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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Was immer es ist

von Teekon

Gemeinsam und wesentlich langsamer als es Black gefiel, schlugen sich die drei Jungen durch das Gelände, vorbei an Mr. Hagrids erleuchteter Hütte und rauf zum Menhir-Feld, durch die endlos erscheinende, dunkle Brücke und über den in Schatten versunkenen Brunnenhof zum Uhrturm. Dort oben befand sich auch die Krankenstation, und in dem winzigen Fensterchen von Madame Pomfreys eigenem Zimmer brannte eine Kerze. Also war sie bereits wieder drinnen, und der Weg war frei.

Sich durch das schwere Tor in der hinteren Eingangshalle zwängend, nahmen sie den sichersten Pfad, die geschraubte Treppe im Inneren der Wand hinauf bis in die oberen Stockwerke, und durch den geheimen Zugang hinaus auf den langen, stillen Korridor. Die fette Dame war noch munter und fröhlich und ärgerte sich nicht mal darüber, dass diese Zweitklässler hier nach Zapfenstreich zu ihr kamen. Ihr schien nicht mal aufzufallen, wie bedrückt und still die sonst so lauten und frechen Jungens waren.

Im Gemeinschaftsraum herrschte noch reges Leben, wo es doch kaum nach halb Neun war. Überall saßen Grüppchen zusammen, erledigten ihre Hausaufgaben für den nächsten Tag oder quatschten über das neu zusammengestellte Quidditch-Team, die Chancen im Pokal und die Spieler der anderen Häuser. Einige riefen James Glückwünsche zu, klopften ihm auf die Schultern und verlangten vollen Einsatz und mehr Tore als verhexte Slytherins auf den Fluren von ihm (was eine enorme Zahl gewesen wäre), aber der 12jährige lächelte nur gequält und bedankte sich flüchtig.

Das war man gar nicht von ihm gewohnt, so viel Bescheidenheit, und sein von seinen beiden Freunden begleiteter rascher Rückzug in das obere Turmzimmer wurde mit allgemeinem Stirnrunzeln bedacht. Aber dann flüsterte jemand was von „Lupin ist nicht da!“ und sofort verstand jeder die schlechte Stimmung des reduzierten Quartetts. Natürlich. Wenn Remus wieder krank war, dann machten sich die anderen Drei Sorgen, und dann war eben auch Quidditch nur noch nebensächlich. Und so wandten sich alle wieder ihren Tätigkeiten zu und machten sich keine weiteren Gedanken darum.

Das Turmzimmer war dunkel und still und kühl, wo die Fenster alle noch sperrangelweit offen standen, und die Jungen froren augenblicklich. Ihre vom Gras feuchten Kleider taten ihr Übriges, und noch bevor überhaupt ein Wort gesprochen wurde, verbarrikadierten sie alle die Scheiben und schlossen sorgfältig die Tür. Nur die Geräusche ihrer abgestreiften Kleider erfüllten den Raum, wie sie sich davon befreiten und die Hosen mit den nassen Knöcheln und die Roben am Ofen zum Trocknen aufhängten.

Während Sirius sich hinkniete, um ein Feuer zu entfachen, berührte Peter vorsichtig einen Kerzendocht mit seinem Zauberstab und flüsterte ein leises „Incendio“, das in der unnatürlichen Stille trotzdem furchtbar laut klang.
Die flackernde Flamme beleuchtete erst nur sein rundes Gesicht, und seine buschigen Brauen warfen lange, tanzende Schatten auf seine Stirn, bevor das Licht sich verbreiterte und endlich die Dunkelheit zurücktrieb. Nur James hatte sich, bereits in seinem gestreiften Pyjama, einfach auf die Kante seiner Matratze gesetzt und spielte dort nun mit seinen eigenen Fingern, verdrehte die kalten Füße ineinander und grübelte vor sich hin.

Erst einmal sprach niemand. Sie wollten ihn nicht drängen, weil er so hin und her gerissen ausschaute, weil es ihm so schwer zu fallen schien. Aber Geduld war noch nie Sirius Blacks Stärke gewesen. Aus der Position vor dem Ofen, in dem nun ein kleines Feuer prasselte und das Zimmer zu wärmen begann, sah er zu seinem besten Freund auf und musterte das angespannte Gesicht. Peter hockte im Schneidersitz auf seinem eigenen Bett und hielt sich an seinem großen Zeh fest.

