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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Ein Deal unter Heimlichtuern

von Teekon

Völlig außer Atem rannte der Junge, so schnell er konnte, und hätte man ihn sehen können, hätte man sich halb schlapp gelacht. James hatte wieder die Arme weit über den Kopf gehoben, um einerseits vollständig verdeckt zu sein und andererseits nicht auf den viel zu langen Mantel zu latschen und darüber zu fallen. Schließlich war das Ding für Erwachsene gemacht und nicht für einen relativ kurz geratenen nun 12jährigen. Der regenbogenfarbige Umhang wehte im Lauf hinter ihm her wie eine überlange und sehr hässliche Perücke, aber Merlin sei Dank war er ja unsichtbar.

Wie lange er dort unten auf dem Hügel im Gras gelegen, die Sterne beobachtet und die Nacht belauscht hatte, das konnte er nicht sagen. Eine Uhr hatte James nicht dabei gehabt, wo er doch schon halb im Schlafanzug gewesen war, aber es musste schon nach Zapfenstreich sein, denn auf den Fluren fand er keinen einzigen Schüler mehr. Nicht mal die Größeren, nicht einmal die Volljährigen aus der obersten Klasse schlenderten noch in Grüppchen durch die Gänge oder schlichen aus der Küche heraus, wo sie von den Hauselfen noch eine Kleinigkeit zum Nachtmahl abgegriffen hatten.

Die Beleuchtung war schon weit herunter gedreht. Die sonst hell lodernden Fackeln sahen abgebrannt aus und flackerten nicht mehr, und von den hängenden Laternen war bereits jede zweite verloschen. Richtig unheimlich mochte man das nennen, wie sich die Schatten zwischen den hohen Säulen verfingen und wie still die Hallen da lagen.

Madame Pomfrey war zurückgekehrt aus dem verborgenen Gang, ohne Remus, allein. Ihr Gesichtsausdruck beim Anblick der völlig ausgerasteten Weide war richtig witzig gewesen, aber James war nicht in der Stimmung zum Lachen. Aus dem Loch in der Erde hatte er die missmutige Stimme der Heilerin gehört: „Bei Merlins Bart, nun mach' doch nicht so einen Aufstand, du dummes Ding!“ Ein Wedeln ihres Zauberstabes, und der Baum verharrte wieder vollkommen still, bis die Krankenschwester in Sicherheit und zurück auf dem Trampelpfad quer über die Wiese war.

Das war der Moment für James gewesen, sich aufzuraffen und ihr zum Schloss zurück zu folgen. Mittlerweile jedoch war sie abgebogen, um zu ihrem Krankenflügel hinüber zu laufen, und so war James ganz alleine unterwegs. Naja, OK, die Jungs hatten sich schon ein paar Mal nachts aus dem Gemeinschaftsraum heraus getraut und sich im siebten Stockwerk umgesehen, jedoch war da nicht viel los.

Manchmal, wenn man großes Glück hatte, konnte man dort einen Blick auf den Lehrer für Wahrsagerei, Professor Pellyn werfen, der im Nordturm lebte. Tagsüber kam er nicht herunter, aber nachts schien er sich mit Vorräten einzudecken. Allerdings war es dem Mann schrecklich egal, man hätte ihm mitten ins Gesicht springen können, und er hätte sich kaum drum geschert, wo um die Zeit vier so kleine Kerle herkamen. Also versteckten sich die Zimmergenossen einfach hinter den nächstbesten Ritterrüstungen oder Statuen und trainierten ihre Fähigkeit, Lachkrämpfe zu unterdrücken.

Keuchend nahm James jeweils zwei Stufen auf einmal und bog sofort links ab, um einen schnelleren und weniger verwirrenden Weg nach oben zu finden. Die Treppen veränderten sich einfach zu häufig, selbst in der Nacht, da wollte er sich auf beständigere Pfade verlassen. „Vierter Stock ...“ murmelte er sich selbst zu und hielt sich einen Augenblick an der Wand fest, bis er besser atmen konnte. Wieso er eigentlich so rannte, begriff er selbst nicht. Es gab keinen Grund zur Eile, abgesehen davon, dass er ganz dringend mit Peter und Sirius sprechen wollte, die sich seinetwegen sicher schon Sorgen machten.

