Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Der verschwundene Verkäufer

von Teekon

Die Bibliothek war brechend voll. Die Gänge zwischen den Regalen quollen so sehr über von Fünft- und Siebtklässlern bei dem verzweifelten Versuch, auf den letzten Drücker für ihre Abschlussprüfungen zu lernen, dass sie regelrecht übereinander klettern mussten, um vorwärts zu kommen.

Jeder Winkel der Bücherei war vollgestopft mit Schülerinnen und Schülern, ja selbst auf den Fenstersimsen saßen sie und steckten ihre Nasen zwischen die Seiten. Alleine das Atmen all dieser Leute aufaddiert war schon lauter, als es die Pince vertragen konnte. Ganz zu schweigen von den Geräuschen von schlurfenden Füßen, sich räuspernden Kindern, dem Wischen von Buchrücken über die blanken Tischoberflächen oder dem dumpfen Pochen, wenn eines der kostbaren Werke auf dem Boden landete. Das war zu viel für die Bibliothekarin. Wie ein aufgescheuchtes Huhn rannte sie hierhin und dorthin, sofern das überhaupt möglich war. Und sie gackerte dabei auch wie ein Federvieh.

Das machte die ansonsten schwierige Arbeit der Spionagegruppe um Einiges einfacher. Es war nicht mehr notwendig, sich per Passwörtern zu unterhalten oder vorsichtigst um jede Ecke zu lunsen, bevor man sich vorwärts bewegte. Und es war auch möglich, ganz in Ruhe nach Büchern zu greifen, die für Erstklässler nicht nur äußerst ungewöhnlich und verdächtig waren, sondern obendrein streng untersagt.

So lag vor Remus auf dem langen, von den Jüngsten okkupierten Lesetisch mit den grünen Lampen darauf ein enorm dickes und modrig riechendes Exemplar mit mindestens 5000 Seiten. Aufmerksam hatte er sich weit darüber gebeugt und forschte in den winzig gedruckten Textstellen nach passendem Material für seine Pläne. Dabei spielte er gleichzeitig mit seinem Federkiel herum und kritzelte hin und wieder urplötzlich und mit triumphierendem Seufzen oder sogar einem leisen Aufschrei irgendwas nieder, was er offenbar gefunden hatte. Konzentriert, jedoch mit diesem winzigen Kniff im Mundwinkel, ließ er sich von nichts und niemandem stören. Remus Lupin brauchte in der Bibliothek keine Stille.

Während dessen stapelten sich am Kopfende, wo Sirius sich niedergelassen hatte, Unmengen an alten Ausgaben des Tagespropheten, viel mehr, als eigentlich erlaubt war. Doch wie gesagt: Madame Pince hatte für solche Kleinigkeiten an diesem Tag kein Auge und kein Ohr. So konnten die drei Jungen, die sich dort zusammen gerottet hatten, sich ohne Probleme ihren Recherchen in Sachen Dunkle Zauberer widmen.

Ganz oben grübelte Sirius gerade über den schäbigsten Zeitungen, die sie hatten auftreiben können in der kleinen Ecke, die für die Artikel reserviert war. Und wie scheußlich diese Teile auch waren, sie mussten durchforstet werden. Wer wusste denn schon, wie alt dieser Lord Wolkenmord immerhin war? Und Black war eben der einzige von ihnen, der das Gesicht würde erkennen können. Somit war das hier seine Aufgabe. Über 40 würde der Kerl ja wohl schon sein.

Die Ausgaben von 1955 bis 1964 fielen in Peters Aufgabenbereich. Da konnte man am wenigsten Fehler begehen, denn sie hatten lange darüber gesprochen und waren überein gekommen, dass sich der nun aktiver werdende Zauberer in dieser Zeit vorbereitet und zurück gezogen hatte. Wahrscheinlich würde man hier kaum irgendwelche Berichte über ihn finden, und vielleicht tat Pete damit wenigstens ein bisschen was für seine Bildung. Zur Zeit allerdings schlug er ziemlich lustlos die einzelnen Blätter um und murmelte stetig: „Nein ... nein ... nein ...“

Die neusten Tagespropheten der letzten sieben Jahre, die sehr sorgfältig nach seltsamem Verschwinden, ungeklärten Todesfällen und eventuell bedeutsamen Diebstählen durchsucht werden mussten, gehörten unter James' Fittiche. Er saß Peter direkt und Remus schräg gegenüber und hatte neben sich nur so lange einen Platz vehement verteidigt, bis irgendwann, fast unbemerkt, ein Mädchen hinzu gekommen war. Keinem war das aufgefallen, und nun blätterte er in einer Zeitung vom Frühjahr 1965, während Lily Evans rechts von ihm so tat, als mache sie Hausaufgaben, die sie schon Stunden zuvor erledigt hatte. Und dabei schielte sie immer wieder heimlich herüber und schien auf etwas zu warten.

