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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Unter dem Umhang

von Teekon

Tatsächlich lief dieses Nachsitzen so bescheiden ab und endete mit dermaßen vielen, zerschlagenen Konservierungsgläsern unten in Professor Slughorns Verließ, dass Severus Snape und Sirius Black von nun an jeden Mittwoch abend zusammen verbringen durften. Bis zum Ende des Schuljahres. Und das war nicht nur für sie beide und abwechselnd einen ihrer Hauslehrer ein recht unerfreulicher Umstand.

Während also ihre Freunde, Avery, Mulciber und McNair auf der einen Seite, Pettigrew, Lupin und Potter auf der anderen, wie immer in der Mitte der Schulwoche ihren freiwilligen Zusatzangeboten nachgehen durften (oder einfach nur blöd in der Ecke rumlagen und sich ausruhten und dummes Zeug quatschten), vergnügten sich die beiden Streithähne bei niederen Arbeiten. Wie sie von nun an zueinander standen und was das für den einstweiligen Waffenstillstand zwischen den Häusern Slytherin und Gryffindor bedeutete, konnte man sich vorstellen.

Schon bald kam es zu ersten Vorfällen, die kaum vor den Lehrern zu verbergen waren, und je mehr Anklagen und Beschwerden von beiden Seiten eingingen, umso mehr breitete sich das Feuer über die Grenzen der ersten Klasse aus. Im März war es schließlich so schlimm, dass sich Schülerinnen und Schüler aus beiden Häusern nur noch in Gruppen außerhalb der direkten Einzugsgebiete ihrer Gemeinschaftsräume bewegten. Andernfalls lief man Gefahr, für die nächsten drei Tage mit Furunkeln bedeckt herumzulaufen oder einen enorm kleidsamen Schweineschwanz zu entwickeln.

Genau deshalb saß James Potter an jenem Abend auch allein auf dem Turmzimmer und hatte nicht vor, auch nur ein Härchen aus dem Porträt der fetten Dame heraus zu strecken. Es war wieder Mittwoch, und sein sonst angeschweißter Kumpan Black befand sich irgendwo in den unteren Stockwerken des Schlosses, um mit seinem „neuen Spielkameraden“ Schmierereien von der Decke zu kratzen, die Peeves besonders lustig gefunden hatte.

Ein Fenster stand sperrangelweit offen und ließ die wunderbar angenehme, nur langsam kühler werdende Luft eines warmen Frühlingstages hinein wehen. Selbst hier, so weit über dem grasbedeckten Boden, roch es ganz herrlich nach frisch aufgebrochener Erdkruste und ersten feinen Blümchen, und die Äste der Bäume quollen über vor aufsprießenden Blattknospen. Vögel zwitscherten und flogen geschäftig hin und her, mit dem Nestbau bereits fast fertig, während wunderhübsche kleine Schäfchenwolken über den blassblauen Himmel zogen. Am Horizont zwischen den Gipfeln der das Tal umgebenden Berge bildete sich schon das verwaschene Goldorange des Sonnenunterganges heraus.

Das sah viel zu schön aus, um es durch künstliches Licht zu zerstören, also entzündete James keine Lampe oder auch nur Kerze, und den Ofen würde er erst anwerfen, wenn er mit den Jungs zum Abendessen hinunter schlendern würde. Dann wäre die Temperatur genau richtig, sobald sie zum Schlafen herauf kamen. Und er brauchte jetzt auch kein Licht. Seit Sirius zur „Chain Gang“ verurteilt war, hatte er jeden Donnerstag seine Hausaufgaben, und die waren auch heute bereits vorbereitet. Fast hätte man sagen können, es war ihm ein wenig langweilig.

Die freiwilligen Zusatzangebote von Hogwarts waren vielfältig und interessant, aber James wollte sich nicht fest in einen Kurs einbinden, wenn das bedeutete, dort vielleicht richtiges Engagement zu entwickeln. Im nächsten Jahr käme er, komme was wolle, ins Quidditch-Team, und dann würde er dafür keine Zeit mehr haben. Das wäre nicht fair. Weder für die anderen in einem solchen möglichen Angebot, noch für ihn. Sich zu entscheiden, wenn er zwei Dinge besonders gern tat, gehörte nicht gerade zu seinen Stärken. Folglich hielt er sich einfach heraus und wartete ab.