Hinter der Bibliothek gab es eine schmale Wendeltreppe, die sich zwei Etagen hinauf schraubte und ihn direkt bis zum Badezimmer im sechsten Stock führen konnte, das wusste James genau. Remus lief immer den Weg, wenn er es eilig hatte, zu seinen heißgeliebten Büchern zu gelangen, und deshalb war er gut beraten, dort entlang zu rennen.

Als James jedoch um die letzte Ecke bog und den engen Rundbogen schon erkennen konnte, auf den er es abgesehen hatte, blieb er so abrupt stehen, dass er beinahe wie ein Gummibaum zurück geschnellt wäre. Ein sich bewegender Schatten huschte dort hinten tanzend über die Wände, von Fackeln geworfen, und die schäbige, gebückte Gestalt von Argus Filch tapste in Sichtweite. Der Hausmeister hatte die Zähne gefletscht und suchte mit zu seinem Vornamen passenden Augen den gesamten Korridor ab. Dabei hielt er eine kleine Laterne hoch, die der von Madame Pomfrey sehr ähnlich war und sein schmutziges Gesicht auf scheußlichste Art beleuchtete. „Na? Was hast du gefunden, was, hm?“ murmelte er vor sich hin, mit diesem feinen, fast liebevollen Unterton in der Stimme, der nur einen Schluss zu ließ: Er sprach mit Mrs. Norris, seiner fiesen Katze.

Und da war sie auch schon: Mit hoch erhobenem Schwanz tigerte das widerlichste Katzenvieh aller Zeiten nah an der Wand entlang und maunzte dabei mit glänzenden Augen, immer näher auf den Eingang der Bibliothek zu. Sie konnte ihn riechen, das wusste James, aber sie konnte ihn unmöglich von so weit weg aufgespürt haben! Sich eine Hand vor den Mund haltend, unterdrückte er sein Atmen so gut er konnte und hatte keine andere Wahl als sich auf die Fähigkeiten seines Mantels zu verlassen. Bis er das Mädchen entdeckte.

Die stummen Wasserspeier rechts und links vom vergitterten Tor zur Bibliothek hatten sie verborgen gehalten, doch näher bei ihm als bei Filch versteckte sich eine kleine, schlanke Gestalt in den tiefen Schatten dahinter. Offenbar war sie noch in ihre Uniform gekleidet, und der Rock und die langen Haare verrieten, dass es sich um eine Schülerin handelte. Sie zitterte vor Angst. Und Filch kroch immer näher, nach vorn gebeugt wie Quasimodo, der Glöckner von Notre Dame aus Remus' Muggelbüchern. Ein fetter Klos aus Mitleid quetschte sich in James' Kehle nach oben, und er handelte kurzentschlossen.

Mit ein paar raschen Schritten überquerte der 12jährige Junge den breiten Korridor, und noch bevor das Mädchen sich umdrehen konnte, war er bei ihr und schloss den weiten Tarnumhang in der selben Bewegung, in der er einen Finger auf die Lippen legte. Nur einen tiefen, erschrockenen Atemzug nehmend, verstummte Lily Evans augenblicklich. Ihre hübschen, mandelförmigen Augen waren ganz weit aufgerissen, wie sie James anstarrte und kaum fassen konnte, wie er so aus dem Nichts hatte auftauchen können. Und wieso hatte weder Filch noch Mrs. Norris ihn gesehen? Und überhaupt, wieso war es mit einem Mal viel dunkler um sie herum?

Oh ja! Er hatte einen Mantel über sie beide geworfen! Der Stoff bewegte sich nur sacht von James' raschem Laufen, und sie erkannte das Gewebe, und ihr war sofort klar, um was es sich handeln musste: Einen Tarnumhang! Sich auf die Lippe beißend, verharrte sie vollkommen still und rührte sich nicht, während der Hausmeister näher und näher kam.

Grummelnd schnaubte er, als er nur einen Yard von ihnen entfernt vor dem Wasserspeier stehen blieb, hinter dem Lily sich versteckt hatte. „Aber da ist doch nichts, Liebes!“ schaute er seine Katze ganz enttäuscht an, die sich auf ihre Hinterbeine gesetzt hatte und in einer Art und Weise miaute, die ihn einerseits Lügen strafte und sehr beleidigt klang, andererseits in Richtung der Kinder deutete. Keines von ihnen atmete. Sie beide standen nur da, unter James' Tarnumhang, und starrten mit zusammengepressten Kiefern in Richtung des Hausmeisters. Oh, wann verschwand der denn endlich?