Seufzend hielt James einen Moment inne, zog sich die Brille ab und putzte lange und ausgiebig die Gläser, um seine ermüdenden Augen zu schonen. Es war Sonntag, eines der allerletzten Wochenenden in diesem Schuljahr, und er konnte es kaum fassen. Wie schnell diese zehn Monate um gegangen waren! So viel hatte er gelernt, gesehen, erlebt, das war unbeschreiblich. Unbeschreiblich schön vor allen Dingen. Streiche über Streiche, die er niemals vergessen würde. So viele ungezählte Abende im hohen Turmzimmer beim schwachen Licht eines Zauberstabs, wie sie sich auf einem Bett zusammengefunden hatten, um zu reden, zu lachen, einfach nur da zu sein. Gemeinsam. Stunde um Stunde des Nachsitzens in irgendwelchen dunklen Klassenräumen oder Lehrerbüros, gröhlendes Jubeln auf der Tribüne am Quidditch-Feld. Schade, dass Gryffindor den Pokal nicht geholt hatte. Aber das machte nichts, denn eins wusste er jetzt schon bestimmt, wenn er zum Essen lief und an den vier Uhrgläsern vorbei schlenderte: Die Große Halle würde zum Abschlussfest in Rot und Gold erstrahlen! Und das verdankte das Haus diesen beiden Bekloppten hier.

Die Brille wieder auf die Nase schiebend, beobachtete er seinen Kumpel Remus einen Moment, wie er sich mit einer fast lässigen Handbewegung eine Strähne seines hellbraunen Haares aus der Stirn wischte und sich vorsichtig auf die Lippe biss. So sehr ging er in diesem Job auf, für sie alle passende Verteidigungsmöglichkeiten heraus zu suchen, die er auch hinkriegen konnte, dass er seine Umgebung kein Stück wahrnahm. Seine grauen Augen waren auf das Papier vor ihm fixiert, und seine Wangen glühten vor Eifer. James musste lächeln.

Ganz anders dagegen war Lily offenbar gerade gar nicht motiviert. Das Buch, das sie dabei und vor sich ausgebreitet hatte, war eines ihrer ganz normalen Schulbücher, ihr Exemplar von „Dunkle Kräfte – Ein Kurs zur Selbstverteidigung“, und das war immerhin aus dem einzigen Fach, in dem Evans nicht glänzte wie ein polierter pausbäckiger Apfel. Nein, das war Remus' Domäne, sein großes Steckenpferd, sein ganzer Stolz. Lustlos allerdings stützte das Mädchen sein Kinn auf die Handwurzel und rümpfte ununterbrochen die Nase, während die freien Finger eher ungeschickt an den Seitenfalzen herumspielten, ohne dass sie umschlug. Und richtig zu lesen schien sie auch nicht. Hin und wieder seufzte Lily, traute sich aber nicht, an den Jungen vorbei aus dem Fenster zu sehen.

Der Himmel da draußen war von reinstem Azurblau! Die wenigen winzigen Wölkchen, die darüber zogen, waren so dünn, dass man durch sie hindurch hätte pusten können, und die Sonne knallte hinunter auf die schottische Hochmoorlandschaft rund um Hogwarts, als gäbe es kein Morgen. Ach, es war eigentlich eine Verschwendung, an einem so herrlichen Tag in der Bibliothek zu hocken!

Offenbar teilte Sirius diesen kurzen Impuls in James' Gedankenwelt mit großem Enthusiasmus, so wie er schmollte und ein Pergament in den unruhigen Fingern zusammenknüllte. Ohne den Kopf zu heben, stierte er den langen, mit Zeitungen und Büchern übersäten Tisch hinunter und konnte nicht einmal darüber lachen, wie Stebbins und McDonald sich gleichzeitig erhoben und mit einem hohlen Knall aneinander rasselten.

