichten aus ihren bewegten Lebensläufen.

Im abgedunkelten Salon brannte nur das Feuer im Kamin, das diese wunderbare Wärme verbreitete, und der Duft von Tannennadeln waberte quer durch den ganzen Raum. In einer Ecke harrte der überreich geschmückte Baum darauf, in hellem Kerzenlicht zu erstrahlen, doch im Moment klirrten und klimperten nur die gläsernen Kugeln und die winzigen Zinnfiguren und metallisch glänzenden Glöckchen daran, wenn Spellbound daran vorbei strich. Der Kater maunzte, hüpfte auf eine Sessellehne und ließ sich dort nieder, sobald auch John Anzeichen davon machte, sich hierher zu setzen.
Ihn sanft und ausgiebig mit einer Hand kraulend, stützte John Lupin seine Stirn auf die Linke und deren Ellbogen auf den Arm des Ohrensessels, während Remus sich im Schneidersitz auf den Boden gleiten ließ und sich leicht vorbeugte.

In der feierlichen Dunkelheit mussten sich seine Augen erst daran gewöhnen, bevor er den kleinen Haufen an sorgfältig verpackten Geschenken unter den tief hängenden Zweigen erkennen konnte. Danach greifend angelte er sich das Oberste heran, ein ungefähr handtellergroßes Paketchen, und hob es an sein Ohr, um es dort sacht zu bewegen und auf Geräusche aus dem Inneren zu lauschen. Es klapperte. Ziemlich laut und hell. Keine Ahnung, was das war. Aber Remus war auch nicht so richtig bei der Sache.

Mit den Brauen ineinander runzelte er die Stirn, während er noch das Geschenk hin und her drehte und dabei kaum merkte, wie sich das flackernde Feuer in dem roten Glanzpapier widerspiegelte. Anderthalb Jahre waren es jetzt fast, dass er das schon wusste. Und bisher hatte er sich weder getraut, noch hatte sich die Gelegenheit ergeben. Und eigentlich kannte er die Antworten ja auch. Also war es doch egal. Oder? Ohne dass er es recht wollte, schaute Remus auf und in das leise lächelnde, verträumte Gesicht seines Vaters. „Hast du viele Zauberstäbe gemacht?“ flüsterte der Junge heiser.

Sich noch mit dem Daumen die kurzen Haare aus der Stirn wischend, öffnete John die Lider nur halb und nickte schon leicht. Warum sollte er es ihm nicht sagen? Früher oder später hatte er darauf kommen müssen. „Oh ja,“ murmelte Mr. Lupin und lächelte noch ein wenig intensiver, wie er an jedes einzelne seiner Werke zurückdachte. Ollivander hätte ihn bei diesem einen damals fast gelyncht. Wie ein Lehrling es nur wagen könne, etwas so Komplexes wie Weinstock mit Drachenherzfaser zusammen bringen zu wollen! Fast musste John davon lachen. Es war ein besonders schönes Stück geworden, das bisher noch keinen Herren und keine Herrin gefunden hatte, und vielleicht würde es viele, viele Jahre oder Jahrzehnte sogar in seiner kleinen Kiste im Regal liegen und warten. Das müsste schon ein besonderes Talent sein, das sich diesen Stab verdiene, hatte Ollivander doch noch zugegeben, voller Stolz in seinen Augen.

Der Meister hatte keine Kinder, und von dem Tag an damals hatte er John als so eine Art Nachfolger für sich und den Laden betrachtet, und Lupin konnte sich nicht erinnern, ob er jemals nach ihm wieder einen Lehrling eingestellt hatte. Oh, er hatte es geliebt! Ein Händchen für das richtige Holz, am liebsten die selteneren, ungewöhnlicheren Bäume und Sträucher, das hatte er immer gehabt. Sein Lieblingskern war Drachenherz gewesen, kraftvoll und angefüllt mit uralter Magie, und auch sein Meisterstück trug eine solche Faser in sich. Der Junge drehte den Erlenstab gerade ganz verklärt in seinen Händen. John lächelte, sagte jedoch kein Wort.

„Du hast wegen mir aufgehört, nicht wahr?“ sagte Remus monoton, ohne ihn dabei anzusehen. Die Augenlider zuckten dabei genau so wie die mit winzigstem, weichstem Flaum bedeckte Oberlippe, und er schluckte fest. Nickend seufzte Mr. Lupin und setzte sich etwas auf, verscheuchte damit Spellbound von der Lehne, der allerdings erkannte, wie unpassend seine Anwesenheit gerade war. Kein Stück beleidigt machte der Halbkniesel sich davon in Richtung Küche, während Remus die Kiefer aufeinander presste. Er hatte es doch gewusst.

