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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Ausrutscher und Austeiler

von Teekon

So zufrieden und kräftig hatte Severus Snape seit Ewigkeiten nicht mehr zugelangt. Mit einem offenen und freien Lächeln auf dem schmalen Gesicht, schaufelte er sich jetzt schon den dritten Nachschlag vom süßen Dessert auf den Teller, das er sonst eher verschmähte, rutschte sich auf der Bank zurecht und griff mit beiden Händen gleichzeitig nach Messer und Gabel. Dabei summte er leise und pflanzte sein Besteck regelrecht senkrecht auf der Tischplatte auf. Sein Becher war bis zum Rand voll mit Kürbissaft, die Serviette im V-Ausschnitt seines grün-silbern abgesetzten Pullunders übersät mit Flecken von Bratenfleisch, Preißelbeersoße und Kartoffelbrei.

Einen tiefen Atemzug nehmend, entschloss er sich zum Weiterfuttern, als habe er seit Wochen nichts zu sich genommen, klopfte noch mal mit den Griffenden von Messer und Gabel auf den Tisch und versenkte beides wieder in seiner Pastete.

Es war so schon eine unglaubliche Seltenheit, dass Sev wenigstens halbwegs gut aß. Normalerweise war er da eher kniepig, nahm gerade nur so viel zu sich, dass er nicht vom Fleisch fiel. Wie er es dabei geschafft hatte, bisher so groß zu werden und trotz seines stetigen Weiterwachsens nicht zu einem zweidimensionalen Strich in der Landschaft zu degenerieren, war jedermann ein Rätsel. Und wieso er ausgerechnet heute, in dieser Situation, fressen konnte wie ein Riese in Hinterrumänien, das konnte und wollte sich niemand erklären. Denn der Junge, der gemein hin bei seinen Hausgenossen nur mit Nachnamen gerufen wurde, hockte mitten zwischen einer Rotte 11jähriger Mädchen am hintersten Tisch in der Großen Halle. Und das war immerhin die Gryffindor-Tafel!

Seine Laune war einfach fantastisch! Die letzten drei Tage lang hatte Severus ununterbrochen gepfiffen und am liebsten lauthalt gesungen, aber das war ihm dann doch zu peinlich, und er hatte es unterdrückt und statt dessen immer, wenn ihn niemand sah, einen kleinen Hüpfer in seinen Gang eingebaut. Grässlich kalt war es draußen, und der Schnee hatte gleichzeitig zu schmelzen begonnen, was die gesamte Schlossumgebung in knöcheltiefem Matsch schwimmen ließ. Die Wege waren mit glitschiger Matschpampe überzogen und hatten schon so manchem Schüler den ein oder anderen Bruch oder fetten blauen Fleck über dem Steißbein eingebracht. Die Zwischenprüfungen liefen – und das grauenvoll, abgesehen von Zaubertränke vielleicht. Doch das Alles konnte ihn kein bisschen kratzen.

So richtig zu bemerken schien er dabei allerdings nicht, wie gegenteilig das Mädchen direkt neben ihm dreinschaute. Vielleicht wollte er das aber auch einfach nur nicht. Konnte schon sein, dass es ihm lieber gewesen wäre, wenn Lily Evans nach ihrer Geburtstagsfeier mindestens genauso fröhlich gewesen wäre wie er selbst. Aber das war sie eben nicht. Also tat er, als bekäme er das nicht mit und erfreute sich ein wenig an sich selbst und seinem sagenhaften Glück.

Immer noch in ihrem Pürée herumstochernd, stützte die Klassenbeste appetitlos ihre Wange auf den gleichseitigen Arm und machte dabei ein Gesicht wie Mr. Filch, sobald ein Schüler auch nur ansatzweise in seine Nähe kam. Belustigt schob Severus sich eine Gabel voll Zitronaden-Pastete so weit in den Hals, dass sie eigentlich hinten wieder hätte heraustreten müssen. „Bist du immer noch sauer, weil dieser Lupin nicht zu deiner Party erschienen ist?“ amüsierte er sich grinsend und schüttelte sein langes, schwarzes Haar, das unbedingt mal wieder eine Wäsche hätte vertragen können. Augenblicklich rollte Lily mit den Augen. Sevs Ausdrucksweise war heute ja mal wieder besonders unauffällig. Innerlich produzierte sie ein Kotzgeräusch, bevor sie sich schnaubend in seine Richtung wandte.