Mit einem Mal schob er die Brauen ineinander und hörte auf, mit dem knisternden Ball herum zu hantieren. Den Hals leicht zurückziehend, richtete er sich etwas auf und spürte, wie sehr ihm eigentlich das Steißbein weh tat. Verdammt, diese Stühle waren saumäßig unbequem! Kein Wunder, dass Remus' Hosen immer aussahen, als habe jemand mit einer Wurzelbürste daran rumgeschrubbt! Sich selbst ans Kreuz fassend, versuchte Black, den Schmerz etwas zu bekämpfen und nahm dabei seine Augen nicht von dem rothaarigen Mädchen gleich neben James. Der hatte sich zurückgelehnt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und machte offensichtlich ebenso gerade eine Recherche-Pause.

Unter dem Tisch, weil er ihn anders nicht erreichen konnte, verpasste Sirius seinem besten Freund einen gezielten Tritt vor die Wade, so dass der ihn sofort fragend anfunkelte. War ihm wohl nicht so recht gewesen, aus seinen Tagträumen gerissen zu werden, was? Black unterdrückte ein Grinsen, sondern deutete lieber versteckt mit dem Kinn in Richtung Ausgang. „Was macht Evans schon wieder hier?“ brummelte er dabei, ohne die Lippen großartig zu bewegen und stierte James eindringlich an. Als habe er sie bis zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht bemerkt, drehte der 12jährige Junge mit der Brille rasch den Kopf zur Seite und wieder zurück und zuckte gleich die Achseln. OK, das war jetzt das dritte Mal innerhalb von einer Woche, dass sie sich in der Bibliothek zu ihnen gesellte. Aber so ungewöhnlich war ihr Aufenthalt hier auch nicht. „Lass sie doch!“ flüsterte James nur zurück und klang dabei halb gleichgültig, halb schnippisch.

Daraus konnte Sirius sich keinen Reim machen. Und bei der Hitze und der stickigen Luft bei all den kochenden Gemütern der Prüflinge um ihn herum hatte er auch keine Lust, darüber ernsthaft nachzudenken. Ebenfalls mit den Schultern zuckend, legte er nur das Kinn in beide Hände und vertiefte sich wieder in der Zeitung, die er gerade gelesen oder zumindest überflogen hatte.

Zufrieden damit, aber dennoch ein wenig besorgt, knirschte James mit den Zähnen. Von diesem Deal mit Lily Evans hatte er keinen Ton erwähnt. Das wollte er irgendwie nicht erzählen, weder Peter (Gott behüte!), noch Remus oder Sirius. Mal abgesehen davon, dass Lupin es sowieso nicht erfahren durfte, weil es ja schließlich um ihn ging, mochte er so überhaupt nicht mit ihm über Evans sprechen. Davon bekam er einen ganz ekligen Knoten in der Magengegend, und eine unangenehm prickelnde Gänsehaut breitete sich nur in seinem Nacken aus. Und was Sirius betraf ... Nunja, der hätte vielleicht ... Witze gemacht. Auf der anderen Seite war es komplett sinnlos, irgendwas vor Black verschweigen zu wollen. Wie wunderbar das klappte, hatte er ja vor gut drei Wochen erst bewiesen. Und so wie's aussah, würde er eher dahinter kommen als James hinter das tatsächliche Geheimnis des Remus Lupin.

Er seufzte erneut und lehnte sich wieder nach vorne, dass der gekippelte Stuhl vollständig mit allen Vieren den Boden berührte, und er sich auf der Tischplatte mit den Ellbogen abstützen konnte. Vielleicht hätte er Evans doch nicht davon abhalten sollen, ihm zu helfen. Die hätte sicher längst alle Antworten bis hin zur allerletzten magisch-naturwissenschaftlichen Erklärung von hier bis Shanghai. Sich prustend mit beiden schwitzigen Händen durchs Gesicht fahrend, schüttelte James diese Gedanken ab und versuchte krampfhaft, sich zu konzentrieren. Das fiel jedoch nicht gerade leicht, jetzt wo Sirius ohne Vorwarnung sein zusammengeknülltes Pergament an Peters breite Schläfe pfefferte.

