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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Sichtbar unsichtbar

von Teekon

Der Frühling brach mit Macht über das Land. Überall sprossen Blumen aus den Wiesen und Weiden, flogen bunte Singvögel auf die Fenstersimse, während die Schüler und Schülerinnen sich im Unterricht langweilten und es teilweise so heiß wurde in den Klassenräumen, dass sie in ihren dicken Winteruniformen fast gebraten wurden. Schon bald grünte und blühte die gesamte Umgebung von Hogwarts in frischen, neuen Farben, und wenn nun der Regen über die Berge zog, dann hinterließ er das Schloss und die Ländereien wie reingewaschen. Ostern kam, und jeder Korridor und jede Halle wurde entsprechend geschmückt, und die kurze Ferienwoche verging rascher, als es einem lieb sein konnte (außer Sirius).

Vergissmeinnicht zeigten ihre hübschen blauen Köpfchen in den Ritzen und Spalten der herumliegenden Felsbrocken, und Hagrids Erdbeeren schwollen zu unermesslicher Größe an. Wieso allerdings so viele davon anscheinend den Schnecken anheim fielen oder von Krähen aufgepickt wurden, konnte sich der Wildhüter nicht erklären. Noch nie sei das so gewesen in all den Jahren, in denen er nun schon hier arbeitete, bemerkte er verwirrt, als er eines Tages mit vier Jungens aus der ersten Klasse sprach, die er an den Menhiren getroffen hatte, und dabei kratzte er sich hinter dem Ohr. Während dessen stierten die Jungen ihn mit dicken Backen an, und der Kleinste schluckte ganz lange und fest, während der Längste sich einen roten Fleck vom Mundwinkel wischte und nickte.

Ostern ging, und die oberen Klassen wurden nervös, unruhig und ungenießbar, denn die OWLs und NEWTs standen vor der Tür. Aber das machte gar nichts, denn das Wetter wurde so genial und fantastisch, dass man sich nicht unbedingt im Gemeinschaftsraum aufhalten musste und an die frische Luft gehen konnte. Die Jungs liehen sich Besen von Madame Hooch, und Sirius und James übten Quidditch-Taktiken mit atemberaubenden Manövern, während Peter und Remus sich auf den Tribünen lümmelten. Der Älteste las dabei interessiert ein Buch und schielte nur hin und wieder über den Rand hinüber, um den beiden Verrückten zu zuschauen. Hingegen Peter lehnte sich mit der Brustwirbelsäule gegen eine Bank und breitete die Arme weit aus, bis die Hände schlaff herunter fielen, und hin und wieder pfiff er auf den Fingern und gröhlte den beiden Ermutigungen und Bewunderung zu.

Alle genossen die Wärme, liefen mit hochgekrempelten Ärmeln herum und ließen die Krawatten lose baumeln, während die Roben in den Zimmern blieben. Selbst Remus war so leger unterwegs, und er bekam sogar Farbe von der herrlich strahlenden Sonne. Wenn die Jungs zusammen am See hockten und Steine über die Wasseroberfläche hüpfen ließen, beugte Sirius sich weit über ihn hinüber und fing irgendwann an, ihm auf der Nase herum zu drücken und in bellendes Gelächter auszubrechen. „Sommersprossen!“ brüllte er dabei und kugelte sich im Gras. „Du hast Sommersprossen im Gesicht!“ Und das wiederholte er an mindestens fünf verschiedenen Tagen. Sogar James fand das bescheuert und schüttelte nur den Kopf darüber.

Auch als das Ende des Monats April kam und die Kreuze auf James' heimlichem Kalendar sich der Zahl 29 näherten, ging es Remus kaum schlechter. Obwohl sein Bettnachbar jederzeit eine Verschlechterung seiner Verfassung erwartete, passierte es nicht. Jedenfalls nicht so, wie er es sich vorstellte.