Dagegen hockte Pete nun irgendwo im Erdgeschoss in einem der sonst ungenutzten Klassenräume und schubste kleine Steinchen über ein Spielfeld, bis eines davon platzte und stank, während Remus bei Professor Flitwick seine bereits gebrochene Stimme im Schulchor einsetzte. Naja. Die Probe wäre sicher bald vorbei, da musste er nicht mehr allzu lange auf den Ältesten warten. Und vielleicht konnten sie dann noch ein bisschen an den Plänen für diese kleine Gemeinheit arbeiten, die sie sich für Snapes Clique ausgedacht hatten. Wurde Zeit, es denen mal wieder so richtig zu geben.

Derweil hockte er auf seinem eigenen Bett im Schneidersitz, umgeben von ein paar weniger schulischen Büchern, in denen er bis vor Kurzem noch geschmökert hatte. Das eine war sein Buch über berühmte Quidditch-Spieler der letzten vier Jahrhunderte, das er zu Weihnachten geschenkt gekriegt hatte, während es sich bei dem anderen um einen von Remus' Privatschinken handelte. „Die drei Musketiere“ - ein waschechtes Muggelbuch aus der Sammlung seines nicht-magischen Großvaters. Und James hatte schon nach drei Kapiteln voller Überraschung zugegeben, dass das ein wirklich grandioser Roman war und er ihm ausgesprochen gut gefiel. Vor allem wahrscheinlich wegen der vier Hauptpersonen: Athos, Porthos, Aramis und d'Artagnan, unerschrocken und voller Ideale, für die sie zu kämpfen bereit waren – bis zum Tod – und dabei zusammenhielten wie Pech und Schwefel! „Einer für alle – und alle für einen!“ Genial!

Grinsend strich James kurz über den grünen Einband mit dem eingestanzten Titel und beugte sich noch etwas weiter über seine Füße vor. In seinem Kopf konnte er die einzelnen Charaktere zum Leben erwecken, und jeder der Musketiere hatte bei ihm ein ganz spezielles Gesicht. Inklusive bescheuertem Bart.

Aber jetzt war es zu dunkel, und die Zeit bis zu Remus' zu erwartender Rückkehr zu kurz, um noch ein Kapitel anzufangen. Leider hatte er auch gleichzeitig eine Ideenblockade, und ihm fiel so gar nichts mehr ein, was zum Schlag gegen Slytherin beigetragen hätte. Machte nichts. Seine Blicke schweiften ab und fanden das gut verschnürte Paket auf der Matratze, das er vorhin in seinem Schrankkoffer gefunden hatte, als er das Quidditch-Buch gesucht hatte. Das hatte er komplett vergessen gehabt! Nicht mal über die Ferien zuhause ausgepackt hatte er das, und jetzt fragte er sich, wieso er sich das nie genauer angesehen hatte. Ein paar Mal hatte er über's Jahr schon daran gedacht, und es hätte ihm in vielerlei Hinsicht bereits großartige Dienste leisten können. Wieso er daran nicht gedacht hatte? Keine Ahnung.

Wie zu sich selbst, zuckte James die Achseln und schürzte die Lippen, wie er jetzt danach griff und es an der Paketschnur zu sich heran zog. Dad hatte ihm das mitgegeben. Ein Geschenk konnte man es eigentlich nicht nennen, denn es war ein Familienerbstück. Uralt sei es, hatte ihm sein Vater erzählt, über 1000 Jahre alt, wenn nicht noch mehr, und die Potters aus Godric's Hollow hatten es über all die vielen Generationen immer vom Vater an den ältesten Sohn weiter gegeben. Und hier war es nun und gehörte ihm, dieses magische Artefakt, hergestellt in einer Technik längst vergessen und einer Präzision größerer Zauberer.

Fast ehrfurchtsvoll löste er vorsichtig die Verpackung von dem weichen Gegenstand im Inneren und machte anschließend erst einmal Platz auf seinem Bett. In alle Richtungen flog Bonbonpapier davon, eine vom besten Streich aller Zeiten übrig gebliebene Fangzähnige Frisbee kullerte keifend und spotzend unter Remus' Bettgestell, und ein Kissen fand mit dumpfem Geräusch seinen Weg zu Boden. James störte sich nicht daran, sondern entfaltete vorsichtig den seltsam silbrig-regenbogenfarbenen Stoff und breitete ihn sorgfältig vor sich aus. Sagenhaft!

