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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Fortescues wärmendes Wintereis

von Teekon

Überall hingen lange Girlanden aus geflochteten Tannenzweigen, geschmückt mit roten und grünen Schleifen, Kugeln, Sternen und blinkenden Lichtern. Quer gespannt über die verwinkelten Gassen und die breite Straße waren lauter Ornamente mit lebenden Feen als Beleuchtung, und die Fenster quollen über vor unechten Schneemännern, Schlitten, Eiszapfen und Äpfeln. Die Auslagen waren zu geworfen mit Gebäck und Zuckerstangen, lachenden Schokoladen-Weihnachtsmännern und ganzen Kesseln voller Nüsse und Zitrusfrüchten. Silberne Glöckchen ersetzten die üblichen Windspiele, die neue Kundschaft ankündigten und die bereits Zufriedenen verabschiedeten, und so erklang das fröhliche Klingeln in kürzesten Abständen, als gäbe es überhaupt keine Pause dazwischen.

Schnee hatte sich auf den eingezogenen Markisen, den Fenstersimsen und Laternen niedergelassen, war über den Rinnsteinen zusammen geschoben und aufgetürmt und bedeckte trotzdem jeden einzelnen Pflasterstein, plattgetreten von unzähligen Stiefeln und gefütterten Schuhen. Verzauberte Türknäufe sangen Weihnachtslieder, während glücklich strahlende Menschen an ihnen vorbei liefen und voreinander die Hüte zogen, um sich frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr zu wünschen. Jede Atemwolke gefror vor dem Mund, wenn man es denn schaffte, an den dicken, gestrickten Schals vorbei zu pusten, und es roch ganz wunderbar verführerisch nach heißem Kakao und Pastete und gebratener Gans.

Die Winkelgasse war so vollgestopft mit langsam vorankommenden Hexen und Zauberern inklusive ihrer vielen Kinder, dass man allerdings nicht frieren konnte. Die Masse schob sich gemütlich zwischen den Häusern hindurch, während sich jeder in den Schaufenstern umguckte, um die zum Fest geschenkten Galleonen möglichst rasch wieder loszuwerden. Eng war es trotzdem nicht. Einfach nur sehr, sehr schön! Wie jeder typische erste Einkauf gleich nach Weihnachten! Aber dieses Mal umso herrlicher, weil Remus sich mit frischen Zutaten für den Zaubertränke-Unterricht in Hogwarts eindecken durfte! Und außerdem hatte er vor, sich ein viel zu schweres, viel zu dickes Buch zu kaufen, jawohl!

Gut eingepackt in lange Mäntel über ihren Roben und den sogar noch darunter getragenen Feiertags-Anzügen aus bestem englischem Tweed, viel zu langen, schwarzen Schals und weichen Lederhandschuhen, schlossen sich John Lupin und sein 13jähriger Sohn ohne Eile einfach dem langen Tross aus Einkaufenden an. Schon mit einem sehr schweren Sack aus fester Jute bewaffnet, hatte der Vater einen Arm leicht um den Jungen gelegt, knapp unterhalb der Schulterblätter, damit er ihn im Gedränge nicht verlor. Alles andere als aufmerksam starrte Remus nämlich mal wieder mehr auf seine gestikulierenden Hände oder auf irgendeinen halb ausgegorenen Plan vor seinem inneren Auge denn auf den Weg, und dabei plapperte er ununterbrochen. Ob er dabei mit sich selbst oder mit John sprach, da war der Ministeriumsangestellte sich nicht so sicher. Sanft lächelnd jedoch nickte er, wann immer er Zustimmung geben wollte und betrachtete dabei den Feuereifer und die leuchtenden Augen seines Lieblings. Unglaublich, was drei Monate Hogwarts doch aus ihm gemacht hatten!