Schließlich hielt der Lockenkopf es nicht mehr aus und holte tief und hörbar Luft, um die Stille zu zerbrechen und James sein Vorhaben anzukündigen. „Also?“ fragte er und ließ sich rücklings auf den Hosenboden seines Schlafanzuges plumpsen. Die Knie anziehend schlang er die Arme um die Beine und verhakte seine Handgelenke ineinander. Auf die sanft-möglichste Art aus seinen Gedanken gerissen, schüttelte James sich knapp und biss sich auf die Lippe. Er musste es einfach sagen. Sie hatten es verdient, es war seine Pflicht. Aber es fiel ihm so unendlich schwer.

Von einem zum anderen blickend, verzog Potter die Lippe und druckste herum, doch dann endlich machte er den Mund auf. „Ich weiß, was Remus hat,“ beichtete er und senkte sofort die Augen wieder. Sirius nickte. Das hatte er sich schon gedacht. „Wie lange?“ musste er jedoch erfahren und forschte in James' Zügen nach Anzeichen von Lüge. Er hasste dieses Gefühl. James Charlus Potter war sein erster Freund, sein bester Freund, er vertraute ihm total und bedingungslos und wollte nur das Gleiche dafür zurück haben. Erleichtert stellte er fest, dass er keine Falschheit erkennen konnte.

„Ende des letzten Schuljahres,“ gab James zu und sah ihn nicht wieder an. Im Hintergrund quietschte Pettigrew protestierend und mit fest ineinander geschobenen Brauen, aber es war Sirius, der eine Hand auf die hölzernen Dielen fallen ließ. „Du hast es schon den ganzen Sommer gewusst?“ konnte er kaum glauben, nicht in der Lage, den verletzten Unterton in der Stimme herunter zu schlucken. „Und hast nichts gesagt?“ Das ertrug James nicht. Beide Hände flach auf die Matratze stützend, schaute er ihm direkt ins Gesicht und bekam eine verzweifelte Falte senkrecht mitten auf die Stirn. „Ich konnt's wohl schlecht in 'nem Brief schreiben!“

Selbstverständlich hatte er das nicht machen können! So blöd war nicht mal Peter, dass er das nicht begriff, und Sirius reckte sich ihm genauso entgegen. „Aber wir hatten den Spiegel, James!“ erinnerte er ihn daran, wie er diese Ferien überhaupt überstanden hatte, ohne den Verstand zu verlieren. „Du hättest es mir im Spiegel sagen können!“ klopfte er sich bestärkend auf ein Schienbein und stierte James von unten her an wie ein Kind, dem man ein Spielzeug versprochen hatte und es nun enttäuschen musste.

Heftig den Kopf schüttelnd, verneinte Potter mit aufeinander gepressten Kiefern. „Viel zu unsicher,“ behauptete er, der er doch zu genüge mitbekommen hatte, wie ausgefuchst, wie raffiniert Orion Black sein Haus gegen Eindringlinge und Störenfriede abgeschirmt hatte. Heimliche Briefe schreiben war vollkommen unmöglich. Keine Eule schaffte es auch nur in die Nähe von Grimmauld Place Nr. 12, ohne dass der Hausherr bescheid wusste. „Und außerdem,“ er warf Peter einen vielsagenden Blick zu, „wäre es nicht fair gewesen.“ Denn ihm hätte er es so vorenthalten müssen. Und auch wenn Sirius definitiv und unumstößlich der engste seiner drei Freunde war, so versuchte James zumindest, in allen Dingen gleiches Recht für alle geltend zu machen. Dankbar dafür lächelte Pete ganz leicht und knipste die Augen zu.

„Aber wir sind jetzt schon einen ganzen Monat wieder hier!“ brachte Sirius sein nächstes Argument und öffnete beide Hände, nach Antwort verlangend, die er prompt kriegte. Die Lider weit aufreißend, beugte James sich etwas vor und schüttelte den Kopf beim Sprechen: „Und Remus war die ganze Zeit dabei?“ rief er ihm ins Gedächtnis, dass sie alle doch ansonsten vollkommen unzertrennlich waren. Augenblicklich verstummte Black und klappte den Mund zu. Na gut, ja, er hatte ja recht. Dazu hatte wirklich keinerlei Möglichkeit bestanden. Die Zähne gegeneinander verschiebend, kräuselte er die Brauen und schaute kurz auf den Fransenteppich zu seinen Füßen. „OK, OK,“ stimmte er zu und hob den Blick erneut. „Jetzt kannst du's uns aber sagen.“ Sirius betonte das Zeitwort so sehr, dass er dabei spuckte.