Auf seinen Oberschenkel klopfend schmunzelte John. „Komm her, Remus.“ Vielleicht war er zu alt dafür, viel zu alt sogar, aber er musste ihn jetzt einmal kurz drücken. Sich darauf einlassend, rutschte der Junge auf dem Hosenboden näher und stemmte sich kurz hoch, damit sein Vater einen Arm um seine Schultern legen und ihn impulsiv an sich pressen konnte, bevor er ihn sofort wieder losließ. Direkt vor ihm sitzend, schaute der Jugendliche ihn an, der eben langsam kein Kind mehr war.

Immer noch eine Hand in der Halsbeuge des 14jährigen, beugte Mr. Lupin sich weit zu ihm herunter, um ihm eindringlich in die Augen sehen zu können. „Hör' mir gut zu, mein Sohn, das ist sehr wichtig,“ massierte er mit den kräftigen Fingern seine Schulter und wartete ab, bis Remus bestimmt nickte und die nötige Anwesenheit zeigte.
„Ich habe diese Arbeit sehr gerne gemacht,“ gab John zu und ließ den Wehmut darüber, nicht mehr mit den Händen zu gestalten, deutlich herausstechen. „Aber ein Experimenteur zu sein bedeutet für mich, dafür Sorge zu tragen, dass dein Leben eines Tages besser wird.“ Er dachte dabei an all die vielen Jahre, in denen er nun schon forschte und suchte, und er hörte in Gedanken den kleinen Freudenschrei von Damocles Belby, als das erste Versuchstier nach Genuss seines Wolfswurzextraktes nicht gleich verreckt war. Schnaufend vor unterdrücktem Lachen schüttelte er das ab.

An seiner Lippe zupfend machte Remus ein ungläubiges Geräusch und hob kurz den ganzen Oberkörper, um zu protestieren. „Aber was ist mit deinem Leben?“ fragte er und suchte in den Zügen seines Vaters nach einem Anzeichen von Unwahrheit. Da gab es keins. Nur dieses seltsame, warme Lächeln, das einem einen Schauer aus Sternschnuppen über den Rücken jagte. „Das ist nicht von Bedeutung,“ behauptete er einfach, und sofort machte sein Sohn den Mund auf.

Ihn nicht zu Wort kommen lassend, schüttelte John Lupin fest den Kopf. Er würde keine Widerrede zulassen in dieser Angelegenheit. „Remus, wenn du älter bist, wirst du erkennen, dass unsere Kinder das einzig Wichtige auf dieser Welt sind.“ Wenn du selbst welche hast, wollte er damit sagen und verpasste seinem Sohn damit ungewollt einen ganz hässlichen, schmerzhaften Stich mitten in die Brust. Niemals also. Remus unterdrückte das heftige Zucken, das ihm durchs Gesicht ziehen wollte, verkrampfte sein Zwerchfell und schloss so die brennende Übelkeit über diese Erkenntnis irgendwo tief in sich drin hinter hohen Stahltüren ein.

Der Vater schien es tatsächlich nicht zu bemerken. Immer noch eine Hand zwischen Hals und Schulter des Jungen rüttelte er ihn ganz leicht, lächelte dabei mit so glänzenden Augen, dass er vermutlich gar nicht richtig sehen konnte, wie matt das Flackern in den silbergrauen Regenbogenhäuten geworden war. „Für ein Kind lohnt es sich immer, zu kämpfen und alles zu geben, alles, was man hat. Alles, hörst du?“ Remus schluckte schon wieder, und das Gefühl im Bauch schlug in eine ungeahnte Höhe um, die er gar nicht begreifen konnte. Nickend versuchte er einfach nur, diesen Blick seines Vaters zu erwidern und dabei diese Bilder auszuschalten, die ihm durch den Kopf sprangen. Silber-gelber Funkenschauer und ein grüner Blitz und das rote Glühen nur einen einzigen Zoll links von seinem Brustbein entfernt.

John seufzte wieder und richtete sich auf, und seine klatschenden Hände auf den Armlehnen des Sessels weckten Remus aus dieser merkwürdigen Empfindung und er ließ sich ein wenig rückwärts fallen, um auf den eigenen Knöcheln zu sitzen. „Genug davon!“ befand Mr. Lupin und deutete mit ausgestrecktem Finger auf den Stapel an Paketen unter dem Baum. „Also, was denkst du? Welches wird das Beste sein?“ Und Remus grinste breit.