Die unkindliche Melancholie war fort. Nicht eine Minute mehr verbrachte Remus allein daheim in seinem Zimmer auf der kleinen Bank vor dem Fenster und stierte träumend in den winterlichen Garten hinaus. Nein, er war im Salon, bei ihnen, erzählte strahlend von all dem Unsinn, den er mit seinen Freunden anstellte, bis Isabel halb entsetzt, halb belustigt in Kicheranfälle ausbrach und „oh Merlin, Remus, nein!“ ausrief. Ab und zu warf er dann ein paar wirklich relevante schulische Leistungen ein, die er erbracht, die ihm aber eher peinlicher erschienen als ein zusammenstauchender Rüffel von seiner Hauslehrerin. Das Schlimme daran: Seine Eltern kamen nicht umhin, das ganz ähnlich zu sehen. Natürlich waren sie stolz auf ihn! Selbstverständlich war es für sie ein beglückendes Erlebnis, dass ihr Sohn so gute Noten bekam! Aber dennoch: Dass er intelligent war, hatten sie ein Leben lang mitgekriegt. Seine bisher verborgenen Qualitäten, die erst durch andere Kinder herausgekitzelt wurden, waren die größeren Wunder für sie. Wie schön er lachen konnte ohne die bedrückte Angst!

„Krötenaugen muss ich noch haben! Und mindestens ein Bündel Gänseblümchenwurzeln!“ zählte Remus auf und streckte dazu jedes Mal einen Finger mehr aus, wenn ihm etwas Neues einfiel, und dazu nickte er bestimmt und rollte mit den Augen. John konnte nicht mehr an sich halten und lachte einfach los, als hätte der Junge etwas völlig Verrücktes gesagt, und dabei klopfte er ihm zärtlich auf den Rücken und schüttelte den Kopf. Was daran jetzt so witzig war, verstand Remus allerdings nicht und warf seinem Vater einen halb besorgten, halb irritierten Blick zu. Zu viel Eierpunsch. Definitiv.

Eine kleine Seitengasse passierend, hielten die beiden Lupins jetzt zielstrebig auf Flourish & Blotts zu, wo sich auf den Stufen eine Traube an Menschen gebildet hatte. Das war vor fast jedem Geschäft so, und ganz besonders vor den Cafés und versteckten Restaurants sammelten sich die Erschöpften für eine kurze Pause im Einkaufsstress. Remus war noch lange nicht müde! So viele Ideen hatte er noch, wo er hingehen wollte, aber erst einmal konnte er an nichts Anderes denken als endlose Regale, bis unter die Decke vollgestopft mit allerhand Büchern und Enzyklopädien, Rezeptsammlungen und vor allem Experimenteller Zauberei, dass er sich kaum zurückhalten konnte. Warum mussten die denn alle im Weg stehen? Konnten die sich nicht mal beeilen? Hatten die kein Zuhause?! Ungeduldig quietschend, anschließend murrend und den Unterkiefer verschiebend, bis seine Nase sich total verzog, senkte er den Kopf ein wenig, um eine passende Stelle zum Durchschlüpfen zu finden. Jedoch kam er nicht dazu.

Wie der andere Junge ihn überhaupt hatte erkennen können zwischen all den drängelnden Leuten, die doch viel größer waren als er, konnte er sich nicht vorstellen. Und trotzdem: Gegen das fröhliche Reden und Blubbern der Leute, gegen die schlurfenden Schritte und das Gebimmel der Glöckchen und das Singen der Feen und Türknäufe vernahm Remus deutlich einen Ruf. „Hey, Lupin! Luuuuuupin!“ gröhlte eine wohlbekannte Kinderstimme, massiv verstärkt durch die vor dem Mund zum Trichter geformten Hände. So rasch und unerwartet blieb der 13jährige stehen, dass man ihm fast in die Hacken gerannt wäre, aber die Nennung des Nachnamens hatte auch Vater dazu veranlasst, auf der Stelle festzuwurzeln, und sein starker Arm in seinem Rücken hielt die anbrandende Menge von ihm fern. Während Remus in Bauchhöhe der Menschen versuchte, das passende Gesicht zu der Stimme ausfindig zu machen, reckte John sich auf die Zehenspitzen und überblickte die ganze Szene auf der Kreuzung. Sobald er grüßend die Hand hob und lächelte, wusste sein Sohn, in welche Richtung er gucken mußte.