Es war ein Umhang, wie ein Regencape geschnitten, mit einer Kordel aus dem gleichen Material wie der ganze Mantel am oberen Ende, um ihn zu zuziehen, jedoch nicht um den Hals, wie Vater ihm erklärt hatte. 'Du musst ihn ganz über den Kopf heben und gut verschließen, hörst du?' hatte er gesagt. Als wäre er noch immer zuhause in seinem Kinderzimmer, nickte James sich selbst zu. Wenn er so dalag, schaute er überhaupt nicht besonders aus. Man hätte ihn sogar als höchst unkleidsam beschreiben können, denn diese Farbe war wirklich unmöglich. Aber darum ging es ja auch gar nicht: Das hier war der Tarnumhang der Potters!

Sie hielten ihn geheim, erzählten nur ihren engsten Freunden davon, denen sie bedingungslos vertrauen konnten, und nutzten ihn seit vielen hundert Jahren für ihren Kampf auf Gryffindors Spuren, wann immer ein solcher von Nöten war. Und jetzt gehörte er ihm!

Na gut, wahrscheinlich war er eigentlich viel zu jung dafür. Bestimmt hatten seine Vorfahren die Mündigkeit erreichen müssen, manche hatten ihn vielleicht auch erst als tatsächliches Erbe in die Hände bekommen. Vater hatte doch gemeint, er wäre über zwanzig gewesen, als ihm Großvater den Umhang anvertraut hatte. 'Aber irgendwas sagt mir, mein Junge, dass du ihn gut brauchen können wirst.' James wusste genau, dass es weder aus seherischer Voraussicht geschehen war, noch aus weiser Kopfentscheidung. Er war für die Potters ein kleines Wunder. Der Letzte dieses Namens, sollte Vater sterben. Und fast hätten sie geglaubt, kein Kind mehr bekommen zu können, so spät, wie er sich dazu entschlossen hatte, auf die Welt zu kommen. Die Eltern der anderen Kinder waren fast alle 20, 30 Jahre jünger als seine. Aber das war ihm egal. Sie waren wunderbar, Mom und Dad!

Allerdings hatte er aus diesen Gründen auch enorme Narrenfreiheit bei ihnen und wusste das nur zu gut. Manchmal nutzte er das sogar aus. In diesem Falle jedoch hatte er erst recht spät begriffen, dass ein solches Geschenk vielleicht doch etwas verfrüht gewesen war.

Wie auch immer. Es passte ihm ganz gut in den Kram. Und zurückgeben konnte er es nun sowieso nicht mehr. Einen Tarnumhang hatte so gut wie niemand, schon gar nicht hier in Hogwarts, und erst recht keinen so guten. 'Potzblitz, Charlus!' hatte ein Kollege von Vater mal gesagt, ein Auror aus dem Ministerium, dessen Namen James vergessen hatte. 'Ich weiß nicht, was es ist, aber das ist kein gewöhnliches Demiguise-Haar!“ hatte der Experte gemeint und 'pass gut darauf auf!' gefordert.

Vorsichtig schob der Junge auf dem Bett eine Hand vor und unter den Umhang und erschrak fast, als hätte er es nicht erwartet. Wie abgeschnitten war von seinem Unterarm nur noch die Hälfte zu sehen. Alles andere, Finger, Handrücken, Gelenk und Speiche und Elle, verbargen sich dem normalen Auge. Selbst wenn er sich bewegte, wenn er mit den Nägeln von unten gegen den Stoff trommelte, gab es kein Schwirren, kein Flackern, nur das unberührte Duvet seiner Schlafstatt. James lachte leise und grinste breit.

Als er die sachten, schleppenden Schritte auf der Wendeltreppe zum Gemeinschaftsraum hin vernahm, auf die er schon eine Weile gewartet hatte, kam ihm eine komplett verrückte Idee, die er sofort in die Tat umsetzen musste. Egal wer das war, ob Remus oder Peter oder Sirius, derjenige würde sich zu Tode erschrecken! Hastig stopfte James die zweite Hand unter den Umhang und zog ihn rasch über seinen Kopf, so dass der ganze schlanke Körper darunter verschwand, und er musste ein Kichern unterdrücken. Geräusche hielt die Tarnung nicht ab.