So hastig drehte Filch sich herum, dass sie beide gleichzeitig rückwärts taumelten und gegen die Wand stießen, doch das verursachte kein Geräusch, und so merkte der mürrische Mann nichts. Jetzt beäugten seine kleinen Glubscherchen das Gitter vor dem Tor, und er schritt darauf zu und rüttelte mit den dreckigen Händen daran. Lily hatte es gut wieder verschlossen, es gab nichts zu beanstanden. Offenbar hatte Mrs. Norris sich entweder geirrt oder bloß eine Maus gesehen, die sie gern wollte.

Mit einer raschen Handbewegung, die sie zu ihm rief, stapfte Argus Filch davon, und wenn auch zögerlich, schloss sich ihm die Katze an. Viel schneller nun bewegte er sich und war schon bald hinter der nächsten Ecke verschwunden. Seine Schritte verhallten irgendwo im Treppenhaus, und endlich trauten sich Lily und James, wieder zu atmen. Sprechen taten sie allerdings nicht. Nur mit einem Kopfnicken bedeutete der Junge dem Mädchen, was er beabsichtigte. Sie nickte, und gemeinsam eilten sie los und die Wendeltreppe hinauf und den nächsten Gang hinunter zurück zu den breiten Aufgängen. Wie zwei Wirbelwinde waren sie im siebten Stock und am Ende des Korridors, wo sie fast gleichzeitig ihre Köpfe aus dem Loch im Mantel herausstreckten. Die fette Dame war so erschrocken über die zwei schwebenden Kinderköpfe ohne Körper, dass sie nicht einmal nach dem Passwort fragte, sondern sie einfach hinein ließ, und ratzfatz befanden sie im Gemeinschaftsraum der Gryffindors und fielen keuchend auf ein Sofa.

Den Tarnumhang von ihnen beiden herunterziehend und zusammenknüllend, warf James das Ding auf einen Sessel vor ihnen und musste erst einmal herzhaft lachen vor Erleichterung. Augenblicklich stimmte Lily mit ein, und sie kugelten sich auf der Couch herum, bis ihnen die Bäuche weh taten. In Sicherheit! Bis sie sich wieder einkriegen konnten, verging einige Zeit, und schließlich war das Gesicht des Mädchens fast so rot wie ihre Haare, während der Junge sich die Brille abnehmen musste vor Lachtränen.

Er konnte kaum reden, so sehr japste er immer noch, doch James schlug sich fest auf den Oberschenkel und versuchte, vollkommen ernst und ein bisschen wütend auszusehen, wie er Lily anfunkelte. Es gelang nicht sonderlich gut, so breit wie er grinste. „Was zum Teufel hast du da draußen gemacht, Evans?“ fragte er und wandte sich ihr zu, dass er den linken Arm auf die Rückenlehne des Sofas legen und ein Bein anwinkeln musste. Die Knie in ihrem Rock zusammen gedrückt, biss Lily sich auf die Lippe und hob entschuldigend die Schultern. „Ich ... ich war in der Bibliothek!“ behauptete sie.

Ungläubig zog James eine Braue hoch. „Um die Zeit? Sind dir die guten Noten jetzt schon so wichtig, dass du Punktabzug für Gryffindor riskierst?“ Es war vielleicht als Witz gemeint, aber das rothaarige Mädchen fand das überhaupt nicht komisch, und das hätte er erwarten können. Gleich wieder von ihm genervt, kreuzte sie die Arme vor der Brust. Das war zwar sehr galant gewesen, dass er sie vor Filch gerettet hatte, gab ihm aber noch lange nicht das Recht, so unflätig zu sein. Einfach ein schrecklicher Junge!

„Nur zu deiner Information, auch wenn es dich eigentlich nichts angeht,“ kehrte der hochnäsige Ton in ihre Stimme zurück, und James hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. „Ich habe das für deinen Freund getan.“

Jetzt erst recht verwirrt zog der 12jährige den Kopf auf seinem Hals zurück wie eine Taube auf Nahrungssuche. Wie bitte? Sirius würde niemals jemanden in die Bücherei schicken ... Sein leerer Blick ließ Lily aufseufzen und mit den Augen rollen. „Für Remus!“ zischte sie und schlug sich mit den immer noch verschränkten Händen auf die Oberarme. So ein Trottel!