Augenblicklich begann der lustige Pummel zu kichern und bückte sich umständlich, um das Stück Papier wieder aufzuheben und rieb sich dabei die Seite des Kopfes, und Sirius grabschte rasch ein paar Pergamentfetzen mehr, um seine Munition aufzustocken. Das würde nicht lange dauern, bis sich das zu einer Schlacht auswuchs. Eigentlich ganz witzig, aber die Pince würde einen Riesenanfall kriegen, und dabei wollten sie doch dringend Informationen einholen. Ach, eh vergeblich. Sirius Black aufzuhalten, wenn ihm langweilig war, gehörte in die selbe Kategorie wie Basiliskenknutschen oder Trollen Ballett beibringen zu wollen.

Irgendein Buch vom Stapel der Tischmitte greifend, errichtete James eine halbwegs wirksame Blockade gegen seinen besten Freund, während Remus nicht einmal von seinen Flüchen und Gegenflüchen aufschaute. Er regelte das wie ein echter Zauberer, steckte kurz die Hand in die Innenseite seiner Robe (wie konnte er das Ding tragen, bei dem Wetter?), zückte den Zauberstab und murmelte sein mittlerweile patentiertes „Scutum invisibile“. Einen winzigen Moment lang glühte ein rötlicher, langgezogener Schild wie ein übergroßer Paravent zwischen ihm und Peter auf und verblasste dann, war jedoch immer noch da, und der soeben geworfene Pergamentball prallte daran ab wie an einer Glasscheibe. Vielleicht wäre es an der Zeit, dachte James gedankenverloren, diesen Spruch doch einfach mal auswendig zu lernen. Grinsend beugte er sich hinter seiner Barriere hinunter und widmete sich dem Tagespropheten vom 17. Juni 1965.

Irgendwas von fliegenden Teppichen und einem Skandal mit durchrostenden Kesseln, Geburtsanzeigen und eine weitere Runde in einer endlosen Debatte über die Revierzuteilung der Centauren von Schottland, die er schon einige Ausgaben zuvor nicht mehr begriffen hatte. Kein Wort über einen Lord Voldemort oder irgendetwas Außergewöhnliches. James schlug die Seite um zum Lokalteil von Nordengland und überflog die Überschriften. Und endlich war da etwas, das seine Aufmerksamkeit erheischen konnte. Interessiert beugte James sich noch ein wenig weiter vor und zum ersten Mal seit einer ganzen Weile las er wieder den gesamten Text des Artikels, bevor er stutzte:

Werwolf-Angriff in Yorkshire!
Gestern in den frühen Abendstunden wurde ein 7jähriger Junge Opfer einer Werwolf-Attacke in einem beschaulichen Dorf in Yorkshire. Sprecher des St. Mungos Krankenhauses für magische Krankheiten berichteten jedoch, dass das Kind trotz seiner schweren Verletzungen überleben werde. „Der Name des Opfers ist uns natürlich bekannt,“ ließ Nicodemus Catcher von der Ministeriumsabteilung für Führung magischer Geschöpfe verlauten, er könne diesen aus Diskretionsgründen nicht nennen. Dies sei gängige Praxis bei infizierten Minderjährigen.
Das abscheuliche Verbrechen soll laut Informationen, die unserer Redaktion aus zuverlässigen Quellen vorliegen, von dem berüchtigten Fenrir Greyback begangen worden sein. Dieser als notorischer Wiederholungstäter eingetragene und registrierte Werwolf ist bereits vorbestraft wegen Raubes, Diebstahls, Einbruchs und tätlichen Angriffs. Greyback ist dafür bekannt, möglichst junge Kinder anzufallen und zu verschleppen, um sie in geheimen Werwolfkolonien aufzuziehen. Dank des beherzten Einsatzes der Eltern und Nachbarn des Jungen konnte dieses Vorhaben gestern erfolgreich vereitelt werden. Das Werwolf-Fangkommando war bisher nicht in der Lage, Greyback zu stellen.
Wie die weitere Zukunft des bedauernswerten Kindes und seiner Familie jedoch aussehen wird, und ob er überhaupt gesund genug wird, das Krankenhaus wieder verlassen zu können, wird erst die Zeit zeigen.
Bericht von Rosamund Kimmkorn