Prompt kehrte diese Grabesbesorgnis in James' Miene zurück, und seine Finger spielten unruhig miteinander. Zu zwei schmalen Balken aufgetürmt, erhoben sich seine Brauen über den Rand der runden Brillengläser, und er wiegte vorsichtig den Kopf hin und her. Das war so schwierig. Wie konnte er das am besten ausdrücken, wie konnte er das überhaupt sagen, ohne dass ... Ja, ohne was eigentlich? Konnte man ein solches Geheimnis preisgeben und Verständnis erwarten? Ging das, einen solchen Makel einem Freund regelrecht auf die Stirn zu brennen? Weil er nicht antwortete, rutschte Peter auf seinem Bett weiter vor.

„Es ist doch nicht ...“ fing er an, kriegte die Frage aber irgendwie nicht so raus, wie er das geplant hatte. Schlucken musste er, dass ihm der Kehlkopf an den Mundboden stieß. „Er wird doch daran nicht ... sterben, oder?“ Kleine Tränchen schimmerten auf den Hornhäuten im Schein der Kerzenflamme, und so flehentlich starrte Peter zu James herüber, dass dem gleich noch mal so elend wurde. Hastig schüttelte er den Kopf. „Nein. Nein, das wird er nicht.“ Das hieß nicht, es wäre weniger schlimm. Für die anderen beiden Jungen jedoch war das eine gute Nachricht, und sie seufzten erleichtert auf.

James jedoch blieb still und wie eingeknickt, rieb sich mit der Zunge über die Innenflächen seiner Schneidezähne und knabberte auf der Unterlippe herum. Die Entscheidung war prinzipiell gefallen, er hatte keine wirkliche Wahl und musste die Zwei aufklären, aber leicht machte er es sich trotzdem nicht. Er würde sie daran erinnern, was sie geschworen hatten. Niemals würde er zulassen, dass irgendjemand etwas ausplauderte oder Remus schlecht behandelte, wenn sie es erst einmal wussten. Aber würde er das können? Wäre er in der Lage, Sirius aufzugeben, wenn dem so sein sollte?

Ohne es richtig mitzubekommen, knüpfte er an das eben Gesagte an und flüsterte: „Aber vielleicht wäre das besser für ihn ...“ Der Schock saß. Weder Peter noch Sirius schienen zu atmen, hatten ihn sehr genau verstanden und konnten es nicht fassen. Wie konnte James nur so etwas sagen? Was um alles in der Welt konnte so schlimm sein, dass er ihrem Freund, ihrer „Mitte“, wie er ihn selbst genannt hatte, lieber den Tod wünschte? „James,“ sagte Black nur tonlos und legte ihm eine Hand auf das Knie direkt vor sich. Damit weckte er Potter auf.

Diese ganz bestimmte Entschlossenheit kehrte in die Augen des 12jährigen Brillenträgers zurück, wie er sich selbst zunickte und die Kiefer fest aufeinander drückte. Er konnte es. Wenn es nötig war. Tief Luft holend, schaute er sie beide an mit diesem speziellen, eindringlichen Blick, und er streckte den Zeigefinger mahnend aus. „Ihr habt's nicht vergessen: Geschworen habt ihr's,“ verlangte er nach einer Wiederholung dieses Eides und huschte mit den Augen von einem zum anderen, hin und her, wieder und wieder, bis sie beide zugestimmt hatten. „'Türlich!“ rief Black ohne zu zögern aus und klammerte sich stärker an seine eigenen Beine, und Peter nickte so schnell, dass sein Bett mitschwang. „Klar haben wir!“ quietschte er aufgeregt und immer noch nicht so ganz überzeugt.

Aber James wollte und musste es jetzt aus tiefstem Herzen hören. Keine Kompromisse in dieser Angelegenheit, keine halben Sachen. „Er kann nichts dafür! Er ist unser Freund, und das wird auch immer so bleiben!“ unterdrückte er die Wut mit zitternder Stimme, hob die Schwurhand an die Brust und richtete sich auf. „Auf Herz und Ehre und alles, was euch lieb und teuer ist!“ Sofort schnellte auch Sirius' Rechte auf sein Brustbein, die ersten drei Finger kerzengerade abgespreizt. Völlig verdattert und auch ein bisschen misstrauisch, war Peter so verwirrt, dass er erst einmal die falsche Hand konsultierte und sich schüttelnd zwischen links und rechts hin und her stierte, bevor ihm wieder einfiel, wo die richtige Seite war. Dann jedoch zeigte er auch den kurzen Daumen und die stummeligen Zeige- und Mittelfinger und legte sie sich auf die Herzgegend.