Der Tag war da, und Remus verschwand genau so, wie man es von ihm kannte, hinterließ einen kleinen Zettel, machte sich davon, heimlich verfolgt durch James unter seinem Tarnumhang, traf sich mit Madame Pomfrey im Brunnenhof und schlenderte regelrecht zur Peitschenden Weide hinüber, als wäre er mit einem netten Mädchen auf der Promenade unterwegs. Und am nächsten Morgen ging es ihm genau so dreckig wie eh und je nach einem Schub. Er schlief bis zum späten Nachmittag bei zugezogenen Vorhängen, übersät von kleineren Wunden und blasser als eine Wasserleiche, und er brauchte zwei weitere Nächte, um wieder richtig auf die Beine zu kommen. Alles beim Alten also. Und immer noch hatte James keine Ahnung, welchen Geistesblitz er am 29. März für einen winzigen Moment in den Händen gehalten hatte.

Ob er davon wirklich eine neue Erkenntnis erwarten konnte, da war James sich nicht wirklich sicher. Aber es war der einzige Anhaltspunkt, der ihm zur Verfügung stand, also hielt er daran fest. Und während das Schuljahr fortschritt und die ersten großen Prüfungen abgehalten wurden, bereitete der 12jährige sich auf einen weiteren nächtlichen Ausflug vor.



Die schwere Eichentür bewegte sich mit gut geölten Scharnieren fast geräuschlos in den runden Raum hinein, und die völlige Dunkelheit wurde nur durchbrochen von der kleinen Kerze auf der Hälfte der Wendeltreppe. Nichts trat herein, und die Tür wurde wieder ins Schloss geschoben. Die komplette Stille einer unglaublich warmen Frühlingsnacht kehrte zurück, und nur eine sanfte Brise strich durch das offene Fenster auf der rechten Seite und bewegte die schweren Vorhänge der Betten. Der Ofen war ausgelöscht, und die regelmäßigen Atemgeräusche der schlafenden Jungen wirkten herrlich beruhigend.

Unter seinem Tarnumhang sog James Potter tief Luft durch die Nase ein und genoss diese Mischung aus Gemütlichkeit und Freiheit. Und trotzdem war er so in Gedanken, dass er sich bald die Zehen an dem pechschwarzen Kamin in der Mitte des Raumes gestoßen hätte. Ein Spaziergang durch die Nacht lag hinter ihm, eine Wanderung durch das Silberlicht des Vollmondes hinauf zum Rand des Verbotenen Waldes, und wieder hatte er nichts Wesentliches erfahren können. Wie er es sich schon beim ersten Mal gedacht hatte, handelte es sich um reine Routine. Ein Ritual vollzogen Madame Pomfrey und Remus Lupin, eingeübt und sturmerprobt, nur dass James keinerlei Zugriff auf den Anlass oder den Hintergrund erhaschen konnte.

Seufzend schlich er durch das Turmzimmer des Gryffindor Tower auf sein eigenes Bett zu, das zweite von rechts, an dem die dunkelroten Vorhänge zugezogen waren. Die Kissenrolle unter der Decke täuschte gekonnt seine Anwesenheit vor, damit niemand dumme Fragen stellte, und schaute sich noch einmal vorsichtig um, bevor er seine Tarnung ablegen würde. Sirius hatte ihm den Rücken zugedreht und schnarchte wie immer leise, weil ihm wahrscheinlich seine Haare in den Hals fielen, während das dicke Knäuel ihm gegenüber nur Peter sein konnte. Sie beide schliefen fest und friedlich.

Die Kordel lösend und gleichzeitig ein paar Finger durch die Restöffnung schiebend, verbreiterte James sein Luftloch, um sich endlich den wasserfarbenen Umhang abzustreichen. Doch kaum, dass er das getan hatte, kam Unruhe und Tumult ins Zimmer, und so schnell konnte er gar nicht gucken, wie er überrumpelt wurde.

Mit einem Mal schnellten die verbliebenen Zimmerbewohner aus ihren Betten hoch und warfen sich regelrecht herum, während gleichzeitig ein helles, strahlförmiges Licht aus Sirius' Zauberstab schoss. „Ha! Hab' ich's doch gewusst!“ rief er aus und funkelte James mit seinen dunklen Augen an. „Wo bist du gewesen?“ quietschte Peter mindestens genau so hysterisch, wie er seine Mutter immer karikierte, und schlug mit den flachen Händen auf seine Knie unter der eigenen Bettdecke.