Eine mörderische Hitze schoss James in den Kopf, so glühend, dass er Angst hatte, sein Schädel würde platzen. Seine Wangen erröteten wie eine Grubenlampe in der Dunkelheit, und er musste fest schlucken, weil es sich so anfühlte, als wolle ihm das Herz aus dem Mund springen. Die Zunge klebte am Gaumen, während seine bisher unbewussten, ungreifbaren Gedanken ratternd nach vorne schrammten und ihm quasi mitten ins Gesicht sprangen. Die Augen quollen ihm halb aus den Höhlen dabei, als würden diese wie ein Schnellzug vorbeirauschenden Ideen sie verdrängen. Endlich bekam er ein wenig Kontrolle zurück, hob hastig den Kopf und starrte den Jungen schräg gegenüber von sich an.

Mit fast komplett geschlossenen Lidern rezitierte der 14jährige Flüche, Sprüche und Zauber, die er soeben auswendig lernte, stumm, ohne sie wirklich auszusprechen, und dabei vollführte er mit der leeren Zauberstabhand die entsprechende Bewegung. Obwohl er vollkommen konzentriert darauf erschien, mit jedem Wort gleichzeitig nickte, hatte er dieses sanfte, schüchterne und dennoch verschmitzte Lächeln auf den Lippen. Das Sonnenlicht reflektierte auf seinen Hornhäuten, wenn er aus dem Augenwinkel den beiden anderen Jungen zusah, die einander nun kreischend und johlend mit Pergament bewarfen, und dabei hielt er den linken Zeigefinger fest auf die Zeile in seinem Buch gedrückt, an der er stehen geblieben war.

Die roten Striemen in seinem Gesicht pulsierten vor James' Augen. Von der linken Braue und dem Unterrand des Lides quer über Nase und Lippen bis hinunter auf Kinn und Wange zogen sich die Narben, nicht von einem Messer gemacht. Ein scharfer Gegenstand war das gewesen, aber natürlichen Ursprungs, denn da waren winzige Ausfransungen, die das Ausheilen erschwert hatten. Vielleicht zwei Zoll auseinander mochten sie sein, gerade breit genug für den Abstand zwischen zwei mörderischen Klauen, und vor seinem geistigen Auge konnte James für einen winzigen Moment dieses Bild in der Dunkelheit erhaschen. Er blinzelte es fort.

Es war die ganze Zeit da gewesen. So einleuchtend und logisch eröffnete sich ihm all das nun, wenn er es auch nicht wahrhaben wollte. Hastig im Kopf nachrechnend, kam er immer wieder auf das gleiche Ergebnis: Remus war im Juni 1965 sieben Jahre alt gewesen! Und wo lebte seine Familie? In Nether Poppleton, einer kleinen Zauberergemeinde an der Stadtgrenze von York.

Es gab gar keinen Zweifel. 29 Tage. Genau die Zeit, die der Mond brauchte, um einmal alle Phasen zu durchlaufen und wieder voll und hell und strahlend am Himmel zu stehen. Und als hätte er es nicht jedes Mal bemerkt, erinnerte sich James nun daran, wie leicht es doch immer gewesen war, Madame Pomfrey in der Nacht zu folgen. Weil es nicht dunkel gewesen war. Sondern silbrig leuchtend hell.

Er war nicht krank, wenn er fortging, aber geschunden und schwach und müde, wenn er zurückkehrte. Weil er nicht schlief, die ganze Nacht. Weil er versuchte, aus seinem Gefängnis auszubrechen. Weil er sich dabei völlig verausgabte. Weil die Verwandlung dem jugendlichen Körper jegliche Kraft raubte.

Sie brachten ihn fort aus dem Schloss, durch einen Gang, den kein Schüler betreten konnte, damit er dort in aller Ruhe seine Tortur durchmachen konnte. Dippet hatte das nicht gewollt, hatte die Verantwortung gescheut. Aber nicht Dumbledore. Denn Dumbledore war ein Gryffindor!