Einigermaßen beruhigt nickte James. Gut. Dann los. Rein in den Wolfsrachen. Oi. Was für ein blöder Vergleich. Die Augen verdrehend, war er froh, das nicht laut ausgesprochen zu haben. Sich aufraffend rutschte er auf der Matratze vor und bückte sich zu seinem großen Schrankkoffer, der wie bei den anderen auch direkt vor dem Bett abgestellt war, öffnete den Deckel und griff in ein verstecktes Fach hinter der Verkleidung. Außer seinem Tarnumhang bewahrte er sonst nichts dort auf, weil er nichts besaß, was Pete, Sirius und Remus nicht sehen durften, aber seit dem Ende des letzten Schuljahres gab es dort eben doch noch etwas.

Interessiert kamen die Freunde näher heran, Black zog sich richtiggehend auf dem Teppich vorwärts und Peter krabbelte von seinem Bett herunter, wie James ein rechteckiges, gefaltenes Papier ans Licht der Kerze zog und die Hand ausstreckte, um es dem am nächsten Sitzenden zu reichen. Sirius grabschte es ihm regelrecht weg. Eine Zeitung. Ein alter Tagesprophet, nur der Lokalteil davon, und irritiert schauten sie beide wieder zu ihm auf, dass er es ihnen erklärte. Sich an einem Pfosten festhaltend, beugte James sich so weit vor, dass er mit dem Finger darauf tippen konnte. „Lest das,“ forderte er sie auf, und die beiden senkten die Köpfe und sogen den gezeigten Artikel in sich auf.

Das Blinken des reflektierten Lichts in Sirius' Augäpfeln rauschte von einer Seite zur anderen und wieder zurück, während er las, bis er am Ende des letzten Paragraphen angelangt war und so heftig das Kinn hochriss, dass seine Haare hüpften. Peter brauchte etwas länger, einmal zum Lesen überhaupt und dann noch, um das Geschriebene zu begreifen, und er schob die Brauen ganz fest ineinander, bevor er sich wieder in eine geradere Position brachte und nicht mehr über Sirius' Schulter hinweg lunsen musste. „Das ist nicht dein Ernst,“ stellte Black zweifelsfrei fest, denn es konnte nicht stimmen und James musste sie einfach verarschen. Fast gleichzeitig zupfte Pete an einem Zipfel der Zeitung. „Wo hast du das her?“

Mit einer Kopfbewegung in die Richtung des Papiers schnaufte Potter ein wenig. „Aus der Bibliothek. Hab's gefunden, als wir nach Riddle gesucht haben,“ entschied er sich, lieber Peter zu antworten als Sirius, der sich allerdings so leicht nicht abspeisen ließ. Mit der flachen Hand dagegen schlagend, dass die Ausgabe nicht nur knisterte, sondern mit lautem Geräusch die Luft knallte, schüttelte er den Kopf. „James, das können doch Hunderte Jungs gewesen sein, das muss doch nicht heißen, dass Remus ...“

Potter blockte gleich ab und schloss die Augen, stellte die Füße auf dem Boden ab und kam näher zu ihm herunter. Dabei beugte er sich so weit vor, dass er spüren konnte, wie ihm das Blut aus dem Bauchraum in Richtung Hals gedrückt wurde. „Siehst du, wo das passiert ist, Sirius?“ Sein Finger tippte wie wild auf das Wort 'Yorkshire'. „Und wann das war?“ Jetzt deutete er auf die Zahlen 17.06.1965 oben rechts in der Ecke auf dem bedruckten Papier. „Da war unser Remus sieben Jahre alt! Wie viele solcher Zufälle kann es geben?“

