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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Der Werwolf mit dem Kuschelkissen

von Teekon

Wenige Tage vor Anbruch der Ferien war die Stimmung bei allen Schülern der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei auf einem Monatshoch angekommen. Alle Tertials-Examina waren geschrieben und die meisten hatten schon gepackt, und die letzten Unterrichtsstunden bestanden eher aus Spielen und lächerlichen kleinen Extras als aus ernsthaftem Lernen, ausgenommen in Verwandlung natürlich. Sogar Professor Keigwin brachte es fertig, dass Verteidigung gegen die Dunklen Künste weniger streng und mehr lustig war, alleine schon, weil ein Weihnachtsmann auf einem Besen hinten von ihrem spitzen Hexenhut baumelte.

Nur Sirius Black verfiel mehr und mehr in übelste Laune, je weiter sich die Tage auf Weihnachten und damit auf den Abschied von der Schule zu bewegten. Er hatte überhaupt keine Lust dazu, nach Hause zu fahren. Nicht jetzt, wo sein kleiner Bruder in den Himmel gelobt werden würde, nicht jetzt, wo er gar keinen Verbündeten mehr haben würde.

Denn Regulus war vollends darin aufgegangen, ein Slytherin zu sein. Freunde hatte er dort schnell gefunden, trug voller Stolz die Farben Grün und Silber, und auf dem Flur tat er so, als kenne er Sirius überhaupt nicht. Und das war nicht nur ärgerlich, das tat furchtbar weh.

Immer hatte Regulus zu dem Älteren aufgeschaut. Immer waren sie füreinander da gewesen, besonders gegen die strengen, nicht gerade liebevollen Eltern, die es einfach nicht fertig brachten, ihre Jungs in den Arm zu nehmen oder mal ein wirklich nettes Wort für sie übrig zu haben. Eine Stütze waren die Black'schen Söhne sich gegenseitig gewesen. Das alles war jetzt zerstört, nur wegen der Entscheidung irgendeines blöden alten Huts voller Mottenlöcher. Nie wieder würde es so sein wie früher, niemals.

Und über dieses Vierteljahr hinweg hatte Sirius das begriffen. Denn er war nun das alleinige schwarze Schaf der Familie. Es würde kaum zum Aushalten sein daheim. Heulen hätte er darüber gekonnt, einfach Schreien.

In Gegenwart seiner Freunde versuchte Sirius, es sich nicht allzu sehr anmerken zu lassen, denn natürlich waren James, Remus und Peter ganz begeistert von der Idee, ihre Eltern zu sehen. Potter würde wieder mit Geschenken zugeschüttet werden, und Lupin quatschte ununterbrochen vom Gänsebraten seiner Mutter, während Pettigrew einfach nur Plätzchen haben wollte. Und ihre Fröhlichkeit, ihre Vorfreude, die wollte er ihnen nicht verderben.

Leider gelang ihm das nicht sonderlich gut, das war ihm schon klar, aber er bemühte sich halt so gut es ging. Das gequälte Grinsen mit einem Mundwinkel jedes Mal, wenn sie davon anfingen, war einfach viel zu offensichtlich, und seine gereizte Stimmung konnte er auch sehr schwer unterdrücken. Da ging er eben rasch mal in die Luft. Gott sei Dank – und er hätte nie gedacht, dass er das mal sagen würde – gab es Severus „Snivellus“ Snape, den man hervorragend als Ventil benutzen konnte, mit dem Zauberstab und auch mal mit der Faust.

Bei diesem Gedanken grinste Sirius und rieb sich immer noch die Fingerknöchel, als er an jenem typischen Mittwochabend gleich neben Peter und James durch das Porträtloch der fetten Dame stiefelte und sich die Kälte des Korridors draußen von den Schultern schüttelte. Ah, hier drin war es herrlich warm! Und obwohl Pete immer noch den beißenden Gestank seines verlorenen Koboldstein-Spiels an sich hatte, sog er tief Luft durch die Nase ein. Hm, da wurde offensichtlich Obstholz verbrannt. Ein fantastischer Duft!