Tatsächlich: Halb auf, halb mitten drin in einem Schneehaufen an der Straßenecke beugte sich der andere Junge in einem ganz ähnlichen dunklen Übermantel weit nach vorne, die Hände immer noch im Gesicht, und der gold-rot-gestreifte Gryffindor-Schal baumelte gegen sein Knie dabei. Die Haare wie immer entsetzlich wirr, die runde Brille schief auf der Nase, hob er eine Hand und winkte wie blöd, sobald sich ihre Blicke trafen. Das Lächeln, das sich augenblicklich auf Remus' Lippen ausbreitete, war göttlich. Sich in die Unterlippe beißend, quietschte er regelrecht, schüttelte die eigene Hand, dass sie weh tun musste und brüllte: „James!“

John hatte sich nicht vorstellen können, eine Steigerung seiner wiedergefundenen Kinderfreude erleben zu können, bis sein Sohn ihn fest am Ärmel packte und quer durch all die vielen Leute hindurch, ohne Rücksicht auf Verluste, dort hinüber zog, wo Charlus Potter neben seinem Jungen an einem Laternenpfahl lehnte.

Ungeduldig von einem Ohr zum anderen grinsend, hüpfte der Erstklässler auf und ab und konnte es kaum erwarten, bis die Lupins ihren Standort erreichten. Dabei hatten sie sich vor weniger als sechs Tagen erst voneinander verabschiedet auf dem Weg in die kurzen Weihnachtsferien. Während sein Vater noch den Kollegen aus dem Ministerium mit einem Heben des Kinns grüßte und schon „John!“ zu ihm herüber rief, sprang James mit einem Satz aus dem Haufen zusammen geschobenen Schnees und streckte beide Fäuste in Höhe seiner untersten Rippe aus, die eingeklappten Daumen nach oben. Den Ärmel, an dem er gezogen hatte, loslassend und damit seinen alten Herrn regelrecht ins Stolpern bringend, erwiderte Remus diese Geste augenblicklich, hob die Arme allerdings höher und offenbarte damit schnell, was er vorhatte. Die Fäuste des 13jährigen schlugen auf die des Jüngeren, dann umgekehrt, die Grundglieder und Fingerknöchel gegeneinander, die flachen Hände auf die Brust des jeweils anderen in einem völlig verwirrenden, aber synchronen Rhythmus, bevor sie ohne Vorwarnung mit beiden Füßen einen Hüpfer vollführten, der sie Seite an Seite brachte, um mit den Hüften kräftig aneinander zu stoßen. Schließlich wandten sie sich einander wieder zu, schlugen mit der rechten Hand in die des anderen ein und beugten sich nah genug über die gleiche Schulter, um sich etwas ins Ohr zu flüstern. Erst jetzt trennten sich die beiden Jungen wieder voneinander und standen sich gegenüber, strahlend wie zwei kleine Sternschnuppen und musterten sich, als hätten sie sich mindestens 15 Jahre nicht gesehen.

Mit offenen Mündern und komplett sprachlos, verharrten die erwachsenen Männer gleich neben ihnen, die Arme noch zum Händeschütteln ausgestreckt, und konnten es offensichtlich kaum fassen. Die eine Braue von John Lupin verschmolz mit seinem Bankerhaarschnitt, während Charlus Potter leicht den Kopf hin und her bewegte und endlich nach der Hand seines Gegenüber griff. Noch im Auseinandergehen streckte John den Zeigefinger aus und zwischen dem Kollegen und den beiden Jungen hin und her. „Sollten wir das jetzt auch machen?“ fragte er ganz ernst, jedoch nicht ohne einen feinen, amüsierten Unterton. Schmunzelnd, aber gespielt erschrocken zuckte Charlus die Achseln und riss die Augen auf. „Ich kenne das Passwort nicht!“ gestand er, als müsse er sich bei Professor McGonagall entschuldigen, weil er an der fetten Dame nicht mehr vorbei kam, und John seufzte entsetzt. „Ich auch nicht!“ offenbarte er mit der Miene eines Verurteilten, bevor beide Männer in Gelächter ausbrachen.