Er hatte doch noch gar nicht alle angeschaut, da konnte er doch mit dem Raten noch nicht einmal beginnen! Und überhaupt! Nur kurz dort hinüber lunsend, bewegte der 14jährige seinen Kopf so schnell, dass die wieder über das Ohr hinaus gewachsenen Haare flogen, bevor er seinen Vater wieder ansah. „Das hab' ich schon gekriegt!“ Ganz erstaunt zog John den Kopf zurück und machte ein fragendes Gesicht, aber Remus streckte nur die Zunge raus und legte sich flach auf den Teppich, die Arme hinterm Kopf gekreuzt. Das Paket von Großvater konnte er nicht meinen, das hatte sein Vater sich sofort in die Tasche gesteckt, und da war es nun immer noch, hing an der Garderobe und würde erst zu den anderen Geschenken hinzugefügt, wenn in der Küche noch gegessen wurde und er hier schon die Kerzen anzünden würde.

Ah, bestimmt hatten ihm die anderen Jungen aus der Schule etwas mitgegeben, von dem er schon wusste, um was es sich handeln würde. Verstehend hob John beide Brauen und nickte einmal. „Von deinen Freunden?“ erkundigte er sich, worauf Remus so heftig zustimmte, dass sein Schädel mehrfach Kontakt mit dem Parkett aufnahm. Hastig griff er an die Stelle und rieb sich den schmerzenden Knochen, zischte dabei durch die Zähne und war gleich wieder mehr als fröhlich. „Oh ja! Einen Spitznamen!“ freute er sich über eine solche Kleinigkeit außerordentlich übermäßig. Das belustigte Grunzen seines Vaters interpretierte der 14jährige richtig und grinste nur noch breiter, so dass man selbst seine Backenzähne sehen konnte.

„Moony!“ platzte Remus heraus und warf das rotglänzende Paket schwungvoll in Richtung Decke. Es drehte sich im Flug mehrere Male um die eigene Achse, bevor es herunter kam und wieder auf seinem ausgestreckten Handgelenk landete, und er wiederholte den Vorgang. Stutzend hielt Mr. Lupin inne und legte den Kopf schief, wie er überlegen musste, kassierte in dieser Zeit mindestens fünf kurze Seitenblicke seines Jungen, der immer mehr auf seinem Rücken herumrutschte und den Tweed abscheuerte (wofür Isabel ihm die Ohren langziehen würde) und Lachen unterdrücken musste.

„Moony?“ hakte John nach, ob er das richtig verstanden hatte. Mit aufgeblasenen Backen nickte Remus und prustete endlich los, während bei seinem Vater allmählich ankam, was das eigentlich bedeutete. Das war kein gewöhnlicher Spitzname, den man einem jeden Jungen einfach so geben konnte. Da schwang die gleiche tiefe Zuneigung und Liebe mit, die auch das „Loops!“ aus seiner eigenen Schulzeit so gekennzeichnet hatte, und die selbe zärtliche Eindeutigkeit auf seine Person gemünzt, wenn Mutter „John-John“ gesagt hatte, aber das hieß in diesem Fall so viel mehr. „Sie wissen davon?“ konnte Mr. Lupin es kaum fassen und stützte sich mit weiß hervortretenden Knöcheln an den Armlehnen des Sessels ab.

Das Paket (in dem offenbar Zauberkreide drin war – klasse, die hatte ihm noch gefehlt!) erneut auffangend schielte Remus an seinen eigenen Armen vorbei in Vaters Augen und nickte nur, als wäre das nichts Besonderes. Und so fröhlich und zufrieden und entspannt wie er dabei und auch die letzten Tage gewesen war, verriet er damit mehr als mit tausend Worten. Sie wusten es! James Potter, Sirius Black und Peter Pettigrew wussten, ahnten nicht nur, sondern wussten mit Sicherheit, dass ihr vierter Zimmergenosse sich bei Vollmond in eine reißende Bestie verwandelte. Und statt sich von ihm abzuwenden wie alle Kinder des Dorfes es zuvor getan hatten, riefen sie ihn halb neckend, halb kosend „Moony“.

Eine riesige Angst, die John Lupin sich nie eingestanden hatte, fiel ihm von den Schultern. Was aus ihm werden würde, wenn sie beide, er und Isabel, mal nicht mehr sein würden, das war durch dieses einfache kleine Wort mit einem Mal nicht mehr düster und einsam. Remus hatte da ein paar Freunde gefunden, die ihn bis ans Ende seiner Tage begleiten würden, komme was wolle. Auch für ihn das beste Weihnachtsgeschenk seines Lebens!

Lachend erhob John sich aus seinem Sessel, machte ein paar Schritte auf den Kopf seines Sohnes zu, beugte sich herunter und tätschelte ihm zärtlich die Wange, wie er da auf dem Boden lag und mit Spezialkreide für Zauberpentagramme spielte (die eigentlich für Kinder und sogar für normalsterbliche Zauberer nicht geeignet war, so viel Unheil man damit anrichten konnte). Mr. Lupin strahlte, und Remus strahlte zurück und fing das Paket wieder auf. „Du Glückspilz!“ flüsterte der Vater und schritt rasch hinüber in die Küche, um seiner Frau davon zu erzählen.


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