Dieses Jahr, wo er nicht mehr nachsitzen musste, und wo James regelmäßig an diesem Abend draußen auf dem Feld Quidditch-Training hatte, begleitete er seinen besten Freund eigentlich wieder ununterbrochen, wie sich das gehörte. Klar, in dieser Jahreszeit war das manchmal recht unangenehm, und er hätte schwören können, Eiszapfen am Hintern kleben zu haben. Die Fäustlinge unter die Achseln geklemmt, schlug er sich immer noch die Oberarme warm und schüttelte sich noch mal. „Mann, ist das schweinekalt!“ moserte er mit zusammengeschobenen Brauen, während das Trio sich einen Weg durch den völlig überfüllten Gemeinschaftsraum bahnte. Am besten gleich rauf in den schön vorgeheizten Schlafsaal! Da konnte man unter sich sein. Und außerdem würde Remus wieder da sein, und sie hatten ihn heute ganz besonders vermisst.

In die enge Wendeltreppe hinauf zu ihrem Turmzimmer war die warme, süßlich riechende Luft des Feuers hinauf gestiegen, und sie freuten sich erst recht darauf, im Halbdunkel bei Kerzenschein zusammen zu hocken und sich leise zu unterhalten, Remus alles zu berichten, was er verpasst hatte, während er „krank“ im Bett gelegen hatte. Aus der Küche hatten sie ihm ein paar kleine Pastetchen mitgebracht, von der Sorte, die er besonders gern hatte, Banane/Schokolade, was sonst, und die die Hauselfen ihm gebacken hatten. Das würde er mögen, ganz bestimmt! Sich darüber freuend, versuchte Peter, sie nicht in seinen Taschen zu zerkrümeln, als er vorauslaufend den schweren Griff der Eichentür griff und in den Raum hinein schob.

Im ersten Moment war er so verdutzt, dass Pettigrew einfach wie angewurzelt stehen blieb und die beiden nachfolgenden Jungen, tief in ein Gespräch über das abgelaufene Training versunken, schnurstracks in seinen breiten Rücken hinein liefen. Anders als erwartet war es nicht komplett dunkel, weil Remus immer noch friedlich ausschlief. Es brannte bereits eine winzige Öllampe, die auf dem Fensterbrett zwischen Peters und Lupins Bett stand, während die Vorhänge dicht zugezogen waren und der Ofen bollerte.

Über den Kopf von Peter hinweg lugend, entdeckten James und Sirius den Grund dafür, denn da vorn am oberen Ende von Remus' Bett hockte Lily Evans auf einem Schemel, den sie sich heran gezogen hatte, und auf den zweiten Blick sahen sie auch, dass sie eine seiner schwitzigen Hände in ihren schlanken, zarten Fingern hielt. Als sie den Luftzug von der Tür her spürte, schaute sie auf, die wunderschönen grünen Mandelaugen ganz matt vor Sorge, und sie legte einen Finger auf die Lippen und bat die drei Jungen damit um Ruhe. Augenblicklich purzelten sie alle hinein und fingen schon an, sich aus den klammen Roben zu pellen, schlossen leise und vorsichtig die Tür und drängten sich näher heran, um zu sehen, was da los war.

Es war nicht wie sonst. Wenn sie hierher zurückkehrten nach der Vollmondnacht ohne sein vertrautes Gemurmel im Schlaf, dann lag er normalerweise wach in seinem Bett, oft schon wieder mit dem Rücken an der Wand und las ein Buch oder hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und strahlte sie an. Nicht so heute. Remus lag auf dem Bauch, leicht auf die rechte Seite gedreht, das linke Bein angezogen, so dass es unter der Decke einen Wulst bildete. Die Hand der gleichen Körperhälfte schaute darunter hervor und lag in Lily Evans' süßen Händchen, wurde ununterbrochen vorsichtig davon gestreichelt, und dabei zitterten seine Finger und schwitzte die gelblich verfärbte Haut.