Erst einmal konnte James überhaupt nicht atmen. Ihm schlug das Herz bis zum Hals, und er musste sich setzen, wie ihm sein Mund ganz trocken wurde und die Beine wegsackten. Eine Hand griff hoch an sein Brustbein, und er nahm einen tiefen Atemzug. „Sirius Orion Black, du hast mich zu Tode erschreckt!“ beschwerte er sich und rupfte sich die Brille von der Nase, um sich die Stirn zu wischen. Aber sein bester Freund kannte ihn zu gut. Missmutig schnaubend verbreiterte Sirius den Lumos-Strahl seines Zauberstabes, damit er ein gleichmäßiges, angenehmeres und besseres Licht hatte, und er rutschte etwas näher an die Bettkante heran.

Mit ausgestrecktem Finger deutete der Lockenkopf auf den nun auf den Boden herabgefallenen Umhang und machte eine abschätzige Geste mit dem Kinn. „Hattest wohl nicht vor, uns von dem Ding zu erzählen, was?“ knurrte er ihn regelrecht an und hatte dabei die Kiefermuskeln fest angespannt. Das schlechte Gewissen holte James endgültig ein. Ja, wieso eigentlich hatte er das für sich behalten?

Natürlich hatte er Remus nichts davon gesagt, weil er ihm sonst schlecht weiterhin hinterher schleichen konnte, und irgendwie war es ihm da logisch erschienen, es auch vor den anderen zu verbergen. Jetzt mal ehrlich: Peter hätte doch seine Klappe niemals halten können! Spätestens nach drei Minuten wäre es ihm irgendwo herausgerutscht, auf der Jungentoilette oder beim Essen oder wo auch immer. Der konnte Geheimnisse sehr schlecht auch geheim belassen. Und es nur Sirius zu sagen wäre irgendwie gemein gewesen gegenüber den anderen.

Trotzdem: Dass es Sirius nicht passen würde, wenn er es herausbekam, war ja eigentlich klar gewesen. Und James wog den Kopf hin und her und verkniff die Lippe. Was sollte er dazu schon noch drum herum reden? In diesem Falle jedoch überraschte ihn sein bester Freund. Zwar immer noch grummelnd, aber wenigstens nicht offen wütendem zuckte er die Achseln. „Also, was ist? Sagst du uns, wo du dich rumgetrieben hast, oder nicht?“

Noch bevor James überrascht den Blick heben und die beiden anstieren konnte, schlüpfte Peter unter seiner Bettdecke hervor und krabbelte blitzartig quer durch das Zimmer, bis er auf Sirius' Matratze hockte und sie alle ganz dicht bei einander sein konnten. Was immer der Grund war, aus dem Potter sich mit seinem Tarnmantel nachts durch die Korridore von Hogwarts schlich, ausgerechnet dann, wenn Remus nicht da war, es war sicherlich nicht für allerhand Ohren bestimmt. Ihre Stimmen senkten sich rasch zu einem Flüstern herab, wie sie James erneut aufforderten, sich zu äußern.

Was sollte das? Sie hatten ihn erwischt, es gab nichts mehr zu leugnen. Gefallen tat das dem Nesthäkchen der Vier überhaupt nicht, dafür kannte er seine beiden Kumpel hier mittlerweile zu gut, und er hatte lieber alles, oder zumindest mehr herausfinden wollen, bevor er es ihnen eröffnete. So hatte er doch eigentlich wirklich nicht viel in der Hand. Und trotzdem: Ihre erwartungsvollen Gesichter verhießen ihm Vergebung, wenn er jetzt wenigstens den Mund aufmachte. James Potter seufzte und schlug sich mit den Handrücken resigniert auf die Oberschenkel.