Ihre Söhne hingegen interessierten sich kaum noch für sie. Sich eine winzige Träne aus dem Augenwinkel wischend, schüttelte Mr. Potter schon wieder den Kopf und grinste viel jungenhafter, als es einem Herrn seines Alters gut tun konnte. „Ich sage dir, unsere Kinder entgleiten uns, John!“ hob er einen mahnenden Finger und machte einen Schritt vom Bürgersteig hinunter. Was auch immer geschah: Hier herumstehen brachte gar nichts, und die Jungs würden sich so rasch nicht wieder voneinander trennen lassen. Also konnten sie sich auch irgendwo ein warmes Plätzchen suchen, an dem James und der Sohn des Kollegen aus einer anderen Abteilung ihre Neuigkeiten austauschen konnten.

Die Jungen vor sich her schiebend, redeten ihre Väter bereits über sämtliche üblichen Eröffnungshöflichkeiten eines Gespräches, das Wetter, die Feiertage, die erste Klasse und den furchtbaren Andrang von Einkaufenden, während Remus und James die Köpfe zusammen steckten. „Und? Was hast du zu Weihnachten gekriegt?“ wollte der Ältere gleich wissen und ließ sich widerstandslos von Vater durch die Gassen bugsieren. Eifrig rieb Potter die frierenden Hände ohne Handschuhe gegeneinander und gab ein zufriedenes Geräusch von sich. „Ich habe einen neuen Besen bekommen, damit ich üben kann für's nächste Schuljahr, komplett mit Pflegeset und so, und einen ganzen Sack voll Honeydukes Süßigkeiten und einen magischen Fotoapparat und dieses Quidditch-Buch, das ich haben wollte, weißt du noch? Und ...“ brabbelte er los als wäre das Ende der Welt gekommen, bis Remus lachend die leeren Handflächen präsentierte und ihn damit unterbrach. „Schon gut, schon gut, was hast du nicht bekommen?“ formulierte er die Frage um, damit James heute überhaupt noch mal fertig wurde. Ein winziges bisschen verlegen, aber hauptsächlich überlegen, grinste der 11jährige und stopfte sich die Daumen in die Revers seiner Robe unter dem offenen Mantel. Typisch Potter!

Wie sie in Fortescues Eissalon hinein gekommen waren, hatten sie beide gar nicht bemerkt, während James sich im Gegenzug nach Remus' Feiertagen erkundigt hatte, und auch ihren Tisch fanden sie mehr unbewusst. Die tiefe Tasche an seiner Seite schüttelnd, dass die schweren Münzen darin klirrten, grinste Remus breit und ließ sich auf einen Stuhl in einer wunderbar mollig warmen Ecke voller Plüschkissen sinken. „Darf ich mir selbst aussuchen!“ verkündete er dabei, woraufhin James sofort herzhaft lachte und mit den Augen rollte. „Deine Eltern haben offensichtlich keine Ahnung, was sie da angestellt haben!“ hielt er sich den Bauch und rutschte neben seinem Freund auf die beheizte Holzbank eines Kachelofens. Ah, herrlich war das! Aber viel zu heiß für Mantel und Schal, sogar für einen mit dem Wappen Gryffindors drauf.