Das Kissen hatte offenbar das Mädchen aufgeschlagen und so unter seinen Kopf geschoben, dass er genug Luft bekam und dennoch bequem liegen konnte. Die sonst schon fast leere Flasche mit dem waldmeister-grünen Trank auf seinem Nachttisch sah völlig unberührt aus. Aber das Schlimmste, was wohl Lily so sehr erschreckt hatte, dass sie nicht hatte fortgehen wollen, und was auch die Jungs nun zum fassungslosen Aufkeuchen brachte, war etwas ganz Anderes: Die ganze linke Gesichtshälfte, die sie von hier aus sehen konnten, leuchtete in einem bunten mamorierten Mischmasch aus Grün, Gelb, Violett und Dunkelblau, unterbrochen von tiefen Rissen und klaffenden Spalten im Fleisch, dunklem Schorf und noch immer glänzenden Blutstropfen. Das Auge war so gut wie zugeschwollen, und trotzdem hielt er es offen, denn anscheinend schlief er nicht, sondern war hellwach und atmete schwer, weil jedes Füllen der Lungen mit Luft seinem Brustkorb Schmerzen bereitete.

„Remus!“ quietschte Peter und schlug sich mit der flachen Hand vor den Mund, musste sich abwenden, um nicht vor den Augen des Mädchens in Tränen auszubrechen. „Merlin ...“ murmelte Sirius entsetzt und ließ seine Robe einfach auf die Erde fallen. Nur James sagte kein Wort, schluckte den heftigen Herzschlag herunter und hechtete mit einem Sprung nach vorn, gleich neben Lily und legte hastig, aber erstaunlich sanft die Innenflächen seiner Finger auf Remus' fiebrige Stirn. „Ich wollt' ihm nur die Hausaufgaben bringen,“ flüsterte Lily ganz verstört, ohne den 14jährigen loszulassen und deutete mit dem Kinn auf sein geschundenes Gesicht. „Und da hab' ich ihn so gefunden.“ Winzige Tränchen blitzten in ihren Augen, aber die wollte sie wohl auch nicht zeigen. „Da konnt' ich ihn doch nicht allein lassen.“

Ihr einen sehr dankbaren Seitenblick zuwerfend, blinzelte James in verlängertem Lidschlag, konnte sie aber jetzt nicht trösten, obwohl er das Bedürfnis hatte, eben das zu tun. Er konnte sich vorstellen, was er zu tun hatte, und das Flacon auf Remus' Nachttisch greifend, ploppte er den Deckel mit dem Daumen auf. Es war Sirius, der sich vorbeugte und Lily tatsächlich eine beruhigende Hand auf die Schulter legte. „Danke,“ sagte er, und sie hätte sich darüber gewundert, wenn sie nicht so durcheinander gewesen wäre.

Die Jungs waren jetzt hier. Sie konnte ihn nun alleine lassen, konnte gehen und sich in ihren eigenen Schlafsaal zurückziehen, um endlich ein wenig die Kontrolle sausen zu lassen, die sie zur Ruhe gezwungen hatte. Nickend erhob Lily sich von dem Hocker und legte Remus' Hand vorsichtig auf der Matratze ab, wandte sich schon zum Gehen und entschied sich dann doch anders. Sich rasch über ihn beugend, während James mit der knatschgrünen Flüssigkeit beschäftigt war, küsste sie Remus flüchtig, aber zärtlich, auf die Braue. Einen Gruß bekam sie nicht mehr heraus, so schnell war sie zwischen den Betten hindurch und in der offenen Tür, schaute sich noch einmal um und winkte den Jungen Gute Nacht.

Und sobald sie alleine waren, ballte Sirius die Fäuste, und seine Halsschlagadern traten pulsierend hervor. „Verdammt, Remus, wie ist das passiert?“ fragte er, längst nicht mehr flüsternd, und Peter sprang vor ihm zurück. Ihn völlig ignorierend griff James unter Remus' Hals und schob den schweren, pendelnden Kopf ein wenig zur Seite und nach hinten, damit er ihm ein paar Tropfen der grünen Flüssigkeit in den Mund träufeln konnte. „Hier, Mann, trink' das, das ist von Madame Pomfrey, das hilft dir immer,“ war er sich fast sicher, obwohl er eigentlich keine Ahnung hatte. Das Zeug war immer hier, und es schien irgendeine positive Wirkung zu haben, so rasch wie Remus sich zu rühren begann, sobald er den Trank hinunter geschluckt hatte.