„Also gut,“ fing er an, sorgte aber gleich dafür, dass Peter und Sirius den Ernst der Lage begriffen. Diesen ganz speziellen Ausdruck bekam er dabei in die Augen, senkte das Kinn fast ganz auf seine Brust herab und zog die linke Braue steil nach oben, um über den Rand seiner Brille hinweg ihre Gesichter zu mustern. Der pummelige Junge grinste breit, und Sirius biss sich auf die Lippe, weil sie wussten, dass sie gewonnen hatten. „Aber ihr müsst es für euch behalten!“ verlangte James unter diesem Eindruck hastig. Sie nickten beide, ohne zu zögern, in einem sagenhaften Tempo. Gut. Er wollte ihnen vertrauen.

Noch einmal nahm er einen tiefen Atemzug. „Ich bin Remus nachgegangen,“ brachte er endlich heraus und wartete mehr oder weniger geduldig auf ihre Reaktionen. Typisch: Peter hielt sich sofort eine Hand vor den Mund und bekam so große Augen, dass man um deren Flüssigkeitsgehalt fürchten musste. Allerdings fiel auch Sirius alles aus dem Gesicht. „Du bist ihm nach St. Mungos gefolgt?“ raffte der einzig Dicke unter ihnen mal wieder gar nichts, und seine beiden Freunde rollten mit den Augen.

Das hatte Sirius sich schon irgendwie gedacht, dass da was faul war, wenn James hinter ihrem Ältesten einfach so hinterher lief. Und dass St. Mungos überhaupt nichts damit zu tun hatte, machte auch Sinn, bevor es ihm erklärt wurde. Nur noch interessierter rutschte Sirius weiter vor und musste seine Bettdecke festhalten, damit sie nicht herunter fiel. „Und? Was hast du rausgefunden?“ Niemand ging auch nur auf Peters Ausruf direkt ein.

„Er geht nicht nach St. Mungos. Und er geht auch nicht in den Krankenflügel.“ Und James berichtete ihnen, was er gesehen hatte an jenem Abend im März, kurz nach seinem eigenen Geburtstag, und er erzählte von dem Geheimgang mit der engen Wendeltreppe, die ohne Umwege in die hintere Eingangshalle hinabstieg, und von dem Treffen mit Madame Pomfrey auf dem Brunnenhof, dem Trampelpfad hinter Mr. Hagrids Hütte und der Peitschenden Weide. Und auch von dem Loch im Boden erzählte er ihnen, in dem ein paar grob in den Fels geschlagene Stufen hinabführten zu einem rasch in der Dunkelheit verschwindenden Gang ohne Beleuchtung.

Bauklötze staunend schlug Sirius ein paar Mal mit der flachen Hand auf sein umgeschlagenes Duvet, hin und wieder einen halbwegs unterdrückten Kommentar abgebend, während James redete. „Nein!“ murmelte er heiser, als sein bester Freund endlich zum Ende gekommen war. „Da brat' mir doch einer 'nen Augurey!“ konnte er es immer noch nicht fassen, und seine Hornhäute glänzten im Schein seines eigenen Zauberstabes, an dem er sich immer noch festhielt. Mittlerweile musste er das Holz ständig drehen, weil seine Finger so schwitzig waren, und das Licht flackerte davon so seltsam, als wäre der Mond mit einem Mal nicht mehr fest im Himmel verankert.

Ein wenig abwesend, starrte Peter zur Seite in die tiefen Schatten zwischen den Betten, kaute sich auf der Unterlippe rum und drehte sich schließlich hastig zu ihnen herum. „Du glaubst, die Peitschende Weide wurde gepflanzt, damit Remus heimlich das Schulgelände verlassen kann?“ fragte er irritiert und erntete damit anerkennendes Kopfnicken seiner Freunde. Wow. Mal wieder einer von Pettigrews seltenen Geistesblitzen! Respekt!

Und es ging noch weiter: „Aber das macht doch überhaupt keinen Sinn, James!“ protestierte der mausohrige 12jährige und fuchtelte mit den Händen herum. „Es gibt genügend Wege, Hogwarts zu verlassen, und wozu sollte man das heimlich machen? Jeder weiß doch, dass Remus hin und wieder krank ist!“ erinnerte er sie an die Tatsachen und schaute mit fast flehentlicher Miene von einem zum anderen.