Oh. Ja. Den gab es ja auch. Und mit einem Schlag war alles wieder da, was er den Abend über erlebt hatte. Wie seltsam Remus sich aufgeführt hatte im Turmzimmer. Wie er ihm gefolgt war. Madame Pomfrey im Brunnenhof. Die Peitschende Weide und das Loch im Boden. Seine Stirn fiel augenblicklich in Falten, und seine Gedanken gingen auf Reise, während die Hälfte seines Verstandes nur bei ihr blieb.

„Remus hat dich in die Bibliothek geschickt?“ erkundigte er sich dümmlich und klang dabei kaum, als stelle er eine Frage. Lily starrte ihn an mit weit offenen Augen und deutlich sichtbaren Kiefermuskeln. Gott, konnte man denn wirklich so blöd sein? „Natürlich nicht, du Holzkopf!“ herrschte sie ihn an und verstummte erst einmal.
Sollte sie ihm wirklich sagen, wieso sie so spät noch durch die Schule geschlichen war? Ging ihn das denn ehrlich etwas an? Aber dann wieder ...

Wieso eigentlich nicht? Vielleicht konnte er ihr helfen, vielleicht konnte er ihr ein paar Dinge sagen, die sich durch logisches Denken und Beobachtungen nicht ergeben ließen. Wie ein Fisch nach Luft schnappend, schüttelte Lily den Kopf, überlegte noch mal und atmete wieder tief ein. Sie wandte sich ihm so hastig zu, dass ihr kupferfarbenes Haar flog.

„Ich habe nachgeschaut wegen seiner Krankheit, ob ich irgendwas finden kann, um ihm zu helfen!“ gestand sie also und schaute ihn dabei nicht richtig an. Sofort prustete James und bekam für einen Moment einen ganz dicken Hals davon, wie ein sich aufblasender Frosch. „Glaubst du, du könntest was finden, was jahrelang niemandem eingefallen ist?“ Mann, war die überheblich! Die dachte wohl, sie könnte es besser als die Heiler in St. Mungos! Lily errötete im schwachen Licht des ausglühendes Kaminfeuers, vor Scham, ebenso wie vor leiser Wut. „Es geht nicht darum, ihn zu heilen, sondern es ihm leichter zu machen. Freunde tun sowas, Potter!“ betonte sie seinen Namen so sehr, dass sie davon ein bisschen spuckte.

Er ging nicht darauf ein. Das war viel zu interessant. Ein Grinsen unterdrückend, erinnerte er sich daran, was Sirius gesagt hatte: Offenbar hatte Evans wirklich ein Faible für ihren Kumpel! Schmunzelnd griff er nach seinem Fußspann und räusperte sich etwas, bevor er fortfuhr. „Und? Irgendwelche Ideen, die du teilen möchtest?“ fragte er und schob sich die aufgekrempelten Ärmel hoch. Bestimmt nickte Lily mit geschlossenen Augen und richtete sich ganz auf in dem tiefen Sofa. „Oh ja, das habe ich!“ Und während James noch ebenfalls aufwachend das Rückgrat durchdrückte und sofort mit allen Sinnen wieder bei ihr war, sackte sie zusammen. „Naja, leider nur aus meinen eigenen Büchern, bis in die Bibliothek bin ich ja nicht mehr gekommen. - Dank Filch!“

Ihre sonst so hellen Augen wurden dabei ganz klein und blitzten bösartig, und James musste davon lauthals lachen. Das hätte er ihr absolut nicht zugetraut, dass Evans so fies sein konnte. Sie schaute aus, als wolle sie dem Hausmeister am liebsten gleich die Augen auskratzen. Davon huschte wenigstens ein winziges Lächeln über die roséfarbenen Lippen, und sie zuckte die Achseln.