„Ich bin nicht sauer, Sev, ich mach' mir bloß Sorgen!“ korrigierte sie seine irrige Annahme, worauf er nur abschätzig prustete und weiter an seinem Nachtisch kaute. Peter hatte es ihr gesagt. Der Kleinste aus dem Turmzimmer war zu ihr herunter gekommen mit einem ordentlich gefalteten Stück Pergament in der Hand, das er offenbar zum Souflieren brauchte, weil er sich den Wortlaut seiner mitgebrachten Botschaft nicht hatte merken können. Über keine 50 Yards den Gang hinunter. Wieder krank geworden sei Remus, hatte er ihr erklärt und dabei einen hochroten Kopf gekriegt, ob wegen ihrer durchdringend grünen Augen, die ihn so sorgfältig gemustert hatten, oder aus einem anderen Grund, das hatte sie nicht einschätzen können.

Herunterschluckend fuchtelte Severus gestikulierend mit seiner Gabel herum, dass einzelne Krümelchen nur so flogen. „War wahrscheinlich bloß zu feige abzusagen,“ vermutete er und konnte das Grinsen kaum unterdrücken. „Oder seine sauberen Freunde wollten nicht, dass er geht.“

Wahrscheinlich hatten sie den strunzdummen Pettigrew einfach vorgeschickt, weil der solche Sachen am besten rüberbrachte. Der kapierte sie nämlich selber nicht. Entsetzt richtete Lily sich auf, und ihr bisher stützender Arm fiel mit einem dumpfen Klatschen auf den Tisch. Mit weit offenen Augen schüttelte sie nur den Kopf, starrte Severus fassungslos an. „Seit den Weihnachtsferien bist du total paranoid!“ konnte sie kaum glauben, wie schlecht es für ihn offenbar gewesen war, mit ein paar wenigen anderen Schülerinnen und Schülern die Ferien in Hogwarts, nicht zuhause zu verbringen. Wenn sie daran dachte, wie es bei ihm daheim ausgesehen hatte, war das eigentlich besser so gewesen. Die Rollläden waren herunter gelassen gewesen, und die Nachbarn hatten geflüstert, dass Mr. Snape wieder mal „allein“ wäre, und dass Mrs. Snape im Krankenhaus läge. Schon das dritte Mal im letzten halben Jahr.

Sie gar nicht richtig beachtend, zuckte der hagere 12jährige die Schultern und spießte ein weiteres Stück Pastete auf. Für ihn klang das nur logisch. Potter und Black waren das Letzte. Keine Ahnung, aber davon viel. Und eine furchtbar große Klappe, nur weil sie ach so tolle, stinkreiche Eltern hatten und sich alles erlauben konnten. Inklusive massiver Regelverstöße. Er konnte sich nicht mal entscheiden, wen von den beiden er weniger mochte.

Anfangs hatte er ja immerhin noch Lupin für einen einigermaßen beachtenswerten Kerl gehalten. Der war wenigstens nicht geistig zurückgeblieben. Er hatte sich sogar bereiterklärt, nicht nur in Kräuterkunde, sondern auch in Zaubertränke mit Lily und Lupin gemeinsam an einem Tisch zu arbeiten. Das war ihm nämlich dreißigmal lieber gewesen als mit einem seiner Kameraden aus dem eigenen Haus, von dem er sich dann ununterbrochen die blöden Sprüche hätte anhören müssen, wieso er sich mit einer Muggelgeborenen so gut verstand oder überhaupt abgab. Das dämliche Gelaber hing ihm zum Halse raus. Wenn an diesen „Theorien“ (das mochte er nicht mal so nennen) auch nur irgendwas dran war, wieso zum Geier zauberte, braute und hexte sie dann jeden einzelnen der ach so wunderbaren Reinblüter gnadenlos an die Wand? Alles Quatsch. Aber er war eben in Slytherin und musste sich anpassen, wenn er nicht ... Dann hätte er auch gleich zuhause bleiben können.