Stöhnend vor Schmerz zog er langsam die schwitzende Hand an die Schläfe hoch, die vorhin noch in Lily Evans' Fingern gelegen hatte. Wow, das pochte ja wie verrückt! Er musste erst einmal die Augen schließen und die Muskeln daran sortieren, damit er zu schielen aufhörte, und dann rollte Remus Lupin sich auf den Rücken und schirmte sich gegen das irgendwie entsetzlich grelle Licht der Öllampe ab. Hey, das waren die Jungs! Der Versuch, zu lächeln, misslang gründlich, weil seine ganze Gesichtshaut spannte und weh tat, und er zischte durch die Zähne und zwang sich, sich zu erinnern, warum das so war. Keine Chance.

Am klarsten trat jetzt James' Stimme heraus, der offenbar recht nah bei ihm war, und Remus drehte seinen wackersteinschweren Kopf in Richtung des Geräusches, um ihn ansehen zu können. Ein bisschen verschwommen noch, aber das war er definitiv, die Brille unverkennbar. „Geht's dir besser?“ fragte er voller Sorge. Keine Ahnung, dachte Remus, aber wenn er sich darüber Gedanken machte, dass er eben noch halb weggedämmert gewesen war, durfte man das wohl bejahen. Also nickte er und zwang sich erneut zu einer Art grimassierendem Lächeln.

„Pah!“ machte irgendwas oder irgendjemand an seinem Fußende, aber Remus wurde nur sehr langsam wacher und orientierter und nahm das nur am Rande wahr. „Bist du wieder bei deiner kranken Mutter gewesen, oder was war's diesmal?“ wollte Sirius Black wissen und hatte dabei seine Hände in die Hüften gestemmt. Seine derzeitige Laune ließ offenbar die Geheimniskrämerei nicht mehr zu, wollte die Lügen nicht mehr hinnehmen. Er hatte keine Lust mehr darauf, sich zu verstecken, sein Wissen vor Remus zu verbergen. Bedingungsloses Vertrauen wollte er von seinen Freunden, sonst würde er die Ferien nicht überstehen. Und wenn es sein musste, dann würde er das eben erzwingen.

„Sirius,“ sagte James mahnend, während Remus klarer sehen konnte und etwas mehr Koordination in seine Bewegungen zurückfand. Auf dem linken Auge war es schlechter, da hatte er quasi von oben und unten Scheuklappen von geschwollenem Bluterguss, aber es reichte aus, um das zornverzerrte Gesicht von Sirius da unten zwischen seinen Bettpfosten und dem Ofen zu erkennen. Oh nein, bitte jetzt keinen Streit wegen dieser Sache, bitte nicht! Sein harmlosestes Deeskalationslächeln auflegend, stemmte Remus sich auf einen Ellbogen und nickte vorsichtig. „Ja. War ich,“ behauptete er dreist, und Sirius quiekte schnippisch auf.

Seine Fäustlinge, die er eben noch unter die Achseln geklemmt gehabt hatte, fielen auf den Boden mit einem dumpfen Klatschen, wie er die Schultern zuckte. „Klar. Deswegen siehst du auch aus, als hätt' 'n Drache dich als Spielzeug missbraucht,“ stellte Black zweifelsfrei und logisch fest und rollte mit den Augen. „Sirius!“ presste James nun energischer zwischen den Zähnen hindurch und warf ihm einen eindringlichen Blick zu, aber das schüchterte ihn kein bisschen ein. Gleichzeitig schien Remus sich immer weiter in sein Bett zurück zu ziehen, und eine steile Falte wanderte zwischen seine verletzten Brauen.

Obwohl es weh tat, schüttelte Lupin bestimmt den Kopf und unterdrückte das Aufstöhnen, das ihm über die Lippen wollte. „Ich weiß nicht, was du meinst,“ tat er und strafte sich selbst Lügen, so erstickt wie das klang. Augenblicklich lachte Sirius wenig amüsiert und schlug sich mit den Händen gegen die Oberschenkel. „Hallo? Könnte ihm mal jemand 'n Spiegel reichen?“ Grunzend vor Wut und die entsetzten Blicke der anderen beiden überhaupt nicht beachtend, redete Black sich regelrecht in Rage. „Sag' mal, für wie blöd hälst du uns eigentlich? Welche Wände hast du gestern Nacht durchbrochen? Oder hat die Weide dich erwischt? Weißt du das überhaupt?“ Aufspringend richtete James sich zu voller Größe auf. „Das reicht jetzt wirklich, Sirius!“

Peter stierte von einem zum anderen und hatte keine Ahnung, was er tun sollte. So wie die sich anfunkelten, würden die gleich aufeinander losgehen, und da hätte er überhaupt keine Chance, irgendwie dazwischen zu langen. Beide waren größer und stärker als er, und das Ganze war doch vollkommen bescheuert! Unruhig quietschend biss sich der Pummel auf die Lippe und hoffte, dass man ihm diese Aufgabe abnahm.