So erwartungsvoll wie Potter sie anschaute, wollte er wohl jede Kleinigkeit ihrer Nachforschungen erklärt bekommen. Und irgendwie hatte Lily jetzt richtig Lust dazu. Niemand sonst teilte ihren Eifer dabei, und vielleicht war der freche Junge ja doch ein wirklicher und wahrhaftiger Kumpel für Remus. Also zog sie ihre Beine an und drehte sich auf dem Sofa ebenfalls herum, so dssß sie einander direkt ansehen konnten. „Also, pass auf!“ legte sie los und fing an, heftig zu gestikulieren. „Es gibt Muggelkrankheiten, die in regelmäßigen Abständen Schübe durchlaufen. Malaria zum Beispiel!“ erklärte sie in einem einzigen Redeschwall, und James war bald Feuer und Flamme. Auf sowas hatte er natürlich nicht kommen können, davon verstand er nun mal nichts, wo er doch keine Muggel kannte. Zauberer konnten Erkältungen kriegen, wieso dann nicht auch andere Krankheiten aus dem nicht-magischen Kreis? Und das mit der Regelmäßigkeit ... Überschlagend wollte er ausrechnen, wie viel Abstand denn jedes Mal zwischen Remus' Attacken bestand, doch da nahm sie es ihm schon ab:

„Es sind jedes Mal zwischen 28 und 30 Tagen, ich hab's nachgerechnet!“ verkündete sie stolz und grinste dabei von einem Ohr zum anderen, doch das fiel ihr sofort aus dem Gesicht, so wie ihre Hände auf ihre Oberschenkel fielen und sie resigniert seufzte. „Aber ich finde einfach keinen Zusammenhang.“ James' Blick glitt abwärts auf seine eigenen Hände, während er nachdachte. Die Brauen kräuselten sich regelrecht schlangenförmig, und seine Zähne knirschten im Grübeln. Ihn beobachtend schweiften Lilys grüne Augen über sein ganzes Gesicht, studierten die längliche Nase, die schmalen Lippen, die unglaublich wirren Haare und die rehbraunen Regenbogenhäute. Zu lesen gab es da nur wenig.

Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und griff unbewusst nach einer seiner herum spielenden Hände, um sie zu schütteln. „James, weißt du nicht vielleicht irgendwas?“ Dass sie ihn beim Vornamen nannte, bemerkte er überhaupt nicht. „Kannst du mir nicht sagen, was er überhaupt für Symptome hat?“ wollte Lily mit richtig flehentlichen Augen wissen, und James schaute zu ihr auf und war immer noch ganz durcheinander. Doch er wusste da auch nichts. Die Achseln zuckend konnte er sie kaum ansehen, wenn sie so enttäuscht dreinblickte. „Hab' ich nie gesehen,“ entschuldigte er. „Und gerade ist er wieder weg,“ hob er endlich den Kopf und presste die Lippen zusammen.

Hastig einatmend quiekste Lily und warf ihre Hände von sich. „Siehst du?“ meinte sie. „29 Tage!“

Für einen Moment mussten beide schweigen und ein wenig mehr nachdenken, und das Feuer knisterte seine letzten Scheite im Kamin aus. Wie spät es mittlerweile war, davon hatten sie keine Ahnung. Sich ein wenig abwendend, stierte James aus dem Fenster und grübelte, wälzte alle Informationen und fragte sich immer noch, wo Remus jetzt wohl war. Irgendwo in Hogsmeade. Wenn sie doch nur dorthin gehen könnten! Aber erst ab der dritten Klasse machte man regelmäßig Ausflüge ins Dorf. Das war keine Option.

Der Junge seufzte frustriert und wünschte sich so sehr, sich wieder wie da draußen auf der Wiese zu fühlen. Der Mond da am Himmel war so herrlich, so groß und voll und sein Licht so strahlend silbern und wunderbar und ... James hielt inne, und völlig ohne sein Zutun spulten sich die Gedanken ab. Sie ließen sich nicht lesen, nicht greifen, die eigenen Überlegungen! Nur unterbewusst blieben sie zurück und drückten ihm ein hässliches Stechen hinten und von innen in die Wirbelsäule. Mit einem Mal wusste er eines ganz genau: Lily Evans durfte auf keinen Fall weitere Nachforschungen anstellen! Viel zu schlau war sie dafür.

„Hör mal, Evans,“ sagte er plötzlich und zog an ihrer Hand, die immer noch in seiner lag. „Wir machen einen Deal.“ Erstaunt war es nun an Lily, den Kopf zurück zu ziehen und ihn fragend anzustarren. Was brabbelte der denn da? Wozu einen Deal? Sich ein wenig schüttelnd, öffnete sie die Handflächen und bat um Erklärung. Leise grunzend kaute James mit leerem Mund. „Ich erzähle niemandem, dass du heute Nacht draußen warst, und du hörst dafür damit auf, OK?“ Womit verstand sie sofort. Sie sollte nicht mehr nach Hilfe für Remus fahnden! Wieso nicht?