Wie auch immer. Mittlerweile hegte er eine Abneigung gegen den ältesten Erstklässler dieses Jahrgangs, die sich auf tieferer, subtilerer Ebene abspielte als bei seinen beiden besten Freunden. Er mochte das einfach nicht, wie der sich in Tränke zu Lily rüberbeugte und mit diesem eklig-süßlichen Kniff im Mundwinkel irgendwas flüsterte, das Sev nicht hören konnte, das Mädchen aber zu albernem Kichern hinriss. Und ihm gefiel das erst recht nicht, wie sie sich in Verteidigung verzauberte Papierflieger zukommen ließen und dann quer durch den ganzen Klassenraum irgendwelche Gesten machten, die sich darauf bezogen.

Aber am allergrässlichsten fand er dieses geheuchelte, schleimige Weichkeks-Getue, das anscheinend ganz besonders gut ankam. Bei jedem. Schülerinnen wie Lehrern. Und von den Jungs traute sich ja keiner, ihm ans Bein zu pinkeln: Der sah vielleicht aus, als würde jeder Windstoß ihn aus den Socken hauen, aber trotzdem war Remus Lupin einen halben bis ganzen Kopf größer als sie. Obendrein hatte er seine rachsüchtigen, fiesen Freunde. Und er war selbst ungemein gefährlich. Denn er war gut. Erschreckend gut.

„Das glaube ich nicht!“ protestierte Lily, und langsam mogelte sich diese steile Falte des Zorns auf ihre Stirn. Manchmal kapierte sie Severus einfach nicht. „Er hat sich wirklich gefreut, als ich ihn gefragt hab'! Ganz ehrlich!“ schaltete sie den Reflex aus, der ihr verriet, warum und wieso Sev sich so verhielt. Es ihm erklären würde sicherlich helfen. „Und jetzt guck' ihr dir an!“ Mit jedem Wort wurde sie leiser und gleichzeitig heiserer, und nur aus dem Augenwinkel zunächst nahm der Junge neben ihr wahr, wie ihr Blick sich von ihm abwandte und den langen, voll besetzten und mit Speisen überladenen Tisch der Gryffindors hinunter schweifte. Der Bissen seiner Pastete blieb ihm irgendwo zwischen Kehlkopf und Rachenmandel hängen, und mit einem heftigen Hustenstoß musste er das Teil befreien. Das Gefühl von Übelkeit blieb.

Gut eingebettet in den familiären Kreis seiner Freunde (und Severus kam nicht umhin, einen sehnsüchtigen Stich irgendwo in der Brustgegend zu verspüren) hockte Remus Lupin so tief herunter gebeugt zwischen den hoch aufragenden Köpfen der älteren Schülerinnen und Schüler, dass man von hier aus kaum mehr von ihm sehen konnte als Schultern, Hände und Kopf. Aber das reichte genau aus für Lilys Zwecke. Eingeknickt sah er aus, niedergedrückt, blasser und bleicher als jemals zuvor, die Ringe unter seinen Augen nicht mehr grau sondern schwarz wie die eines unheilbar Kranken. Sogar seine Haare hatten ihren Glanz verloren und hingen im stumpf über die Ohren.

Kopfschüttelnd flüsterte Lily, was sie damit hatte zeigen wollen: „Er sieht aus, als hätte er den Fahrenden Ritter geküsst!“ Es stimmte: Die rechte Braue war aufgeplatzt und schwer von einer purpurfarben leuchtenden Schwellung gekrönt, als sei er ein paar Mal gezielt gegen die steinernen Wände des Schlosses gerannt. Wesentlich kleiner, unauffälliger, stellten sich die restlichen Wunden dar, doch brachten die auch mehr zum Nachdenken. Winzige, kratzerartige Spuren, wie von fliegenden Splittern oder einer zerborstenen Glasscheibe gruben sich hier und da in sein Gesicht, den Hals und die Unterarme, mehr als die Hälfte davon schorfig und rötlich entzündet.