Glücklicherweise hatten weder John Lupin noch Charlus Potter ihren Jungen zugehört, aber Remus hätte auch sonst dieses scheußlich verschmitzte Grinsen aufgelegt und die Brauen vielsagend hüpfen lassen. „'Alte und vergessene Hexereien und Zaubereien' – das hab' ich im Auge, seit ich das erste Mal im Geschäft war ...“ legte er die flachen Hände aufeinander und simulierte vorsichtig begeistertes Klatschen mit der Nasenspitze auf dem Mittelfinger, bevor er sich ebenfalls die Finger rieb, allerdings weniger vor Kälte. James rollte mit den Augen, konnte aber das Grinsen nicht unterdrücken. Das war ja so Remus! „Du willst dir ein Buch kaufen, Mann?“ fragte er fassungslos, als wäre ihm das nicht klar gewesen. Genauso berechenbar wie dieses Vorhaben war James' Reaktion gewesen, und bevor er noch vollständig geendet hatte, erwiderte der Ältere. „Ha!“ machte er und hielt ihm einen ausgestreckten Finger unter die Nase. „Nicht irgendein Buch, Potter! Ein wunderbares kleines Sammelsurium aus hilfreichen und wenig bekannten Sprüchen und Flüchen, die ich äußerst nützlich einzusetzen wissen werde!“ flüsterte er geheimnisvoll und viel versprechend. Im ersten Augenblick war sogar James so geplättet von dieser geschwollenen Ausdrucksweise und dem nahezu fiesen Glitzern in den Augen des anderen Jungen, dass er nur stotternd den Kopf schütteln konnte. Prustend und mit dennoch heimlich klopfendem Herzen beugte er sich etwas zu ihm herüber. „Hat das vielleicht was mit deinem ominösen Pergament zu tun?“ erkundigte er sich und wusste gleich, dass er ins Schwarze getroffen hatte. So heftig, wie Remus' Wangen dabei glühten, und so hastig wie er mit gebleckten Zähnen nickte, war alles klar. James schluckte „Aber versprich' mir, dass zumindest Gryffindor-Tower stehen bleibt, ja?“ Und die beiden Jungs brachen in schallendes Gelächter aus, nach dem sich das gesamte Café umdrehte.

Auf der anderen Seite des Tisches hatten sich die Väter niedergelassen, rasch bestellt und sich ihrer Mäntel entledigt, um sich ebenfalls gemütlich zu einem Schwatz unter Kollegen hinreißen zu lassen. Dazu hatte John Lupin seine Byère-Pfeife herausgekramt und angesteckt, so dass bald ein feiner, süßlich-herber Tabaksgeruch in winzigen Wölkchen von ihm aufstieg. Dagegen hielt Charlus Potter sich eher an lange Zigarren und sorgte damit ebenfalls dafür, etwas Abstand zwischen die Erwachsenen und die Kinder zu bekommen. Mittlerweile waren die beiden im Ministerium angestellten Männer dazu übergegangen, über Politik und ihre Arbeit zu sprechen, was erst recht abschreckend wirkte.

Normalerweise sahen sie einander selten, so weit wie ihre Büros innerhalb des enormen Gebäudekomplexes auseinander lagen, dennoch grüßten sie einander immer freundlich, begegneten sie sich doch einmal im Aufzug oder in der Eingangshalle. Mr. Potter war ein gutes Stück älter als Mr. Lupin, was man ihnen deutlich ansah. Während Johns Haar noch durchweg hell und voll war, besaß Charlus einen schütteren Fleck gleich auf dem Oberkopf, und das ehemalige Schwarz bleichte mehr und mehr zu silbrigem Grau aus. Genau wie sein Junge hatte er Zeit seines Lebens eine Brille tragen müssen, um nicht wie ein Maulwurf durch die Gegend zu krabbeln, aber jetzt waren die Gläser in Gleitsicht geschliffen, und die Krähenfüße an den Augenrändern ließen sich von dem dunklen Gestell nicht mehr verbergen. Trotzdem wirkte Mr. Potter kaum halb so alt wie er eigentlich war.

Ein Tablett kam von der Theke herüber an ihren Tisch geschwebt und servierte heiße Getränke für die Väter und zwei große Zaubereisbecher für die Jungen, die sich sofort mit langen Löffeln darauf stürzten. Die Unterhaltung von John und Charlus wurde unterbrochen, doch davon kam kein unangenehmes Schweigen auf. Seine Zigarre beiseite legend, nahm Mr. Potter einen tiefen Atemzug über seinem Pharisäer, während Mr. Lupin die Tasse mit Irish Coffee zurechtrückte und zufrieden die Brauen ineinander schob.