Heftig den Kopf schüttelnd gab Black auf keinen Fall klein bei. „Das Einzige, was hier reicht, ist dieses dämliche Versteckspiel, Potter, und das siehst du ganz genau so wie ich!“ Der saß. Voll ins Schwarze getroffen. Verdammt. Sirius kannte ihn einfach viel zu gut. Natürlich hasste James diese Situation. Selbstverständlich verabscheute er es, sich Remus gegenüber verhalten zu müssen, als wäre er nur zur Hälfte vorhanden. Er wollte, genau wie Sirius es gerade gesagt hatte, ganz offen und frei mit ihm umgehen können, wollte ihn wissen lassen, dass er jederzeit und unter allen Umständen für ihn da war. Echte Freunde eben.

In sich zusammensackend gab James auf, und Sirius konnte sein Glück für diesen winzigen Moment kaum fassen. Also gut. Dann sollten sie dem nun ein Ende bereiten.
Im selben Augenblick merkte auch Peter, dass der Wind umgeschlagen hatte, und er trat aus seiner defensiven Ecke heraus, um sich den anderen anzuschließen.

Von der einen Seite schirmte nun Black das breite Bett ab, während der Kleinste vom Fußende heran gepirscht kam und James sich auf der anderen Seite wieder hinkniete. „Hör' zu, Remus, Sirius meint es nicht böse,“ sagte er in einem ganz merkwürdigen Tonfall, der in Lupin nur eine einzige Empfindung weckte: Angst. Regelrechte Panik. Sein Herzschlag beschleunigte sich so schnell, dass er ihn im Rachen spüren konnte, und er schluckte die Mundtrockenheit weg und rollte sich herum, weg von Potter, doch das brachte gar nichts. Da stand Sirius und ließ sich nun langsam auf seiner Matratze nieder. Remus packte sein Kissen und vergrub sein Gesicht darin. „Lasst mich in Ruhe, ich bin müde!“ quetschte er dahinter hervor.

Auch Black klang wesentlich weniger wütend und eher leise besorgt, fast mit einem sanften Rollen, das ankündigte, wie seine Stimme einmal klingen würde, wenn er erst einmal endgültig den Stimmbruch hinter sich hätte. Eine Hand ausstreckend, berührte er Remus' Schulter, doch der zuckte sofort zurück. „Remus, Mann, komm' schon. Wir sind doch nicht völlig bescheuert,“ erinnerte er ihn daran, wie ausgezeichnet dieses Team zusammen arbeitete. Ganz besonders, wenn es etwas Interessantes herauszufinden galt. Das war selbst Lord Voldemort schon passiert. Und vielleicht würde es ihm sogar zum Verhängnis.

Aber Remus wollte es nicht eingestehen! Er wollte es leugnen! Die Angst schnürte ihm den Brustkorb zu und nahm ihm völlig den Atem, und seine ganzen Eingeweide krampften sich zusammen. Nein, nein, nein, diese Jungs durften davon nicht erfahren! Er wollte seine Freunde nicht verlieren, er wollte das alles nicht! Er hasste es! Er wollte nicht mehr so sein! Es war ihm nicht mehr egal, er wollte das alles nicht mehr haben! Er hasste sich!