Severus verzog nur kurz das Gesicht, weil das für ihn nach Bestätigung seiner Vermutung aussah. Wahrscheinlich hatte er auf die Feier gehen wollen, seinen Kollegen hatte es nicht gepasst und da hatte es eben ein Paar drauf gegeben. Aber Lily bemerkte eben auch die Dinge, die Sev nicht sehen wollte. Peter saß ihm gegenüber und sorgte offenbar rührend dafür, dass sein Becher immer voll war und er genug trank, während James und Sirius rechts und links aufpassten. Niemand sollte ihn aus Versehen anstoßen und ihm dabei weh tun.

Die Stimme des pummeligen Pettigrew hallte ihr noch im Kopf wider, wie er von einem Fuß auf den anderen tretend vor der Tür auf sie gewartet hatte. Offenbar hatte zu seinen Instruktionen auch gehört, möglichst wenige Augenzeugen dabei zu haben. „Remus kann nicht kommen. Er ist wieder krank,“ hatte er ihr mit quietschender Stimme berichtet und dabei so viel Wasser in den Augen gehabt, als würde er augenblicklich losflennen. Ihr war es ganz egal gewesen, dass er nicht zur Party kam. Aber als sie gebeten hatte, rauf gehen und ihn besuchen zu dürfen, hatte Peter ganz heftig den Kopf geschüttelt. „Er ist nicht da, er ist in St. Mungos. Glaub' ich.“

St. Mungos! Das Krankenhaus für Magische Krankheiten und Verletzungen! Bei dem Gedanken alleine lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter. Lily Evans war muggelgeboren, sie konnte sich darunter vielleicht nicht so viel vorstellen wie die Kinder aus Zaubererfamilien, aber auch Muggel gingen ins Hospital, und das nur, wenn es wirklich ernst war. Und es bestätigte ihr gleich zwei Annahmen: 1. handelte es sich bei Remus „Krankheit“ um ein magisches Problem, also das Ergebnis einer Vergiftung, eines Fluches oder irgendeiner Scheußlichkeit, die nur Zauberer und Hexen befiel. Und 2. war die ganze Sache nicht die urkomische Lapalie, zu der es auf den Fluren heruntergespielt wurde. Pah! „PMS“! Remus war ernsthaft krank, vielleicht sterbenskrank, und die rissen ihre Witze!

Mit einem Mal fasste sie einen Entschluss, richtete sich vollendes auf an ihrem Platz und schlug mit den flachen Händen auf die Tischplatte. „Ich geh' jetzt zu ihm,“ sagte sie bestimmt und erhob sich so rasch, dass Severus nur die Augen aufreißen konnte. Sich erneut halb verschluckend, leerte er schlingend den Mund und versuchte krampfhaft, sich mit dem Zipfel der Serviette vor der Brust das Kinn abzuwischen, warf sein Besteck von sich und schwang ein Bein über die Bank. „Hmpf!“ machte er mit anzeigend erhobenem Finger, verhedderte sich halb in dem Sitzmöbel und stolperte auf den schmalen Gang zwischen diesem und dem Tisch von Hufflepuff hinaus. „Warte auf mich!“ kriegte er endlich heraus und folgte ihr so schnell er konnte, halb gebeugt, damit seine lange, schlacksige Gestalt drüben an der Slytherin-Tafel nicht so gut gesehen werden konnte.

Selbstbewusst wie immer blieb Lily direkt hinter dem ebenso hohen wie breiten Rücken von Peter stehen, wo sie sich direkt im Blickfeld von Sirius, Remus und James befand. Alle Drei schauten gleichzeitig zu ihr, aber während ein leichtes, gequältes Lächeln über das Gesicht des Mittleren huschte (sofort unterbrochen, denn offenbar schmerzte die Bewegung), verfinsterten sich die Mienen seiner beiden Freunde, und sie schlangen jeder von hinten einen Arm um seinen Rücken, als müssten sie ihn schützen.