Am liebsten noch ein gutes Dutzend mehr, flüsterte es in Blacks Hirn, und verzweifelt und fieberhaft suchte er nach einer anderen Erklärung. Das konnte es einfach nicht sein, das durfte es nicht sein, das wäre so entsetzlich! Sirius kannte diese Geschichten. Wie jedes andere Kind ängstigte man ihn damit, um ihn zum Gehorchen zu zwingen, wie jeder junge Zauberer wusste er genau, sich an Vollmondnächten von einsamen Parks oder offenem Feld fernzuhalten. Dieser Greyback war abartig! Den fanden sogar seine Eltern widerlich! Na gut, für die Blacks war fast jeder außer ihrer eigenen Sippe (und selbst da gab es Ausnahmen) verabscheuungswürdig, aber dieser Werwolf war etwas Besonderes. Jeder, der ihn einmal gesehen hatte, erzitterte vor Ekel und erschauerte vor Angst um die eigenen Kinder. Vor seinem geistigen Auge leuchteten mit einem Mal die rissigen, langen Narben in Remus' Gesicht auf, und er musste fest die Lider zusammenkneifen und sich genau so schütteln wie James damals in der Bibliothek.

Ein abwehrendes Geräusch machend, zuckte Peter auf seinem Hosenboden rückwärts und wehrte sich dagegen. „Das kann nicht sein, James, das kann's nicht!“ winselte er und brach bereits in Tränen aus, weil er es eben doch nicht anders erklären konnte. Auch Sirius musste mehrfach schlucken und blinzeln, bevor er seinen besten Freund wieder ansehen konnte, und dabei vollführte er noch immer diese verleugnende Geste. „Sag', dass das nicht wahr ist,“ bat er flehentlich, aber James tat ihm den Gefallen nicht.

Sich halb über sein Bett werfend, angelte er nach dem Knauf seiner Nachttischschublade, zog sie auf und fischte ein Pergament heraus, das er ihnen mit einer drehenden Bewegung aus dem Handgelenk zuwarf. Sirius fing es wie eine Fangzähnige Frisbee zwischen beiden Handflächen auf und legte es sich zurecht. Ein Kalender, von James selbst gezeichnet und mit kleinen Symbolen versehen, und in regelmäßigen Abständen verzeichneten sich darauf große, rote Kreuze quer durch einen jeweiligen Tag. „29 Tage,“ sagte James dazu tonlos, bevor Sirius zu zählen anfing, aber das brauchte er auch gar nicht. Denn jedes rote Kreuz fiel mit einem tiefschwarz ausgemalten Kreis zusammen. Remus war immer „krank“, wenn der Vollmond hell und klar und strahlend am Himmel stand. So wie heute.

Die Gewissheit bohrte sich wie glühende Eispfeile in jedes Herz im obersten Turmzimmer von Gryffindor. Selbst James, der es bereits gewusst hatte, bekam das Gefühl, es nun erst wirklich und tatsächlich zu begreifen, es sich bewusst gemacht zu haben, was das eigentlich bedeutete. Ihr guter Freund, ein 14 Jahre alter Junge, ruhig und besonnen und nett, intelligent, verspielt und albern manchmal, schüchtern fremden Gegenüber und offen und ehrlich bei ihnen, tapfer und lustig und so furchtbar unschuldig, Remus John Lupin – war ein Werwolf. So viele Dinge brachen da gleichzeitig über sie und ihre Erinnerungen hinein.

Deshalb hatte Dippet ihn nicht in Hogwarts haben wollen, während Dumbledore sich eingesetzt hatte. Darum war er zwei Jahre später auf die Schule für Hexerei und Zauberei gekommen. Deshalb war er so blass und dünn, weil diese „Krankheit“ ihm einmal im Monat jegliche Kraft raubte. Er ging fort, ohne schwach zu wirken, er kehrte zurück und war totmüde. Eine schlecht verheilte Verletzung am Rücken hatte er, weswegen er am Flugunterricht nicht teilnehmen musste, und er ging immer nur allein und spät abends duschen, niemals mit den anderen Jungen, nicht mal mit seinen Freunden. Denn er wollte nicht, dass man die hin und wieder offene Wunde sah. Zu offensichtlich waren die Spuren von Reißzähnen.

Peter weinte jetzt ganz offen und laut, hatte sich nach hinten herum an sein Bett geworfen und bedeckte mit einer Hand und dem Duvet sein Gesicht, weil er sich einfach nicht zusammen reißen konnte. Resigniert mahlte Sirius mit den Zähnen und legte die „Beweismittel“ vor sich auf James' wieder geschlossenen Koffer. Es passte alles viel zu gut zusammen. Und er war Potter nicht mehr böse, dass er es für sich behalten hatte. Das war mehr als verständlich.