Sich einschaltend hob Sirius eine Hand an sein Kinn und rieb es zwischen Daumen und Zeigefinger. „Nun, was James gesehen hat, spricht allerdings für sich,“ fand er und deutete auf den Jüngsten von ihnen wie ein Moderator bei einer Diskussionsrunde, wovon James beinahe gelacht hätte. Ausgerechnet Sirius als Vermittler, nee, klar. „Außerdem stimmt es: Die Weide wurde letzten Sommer gepflanzt, als Professor Dumbledore Schulleiter wurde,“ fiel es ihm wieder ein, und sogleich ergänzte Potter: „Und vorher durfte Remus nicht herkommen!“

Alle Drei gleichzeitig klatschten entweder auf die eigenen Oberschenkel oder auf die Matratze oder in die Hände, und leise ärgerte James sich jetzt, dass er nicht schon früher mit den anderen beiden darüber gesprochen hatte. Drei Hirne dachten halt um mehr Ecken als nur eins. Es war alles viel klarer: Remus war nicht zwei Jahre zuhause geblieben, weil er zu krank zum Schulbesuch war, oh nein. An seinem Zustand hatte sich überhaupt nichts verändert. Aber an Hogwarts! Die Politik war vollkommen anders geworden unter dem früheren Hauslehrer von Gryffindor, und Dumbledore hatte sich für ihn eingesetzt und selbst Maßnahmen ergriffen, damit er am Unterricht teilnehmen konnte! Aber wieso hatte Dippet das nicht auch getan?

Aus den kurzen Grübeleien aufgeschreckt und auf diesem Wege nicht weiterkommend, schüttelte Black den Kopf und schaute wieder auf. „Irgendeine Idee, wo er statt dessen hingebracht wird?“ Offensichtlich war Madame Pomfrey immer da, ließ ihn niemals alleine dort hinaus gehen.
Wahrscheinlich holte sie den Jungen auch wieder ab, jedoch war James niemals morgens dort gewesen, weil er in der Klasse saß, wenn Remus zurückkehrte, weit nach Sonnenaufgang, und wenn die letzten Schülerinnen und Schüler den Gemeinschaftsraum verlassen hatten.

Mit zusammen gepressten Zähnen nickte James. „Ja. Ich habe mir das Gelände genau angesehen, und es bleibt nur eine vernünftige Lösung,“ machte er deutlich, dass er sich wirklich Gedanken darüber gemacht hatte und das hier keine Vermutung war. „Nach Hogsmeade.“

Halb ablehnend, halb verwirrt, rümpfte Sirius die Nase und zog die Stirn kraus, und auch Peter hatte ein dickeres Fragezeichen im Gesicht als sonst. Für einen Moment fühlte Potter sich ein bisschen dumm, weil er das so unumstößlich angenommen hatte, und mit Schweißperlchen am Haaransatz schaute er seine Freunde von der Seite her an.

„Was gibt es in Hogsmeade?“ Prustend und sich mit einer Hand in der eigenen Leiste abstützend, wog Sirius den Kopf hin und her und überlegte. Wie war denn das noch gewesen? „Ich war nur einmal da, als meine älteste Cousine ihren Abschluss gefeiert hat, und das ist Ewigkeiten her,“ entschuldigte er seine Ahnungslosigkeit, und Peter zuckte die Achseln, um dann doch etwas zu sagen: „Da gibt’s einen genialen Süßwarenladen, Honeydukes!“ Natürlich hatte er sich ausgerechnet das merken können, und nicht nur deshalb grinsten sie mit einem Mal alle bis über beide Ohren.

Offenbar dachten sie alle das Selbe: „Was meint ihr?“ kicherte James. „Schokoladensucht?“ Peter und Sirius unterdrückten ihr aufkommendes Lachen so heftig, dass dem Pummel das Wasser aus den Augen spritzte und der Lockenkopf sich in die Hand beißen musste. Es dauerte einen furchtbar langen Moment, bis sie sich so weit wieder einkriegen konnten, um weiter zu reden, und selbst dann überkam den ein oder anderen immer noch ein Glucksen.