Aber er fragte sich, ob man ihn wirklich so gar nicht wahrnehmen konnte. Von dieser Seite des Umhangs jedenfalls sah die Welt sehr seltsam aus, so als sei der Stoff gar nicht richtig fest und dicht gewebt, wie es von außen schien. Ganz ähnlich wie Licht durch die geschlossenen Vorhänge in winzigen Quadraten, Abständen zwischen den einzelnen Gewebefasern, fiel, konnte er auch von hier aus das Zimmer gedämpfter, aber ganz klar wahrnehmen.
Die Tür wurde aufgeschoben, und Remus tigerte mehr in den Raum, als dass er ging. Mehr grinsend und sich eine Hand vor den Mund haltend, hielt James mit zitternden Fingern die obere Öffnung fest und traute sich nicht mehr, noch rasch die Kordel zu zuziehen. Immerhin war das hier nur ein Test, und er würde höchstens warten, bis sich sein Freund gemütlich aufs Bett zurück gelegt hatte, um sich auszuruhen, bevor er das Teil abwerfen und wie eine Trollherde brüllen würde. Aber schon sein erster Blick auf ihn vertrieb das Grinsen aus seinem Gesicht, und Potter brauchte die Hand nicht mehr.

Die Brauen waren gedankenverloren ineinander geschoben, und Remus sah überhaupt nicht aus, als wäre er gerade von einer sonst doch immer lustigen Chorprobe zurück gekehrt. Dabei hatte er sich doch mit Evans längst wieder vertragen und die Zwei alberten wieder im speziellen Streberjargon, das außer ihnen beiden niemand so richtig begriff. Und wo doch Tenor und Sopran direkt neben einander standen, kehrte der Älteste der „glorreichen Vier“ doch sonst immer mit glänzenden Augen vom Mittwochabend-Ausflug zurück. Nicht so heute.

Statt dessen schaute Remus sich vorsichtig im Raum um und schien recht froh zu sein, niemanden anzutreffen. Er seufzte erleichtert und schob sich gänzlich durch die halb offene Tür, bevor er sie leise wieder ins Schloss drückte. Das war nicht der richtige Zeitpunkt für einen so blöden Witz, befand James, und entschied, erst einmal unter seinem Tarnumhang zu bleiben und bei Gelegenheit darunter aus dem Schlafsaal zu schleichen. Er wollte Remus nicht stören, wenn er sich nicht fühlte. Aber er sah eigentlich nicht aus, als ginge es ihm übermäßig schlecht. Weder hielt er sich die Seite, noch wischte er sich ständig von links oben nach rechts unten durchs Gesicht. Und seine Miene war auch nicht schmerzverzerrt. Ein bisschen sehr blass war er, ja, und er wirkte angespannt, aber nicht ernsthaft krank. Dafür hatte James das schon zu oft erlebt.

Mit festem, aber gemächlichem Auftritt, schritt der mittlerweile 14jährige durch das Zimmer auf sein eigenes Bett, gleich rechts neben James' zu und verstaute gleich die dünne Mappe mit den Chornoten zwischen dem Pfosten am Kopfende und dem Nachttisch, bevor er sich aufrichtete und erneut tief ein- und ausatmete. Seine Kiefermuskulatur war ganz verkrampft, und die Stirn konnte er nicht einen Moment entknittern. Seltsam kam James das vor. Hatte er irgendwelche Sorgen? War unten irgendwas vorgefallen? Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Ihm blieb nichts Anderes übrig, als sie mit klopfendem Herzen versteckt zu halten und Remus weiter zu beobachten.

Der gute Freund trat etwas näher an das Fenster zwischen ihren beiden Betten heran, bis entfernte Sonnenstrahlen auf sein Gesicht fielen. Es war spät, und ihr Licht mittlerweile schwach und beinahe Rot, und Remus' Haut schien davon zu glühen, als habe man ihm mit einer Wurzelbürste das Gesicht gewaschen. Glitzernde Sternchen bildeten sich auf seiner Hornhaut, aber er bemerkte das offenbar überhaupt nicht. Abwesend und völlig in sich selbst versunken, lehnte er den nach oben ausgestreckten und abgeknickten Unterarm gegen den Rahmen aus gemauertem Stein und seufzte schon wieder. Die Stirn berührte den langen Ärmel seiner Robe, und er schloss für ein paar Atemzüge die Lider, wie er sich an dem schwarzen Stoff rieb.