Die Kiefer fest aufeinander pressend, legte James Potter die Stirn in wütende Falten und nickte sich selbst zu. Nicht nur den anderen hatte er es abverlangt, er hatte es auch selbst geschworen. 'Was immer es ist'! Und dabei hatte er es schon befürchtet gehabt, hatte es zum Greifen nah vor sich ausgebreitet gehabt. Es in Kauf genommen hatte er, dass sich diese Ahnung als Wahrheit herausstellte. Er würde zu seinem Wort stehen. Remus konnte nichts dafür. Er hatte sich das nicht ausgesucht, ganz bestimmt nicht. Dieser Greyback hatte das mit Absicht getan, ja? Um ihn von seinen Eltern wegzuholen. Um ihn in Hass auf gesunde Zauberer zu erziehen. Merlins Bart, was für eine Gefahr Remus hätte sein können mit seiner Gelehrsamkeit und seinem Talent!

Aber so war es nicht. Er war hier. Er hatte Eltern, die ihn liebten und ihn nicht verstoßen hatten. Seine Freunde würden das auch nicht tun. Der kalte, brennende Zorn tief in James' Herzen ließ ihn die Fäuste ballen. Vielleicht wusste er nicht so recht, auf was er sich da einließ. Konnte schon sein, dass er keinen blassen Schimmer davon hatte, was es bedeutete, ein Werwolf zu sein. Eins aber wusste er mit Sicherheit: Es raubte die Gesundheit, die Berufsaussichten, die Gesellschaftsfähigkeit inklusive Chancen auf eine Familie. Es zerstörte die ganze Zukunft! Und dieser Greyback hatte das mit Absicht gemacht! Das hatte Remus nicht verdient. Oh ja, Fenrir Greyback hatte sich damit ein paar Todfeinde geschaffen.

Das Lachen und das Kichern von Sirius und Peter war längst verstummt, und er hatte davon überhaupt nichts mitgekriegt. Erst der überraschte und gleichzeitig jubelnde Aufschrei von Black schreckte ihn auf und ließ ihn vor lauter Panik das Buch umwerfen, hinter dem er sich verschanzt gehabt hatte. Nein, Sirius konnte seine Gedanken nicht lesen. Mit so heftig auf und nieder rauschendem Finger deutete er wie wild auf ein Foto in seiner Tagespropheten-Ausgabe, dass seine Fingerkuppe ganz zerdötscht wurde. „Hier! Hier, das ist er!“ quietschte er dabei, und seine Augen hatten einen seltsamen Ausdruck bekommen. Ein Anflug von Angst.

Ohne auch nur darüber nachdenken zu müssen, von wem er sprach, ohne sich auch nur umzusehen, ob die Umgebung ihre Aufregung bemerkte, schnellten sie alle im selben Moment vor. Remus vergaß glatt, dass er den Schildzauber noch aufrecht gehalten hatte und prallte mit einem metallenen 'Klong' mit voller Wucht davor, taumelte rückwärts und musste sich erst einmal die Stirn halten, bevor er den Gegenfluch aussprechen konnte. Peter rutschte halb von seinem Stuhl runter und stützte sich hastig mit beiden Ellbogen an der Tischkante ab, während James mit dem ganzen Oberkörper auf der Schreibplatte lehnte. Lily Evans war regelrecht aus dem Sessel gesprungen und lag nun ganz auf dem Bauch, ihren Kopf zwischen denen von James und Remus hindurch gesteckt, und niemand stellte auch nur einmal die dumme Frage, wieso sie sich beteiligen durfte.

„Bist du sicher?“ keuchte das Mädchen und stierte mit weit aufgerissenen Lidern auf das sich nur sehr wenig bewegende Foto im Tagespropheten, das Sirius gemeint hatte. Es zeigte einen gutaussehenden, recht jungen Mann mit sorgfältig geschnittenem schwarzem Haar und feinen, markanten Zügen, dessen Hände offenbar hinter seinem Rücken gekreuzt waren. Er trug einen einfachen, aber eleganten Anzug mit Krawatte und schwarzer Robe darüber und zeigte keinerlei Auffälligkeiten. Kein Schmuck, keine Abzeichen, nichts. Einfach nur ein durchschnittlicher, fast langweiliger Zauberer mit außergewöhnlich hübschem Gesicht. Obwohl es sich definitiv um eine magische Fotographie handelte, huschte nur ein winziges, vertrauenserweckendes Lächeln über seine Lippen, und er drehte vorsichtig, fast schüchtern die Schultern leicht zur Seite.