„Hast du von Sirius gehört?“ quasselte Remus derweil weiter und schob sich einen Riesenbissen von herrlich süßem, knatschbuntem Eis in den Mund, das ganz herrlich warm wurde, noch bevor es in seinem Magen ankam. Genußvoll musste das Kind einen Augenblick die Lider schließen. Hmmmm, Wintereis! Fast grunzend zog James die Nase hoch, heimlich beobachtet von seinem und dem Vater seines Freundes, die still vor sich hin lächelten. „Hab' ich! Seine geschätzten Eltern erlauben ihm, mir Briefe zu schreiben. Schließlich bin ich doch,“ er machte eine theatralische Pause, um sich damenhaft eine Hand an die Stirn zu legen und in der Taille einzuknicken, fuhr mit überspitzt hochnäsiger Stimme fort, „reinen Blutes!“ Remus verschluckte sich vor spontanem Lachen, bis eine türkisblaue Flüssigkeit aus seiner Nase kam, die vorher mal Eiscreme gewesen war.

Ob wegen dieses Bildes oder eher wegen der Bemerkung, konnte man nicht erkennen, doch beide Männer senkten die Blicke zu Boden und zuckten in verborgenem Kichern. Ja, die Blacks, das war schon eine ganz besondere Sippe. Ganz besonders eigen, vor allem. Aber dieser Junge, mit dem ihre Söhne befreundet waren, schien recht in Ordnung zu sein. Immerhin war er der erste aus seinem "gar fürnehmen" Clan seit vielen hundert Jahren, der nicht in Slytherin gelandet war, und das war bereits eine anzurechnende Leistung. Und überhaupt ... Sie brauchten sich die Kinder nur anzusehen, um sich todsicher zu sein: Einen besseren Freundeskreis hätten sie sich für die Jungen kaum wünschen können.

Leise, damit James und Remus ihn nicht hörten, aber deutlich genug, brummelte Mr. Potter etwas in Richtung seines Sitznachbarn und hob den Becher an den Mund. „Ich bin sehr froh, dass mein Sohn und dein Sohn sich so gut verstehen.“ Das Lächeln in Mr. Lupins Gesicht wurde offener, wie er weiterhin den Kindern zusah, und er nickte einmal bestimmt. „Das bin ich auch.“ Einander einen versteckten Seitenblick zuwerfend, zwinkerten die Väter und nahmen jeder einen tiefen Schluck ihrer heißen Getränke. Das waren gute Jungs, alle Vier, auch der kleine Dicke von Mrs. Pettigrew, der Witwe vom guten alten Paddy. Reichlich Flausen im Kopf und frech wie sonst was, aber schon nach so kurzer Zeit so fest zusammengeschweißt. Die würden niemals auseinander gehen. Beiden, Charlus wie John, war es ungemein wichtig, untrennbar eingeschlossen in eine Gemeinschaft zu sein. Und während ihre Frauen vielleicht manchmal lieber gehabt hätte, dass sie sich ruhigere Freunde suchten: Die Väter jedenfalls würden einander das Leben ihrer Kinder anvertrauen. Und sie beide hatten nur das Eine.

Eine steile Falte war senkrecht auf James' Stirn gewandert, wie er nun ernsthaft und heftig den Kopf schüttelte und sich beeilte, die Sahnehaube hinunter zu schlucken. „Ich mach' mir ein bisschen Sorgen um ihn,“ spielte er auf die Tatsache an, wie traurig und einsam Sirius' letzte Nachricht geklungen hatte. Offenbar hatte er den verspäteten Preis für seine Hauszugehörigkeit erhalten und war nicht gerade mit offenen Armen zuhause empfangen worden. Und der Gedanke daran, dass der beste Freund in seinem Zimmer im Dachgeschoß eines Londoner Stadthauses eingesperrt war und nicht mal zur Bescherung hatte herunterkommen dürfen, bereitete James ein so hässliches, unangenehmes Ziehen in der Brust, wie er es noch nie im Leben verspürt hatte. Er brauchte das gar nicht zu erwähnen, um von Remus Verständnis zu bekommen. Die Hand fest um den Stiel seines Eislöffels geschlossen, den Unterarm an der Tischkante abgestützt, nickte er nur, und eine gewisse Blässe rutschte wieder in seine Züge dabei. Ihm tat Sirius auch leid.