„Was willst du?“ fragte Potter mit einem abschätzigen Zucken seines Kinns in ihre, aber besonders in Severus' Richtung. Sein Auftauchen schien die kleine Clique weit mehr zu irritieren als ihres, und Pettigrew stützte sich auf dem Tisch ab und drehte sich halb zu ihnen herum. Seine beiden großen Vorderzähne zeigend, musterte er Snape mit unverhohlener Antipathie.

Am besten wäre es, befand Lily still für sich, Potter und Black gleichermaßen zu ignorieren und nur zu tun, weshalb sie hergekommen war. „Hallo, Remus,“ lächelte sie nur vorsichtig winkend und versuchte, nicht allzu sehr seine Wunden zu betrachten. Noch ein wenig mehr in sich zusammensinkend, unterbrach er kurz den Blickkontakt. Offenbar war es ihm schrecklich unangenehm. Dass er nicht hatte selbst absagen können oder dass sie jetzt hier war?

„Hi, Lily,“ murmelte er nur und musste sich räuspern, weil seine Stimme eher wie ein Reibeisen als nach einem 13jährigen klang. So schlecht, wie er sie anschauen konnte, tat er ihr erst recht leid, und sie entschied, das hier rasch über die Bühne zu bringen: „Ich wollt' dir nur sagen: Es ist nicht so schlimm, dass du nicht kommen konntest.“ Oh Mann, das hörte sich total blöd an! So in der Richtung 'ohne dich war's eh besser' oder sowas in der Art! Das waren nicht die richtigen Worte, aber die jetzt so schnell zu finden war ganz schön schwierig.

„Also, ich meine ...“ stotterte das Mädchen und ließ ihre flachen Hände gegen die Seiten ihres Rocks fallen. „Es tut mir sehr leid, dass du nach St. Mungos musstest, und wenn du mal irgendwie Hilfe ...“ Weiter kam sie nicht, als sich aus allen Richtungen erst die Ohren aufstellten und sofort Augen folgten, wie sich jeder Schüler und jede Schülerin in Hörweite herumdrehte. In unmittelbarer Umgebung wurde es so still, dass selbst die lauten Geräusche rundherum verschluckt wurden. Lily biss sich auf die Lippe. Oh Mist.

James Potter drückte sein Rückgrat durch, bis es steif wie ein Besen und genauso gerade war, und dabei sog er kontinuierlich Luft ein. Die rehbraunen Augen hinter der runden Brille wurden winzigklein, und seine Kiefermuskeln verkrampften sich zu festen Klumpen. Die Arme um Remus' Rücken griffen enger, und die beiden außen sitzenden Jungen rutschten dadurch noch enger auf und verdeckten ihren Freund damit fast komplett, während der immer tiefer dazwischen versank und sich zu wünschen schien, er sei unsichtbar. Sirius Black ragte nun über ihn hinweg und verbarg ihn richtiggehend unter seiner Schulter, wie er mit festem Blick zu ihr aufschaute, und seine dunklen, fast schwarzen Augen blitzten sie funkelnd vor Wut an. „Ich denke, es ist besser, du machst jetzt 'nen Abgang, Evans! Und zwar pronto!“ empfahl er ihr, und die Adern an seinem Hals pulsierten von den anderen, viel gemeineren Sachen, die ihm auf der Zunge lagen.

Er hatte ja recht. Das war das Dümmste gewesen, was sie hätte sagen können. Das ging doch niemanden etwas an! Und er hatte Peter schließlich nicht aus Spaß zu ihr geschickt, dass er sie herausbitte aus dem Klassenraum voller Partygäste. Oh Gott, das war ihr so peinlich! Weniger wegen Sirius' eiskalten Worten als wegen dieses bescheuerten Fehlers brach Lily in Tränen aus, drehte sich auf dem Absatz herum und stürzte davon.