Sirius' Hand lag halb auf dem Text neben und unter dem Bild dieses Mannes dort, und am liebsten hätte Lily ihn gebeten, doch lieber dieses so gut versteckte, aber irgendwie spürbare listige Blitzen in diesen Augen zu verdecken. Sie bekam davon eine abscheuliche Gänsehaut und brauchte keine Antwort mehr auf ihre Frage. Dieser Zauberer dort führte nichts Gutes im Schilde.

Mitarbeiter von Borgin & Burkes vermisst
„Er hat nicht einmal gekündigt!“ berichtet der fassungslose Inhaber der Geschäftsstelle in der Knockturn-Gasse ...


Mehr konnte man von hier aus kaum lesen. „Ich bin sicher!“ verkündete Sirius Black mit heftigem Kopfnicken, und er schien das Bild selbst kaum ansehen zu können, wie er von oben darauf herabschielte. Für ihn so ungewohnt, kroch ein gequältes Zucken in seine Wangen. „Er sieht ... irgendwie anders aus jetzt,“ versuchte er, sich zu erklären, „irgendwas stimmt mit seinem Gesicht nicht.“ Überlegend ließ er seine Hand um das eigene Gelenk rotieren und zischte dabei durch die Zähne, wie er nach den passenden Worten forschte. Es war schwierig, das auszudrücken, was er meinte. Denn dieser Mann, den er mit Bestimmtheit zuvor gesehen hatte, war – anders. Einfach anders.

„Das ist ja auch schon gut 15 Jahre her,“ meinte Peter, dessen Stimme selbst zitterte. Die Sonne, die so herrlich in die Fenster geschienen hatte, schien all ihre Wärme verloren zu haben, und ihr Licht reichte nicht mehr bis zu den fünf Kindern an dem großen Tisch in der Bibliothek. Sirius schüttelte hastig den Kopf. „Natürlich ist er älter, aber das ist es nicht, er ...“ Immer noch fiel ihm nicht so recht ein, was er sagen konnte. „Seine Haut ist so ... blass, so glänzend, wie ...“ Schnaubend konnte Sirius nicht fassen, wie schwer ihm das fiel. „Wie lackiert!“ brachte er schließlich heraus und dachte immer noch nach, ob das auch so stimmte. Doch, ja, so konnte man es ausdrücken.

Vor sich sah er in Erinnerungen diese Gestalt im Flur seines Elternhauses und zwang sich mit aller Gewalt dazu, das Bild exakter darauf zu kopieren. Das war er, gar keine Frage. Und trotzdem ... „Seine Augen sind nicht richtig,“ presste er heiser hervor, schloss die Lider und schüttelte sich. Langsam, aber bestimmt zudrückend und ihn leicht tätschelnd, legte Remus eine Hand auf seine Schulter. „Ist schon gut, Sirius,“ flüsterte er leise und dennoch irgendwie beruhigend wie ein Schlaflied.

Von einem zum anderen blickend, sagten James' Blicke mehr als tausend Worte, aber Lily sprach aus, was er dachte und brachte damit jeden zum Nicken: „Schwarze Magie.“ Mehr war nicht nötig. Sie alle, auch wenn sie niemals mehr von dieser Form der Zauberei erlebt hatten als Lucius Malfoys fiese Korridor-Attacken, konnten sich mehr als lebhaft vorstellen, was mit jemandem geschah, der regelmäßig in diese Energien abtauchte.

Sich noch weiter vorbeugend, wand Remus etwas den Kopf, um den Artikel besser lesen zu können und las ihnen allen den Namen dieses eines Tages plötzlich verschwundenen Mitarbeiters eines Antiquitätenladens an genau der richtigen Adresse vor: „Tom Riddle,“ sagte er tonlos. Zum ersten Mal ging ein prustendes Raunen durch ihre Reihen, und sogar Peter kicherte ein bisschen. „Da hätt' ich mir auch 'nen ander'n Namen zugelegt,“ konnte Sirius kaum fassen, rasch zu seiner alten Form zurückgekehrt. Kopfschüttelnd zog auch James eine Braue hoch. „Das klingt ja schlimmer nach Muggel als bei deinem alten Herrn, Lupin!“ klopfte er Remus fest auf das Schulterblatt, und der Älteste grinste belustigt.