Am liebsten hätte James sofort seine Tarnung aufgegeben. Da stimmte was nicht. Das war nicht normal. Kein Erstklässler, kein 14jähriger benahm sich so, war so angespannt und verzweifelt nahezu! So durfte man aussehen, wenn man morgen NEWT-Prüfungen und absolut keine Ahnung hatte! So durfte man sich auch aufführen, wenn ein Mädchen nicht zum Abschlussball mit einem gehen wollte, das man ganz furchtbar toll fand! Aber kein Junge dieses Alters hatte einen solchen Weltschmerz mit sich herum zu tragen! Er traute sich nicht.

Sich sacht schüttelnd, warf Remus einen prüfenden Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk und wandte sich vom Fenster ab. Was auch immer er noch vorhatte: Es war offenbar nicht viel Zeit. Sich auf die äußerste Kante seines Bettes niederlassend, machte er keinerlei Anstalten, das Winterjacket oder auch nur den schweren Zauberumhang auszuziehen, sondern öffnete die Schublade seines Nachttisches und kramte einen Stapel zugeschnittener Pergamente sowie Tinte und eine Kurzfeder heraus. Die Brauen von James unter seinem Mantel schoben sich ineinander. Diese Zettel kannte er.

Ohne großartig darüber nachdenken zu müssen, schrieb Remus ein paar Zeilen nieder, pustete darüber, um die feuchte Tinte schneller trocknen zu lassen und wedelte das Pergament ein wenig, damit es noch rascher ging. Gleichzeitig verstaute er seine Habseligkeiten wieder und lehnte sich nach hinten über, um den vom Gestell herab baumelnden Schal aus dem Gebälk seines Bettes zu ziehen.

Was bei Merlins Bart wollte der jetzt damit? James hatte keine Zeit, darüber nach zu denken, und brauchte es auch nicht. Während er sich aufstemmte, wickelte Remus sich schon die lange Bahn in Gold und Rot sorgfältig um den Hals und bewegte sich auf ihn zu. Mit vor Schreck weiten Augen konnte James sich so gerade noch davon abhalten, einfach rückwärts und aus dem Weg zu rutschen.

Remus legte das ungefaltene, offene Stück Pergament in Größe einer Buchseite mitten auf James' Matratze ab und zog den Schal ein wenig fester um seinen Hals, bevor er sich die Hände in die Hosentasche steckte und sich der Tür zu wandte. Das kannte James! Er wusste mit einem Mal genau, was hier gespielt wurde, und er wusste nicht, was er davon halten, was er überhaupt fühlen sollte. Solche Zettel warteten ungefähr einmal im Monat auf die drei gesunden Jungen auf diesem Zimmer, nämlich immer dann, wenn Remus „krank“ war. Angesichts dieses Auftritts hier konnte James das jedoch nur noch in Anführungszeichen setzen. Eine seiner üblichen Botschaften war das, nichts Besonderes:

Hallo Jungs!
Wisst schon, wo ich bin! Macht Euch keine Sorgen, sondern lieber Eure Hausaufgaben! Bin bald zurück!
Isf:IbeT!
Remus!


Aber er sah nicht krank aus! Vollkommen aufrecht und so kräftig wie sonst an jedem Tag stand er hier vor ihm, zeigte keinerlei Anzeichen davon, dass sich das innerhalb kürzester Zeit ändern oder dass er irgendein Gefühl in der Richtung hatte. Und wieso zum Teufel streckte er den Kopf aus der Tür und lauschte hinaus auf Stimmen und Schritte im Treppenaufgang oder im Gemeinschaftsraum? Wieso ging er nicht einfach runter und in McGonagalls Büro, um ihren Kamin zu benutzen?

Die Entscheidung fiel blitzschnell, und während Remus sich kurz räusperte und auf die Stufen hinaus schlüpfte, sprang James vom Bett herunter und folgte ihm, gut verborgen unter seinem unfehlbaren Tarnumhang.


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