Es gab jetzt nur noch eins, worüber Black sich wundern mochte und es dennoch nicht tun konnte: Niemals wäre ein Schwur nötig gewesen – er stand hinter und zu Remus, was auch immer. Keinerlei Angst vor ihm, kein Ekel, keine doch anerzogene Reserviertheit gegenüber Menschen wie ihm. James hatte recht. Er konnte nichts dafür, und er war ihr Freund, und daran würde sich nie, niemals irgendetwas ändern.

Schmerzlich bewusst wurde ihm ein Moment vor gut drei Monaten in der Bücherei, und er zischte peinlich berührt durch die Zähne. „Oh Mann,“ murmelnd streckte Sirius schon den Arm aus und tätschelte tröstend Peters Schulter, der sich in einem unaufhörlichen Weinkrampf schüttelte. „Und wir haben blöde Witze gerissen ...“ erinnerte er sich an Sprüche über Flöhe im Fell und Hundehalsbänder beim Anblick von Fenrir Greyback in der Ausgabe mit dessen Foto gemeinsam mit Tom Riddle. Die stoische Ruhe und das unbrechbare Gemüt, mit dem Remus das hatte über sich ergehen lassen, taten ihm in der Seele weh.

Die Hand fester um Pettigrews Schulter legend, zog er etwas an ihm, stärker, sobald er ein wenig mitging, bis der pummelige Junge davon herum gedreht und zu ihm heran gekippt wurde. Ihn fest in den Arm nehmend, rieb Sirius seinen Oberarm, während Peter sein Gesicht an der Brust des größeren und älteren Jungen verbarg und da weiter vor sich hin jammerte. „Is' schon gut, Pete,“ beruhigte er, obwohl er selbst noch gar keinen Silberstreif am Horizont erkennen konnte. Auch James beugte sich wieder vor und klopfte dem Kleinsten freundschaftlich auf die Schulter, sagte jedoch nichts.

„Gibt's denn gar nichts, was wir tun können?“ wollte Black mit für ihn ganz ungewohnten Kinderaugen wissen, vom Boden aus aufschauend zu James, der keine zwei Hand breit von ihm entfernt war. Sich wieder rücklings auf die Matratze sinken lassend, schüttelte Potter sofort den Kopf. „Wir können nur für ihn da sein, so wie bisher,“ flüsterte er in die nur von Peters leisem Schluchzen unterbrochene Stille und die sich mehr und mehr verdichtende Nacht.

Im Treppenhaus vor ihrer schweren Eichentür konnte man Schritte und Stimmen wahrnehmen, die sich von ihnen entfernten, während andere Schülerinnen und Schüler ihres Hauses fröhlich lachend und scherzend zu Bett gingen. Die Kerze brannte vor sich hin und hatte längst aufgehört zu flackern, wie sich die Wärme des Ofens so gleichmäßig im Raum verteilt hatte, dass kein Auftrieb mehr davon entstand.

Peter in seinem Arm noch fester an sich drückend, schürzte Sirius mit einem Mal die Lippen und schnaufte fast belustigt. „Und zu ihm stehen,“ fügte er an und schaute auf, zuerst in James' Gesicht, der mit einem Lächeln nickte, und dann mit schiefgelegtem Kopf zu Pete.

Die Nase hochziehend, wischte Pettigrew sich die letzten versiegenden Tränen aus den Augen und hob das aufgequollene Gesicht, damit seine Freunde ihn sehen konnten, und er nickte entschlossen und mit kampfesbereiter Miene. „Ja,“ sagte er gefasst. „Remus ist immer für mich da. Ich werd's nie jemandem verraten.“ Und dann lächelte er ebenfalls und stopfte sich den Daumen unter ein laufendes Nasenloch.

Zufrieden damit, irgendwie erleichtert, lachten sie alle auf und strahlten einander genau so an wie nach jeder begangenen Missetat ihres Rumtreiber-Daseins, und dabei rieb Sirius Peters Schulter, James legte eine Hand in Blacks Halsbeuge und Peter reichte Potter die Hand. In dieser Nacht schlief zwar keiner von ihnen, aber müde war am Morgen danach niemand.


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Ich sollte nur lesen, aber ich habe die Damen im Hörverlag davon überzeugt, dass es viel schöner ist die Figuren zu spielen, als nur zu zitieren.
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