„Ha!“ machte Black und zog den ganzen Oberkörper zurück, bevor er eine Geste vollführte, die von überlegenem Wissen und Weisheit zeugte. Eine seltsame Vorstellung. „Er war in Slytherin!“ Alle Fünf, sogar das Mädchen, pressten ein tiefes, fast röhrendes Stöhnen aus den Kehlen herauf und verdrehten die Augen, bis man nur noch das Weiße erkennen konnte. „War ja klar!“ maulte Peter und funkelte erst einmal einen vollkommen unbeteiligten Schüler auf der Fensterbank an, nur weil das Innenfutter seiner Kapuze dunkelgrün war. Erstaunt über diese unmotivierte Feindseligkeit, fiel dem fremden Jungen fast das Buch aus der Hand, und sofort war Madame Pince da, um ihn anzuschreien.

Umständlich einen Arm befreiend und an Remus' Ohr vorbei schiebend, gluckste Lily etwas vor Anstrengung und deutete auf den Tagespropheten, der direkt vor dem pummeligen 12jährigen auslag. „Also, wenn Tom Riddle unser Mann ist, dann ist er das da auch,“ stellte sie fest und drehte die Seite mit den Fingerspitzen herum. Sofort hatte sie jegliche Aufmerksamkeit für sich und alle beugten sich weit darüber, um zu sehen, was sie meinte.

Was sie entdeckt hatte, wäre wohl fast jedem Anderen einfach entgangen. In dem Artikel ging es um eine Großrazzia an einem Hafendock in London, die das Ministerium durchgeführt hatte. Von zahlreichen Festnahmen wurde dort berichtet, aber auch davon, dass der mutmaßliche Rädelsführer entkommen sei. Ein Foto dieses Mannes, schlecht gemacht und ein bisschen unscharf, klebte direkt daneben. Aber um den ging es ihr gar nicht, sondern um die Person, die mit ihm zu sprechen schien. Mit einem gewissen Abstand und hochgezogener Oberlippe stand er da, die Abscheu in das hübsche Gesicht eines Mitdreißigers geschrieben, hielt sich an den eigenen Revers seines gut geschnittenen Anzugs fest. Tom Riddle. Unverkennbar. Und niemand hatte es bemerkt. „Was hat er denn mit dem zu schaffen?“ wollte Sirius wissen, weil er auf dem Kopf nicht lesen konnte.

„Na, was will ein Schwarzmagier wohl mit dem Werwolf schlechthin?“ fragte Peter rhetorisch und klatschte Sirius mit der flachen Hand vor die Stirn, als hätten sie mal eben ihre üblichen Rollen getauscht. Offensichtlich hatte Pettigrew schon von ihm gehört, dem bereits mehrfach verurteilten und international gesuchten Fenrir Greyback. Fast hätte James gelacht. Ein seltsamer Zufall, nicht wahr? Nur aus dem Augenwinkel erkannte er, wie aus Remus' Gesicht sämtliches Blut rutschte und er sich hastig von seinen Freunden abwandte, damit sie das Glänzen in den grauen Augen nicht sahen, als Peter und Sirius anfingen, Sprüche über Haare in der Suppe zu reißen und heulenden Mondgesang anzustimmen. Am liebsten hätte er ihm wieder eine Hand auf den Rücken gelegt, quer über Lily Evans hinweg, aber damit hätte er ihm sein Wissen verraten.

Sich ablenkend wandte er seinen Blick wieder dem professionellen Porträt-Foto des verschwundenen Verkäufers zu und bemerkte gar nicht, wie das Mädchen neben ihm genau das selbe tat. Ein zuversichtliches, aber vor allem schiefes Grinsen voller Boshaftigkeit schlich sich in James Potters Züge, wie er leise nickte und nur bei sich dachte: „Das ist der Anfang vom Ende für dich, Tom Riddle.“ Er schnaufte, und die Wolken vor der Sonne verzogen sich, so dass das Licht den ganzen Saal flutete und mindestens ein halbes Dutzend Schülerinnen und Schüler blendete. „Du weißt es nur noch nicht.“


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Hobbit 3: Begleitbuch
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Robert Pattinson ist die Rolle Cedrics praktisch auf den Leib geschrieben; er ist ein typischer Engländer mit dem attraktiven, gut geschnittenen Gesicht eines Privatschulzöglings.
Mike Newell