Zurück blieb ein perplexer Severus Snape, immer noch mit der Serviette im Ausschnitt, der ihr dieses Mal nicht nachrennen konnte.

Und er wollte auch nicht. Die Fäuste an seiner Seite ballten sich so heftig, dass sie ganz weiß wurden. Wie konnte es Black, diese dreckige Ratte, nur wagen, so unglaublich gemein zu Lily zu sein? Was hatte sie ihm denn getan? Und selbst wenn sie etwas getan hätte, das solche Grobheit gerechtfertigt hätte, war das kein Grund! „Reife Leistung, Black, ein Mädchen zum Weinen zu bringen,“ gratulierte er klar und deutlich hinter dem Vorhang seiner dunklen Haare, und kassierte sofort ein pampiges „halt dich da raus, Snivellus!“

Für solchen Quatsch hatte Sirius jetzt weder Zeit noch Lust. Er wollte sich um seinen Freund kümmern, da konnte er kein bisschen seiner sowieso begrenzten Geduld ausgerechnet für den ungewaschenen Slytherin aufbringen. Aber Snape war jetzt wütend. Wie ein eisiges Feuer brannte ihm das in der Magengrube, und er hatte endgültig die Schnauze voll von Blacks rotzfrecher Klappe. „Mein Name ist Severus!“ knurrte er und versteifte seinen ganzen Körper in Anspannung, um nicht loszubrüllen und zu platzen.

Meine Fresse, musste der ausgerechnet jetzt einen Zwergenaufstand proben? Sirius rollte mit den Augen und presste die Kiefer aufeinander. Das war ehrlich nicht der richtige Zeitpunkt, um ihn zu reizen. „Beschwer' dich bei deiner Mutter – Snivellus!“ blieb er dabei und hatte nicht vor, auch nur einen Schritt zu weichen. Es brachte das Fass zum Überlaufen. Mit der Faust zwischen Peter und Stebbins auf den Tisch schlagend, lief Severus hochrot an und bekam den sprichwörtlichen dicken Hals. „Lass' meine Mutter aus dem Spiel!“ Im gleichen Augenblick, in dem seine Handfläche die Tafel berührte, war Sirius von der Bank aufgesprungen und schon halb über dem Tisch, wie er unter die Serviette langte und sie dem anderen Jungen mitten ins Gesicht schlug. „Dann lauf' nicht rum, als könntest du nicht ohne ihre Hilfe, Snape, und jetzt geh' mir aus den Augen!“ schrie er ihn an, dass endlich der gesamte Saal sämtliche Gespräche automatisch einstellte und alle Köpfe, inklusive der Lehrer sich zu ihnen umdrehten.

Severus hatte nicht die Gelegenheit dazu, verbal oder mit einer seiner geballten Fäuste auf Sirius los zu gehen und endlich mal zu testen, wer von ihnen beiden wirklich das Duell überstehen würde, egal, ob mit oder ohne Zauberstab. „Mr. Black!“ vernahm man die aufgebrachte Stimme von Professor McGonagall, wie sie vom Podest des quergestellten Tisches herunter eilte, dicht gefolgt von ihrem Kollegen Professor Slughorn, dem Hauslehrer von Slytherin. „Snape!“ brüllte der auch bereits mit donnernder Stimme. Ohne einen weiteren Moment abzuwarten, zuckte Severus rückwärts, während Sirius immer noch mit einer Hand in seinem Kragen verhakt blieb und keine Anstalten machte, sich zurück zu ziehen.

Ihre Robe knisterte, als wäre sie genauso entsetzt und wütend wie die Hauslehrerin selbst, und McGonagall gab sich nicht einmal die Mühe, sich großartig zu erklären. „Nachsitzen! Sie beide!“ blaffte sie die Erstklässler an, die es gewagt hatten, den Frieden der Großen Halle mit derartig körperlicher Gewalt zu stören. „Und zwar gemeinsam!“ fügte sie zischend an und stürmte wieder davon.

Endlich ließ Sirius den Kragen seines Gegenübers aus seiner Hand gleiten. Na toll. Das würde bestimmt ein heiterer Abend.


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