Sich auf der Matratze am Fußende hinkniend, schaltete sich nun auch Peter ein, und seine Worte trieben Remus erst recht in völlige Abwehrhaltung: „Wir wissen davon, Remus,“ flüsterte seine piepsige Stimme in einer unüberhörbaren Frequenz, selbst wenn man beide Ohren mit einem flauschigen Hogwarts-Kissen abschirmte. Anders als erwartet reagierte Lupin höchst aggressiv, drehte sich so hastig herum, dass Peter fast vom Bett herunter fiel, und er warf beinahe sein Kissen nach ihm, wie er ihn anbellte: „Ihr wisst nichts! Gar nichts wisst ihr!“ Keine Ahnung hatten die! Keinen blassen Schimmer! Sie konnten's gar nicht wissen, woher denn? Das war völlig unmöglich! Und überhaupt. Was wussten die schon von Schmerzen? Was für eine Vorstellung hatten diese drei kleinen Jungs von Angst? Angst vor dem nächsten Mal, Angst vor Entdeckung, vor Einsamkeit, vorm Eingesperrtsein, vor der Zukunft. Was begriffen die davon schon?

Verlegen, mit geröteten Wangen, rutschten sie einfach näher auf, während Remus sein Gesicht schon wieder fest in das Kissen presste und dabei so heftig atmete, dass man die Einziehung im Stoff erkennen konnte, wenn er Luft holte. Peter krabbelte halb über seine Beine hinweg, bis er direkt neben Sirius auf der Matratze saß, und James deckte die andere Seite ab. „Doch, wissen wir,“ fuhr ausgerechnet der sonst so zurückhaltende Pettigrew fort, und Lupin drückte sich das Kissen fester um beide Ohren. „Du bist ...“ weiter konnte der pummelige Junge jedoch nicht sprechen, sondern biss sich auf Hand. Sirius warf ihm einen Seitenblick zu und beendete den Satz für ihn: „Mondsüchtig.“

Was er damit meinte, brauchte man eigentlich nicht noch genauer auszusprechen. Der Atem des 14jährigen auf dem Bett stockte, und nur sein enorm schneller Herzschlag übertrug sich durch die Matratze auf ihre Knie und Beine, je nachdem, wie sie sich darauf niedergelassen hatten, aber er hielt die Luft an und wartete. Ihn alsbald davon erlösen wollend, räusperte James sich leise und gab ihm den Gnadenstoß. „Du bist ein Werwolf.“

Als wolle er das bestätigen, winselte Remus auf und brach augenblicklich in einen unaufhaltsamen, aber fast stummen Weinkrampf aus. Sich regelrecht aufbäumend, drückte er den ganzen Kopf in das von beiden Seiten umgeklappte Kissen, und seine Schultern und der gesamte Brustkorb schüttelten sich vom Schluchzen. Der Anblick war kaum zu ertragen. Von hinten einen Arm um seine Rippen schlingend, lehnte James sich nach vorne und legte sein Kinn unter dem nach vorn gerichteten Oberarm ab, als Sirius sich gleichzeitig von vorne über ihn beugte und seine Wange auf Remus' Schulter platzierte und Peter sich einfach halb über ihn drüber warf und sein Ohr gegen die Taille des Ältesten drückte.

Sie waren immer noch da. Ganz nah, sogar näher als sonst. Diese körperliche Bestätigung tat so gut, war so ungewohnt, Remus musste sie einfach erwidern. Auch wenn man sein geschundenes und jetzt auch noch verheultes Gesicht sehen konnte, ließ er das Kissen los und streckte beide Arme aus, den einen schräg nach hinten, damit er James' und Peters Köpfe berühren konnte, während er den anderen um Sirius' Hals schlang und den blödesten Trottel aller Zeiten an sich presste.

Das war einfach nicht wahr. Das konnten die nicht ernst meinen. Vollkommen abwegig war das, jemanden mit seiner Krankheit nicht allein zu lassen. Das war wie einen Grindeloh zu küssen oder Mulciber entlausen zu wollen. Schon von dem Gedanken bekam Remus eine solche Gänsehaut, dass er sich schütteln musste, und das mit seinen Freunden in inniger, fast schon peinlicher Umarmung. Wenn das irgendjemand gesehen hätte ... Am liebsten hätte er einfach laut gelacht. Und das Beste kam doch noch.