Endlich hob Sirius beide Arme und zog die Nase hoch, um die Lachtränen zu vetreiben. „OK, OK!“ sagte er belegt. „Wir alle wissen, dass Remus Schokolade frisst – und ich sage 'frisst', nicht 'isst' – wie Chinesen ihren Reis, aber das wird es wohl kaum sein.“

Das hatte sie also nicht wirklich weiter gebracht, aber jeder war Peter für die Auflockerung dankbar. Und da er sowieso der einzige zu sein schien, der wenigstens ein bisschen was gehört hatte, durfte er auch weiter reden: „Naja, sonst gibt’s da ein paar Gaststätten, ein Spukhaus, ein paar Geschäfte, das Postamt und die Eisenbahnstation,“ zählte er auf, was ihm so einfiel von seinem Besuch im letzten Sommer vor Beginn der ersten Klasse, denn seine Mutter hatte darauf bestanden, dass er erst einmal die Umgebung kennenlerne. Das brachte es aber auch irgendwie nicht. In eines der Wohnhäuser würde Remus sicher nicht gebracht, und einen besseren Heiler als Madame Pomfrey konnte das Dorf wohl kaum vorweisen.

Eine verzwickte Sache war das. Und herauszukriegen, wohin genau dieser Gang führte, war so gut wie unmöglich. Nicht einmal unter dem Tarnumhang konnte man an der Peitschenden Weide vorbei schleichen. Hatte James alles schon ausprobiert, und das Ergebnis war keineswegs schön gewesen, oh nein.

„Kannst du dich erinnern, was das für Geschäfte waren?“ klammerte James sich an den letzten Strohhalm, worauf Peter gleich wieder mit den Achseln zuckte und die Lippen schürzte. „Hm. Bekleidung. Zauberutensilien. Scherzartikel!“ benannte er die Wichtigsten und hob entschuldigend die offenen Hände. „Nichts Besonderes halt.“ Sie alle verfielen in Nachdenklichkeit und schwiegen einander nun eine ganze Weile an. Die kleine Standuhr auf James' Nachttisch tickte dabei vor sich hin und verdeutlichte ihnen nur umso mehr, wie viel Zeit sie dabei verbrachten.

Irgendwann gab Sirius auf. Diese ganze Hogsmeade-Geschichte machte keinerlei Sinn. Aber es gab noch genügend andere offene Fragen, für die sie vielleicht eine Erklärung finden konnten. Ein kleines Geräusch von sich gebend, erhaschte er sich die Aufmerksamkeit seiner Freunde und schaute James wieder mit ineinander geschobenen Brauen an.

„Und du sagst, er hätte überhaupt nicht krank ausgesehen?“ wollte er über das Thema diskutieren, das ihm am seltsamsten erschien. So hastig schüttelte Potter den Kopf, dass seine wirren Haare flogen. „Ganz und gar nicht!“ bestätigte er, und Pettigrew seufzte besorgt. Man hätte meinen sollen, es wäre genau umgekehrt, doch diese ganze Sache war komplett verwirrend.

Sie alle machten sich Sorgen, natürlich. Gut, OK, Vater hatte zu ihm gesagt in den Weihnachtsferien, dass es nicht so schlimm wäre, wie er es zunächst doch heimlich befürchtet hatte (und woher Mr. Potter die Gedanken seines Sohnes so exakt gekannt hatte, wollte der Junge gar nicht wissen), und immerhin hatte Mr. Lupin selbst das bestätigt. Aber dennoch: Sie sahen doch, was mit ihm geschah! Sie waren doch diejenigen, die seine unglaubliche Erschöpfung am 'Tag danach' mit eigenen Augen zu sehen bekamen! Es lag an ihnen, den völlig geschundenen Freund zu trösten, ohne ihn auch nur darauf anzusprechen, indem sie einfach nur da waren und ihre Späße trieben und dabei unmerklich Rücksicht nahmen, ohne dass er etwas davon mitkriegte! Sie hatten doch irgendwie ein Recht darauf, es zu wissen. Oder etwa nicht?