Empört schnappte das Mädchen nach Luft, eigentlich mehr verstört als wütend, konnte sich keinen Reim darauf machen und schüttelte den Kopf. „Hey!“ rief sie aus und zog ihre Hand zurück, fuchtelte mit dem ausgestreckten Zeigefinger herum. „Ich könnte genau so gut verraten, dass du dich nach Zapfenstreich auf den Gängen rumgetrieben hast!“ erinnerte sie ihn daran, wie es zu dieser seltsamen Unterhaltung hatte kommen können. Verdammt. Sie war sogar noch schlauer als er gedacht hatte. Grummelnd wog James den Schädel hin und her und gab klein bei. „OK, OK, dann machen wir zwei Deals!“ schlug er jetzt vor und überlegte fieberhaft, was er ihr anbieten könnte.

„Wir sagen erstmal beide nichts von heute Abend,“ konnte er gleich eine Übereinstimmung erreichen, und er hatte bereits Lilys volle Aufmerksamkeit. Na, da würde er sich schon was wirklich Interessantes einfallen lassen müssen, um sie von dieser Sache abzuhalten! Ihre Arme noch fester ineinander schiebend, lauschte sie stumm und schaute sich das an, wie James fieberhaft grübelte. Mein Gott, man konnte es regelrecht arbeiten sehen hinter seiner Stirn! Dabei sah er fast ein bißchen süß aus.

Sich auf die Lippe beißend, nahm James einen tiefen Atemzug und schaute sie wieder an. „OK, Evans, Vorschlag: Du hälst dich aus Remus' Gesundheit raus und dafür werde ich dir ...“ er stockte und hob beide Hände, um die Betonung darauf zu legen, „ich gebe dir alle verfügbaren Informationen über Lord Voldemort!“

Totenstille. Lily hatte den Mund offen stehen, und James fürchtete, dass sie in Kürze zu sabbern beginnen würde. Ihre Augen waren so aufgerissen, als würden sie ihr gleich aus dem Kopf quellen, und ihre Brust bewegte sich gar nicht mehr. Das Herz schlug gegen die Rippen, sichtbar, aber sie atmete nicht. Endlich begann sie zu stottern und sich heftig zu rühren. „Das ... das ist nicht dein Ernst!“ keuchte sie tonlos. James zog beide Brauen hoch und nickte rasch. „Ihr habt Informationen über Lord Voldemort?“ konnte sie es kaum fassen. Trotzdem sah er es gleich: Sie glaubte ihm jedes Wort. Und das konnte nur eins bedeuten: Lily Evans war definitiv und viel zu intelligent für ihn.

„Woher?!“ quietschte sie aufgeregt und hüpfte dabei auf dem Sofa herum, und James hätte fast gelacht. „Sirius' Eltern!“ erklärte er erst einmal kurz und knapp, was dazu führte, dass Lily innehielt und ihn fragend anstarrte. Oh. Ja. Sorry. Sie war ja ein Muggelkind, woher sollte sie das wissen? Ein schmatzendes Geräusch machend gestikulierte er. „Ach komm schon, die sind Schwarzmagier, warum, denkst du wohl, heißen die Black?“ Lily piepste. Nicht vor Angst, sondern wie ein „hab's geahnt“. Solche Leute konnten ja nur Kinder wie Sirius produzieren! Aber das hieß mit Sicherheit, dass ihre Informationen stimmten. Und verflucht, das war zu verlockend!

Mit herausgepressten Kiefermuskeln hörte sie auf, sich zu bewegen. „Also gut,“ sagte sie endlich. „Wir haben einen Deal!“ Und James grinste zufrieden. Perfekt! Jetzt konnte er sich ganz in Ruhe den eigenen Recherchen widmen!


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Dan ist wirklich gut. Mit ihm zu arbeiten war wunderbar. Armer Junge, er musste so geduldig sein. Ich musste schwafeln und darüber sprechen, dass ich der Meister des Universums bin, dass ich böse bin und dass ich ihn umbringen werde und er musste verschnürt dastehen, sich krümmen und vor Schmerzen stöhnen, während ich einen Monolog führte. Der Monolog des bösen Genies - kein Film ist komplett, wenn er fehlt. Ich liebe es, böse Figuren zu spielen!
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