Sich als Erster wieder von ihm lösend, schielte Sirius Black an seinem bescheuerten Stirnpony vorbei und grinste ihn an, selbst die kleinen Tränen der Rührung noch wegblinzelnd. „Hey, kapierst du's?“ fragte er und zwinkerte. „Wir haben's schon lange gewusst.“ Noch immer mit dem Kinn gegen seine Rippen gepresst, sprach auch James, und das klang dadurch äußerst seltsam und übertrug sich quer durch seinen Brustkorb per Knochenleitung, wodurch es sich anhörte, als habe Potter zwei Stimmen. „Und es ändert gar nichts.“ Sich auf eine Hand stemmend, quietschte Peter mit breitem Siegerlächeln im Gesicht und reckte die Linke zur Faust geballt. „Wir sind die Rumtreiber!“

Von einem zum anderen schauend mit seinen verquollenen Augen konnte Remus es einfach nicht fassen. Nicht mal in Sätze bringen konnte er seine Gedanken und Gefühle in diesem Moment, und es war dieser Augenblick, den er bald schon und für viele Jahre nutzen würde, um einem Ausdruck seiner reinen Freude und aller seiner Glücksgefühle zu blendend silberner Gestalt zu verhelfen. Wie sie ihn jetzt anlachten, frei von Ängsten und Abscheu, die Augen voller Zuneigung und Freundschaft, das war einmalig. Sowas Wunderbares konnte kein zweites Mal geschehen. Niemand konnte solches Glück haben.

Endlich erlösten sie ihn, indem sie gleichzeitig seufzten und die Köpfe schüttelten, sich von seinem Bett erhoben und sich erst einmal reckten. Die ganze Aufregung verrauchte schon, wie James hinter ihm lautstark gähnte. „Ich glaub', es ist Zeit zum Schlafengehen,“ befand der Jüngste und machte ein schmatzendes Geräusch mit Zunge und Lippen, während Sirius sich ausgesprochen männlich an der Brust kratzte und nickte. „Schöne Idee,“ befand er und schlurfte zu seinem eigenen Bett hinüber, um sich umzuziehen. Peter hüpfte mit vollem Schwung auf seine Matratze, dass sie knarzte, kickte seine Schuhe davon und angelte sich seinen Pyjama.

Bald schon blies irgendjemand die Öllampe auf dem Fensterbrett aus, und überall knisterten die Duvets und raschelten die Bettdecken, wie drei flinke Jungs darunter krabbelten und es sich gemütlich machten, und als Letzter schüttelte Remus sein Kissen auf und rutschte noch etwas höher im Bett. Er wollte noch schnell einen Schluck von Madame Pomfreys gutem Stärkungstrank nehmen, damit er – vielleicht nicht morgen – aber bald wieder fit sein würde. Schließlich waren es vier Rumtreiber, nicht drei, und da musste er so schnell wie möglich wieder dabei sein!

„Ruhe dahinten!“ bellte Sirius von seinem Platz gleich neben der Tür aus wie ein Aufseher im Knast, und Peter kicherte wie ein Mädchen. In der Dunkelheit konnte man das nicht sehen, aber Lupin kräuselte die schmerzenden Brauen, nahm einen tiefen Zug des waldmeisterfarbenen Getränks und streckte Black danach die Zunge raus. Das allerdings war mit einem Prusten verbunden, das Sirius einfach hören musste, und er schnalzte, während Remus sich bereits wieder hinlegte und seine Decke zurecht zupfte. „Frech, dieser Moony!“

Seine Rumrutscherei unterbrechend, stockte Lupin und richtete sich erneut halb auf, damit er in die entsprechende Richtung hinüber schielen konnte. Wo sich seine Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten, waren nun die Umrisse des Zweitältesten in dem Himmelbett dort hinten zwischen den Schatten zu erkennen, und von beiden Seiten hörte man zusätzlich heiseres Lachen. „Wie hast du mich gerade genannt, Black?“ fragte Remus fassungslos, aber er bekam keine Antwort mehr.

Kichernd verschränkte James die Arme hinter dem Kopf, seufzte und starrte an die dunkle Decke über seinem Gesicht. „Moony ...“ flüsterte er vor sich hin und musste schon wieder leise lachen. Moony. Das war gut. Und er schloss die Augen und atmete tief ein, und schon wenige Herzschläge später war jeder einzelne von ihnen ins Land der Träume hinüber geschwommen.


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Ich habe diese Bücher für mich selbst geschrieben. Was passiert ist, ist ein Schock für mich. Ich dachte mir, dass die Bücher vielleicht drei Menschen gefallen werden, neben mir meiner Schwester und, vielleicht, meiner Tochter.
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