Peter druckste ein wenig herum, spielte heftig mit seinen Händen in seinem Schoß und verkrampfte immer wieder sein Gesicht, bis er es endlich über die Lippen bekam: „Was ... was denkt ihr?“ stammelte er und schaute von einem zum anderen, wie sie dort hockten in der silbrigen Dunkelheit und mit ihren Gedanken beschäftigt waren, und weil sie nicht gleich reagierten, präzisierte er sich: „Was für eine Krankheit ist das?“

Während Sirius schon seufzte, die Schultern zuckte und laut durch Mund und Nase prustete, blieb James vollkommen still. Die Hitze schoss ihm wieder in den Kopf, die sich vorhin dort ausgebreitet hatte, als sich Peter und Sirius zu erkennen gegeben hatten, und gleichzeitig bohrte sich ihm wieder dieses Stechen in das Innere seines hinteren Brustkorbs wie vor zwei Monaten bei dem Gespräch mit Lily.

Er hatte nicht gewollt (und tat das immer noch nicht), dass das Mädchen dahinter kam, bevor er es konnte. Nein, das war es nicht. Er wollte das überhaupt nicht! Und das hatte nichts mit ihm zu tun, sondern mit Remus. Schützen musste er ihn. Vor seinen eigenen Freunden, vor Menschen, die es nur gut meinten. Warum das so war? Nur unterbewusst hatte James eine Ahnung. Eines jedoch stand fest: Er würde ihnen nichts erzählen von 29 Tagen, er würde ihnen nicht sagen, wie sehr ihm diese Zahl aufstieß, und würde auf keinen Fall preisgeben, wie bekannt ihm diese Kratzer an Remus' Hals vorkamen, wenn er morgen früh zurückkehrte.

Noch immer so tief beschäftigt damit, bemerkte er gar nicht, wie Pettigrew und Black ihn aufmerksam betrachteten und Sirius dabei schon wieder diesen ganz speziellen Kniff in die Brauen bekam. So hatte er ihn auch vorhin angesehen, als er sich in seinem Bett herumgeworfen und sich zu erkennen gegeben hatte. „James?“ sagte er sehr leise und mit einem Unterton aus Verdächtigung. „Du weißt doch irgendwas.“ Aufgeschreckt hob Potter den Kopf. Verdammt. Sah man ihm das denn so sehr an? Röte kroch ihm in die glühenden Wangen, und Merlin sei Dank war es zu dunkel, um das preiszugeben.

Er senkte den Blick und nickte nur ganz leicht, worauf seine Freunde augenblicklich so weit zu ihm aufrückten, dass er Sirius' warmen Atem auf seiner Stirn fühlen konnte. Peter hatte sich auf den äußersten Rand der Matratze vorgeschoben und stützte sich mit beiden Händen auf den eigenen Knien ab, und ihre Gesichter waren ihm direkt zugewandt, forschten in seinen Zügen. Doch James blieb hart. Sich fest auf die Zunge beißend, schüttelte er den Kopf, legte die Stirn in Falten und wappnete sich gegen jeglichen Protest. „Ich habe eine Ahnung.“

Aus irgendeinem Grund war ihnen jetzt schon klar: James Potter wollte diese 'Ahnung' nicht mit ihnen teilen. Tief und fast murrend, atmete Sirius ein und drückte die Wirbelsäule durch, bis er ihn um einen halben Kopf überragte, und Peter schmollte ganz offen und verschränkte schnippisch die Arme vor der Brust. Das gefiel James nicht. Abwehrend hob er beide Hände und nahm sie sofort wieder runter. Er würde sich nicht in die Defensive drängen lassen. Seine Haltung war vollkommen legitim und richtig, daran gab es nichts zu rütteln.