Beides, die fahle, fast papierähnliche Gesichtsfarbe des fremden Jungen mit Johns Augen und Johns furchtbarer Haarfarbe, aber auch dieser Ausdruck in James' Kindermiene, ließen Mr. Potter schlucken. Das brachte eine Assoziation hoch, die ihm gar nicht gefiel, während ihm gleichzeitig klar wurde, dass es keine bessere Gelegenheit, keinen seltsameren Zufall hatte geben können, wie hier und heute, weg vom Ministerium, auf John Lupin zu treffen. Seinen Pharisäer absetzend, richtete der stattliche Gentleman sich auf und räusperte sich, wandte den Blick widerwillig von den nun tuschelnden Jungen ab und schaute den Kollegen direkt an. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, bat er ihn um eine etwas privatere Unterhaltung. Verwirrung, fragende Überraschung zeigte sich auf Johns Gesicht, aber er schlug das Angebot nicht aus, sondern rückte mitsamt dem Stuhl etwas näher auf, bis sich beide Männer auf den Tisch stützen und damit auch mit Hilfe ihrer eigenen Hände eine Abschirmung aufbauen zu können. Die Jungen sollten ihnen nicht von den Augen oder den Lippen ablesen können, um was es ging.

„Hör' mal, John,“ begann Charlus so leise, dass seine Stimme ein einziges tiefes Grummeln war. „Ich würde dich so etwas Indiskretes niemals fragen, und du brauchst auch nicht darauf zu antworten, wenn du nicht möchtest.“ Abwehrend schnellte eine offene Handfläche vor, während gleichzeitig eine kaum sichtbare Röte die oberen Wangen des Anwaltes zum Leuchten brachten in dem dunklen Café. Völlig ausdruckslos bewegte Mr. Lupin nicht einen einzigen Muskel, obwohl man beinahe die Äderchen in seiner Bindehaut pulsieren sehen konnte. Ihm war vollkommen klar, in welche Richtung dieses Gespräch gehen würde. Aber er hatte keine Ahnung, wie weit Charlus vordringen wollte oder was genau er sagen wollte, und Mr. Potter gab sich große Mühe, sich sehr deutlich und unmissverständlich auszudrücken. Er hatte doch gerade gesagt, er wäre froh! Die kalte Wut unterdrückend, spürte John seinen eigenen Brustkorb zittern.

Ein verlegenes Übersprungslächeln huschte über Charlus' Gesicht bei diesem leeren Ausdruck und dem gleichzeitig stechenden Blick, und er musste seine Augen kurz abwenden. „Weißt du, seit drei Monaten höre ich von meinem Sohn eigentlich nur noch 'Sirius hier' und 'Remus da', verstehst du?“ Sogar Quidditch war nicht mehr so richtig wichtig für James. Geschenke waren nicht mehr angesagt. Besondere Ausflüge beinhalteten immer nur Hinweise darauf, wie sehr das seinen Freunden gefallen hätte. Oh nein, Mr. Potter liebte das! Aber genau das machte ihn in dieser Angelegenheit auch so besorgt. Deshalb musste es raus. Er nahm einen Atemzug bis runter in die hintersten Zipfel seiner Lungen. „Es ist ja nicht so, dass ich damit ein Geheimnis erzähle: Jeder weiß, dass es um die,“ nach den richtigen Worten suchend wiegte er den Kopf hin und her, „um die Gesundheit deines Jungen nicht zum Besten bestellt ist.“ Mit jedem Wort war er leiser geworden und behielt nun vorsichtig die vor Lachen quietschenden Kinder im Auge.