„Jungs,“ eröffnete er sein Plädoyer und sah dabei mit einem Mal sehr gequält aus. Das raubte Sirius den letzten Fitzel an Zorn über so wenig Vertrauen, und er sackte wieder in sich zusammen, während Pettigrew die Arme an seine Seiten legte. „Ich bin mir nicht sicher, OK?“ erklärte James. „Und solange ich es nicht mit Bestimmtheit weiß, möchte ich nicht darüber sprechen.“ Nicht einmal angucken konnte er sie dabei, und es rutschte ihm mehr raus, als dass er es wirklich aussprechen wollte: „Ich möchte Remus nicht ...“ Die anderen beiden nickten augenblicklich und zustimmend. Sie hatten keine Ahnung, dass er 'Unrecht tun' hatte sagen wollen. Er wollte Remus kein Unrecht tun. Mein Gott, was hatte er denn da gedacht? Selbst erschrocken darüber, verstummte James.

Dass es hinter Potters Stirn ratterte, war unverkennbar, und auch wenn seine genauen Gedankengänge nicht zu verstehen waren, brauchten Peter und Sirius ihn nur zu mustern, um die ungefähre Richtung zu begreifen. Mit einem Mal wurde sein sonst so kindliches, fast niedliches Gesicht ganz herb und hart, und er nickte sich selbst zu, als müsse er sich Mut machen und sich bekräftigen. Und dann drehte er sich hastig zu ihnen herum und schaute sie genauso ernst und forschend an wie damals auf dem Weg zum Auswahlspiel der Quidditch-Mannschaft.

„Hört mir gut zu!“ sagte er und beugte sich zu ihnen herüber, so dass die drei Jungen ihre Köpfe zusammen stecken mussten. Aufmerksam und fast ohne zu atmen kamen die beiden älteren Freunde dieser Aufforderung nach.

„Remus ist unser Freund, richtig?“ fragte James, doch es klang eher wie eine Feststellung, herausfordernd und beinahe unter Strafandrohung bei falscher Antwort. Verwirrt runzelten Sirius und Peter die Stirn und nickten sofort. Was war das denn für eine Frage? Selbstverständlich war er das! „Er ist ein Teil von uns, er gehört unumstößlich zu uns, hab' ich recht?“ Ihre Mienen verzerrten sich nur noch mehr, so dass Sirius' einer Nasenflügel regelrecht brutal nach oben gezogen wurde und Peter aussah wie ein Wackeldackel auf dem Armaturenbrett eines Muggelautos. „Welche Krankheit er da auch immer hat, Remus John Lupin ist und bleibt für alle Zeiten unsere gemeinsame Mitte, seht ihr das auch so?“ Diese plötzliche Erkenntnis schien James kaum zu treffen, aber Black spürte eine Mischung aus hässlichem, atemraubendem Klumpen irgendwo zwischen Herz und Hals und gleichzeitig ein helles, glühendes Leuchten ganz tief drin im Bauch. Peters Augen füllten sich mit Wasser, wie er darüber nachzudenken schien, und er nickte immer noch ununterbrochen.

„Dann schwört's mir!“ verlangte James so befehlend und herrisch, als wäre er die McGonagall. Den einen Arm fest um Sirius Schulter legend, streckte er die Faust des anderen ruckartig zwischen die drei Körper der Jungen und hielt sie dort, geballt und ohne das geringste Zittern. „Was auch immer es ist!“ sagte er feierlich und wartete mit rasch hin und her wechselnden Blicken, bis auch endlich Sirius die Lippen schürzte und bestimmt nickend seine Hand auf die Faust warf, dass es klatschte. Den freien Arm legte er um Pettigrew und zog ihn damit näher. „Was auch immer es ist!“ Zögerlich, ein wenig ängstlich, als verkaufe er seine Seele an den Teufel, kaute Peter noch ein paar Herzschläge länger auf den eigenen Zähnen herum, doch dann bewegte sich sein rundliches Köpfchen in schnell aufeinander folgenden Nickern. Die linke Hand berührte James' Schulter, und auch seine kleine Rechte mit den kurzen Fingern legte sich oben drauf, während er bereits den Schwur abgab: „Was auch immer es ist!“


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Luna ist auch eine Person, in die ich mich von Anfang an verliebt habe. Sie gibt der Handlung einen wichtigen, neuen Anstrich und sie lässt Harry Dinge anders betrachten. Ich war ihr wirklich von Anfang an verfallen.
Michael Goldenberg