Immer noch rührte John Lupin sich keinen Zoll, und das machte es nicht gerade leichter für Charlus. Gezwungenermaßen musste er deutlicher werden, musste ihm exakt darlegen, was er eigentlich von ihm wollte. Das war wesentlich komplizierter, als er gedacht hatte. „Versteh' mich bitte nicht falsch, es ist nur ...“ Erneut musste er sich korrigieren und fing an, mit den Überresten seiner gelöschten Zigarre im Aschenbecher zu spielen. Er konnte den jüngeren Kollegen nicht einmal richtig ansehen dabei. „James macht sich einfach große Sorgen.“ Ganz leicht den Kopf schüttelnd, schielte er fast links neben sich. „Das kenne ich so gar nicht von ihm, er ist sonst ... Nunja, eher sorglos.“ Jetzt lächelte er kurz warm und abwesend, wie er sich offenbar ins Gedächtnis rief, wie sein Sohn normalerweise durchs Leben ging: Ohne Rücksicht auf Verluste. Während dessen zog sich ganz sacht, unmerklich, die eine Braue von John Lupin höher und höher. Mochte sein, dass Potter versuchte, sich zu erklären. Im Moment allerdings verwirrte er ihn mit diesen Gedankensprüngen.

Sich schüttelnd, um in die Gegenwart dieser unangenehmen Situation zurück zu kehren, seufzte Charlus und schluckte erneut, dass sein Kehlkopf hüpfte. Wie fragte man so etwas einen Vater? Einen Mann, der ihm gar nicht so unähnlich war? Auch er hatte nur einen einzigen Sohn, diesen einen, der da in der Ecke saß. Wie würde er reagieren, wenn dieses Damokles-Schwert über James hängen würde? Das trieb ihm für einen Herzschlag Tränen in die Augen, und sein Respekt für den Experimentellen stieg mit einem Mal ins Unermessliche. „Es würde James am Boden zerstören, wenn ...“ Nein, er konnte das nicht aussprechen. Und er traute sich auch nicht, John ins Gesicht zu sehen, um sich Gewissheit zu verschaffen, in wie weit er ihn schon verstanden hatte.

Die Unterarme auf den Tisch legend, richtete Mr. Potter sich endlich auf und nahm allen Gryffindor'schen Mut zusammen, um sich zu ihm herum zu drehen. „Ich möchte damit nicht sagen, dass unsere Jungs sich nicht mehr sehen sollten, John. Alles was ich will ist ...“ Als schiebe er einen dicken Klos seine Kehle hinauf fühlte sich das an. „Ich möchte ihn darauf vorbereiten können, wenn es so sein sollte.“ So. Jetzt war's raus.

Erst einmal sagte Mr. Lupin gar nichts. Das konnte er überhaupt nicht. Der Wechsel zwischen sich aufstauendem Zorn über diese vermutete Ungerechtigkeit und dem nun eintretenden, schwindelerregend leichten Gefühl von Zuneigung zu dem älteren Mann, der beinahe sein eigener Vater hätte sein können, machte ihn erneut sprachlos. Und dann lächelte er. Warm und erleichtert, und er schüttelte vorsichtig den Kopf. „Es ist nichts Lebensbedrohliches, Charlus,“ flüsterte er fast so heiser wie Remus nach Vollmondnächten.

Endlich konnte Charlus Potter wieder auf- und in seine Augen sehen, und das selbe seltsame Gefühl stand ihm ins Gesicht geschrieben, wie er ebenfalls lächelte und Luft durch die Zähne prustete. „Gut,“ sagte er nur und nickte, als könne er nach einem Ertrinkungsunfall wieder atmen.

Es dauerte eine ganze Weile, in der beide Väter ihren Gedanken nachhingen und schwiegen, und in der James in ausladenden Gesten von etwas erzählte, dass nach einer enormen Explosion aussah, als wäre Remus nicht selbst dabei gewesen, bis John die Stille brach. Mit der flachen Hand schlug er auf die Tischplatte, dass die Becher und Tassen klirrten. „So,“ stellte er fest und lehnte sich etwas nach vorne, um seinem Gesprächspartner wieder ins Gesicht schauen zu können. „Hast du schon gehört, was dieser ... Wie-nennt-der-sich-noch-gleich in Albanien angeblich gemacht haben soll?“

Und während die beiden Ministeriumsangestellten begannen, sich angeregt über das Ob und Wie und Waszutun angesichts dieser seltsamen Berichte zu unterhalten, bemerkten sie gar nicht, wie Remus und James verstummten und mit bleichen Gesichtern ihrem Gespräch lauschten.


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